Archiv der Kategorie: Fotosessions

Making Of: Krolop & Gerst drehen Video-Tutorials

Nanu? Was machen denn die Fotografen Krolop & Gerst in die­sem Blog?

Martin Krolop von Krolop & Gerst frag­te im Dezember 2010 in sei­nem Blog, ob jemand Lust hät­te, beim Videodreh für eine neue Tutorial-​DVD die Making-​Of-​Fotos zu machen? Der Termin pass­te, ich woll­te Martin sowie­so ken­nen­ler­nen und da ich im Videobereich ein tota­ler Anfänger bin, könn­te ich viel­leicht etwas lernen.

So kam es, dass ich zwei Tage lang mor­gens nach Düsseldorf in eine gro­ße Diskothek fuhr, um das Foto- und Video-​Team bei der Arbeit zu foto­gra­fie­ren. Neben Martin Krolop und Marc Gerst waren drei Videofilmer für den Dreh vor Ort, zwei Assistenten, drei Models, eine Visagistin, ein Techniker, zwei Making-​Of-​Filmer und ich als Making-​Of-​Fotograf. Das Team bestand dem­nach als 15 Leuten. Und der gan­ze Aufwand für eini­ge weni­ge Minuten lan­ge Videosequenzen auf der geplan­ten Lern-​DVD  zum Thema „Aufsteckblitze“ (Der Name steht noch nicht offi­zi­ell fest).

Damit ihr seht, wie viel Arbeit (und Spaß) hin­ter den Kulissen not­wen­dig ist, um sol­che DVDs zu erstel­len, kön­nen wir uns schon an den Making-​Of-​Fotos erfreu­en, bevor ihr die­se Fotos und viel, viel mehr Material auf der fer­ti­gen DVD sehen könnt.

Martin foto­gra­fiert einen auf­stre­ben­den Nachwuchs-​Rapper. Ganz links im Schatten sitzt andäch­tigt der Tonmeister, der kon­trol­liert, ob kei­ne Störgeräusche auf Band sind, wenn in der Dunkelheit wie­der jemand gegen ein Stativ stol­pert. Irgendwie erin­nert mich das Bild stän­dig an die Sendung „Wetten dass..?“


Die drei lachen­den Models, von vor­ne durch mei­nen Ringblitz-​Adapter ausgeleuchtet.


Martin ver­sucht, den berühmt-​berüchtigten „Daumen hoch“-Look des Stockfotografen Robert Kneschke zu imitieren.


Die Kameraleute Joschi und Jonas über­prü­fen ihre Einstellungen. Grob im Display könnt ihr erken­nen, dass die lin­ke Kamera für die Weitwinkel-​Einstellungen zustän­dig ist, wäh­rend die rech­te Kamera nur Nahaufnahmen macht, die dann spä­ter abwechs­end geschnit­ten wer­den kön­nen, damit Martins Monologe nicht so lang­at­mig wir­ken. Die Kameras müs­sen so dicht wie mög­lich neben­ein­an­der ste­hen, sonst wür­de es spä­ter im Video so aus­se­hen, als wür­de Martin bei einer von bei­den Einstellungen schielen.


Nicht nur von den bei­den Kameraleuten, son­dern auch von den bei­den Making-​Of-​Filmern Philip und Tobi (hier Philip im Bild) konn­te ich eini­ges ler­nen. Wenn bei­de nicht gera­de damit beschäf­tigt sind, sich ham­mer­gei­les Zubehör für ihre Video-​DSLRs selbst zu bas­teln, schrei­ben sie in ihrem Blog Beauty-​Fool. Oben seht ihr um die Kamera eine LED-​Lampe mit Akku-​Pack, einen Schulter-​Rig mit Follow-​Focus und einer Matte Box für dem Objektiv. Den Lichteffekt erzielt ihr mit einer Kombination aus Dauerlicht, Aufsteck-​Blitz und einem muti­gen Kameraschwenker. Wird natür­lich eben­falls auf der DVD erklärt werden.


Das gesam­te Film-​Team stand nei­disch um die­sen Schulter-​Rig her­um, den Tobi aus Einzelteilen kom­plett selbst gebaut hat. Jedes Detail lässt sich per Hand leicht ver­schie­ben oder ver­stel­len. Das kön­nen nicht mal die teu­ers­ten der auf dem Markt erhält­li­chen kom­mer­zi­el­len Rigs. Einigen lie­fen die Speichelfäden vor Neid aus den Mundwinkeln.


Ein wei­te­res selbst­ge­bau­tes Gadget des genia­len Tobi (im Bild), vor dem wir wie klei­ne Jungen im Spielwarenladen erfürch­tig erstarr­ten. Eine rei­bungs­los glei­ten­de Führungsschiene für eine DSLR mit exter­nem Liveview-​Monitor. Rechts seht ihr den Hebel, der zum Kurbeln umge­klappt wer­den kann. So wer­den but­ter­wei­che Kamerafahrten möglich.


Andreas, Herrscher über die Kommandozentrale: Hier wer­den die vie­len Gigabyte gesi­chert, die stän­dig anfal­len und die Akkus für die unzäh­li­gen Kameras und Blitzgeräte auf­ge­la­den. Absichtlich habe ich mal den Ringblitz im Bild gelassen.


Nur weil ich die Making-​Of-​Fotos mach­te, hieß das nicht, dass ich nicht auch expe­ri­men­tie­ren dürf­te: Hier der kri­ti­sche Kontrollblick von Andreas auf den Bildschirm.


Woran erkennt man einen ech­ten Fotografen? Er schaut zuerst auf die klei­ne Schwarze – Kamera, mei­ne ich.


Noch mal Dessous mit einem wei­te­ren Blick. Im Vordergrund die Making-​Of-​Kamera auf der Schiene, dahin­ter ein Kamerakran für flie­gen­de Kamerabewegungen, ganz rechts Martin beim Fotografieren, dane­ben Arkadi mit einer Teleskopstange, um stö­ren­de Leuchten aus dem Bild zu hal­ten. Die hel­le Softbox ist das Dauerlicht für die Videokameras.


Die Zombie-​Hand aus dem Sunbouncer. Den Sinn die­ses Lochs im California Sunbounce erklärt Martin in hier einem eige­nen Video.


Wer pro­fes­sio­nell mit Aufsteckblitzen arbei­ten will, kommt um das Musterheft der „Lee FarbFilter“ nicht vor­bei. Das Teil ist unschlag­bar güns­tig und ent­hält eine Probe von jeder Filterfolie, wel­che die Firma Lee pro­du­ziert. Außerdem haben die Muster die rich­ti­ge Größe, um sie schnell vor ein Speedlite zu kle­ben, um die Farbtemperatur zu ändern.


Kein Respekt vor dem Alter. Die Kameramänner spie­len mit dem Schatten von Martins Kopf. Weitere Versionen der Schattenspiele waren nicht jugend­frei und sind nur auf der limi­t­er­ten FSK18-​Version der DVDs zu sehen.


Till am Schaltpult der Diskothek mit der Nervennahrung jedes Technikers (links im Bild).


Etwas unhand­lich ist die Länge des Kamerakrans, die manch­mal unbe­que­me Positionen erfor­dert. Da ein Blick auf das Kameradisplay schwie­rig ist, wenn die­se fünf Meter in der Höhe schwebt, filmt Glenn „über Bande“ mit einem exter­nen Monitor. Das ist der Grund, war­um die Video-​DSLR-​Kameras einen HDMI-​Ausgang haben.


Martin, Arkadi und Andreas betrach­ten die ers­ten Ergebnisse der Fotosession auf dem iPad*. Über die Probleme der kabel­lo­sen Übertragung beim „Tethered Shooting“ mit­tels WiFi auf das iPad berich­tet Martin hier.


Philip ist fas­zi­niert von der Auflösung der Fotos auf dem ipad. Aber viel­leicht liegt es auch nur am Motiv.


Zweckentfremdung des iPad: Der Körper von Joschi mit dem Kopf von Glenn.


Die meis­ten Kameraleute, die ich ken­ne, sind coo­le Säue. So auch Joschi und Jonas. Kaum wur­de das neue Setting auf­ge­baut, scho­ben sich die bei­den beque­me Ledersessel hin­ter die Kameras und Joschi fand schnell eine bes­se­re Verwendung für den Greifarm, mit dem sonst wahr­schein­lich der Müll vom Diskoboden gepickt wird.


Wer bis hier durch­ge­hal­ten hat, soll mit mei­nem Highlight belohnt wer­den. Arkadi mit einer trans­por­ta­blen Firefly Lite Bank* von Aurora, die einen Aufsteckblitz schnell in eine klei­ne Octobox ver­wan­delt. Als Bonus erhielt er von mir einen Heiligenschein. Ich schwö­re: Das Foto ist spon­tan und „out of the cam“! Kein Photoshop, kei­ne end­lo­sen Testreihen. Nur etwas Können – und viel Glück.

Übrigens: Vor paar Monaten hat­te ich hier im Blog gefragt, wer mir kos­ten­los bei einem Fotoshooting assis­tie­ren wol­len wür­de. Als Reaktion kamen auch eini­ge böse Kommentare, dass ich damit Leute aus­beu­ten wür­de. Dabei sehe ich das als ein Geben und Nehmen. Damals hat­te ich Arbeitskraft „genom­men“, dies­mal habe ich mei­ne Arbeitskraft unent­gelt­lich gege­ben. Ying und Yang. So ist das Leben.

Was sagt ihr zu den Fotos?


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Fürs Theater fotografieren: Die Legende vom armen Heinrich

Na, habt ihr es bemerkt? Statt wie sonst heißt es dies­mal nicht „im Theater foto­gra­fie­ren“, son­dern „fürs Theater“.

Eine Teilnehmerin unse­res Fotokurses, Julia Waldorf, hat­te die Ehre, mit der Theatergruppe Köln ein Stück in der Kölner Comedia insze­nie­ren zu dür­fen. Sie frag­te mich, ob ich nicht die Fotos für die Webseite und das Programmheft machen kön­ne und ja, ich konnte.

Als Stück wähl­te Julia das Jugenddrama „Die Legende vom armen Heinrich*“ nach Tankred Dorst. Das Stück basiert auf einer mit­tel­hoch­deut­schen Versnovelle des 12. Jahrhundert und wur­de zusam­men mit Ursula Ehler vom Dramatiker Tankred Dorst 1992 geschrie­ben. In der Geschichte geht es – ver­ein­facht gesagt – um ein Mädchen, wel­ches sich für einen tot­kran­ken Jungen opfern will. Die mit­tel­al­ter­li­che Handlung wur­de dabei den moder­nen Gegebenheiten angepasst.


Für mich war es span­nend, weil es eine Mischung aus Stockfotografie und Theaterfotografie war: Die Fotos waren als Werbung für das Stück gedacht und muss­ten ent­spre­chend pla­ka­tiv sein, aber auch die Charakteure gut dar­stel­len. Im Gegensatz zu den Fotos bei Generalproben oder wäh­rend Theateraufführungen konn­te ich hier die Darsteller Aktionen wie­der­ho­len las­sen und auch mei­nen Blitz ein­set­zen. Wobei das oben gezeig­te Foto eins der weni­gen ist, wel­che ich ganz ohne Blitz gemacht habe.


Die Darsteller durf­ten vor­her selbst über­le­gen, wel­che Motive am bes­ten ihrer Rolle ent­spre­chen wür­den und das führ­te dazu, dass wir ein sehr brei­tes Spektrum an Bildern erhiel­ten. Von „witzig-​verspielt“ über „roman­tisch“ bis hin zu „düs­ter“.


Fotografiert habe ich mit der Canon 5D Mark II, als Objektiv kam mein 24–105mm f4 zum Einsatz, geblitzt habe ich mit einer Lastolite Ezybox 38x38cm*, teil­wei­se wur­de etwas mit wei­ßen Laken oder Papier auf­ge­hellt. Variiert habe ich vor allem den Abstand der Models vom Hintergrund, den Abstand und die Höhe der Softbox zu den Models und die Mischung von Tageslicht und Blitzlicht.


Beim Foto des Mannes mit Blumen kam zum Beispiel deut­lich mehr Tageslicht zum Einsatz als bei der Frau mit dem Fächer, was fast nur mit Blitzlicht belich­tet wur­de. Ihr seht, dass auch mit einer mini­ma­lis­ti­schen Ausstattung sehr ver­schie­de­ne Looks ent­ste­hen können.


Beim Bild mit der Kapuze habe ich bei­spiels­wei­se auch nur Blitzblicht benutzt und am Reflex in den Augen und dem Schattenwurf erkennt ihr, dass die Softbox direkt unter der Kamera auf das Kinn gerich­tet war. So bekommt das Foto einen gru­se­li­gen Look, der auch gewünscht war, weil die Frau auf dem Foto einen Geist oder sowas ähn­li­ches spielt. Spannend war hier für mich auch zu sehen, was Schminke aus­ma­chen kann. Die Frau war sehr jung, aber bekam vie­le dunk­le Stellen ins Gesicht geschminkt, die auf dem Foto wie Falten aus­se­hen. Beachtet vor allem die Wangen und die Stirn.


Ich mag den Hydrant im Vordergrund. Wo die Softbox steht, erra­tet ihr sicher selbst.


Dieses Foto ist eins mei­ner Favoriten, weil es mit sehr weni­gen Requisiten trotz­dem sehr glaub­haft wirkt (okay, das Haarnetz fehlt) und eine Geschichte erzählt. Ich habe mich bemüht, viel von der Decke des Proberaums auf das Bild zu bekom­men, weil es eine gute Möglichkeit war, auch ohne kor­rek­tes Bett den medi­zi­ni­schen Flair eines Krankenhauses zu erzie­len. Weil die Softbox hier rechts von oben kommt, habe ich die wich­ti­ge Handschuh-​Hand links etwas mit einem LED-​Licht (dem Litepanels Micro Kit*) auf­ge­hellt.

Dazu noch ein span­nen­der Hinweis. Das klei­ne LED-​Licht neh­me ich oft und ger­ne unter­wegs mit, weil es eine gute und prak­ti­sche Möglichkeit ist, zusätz­lich zum vor­han­de­nen Blitzaufbau schnell zusätz­lich ein Akzentlicht zum Aufhellen klei­ner Stellen zu set­zen, für die es sich nicht loh­nen wür­de, ein kom­plet­tes zusätz­li­ches ent­fes­sel­tes Blitzset ein­zu­rich­ten. Für mehr reicht die Lichtstärke auch nicht, aber es gibt auch eine dop­pelt so hel­le Version namens Litepanels MicroPro*. Gut zu sehen ist der Einsatz beim nächs­ten Foto mit dem Messer:


Erkennt ihr, was das klei­ne LED-​Licht bewirkt? Zum Vergleich mal roh aus der Kamera das vori­ge Foto ohne das zwei­te Akzentlicht:

Das zusätz­li­che Licht fällt stark links von oben auf die Messerspitze, die ansons­ten fast kom­plett im Dunkeln ver­schwin­den wür­de. Kleines Licht, gro­ße Wirkung. Zwei wei­te­re Vorteile des LED-​Lichts im Vergleich zu einem zwei­ten Blitz: LED ver­braucht weni­ger Batterien und weil es Dauerlicht ist, ist es viel ein­fa­cher, den Effekt des Lichts schon vor dem Fotografieren zu sehen und kor­ri­gie­ren zu können.

Ironie der Geschichte ist übri­gens, dass ich als Fotograf das fer­ti­ge Stück gar nicht zu sehen bekom­men habe. Es gab ins­ge­samt sechs Aufführungen in Köln und ich war lei­der an allen Terminen in Berlin.

Mehr Fotos von mir gibt es auf der Webseite des Stücks.

Welches Foto gefällt Euch am bes­ten und warum?

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Fotosession: Seniorin im Rollstuhl

Ich hin­ke. Ich hin­ke hin­ter­her. Momentan habe ich neun uner­le­dig­te Fotosessions in mei­nem Arbeitsordner. Dazu kom­men fünf fer­ti­ge Fotosessions, die ich im Blog noch nicht vor­ge­stellt habe. Deswegen wie­der eine Vorstellung einer Fotosession von mir, sonst denkt ihr noch, ich wür­de nicht mehr fotografieren.


Nanu? Die Models ken­ne ich doch? Richtig und das ist Absicht! Dieses Shooting habe ich extra für die bei­den Models zusam­men geplant, weil ich ers­tens mit bei­den wie­der arbei­ten woll­te, sie zwei­tens bei­de das strah­len­de Lachen haben und drit­tens zu dem Thema pas­sen, was ich mir über­legt hat­te: Frauen im Rollstuhl.


Die Überlegung dahin­ter ist natür­lich kom­ple­xer. Es gibt natür­lich schon Fotos von Senioren im Rollstuhl, aber das sind oft „ree­le Momentaufnahmen“ (sie­he hier oder hier), die meist etwas trist und sor­gen­voll wir­ken. Dazu kom­men vie­le Aufnahmen von Menschen im Rollstuhl im kli­nisch wei­ßen Krankenhaus, die sich zwar blen­dend ver­kau­fen, aber eben auch nur einen Teil der benö­tig­ten Motive sind. Vom öster­rei­chi­schen Fotografen Franz Pfluegl gibt es auch eine gelun­ge­ne – und sich gut ver­kau­fen­de – Serie eines jun­gen Paares, von der einer der bei­den im Rohlstuhl sitzt.

Ich woll­te jedoch fröh­li­che, opti­mis­ti­sche Fotos von einer Seniorin im Rollstuhl, die zwar geh­be­hin­dert ist, aber trotz­dem gut gelaunt ihr Leben genießt, wahl­wei­se betreut von einer freund­li­chen Pflegerin oder ihrer sym­pa­thi­schen Enkelin. Dazu kommt, dass alle Mitarbeiter von Bildagenturen, denen ich die­se Idee vor­her erzählt habe, fast iden­tisch gemeint haben: „Achte dar­auf, dass Du auch Fotos von Mobilitiätsproblemen in der Stadt machst“.


Dafür habe ich auf­wän­dig die­se foto­ge­ne Treppe gecas­tet. Okay, sie befand sich zufäl­lig in der Nähe mei­ner Wohnung. Ein ande­res Hindernis war der Rollstuhl. Wo bekom­me ich den her? Ich könn­te einen lei­hen, aber das wür­de min­des­tens 10 Euro pro Shooting kos­ten, plus die Abholung und der Rücktransport, der ent­we­der eben­falls Geld oder Zeit kos­ten wür­de. Deswegen ent­schied ich mich, gleich einen zu kau­fen. Bei Ebay fand ich genug Auswahl. Stellte sich die Frage: Was für ein Modell? Und wel­che Größe? Ja, auch da gibt es Unterschiede. Er soll­te auf jeden Fall leicht und klapp­bar sein, damit ich ihn gut ver­stau­en kann. Außerdem soll­te er rea­lis­tisch aus­se­hen, die bil­li­ge­ren Toilettenstühle kamen des­halb nicht in Frage. So inves­tier­te ich ca. 100 Euro in einen falt­ba­ren Greifreifenrollstuhl.


Das ist für Rollstühle ver­hält­nis­mä­ßig güns­tig, im Vergleich zu mei­nen sons­ti­gen Requisiten jedoch deut­lich teu­rer. Aber: Langfristig gese­hen ist das sinn­vol­ler als ein gelie­he­ner Rollstuhl, weil ich ihn mehr­mals benut­zen und für mei­ne Zwecke prä­pa­rie­ren kann. Das heißt in mei­nem Fall, dass ich mit schwar­zem Isolierband sofort alle Markennamen und Beschriftungen abge­klebt habe, die mir Zeit bei der Nachbearbeitung ersparen.


Da ein Rollstuhl nicht auto­ma­tisch für eine lang­fris­ti­ge Gehbehinderung steht, son­dern manch­mal auch nur eini­ge Wochen oder Monate nach einem Unfall gebraucht wird, habe ich auch zwei Krücken besorgt, die das Motiv in Richtung „Reha-​Maßnahmen“ ver­schie­ben. So erga­ben sich auch vie­le Kombinationsmöglichkeiten: Seniorin im Rollstuhl und jun­ge Frau mit Krücken, Junge Frau mit Krücken und Rollstuhl, und so weiter.


Was sagt ihr zu den Bildern? Was waren Eure teu­ers­ten Requisiten und haben sie sich rentiert?

Damals: Mein allererstes Model-​Shooting mit Lisa

Willkommen im neu­en Jahr! Vor fast genau fünf Jahren hat­te ich mein ers­tes „Model-​Shooting“. Eine Freundin frag­te mich, ob ich Fotos von ihr machen kön­ne. Sie woll­te ihrem Freund zu Weihnachten einen Kalender mit Fotos von ihr schen­ken. Da ich schon eini­ge Monate bei Bildagenturen (damals nur bei Panthermedia, Digitalstock und Bildmaschine) ange­mel­det war und eini­ge Blumen- und Landschaftsfotos online hat­te, nut­ze ich die Gelegenheit. Sie bekam die Fotos und 25% mei­ner Einnahmen damit, wenn sie mir einen Modelvertrag unterschreibt.


Damals hat­te ich noch die Canon EOS 20D (mit 8,2 Megapixeln, mei­ne  jet­zi­ge Kamera hat fast das Dreifache) benutzt, als Objektiv sogar das Tamron AF 28–200mm f3.8–5.6. Offenblende 5.6! Das ist für mich heu­te unvor­stell­bar. Damit muss­te ich bei bewölk­tem Himmel auf ISO 400 hoch­ge­hen, um die halb­wegs akzep­ta­ble Belichtungszeit von 1/​60 Sekunde zu erzie­len. Geblitzt hat­te ich damals auch noch nicht, son­dern ein­fach eine wei­te­re Freundin eine wei­ße Pappe neben das Gesicht hal­ten lassen.


Insgesamt haben wir ca. zwei Stunden foto­gra­fiert, von 15 bis 17 Uhr, dann wur­de es schnell zu dun­kel. Ich habe 317 Fotos gemacht, davon konn­te ich die meis­ten gleich löschen, übrig blie­ben 70 Bilder, von denen ich 22 bear­bei­tet habe. Diese gin­gen dann an die Bildagenturen. Eben habe ich mal nach­ge­rech­net: Mit die­sen 22 Bildern habe ich bis­her 215 Euro ver­dient, das Model-​Honorar schon abge­zo­gen, wobei nur 7 der 22 Bilder Verkäufe auf­zu­wei­sen haben.  Mit Abstand die meis­ten Verkäufe erziel­ten die bei­den obe­ren Fotos. Allein das Portrait brach­te ins­ge­samt knapp 70 Euro.

Wenn ich mir heu­te die Bilder anschaue, bin ich einer­seits ent­setzt, wie wenig stock­taug­lich mei­ne Motivwahl und wie schlecht die Bildqualität war. Heute wür­de mir nie mir so ein Riesenzoom eines Drittherstellers an die Kamera kom­men, ich wür­de alles geben, um ISO 400 ver­mei­den zu kön­nen, ich wür­de mehr mit Blitzen und bes­se­ren Reflektoren arbei­ten und und und. Mit stock­un­taug­li­cher Motivwahl mei­ne ich jedoch nicht das Model, son­dern die von ihr dar­ge­stell­ten Szenen. Ihr Lachen ist Gold wert und ich habe danach mehr­mals mit ihr Fotos machen kön­nen, die sich deut­lich bes­ser ver­kau­fen. Aber bei die­sem ers­ten Shootings hat­te ich fast nur stark ange­schnit­te­ne Portraits gemacht. Heute weiß ich, war­um sich aus­ge­rech­net das nicht ange­schnit­te­ne Portrait mit Abstand am bes­ten ver­kauft hat. Andererseits bin ich beim Anschauen der Fotos froh, weil ich sehe, dass ich in den letz­ten fünf Jahren viel gelernt habe und mei­ne Fotografiekenntnisse auf ein höhe­res Level heben konnte.

Aber Stillstand ist Rückschritt. Deswegen heißt es für mich auch 2011: Weiter ler­nen, bes­ser wer­den, schö­ne­re Fotos machen, mehr Bilder verkaufen!

Was sind Eure Vorsätze für 2011?

Gruppe im Fitnesscenter: Mein bisher teuerstes Shooting

Die letz­te kom­mer­zi­el­le Fotosession, die ich hier im Blog gezeigt habe, war eine jun­ge Frau im Fitnesscenter. Ich mein­te, dass es „nur“ ein Testshooting für ein auf­wän­di­ge­res Shooting sei. Hier nun die Bilder von die­sem zwei­ten Shooting.

Was genau war dar­an auf­wän­dig? Vor allem drei Dinge: Recherche, Modelsuche und Kosten.

Das Fitnesscenter als Location wur­de mir von einem mei­ner Models ver­mit­telt, wel­che haupt­be­ruf­lich als Fitnesstrainerin arbei­tet. Im Vorfeld habe ich mich aus­gie­big mit ihr und der Inhaberin des Fitnesscenters unter­hal­ten, um her­aus­zu­fin­den, was für Bilder heu­te Fitnesscenter brau­chen. Dabei fiel auch der denk­wür­di­ge Satz, dass jun­ge Leute eher zu McFit und Co. gehen wür­den und die „tra­di­tio­nel­le­ren“ Fitnesscenter sich mitt­ler­wei­le auf Gesundheitssport kon­zen­trie­ren wür­den. Zu mei­nem Erstaunen liegt der Altersdurchschnitt in die­sen Fitnessstudios höher als ich gedacht habe: Bei über 40 Jahren.

Das führ­te zur zwei­ten Hürde: Geeignete Models fin­den. Junge Frauen, die ger­ne Fitnessfotos machen wol­len, gibt es genug, aber des­halb gibt es die­se Fotos auch zuhauf. Aber älte­re und vor allem männ­li­che Models zu fin­den, ist schwie­ri­ger. Glücklicherweise konn­te ich auf mein Netzwerk von Models zurück­grei­fen. Ich frag­te drei Models, mit denen ich schon gear­bei­tet hat­te, ob sie Luft auf eine wei­te­re Zusammenarbeit hät­ten. Sie hat­ten. Das vier­te Model fand ich über die Model-​Kartei. Sie hat­te schon Stockfotos gemacht und reis­te extra aus Frankfurt am Main an. Für die fünf­te Person bat ich die Inhaberin des Fitnesscenters, mir einen foto­ge­nen Mitarbeiter zu emp­feh­len, da ich jeman­den dabei haben woll­te, der dar­auf ach­ten kann, dass die Models auch sinn­vol­le Übungen machen und die Fitnessgeräte kor­rekt bedienen.


Insgesamt habe ich für das Shooting zusam­men mit Modelhonoraren, Verpflegung, Requisiten und Fahrtkosten gut 600 Euro aus­ge­ge­ben. Das mag für einen Fashion-​Fotografen nicht viel klin­gen, in der Stockfotografie ist das heut­zu­ta­ge eine statt­li­che Summe, da die Tage, in denen gan­ze Fototeams für Shootings in die Karibik geflo­gen wur­den, vor­bei sind. Eigentlich auch egal, mit was die Summe ver­gli­chen wird. Für mich selbst war es das bis­her teu­ers­te Shooting und ich war zuge­ge­be­ner­ma­ßen etwas unsi­cher, ob sich eine sol­che Investition ren­tie­ren wür­de. Aber jedes Mal, wenn ich die Bilder sehe, habe ich ein sehr gutes Gefühl, weil mir die Models, Motive und die Location sehr gut gefallen.


Nehmen wir nur die­ses Bild: Das Blau der Kleidung passt sehr gut zusam­men und ist kom­ple­men­tär zum Orange des Hintergrunds und der Hauttöne, die Models sind im idea­len „Best Ager“-Alter, so zwi­schen 40 und 50 Jahren, wür­den not­falls aber auch einen Altersbereich von 35 bis 55 Jahren abde­cken kön­nen. Außerdem haben sich alle Models blen­dend ver­stan­den, was an dem herz­li­chen Lachen der bei­den zu erken­nen ist.

Und mein Gefühl hat mich nicht getäuscht: Aus dem fünf­stün­di­gen Shooting habe ich ca. 173 Fotos gene­rie­ren kön­nen Diese sind jetzt ca. sechs Wochen online und haben mir über 400 Euro ein­ge­bracht. Das erleich­tert mich, denn es hät­te auch schief­ge­hen können.


Hier sehr ihr übri­gens, was ich durch mein Testshooting gelernt habe. Ein Kritikpunkt war, dass das Model beim Yoga Turnschuhe trug, wäh­rend das übli­cher­wei­se in Socken oder bar­fuß gemacht wer­de. Deswegen wies ich für das zwei­te Shooting die Models dar­auf hin, dass ich eini­ge Fotos bar­fuß machen werde…


Dieses Motiv ist mein Beitrag beim Versuch, die Bildsprache für Motive aus dem Fitnesscenter etwas zu erwei­tern und neue Perspektiven zu pro­bie­ren. Ich mag das Foto sehr, die Bildagenturen erwar­tungs­ge­mäß weni­ger, da unter ande­rem Textfreiraum fehlt.


Textfreiraum ist auf die­sem Bild jedoch gut vor­han­den und sogar aktiv ins Bild ein­ge­baut. Als Dank für die Nutzung der Location ließ ich die Models das wei­ße Schild mit dem Logo des Fitnesscenters hal­ten, damit die Inhaberin damit wer­ben kann. Für den Verkauf über Bildagenturen retu­schier­te ich das Logo weg. Das Foto scheint sei­nen Zweck zu erfül­len: Die Inhaberin will das Foto (mit ihrem Logo) groß auf die­se Werbeflächen an den Straßen pla­ka­tie­ren lassen.

Danke noch mal an alle Models für ihr tol­les Lachen, an Monica und Anne für die Location, an die Mitarbeiter des Fitnesscenters für die Unterstützung und den Kaffee und an Volker für sei­ne Assistenz. Bei die­ser Aufzählung fällt mir auf: Insgesamt waren an die­ser Fotoproduktion zehn Leute betei­ligt. Es war wirk­lich mein auf­wän­digs­tes Shooting bis­her. Und es hat sich gelohnt.

Was sagt ihr zu den Fotos? Was war Euer auf­wän­digs­tes oder teu­ers­tes Projekt? Und hat es sich rentiert?