Stockfotografie-​News 2009-01-22

Eine Woche ist rum, Zeit für einen kur­zen News-Rückblick:

  • Die öster­rei­chi­sche Bildagentur Fotofolio macht dicht. Nach Angaben des Eigentümers wird die Webseite Ende des Monats geschlos­sen, falls sich bis dahin kein Käufer findet.
  • Die Microstock-​Agentur 123rf* bie­tet nun auch Editorial-​Fotos an. Das sind Fotos, die für die Berichterstattungen in Printmedien und im Fernsehen benutzt wer­den. Gesucht wer­den vor allem „nach­rich­ten­träch­ti­ge Events, Prominente, Sport- und Musikereignisse, Bilder von Naturkatastrophen, kul­tu­rel­le Feiern, Straßenszenen und sozia­le Themen“.
  • Die deut­sche Bildagentur plain­pic­tu­re über­nimmt jetzt die Agentur Deepol und führt deren Bilder als eige­ne Kollektion weiter.
  • Auch Moodboard senkt jetzt die Preise und rich­tet dafür eine „Budget Line“ ein, in der Bilder ab 10 Euro erhält­lich sind. Damit sind die Macrostock-​Agenturen sogar oft wie­der bil­li­ger als die „Premium-​Kollektionen“ wie Infinite von Fotolia oder Vetta von istockphoto.
  • Die Webseite SpiderPic bie­tet einen neu­en Service für Bildkäufer. Diese Meta-​Suchmaschine durch­sucht Microstock-​Bildagenturen nach iden­ti­schen Bildern und zeigt die­se nach dem güns­tigs­ten Preis sor­tiert an. Noch ist die Webseite im geschlos­se­nen Beta-​Stadium, es wird also eine Einladung benö­tigt, um die Seite zu tes­ten. Da die­ser Service nicht der ein­zi­ge die­ser Art ist, bestehen lang­fris­tig zwei Möglichkeiten. Die klei­ne­ren Microstock-​Agenturen wie Crestock, CanStockPhoto und StockXpert gewin­nen mehr Käufer und der Microstock-​Markt wird „fai­rer“ im Sinne von: es gibt vie­le gleich­star­ke Bildagenturen – oder die Fotografen stel­len ihre Bildlieferungen an die bil­ligs­ten Agenturen ein und es kommt zu einer Konzentration der vier gro­ßen Microstock-​Agenturen istock­pho­to, Fotolia, Shutterstock und Dreamstime.

Was meint ihr?

Übrigens: Ihr könnt mir auf Twitter fol­gen und zum Beispiel sol­che Meldungen schnel­ler erhalten.

* Affiliate-​Link (Bei Anmeldung erhal­te ich eine Provision)

Fotosession mit Renate

Während es ein­fach ist, jun­ge schö­ne Frauen zu fin­den, die Interesse dar­an haben, sich foto­gra­fie­ren zu las­sen, sieht es bei Menschen ab 40 schwie­ri­ger aus. Dabei gehö­ren Männer und Frauen zwi­schen 40 und 50 Jahren zu der häu­figs­ten Altersgruppe in Deutschland. Umso mehr freu­te ich mich, mit Renate zusam­men­ar­bei­ten zu kön­nen. Zwar hat sie schon eini­ge (win­zi­ge) Falten im Gesicht, aber dafür haben ihre Fotos Charakter und sie ver­kör­pert bestimm­te Motive wie die Geschäftsfrau oder die Ärztin glaubwürdiger.

Schal um den Kopf

Das hier ist mein Lieblingsfoto aus unse­rer Serie. Den Schal hat­te ich vor über einem Jahr als Requisite gekauft und bis­her ist er nie zum Einsatz gekom­men, weil ich kei­ne pas­sen­de Verwendung gefun­den hat­te. In die­sem Bild schlägt er sich als ein­zi­ger Farbtupfer jedoch glän­zend. Außerdem mag ich das Hippie-​Feeling, wel­ches das Foto vermittelt.

Lächelnde Chefin

Als ich das ers­te Mal mei­ne Fotos von Renate am Computer ange­schaut habe, dach­te ich die gan­ze Zeit „Irgendwoher ken­ne ich das Gesicht“. Es hat gedau­ert, bis der Groschen fiel, aber dann wur­de mir klar. Renate erin­nert mich in der Business-​Kleidung an Lorraine Bracco, die Schauspielerin, die in der Mafia-​Serie „Die Sopranos“ die Psychaterin Dr. Jennifer Melfi spielt. Findet ihr nicht auch?

Gerechte Richterin

Diese coo­le Waage habe ich vor paar Wochen auf einem Flohmarkt erstan­den. Sie war lei­der nicht ganz bil­lig, ergänzt sich aber gut mit dem Richterhammer. Außerdem ist sie etwas ros­tig, sodaß ich sie in Photoshop immer etwas retu­schie­ren muss. Aber nichts ver­kör­pert das Konzept „Gerechtigkeit“ bes­ser als eine glän­zen­de Balkenwaage.

Raucherin mit Qualm

Renate ist Raucherin, hat aber tap­fer lan­ge ohne eine Zigarette aus­ge­hal­ten. Zum Schluss durf­te sie dann sogar im Studio und vor der Kamera rau­chen. Ich gebe zu, dass die Bildagenturen von die­sen dunk­le­ren Fotos mehr abge­lehnt haben als bei den wei­ßen Freistellern, aber mir selbst sagt das Bild sehr zu.

Rücken einer Frau

Nein, ich habe für die­ses Wellness-Foto nicht mein Studio geflu­tet, son­dern mit einem Filter in Photoshop gespielt. Da ich das Foto kom­mer­zi­ell nut­zen möch­te, habe ich den Filter selbst­ver­ständ­lich legal gekauft.

Wange berühren

Wie fin­det ihr die Fotos?

Ach ja, die Fotos kön­nen unter ande­rem hier gekauft werden.

Frag den Fotograf: Gibt es Bildagenturen für Adult-Motive?

Bevor ihr wei­ter lest, ein wich­ti­ger Hinweis. Das Thema heu­te ist nur für Erwachsene und bei vie­len Links in die­sem Artikel erwar­ten Euch frei­zü­gi­ge Inhalte und Bilder, die nicht für Minderjährige bestimmt sind. Deshalb: Lesen und Klicken dies­mal bit­te nur für Erwachsene.

Letzte Woche erreich­te mich die­se Mail aus Süddeutschland.

Servus Robert,

ich bin erst vor kur­zem auf dei­nem Blog gesto­ßen. Dies hat mich wie­der ermu­tigt mehr Bilder in mei­ne Agenturen zu stellen.

Was ich aber bis­her noch nicht her­aus­ge­fun­den habe, wo kann ich Erotik, Adult oder Pornart anbieten?

Ich hof­fe das Thema ist nicht zu unse­ri­ös, aber ich den­ke das die vie­len Adult-​Websites doch auch Content benötigen.

mit freund­li­chen Grüßen…“

Lebensechte Gummipuppe auf der AVN Adult Entertainment Expo in Las Legas (Foto: Dkimke/Flickr)
Lebensechte Gummipuppe auf der AVN Adult Entertainment Expo in Las Legas (Foto: Dklimke/​Flickr)

Die Überlegung ist rich­tig. Die „nor­ma­len“ Bildagenturen neh­men zwar auch Aktfotos u.ä. an, ver­bie­ten aber die Nutzung für por­no­gra­phi­sche Zwecke. Deswegen wer­den dort sol­che Motive sel­ten ver­kauft. Explizite Motive wie die Darstellung pri­mä­rer Geschlechtsorgane oder des Geschlechtsakts wer­den gar nicht erst ange­nom­men. Trotzdem gibt es mas­sen­wei­se Pornoseiten im Internet, von denen nicht alle ihr Material selbst fil­men und foto­gra­fie­ren. Auch dafür gibt es Spezial-​Agenturen, die sich dar­auf spe­zia­li­siert haben, soge­nann­ten „adult con­tent“ anzu­bie­ten, meist Bilderserien eines Models, was sich ent­klei­det und mit einem ande­ren Model intim wird.

2002 hat­te ich ein Interview mit einem Gestalter von Pornoseiten geführt. Dieser erzähl­te mir, dass er für meh­re­re hun­dert Euro im Monat Bildlizenzen kau­fe. Besonders erwähnt wur­de da der Erotik-​Fotograf David Lace, auf des­sen Webseite sich übri­gens gute Model-​Tipps für die Aktfotografie fin­den. Auch die­ser Nischenmarkt hat sich gewan­delt und ist offe­ner gewor­den. Immer öfter glei­chen die Adult-​Bildagenturen den klas­si­schen Microstock-​Agenturen, mit Credits und der Suche nach Hobby-​Fotografen. Hier eine Auswahl von Agenturen, die sich auf den Vertrieb von „Adult Material“ spe­zia­li­siert haben.

Ich bin bei die­sen Agenturen weder Kunde noch Lieferant, kann des­halb kei­ne Erfahrungen aus ers­ter Hand wei­ter­ge­ben. Aber viel­leicht mel­den sich Fotografen in den Kommentaren, die Erfahrungen mit die­sen oder ande­ren Agenturen gemacht haben:

Wer mit dem Gedanken spielt, sol­ches Bildmaterial zu ver­kau­fen, muss sich über zwei Dinge im Klaren sein. Es reicht nicht, die übli­chen Model-​Releases zu nut­zen, son­dern die Model-​Verträge müs­sen sehr weit gefasst sein, damit eben auch die por­no­gra­fi­sche Nutzung der Bilder vom Model erlaubt wird. In die­sem dafür vor­ge­se­he­nen Modelvertrag liest sich das dann bei­spiels­wei­se so (beach­tet die von mir unter­stri­che­ne Stelle):

I fur­ther release, dischar­ge, and agree to defend the pho­to­grapher, her legal repre­sen­ta­ti­ves, agents, licen­sees, suc­ces­sors and assigns, and all par­ties acting under their per­mis­si­on, or with aut­ho­ri­ty from them, or tho­se for whom they are acting, from any claims for remu­ne­ra­ti­on asso­cia­ted with any form of dama­ge, fore­seen or unfo­re­seen, asso­cia­ted with the pro­per com­mer­cial or artis­tic use of the­se images even should the same sub­ject me to ridi­cu­le, scan­dal, scorn or indi­gni­ty, and from any lia­bi­li­ty as a result of any dis­tor­ti­on, blur­ring, or altera­ti­on, opti­cal illu­si­ons or use in com­po­si­te form, eit­her inten­tio­nal­ly or other­wi­se, that may occur or be repro­du­ced in the taking, pro­ces­sing or repro­duc­tion of the finis­hed pro­duct, or its publi­ca­ti­on or dis­tri­bu­ti­on, or which may ari­se from any breach of any war­ran­ty, repre­sen­ta­ti­on, coven­ant or agree­ment made by me.“

Der Fotograf soll­te dem Model klar machen, wor­auf es sich ein­lässt und dass die Bilder – ein­mal im Internet – sich kaum noch „ent­fer­nen“ lassen.

Außerdem ver­lan­gen die Adult-​Agenturen, dass der Fotograf alle Dokumente nach­wei­sen und ein­rei­chen kann, um den us-​amerikanischen „2257 Regulations“ zu ent­spre­chen. Kurz gesagt regu­liert die­ses Gesetz den Umgang mit ero­ti­schen Fotos und for­dert u.a. von den Fotografen, dass die­se bei jedem Model nach­wei­sen kön­nen, dass es zum Zeitpunkt des Shootings voll­jäh­rig war. Am ein­fachs­ten geht das, indem das Model mit einem les­ba­ren Ausweis in der Hand foto­gra­fiert wird. Beispiele fin­den sich unten auf die­ser Seite.

Wer kann dem Fragesteller wei­te­re Tipps geben?

Stockfotografie-​News 2010-01-15

Etwas spät heu­te, aber bes­ser als nie. Die News:

  • Dennis vom Blog „FotoTopics“ bat mich, auf sei­nen Foto-​Wettbewerb „Freundschaft“ hin­zu­wei­sen, der noch bis zum 31.01.2010 läuft. Das habe ich hier­mit gemacht.
  • Nach mei­nem Blog-​Post über die Steuer-​Neuigkeiten bei der Bildagentur Fotolia gibt es zur Zeit ein offi­zi­el­les Statement von Fotolia Deutschland in deren Forum, was besagt, dass doch kei­ne ITIN benö­tigt wer­de, wenn der Fotograf sein W8-​BEN-​Formular kor­rekt aus­ge­füllt habe.
  • Mauritius Images, die größ­te deut­sche (Macro-)Bildagentur, senkt gera­de die Preise für Bilder in Web-​Auflösung, ähn­lich wie es Getty Images vor eini­gen Monaten vor­ge­macht hat­te. Außerdem legt sich Mauritius Images jetzt auch eine „Billig“-Agentur mit dem Namen Bestprice-​Stock zu. Die Bilder dafür wer­den unter ande­rem von PantherMedia und ande­ren Bildagenturen geliefert.
  • Die Microstock-​Agentur BigStockPhoto hat eine (lei­der sehr lan­ge) Liste mit Suchbegriffen und den damit zusam­men­hän­gen­den Motiven ver­öf­fent­licht, die bei Bildagenturen kri­tisch bis ver­bo­ten sind. Unbedingt durchlesen!


So, das war’s für heu­te. Ich wün­sche Euch ein schö­nes Wochenende.

Kategorien in Bildagenturen abschaffen oder ändern

Die letz­ten Tage habe ich wie­der eine Fotoserie mit über 100 Fotos zu ver­schie­de­nen Bildagenturen hoch­ge­la­den. Es fühlt sich dabei immer so an als wür­de das Sortieren der Fotos in die vor­ge­ge­be­nen Kategorien der Bildagenturen die meis­te Zeit fres­sen. Deshalb plä­die­re ich hier öffent­lich für die Abschaffung oder Änderung der bestehen­den Kategorie-​Systeme bei Bildagenturen.

Meine Gründe:

  1. Vor eini­gen Monaten hat­te ich im Blog die­se Umfrage unter Bildagenturen gemacht, wel­chen Sinn deren Bildkategorien haben. Die Hauptantwort war, dass vor allem uner­fah­re­ne Bildkäufer die Kategorien nut­zen, um erst mal durch das Angebot „zu stö­bern“. Mittlerweile den­ke ich, dass die meis­ten Bildkäufer das Prinzip von Online-​Bildagenturen, Keyword-​Systemen und Microstock-​Anbietern ver­stan­den haben.
  2. In der glei­chen Umfrage gaben vie­le Bildagenturen zu, dass im Vergleich zur Stichwortsuche die Kategorien nur einen klei­nen Teil der Umsätze ausmachen.
  3. Vor allem für pro­fes­sio­nel­le Fotografen, die regel­mä­ßig Bildagenturen mit vie­len und guten Fotos belie­fern, stei­gern die Pflichtkategorien den Aufwand für das Einstellen von Fotos enorm. Diese Fotografen und Bilder sind jedoch meist iden­tisch mit denen, an denen die Bildagenturen am meis­ten ver­die­nen. Eine Bildagentur, die die Kategoriezuordnung nicht den Fotografen auf­bür­det, wür­den deren Workflow opti­mie­ren und die Agentur für Fotografen attrak­ti­ver machen.
  4. Vor allem in Microstock-​Agenturen mit meh­re­ren Millionen Fotos im Angebot ver­liert das urprüng­li­che Ziel von kate­go­rien, die Bildermengen sinn­voll zu begren­zen, mitt­ler­wei­le ins Leere. Bei Fotolia sind in der Kategorie Frau über eine hal­be Million Foto zu fin­den, die Katogorie „Kinder“ bei iStockphoto lie­fert über 180.000 Treffer und die Kategorie „Menschen“ bei Shutterstock ent­hält über 1,7 Millionen Bilder. Kategorien sind nicht mehr über­sicht­lich.

Trotz die­ser vier Gründe gibt es einen simp­len Grund, Kategorien bei­zu­be­hal­ten: Sie wer­den genutzt. Das bedeu­tet, dass damit auch eini­ge Verkäufe erzielt wer­den, die sonst viel­leicht nicht zustan­de gekom­men wären. Aber loh­nen sich die paar zusätz­li­chen Bilder im Vergleich zur Arbeitszeit der Fotografen? Ich sage nein!

Deshalb plä­die­re ich – wenn Bildagenturen Kategorien bei­be­hal­ten wol­len – für ein auto­ma­ti­sches System.

Ein auto­ma­ti­sches System wür­de so funk­tio­nie­ren: In den Kategorien wer­den auto­ma­tisch nur die Fotos ange­zeigt, die auch den Kategoriebegriff als Suchbegriff verwenden.Das Wort „Frau“ bei einem Foto wür­de dafür sor­gen, dass es z.B. in die Kategorie „Mensch“ oder „Frau“ sor­tiert wird. Der Begriff „Wald“ wür­de zu einem Zuweisen der Kategorien „Natur“ und „Wald“ füh­ren und so wei­ter. Die Anzeigeergebnisse der Kategorie „Menschen“ bei Shutterstock und die Suchergebnisse für das Wort „People“ dort sind ja auch fast iden­tisch. So ist es bei vie­len Bildagenturen.

Neben die­ser auto­ma­ti­schen Zuordnung sehe ich vor allem bei den Macrostock-​Agenturen noch einen ande­ren „Trend“. Statt fes­ter Kategorien gibt es dort „Trendthemen“ (Mauritius Images), „Bildgalerien“ (Corbis), „Our Pics“ (Age Fotostock), „Selections“ (Action Press), „Dossiers“ (Ullstein Bild) und so wei­ter. Das sind im Grunde nichts anders als wech­seln­de Kategorien (meist zu aktu­el­len Themen), die von den Bildredakteuren der Agenturen hand­ver­le­sen wer­den. So kön­nen die Neukunden wei­ter­hin stö­bern, ent­de­cken und sich inspi­rie­ren las­sen, ohne von zu vie­len Bildern erschla­gen werden.

Die Ironie des Ganzen: Ich bin mir sehr sicher, dass die Bildredakteure beim Auswählen der Fotos für die­se „wech­seln­den Kategorien“ auch erst ein Stichwort in ihre Suchmaschine ein­ge­ben, zum Beispiel „Valentinstag“, „Olympia“, „Herbst“ und so wei­ter. Wenn die das kön­nen, schaf­fen das die Bildkäufer auch.

In die­sem Sinne: Bitte, Bildagenturen, schafft die Kategorien ab! Oder ändert Euer System.

Was sagt ihr dazu? Stört euch das eben­falls? Wie könn­ten die Kategoriesysteme ver­bes­sert wer­den? Ich freue mich auch über Beiträge aus Käufersicht oder von den Agenturen.

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