Vor paar Wochen saß ich mit dem Fotografen Luis Alvarez in einer schicken Bar in Berlin-Mitte, die ungelogen einen Laptop-Besucher-Ratio von fast 1:1 hatte. Luis fotografiert exklusiv für istockphoto und Getty Images und schreibt den sehr empfehlenswerten Blog vela-photo.com, in dem er Bildaufbau-Tutorials, Analysen zur Stockfotografie und vieles mehr veröffentlicht.
Wir wollten was zusammen machen und haben uns überlegt, dass Luis einen Gastartikel schreiben könne. Da sein Blog in englisch gehalten ist, gibt es diesmal hier sein aktuelles Tutorial für den Blitzaufbau bei Portraits auch in deutsch.
Viel Spaß beim Lesen! (ab jetzt schreibt Luis)
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Neulich war ein Freund von mir in Berlin zu Besuch. Er kommt ursprünglich aus Los Angeles und es hat nicht lange gedauert, bis ich ihn überzeugen konnte, für mich zu modeln! Das Shooting war besonders interessant, weil wir wenig Zeit hatten und ich einige Lichtaufbauten ausprobieren wollte.
Das Ergebniss ist eine Serie von Portraits, jedes ein bisschen anders.
Ich möchte gern mit euch vier der Licht-Einstellungen teilen und zeigen, wie jede Variation auf ein Bild wirkt.
Ein Blitz
Das erste Portrait wurde mit nur einem Blitz gemacht. Der Hintergrund war grau. In meinem Studio arbeiten wir nur mit Profoto und ich hab dafür ein Profoto Beauty Dish mit Glas-Deflektor und Waabe genutzt (Ich hab keinen Affiliate-Kontakt zu Profoto, die Links dienen lediglich der Information, so dass ihr wisst, was ich genau genutzt habe). Das Beauty Dish habe ich über dem Model rechts (also links vom Fotografen) positioniert.

Dank des höheren Winkels, aus dem das Licht kommt, sind viele Schatten zu sehen, was einen sehr dramatischen Look ergibt. Der Glas-Deflektor sorgt dafür, dass das Licht ungleich auf das Model fällt und mehr Drama erzeugt. Das funktioniert sehr gut für ernste Porträts.
Zwei Blitze
Das erste Bild ist dunkel und ernst. In der nächsten Variante wollte ich den Hintergrund beleuchten.
Dafür habe ich einen normalen Profoto Zoom Reflektor mit Waabe auf den Hintergrund gerichtet.

Man sieht sofort den grauen Hintergrund, wo vorhin nur schwarz zu sehen war. Das gibt dem Bild mehr Tiefe, weil das Model vom Hintergrund getrennt wird.
Das nächste Bild wurde mit genau den gleichen Einstellungen gemacht. Ich habe nur leicht den Winkel des Beauty Dishes geändert. Ihr seht, dass das Licht hauptsächlich auf den Kopf und den Oberkörper fällt. Der Hintergrund-Blitz wirkt bei dem Bild sehr gut!

Vier Blitze
Das Setup mit zwei Blitzen ist schön. Aber um den echten „Rapper Look“ zu bekommen, möchte ich das Model vom Hintergrund noch mehr trennen und dem Bild mehr Dimension geben. Die kriegt man mit Licht von hinten. Ich habe zwei Profoto Strip Lights hinzugefügt, einmal links und rechts hinter dem Model. Ich habe auch die Hintergrundfarbe geändert, Lila ist viel lebendiger. Das Beauty Dish habe ich diesmal direkt vor dem Model und über der Kamera platziert, so sind die Schatten viel symmetrischer, was besser zum Konzept passt.

Die kleine Sternchen habe ich mit Photoshop gemacht, das ist einer der Pinsel, die ab CS2 standardmäßig dabei sind.
Licht Setup: 4 Blitze
Fünf Blitze (Vier Blitze und ein Ringblitz)
Meine letzte Variation gibt dem Bild viel mehr Bling und Glamour, in dem ich einen Profoto Ringblitz mit Reflektor nutze. Ringblitze wirken immer gut auf Bildern, die werden sofort lebendig und glamourös! Für diese Einstellung bleiben alle andere Blitze unverändert.

Ihr merkt, dass das Ringblitz einheitlich das ganze Model beleuchtet, von der Hose bis zum Kopf. Die Qualität des Lichtes ist sehr unterschiedlich im Vergleich zu den anderen Blitzen. Ringblitze produzieren einzigartiges Licht, sehr beliebt in der HipHop-Szene.
Licht Setup: 5 Blitze
Ich hoffe, die verschiedenen Licht-Diagramme waren hilfreich und haben euch gezeigt, wie man mit mehr und mehr Licht das Bild beeinflussen kann! Ich empfehle jedem, erstmal klein anzufangen und mit der Zeit immer mehr Licht zu nutzen, um besondere Bilder zu produzieren.
Welches Licht nutzt ihr? Und wie sehen die Bilder aus?
Ich werde demnächst die Photoshop-Datei vom vorletzten Bild auf meinem Blog veröffentlichen. So könnt ihr sehen, wie viel man mit Photoshop noch ändern kann!
Luis Alvarez
Toller Gastpost!
Die Setups sind zwar alles keine Neuerfindungen, aber schön erklärt und mit coolen Bildern versehen.
Der Blog von Luis ist gleich im Feed-Reader gelandet 😉
So verpasse ich hoffentlich die angesprochene PSD-Datei nicht, denn die würde mich auch interessieren.
Toller Artikel!
Würde mir mehr derartige Artikel über Lichtaufbau wünschen (idealerweise mit Grafiken so wie hier)!
DANKE!
LG aus Tirol
Martin
Ich geh mal davon aus, das die schw. Platte ein Reflektor sein soll und kein Abschatter, oder?
Hab mal grad auf seinem Blog gestöbert, sind wohl Abschatter (schwarz lackierte Styroporplatten)
Danke für die Tipps
lg Uwe
Hallo Robert,
ein schöner Gastbeitrag. Beiträge zum Bildaufbau und zum Warum und Wieso finde ich garnichtmal so verkehrt.
LG Marco
PS Irgendwie sieht der Blog heute anders aus ??? Du hast ein neues Logo bzw eine neue Schrift, kann das sein?
@Marco: Ja, ich habe die Logo-Farbe und ‑schrift etwas angepasst…
Super Tutorial/Blogpost !
Was mir neben dem sehr gut dokumentierten Aufbau besonders gefallt, ist dass die Bilder nur moderat bearbeitet sind und man so die Wirkung der Lichtformer auch wirklich nach vollziehen kann.
Vielen Dank für diesen Beitrag Robert. Mit den Skizzen des Lichtaufbaus bestimmt sehr hilfreich, wenn man etwas nachbauen oder für sich selbst modifizieren will. Eine Frage hab ich dazu noch. Hast du die Skizzen mit „strobox“ fürs iphone erstellt oder hast du eine Alternative für das Desktop zu dieser App?
@Roomer: Der Text ist nicht von mir, sondern von Luis Alvarez, siehe Link im Artikel. Da musst du ihn mal fragen. Du brauchst aber keine App, um solche Skizzen zu erstellen, das hier geht z.B auch: http://www.lightingdiagrams.com/
Noch eine Frage: wie weit ist das Model vom Hintergrund entfernt, da dieser so schön geschmeidig rüberkommt? Oder ist es Postarbeit? Ansonsten vielen DAnk für den Beitrag!
Sehr schöner Beitrag! Danke! Auch die Skizzen sind super!