Schlagwort-Archive: Tutorial

Tutorial: Geniale Tropfenfotos selbst machen

Vor paar Monaten ent­deck­te ich im Newsstream mei­nes Facebook-​Accounts paar wirk­lich coo­le Fotos. Im Grunde sehr sim­pel: Bunte Tröpfchen, die ins Wasser fal­len. An sich nichts Neues. Aber: Der Fotograf Daniel Nimmervoll per­fek­tio­nier­te die­se Art der Fotos immer wei­ter, bis aus den ein­fa­chen Tropfenfotos plötz­lich kom­ple­xe Wassergebilde wur­den. Deshalb habe ich ihn gefragt, ob er uns ver­ra­ten möch­te, wie er gelernt hat, sol­che genia­len Bilder zu machen:


Deshalb heu­te Vorhang auf für den Gastartikel von Daniel Nimmervoll:

_​_​_​_​_​_​ab hier schreibt Daniel____ 

Mein Name ist Daniel Nimmervoll, ich bin aus Österreich und foto­gra­fie­re nun seit drei Jahren. Ich wür­de mich als ambi­tio­nier­ter Hobbyfotograf bezeich­nen. Seit zwei Jahren ver­su­che ich mich auch in der Stockfotografie. Bisher begeis­ter­te mich die Makro-​Fotografie, vor allem Insekten haben es mir ange­tan. Doch seit neu­es­tem bin ich einer neu­en „Sucht“ verfallen.

Im Dezember 2010 stieß ich zufäl­lig auf die­sen Thread im DSLR-​Forum und habe mir dabei prompt den Tropfenvirus ein­ge­fan­gen. Dieser Thread ist für mich beson­ders, weil sich hier alle gegen­sei­tig wei­ter­hel­fen. [Anmerkung R. Kneschke: Der Thread ist wirk­lich sehr lesen­wert und ein Paradebeispiel für das Lernen von Fototechniken im Internet] Fast alle geben ihre Erfahrungen preis und tei­len sie mit ande­ren. Das möch­te ich heu­te auch. Wie mache ich mei­ne Tropfenfotos?


Mein Aufbau

Angefangen habe ich mit einem nor­ma­len Infusionsset. Da ist aber das Timing recht schwie­rig. Deshalb habe ich mir den Stopshot von Cognisys zuge­legt. Damit lässt sich jeder Tropfen per­fekt auf Millisekunden genau ein­stel­len. Ein Magnetventil öff­net sich z. B. für 50 ms (Damit wird der 1. Tropfen erzeugt. Ist die Zeit kür­zer, wird er klei­ner), ist dann für z. B. 90 ms geschlos­sen und öff­net sich dann noch­mal für z. B. 44 ms für den 2. Tropfen. Das lässt sich mit dem Controller ein­stel­len. Wenn der 2. Tropfen nun die Lichtschranke pas­siert hat, löst z.B. nach 120 ms die Kamera aus.

Damit kann man sich wesent­lich bes­ser auf die Formen und das Licht inkl. der Farben konzentrieren.

Für die Beleuchtung ist es wich­tig, dass man Blitze ver­wen­det, die eine sehr kur­ze Abbrenndauer haben, um die schnel­len Bewegungen ein­zu­frie­ren. Ich ver­wen­de dazu den Canon 580 EX II* und wei­ters hab ich mir zwei gebrauch­te Canon 540 EZ gekauft. Hier ist es wich­tig, die Leistung auf 1/​32 oder 1/​64 bzw. 1/​128 zu dros­seln. Dadurch erreicht man die Abbrennzeiten von <1/​10000 sek. Die Kamera stel­le ich dabei auf ISO 200 und ver­wen­de die Blende 16, um genü­gend Schärfentiefe zu bekommen.

Die Wanne besteht aus Plexiglas und soll­te mög­lichst flach sein (z.B. so eine*). Optimaler Wasserstand ist 1,5 bis 2,5 cm. Meine Wanne ist 85 cm lang. Je län­ger die Wanne ist, umso fla­cher kann man die Tropfen foto­gra­fie­ren ohne den Rand hin­ten bzw. vor­ne zu sehen. Die Wanne könn­te also auch noch län­ger sein. Um das Licht wei­cher zu machen, steht vor den hin­te­ren Blitzen eine mat­te Plexiglasscheibe. Hier muss man etwas expe­ri­men­tie­ren, um ein schö­nes Licht zu bekom­men. Bereits kleins­te Veränderungen kön­nen eine gro­ße Auswirkung haben. Zum Beispiel wie schräg die Plexiglasscheibe steht, wie weit die Blitze ent­fernt ste­hen oder wel­che Brennweite bei den Blitzen ein­ge­stellt ist.

Auf dem Bild ist mein Canon Speedlight 580 EX II* mit einem selbst­ge­bau­ten Snoot zu sehen. Die Blitze wer­den über Funk (RF-​602 von YongNuo*) aus­ge­löst. Um Farbe ins Spiel zu bekom­men ver­wen­de ich das Lee Musterheft. Diese Filterfolien haben die per­fek­te Größe für die Blitze.

Damit die Tropfenfotos nicht flau, son­dern schön kna­ckig wer­den, ist es wich­tig, dass das meis­te Licht von hin­ten kommt. Der vor­de­re Blitz soll nur den „Fuß“ vom Tropfen etwas auf­hel­len und somit habe ich mir einen Snoot gebas­telt. Einfach schwar­ze Strohhalme abge­schnit­ten und in einem zurecht geform­ten Karton hin­ein geklebt.

Um die Oberflächenspannung des Wassers zu ver­rin­gern, gebe ich 1–2 Tropfen Klarspüler in die Wanne. Beim Tropfwasser kann man viel expe­ri­men­tie­ren. Sehr gute Erfahrungen habe ich mit Guarkernmehl* gemacht. Für einen Liter reicht hier schon ein Teelöffel. Dieses koche ich kurz auf und wird dann zwei Mal mit einem Kaffeefilter fil­triert. Das ers­te Mal, wenn’s noch heiß ist und das zwei­te Mal, wenn das Wasser dann Zimmertemperatur hat. Einige haben auch mit Zuckerwasser recht gute Erfahrungen gemacht. Probiert habe ich auch schon Glycerin, jedoch war ich mit den Ergebnissen nicht so zufrie­den. Was auch immer gut aus­sieht, ist Milch, vor allem, weil es die Farben des Blitzlichtes sehr gut absor­biert. Je nach Geschmack kann man auch Lebensmittelfarbe* rein geben. Mache ich öfters beim Guarkernmehl. Der Kreativität sind also kei­ne Grenzen gesetzt.

Mit die­sem Aufbau erhält man dann unter ande­rem sol­che Fotos:

Eines mei­ner ers­ten Foto mit dem Stopshot, hier mit nor­ma­lem kal­ten Leitungswasser.

Für solch ein Foto braucht man 3 Tropfen. Der 3. ist qua­si vor weni­gen Millisekunden ein­ge­schla­gen. Hier habe ich Milch ver­wen­det, die grün ange­blitzt wor­den ist. Übrigens, das Foto schaff­te es im Fotowettbewerb 29 der ColorFoto auf Platz 2.

 

Im Tropfenwasser hat­te ich hier Guarkernmehl mit roter Lebensmittelfarbe.

Eine Handvoll Leute im DSLR Forum haben her­aus­ge­fun­den, das man unter bestimm­ten Umständen auch sehr hohe Tropfen erzeu­gen kann. Dadurch, dass wir sol­che Fotos vor­her noch nir­gend­wo anders in die­ser Form gese­hen haben, hal­ten sich bis­her alle zurück, das Geheimnis preis­zu­ge­ben. Nur soviel: Mit viel Geduld und Übung kann jeder dahin­ter kom­men. Die Tropfen stei­gen dabei auf über 20 cm Höhe und dadurch erge­ben sich wie­der­um ganz ande­re Möglichkeiten in der Form und der Bildgestaltung.

Ich hab das Foto „Dildo“ genannt 😉 Ich hat­te hier Glycerin ver­wen­det und den Blitz nur auf den obe­ren Bereich mit dem Snoot und einer roten Folie gerichtet.


„Chaos-​Tropfen“


Ob sich sowas auch ver­kau­fen lässt? Ich hät­te es bei der Bildagentur Stockfood ver­sucht. Die haben bis­her jedoch wenig Interesse gezeigt. Bei Fotolia bekom­me ist eine Ablehnung nach der ande­ren. Bisher haben es nur weni­ge Fotos geschafft, ange­nom­men zu wer­den. Ich den­ke, dass die­se Bildagenturen sol­che Fotos nicht gebrau­chen kön­nen. Sind wohl zu viel Kunst.

Deshalb habe ich es bei WhiteWall ver­sucht und sie­he da, hier wur­den sogar schon eini­ge in den Kunstmarkt auf­ge­nom­men. Auch bei Flickr fin­det ihr mei­ne Tropfen-​Galerie mit den bes­ten Ergebnissen.

Vielleicht noch kurz für alle Stopshot-​Interessenten. Ich habe mich vor allem auch des­halb dafür ent­schie­den, weil man damit auch Ballistik-​Shootings machen kann. Habe mir dafür schon mal den Cross Beam Sensor mit­be­stellt. Für den Fall, dass ich mal plat­zen­de Luftballons oder der­glei­chen im span­nends­ten Moment foto­gra­fie­ren will, hab ich mir damals auch noch das Mikrofon mit­be­stellt, wel­ches die Kamera durch Geräusche aus­lö­sen kann.

Ich hof­fe das euch mei­ne Fotos gefal­len. Aktuelle wer­det ihr auch immer auf mei­ner Webseite www.nimmervoll.org fin­den. [Update:] Außerdem gibt es von mir jetzt das Buch „Highspeed Fotografie“* mit viel mehr Tipps zum Thema.

Falls ihr noch Fragen habt, könnt ihr die­se ger­ne in den Kommentaren stel­len, ich ver­su­che sie dann zu beantworten.

Update 23.7.2011: Auf Wunsch des Fotografen wur­den eini­ge Bilder aus­ge­tauscht oder entfernt.

* Affiliate-​Link

Making Of: Krolop & Gerst drehen Video-Tutorials

Nanu? Was machen denn die Fotografen Krolop & Gerst in die­sem Blog?

Martin Krolop von Krolop & Gerst frag­te im Dezember 2010 in sei­nem Blog, ob jemand Lust hät­te, beim Videodreh für eine neue Tutorial-​DVD die Making-​Of-​Fotos zu machen? Der Termin pass­te, ich woll­te Martin sowie­so ken­nen­ler­nen und da ich im Videobereich ein tota­ler Anfänger bin, könn­te ich viel­leicht etwas lernen.

So kam es, dass ich zwei Tage lang mor­gens nach Düsseldorf in eine gro­ße Diskothek fuhr, um das Foto- und Video-​Team bei der Arbeit zu foto­gra­fie­ren. Neben Martin Krolop und Marc Gerst waren drei Videofilmer für den Dreh vor Ort, zwei Assistenten, drei Models, eine Visagistin, ein Techniker, zwei Making-​Of-​Filmer und ich als Making-​Of-​Fotograf. Das Team bestand dem­nach als 15 Leuten. Und der gan­ze Aufwand für eini­ge weni­ge Minuten lan­ge Videosequenzen auf der geplan­ten Lern-​DVD  zum Thema „Aufsteckblitze“ (Der Name steht noch nicht offi­zi­ell fest).

Damit ihr seht, wie viel Arbeit (und Spaß) hin­ter den Kulissen not­wen­dig ist, um sol­che DVDs zu erstel­len, kön­nen wir uns schon an den Making-​Of-​Fotos erfreu­en, bevor ihr die­se Fotos und viel, viel mehr Material auf der fer­ti­gen DVD sehen könnt.

Martin foto­gra­fiert einen auf­stre­ben­den Nachwuchs-​Rapper. Ganz links im Schatten sitzt andäch­tigt der Tonmeister, der kon­trol­liert, ob kei­ne Störgeräusche auf Band sind, wenn in der Dunkelheit wie­der jemand gegen ein Stativ stol­pert. Irgendwie erin­nert mich das Bild stän­dig an die Sendung „Wetten dass..?“


Die drei lachen­den Models, von vor­ne durch mei­nen Ringblitz-​Adapter ausgeleuchtet.


Martin ver­sucht, den berühmt-​berüchtigten „Daumen hoch“-Look des Stockfotografen Robert Kneschke zu imitieren.


Die Kameraleute Joschi und Jonas über­prü­fen ihre Einstellungen. Grob im Display könnt ihr erken­nen, dass die lin­ke Kamera für die Weitwinkel-​Einstellungen zustän­dig ist, wäh­rend die rech­te Kamera nur Nahaufnahmen macht, die dann spä­ter abwechs­end geschnit­ten wer­den kön­nen, damit Martins Monologe nicht so lang­at­mig wir­ken. Die Kameras müs­sen so dicht wie mög­lich neben­ein­an­der ste­hen, sonst wür­de es spä­ter im Video so aus­se­hen, als wür­de Martin bei einer von bei­den Einstellungen schielen.


Nicht nur von den bei­den Kameraleuten, son­dern auch von den bei­den Making-​Of-​Filmern Philip und Tobi (hier Philip im Bild) konn­te ich eini­ges ler­nen. Wenn bei­de nicht gera­de damit beschäf­tigt sind, sich ham­mer­gei­les Zubehör für ihre Video-​DSLRs selbst zu bas­teln, schrei­ben sie in ihrem Blog Beauty-​Fool. Oben seht ihr um die Kamera eine LED-​Lampe mit Akku-​Pack, einen Schulter-​Rig mit Follow-​Focus und einer Matte Box für dem Objektiv. Den Lichteffekt erzielt ihr mit einer Kombination aus Dauerlicht, Aufsteck-​Blitz und einem muti­gen Kameraschwenker. Wird natür­lich eben­falls auf der DVD erklärt werden.


Das gesam­te Film-​Team stand nei­disch um die­sen Schulter-​Rig her­um, den Tobi aus Einzelteilen kom­plett selbst gebaut hat. Jedes Detail lässt sich per Hand leicht ver­schie­ben oder ver­stel­len. Das kön­nen nicht mal die teu­ers­ten der auf dem Markt erhält­li­chen kom­mer­zi­el­len Rigs. Einigen lie­fen die Speichelfäden vor Neid aus den Mundwinkeln.


Ein wei­te­res selbst­ge­bau­tes Gadget des genia­len Tobi (im Bild), vor dem wir wie klei­ne Jungen im Spielwarenladen erfürch­tig erstarr­ten. Eine rei­bungs­los glei­ten­de Führungsschiene für eine DSLR mit exter­nem Liveview-​Monitor. Rechts seht ihr den Hebel, der zum Kurbeln umge­klappt wer­den kann. So wer­den but­ter­wei­che Kamerafahrten möglich.


Andreas, Herrscher über die Kommandozentrale: Hier wer­den die vie­len Gigabyte gesi­chert, die stän­dig anfal­len und die Akkus für die unzäh­li­gen Kameras und Blitzgeräte auf­ge­la­den. Absichtlich habe ich mal den Ringblitz im Bild gelassen.


Nur weil ich die Making-​Of-​Fotos mach­te, hieß das nicht, dass ich nicht auch expe­ri­men­tie­ren dürf­te: Hier der kri­ti­sche Kontrollblick von Andreas auf den Bildschirm.


Woran erkennt man einen ech­ten Fotografen? Er schaut zuerst auf die klei­ne Schwarze – Kamera, mei­ne ich.


Noch mal Dessous mit einem wei­te­ren Blick. Im Vordergrund die Making-​Of-​Kamera auf der Schiene, dahin­ter ein Kamerakran für flie­gen­de Kamerabewegungen, ganz rechts Martin beim Fotografieren, dane­ben Arkadi mit einer Teleskopstange, um stö­ren­de Leuchten aus dem Bild zu hal­ten. Die hel­le Softbox ist das Dauerlicht für die Videokameras.


Die Zombie-​Hand aus dem Sunbouncer. Den Sinn die­ses Lochs im California Sunbounce erklärt Martin in hier einem eige­nen Video.


Wer pro­fes­sio­nell mit Aufsteckblitzen arbei­ten will, kommt um das Musterheft der „Lee FarbFilter“ nicht vor­bei. Das Teil ist unschlag­bar güns­tig und ent­hält eine Probe von jeder Filterfolie, wel­che die Firma Lee pro­du­ziert. Außerdem haben die Muster die rich­ti­ge Größe, um sie schnell vor ein Speedlite zu kle­ben, um die Farbtemperatur zu ändern.


Kein Respekt vor dem Alter. Die Kameramänner spie­len mit dem Schatten von Martins Kopf. Weitere Versionen der Schattenspiele waren nicht jugend­frei und sind nur auf der limi­t­er­ten FSK18-​Version der DVDs zu sehen.


Till am Schaltpult der Diskothek mit der Nervennahrung jedes Technikers (links im Bild).


Etwas unhand­lich ist die Länge des Kamerakrans, die manch­mal unbe­que­me Positionen erfor­dert. Da ein Blick auf das Kameradisplay schwie­rig ist, wenn die­se fünf Meter in der Höhe schwebt, filmt Glenn „über Bande“ mit einem exter­nen Monitor. Das ist der Grund, war­um die Video-​DSLR-​Kameras einen HDMI-​Ausgang haben.


Martin, Arkadi und Andreas betrach­ten die ers­ten Ergebnisse der Fotosession auf dem iPad*. Über die Probleme der kabel­lo­sen Übertragung beim „Tethered Shooting“ mit­tels WiFi auf das iPad berich­tet Martin hier.


Philip ist fas­zi­niert von der Auflösung der Fotos auf dem ipad. Aber viel­leicht liegt es auch nur am Motiv.


Zweckentfremdung des iPad: Der Körper von Joschi mit dem Kopf von Glenn.


Die meis­ten Kameraleute, die ich ken­ne, sind coo­le Säue. So auch Joschi und Jonas. Kaum wur­de das neue Setting auf­ge­baut, scho­ben sich die bei­den beque­me Ledersessel hin­ter die Kameras und Joschi fand schnell eine bes­se­re Verwendung für den Greifarm, mit dem sonst wahr­schein­lich der Müll vom Diskoboden gepickt wird.


Wer bis hier durch­ge­hal­ten hat, soll mit mei­nem Highlight belohnt wer­den. Arkadi mit einer trans­por­ta­blen Firefly Lite Bank* von Aurora, die einen Aufsteckblitz schnell in eine klei­ne Octobox ver­wan­delt. Als Bonus erhielt er von mir einen Heiligenschein. Ich schwö­re: Das Foto ist spon­tan und „out of the cam“! Kein Photoshop, kei­ne end­lo­sen Testreihen. Nur etwas Können – und viel Glück.

Übrigens: Vor paar Monaten hat­te ich hier im Blog gefragt, wer mir kos­ten­los bei einem Fotoshooting assis­tie­ren wol­len wür­de. Als Reaktion kamen auch eini­ge böse Kommentare, dass ich damit Leute aus­beu­ten wür­de. Dabei sehe ich das als ein Geben und Nehmen. Damals hat­te ich Arbeitskraft „genom­men“, dies­mal habe ich mei­ne Arbeitskraft unent­gelt­lich gege­ben. Ying und Yang. So ist das Leben.

Was sagt ihr zu den Fotos?


* Affiliate-Link

Tutorial für Blitzaufbau bei Portraits (Hip Hop Look)

Vor paar Wochen saß ich mit dem Fotografen Luis Alvarez in einer schi­cken Bar in Berlin-​Mitte, die unge­lo­gen einen Laptop-​Besucher-​Ratio von fast 1:1 hat­te.  Luis foto­gra­fiert exklu­siv für istock­pho­to und Getty Images und schreibt den sehr emp­feh­lens­wer­ten Blog vela-photo.com, in dem er Bildaufbau-​Tutorials, Analysen zur Stockfotografie und vie­les mehr veröffentlicht.

Wir woll­ten was zusam­men machen und haben uns über­legt, dass Luis einen Gastartikel schrei­ben kön­ne. Da sein Blog in eng­lisch gehal­ten ist, gibt es dies­mal hier sein aktu­el­les Tutorial für den Blitzaufbau bei Portraits auch in deutsch.

Viel Spaß beim Lesen! (ab jetzt schreibt Luis)

_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​_​

Neulich war ein Freund von mir in Berlin zu Besuch. Er kommt ursprüng­lich aus Los Angeles und es hat nicht lan­ge gedau­ert, bis ich ihn über­zeu­gen konn­te, für mich zu modeln! Das Shooting war beson­ders inter­es­sant, weil wir wenig Zeit hat­ten und ich eini­ge Lichtaufbauten aus­pro­bie­ren wollte.

Das Ergebniss ist eine Serie von Portraits, jedes ein biss­chen anders.

Ich möch­te gern mit euch vier der Licht-​Einstellungen tei­len und zei­gen, wie jede Variation auf ein Bild wirkt.

Ein Blitz

Das ers­te Portrait wur­de mit nur einem Blitz gemacht. Der Hintergrund war grau. In mei­nem Studio arbei­ten wir nur mit Profoto und ich hab dafür ein Profoto Beauty Dish mit Glas-​Deflektor und Waabe genutzt (Ich hab kei­nen Affiliate-​Kontakt zu Profoto, die Links die­nen ledig­lich der Information, so dass ihr wisst, was ich genau genutzt habe). Das Beauty Dish habe ich über dem Model rechts (also links vom Fotografen) positioniert.

100mm, f8, 1/​160s

Dank des höhe­ren Winkels, aus dem das Licht kommt, sind vie­le Schatten zu sehen, was einen sehr dra­ma­ti­schen Look ergibt. Der Glas-​Deflektor sorgt dafür, dass das Licht ungleich auf das Model fällt und mehr Drama erzeugt. Das funk­tio­niert sehr gut für erns­te Porträts.

Licht Setup: Ein Blitz

Zwei Blitze

Das ers­te Bild ist dun­kel und ernst. In der nächs­ten Variante woll­te ich den Hintergrund beleuchten.

Dafür habe ich einen nor­ma­len Profoto Zoom Reflektor mit Waabe auf den Hintergrund gerichtet.

100mm, f7.1, 1/160s
100mm, f7.1, 1/​160s

Man sieht sofort den grau­en Hintergrund, wo vor­hin nur schwarz zu sehen war. Das gibt dem Bild mehr Tiefe, weil das Model vom Hintergrund getrennt wird.

Das nächs­te Bild wur­de mit genau den glei­chen Einstellungen gemacht. Ich habe nur leicht den Winkel des Beauty Dishes geän­dert. Ihr seht, dass das Licht haupt­säch­lich auf den Kopf und den Oberkörper fällt. Der Hintergrund-​Blitz wirkt bei dem Bild sehr gut!

100mm, f9, 1/​160s

Licht Setup: Zwei Blitze

Vier Blitze

Das Setup mit zwei Blitzen ist schön. Aber um den ech­ten „Rapper Look“ zu bekom­men, möch­te ich das Model vom Hintergrund noch mehr tren­nen und dem Bild mehr Dimension geben. Die kriegt man mit Licht von hin­ten. Ich habe zwei Profoto Strip Lights hin­zu­ge­fügt, ein­mal links und rechts hin­ter dem Model. Ich habe auch die Hintergrundfarbe geän­dert, Lila ist viel leben­di­ger. Das Beauty Dish habe ich dies­mal direkt vor dem Model und über der Kamera plat­ziert, so sind die Schatten viel sym­me­tri­scher, was bes­ser zum Konzept passt.

100mm, f9, 1/​160s

Die klei­ne Sternchen habe ich mit Photoshop gemacht, das ist einer der Pinsel, die ab CS2 stan­dard­mä­ßig dabei sind.

Licht Setup: 4 Blitze

Fünf Blitze (Vier Blitze und ein Ringblitz)

Meine letz­te Variation gibt dem Bild viel mehr Bling und Glamour, in dem ich einen Profoto Ringblitz mit Reflektor nut­ze. Ringblitze wir­ken immer gut auf Bildern, die wer­den sofort leben­dig und gla­mou­rös! Für die­se Einstellung blei­ben alle ande­re Blitze unverändert.

100mm, f9, 1/​160s

Ihr merkt, dass das Ringblitz ein­heit­lich das gan­ze Model beleuch­tet, von der Hose bis zum Kopf. Die Qualität des Lichtes ist sehr unter­schied­lich im Vergleich zu den ande­ren Blitzen. Ringblitze pro­du­zie­ren ein­zig­ar­ti­ges Licht, sehr beliebt in der HipHop-Szene.

Licht Setup: 5 Blitze


Ich hof­fe, die ver­schie­de­nen Licht-​Diagramme waren hilf­reich und haben euch gezeigt, wie man mit mehr und mehr Licht das Bild beein­flus­sen kann! Ich emp­feh­le jedem, erst­mal klein anzu­fan­gen und mit der Zeit immer mehr Licht zu nut­zen, um beson­de­re Bilder zu produzieren.

Welches Licht nutzt ihr? Und wie sehen die Bilder aus?

Ich wer­de dem­nächst die Photoshop-​Datei vom vor­letz­ten Bild auf mei­nem Blog ver­öf­fent­li­chen. So könnt ihr sehen, wie viel man mit Photoshop noch ändern kann!

Luis Alvarez

Erster Screencast – Portraitretusche für Bildagenturen

Es gibt wie­der eine Première!

Wer schon immer mal sehen woll­te, wie ich ein Portraitfoto in Photoshop retu­schie­re, bevor ich es über Bildagenturen zum Verkauf anbie­te, kann mir jetzt vir­tu­ell bei YouTube zuschauen.

Dort habe ich mal einen typi­schen typi­schen Bearbeitungsablauf auf­ge­zeich­net. Vom Öffnen des Bildes bis zur Speicherung. Das Ganze dau­ert ca. 5 Minuten und ist damit ziem­lich genau im Durchschnitt mei­ner Bearbeitungszeit pro Foto. Ich ken­ne vie­le ande­re Fotografen, die sich deut­lich mehr Zeit pro Bild neh­men, aber es liegt auf der Hand, das in die­sem Fall Zeit wirk­lich Geld ist. Hier erst mal mein Video:

Das Video ist mit dop­pel­ter Geschwindigkeit abge­spielt, weil ich ver­mu­te­te, dass es ansons­ten viel­leicht zu lang­wei­lig wäre. Ich habe bei der Aufnahme auch gemerkt, dass ich so vie­le Tastenkombinationen, Aktionen und Short-​Cuts benut­ze, dass im Video kaum zu sehen wäre, was sich tat­säch­lich abspielt. Deswegen habe ich wei­test­ge­hend ver­sucht, dar­auf zu ver­zich­ten und die Arbeitsschritte ein­zeln abzu­ru­fen. Das ist aber nicht immer gelungen.

Hier noch mal ein Ausschnitt des Fotos vor und nach der Bearbeitung (kli­cke auf das Bild für eine grö­ße­re Ansicht):


Ich arbei­te übri­gens mit einem Graphire-Grafiktablett* von Wacom in der an einem 24-​Zoll-​Widescreen-Monitor* von Eizo. Mit dem Tablett ist es viel bes­ser mög­lich, z.B. die Augen oder Zähne – wie im Video zu sehen – zu mar­kie­ren. Außerdem spart es Zeit, weil ich allein durch den Stiftdruck die Empfindlichkeit von Pinsel, Radiergummi, Abwedler und ande­ren Werkzeugen ein­stel­len kann, ohne jedes Mal mit der Maus ins Menü zu gehen und die Zahlenwerte zu ändern.

Das Gute an dem gro­ßen Monitor ist ers­tens schlicht, dass ich mehr vom Bild sehe, ohne Ranzoomen zu müs­sen. Wer einen klei­nen Monitor hat, kann das erken­nen, wenn er das Video im Vollbild-​Modus anschaut und sich denkt: „Häh, was hat er denn da jetzt mar­kiert?“ Das Gute am Breitbildformat ist, dass hori­zon­ta­le Fotos im übli­chen 2:3‑Format groß ange­zeigt wer­den kön­nen und dane­ben noch genug Platz für die Werkzeugleisten und Photoshop-​Paletten ist. Das ist eben­falls gut im Video zu erken­nen, wenn ich ins Bild zoo­me. Außerdem ist der Monitor sehr farb­ge­nau und hat eine smatt­schwar­ze Abdeckung an den Rändern, die seit­lich oder von oben ein­fal­len­des Licht vom Monitor abhält.

Falls Euch das Thema „Tutorial-​Videos“ inter­es­siert, wer­de ich das ger­ne wei­ter ver­fol­gen. Möglich wären zum Beispiel Videos mit einer Erklärung mei­ner­seits, war­um ich wel­che Arbeitsschritte wann und wie mache, eine bes­se­re Auflösung des Videos, ande­re Motive, die ande­re Arten der Bildbearbeitung erfor­dern und so weiter.

Deshalb: Gebt mir Feedback! Je nach­dem, wie es aus­fällt, wird es viel­leicht mehr, bes­se­re und ande­re Videos geben.

Was wür­det ihr ger­ne von mir als Video, Tutorial oder Screencast sehen?

* = Affiliate-Link

Rezension: „Porträts gekonnt retuschieren mit Photoshop“ von Matthias Matthai

Puristen sagen: „Nach dem Druck auf den Auslöser ist das Foto fer­tig“. Puristen wer­den kaum Stockfotos ver­kau­fen. Eine Nachbearbeitung, die nicht unbe­dingt sicht­bar ist, aber das Bild trotz­dem schö­ner macht, ist bei den meis­ten Fotos unab­ding­bar. Vor allem im Bereich der werb­li­chen Stockfotografie, in der glück­li­che, schö­ne Menschen gefragt sind, muss manch­mal nach­ge­hol­fen wer­den, um Pickel zu ent­fer­nen, Augenringe abzu­schwä­chen, Zähne zu wei­ßen oder die Augen strah­len­der zu machen.

Wer will, kann sich im Internet zu jedem Thema ein­zel­ne Tutorials suchen, die mehr oder weni­ger Erfolg brin­gen. Oder man kann sich das Buch „Porträts gekonnt retu­schie­ren mit Photoshop“ (dpunkt.Verlag, ISBN 978–3‑89864–499‑0) durch­le­sen. Dort beschreibt der Dozent des Photo- und Medienforum Kiel Matthias Matthai, wie die­se makel­lo­sen Schönheiten zustan­de kom­men, die wir aus den Hochglanzzeitschriften kennen.

buch-portraits-gekonnt-retuschieren

Das Buch ist logisch auf­ge­baut und führt nach­ein­an­der durch die ein­zel­nen Schritte. Zuerst wer­den die Grundlagen gelegt, indem die wich­tigs­ten Photoshop-Funktionen wie Ebenenmasken, Einstellungsebenen, Schnittmasken, Smart-​Objekte und Kanäle vor­ge­stellt wer­den. Danach folgt ein kur­zer Exkurs in die Attraktivitätsforschung, um Kriterien ken­nen­zu­ler­nen, die Menschen „schön“ wir­ken lassen.

Nach einem kur­zen Überblick über den Arbeitsablauf einer typi­schen Retusche wer­den die ein­zel­nen Schritte wie das Verformen des Körpers, das Glätten der Haut, Zupfen der Augenbrauen, Verbessern der Lippen und so wei­ter detail­liert dar­ge­stellt. Oft wer­den für bestimm­te Ergebnisse meh­re­re Methoden vor­ge­stellt und die Ergebnisse mit­ein­an­der verglichen.

Die Beispielfotos im Buch erfül­len gut ihren Zweck, auch wenn ich bei eini­gen Vergleichen mit bes­tem Willen kei­ne Unterschiede erken­nen konn­te (z.B. Abbildung 5–14). Die geball­ten Informationen im Buch kön­nen auf Amateure, die ihr ers­tes Beauty-​Foto bear­bei­ten wol­len, sicher abschre­cken. Durch die logi­sche Kapitelaufteilung ist es aber mög­lich und sicher für den Lernerfolg hilf­rei­cher, nur ein Kapitel am Stück zu lesen und gleich danach auszuprobieren.

Auch ich, der seit Jahren fast täg­lich Gesichter retu­schiert, habe noch eini­ge Tricks und Kniffe ler­nen kön­nen, zum Beispiel wie wich­tig es ist, ein­zel­ne Haare zu ent­fer­nen, dass der Winkelwert nach dem Messen mit dem Lineal-​Werkzeug durch die Funktion „Arbeitsfläche dre­hen“ über­nom­men wird, um Fotos gera­de aus­zu­rich­ten oder wie die Augenfarbe effek­tiv geän­dert wer­den kann. Außerdem hat mir das Buch gehol­fen, vie­le Photoshop-​Funktionen, die ich bis­her nur intui­tiv genutzt habe, bes­ser in ihrer Arbeitsweise zu verstehen.

Insgesamt rich­tet sich das Buch jedoch eher an Beauty-​Fotografen, die auch die Zeit haben, umfang­rei­che und auf­wän­di­ge Retuschearbeiten umzu­set­zen oder sich dafür ein­fach bezah­len las­sen. Für Stockfotografen sind eher die Kapitel hilf­reich, wel­che sich mit Retuschen im Gesicht aus­ein­an­der­set­zen. Ganze Körperkorrekturen (grö­ße­re Brüste, schma­le­re Hüften, kna­cki­ge­rer Po) sind sel­ten not­wen­dig. Aber wenn, weiß ich nun, wo die Tipps dafür stehen.

Bisherige Rezensionen:
Food Styling For Photographers” von Linda Bellingham und Jean Ann Bybee
Microstock Photography. How To Make Money From Your Digital Images” von Douglas Freer
Wie sie mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen” von Helma Spona
Fotos sehen, ver­ste­hen, gestal­ten” von Martin Schuster
Mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen” von Lee Frost