Frag den Fotograf: Dürfen Models häßlich und dreckig sein?

Diesmal möch­te ich kei­ne Email beant­wor­ten, son­dern eine Frage. Diese wur­de mir auf der Foto-​Webseite fokussiert.com in die­sem Kommentar zu einem Artikel von mir gestellt.

Beim Schminken

Skip schreibt da:

[…] Zum Thema, an das ich mich wie­der erinnerte:
Ich bin über Dein Blog über­haupt mit Stockfotos in Berührung gekom­men. Erst da wur­de mir als (Print-)Medienlaien über­haupt klar: Wo sol­len denn sonst die Fotos in der Apothekenrundschau und „fami­lie & Co.“ herkommen.

Und genau so sehen die Fotos in den Datenbanken auch immer aus: Leicht zu kon­su­mie­ren, kei­ne Ecke, kei­ne Kontraste, kei­ne inhalt­li­che Tiefe, Beiwerk zum Artikel. Dabei tech­nisch natür­lich hoch pro­fes­sio­nell produziert.

Das fällt vor allem bei Deinen Familienfotos auf, wo die Kinder immer sau­ber sind und die Haare ordent­lich gekämmt. Und wenn Dreck, dann ist der sau­ber auf­ge­tra­gen. Jeder Fleck per­fekt. 😉 Da wer­den Menschen im Raum bei einer Tätigkeit abgebildet.

Die Frage ist: Muss das so sein? Verdient man mit „unor­dent­li­che­ren“ Settings und Modellen kein Geld?“

Die Antwort in Kürze lau­tet: Nein, das muss nicht so sein.

Aber die Antwort auf die zwei­te Frage lau­tet: Ja, damit ver­dient man kein, bzw. zu wenig Geld.

Doch jetzt hole ich mal aus: Es steht jedem Fotografen frei, sich „häß­li­che Models“ zu suchen, die­se zu foto­gra­fie­ren und den Bildagenturen anzu­bie­ten. Je nach Bildagentur wer­den die­se ent­we­der schon von der Bildredaktion abge­lehnt oder aber auch ange­nom­men. Abgelehnt wer­den sie meist des­halb, weil die Bildagenturen wis­sen, dass deren Kunden die Bilder aller Wahrscheinlichkeit nach kaum kau­fen wür­den. Warum soll­ten sie auch? So lan­ge genug Fotos von schö­nen Menschen ange­bo­ten wer­den, wird die Werbung oder der Artikel lie­ber damit illustriert.

Mittlerweile ist dank der Attraktivitätsforschung erwie­sen, dass es Kriterien gibt, die alle Menschen oder min­des­tens Menschen aus dem glei­chen Kulturkreis als „schön“ anse­hen. Ich gebe ehr­lich zu, dass ich mir lie­ber schö­ne Menschen als häß­li­che Menschen anschaue. Außerdem gehe ich davon aus, dass es den meis­ten eben­so geht. Deswegen wird lie­ber ein Foto mit einem schö­nen statt mit einem häß­li­chen Menschen gekauft.

Das Ganze lässt sich auch spie­le­risch bewei­sen. Die Bildagentur Dreamstime hat vor kur­zem ein Rate-​Spiel names „Stock Rank“ ver­öf­fent­licht, wo dem Spieler immer zwei ver­schie­de­ne Fotos gezeigt wer­den. Er muss dann raten, wel­ches sich schon ver­kauft hat und wel­ches nicht. Sind auf bei­den Bildern Menschen zu sehen, ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass sich eher das mit den schö­ne­ren Menschen schon ver­kauft hat.

Dass sich schö­ne Menschen gut ver­kau­fen, sehe ich an mei­nen Umsatzzahlen. Mit über 100 Models habe ich bis­her zusam­men­ge­ar­bei­tet, ca. zur Hälfte männ­lich und weib­lich. Bei den weib­li­chen Models ver­kau­fen sich die­se bes­ser, die ich auch als „schö­ner“ emp­fin­den wür­de. Bei den männ­li­chen Models fällt mir so ein Urteil schwe­rer, da Männer per se für mich weni­ger attrak­tiv sind. Hier grei­fe ich des­halb ger­ne auf die Meinungen weib­li­cher Freunde zurück, um Männermodels auszusuchen.

Zwar heißt es von Bildagenturen immer wie­der: Wir suchen natür­li­che, „ech­te“ Menschen, kei­ne Top-​Models. Das heißt aber nicht, dass häß­li­che Typen will­kom­men wären. Die Models sol­len gut aus­se­hen, aber nicht so per­fekt schön sein, dass sich die Betrachter nicht mehr damit iden­ti­fi­zie­ren kön­nen oder wollen.

Es gibt aber eine Ausnahme: Fotos von sehr dicken Menschen, von Gesichtern mit vie­len, dicken Eiterpickeln, zer­narb­te Körper und so wei­ter wür­den sich bestimmt ver­kau­fen las­sen. Jedoch nur mit den pas­sen­den Suchbegriffen wie „dick“, „häß­lich“ oder „Pickel“. Aber fin­de mal ein Model, dass kei­ne Probleme damit hat, wenn Leute ihr ins Gesicht sagen: „Darf ich zu Deinem Foto schrei­ben, dass es häß­lich aussieht?“

Selbst wenn das Model ein­wil­ligt, bleibt das Problem der gesell­schaft­li­chen Akzeptanz. Wie ich hier in einem lan­gen Artikel gezeigt habe, ver­bie­ten alle Bildagenturen die Nutzungen von Fotos in einem dif­fa­mie­ren­den oder belei­di­gen­den Kontext. Wenn dann das Foto vom Pickelgesicht für eine Akne-​Werbung genutzt wür­de, könn­te das Model vor Gericht gute Chancen auf Schadensersatz wegen Verletzung von Persönlichkeitsrechten haben.

Manchmal sagen mir Leute: „Diese gan­zen Schönheiten auf den Titeln von TV-​Zeitschriften, das ist doch nicht mehr schön, das will ich nicht sehen“. Aber damit mei­nen sie nie, dass sie häß­li­che Models sehen wol­len. Sie erken­nen nur, dass die Retusche so über­trie­ben ist, dass die Schönheit Illusion blei­ben muss, obwohl sie doch lie­ber an ech­te, „natür­li­che“ Schönheit glau­ben wol­len. Deswegen ist die Kunst bei der Retusche auch, die Models schö­ner zu machen, ohne den Betrachter erken­nen zu las­sen, was da ver­än­dert wurde.

Selbst Model-​Agenturen, die sich auf Models „abseits des Mainstream“ spe­zia­li­siert haben, um es mal dezent aus­zu­drü­cken, wie z.B. „Ugly Models“ in London oder „Autseider“ in Berlin, reden nie von häß­li­chen Models, son­dern immer von „inter­es­san­ten Gesichtern“, „Menschen mit Charaktern“ oder „Leuten mit Wiedererkennungswert“.

Wer ech­te Fotos sucht, muss bei den Nachrichten-​Agenturen schau­en. Da wer­den Fotografen ja hoch­kant gefeu­ert, wenn sie auch nur etwas Himmel retu­schie­ren. Autihenzitätist deren höchs­tes Gut, des­we­gen sind deren Bilder unbe­ar­bei­tet und die Menschen und Orte eben mit Kanten und Dreck.

Und was ist mit dem Dreck? Gegen Dreck haben Bildagenturen nichts, vor­aus­ge­setzt, er passt zum Bildkonzept. Ein Bauer oder Bauarbeiter darf auch mal ein dre­cki­ges Hemd tra­gen und Schmutz unter den Fingernägeln haben. Aber dre­cki­ge Kinder unter dem Weihnachtsbaum? Wäre das glaub­wür­dig? Okay, viel­leicht, aber anders gefragt: Hätten sich die Eltern das gewünscht?

Eben habe ich über­legt, ob ich die­sen Blog-​Artikel nicht nut­zen soll­te, um einen Aufruf zu star­ten. Ich könn­te fra­gen, wer meint, rich­tig häß­lich zu sein und für Stockfotos modeln möch­te. Irgendwie befürch­te ich jedoch, dass ich dann Models absa­gen müss­te, wenn sie für den Suchbegriff „häß­lich“ zu „schön“ sind. Was für eine Welt.

Okay, was meint ihr? Verdient man mit „unor­dent­li­chen“ Models kein Geld? Warum kau­fen Designer so sel­ten Fotos von häß­li­chen Models?

Stockfotografie-​News 2009-08-07

Yep, die Woche ist wie­der zu Ende und ich fas­se kurz das Sommerloch zusammen.

  • Getty Images ver­öf­fent­licht die zwei­te Ausgabe ihres Kundenmagazins Close-​Up. Mit dabei wie­der die drei best­ver­kauf­tes­ten Bilder des letz­ten Quartals der ver­schie­de­nen Sparten. In der Sparte „Creative“ eine Überraschung: Die ers­ten bei­den Fotos sind Naturaufnahmen ohne Menschen.
  • Google fügt bei der Bildersuche unter „Erweiterte Bildsuche“ die Möglichkeit ein, nach bestimm­ten Lizenzen zu suchen, z.B. ob ein Foto für die kom­mer­zi­el­le Nutzung frei­ge­ge­ben ist. Die Angaben schei­nen Tests zufol­ge jedoch nicht immer zu stimmen.
  • Die Bildagentur Dreamstime bie­tet ihren Nutzern eine beque­me Facebook-​Verknüpfung, mit der die Facebook-​Freunde je nach Wunsch über neue Uploads, Downloads oder Verkäufe infor­miert wer­den können.
  • Gestern hat Alamy sei­ne neu­en Umsatzzahlen für das zwei­te Quartal 2009 vor­ge­legt. Insgesamt sind die Umsätze durch die Wirtschaftskrise zurück­ge­gan­gen, Alamy macht aber nach eige­nen Aussagen noch Gewinn. Während die Preise für RM-​Bilder dort sta­bil geblie­ben sind, sind sie bei RF-​Bildern leicht gesunken.
  • Die Bildagentur PhotoEdit hat die Ergebnisse einer Umfrage ver­öf­fent­licht, was Schüler von den Fotos in ihren Schulbüchern hal­ten. Die Studie kann kos­ten­los über die Bildagentur als PDF ange­for­dert werden.

So, ich geh jetzt schwimmen.

Getty Images senkt Bildpreise

Wenn die welt­weit füh­ren­de Bildagentur Getty Images etwas an ihrer Preisstruktur ändert, ist das schon eine Meldung wert.

Die Bildagentur selbst spricht natür­lich nicht von einer Preissenkung, son­dern von einem „neu­en Angebot für die Nutzung von Web & Mobile-​Bildern“. Dabei hat sie es im September 2007 schon vor­ge­macht: Damals wur­de ein neu­es Web-​Angebot ein­ge­führt, bei dem Web-​Bilder (413 Pixel/​500 KB) nur 49 Euro kos­te­ten. Getty Images zufol­ge hat eine inter­ne Analyse der Kauftrends gezeigt, dass Kunden, deren Ersteinkauf ein 49-​Euro-​Bild ist, spä­ter mehr als dop­pelt so viel aus­ge­ben wie ande­re Kunden.

88576194 Dracorubio Images/Flickr/Getty Images
88576194 Dracorubio Images/​Flickr/​Getty Images

Das soll nun wie­der­holt wer­den, indem die Formate noch mal eben­so wie die Preise schrump­fen. Die Spanne reicht von 5 Euro für lizenz­freie Bilder und 15 Euro für lizenz­pflich­ti­ge Bilder mit 170 Pixel/​56 KB oder 15 Euro für lizenz­freie und 35 Euro für lizenz­pflich­ti­ge Bilder mit 280 Pixeln. Bei den lizenz­pflich­ti­gen Bildern ist die Nutzungsdauer auf drei Monate beschränkt.

Damit sind die Bilder sogar güns­ti­ger als die kleins­ten Größen der neu­en Vetta-​Kollektion von istock­pho­to oder der Infinite Collection von Fotolia, wobei deren kleins­te Größen jedoch eher der Web-​Größe bei Getty Images entsprechen.

Nun sind wir an dem Punkt ange­kom­men, an dem sich die Preise der Microstock-​Agenturen teil­wei­se mit denen der Macrostock-​Agenturen über­schnei­den. Wird Macro das neue Micro? Oder umgekehrt?

Teil 9: Fotos von Bildagenturen in ADAC Reisemagazin, Neue Welt, Life&Style, ideenMagazin und Reader’s Digest

Wer die “Einleitung: Fotos von Bildagenturen in Zeitschriften” schon gele­sen hat, kann nach dem Foto wei­ter­le­sen, ansons­ten emp­feh­le ich, sich dort einen Überblick zu verschaffen.

Zeitschriftencover

Zeitschrift: ADAC Reisemagazin
Untertitel: keiner
Ausgabe: Mai/​Juni 2009
Erscheinungsweise: zweimonatlich
Preis: 7,80 Euro
Zeitschriftenthema: Reise, Kultur, Autos
Größe der Bildredaktion: Zwei Personen
Verlag: ADAC Verlag GmbH

Fangen wir heu­te mit einem Reisemagazin an. Im Heft fin­den sich 46 Fotos aus 26 Bildagenturen. Der größ­te Teil besteht aber aus Auftragsfotos zu den Reisethemen, die bebil­dert wer­den sol­len. Ich fand auf­fäl­lig (und gut), dass die Fotos rela­tiv groß abge­druckt wer­den. In den Bildcredits wird immer die Agentur und der Fotografenname genannt.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos:

Cinetext: 5
Ullstein Bild
: 5
AKG-​Images: 4
Getty Images: 3
Laif: 3
A1pix: 2
Bildagentur Huber: 2
F1 Online: 2
Fotex: 2
Mauritius: 2
Anzenberger: 1
Arco Images: 1
Artur: 1
Bilderberg: 1
DEFD: 1
Diagentur: 1
Food Centrale Hamburg: 1
Granata Images: 1
Interfoto: 1
Parallelozero: 1
Picture Press: 1
Rex Features: 1
Schapowalow: 1
Stockfood: 1
Superbild: 1
Visum: 1

Bemerkungen:
Die Dominanz der Reise- und Reportageagenturen (Laif, Ullstein, Huber, etc.) über­rascht hier nicht, wohl aber die Führung von Cinetext, die auf Filmfotos spe­zia­li­siert sind. Das hängt jedoch damit zusam­men, dass eine Reise auf den Spuren der „Don Camillo und Peppone“-Filme wan­delt und ent­spre­chend bebil­dert wurde.

Zeitschrift: Neue Welt
Untertitel: Für die Frau
Ausgabe: 14/​2009
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: 1,50 Euro
Zeitschriftenthema: Stars, Adel, Mode, Gesundheit
Größe der Bildredaktion: Sechs Personen (Leitung: Christiane Doerk)
Verlag: Westdeutsche Zeitschriftenverlag GmbH

In der Neuen Welt zähl­te ich 104 Fotos aus 32 Agenturen. Auffällig war, dass der Reiseteil fast nur aus PR-​Fotos bestand, im Gegensatz zur Zeitschrift oben und auch die Trennung von redak­tio­nel­lem Inhalt und Werbung ist – nun ja- schwam­mig. Zum Beispiel wird für einen Gesundheitsartikel ein PR-​Foto eines Medikamentenherstellers genom­men, der auch im Artikel emp­foh­len wird. Die Bildcredits gel­ten mal für eine ein­zel­ne Seite und mal für eine Doppelseite.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos:

Action Press: 13
Panthermedia: 11
dpa: 8
Bilderbox: 7
Dana Press: 7
Face To Face: 6
Roba Press: 6
Schneider-​Press: 5
Wahapress: 5
Jump: 4
PPE: 3
Mauritius: 2
Agency People Image: 2
a‑way: 2
Babirad-​Picture: 2
Breuelbild: 2
CMK Images: 2
People Image: 2
Schickinger: 2
Cinetext: 1
AP: 1
Bildagentur Strauß: 1
Brauer Photos: 1
Bulls Press: 1
Colourpress: 1
doc-​stock: 1
EB-​Stock: 1
InterTopics: 1
Most Wanted Pictures: 1
Newpix: 1
peo­p­le pic­tu­re: 1
Seeger-​Press: 1

Bemerkungen:
Da ich sehr vie­le Fotos bei Panthermedia habe, fin­de ich des öfte­ren mei­ne Fotos in der Zeitschrift. Roba/​Dana/​Scheider Preis sind alle­samt auf Adel- und Celebrity-​Bilder spe­zia­li­siert und damit für eine Zusammenarbeit prädestiniert.

Zeitschrift: Life&Style
Untertitel: weekly
Ausgabe: 17/​2009
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: 1,90 Euro
Zeitschriftenthema: Stars, Mode, Beauty
Größe der Bildredaktion: Sechs Personen (Leitung: Maike Kie Godbersen)
Verlag: Heinrich Bauer Verlag KG

Die Zeitschrift scheint ein Familienbetrieb zu sein. Sie erscheint im Bauer-​Verlag und sowohl Herausgeberin und Chefredakteurin tra­gen eben­falls den Nachnamen Bauer. Im Heft fin­den sich fast nur Stockfotos und so gut wie kei­ne Auftragsfotos, außer für eini­ge Kleidungsfotos. Trotz der Bildfülle, wer­den rela­tiv wenig Agenturen genutzt: 190 Fotos aus 29 Bildagenturen.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos:

Action Press: 46
Splash News
: 38
Wirepress: 13
Getty Images: 11
Reflex: 8
Eliot Press: 7
paulpics.de: 7
Bulls Press 6
Colourpress: 6
Most Wanted Pictures: 6
HGM Press: 5
Wenn: 5
Face To Face: 4
Insight Celebtrity: 4
Sipa Press: 4
Starface: 3
dpa: 2
Babirad-​Picture: 2
InterTopics: 2
Picture Press: 2
Cinetext: 1
AP: 1
Fotex: 1
Interfoto: 1
Stockfood: 1
Angeli: 1
FilmMagic.com: 1
Finest Images: 1
Reuters: 1

Bemerkungen:
Die Top-​Agenturen der Paparrazi kämp­fen hier um die ers­ten zehn Plätze. Gewonnen hat wie so oft Action Press. Bei den Bildcredits wer­den nur die Agenturnamen angegeben.

Zeitschrift: ideenMagazin
Untertitel: Das Haus
Ausgabe: 2/​2009
Erscheinungsweise: quartalsweise (?)
Preis: 2,95 Euro
Zeitschriftenthema: Deko, Einrichtung, Garten
Größe der Bildredaktion: Eine Person (Christine Meinel-Höß)
Verlag: Internet Magazin Verlag GmbH

Ich bin mir nicht sicher, wie genau die­se Zeitschrift funk­tio­niert. Sie scheint ein Ableger der Zeitschrift „Das Haus“ zu sein, der ab und zu Einrichtungs- und Gestaltungsideen vor­stellt. Deshalb schei­nen vie­le Fotos auch aus (im Heft bewor­be­nen) Büchern zu sein, zum Beispiel beim Vorstellen von Rezepten oder Drinks. Wenn Agenturfotos genutzt wer­den, wird oft auch der Fotografenname ange­ge­ben. Insgesamt fin­den sich 56 Fotos aus 15 Bildagenturen.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos:

Flora Press: 16
foto­lia
: 10
istock­pho­to: 7
Stockfood: 4
Picture Press: 3
Jahreszeiten Verlag: 3
Bildagentur Strauß: 2
Camera Press: 2
GAP Photos: 2
Planet Syndication: 2
Jump: 1
Mauritius: 1
Corbis: 1
Jupiterimages: 1
Loupe Images: 1

Bemerkungen:
Mit istock­pho­to und foto­lia sind hier Microstock-​Agenturen ganz gut ver­tre­ten, flan­kiert wer­den sie aber wei­ter­hin von den eher teu­ren Bildagenturen.

Zeitschrift: Reader’s Digest Deutschland
Untertitel: keiner
Ausgabe: April 2009
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: 3,70 Euro
Zeitschriftenthema: Reportagen, Geschichten
Größe der Bildredaktion: Eine Person (Markus Ward)
Verlag: Verlag Des Beste GmbH

Der Reader’s Digest ist sowas wie der kleins­te gemein­sa­me Nennen der Zeitschriftenbranche. Das Heft erscheint in 50 Ausgaben und 21 Sprachen. Gezählt habe ich in der deut­schen Ausgabe, da fand ich 47 Fotos aus 22 Bildagenturen.

Hier die Liste der Agenturen, sor­tiert nach Häufigkeit der Fotos:

foto­lia: 9
Corbis: 8
Getty Images: 3
AP: 3
Look: 3
dpa: 2
Reuters: 2
Masterfile: 2
pd‑f.de: 2
HGM Press: 1
AKG-​Images: 1
F1 Online: 1
Rex Features: 1
Age Fotostock: 1
Alamy: 1
Colourbox: 1
manfredbaumann.com: 1
MAXPPP: 1
Newscom: 1
pho­to­al­to: 1
Project Photos: 1
Zentralbild: 1

Bemerkungen:
Bei eini­gen Reportagen im Heft wer­den auch Auftragsfotos genutzt. foto­lia und Corbis sind im Heft am häu­figs­ten ver­tre­ten und die Zuordnung ist vor­bild­lich: Direkt am Bild mit Agentur- und Fotografennamen. Insgesamt wer­den die Fotos im Heft jedoch eher zur Auflockerung und Illustration statt als Blickfang genutzt.

Fast eine Zusammenfassung:
Nach zehn Ausgaben mei­ner Zeitschriftenanalyse – dann hät­te ich 50 ver­schie­de­ne Zeitschriften ana­ly­siert – woll­te ich eine Bilanz zie­hen und auf­lis­ten, wel­che Agenturen ins­ge­samt am meis­ten genutzt wur­den etc. Mittlerweile gehen mir aber lang­sam die Zeitschriften aus. Falls mit jemand in Köln mal eini­ge aus­ge­le­se­ne Hefte in den Briefkasten wer­fen will oder mir jemand wel­che per Post schi­cken möch­te, bit­te ich um eine kur­ze Mail. Vielen Dank.

Neid und Konkurrenz zwischen den drei Bildermärkten RM, RF und Microstock

Vor eini­gen Tagen bekam ich wie­der eine Mail eines Berufsfotografen. Ohne sich vor­zu­stel­len, frag­te er mich direkt, wie­so ich mei­ne Bilder als Microstock anbie­ten wür­de. Damit wür­de ich das Einkommen vie­ler Fotografen zer­stö­ren. Ich ant­wor­te­te höf­lich und er erwi­der­te mit Zahlen, wie viel ich pro Bild und Jahr bei Macrostock-Agenturen und Verkäufen nach der MfM-​Tabelle machen kön­ne. Ich rech­ne­te kurz nach und merk­te, dass ich bei sei­nen Umsätzen auch im Microstock-​Bereich mit­hal­ten konnte.

Zwei Fäuste

Das ließ mich ver­mu­ten, dass der betref­fen­de Fotograf den Vorwurf erhob, ohne selbst kon­kre­te Zahlen zum Microstock-​Geschäft zu haben. Genau das war auch der Grund, war­um ich vor über einem Jahr selbst begon­nen hat­te, eini­ge Fotosessions über Microstock-​Bildagenturen zu ver­kau­fen. Da ich auch genug RM und Macro-​RF-​Bilder anbie­te, hat­te ich nach einer Weile gute Vergleichszahlen. Einen Teil davon habe ich im Blog auch schon ver­öf­fent­licht. Dort kamen in den Kommentaren übri­gens auch gleich wie­der obi­ge Vorwürfe auf. Für mich und mei­ne Art der Fotografie jedoch lohnt sich Microstock.

Macro vs. Micro

Vor einer Weile bekrieg­ten sich Fotografen über das bestehen­de RM-​Lizenzmodell und die damals neu ent­ste­hen­den RF-​Bildangebote. Jetzt ist die Verbitterung zwi­schen „tra­di­tio­nel­len“ Fotografen und Microstock-​Produzenten noch stär­ker, da der ein­zi­ge Unterschied im Geschäftsmodell mitt­ler­wei­le nur der Preis ist. Macro-​Fotografen mer­ken Umsatzrückgänge und beschul­di­gen die Microstocker, statt sich in das neue Geschäftsmodell ein­zu­ar­bei­ten und es ver­ste­hen zu lernen.

Microstock-​Agenturen haben mitt­ler­wei­le so vie­le Kunden, dass sie ein akti­ver und wei­ter­hin wach­sen­der Bereich der Stockfotografie sind. Microstock wird nicht so schnell wie­der ver­schwin­den, wie es vie­le am Anfang gehofft haben. Die Territorialkämpfe sind sinn­los gewor­den, der Markt ist abge­steckt und gesi­chert. Wer nicht über den Zaun kommt, bleibt auf der ande­ren Seite ste­hen und schimpft. Die ande­ren neh­men teil und ver­die­nen mit.

Micro vs. Macro

Doch auch anders­rum gibt es Gezetter am Preisgrenzenzzaun. Microstock-​Fotografen waren anfangs meist Amateure, deren Wissen und Technik mit der Zeit bes­ser wur­de. Jetzt kom­men aber die offe­ne­ren und expe­ri­men­tier­freu­di­gen Profi-​Fotografen aus der Macro-​RF-​Liga und begin­nen, ihr Können im Microstock-​Bereich zu zei­gen. Durch eige­ne Studios, bes­se­ren Zugang zu Models und viel Ausrüstung wach­sen deren Portfolios oft schnel­ler und mit durch­schnitt­lich bes­ser ver­käuf­li­chen Bildern an. Das ängs­tigt die Hobby-​Fotografen, die sich eben­falls bedroht füh­len durch das Anheben der Messlatte.

Macro + Micro

Ich bin jedoch sicher, dass alle drei Modelle neben­ein­an­der exis­tie­ren kön­nen. Die Prozentanteile wer­den sich bestimmt ver­schie­ben. Aber wenn Fotografen ler­nen, ihren RF, RM und Microstock-​Bereich nicht als in sich geschlos­se­nen Markt, son­dern als Teil eines gro­ßen Bildermarktes zu sehen, an dem alle teil­neh­men kön­nen, kön­nen wir unse­re Energie bestimmt dar­auf ver­wen­den, den Markt zu stär­ken und nicht uns selbst zu schwächen.

Vor paar Wochen hat­te der Fotograf Jonathan Ross im Blog „Microstock Diaries“ einen sehr ähn­li­chen Artikel geschrie­ben, der mir aus dem Herzen spricht und den ich zum Lesen empfehle.

Welche Erfahrungen habt ihr beim Umgang von Macro- und Microstock-​Fotografen mit­ein­an­der gemacht? Seht ihr das ähn­lich wie ich oder nicht?

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