Letzte Woche hatte ich einen Artikel über die meistverkauftesten Fotos verschiedener Bildagenturen 2009. In den Kommentaren tauchte mehrmals die Frage auf, welche meiner Fotos sich 2009 am besten verkäuft hätten. Ja, warum nicht mal nachschauen?
Die Mitarbeiter von Fotolia und iStockphoto haben sich die Mühe gemacht (Danke Murat und Sven Ole), mal zu filtern, welche meiner Fotos in deren Microstock-Agenturen am gefragtesten waren.
Den dritten Platz erzielte dieses Foto 2009 mit 64 Downloads.
Interessanterweise sind von meinen zehn bestverkauftesten Fotolia-Fotos 7, die im Dezember 2008 während eines Workshops mit Yuri Arcurs entstanden sind. Das kann zweierlei bedeuten. Entweder ist die Bedeutung richtig gewählter, professioneller Models mit dazu passender Visagistin und Stylistin sehr wichtig für die Verkäuflichkeit von Bildern oder – da alle diese Fotos exklusiv über Fotolia angeboten werden – es gibt eine Bevorzugung exklusiver Fotos in den Suchergebnissen. Wahrscheinlich wird es eine Kombination aus beidem sein.
Mit 71 Downloads liegt dieses Bild 2009 vorn. Ironischerweise musste dieser Laden, der im August 2008 geöffnet wurde, vor einigen Wochen wieder schließen. Schade drum, ich hatte geplant, dort noch einige Fotos zu machen.
Ebenfalls 45 Downloads konnte das Foto verbuchen, bei Fotolia in der vertikalen Variante beliebt, bei iStockphoto in der horizontalen.
Obwohl ich bei iStockphoto keine exklusiven Bilder habe, verkaufen sich dort oft ganz andere Motive gut als bei anderen Agenturen. Ich vermute, dass das am Kontrollierten Vokabular liegt, welches die Suchanfragen der Käufer ganz anders filtert als ein offenes System.
Meine Macrostock-Besteller
Mutter liest vor
Dieses Foto wurde 2009 insgesamt 10x verkauft.
Frau mit Tabletten
2009 wurde auch das Foto 10x runtergeladen.
Frau hört Musik
Das Foto auf dem dritten Platz schaffte 2009 noch 5 Downloads.
Hier zeigt sich auch der Unterschied zwischen Microstock und Macrostock. Die Verkaufszahlen sind deutlich geringer. Ungefähr 1/10 der Microstock-Verkäufe. Die Umsätze mit den Bildern können jedoch mit denen der Microstock-Bestseller mithalten bzw. übertreffen sie sogar. Außerdem gibt es im Macrostock-Bereich bei mir Fotos, die sich nur 3x oder 4x verkauft haben, jedoch mehr Einnahmen als das Foto mit 10x Verkäufen generiert haben. Die Schwankungen sind viel stärker. Wenn ich jedoch die Entwicklung von 2008 zu 2009 vergleiche, sind die Einnahmen pro Macrostock-Verkauf deutlich zurückgegangen.
In den letzten Wochen gab es sowohl von der Bildagentur istockphoto als auch von Fotolia Pressemeldungen, in denen deren erfolgreichste Bilder 2009 vorgestellt wurden. Das brachte mich auf die Idee, auch bei einigen anderen Agenturen zu fragen, welche Bilder sich dort 2009 am besten verkauft haben.
Corbis
Unsortiert hier die fünf bestverkauftesten Fotos von Corbis aus dem Bereich „Creative“, nur RM-Fotos, also ohne Editorial- oder RF-Fotos.
Deutlich zu sehen ist die Dominanz der Themen Business und Natur, gerne auch in Kombination. Interessant finde ich, dass „technische Mängel“ wie starke Vignettierung und Schlagschatten, was vor allem bei Microstock-Agenturen ein Ablehnungsgrund wäre, der Verkäuflichkeit nicht hinderlich ist.
Shutterstock
Die Bildagentur Shutterstock hat mir die 15 bestverkauftesten Fotos (Illustrationen und Vektoren nicht berücksichtigt) zugesandt, von denen ich diese fünf repräsentativsten rausgesucht habe.
Bei der Agentur, die nur Abonnement-Modelle anbietet, liegen ganz „klassische“ Motive vorne, gerne auch Hintergründe und Texturen wie die hier abgebildeten Wassertropfen oder Bienenwaben und ein Lederpolster. Von den 15 Bildern sind nur fünf mit Menschen, davon die gezeigten Fotos mit Familie und Arzt, noch ein Bergsteiger, ein Kind und eine schöne Frau. Es gibt sogar ein offizielles Statement, welche Bilder 2009 am gefragtesten waren:
„Die Download-Zahlen aus dem Jahr 2009 zeigen ein erhöhtes Interesse an grünen und alternativen Energien. Darüber hinaus gab es eine Bewegung weg von inszenierten, portraitartigen Bildern hin zu Bildern mit Menschen, die natürlich handeln. Fotos mit Natur-Sets und beruflichen Sets erfreuten sich ebenso großer Beliebtheit wie schon in den letzten Jahren.“
Getty Images
Getty wollte mir die meistverkauftesten Bilder nicht zeigen, dafür aber die meistgesuchten Creative-Bilder 2009. Nicht berücksichtigt sind wieder Editorial-Bilder.
Alle der fünf gezeigten Fotos sind RM-Bilder, was die im Vergleich zu den RF-Bestsellern der anderen Agenturen skurileren Motive und schnappschussmäßigere Anmutung der Bilder erklärt. Das letzte Fotos ist übrigens aus der Flickr-Collection. Erstaunt bin ich vor allem über die Dreieck-Illustration. Danach suchen Kunden? Da habe ich noch einiges zu lernen.
Fotolia
Der Vollständigkeit halber hier auch noch die Bestseller, die schon in den anderen Blogs etc. vorgestellt wurden.
Allein diese drei gezeigten Fotos wurden zusammen fast 10.000 runtergeladen. Konservativ kalkuliert müsste damit der Fotograf mit jedem dieser Bilder mindestens 3000 Euro verdient haben. Gefragt sind anscheinend vor allem Grppenaufnahmen, von Familien und Business-Leuten.
iStockphoto
Die Microstock-Tochter von Getty Images ist nicht so geheimniskrämerisch und zeigt ebenfalls deren vier meistverkaufteste Motive 2009, diesmal sogar nach Beliebtheit sortiert.
Die Themen Natur, Business, Gruppen sind auch hier am gefragtesten. Die ersten drei Fotos haben sich nach Angaben der Bildagentur zusammen fast 20.000 Mal verkauft. Wenn die Angaben beider Bildagenturen stimmen, hätte damit iStockphoto gegenüber Fotolia deutlich die Nase vorn. Das vierte Foto ist übrigens von einem deutschen Fotografen. Interessant ist auch zu sehen, wie zum Beispiel das zweite Bild mit der entspannten Frau auf verschiedene Weise von Kunden eingesetzt wurde.
123rf
Die beliebtesten Fotos 2009 stellt auch die Bildagentur 123rf vor, jeweils getrennt nach „per Credit“-Downloads und Abo-Verkäufen. Deutlich wird zum Beispiel, dass den Abo-Kunden Hintergründe, Texturen und Icons wichtiger sind als den Gelegenheitskäufern.
Die gesamten Bilder in groß und anklickbar gibt es in diesem Blogbeitrag der Bildagentur. Was sagt ihr zu der Zusammenstellung? Überrascht? Altbekannt? Welche Trends vermutet ihr für 2010?
Viele wissen, dass bei der Microstock-Bildagentur Fotolia die bestverkauftesten 50 Bilder angezeigt werden können, sortiert nach den Zeiträumen „heute, Woche, Monat, seit Beginn“. Deutlich sichtbar wird so, dass zum einen Gruppen oder Familien sehr beliebt sind, wie diese beiden Fotos:
Aber auch 3D-Grafiken mit Konzeptmotiven verkaufen sich wie geschnitten Brot. Bestes Beispiel ist Ioannes Kounadeas, dessen anonyme Männchen bestimmt jeder schon mal gesehen hat:
Weniger bekannt ist, dass diese Bestseller auch nach den elf länderspezifischen Seiten der Agentur (plus die EU) sortiert werden können. Das ermöglicht, zu erkennen, welche Bildvorlieben die Käufer in verschiedenen Ländern haben.
Ich habe mal einige Auffälligkeiten zusammengetragen.
Das Foto ist ein gutes Beispiel, wie lokale Besonderheiten die Verkäuflichkeit eines Motivs bestimmen können. Da die Straßenschilder eindeutig erkennbar den US-Standards nachempfunden sind, ist das Foto dort der Renner, auf allen anderen Länderseiten von Fotolia zählt das Foto jedoch nicht zu den bestverkauftesten. In dem Fall ist es dem Produzenten bei trotzdem über 700 Downloads sicher egal, aber es zeigt, was eine Rolle spielen kann.
Generell ähneln die Bestseller in der UK denen in den USA. Viel Business, noch mehr von Kounadeas‘ Männchen. Aber auch hier gibt es das eine regionale Top-Foto, was in anderen Ländern weniger gut läuft:
Der Grund liegt wieder in den typischen Eigenheiten des Landes. Diese Art der Bebauung ist dort am verbreitetsten, das Foto entstand auch in Großbritannien und dort wird es dann benutzt. Für Reiseführer ist es nicht spannend genug, aber für Broschüren von Immobilienmaklern oder zur Illustration von Artikeln über die Immobilienkrise ist das Foto ideal.
Deutschland wird alt. Bei keinem der anderen Länder sind Seniorenfotos in den Top 50. Auf der deutschen Seite jedoch gibt es gleich drei Fotos von alten Menschen, zum Beispiel diese beiden:
Auch stilisierte Öko-Fotos von total unberührter Natur sind hier häufiger zu finden. Das Foto wurde über 1200 mal runtergeladen, aber vor allem in Deutschland:
Was für eine Überraschung: Das Land im Süden Europas ist das einzige, welches eine Südfrucht als Topseller präsentiert. Diese Orange findet sich bei den anderen Ländern nicht in der Liste:
Woran das liegt? Wahrscheinlich benutzen viele Orangen-Anbauer so ein Foto für ihre Werbebroschüren und Webseiten, mit denen sie ihre Früchte an Großhändler oder Endkunden verkaufen.
Das inoffizielle Motto des Landes „Laissez Faire“ (Machen lassen) spiegel sich in der Beliebtheit der Bilder wieder. Gefragt sind in Frankreich sehr ruhige, grüne Fotos, aber auch meditative, ja zen-artige Fotos wie dieses:
Achtung, Klischees! Woran denkst Du beim Wort „Italien“? Richtig! Gutes Essen. Darum sind auch diese beiden Fotos in Italien so beliebt, die auf keiner der anderen Länder-Top-Listen erscheinen:
Viele verschiedene Lebensmittel, liebevoll arrangiert, üppig und appetitlich fotografiert. Ich frage mich, wie viele Restaurants dort mit diesen Fotos werben?
Bei Portugal gibt es drei Motive, die sich sehr gut verkaufen: Gesunde Lebensmittel, das heißt, solche Fotos wie bei Italien, nur mit Obst und Gemüse, große Menschengruppen und Wellness/Strand-Motive. Letzteres hängt sicher mit der örtlichen Tourismus-Industrie zusammen. Ihr wißt schon: Den ganzen Tag am Strand liegen und sich danach massieren lassen.
In Brasilien sind strahlende Zahnreihen in lachenden Mündern und Gesichter von brünetten Frauen der Renner. Gleich fünf Fotos davon finden sich hier in den Top 50. Fast alle davon tauchen auf den anderen Länderseiten nicht auf:
Nun gut, es ist keine Überraschung, dass in Japan eher japanisch aussehende Frauen verkauft werden. Die vielen Blumenbilder sind jedoch nicht ganz so naheliegend.
Ganz befremdlich hingegen finde ich die fliegende Kuh, die in Japan der Hit ist. Hat da jemand eine Erklärung? Gibt es einen populären Manga damit?
Wer nach Japan denkt, er wüsste, was nun kommt, hat sich getäuscht. Fotos von Chinesen finden sich nicht in der chinesischen Top-Verkaufsliste. Dafür ein Foto von Menschen beim Oktoberfest. Außerdem Geschenke, Schleifen, Schoko-Täfelchen. Und Schuhe. Viele Schuhe:
Außerdem ist der Öko-Gedanke stark ausgeprägt. Es gibt viele Fotos von Weltkugeln und grünen Konzepten in der Liste. Oder eine Kombination aus beidem:
Yep, Europa wächst zusammen und heraus kommt ein bürokratisches Ungetüm. Fotolia hat im Zuge des Erstarkens des Europäischen Parlaments eine eigene „Landing-Page“ für die Europäer erstellt. Und was kaufen die? Fast nur Kounadeas‘ Männchen:
Oder notfalls andere Business-Konzepte. Diese anonymen 3D-Figuren haben den großen Vorteil, dass sich keine europäische Nation benachteiligt fühlen kann, wie es bei zu hellen oder zu dunklen Hautfarben der Fall wäre. So gesehen schon clever.
Was für regionale Unterschiede habt ihr feststellen können?