Archiv der Kategorie: Frag den Fotograf

Frag den Fotograf: Dias an Bildagenturen schicken?

Letzte Woche war wie­der eine span­nen­de Frage in mei­nem Postfach, die bestimmt auch ande­re Fotografen inter­es­siert. Sie kommt dies­mal von Thomas Fischer:

Ich ver­fü­ge noch über reich­lich Fotomaterial in Form von groß­for­ma­ti­gen Diapositiven 6X7, 9X12, 13X18 und 6X12 Panaroamaformat. Gibt es noch Agenturen die sol­che Formate ver­mark­ten (und auch ent­spre­chen­de Preise dafür zah­len)? Oder ist es sinn­voll die Fotos ein­scan­nen zu las­sen und dann anzu­bie­ten?

Mittlerweile nimmt fast kei­ne Bildagentur Dias mehr an. Was die Bildagentur Acor Images auf ihrer Webseite schreibt, gilt auch für vie­le ande­re Agenturen: „Analoges Bildmaterial neh­men wir nur noch in Ausnahmefällen. Die Kosten für die fach­ge­rech­te Digitalisierung wer­den dem Fotografen in Rechnung gestellt. Bitte neh­men Sie daher vor einer Einsendung von Dias Kontakt mit uns auf.“ Ich emp­feh­le des­halb, die Dias fach­ge­recht zu scan­nen, das heißt, vom Profi mit einem Trommelscanner, und die digi­ta­len Fotos an Bildagenturen zu senden.

Beim Einscannen der Dias ver­lan­gen die meis­ten Agenturen min­des­tens eine opti­sche Auflösung von 4000 dpi und eine mini­ma­le Kantenlänge von 4000 Pixeln bei der län­ge­ren Seite. Die Dateigröße soll­te unkom­pri­miert min­des­tens 50 MB betragen.

Da sowohl der Kauf eines geeig­ne­ten Dia-​Scanners als auch der Service von Scan-​Diensten teu­er ist, emp­feh­le ich, nur die wirk­lich bes­ten (im Sinne von gut ver­käuf­li­chen) Motive ein­scan­nen zu las­sen und dann den Bildagenturen zu schi­cken. Im Gegensatz zur Einsendung der Dias an Bildagenturen hat das auch den Vorteil, dass die emp­find­li­chen Dias beim Fotografen blei­ben und die nun digi­tal vor­lie­gen­den Daten auch bequem für die eige­ne Webseite und ande­re Zwecke genutzt wer­den können.

Falls es noch Bildagenturen gibt, die Großformat-​Dias anneh­men, kann das ger­ne in den Kommentaren erwähnt werden.

Frag den Fotograf: Welche Objektive nutzt Du?

Mittlerweile bekom­me ich sogar Mails aus vie­len Ländern.
Vor eini­gen Tagen lag die­se Mail von Cassandra aus Florida, USA, in mei­nem Postfach:

I hope you can read English! I love your stock pho­to­gra­phy. I am try­ing to break into the busi­ness my self but need gui­dance! I have a Canon 450d and am going to upgrade to a 5d Mark II but I need help with the lens choice. What is your favo­ri­te lens to use? Thank you so much. You are an inspi­ra­ti­on to new­bies like me!

Ich ant­wor­te­te kurz auf eng­lisch, möch­te aber hier aus­führ­li­cher ant­wor­ten, da ich gemerkt habe, dass ich mei­ne Objektive meist für bestimm­te Zwecke nutze.

Canon EF 24–105 mm, f4, IS USM L
Das ist mei­ne meist­be­nutz­te Linse, mein „Immerdrauf-​Objektiv“, da es von Weitwinkel für Übersichtsaufnahmen bis zu einem leich­ten Zoom für Portraitfotos alles abdeckt. Dieses Können hat sei­nen Preis. Damit mei­ne ich nicht nur den Wert in Euro, son­dern auch, dass es schwer zu benut­zen ist. Das Objektiv hat vor allem in den Extrembrennweiten sicht­ba­re Objektivfehler. Da wären bei­spiels­wei­se im Weitwinkel-​Bereich Randabschattungen und kis­sen­för­mi­ge Verzerrung, im Tele-​Bereich ton­nen­för­mi­ge Verzerrung und je nach Lichtverhältnis bei allen Brennweiten star­ke chro­ma­ti­sche Abberation. Auch die Lichtstärke f4 ist manch­mal nicht aus­rei­chend, wird aber oft durch den Bildstabilisatur wett gemacht.
Wer die­se Fehler jedoch kennt und sie berück­sich­ti­gen kann, sei es schon bei der Aufnahme (durch Wahl einer geeig­ne­ten Brennweite) oder nach­träg­lich mit Photoshop, hat mit dem 24–105 ein Objektiv, was sehr viel­sei­tig und robust ist und eine gute Bildqualität liefert.

Mutter spielt mit Sohn
Canon EF 50mm, f1.8 II

Martin hat­te vor eini­gen Monaten eine Lobeshymne auf die­ses Objektiv geschrie­ben, der ich nur zustim­men kann. Das Objektiv ist mit unter 100 Euro wirk­lich bil­lig, lie­fert sehr gute Bildqualität und für den Preis eine unschlag­ba­re Lichtstärke! Außerdem ist es sehr klein und leicht. Diese Eigenschaften zusam­men füh­ren dazu, dass ich das Objektiv oft zusätz­lich in die Tasche ste­cke und dann abends froh bin, wenn f4 des obi­gen Objektivs nicht mehr aus­rei­chen, eini­ge Blendenstufen mehr in Reserve zu haben. Das Objektiv ist mei­ne des­halb „Notfall-​Linse“.
Der Autofokus bei die­sem Objektiv ist jedoch etwas trä­ge und nicht sehr genau, da heißt es: „Immer schön auf dem Display kontrollieren“.

Junge schaukelt auf Spielplatz
Canon EF 70–200mm, f2.8 IS USM L

Mein zweit­liebs­tes Objektiv, was ich fast nie für mei­ne Stockfotos ein­set­ze, son­dern vor allem für Konzertfotos, Theaterfotografie oder sel­ten, wenn ich den Hintergrund bei Personenaufnahmen ver­schwim­men las­sen will. Das Teil ist wuch­tig und mein Mini-​Stativ hat schon Probleme mit des­sen Gewicht. Dafür ist es so licht­stark, dass sehr gut in dunk­len Räumen gear­bei­tet wer­den kann, in denen Entfernungen über­brückt wer­den müs­sen – wie im Theater oder auf Konzerten eben. Manchmal aber auch, wenn ich das Model auf einen Baum klet­tern lasse.

Mit Laptop im Freien
Sigma 105mm Macro, f2.8 EX DG
Mit die­sem Objektiv mache ich mei­ne Nahaufnahmen. Dabei kommt es nicht auf Schnelligkeit an und das kommt dem Makro-​Objektiv zugu­te. Denn der Autofokus ist so laut und lang­sam, dass es defi­ni­tiv kei­ne Schnappschuss-​Linse ist. Dafür ist die gerin­ge Schärfentiefe bei Blende 2.8 sehr sehens­wert. Oft schal­te ich auf manu­el­len Fokus um, da es ner­ven­scho­nen­der ist. Missen möch­te ich das Objektiv nicht, denn der Makrobereich eröff­net ganz ande­re Bildwelten aus die ande­ren Objektive. Manchmal nut­ze ich es jedoch auch ein­fach für Nahaufnahmen von Körperteilen wie Augen, Nase oder Mund.

Bunte Kapseln
Canon EF 85mm, f1.2 USM L II

Das ist mei­ne neus­te Errungenschaft. Viele Erfahrungen konn­te ich noch nicht sam­meln. Gekauft hat­te ich es, um stim­mungs­vol­le Portrait bei schwie­ri­gem Licht auf­neh­men zu kön­nen, doch mit Vollformat ohne Crop-​Faktor ist ein Bildausschnitt nur mit Kopf schon nicht mehr mög­lich. Schade. Dafür mag ich hier bei den ers­ten Tests den samt­wei­chen Schärfeverlauf bei gro­ßer Blendenöffnung. Die Fotos aus der fokussiert-​Serie über mei­ne Arbeit sind fast alle mit die­ser Linse entstanden.

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Zubehör
Ich nut­ze an den L‑Objektiven immer die mit­ge­lie­fer­ten Streulichtblenden (auch Gegenlichtblende oder Sonnenblende genannt). Diese erhö­hen den Bildkontrast und­re­du­zie­ren Farbsäume.Zusätzlich schüt­zen sie die Objektiv-​Vorderseite vor Stößen, Schlägen und kleb­ri­gen Kinderhänden.

Ball zur Kamera
Außerdem habe ich drei Arten von Filtern in ver­schie­de­nen Größen. UV-​Filter, Pol-​Filter und Graufilter. Die UV-​Filter sind an dem Canon 24–105mm und dem 85mm immer dran, vor allem als zusätz­li­cher Schutz. Das muss ein qua­li­ta­tiv hoch­wer­ti­ger UV-​Sperrfilter sein, denn ein Objektiv ist immer nur so gut wie die schlech­tes­te Linse. Einige mei­nen, das sei Unsinn, weil es die Bildqualität beein­träch­ti­gen wür­de. Ich wische einen Fleck jedoch lie­ber auf einem 100-​Euro-​Filter weg und ris­kie­re da einen Kratzer als auf einem Objektiv für über 1000 Euro.
Die Pol-​Filter sind übri­gens die ein­zi­gen Filter, wel­che sich nicht mit Photoshop simu­lie­ren las­sen. Im Studio brin­gen sie mir nichts (es sei denn, ich foto­gra­fie­re spie­geln­de Flächen), aber bei Außenaufnahmen sor­gen sie für sat­te Farben und den kit­schig blau­en Himmel.
Die Graufilter neh­me ich sel­ten, nur wenn ich eine gerin­ge­re Schärfentiefe erzwin­gen möch­te, als es bei strah­len­dem Sonnenschein sonst mög­lich wäre. Vor allem für Video-​Aufnahmen wer­den die Filter sicher öfter zum Einsatz kommen.

Was für Objektive nutzt ihr und war­um fin­det ihr sie gut?

Frag den Fotograf: Englisches Wort für Textfreiraum

Ich erhal­te vie­le Mails, in denen ich die glei­chen Fragen gestellt bekom­me. Deswegen beant­wor­te ich eini­ge davon hier im Blog, um ande­re Leser dar­an teil­ha­ben zu lassen.

Auf dem Weg
Kerstin aus Sachsen schrieb mir vor einer Weile:

Hallo Robert,
ich hät­te mal eine Frage an Dich, da Du ja auch ein Meister der Verschlagwortung bist:

Gibt es einen eng­li­schen Begriff für Textfreiraum?
All mei­ne Wörterbücher hel­fen mir dabei lei­der nicht wei­ter und auch im Internet habe ich nicht wirk­lich eine Lösung gefunden…“

Wörterbücher hel­fen in die­sem Fall wirk­lich nicht wei­ter, es sei denn, jemand setzt sich mal hin und erstellt ein Branchenwörterbuch für die Stockfotografie.

Das erst mal die Antwort: Das eng­li­sche Wort für „Textfreiraum“ lau­tet „copy­space“, also wört­lich „Platz zum Kopieren“ von Text oder ande­ren Bildern. Einige schrei­ben das Wort zusam­men, ande­re aus­ein­an­der (copy space), aber übli­cher und bes­ser ver­käuf­lich ist die zusam­men­ge­schrie­be­ne Variante.

Einige Bildagenturen wie istock­pho­to las­sen sogar direkt nach die­sem frei­en Platz im Foto suchen. Soll er links oben oder unten in der Mitte sein? Genauer erklärt wird das von istockphoto-​Fotograf Sean Locke in einem Blogpost.

Warum ist das Wort Textfreiraum bzw. deren eng­li­sches Pendant so wich­tig in der Stockfotografie? Stockfotos wer­den häu­fig zur Illustration von Text benö­tigt. Wenn im Bild freie Flächen sind, hat der Designer mehr Spielraum, wo er die­sen Text plat­zie­ren soll oder wo er bei einer Werbeanzeige das Produkt, das Logo und den Werbeslogan unter­brin­gen kann. In einem Artikel zu Freistellern ist das an einem Praxisbeispiel gut zu sehen.

Frag den Fotograf: Tipps zur Verschlagwortung

Durch die­sen Blog häu­fen sich Anfragen von Fotografen in mei­nem Postfach, die Fragen an mich haben. Da die­ser Blog nur ein klei­ner Teil mei­ner Arbeit als Fotoproduzent ist, fin­de ich lei­der nicht immer die Zeit, jedem aus­führ­lich zu ant­wor­ten. Deswegen picke ich mir für die Rubrik „Frag den Fotograf“ ab und zu eini­ge Fragen her­aus, die ich in grö­ße­rer Runde beant­wor­ten möch­te, damit gleich alle Leser (und Leserinnen) an der Antwort teil­ha­ben kön­nen. Und bit­te, scheut euch nicht. Wer zusätz­lich Antworten hat, kann sie ger­ne in den Kommentaren hin­ter­las­sen. Der Fragesteller wird die­se eben­falls lesen.

Mit Lupe im Internet

Dieses Mal schrieb mir ein Fotograf aus Mannheim:

Hallo Robert,
habe mal eine Frage zu Deiner Stock-​Fotografie, vor­aus­ge­setzt, Du möch­test mir antworten:
Wie sind Deine Erfahrungen im Bereich Verschlagwortung?
Kann man ohne wei­te­res alles in Deutsch bear­bei­ten, oder bringt es Vorteile, das gan­ze von vor­ne­her­ein in Englisch durchzuführen.
Wie viel Anlaufzeit hat­test Du, bis Du eini­ger­ma­ßen zufrie­den warst mit den Verkaufsergebnissen?“

Ich ver­schlag­wor­te grund­sätz­lich alle mei­ne Fotos in deut­scher Sprache. Zum einen des­halb, weil die meis­ten mei­ner Bildagenturen deut­sche Suchbegriffe akzep­tie­ren und eini­ge Agenturen ver­schlag­wor­ten die Fotos sowie­so selbst. Bei den weni­gen Agenturen, die eng­li­sche Schlagworte ver­lan­gen, bedie­ne ich mich eines Tricks. Ich nut­ze die Übersetzungsfunktion für das kon­trol­lier­te Vokabular einer gro­ßen Bildagentur und kopie­re mir die­se Suchbegriffe.

Wichtiger als die Sprache der Suchbegriffe ist jedoch die Wortwahl. Meine Tests haben bei­spiels­wei­se erge­ben, dass ein Wort in sei­ner urspr­ung­lü­chen Wortart, vor allem bei Verben und Substantiven, am meis­ten gesucht wird. Deshalb ist  „lau­fen“ als Suchbegriff sinn­vol­ler als „Lauf“ oder „Haus“ nütz­li­cher als „häus­lich“. Bei Adjektiven ist ent­ge­gen die­ser Regel lie­ber nach dem Substantiv gesucht, also z.B. „Stärke“ statt „stark“ oder „Größe“ statt „groß“.

Vor weni­gen Tagen habe ich bei einer Bildagentur die Suche eines Kunden ver­fol­gen kön­nen. Dieser such­te erst nach „Größenverhältnis“, fand nur 6 Fotos, ver­such­te es danach mit „Größen“ und erhielt 33 Treffer und erst bei der Suchkombination „groß klein“ erhielt er 353 Bilder zur Auswahl, auf denen es genug Beispiele für das ursprüng­lich gesuch­te „Größenverhältnis“ gab.

Auch ande­re Ergebnisse sind inter­es­sant: So ver­kau­fen sich Fotos mit dem Suchbegriff „Flagge“ bes­ser als „Fahne“. Mehr Leute suchen nach „Fotografie“ als nach „Fotograf“. Je län­ger ein Suchbegriff ist, des­to sel­te­ner wird er genutzt. Trotz aller Konzeptwörter soll­te die kon­kre­te Beschreibung der Gegenstände auf einem Foto nicht ver­ges­sen wer­den. Wenn ein Verkehrsschild auf einem Foto zu sehen ist, reicht nicht der Begriff „Verkehrsschild“, son­dern auch die dar­ge­stell­te Verkehrsregel soll­te als Suchbegriff genutzt wer­den, z.B. „Parkverbot“, „Vorfahrt beach­ten“ etc.

Einige Bildagenturen hel­fen den Fotografen, indem sie z. B. wie Dreamstime ange­ben, wel­che Suchbegriffe zum Verkauf eines Fotos führ­ten. Ich weiß, dass eini­ge ande­re Agenturen die­se Daten eben­falls intern aus­wer­ten. Es wäre hilf­reich, wenn die­se mit den Fotografen geteilt wer­den wür­den. Shutterstock, Panthermedia, Digitalstock und eini­ge ande­re Bildagenturen zei­gen bei­spiels­wei­se Listen der Suchbegriffe, die am häu­figs­ten von den Kunden genutzt werden.

Dreamstime-Keyword-Sales
Regelmäßige Zeitschriftenlektüre trai­niert auch die Sensibilität für die rich­ti­gen Suchbegriffe. Wer sich in einer bun­ten Zeitschrift die Fotos nicht nur anschaut, son­dern über­legt, war­um das Foto gekauft wur­de, fin­det vie­le Informationen. Vor allem im Titel des Textes, Untertitel  oder in der Bildunterschrift ste­hen oft die Worte, nach denen der Bildredakteur gesucht hat, um das Foto zu finden.

Im Internet gibt es vie­le hilf­rei­che Programme, die bei der Erstellung oder der Analyse von Suchbegriffen nütz­lich sind, zum Beispiel:

  • Photo/​Image Keywording Tool erlaubt das Verschlagworten anhand belieb­ter ähn­li­cher Fotos
  • Stocktagger schlägt ähn­li­che Suchbegriffe anhand des „kon­trol­lier­ten Vokabulars“ von Getty Images und istock­pho­to vor
  • Photokeywords erlaubt eben­falls die Suche nach ähn­li­chen Fotos und schlägt pas­sen­de Suchbegriffe vor
  • Findphotokeywords wie das vori­ge Programm, nur viel aus­führ­li­cher, dafür aber häu­fi­ge Nutzung nur gegen Entgelt
  • PicNiche ana­ly­siert Angebot und Nachfrage bestimm­ter Suchbegriffe

Darüber hin­aus gibt es Programme, die zwar nicht für die Stockfotografie erfun­den wur­den, aber hel­fen, das Suchverhalten der Menschen bes­ser zu verstehen:

Nach die­ser Informationsflut soll­te der Verschlagworter noch mal sein Werk begut­ach­ten und einen Schritt zurück tre­ten. Ist wirk­lich jedes der gewähl­ten Suchbegriffe für mein Foto rele­vant? Wenn Dich ein Bildredakteur anru­fen wür­de und jedes Wort mit Dir durch­ge­hen wür­de, könn­test Du jeden Deiner Begriffe glaub­haft ver­tei­di­gen? Wenn nicht, fällt Dein Foto viel­leicht dem „Keyword-​Spam“ zum Opfer. Keyword-​Spam bedeu­tet, dass sehr belieb­te Suchbegriffe für ein Foto benutzt wer­den, damit es bei Suchen häu­fig ange­zeigt wird, obwohl die­se Wörter nicht zum Foto pas­sen. Das ist bei vie­len Bildagenturen ein Ablehnungsgrund. Vor allem istock­pho­to und Alamy sind in die­ser Hinsicht sehr streng.

Meine Art der Verschlagwortung ist bestimmt nicht die bes­te, aber bis­her bin ich damit klar gekom­men. In regel­mä­ßi­gen Abständen schaue ich in mei­ne und die Statistiken der Bildagenturen, wel­che Suchbegriffe beson­ders beliebt sind und rich­te mei­ne Fotosessions danach aus. Danach nut­ze ich eini­ge der oben ange­ge­be­nen Webseiten, um bei unsi­che­ren Keywords her­aus­zu­fin­den, wel­che Variation am gelun­gends­ten wäre. Danach ver­schlag­wor­te ich das Foto nach sicht­ba­ren Motivteilen (Mann, Tisch, Akte, Telefon, Anzug, …), dann fol­gen die Konzeptwörter (Business, Arbeit, Hektik, Bürokratie, …) und zum Schluss tech­ni­sche Beschreibungen (Freisteller, Studioaufnahme, iso­liert, Textfreiraum, …). Zum Schluß wer­den alle Wörter nach Relevanz geord­net, also die wich­tigs­ten nach vorn, der Rest nach hinten.

Nach einer Weile habe ich so einen kom­pak­ten Satz an Suchbegriffen, die ich für neue Fotos schnell über­neh­men kann. Ich mache das mit Copy & Paste in einem Textprogramm, wer will, kann auch Adobe Bridge kom­for­ta­ble dafür ein­rich­ten. Hier eine Anleitung. Wer bequem ist, kann sich sogar fer­ti­ge Keyword-​Listen dafür kau­fen.

Puh, das war eine lan­ge Antwort. Jetzt inter­es­siert mich, wie ihr Eure Fotos ver­schlag­wor­tet. Wie ist Eure Vorgehensweise? Was für Erfahrungen habt ihr mit unter­schied­li­chen Methoden gemacht?

Frag den Fotograf: Welche Kamera für professionelle Fotos?

Wieder eine Mail in mei­nem Postfach, dies­mal von einem sich selbst als „blu­ti­gen Anfänger“ bezeich­nen­den Hobby-​Fotograf.

Hallo,

ich habe Deinen Blog gefun­den und woll­te eigent­lich nur eine beson­ders kur­ze Frage stel­len, die sicher­lich den­noch nicht ganz ein­fach zu beant­wor­ten sein wird.

Aktuell mache ich zwar ger­ne Fotos, konn­te mich jedoch noch nicht dazu über­win­den mir eine bes­se­re, aber auch teu­re Kamera zuzu­le­gen. Ich weiß noch nicht, ob ich ein­mal auch beruf­lich foto­gra­fie­ren wer­de, doch wür­de ich den Einstieg in die pro­fes­sio­nel­le Fotografie ger­ne mit einer guten Kamera begin­nen. Bisher habe ich sehr gute Erfahrungen mit Canon-​PowerShot-​Kameras gemacht, habe mir also über­legt, der Marke treu zu blei­ben. Ich hat­te mir daher den Kauf einer Canon EOS 450D über­legt. Vorher woll­te ich jedoch einen Profi fra­gen und dein (ich hof­fe ich darf du schrei­ben) Artikel erschien mir eine Offenheit zu zei­gen, die man in die­ser Form nicht häu­fig antrifft. Welche Kamera wäre für den Einstieg in die pro­fes­sio­nel­le Fotografie emp­feh­lens­wert? Worauf soll­te man achten?“

Technik entdecken
Da mir sei­ne Frage häu­fi­ger gestellt wird, möch­te ich ver­su­chen, sie exem­pla­risch zu beant­wor­ten. Ich wei­se dar­auf hin, dass aus­drück­lich nach einer Kamera für „pro­fes­sio­nel­le Fotografie“ gefragt wur­de. Meine Antwort bezieht sich also nicht auf süße, klei­ne Digicams für die Schnappschüsse auf Partys.

Zuerst der wich­tigs­te Punkt vor­weg: Die Kamera ist für gute Bilder nur zweit­ran­gig! Oder um die ewig gel­ten­den Sätze des „Fotopapstes“ Andreas Feininger zu zitieren:

Die einen, zu denen lei­der die meis­ten Amateure gehö­ren, sind ver­narrt in Präzisionskameras, fun­keln­de Objektive, Feinkornentwickler usw. Sie haben die bes­te Ausrüstung, das letz­te Kameramodell, die licht­stärks­ten Objektive und alles nur erdenk­ba­re Zubehör. […] Außerdem sind sie genau auf dem lau­fen­den über die Vor- und Nachteile der ver­schie­de­nen „Systemkameras“ und geben ihre eige­ne Kamera regel­mä­ßig in Zahlung für das jeweils neus­te Modell […]. Aber sie haben oft kei­ne Ahnung, was sie über­haupt foto­gra­fie­ren sol­len, und machen sel­ten Aufnahmen, die der Mühe wert sind.“ (aus: Die gro­ße Fotolehre)

Profis stel­len trotz die­ser Technikschelte gewis­se Anforderungen an ihre Kameras. Aber nicht um der Technik wil­len, son­dern zum einen, weil die Kunden bzw. Bildagenturen bestimm­te tech­ni­sche Daten vor­aus­set­zen (z.B. Megapixel) und bei häu­fi­gem Gebrauch eini­ge Details ein­fach bequem sind oder nur dafür sor­gen, dass die Kamera nicht so schnell kaputt geht und zum ande­ren, weil sich nur mit bestimm­ter Technik krea­ti­ve Bildideen gut umset­zen lassen.

Doch zurück zur Frage. Was muss eine Profi-​Kamera haben oder können?

  • Wechselobjektive: Das wirk­lich Wertvolle eines guten Fotografen sind sei­ne Objekive, die Blitzgeräte und Lichtformer. Die Kamera kann ein­fach aus­ge­tauscht wer­den, wenn es neue­re Modelle gibt.
  • RAW-​Aufnahmen: In kri­ti­schen Lichtsituationen kann eine RAW-​Aufnahme die ein­zi­ge Möglichkeit sein, ein Bild zu „ret­ten“.
  • Blitzschuh: der ein­ge­bau­te Blitz von Digitalkameras hat zuwe­nig Steuerungsmöglichkeiten
  • Vollformat-​Sensor: Es gibt genug Leute, die auch mit klei­ne­ren Sensoren ver­käuf­li­che Fotos machen. Aber die Details und die Schärfe wer­den nur bes­ser, wenn der Sensor grö­ßer wird
  • Dazu kom­men noch vie­le Details wie gerin­ge Auslöseverzögerung, AdobeRGB-​Farbraum, lan­ge Akkulaufzeit etc., die heut­zu­ta­ge aber so gut wie alle Kameras haben, die obi­ge Kriterien erfüllen

Kein Wort zu den Megapixeln? Nein. Selbst die bil­ligs­ten Spiegelreflex-​Digitalkameras, die die meis­ten obi­gen Anforderungen erfül­len, haben heut­zu­ta­ge min­des­tens 8 oder gar 10 Megapixel. Das reicht aus bzw. ist manch­mal fast zuviel.

Um die „bes­te Kamera“ zu fin­den, ist es wich­tig, sich über den Zweck im Klaren zu sein. Nicht umsonst bie­tet z.B. Canon im Profisegment neben der Canon EOS 1Ds Mark III für Studiofotografen auch die Canon EOS 1D Mark III, wel­che nur halb so vie­le Megapixel hat, dafür aber bei Serienaufnahmen dop­pelt so schnell ist und des­halb z.B. für Sportfotografen auf jeden Fall die bes­se­re Wahl ist.

Die Kamera-​Marke ist fast egal, solan­ge die Firma genug Wechselobjektive anbie­tet und auch lang­fris­tig her­stellt. Oft kau­fen Anfänger jedoch eine schnie­ke Spiegelreflex-​Digitalkamera und haben danach kein Geld mehr, eben­so­viel Geld für gute Objektive aus­zu­ge­ben. Aber eine Canon EOS 1D Mark III mit einem AF 28–300mm F/3,5–6,3‑Objektiv von Tamron wird sicher kei­ne bes­se­ren Fotos machen als eine Canon EOS 1000D mit einem EF 85mm 1.2 L II USM-​Objektiv von Canon. (Wäre mal einen Versuch wert…)

Bis auf den Vollformat-​Sensor erfül­len bei­spiels­wei­se alle Canon EOS-​Kameras die genann­ten Voraussetzungen. Für einen Anfänger emp­fiehlt es sich also, ein bil­li­ge­res Kameramodell zu neh­men, dafür aber beim hoch­wer­ti­gen Objektiv zu sün­di­gen, was nach 2–3 Jahren beim Wechsel zur bes­se­ren Kamera ein­fach behal­ten wird. Das Objektiv muss nicht mal teu­er sein: Eine 50mm 1.8 II-​Festbrennweite von Canon kos­tet ca. 100 Euro und ist damit beim Preis/​Leistungsverhältnis unschlag­bar. Ach ja, damit nicht der Verdacht der Schleichwerbung auf­kommt: Nikon macht auch gute Kameras und Objektive.

Deshalb: Verbringt weni­ger Zeit mit der Suche nach der Kamera, son­dern denkt dar­über nach, was ihr foto­gra­fie­ren wollt und kauft Euch das ent­spre­chend pas­sen­de Objektiv.