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Frag den Fotograf: Geld verdienen mit Fotos trotz Centpreisen?

Bei die­ser Frage per Email habe ich kurz über­legt, ob ich sie ein­fach löschen sol­le. Dann aber dach­te ich dar­an, dass ich mir noch vor fünf Jahren fast das Gleiche gedacht habe und des­halb will ich die Frage ernst­haft beantworten.

Hallo Robert,

ich beschäf­ti­ge mich erst seit kur­zem mit der Stockfotografie. Was ich mich die gan­ze Zeit fra­ge ist: Wie soll man denn einen Gewinn erzie­len, wenn man pro gekauf­ten Foto nur weni­ge Cent ver­dient, aber einem Model bei­spiels­wei­se 70€ bezahlt?

Hoffe Du kannst mir helfen?

Beste Grüße,
Dominik“

Zunächst ein­mal: Die „weni­gen Cent“ sind oft eher ein Argument von Microstock-​Hassern, wel­che selbst kaum Fotos anbie­ten. Ich habe hier mei­ne durch­schnitt­li­chen Umsätze pro Fotoverkauf auf­ge­lis­tet. Die fünf größ­ten Microstock-​Agenturen zusam­men (Shutterstock, Fotolia, iStockphoto, Dreamstime, 123rf) brin­gen im Schnitt 0,81 Euro pro Bildverkauf. Das liegt zwar immer noch im Centbereich. aber „weni­ge Cent“ sind das für mich nicht.

Doch selbst wenn wir anneh­men, Dominik hät­te gefragt, wie man Gewinn erzielt, wenn man pro Fotoverkauf nur einen Euro bekommt, bleibt sei­ne Frage berechtigt.

Kann man mit Stockfotos Geld ver­die­nen? Ja, das habe ich regel­mä­ßig gezeigt, auch wenn das eini­ge anzweifeln.

Wenn man einem Model 70 Euro zahlt, hängt es natür­lich auch davon ab, wel­che Motive man mit die­sem Model umsetzt und wie vie­le Bilder man online stel­len kann. Wer aus einem Model-​Shooting nur 10 Bilder hoch­la­den kann, braucht pro Bild 8–9 Verkäufe, nur um die Modelkosten zu decken. Wer aus dem Shooting jedoch 50 Bilder holen kann, braucht nur knapp 2 Verkäufe pro Bild.

Ich selbst neh­me aus einem Model-​Shooting im Schnitt ca. 100 Bilder mit, die ich ver­kau­fen kann. Da brau­che ich dann weni­ger als einen Verkauf pro Bild, um die Modelkosten zu decken. Viel wahr­schein­li­cher ist jedoch, dass eines der 100 Bilder zu sei­nem Bestseller wird, der sich eini­ge hun­dert Mal ver­kauft. Diese Chance ist bei 100 hoch­ge­la­de­nen Bildern natür­lich höher als bei 10 Bildern aus dem Shooting.

Es geht aber auch anders­rum. Ich habe letz­ten Monat bei einer Makrostockagentur ein Foto von einem Bauern bei der Ernte an eine Fernsehzeitschrift ver­kauft. Dafür habe ich 307 Euro Honorar bekom­men. Dieser Verkauf allein hat die Modelkosten locker gedeckt. Und bei die­sem Shooting habe 40 Bilder im Verkauf.

Gerne neh­me ich bei sol­chen Fragen auch einen ande­ren Vergleich: Ein Kilo Zucker kos­tet im Handel ca. einen Euro. Daran ver­die­nen min­des­tens der Hersteller und der Händler. Ich selbst wäre bei wei­tem nicht in der Lage, für einen Euro Zuckerrüben anzu­pflan­zen, die­se zu gie­ßen, dün­gen, dann zu ern­ten, rei­ni­gen, zer­klei­nern, ver­damp­fen, kris­tal­li­sie­ren und raf­fi­nie­ren. Selbst ohne Verpackung und Transport wür­de mich all das deut­lich mehr als den einen Euro kosten.

Aber wie­so ver­die­nen dann zwei Firmen (Hersteller und Händler) trotz­dem dar­an. Die Masse macht’s. Durch Automatisierung und gro­ße Mengen wird selbst die Produktion von „Centartikeln“ lukra­tiv. Da unter­schei­det sich der Microstock-​Markt kaum von ande­ren Massenmärkten. Der größ­te Unterschied ist viel­leicht, dass es bei Microstock-​Agenturen ein­fach ist, auch als Anfänger weni­ge Fotos unter­zu­brin­gen. Solange aus den weni­gen Bildern aber kei­ne „Masse“ wird, kann der Fotograf durch sei­ne Fixkosten (Kamera, Computer, etc.) dar­an nichts verdienen.

Was sagt ihr? Wie erklärt ihr jeman­den, dass sich auch der Verkauf zu Centbeträgen loh­nen kann?

Frag den Fotograf: Für wie viele Credits sollte ich meine Bilder anbieten?

In letz­ter Zeit habe ich des öfte­ren Emails mit kur­zen Fragen bekom­men. Meist habe ich die­se kurz beant­wor­tet, bis ich gemerkt habe, dass sich eini­ge Fragen doch wie­der­ho­len. Deswegen möch­te ich die Fragen wie­der ver­mehrt hier im Blog ver­öf­fent­li­chen, damit ich bei Bedarf auf die Antwort ver­lin­ken kann und ihr auch als Leser etwas davon habt.
Vor paar Tagen schrieb mir Thorsten:
„Hallo Robert,
ich habe ges­tern aus­führ­lich dei­ne Beiträge über Microstockagenturen stu­diert. Ich fand dar­in vie­le über­ein­stim­men­de und neue Informationen zu die­sem Thema.
Ich selbst bin seit 2010 bei Fotolia und begann mit Fotos. Musste aber fest­stel­len, dass ich mehr Talent in der Bildbearbeitung/​Manipulierung, Illustrationen und Vektoren habe. Da ich das noch neben­bei mache, ist mein Portfolio bei wei­tem nicht so groß.  Aber ich schei­ne auf dem bes­ten Weg zu sein, dass mei­ne Grafiken immer mehr Zuspruch finden.
Aber wes­halb wen­de ich mich an dich? Ich habe eine Frage: Welche Erfahrungen hast Du in punc­to ange­bo­te­ne Credits? Ich sehe bei dir, dass du fast alle Bilder mit 1, max. 2 Credits anbie­test. Ist es aus dei­ner Erfahrung sinn­vol­ler, mit einem Credit die Bilder anfangs ein­zu­stel­len? Oder wel­chen Tipp kannst du mir geben?  Ich wäre dir für eine kur­ze Antwort sehr dankbar.
Viele Grüße
Thorsten“
Wem der gan­ze Microstock-​Bereich neu ist, der ver­steht viel­leicht die Frage nicht, des­halb eine kur­ze Erklärung. Bei vie­len Bildagenturen kön­nen die Bilder nur mit einer Kunstwährung namens „Credits“ bezahlt wer­den. Über den Daumen gepeilt ist ein Credit meist ca. ein Euro, aber wer vie­le Credits kauft, bekommt viel Rabatt.
Bei der Bildagentur Fotolia haben Fotografen in gewis­sen Grenzen die Möglichkeit, den Startpreis für ihre Bilder selbst fest­zu­le­gen. Standard ist 1 Credit für die kleins­te Größe und dann immer mehr Credits für die nächst­grö­ße­ren Auflösungen. In die­ser Tabelle seht ihr, ab wel­cher Ranking-​Stufe die (nicht­ex­klu­si­ven) Fotografen den Startpreis der Credits fest­le­gen kön­nen. Exklusive Fotografen haben noch mehr Möglichkeiten.
Möglichkeiten der Preisgestaltung durch Credits

Wer ein Bild mit zwei oder drei Credits als Startpreis ver­kauft, der kann pro Verkauf das Doppelte oder Dreifache verdienen.

Deshalb ist die Frage von Thorsten legi­tim, was sinn­vol­ler ist: Lieber Viele Verkäufe mit 1 Credits oder weni­ger Verkäufe mit 2–3 Credits?

Bei der Beantwortung gibt es vor haupt­säch­lich vier Punkte zu berück­sich­ti­gen: Angebot und Nachfrage, Ranking, Konkurrenz-​Preise und die Rückstufung.

Angebot und Nachfrage

Es ist ein ein­fa­ches markt­wirt­schaft­li­ches Prinzip: Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Dieser wird durch die Credits gesteu­ert. Das heißt ver­ein­facht: Wer sehr gene­ri­sche Motive foto­gra­fiert, die viel Konkurrenz haben, zum Beispiel frei­ge­stell­te jun­ge Damen oder Obst oder nied­li­che Katzen, der soll­te bei einem Credit blei­ben. Wer auf­wän­di­ge­re Shootings macht, die nicht so leicht zu kopie­ren sind, kann auch zwei Credits anset­zen und wenn die­se Motive dann noch stark nach­ge­fragt wer­den, sogar drei Credits. Ich habe das mal in eine Kreuzmatrix gefasst:

Auch der eige­ne Verdienst soll­te etwas berück­sich­tigt wer­den. Ich habe mal einen zwei­tei­li­gen Test gemacht (sie­he hier und hier), der gezeigt hat, dass man trotz weni­ger Downloads mit höhe­ren Credit-​Preisen mehr ver­dient. Demnach wür­de es ja für jeden sinn­voll sein, die Preise so hoch wie mög­lich anzu­set­zen? Nein. Denn auch die fol­gen­den Faktoren spie­len eine Rolle.

Das Ranking

Bei Fotolia stei­gen die Fotografen umso höher im Ranking, je mehr Fotos sie ver­kauft haben. Mit jeder wei­te­ren Ranking-​Stufe erhal­ten sie mehr Prozent vom Verkaufspreis (erkenn­bar als „Lizenzgebühr“ in der ers­ten Grafik oben). Die Fotografen begin­nen bei 20% und kön­nen bis 46% erhal­ten. Wer sei­ne Fotos nicht mit dem Startpreis von 1 Credit, son­dern mit 2 oder 3 anbie­ten will, soll­te beden­ken, dass die­se Bilder dann sel­te­ner ver­kauft wer­den. Das ist unter dem Strich durch den dop­pel­ten Verkaufspreis zwar trotz­dem lukra­tiv, aber zu beden­ken ist, dass der Fotograf auch mit jeder höhe­ren Ranking-​Stufe zwi­schen zwei bis sechs Prozentpunkte mehr Umsatz erhält. Auch dadurch erhält der Fotograf mehr Geld.

Meine Empfehlung ist daher, dass min­des­tens bis zum Erreichen des Gold-​Status die Preise bei 1 Credit belas­sen wer­den soll­ten. Danach kann man selbst ent­schei­den, ob es sinn­voll ist, zu ver­su­chen, die nächst­hö­he­re Stufe durch mehr Verkäufe errei­chen zu wol­len, oder lie­ber direkt mehr abkas­siert. Nicht ganz so rele­vant, aber unter ungüns­ti­gen Bedingungen ent­schei­dend sind zwei wei­te­re Punkte.

Konkurrenz-​Preise

Fotolia weist Anbieter ab dem Smaragd-​Ranking auf eine „Anpassung der Preisgestaltung“ hin:

Erhält Fotolia Kenntnis, dass ein nicht exklu­si­ver Anbieter des Levels „Smaragd“ oder höher im Fotolia Ranking sei­ne Bilder, Vektoren oder Videos (die „Werke“) über ande­re Stockagenturen oder Webseiten ver­treibt (von denen min­des­tens eini­ge Werke die sel­ben sind wie die über Fotolia ange­bo­te­nen), und sind die für die­se Werke erho­be­nen Downloadpreise der ande­ren Stockagenturen oder Webseiten im Vergleich nied­ri­ger als die für das Level „Weiss“ im Fotolia Ranking gel­ten­den Downloadpreise, dann behält sich Fotolia gemäß der anwend­ba­ren Gesetze vor, die Preise nach eige­nem Ermessen und ent­spre­chend der Konditionen für Anbieter mit dem Level „Weiss“ im Fotolia Ranking anzu­pas­sen. Im Rahmen der anwend­ba­ren Gesetze ist Fotolia berech­tigt aber nicht ver­pflich­tet, sich von Zeit zu Zeit zu erkun­di­gen, ob ein­zel­ne Anbieter des Levels „Smaragd“ oder höher im Fotolia Ranking ihre Werke über ande­re Stockagenturen oder Webseiten ver­trei­ben, wobei die­se Anbieter ver­pflich­tet sind, Fotolia unmit­tel­bar auf Anfrage mit die­sen Informationen zu versorgen.“

Wer also bei Fotolia das Smaragd-​Ranking erreicht hat und sei­ne Bilder für 2 oder 3 Credits anbie­tet, gleich­zei­tig aber Bildagenturen belie­fert, die für die XXL-​größe weni­ger als 10 Euro/​Credits ver­lan­gen, könn­te von Fotolia auf das Level „Weiß“ zurück­ge­stuft wer­den. Preislich betrifft das zum Beispiel Agenturen wie 123rf, Canstock oder PhotoDune und nach der jüngs­ten Preissenkung sogar iStockphoto.

Es scheint von Fotolia jedoch nicht streng gehand­habt zu wer­den. In der Praxis ist nur bekannt, dass Yuri Arcurs damit gezwun­gen wur­de, von 4 Credits Startpreis auf 3 zurück­zu­schrau­ben, bevor er sich end­gül­tig zurück­zog. Diese Option soll­te man aber im Hinterkopf behal­ten. Etwas rea­ler ist dage­gen fol­gen­des Szenario:

Rückstufung wegen gerin­ger Verkäufe

Ende Juli führ­te Fotolia eine neue Änderung ein. Bilder, die sich seit sechs Monaten nicht mehr ver­kauft haben, wer­den preis­lich auf den nor­ma­len 1‑Credit-​Startpreis run­ter­ge­stuft. Nach 24 Monaten ohne Verkäufe erfolgt eine noch­ma­li­ge Preisreduzierung. Hier die Preise nach einer sol­chen Rückstufung:

Wenn sich so ein run­ter­ge­stuf­tes Bild wie­der drei Mal ver­kauft hat, wer­den die Preise wie­der auf den nor­ma­len Standard von 1 Credit bis 10 bzw. 12 Credits (ab Gold-​Ranking) gesetzt. Das heißt für die Entscheidung beim Setzen des Startpreises: Wer sein Bild zu teu­er anbie­tet, ris­kiert, dass es sich sel­te­ner ver­kauft und dann noch bil­li­ger als ohne­hin schon ange­bo­ten wird.

Wie mache ich es?

Ich las­se alle mei­ne Fotos stan­dard­mä­ßig auf 1 Credit. Nur exklu­si­ve Bilder fan­gen mit 2 Credits an. Wenn sich ein Bild beson­ders gut ver­kauft hat, min­des­tens 100x, dann set­ze ich es je nach Motiv auf 2 Credits hoch. Den Startpreis von 3 Credits darf ich ja erst seit mei­nem Erreichen des Saphir-​Rankings vor eini­gen Wochen fest­set­zen, des­we­gen habe ich damit noch kei­ne Erfahrungen gemacht.

Mit die­sen vier Faktoren im Hinterkopf soll­te jetzt jeder in der Lage sein, selbst ent­schei­den zu kön­nen, wel­cher Startpreis für wel­che Bilder der rich­ti­ge ist.

Wie macht ihr das? Nach wel­chen Kriterien legt ihr eure Startpreise fest?

Die Vor- und Nachteile von Klarnamen bei Bildagenturen

Vor paar Tagen hat­te ich eine Email im Postfach mit einer inter­es­san­ten Frage:
„Guten Abend,
ich habe ihren Fotoblog mit Interesse gele­sen – bei wei­tem noch nicht alles 😉 . Ich hät­te auch mal eine Frage, die mich inter­es­siert bezüg­lich Stockagenturen. Was wäre Ihre Empfehlung bezüg­lich des Anmeldenamens bei Stockagenturen? Ich sehe, dass sehr vie­le einen Nickname ver­wen­den und ich mir anfangs auch immer schwer tue, irgend­wo mei­nen Realnamen zu veröffentlichen…warum auch immer, liegt wohl in mei­nem Sicherheitsdenken. Gibt es hier irgend­wel­che Pro’s und Con’s? 🙂
Herzlichen Dank für die Zeit und einen schö­nen Abend“
Damit sind wir gleich beim Thema: Was sind die Vor- und Nachteile von Klarnamen oder Pseudonymen bei Bildagenturen?

Im Grunde gibt es drei Optionen: Man ver­kauft die Fotos mit sei­nem eige­nen Namen oder man wählt ein Pseudonym, wel­ches ent­we­der sofort als ein sol­ches erkenn­bar ist wie z.B. „Detailblick“ oder „Picture-​Factory“ oder man wählt einen Künstlernamen, der wie ein „ech­ter“ Name wirkt, zum Beispiel „Yuri Arcurs“, der in Wirklichkeit Jacob Wackerhausen heißt.

Vorteile eines ech­ten Namens:
Echte Namen erzeu­gen beim Bildkäufer Vertrauen, weil sie genau wis­sen, mit wem sie es zu tun haben. Außerdem las­sen sich so even­tu­el­le Synergieeffekte nut­zen, wenn zum Beispiel Bildkäufer den Fotografen fin­den wol­len, um ihn für ein Fotoshooting zu buchen oder der Fotograf Bücher schreibt.

Vorteile eines Pseudonym:
Einige Leute wol­len gar nicht, dass ande­re mit­krie­gen, dass sie Fotos ver­kau­fen. Dafür kann es ver­schie­de­ne Gründe geben: Sei es, weil der Chef vom neu­en Nebenverdienst nichts mit­be­kom­men soll oder man sich als eta­blier­ter Fotograf mit hoher Tagesgage dafür schämt, ande­re Fotos gleich­zei­tig deut­lich güns­ti­ger bei Bildagenturen zu ver­trei­ben. Es kön­nen auch komi­sche Situationen ent­ste­hen, wenn der Fotograf neben­bei foto­gra­fiert und im Hauptberuf mit Kunden oder Lieferanten zu tun hat, wel­che dann Fotos vom ihm bei Bildagenturen gekauft haben. Noch unan­ge­neh­mer wird es, wenn die­se die Bilder geklaut statt gekauft haben und abge­mahnt wer­den sollen.

Wenn die eige­ne Firma irgend­wann so groß wird, dass Angestellte und Mitarbeiter dazu­kom­men, kann ein Pseudonym nütz­lich sein, weil ein Klarname eher mit einem Einzelunternehmen asso­zi­iert wird. Auch die Auffindbarkeit in Suchmaschinen kann eine Rollen spie­len, denn wer als Fotograf einen berühm­ten Namensvetter hat oder zum Beispiel „Hans Meier“ heißt, der wird im Internet schnell von nicht zu ihm gehö­ren­den Treffern erschla­gen und hat es schwer, sich dort durch­zu­set­zen. Generell gilt: Wenn der eige­ne rich­ti­ge Name sehr lang oder unaus­sprech­lich ist oder man einen sehr ver­brei­te­ten Familiennamen wie Müller, Schmidt oder Meyer hat, bie­ten sich Pseudonyme an

Ein klei­ner Nachteil von Pseudonymen ist, dass es – ent­we­der in der Vergangenheit oder in der Zukunft – ande­re Leute geben könn­te, wel­che den glei­chen Namen nut­zen wol­len. Wer sich sein Pseudonym nicht schüt­zen las­sen hat, kann Probleme bekommen.

Künstlernamen bie­ten einen guten Kompromiss, weil sie wie ech­te Namen klin­gen, aber eben kei­ne sind. Aber auch, wer als Fotograf sei­ne ver­schie­de­nen Geschäftssparten von­ein­an­der tren­nen möch­te, soll­te über ein Künstlernamen für sei­ne Stockfotos nach­den­ken, damit die Suchergebnisse nicht zum Beispiel die eige­ne Webseite für die Hochzeitsfotografie verdrängen.

Angesichts die­ser vie­len Vorteile von Pseudonymen liegt die Frage auf der Hand, war­um ich dann mei­ne Bilder trotz­dem unter mei­nem rich­ti­gen Namen anbiete?

Am Anfang war ich noch Hobby-​Fotos und mir nicht bewusst, dass der Bilderverkauf inner­halb weni­ger Jahre zu mei­ner Haupteinkommensquelle wer­den wür­de. Als ich mich nach drei Jahren Fotoverkäufen 2008 bei meh­re­ren Microstock-​Agenturen anmel­den woll­te, über­leg­te ich lan­ge und woll­te das Pseudonym „style-​photographs“ wäh­len. Hier trat aber schon das Problem auf, dass eini­ge Agenturen bei der Anmeldung kei­nen Bindestrich akzep­tier­ten, ande­re nur weni­ger Zeichen als ich benö­tigt hät­te und bei den bis­he­ri­gen Agenturen war ich sowie­so mit mei­nem rich­ti­gen Namen bekannt. So ließ ich es ein­fach bei mei­nem Klarnamen.

Vor allem, wenn man schon eine gewis­se Bekanntheit erreicht hat, kann eine spä­te Änderung nach­tei­lig sein, weil die Bildkäufer einen unter dem alten Namen nicht mehr finden.

Wie seht ihr das? Bietet ihr unter eurem ech­ten Namen oder einem Pseudonym an? Und warum?

Frag den Fotograf: Sollte man Stockfotos bearbeiten?

Die Leserin Chris frag­te kürz­lich in einem Kommentar im Blog, ob man Stockfotos bear­bei­ten solle:

Ich habe irgend­wo gele­sen, dass Fotos für Stockagenturen unbe­ar­bei­tet ein­ge­reicht wer­den soll­ten, weil die Käufer dies ger­ne selbst über­neh­men wol­len. Ist dies ein Ammenmärchen? Sollte man die Fotos also immer etwas “auf­hüb­schen”?“

Vorher-​Nachher-​Vergleich eines Bildes aus mei­nem Eis-Blog

Noch bevor ich ange­fan­gen habe, ihre Frage in die­sem Artikel aus­führ­lich zu beant­wor­ten, waren zwei Leser so freund­lich und haben so kom­pe­ten­te Antworten gege­ben, dass ich die­se zuerst kom­plett wie­der­ge­ben möch­te, bevor ich noch eini­ge Anmerkungen mache. Olaf schreibt:

@Chris: Grundsätzlich erlaubt und meist auch erwünscht sind Bearbeitungen, die auf die Optimierung des Bildergebnisses aus sind. Zu nen­nen wären da z.B. die gera­de Ausrichtung des Horizontes (es sei denn, es ist gewollt, dass das Bild “schief” ist), die Anpassung von Helligkeit/​Kontrast/​Lichtern/​Schatten, Korrektur des Weißabgleichs, Retusche uner­wünsch­ter Bildelemente (nicht nur Pickel…) und der Beschnitt des Bildes.

Die Finger wür­de ich dage­gen auf jeden Fall von Weichzeichnern, Farbfiltereffekten (auch Umwandlung in Schwarzweiß) und ande­ren “tol­len” Photoshop-​Effekten las­sen. Selbst Rauschminderung und Scharfzeichnung wür­de ich nur sehr vor­sich­tig ein­set­zen und hier die end­gül­ti­ge Bearbeitung dem Käufer über­las­sen, da für unter­schied­li­che Einsatzzwecke zum Teil ande­re Einstellungen sinn­voll und not­wen­dig sind. Aus die­sem Grund ist es auch sinn­voll, die Bilder in der größt­mög­li­chen Qualität zu expor­tie­ren (oft als JPEG-​Qualität “12? oder “100 %” bezeich­net). Dann tre­ten prak­tisch kei­ne sicht­ba­ren Kompressionsartefakte auf (sofern sie nicht schon vor­her im Bild waren) und ein Designer kann pro­blem­los noch ein paar Veränderungen am Bild vor­neh­men, ohne dass die Qualität am Ende nicht mehr ausreicht.“

Kerstin ergänzt:

Das ist so eine Grauzone. Gemeint ist damit meist, das kei­ne sicht­ba­ren Bearbeitungen vor­han­den sein sol­len. Also Rahmen ums Bild, “ver­schö­nern­de” Effekte wie Filter etc. Sowas wird abgelehnt.

Wer sich mit Bildbearbeitung aus­kennt, kann/​wird/​muss sei­ne Fotos jedoch so bear­bei­ten, dass sie wie Postkartenmotive (bei Landschaften) aus­se­hen und somit das Auge des Käufers anspre­chen. Das ver­kauft sich bes­ser als die “nor­ma­len” Aufnahmen, ist zwar auch bear­bei­tet, wirkt aber nicht all­zu künst­lich. Zwar suchen vie­le Käufer – wenn sie aus der Designerecke kom­men – Motive an denen sie noch viel her­um­schrau­ben kön­nen, aber genau­so­vie­le Käufer kau­fen nach dem Auge. Und da fal­len die schön bun­ten Bilder, die wei­ßen Zähne, die makel­lo­se Haut des Models mehr ins Auge als das “Realistische”.“

Ich fin­de, bei­de Antworten zusam­men fas­sen den Stand der Dinge gut zusam­men: Bearbeiten ja, aber so, dass es nicht zu künst­lich wirkt. Ich freue mich auch, dass die Kommentare so hilf­reich und aus­führ­lich sind und möch­te mich dafür kurz zwi­schen­durch bei euch, mei­nen Bloglesern, bedan­ken. Aber wei­ter im Text:

Dieses „ja, aber“ hat zwei Gründe. Zum einen sind Stockfotos oft Rohmaterial für Designer, wel­che die­se für Fotomontagen nut­zen oder zusam­men mit ande­ren Elementen wie Text oder Logos und Grafiken zu einem fer­ti­gen Werbeplakat oder einer Zeitungsanzeige kom­bi­nie­ren. Manchmal wird auch nur die Farbe der T‑Shirts der Models geän­dert oder deren Haarfarbe.

Viele Bildkäufer kau­fen Stockfotos nicht des­halb, weil sie die­se gerahmt an die Wand hän­gen und sich an ihrer Schönheit ergöt­zen wol­len, son­dern weil die Fotos einen Zweck erfül­len sol­len. Passt das Foto nicht ganz, scheu­en sich vie­le nicht, die­se der geplan­ten Nutzung ent­spre­chend anzu­pas­sen. Deswegen ist es für den Fotografen sinn­voll, dem Designer die Wahl zu über­las­sen, mit wel­chen Filtern, Rahmen oder ande­re Spielereien sie die Ausgangsbilder ver­än­dern wollen.

Der ande­re Grund ist die Bilderflut. Die meis­ten Bildagenturen haben vie­le Millionen Bilder im Angebot und jede Woche kom­men zig­tau­send neue Bilder dazu. Fotos mit flau­en Farben oder grau­em Himmel gehen dann schon in der Thumbnail-​Ansicht zwi­schen den grell leuch­ten­den, quietsch­bun­ten Heile-​Welt-​Fotos unter. Und wes­sen Foto nicht auf­fällt, der kann auch nichts verkaufen.

Deswegen: Bearbeiten ja, aber mit Augenmaß.

Wie geht ihr bei der Bearbeitung eurer Bilder vor?

Frag den Fotograf: Wann sollte man saisonale Stockfotos hochladen?

Vor paar Tagen bekam ich eine Mail von Stefan, der mir schrieb:

Hallo Herr Kneschke,

ich habe Ihr Buch gele­sen und bin sehr begeis­tert dar­über, wie aus­führ­lich und ver­ständ­lich Sie das Thema Stockfotografie behan­delt haben. Vielen Dank dafür!

Irgendwo im Buch hat­te ich auch etwas dar­über gele­sen, das man bestimm­te Motive, wel­che zu einem Ereignis gehö­ren, ein paar Monate vor­her den Agenturen anbie­ten soll­te, da die­se dann erst­mal weit oben in der Trefferliste erschei­nen und bes­ser von den Käufern zum rich­ti­gen Zeitpunkt gefun­den werden.

Meine Frage ist, ob das auch bei Jahreszeitenbildern, wie z.B. Herbstbilder, sinn­voll ist? Sollte man sol­che Bilder also lie­ber zurück­hal­ten und im August den Agenturen anbie­ten oder ist es bes­ser immer gleich sofort die­se anzubieten?

Ich freue mich auf einen Antwort.

Viele Grüße,
Stefan“

Bei die­sem Herbstfoto gibt es einen kla­ren Anstieg der Verkäufe im August und September.

Was sage ich dazu?

Das ist eine schwie­ri­ge Frage.

Dazu muss ich kurz aus­ho­len. Saisonale Bilder sind Fotos, die als Motiv eine bestimm­te Saison, Jahreszeit oder einen Feiertag haben. Das bekann­tes­te Beispiel sind Weihnachtsbilder, aber auch Fotos von Ostereiern, Silvesterraketen und so wei­ter zäh­len dazu. Auch regio­na­le Feiertage wie der St. Patrick’s Day, Saisonbilder wie Menschen bei der Weinernte oder eben Jahreszeiten wie von Stefan erwähnt zäh­len dazu. Ausführlicher gehe ich auf das Thema in mei­nem Stockfotografie-​Buch* in Kapitel 5.4 „Feiertage“ ein.

Diese die­se Fotos wer­den aber nicht nur in die­ser Saison gebraucht, son­dern auch für die­se Saison von Verlagen und Werbekunden gekauft. Ein extre­mes Beispiel sind Kalenderverlage, wel­che die Winterfotos für den Kalender des nächs­ten Jahres logi­scher­wei­se vor dem Druck kau­fen müs­sen. Wandkalender für das Jahr 2014 gibt es spä­tes­tens ab Juni 2013 zu kau­fen, was bedeu­tet, dass im Januar 2013 das Bild gekauft wer­den muss, was im Dezember 2014 im Kalender zu sehen ist. Auch Redaktionen und Werbeagenturen brau­chen sai­so­na­le Bilder schon vor Beginn der Saison, um ihre jah­res­zeit­lich ange­hauch­ten Artikel und Werbeaktionen recht­zei­tig bebil­dern zu können.

Deshalb spre­chen zwei Gründe dafür, sai­so­na­le Fotos eini­ge Monate vor Saisonbeginn hoch­zu­la­den. Wer es nicht macht, kann die oben genann­ten Kunden nicht bedie­nen und durch die­se Verkäufe steigt das Bild auch im Algorithmus der Bildersuche nach oben, wenn die Bildkäufer auf den letz­ten Drücker noch Motive im Meer suchen und auch die lang­sa­me­ren Fotografen ihre Saisonbilder hoch­ge­la­den haben.

Dagegen spre­chen aber auch zwei Gründe. Bei gestell­ten Fotos, zum Beispiel Deko-​Artikel mit Weihnachtsbezug im Studio foto­gra­fiert, kann man den Zeitpunkt des Fotografierens gut selbst bestim­men. Bei den Fotos der Jahreszeiten ist das viel schwie­ri­ger. Wer im September Fotos vom bun­ten Herbstlaub macht, ver­geu­det ein drei­vier­tel Jahr, wenn er die­se „ter­min­op­ti­miert“ hoch­la­den will. In die­ser Zeit hät­te sich das Bild trotz­dem ein paar Male ver­kau­fen kön­nen, auch wenn die Wahrscheinlichkeit viel höher ist, es kurz vor der Saison zu ver­kau­fen. Der zwei­te Grund ist, dass es von bestimm­ten Saisons sehr vie­le Fotos gibt. Fotolia spuckt bei der Suche nach „Weihnachten“ über 800.000 Treffer aus. Deshalb benut­zen eini­ge Bildkäufer bei ihrer Suche nach pas­sen­den Motiven die Sortierungsoption „Neuste zuerst anzei­gen“ oder fil­tern nach den Bildern, die im letz­ten Monat oder im letz­ten hal­ben Jahr hoch­ge­la­den wur­den. Beides wür­de die schon frü­her hoch­ge­la­de­ne­nen Bilder qua­si unsicht­bar machen.

Ich mache es des­halb so: Ich ver­su­che, mei­ne Bilder so zu foto­gra­fie­ren und zu bear­bei­ten, dass ich mich an mei­nen „Feiertags-​Kalender“ (sie­he mein Stockfotografie-​Buch drit­te Auflage Seite S. 89) hal­te, aber wenn das nicht klappt, lade ich die Bilder ein­fach hoch, wenn sie fer­tig sind und kon­zen­trie­re mich auf die nächs­ten Motive.

Wann ladet ihr eure sai­so­na­len Fotos hoch und wel­che Erfahrungen habt ihr damit gemacht?