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Schnee und Fotos in Hamburg

Die letz­ten Tagen war ich mit mei­ner Freundin in Hamburg.

Hamburg 2009

Es ist eine schö­ne Stadt mit sehr freund­li­chen Menschen – in den vier Tagen wur­den wir min­des­tens sechs Mal von Einwohnern gefragt, wo wir denn hin wol­len und ob wir Hilfe benö­tig­ten. Wir haben uns nach einer Weile kaum noch getraut, auf den Stadtplan zu schau­en. Ebenfalls typisch für Hamburg war das „Schietwetter“.

Hamburg 2009

Pünktlich nach unse­rer Ankunft im Hotel fing es zu schnei­en an. Das ermög­lich­te es mit immer­hin, eini­ge Winterfotos in der Hansestadt zu machen.

Hamburg 2009

Ein Profi denkt natür­lich auch an sei­ne Weiterbildung und so besuch­ten wir die Ausstellung „Gute Aussichten 2008/​2009″ im Haus der Photographie in den Deichtorhallen. Dort wur­den die neun Preisträger gezeigt, wel­che eine Jury aus über 100 Einsendungen von Hochschulen und Universitäten aus­ge­wählt hatte.

Hamburg 2009
Für mich ist immer span­nend, ob bei die­sen Ausstellungen neue Trends zu beob­ach­ten sind, die ich ken­nen soll­te. Basierend auf den gezeig­ten Arbeiten sah ich folgendes:

  • Das qua­dra­ti­sche Bildformat gewinnt an Beliebtheit. Durch die Handy- und Digitalkamera-​Bilderflut ermü­den die bis­he­ri­gen Formate und schon ein klei­ner Formatwechsel kann wie­der span­nend wirken.
  • Das (Pseudo)-Dokumentarische domi­niert. Von den neun gezeig­ten Künstlern hat­te nur das Konzept von Markus Georg einen stren­gen Inszenierungscharakter. Alle ande­ren Arbeiten waren ent­we­der kom­plett doku­men­tie­rend oder wur­den mit Hinblick auf eine zu erzäh­len­de Geschichte teils doku­men­tiert. So zum Beispiel die beein­dru­cken­den Fotos von Maziar Moradi, wel­che ihre ira­ni­sche Großfamilie por­trai­tiert hat. Die Szenen wir­ken wie zufäl­li­ge Alltagsbegebenheiten, bei genau­er Betrachtung fällt jedoch auf, dass die Fotos allein wegen des Blitzaufbaus kei­ne Schnappschüsse sein können.
  • Matte, sanf­te Farben beherr­schen die Bilder. Datzu passt, dass par­al­lel zu „Gute Aussichten“ die Ausstellung „New Color Photography der 1970er Jahre“ gezeigt wur­de, in der sich zwar von der S/​W‑Ästhetik abge­grenzt, die Poppigkeit der 1980er und 90er Jahre jedoch noch nicht erreicht wurde.

Hamburg 2009

Was sagt ihr zu den Fotos und den – ver­mu­te­ten – Trends?

Hamburg 2009

Stock-​Video killed the Journalist-Star

Die Microstock-​Bildagentur Fotolia wird bald auch Videos anbie­ten. Dazu ermög­licht sie den Mitgliedern, Videos nun per FTP hoch­zu­la­den. Vielleicht ist das auch der Grund, war­um die FTP-​Verbindung zu Fotolia in der letz­ten Zeit lang­sam bis nicht erreich­bar war: Viele ver­su­chen ihre Videos vor dem offi­zi­el­len Start hoch­zu­la­den und belas­ten die Leitungen. Andere Microstock-​Anbieter wie istock­pho­to oder Shutterstock sind eben­falls seit eini­ger Zeit im Videomarkt unterwegs.

Reporterin vor der Sendung
In Zeiten von immer mehr Profi-​Digitalkameras wie der Canon EOS 5D Mark II oder der Nikon D90, wel­che Videoaufnahmen in HD-​Qualität ermög­li­chen, ist das Anbieten von Videos eine nahe­lie­gen­de Entscheidung. Mittlerweile ent­ste­hen schon die ers­ten Musikvideos, wel­che kom­plett mit die­sen neu­en Digitalkameras auf­ge­nom­men wer­den. Welche Formate und Codecs akzep­tiert wer­den, wie­viel damit ver­dient wer­den kann und wor­auf noch geach­tet wer­den, steht auf einer Übersichtsseite bei Fotolia.

Diese Stock-​Videos wer­den in der Branche „Footage“ genannt, weil sie im Gegensatz zur Liveaufnahme vor der Aufzeichnung gespei­chert wer­den. Früher auf Film, der in „Feet“ gemes­sen wur­de – daher der Name – , heu­te meist digital.

Was bedeu­tet das ver­mehr­te Angebot an bil­li­gem Footage für die Medienbranche? Analog zur Entwicklung in der Fotografie kann fol­gen­des ver­mu­tet werden:

  • Auftragsarbeiten für VJs und Kameraleute gehen zurück und es wird ver­mehrt auf Stock-​Footage zurückgegriffen
  • Anbieter von Macrostock-​Footage wie Creatas, Wired Images, Getty oder Corbis mit Preisen von teil­wei­se über 100 Euro pro Sekunde wer­den über den Preisverfall jam­mern und stel­len­wei­se ihre Preise senken
  • es wer­den eini­ge Hobby-​Filmer ent­de­cken, dass sie mit ihrem Hobby Geld machen kön­nen und die guten wer­den zumin­dest ein gutes Nebeneinkommen haben
  • die Probleme mit Codecs, Formaten und Video-​Standards wer­den zunehmen

Wer schon mal ver­sucht hat, ein Video bei einem Footage-​Anbieter unter­zu­krie­gen, weiß, wie kom­pli­ziert es ist, alle Bedingungen für Codec, Containerformat, Audioformat, Bitrate, Kompressionsrate etc. zu erfül­len. So erlaubt bei­spiels­wei­se Fotolia 13 ver­schie­de­ne Codecs und acht ver­schie­de­ne Container.

Frag den Fotograf: Fotos „rights managed“ (RM) oder „royalty free“ (RF) anbieten?

Vor eini­gen Tagen habe ich fol­gen­de Mail einer ande­ren Berufsfotografin bekom­men.

Hallo Herr Kneschke,

ich bin heu­te auf Ihrer Webseite gelan­det und muss Ihnen ein ganz dickes Lob auspre­chen! […] Gestatten Sie mir unbe­kann­ter­wei­se die Bitte um eine Auskunft:

Ich bin als Tierfotografin seit Jahren eta­bliert, bie­te mein Bilder bis­lang nur bei F1online als RM-​Material an.  Ein Kollege (renom­mier­ter Architekturfotograf) sowie F1online selbst rie­ten  hierzu.
Nach Studieren der Trends bin ich aber der Meinung, es ist sinn­vol­ler, zukünf­tig die Fotos als RF-​Material gleich­zei­tig bei meh­re­ren Bildagenturen anzubieten.

Da ich aktu­ell von einer wei­te­ren Agentur ange­spro­chen wur­de, wür­de mich Ihre Meinung hier­zu sehr interessieren.

Ich ver­mark­te haupt­säch­lich Fotos von
– Hunden
– Pferden
– Babies (eige­nes)
– Kinder (eige­ne)

Vielen Dank und ich wür­de mich freu­en, von Ihnen zu hören.

Ich habe mir gedacht, bevor ich ihr aus­führ­lich per Mail ant­wor­te, mache ich die Antwort gleich anony­mi­siert öffent­lich, damit auch die ande­ren Fotografen etwas davon haben.

Rottweiler
In der Mail wird von Trends gespro­chen. Es stimmt, dass im letz­ten Jahrzehnt RF (Royalty Free) gegen­über RM-​Material an Bedeutung gewon­nen hat. Heutzutage ändert sich die­ser Trend jedoch schon wie­der eher in die Richtung, dass RF-​Bilder durch die noch bil­li­ge­ren Microstock-​Fotos abge­löst wer­den, die ja im Grunde nur bil­li­ge­re RF-​Fotos sind. Damit sin­ken die Einnahmen mit tra­di­tio­nel­len RF-​Fotos stark. Im RM-​Bereich sin­ken die Umsätze zwar eben­so, jedoch wesent­lich gerin­ger, weil die Käuferschicht eine ande­re ist und Motive als RM ange­bo­ten wer­den kön­nen, die nicht die recht­li­chen Rahmenbedingungen für RF-​Fotos erfül­len. PictureTom unter­füt­tert die­se Aussagen hier in sei­nem Blog mit aktu­el­len Zahlen.

Die Annahme, dass ein RF-​Foto auto­ma­tisch an meh­re­re Bildagenturen gelie­fert wer­den dür­fe, ist auch falsch! Hier kommt es im Einzelfall nur an den Vertrag mit der Bildagentur an. Ich ken­ne genug Bildagenturen, die auch für RF-​Fotos Exklusivität ver­lan­gen. Andersrum ist es mit Einschränkungen auch mög­lich, RM-​Fotos an meh­re­re Agenturen zu lie­fern, wenn z.B. kei­ne Exklusivlizenzen ver­kauft werden.

Die Hundefotos der Fotografin sind häu­fig tech­nisch ein­wand­freie, schar­fe Portraits von bestimm­ten Hunderassen (meist in Bewegung). Für die­se Bilder und die Pferdefotos wür­de ich eine Nischenagentur emp­feh­len, wel­che sich auf Tierfotos spe­zia­li­siert hat, z.B. Juniors, Okapia, oder Animals Animals. Als RF-​Fotos wür­den die Bilder nur dann Sinn machen, wenn neben der Darstellung der Hunderasse über­ge­ord­ne­te Konzepte wie „Erfolg“, „Freiheit“ oder „Spaß“ visua­li­siert würden.

Bei den Baby- und Kinderfotos fällt die Entscheidung schwe­rer. Einige sagen, dass man wegen der Persönlichkeitsrechte beson­ders vor­sich­tig sein müs­se, aber da es hier um den eige­nen Nachwuchs geht, ist der Vertrag kein Problem. Außerdem wird spä­ter im Berufsleben oder schon an der Uni nie­mand mehr die Personen auf ihrer frü­he­ren Kinderfotos anspre­chen, da sich das Aussehen der Menschen bis dahin stark ändert.

Je nach Motiv wür­de ich raten, auch mal Microstock-Agenturen aus­zu­pro­bie­ren, um z.B. nach einem Jahr anhand der Zahlen selbst ent­schei­den zu kön­nen, ob die­ser Markt für einen lukra­tiv ist oder nicht. Dafür bie­ten sich wie­der ein­fa­che, sym­bol­träch­ti­ge Fotos an. Bilder, auf denen die Kinder eher in ihrer „natür­li­chen Umgebung“, im Alltag, gezeigt wer­den, soll­ten wei­ter­hin als RM-​Material ver­kauft werden.

Was wür­det ihr der Fotografin ant­wor­ten? Oder wel­che Informationen bräuch­tet ihr noch, um hilf­rei­che Aussagen zu treffen?

Hinweis: Das abge­bil­de­te Foto ist nicht von der Fotografin, son­dern aus mei­nem Archiv.

Das grosse Fressen – Der Wettbewerb der Microstock-Bildagenturen

Es ist ein­ge­trof­fen, was Insider und Analysten vor­her­ge­sagt haben: Die Konsolidierung des Microstock-​Bildermarktes beginnt. Dazu gehört neben dem Sterben eini­ger klei­ner Microstock-​Agenturen (und auch tra­di­tio­nel­ler Bildagenturen) das Aufkaufen und die Übernahme von Microstocks durch andere.

Geld verschenken
Doch tre­ten wir kurz einen Schritt zurück, um einen Überblick über den Markt zu gewinnen.

Die sechs größ­ten und auch umsatz­stärks­ten Microstock-​Bildagenturen sind:
1. Shutterstock
2. istock­pho­to
3. Fotolia
4. Dreamstime
5. StockXpert
6. 123RoyaltyFree

Die ers­ten vier sind mit Abstand für vie­le Fotografen die „Hauptverdiener“ im Microstock-​Bereich, danach fol­gen die bei­den ande­ren mit etwas Abstand. Im Jargon wer­den die­se Agenturen auch als „The Big Six“ bezeichnet.

Vier wei­te­re Agenturen, die sich wie­der mit Abstand in den Top 10 drän­geln, sind:
7. Bigstockphoto
8. Crestock
9. Canstockphoto
10. Snapvillage

Das sieht nach einer Menge aus. Bei genaue­rer Betrachtung fällt aber auf, dass hin­ter den Kulissen ande­re die Fäden zie­hen. Schon im Februar 2006 wur­de istock­pho­to von der welt­weit größ­ten Bildagentur Getty Images für 50 Mio. US-​Dollar aufgekauft.

Im Oktober 2008 kauf­te Getty Images dann auch die Bildagentur Jupiter Images für 96 Mio. US-​Dollar. Da die­ser Bildagentur aber auch die Microstock-​Agentur StockXpert (sie­he Platz 5) gehört, besitzt Getty Images nun zwei Microstock-Agenturen.

Auch die Nummer 2 der größ­ten Bildagenturen der Welt, Corbis, war nicht taten­los und grün­de­te im Juli 2007 die Microstock-​Agentur Snapvillage.

Die Nummer 9 der obi­gen Liste, Canstockphoto, wur­de erst vor weni­gen Tagen von der gro­ßen Bildagentur Fotosearch gekauft. Bei Bekanntgabe des Deals wur­de auch gleich ange­kün­digt, dass die über 800.000 Fotos der Microstock-​Agentur nun auch über Fotosearch zu fin­den sein sollen.

Von den zehn wich­tigs­ten Microstock-​Agenturen sind damit schon vier in der Hand von gro­ßen tra­di­tio­nel­len Bildagenturen. Was pas­siert als Nächtes? Es wür­de mich nicht über­ra­schen, wenn in den nächs­ten Monaten wei­te­re Aufkäufe, Zusammenschlüsse oder Schließungen von Microstocks gemel­det werden.

Und was macht Getty Images nun mit zwei Microstock-​Agenturen? Da istock­pho­to ver­stärkt Wert auf Exklusivität ihrer Fotografen legt, könn­te es sein, dass istock­pho­to zu einer „Premium-​Microstock“-Marke aus­ge­baut wer­den soll, die fast nur exklu­si­ve Bilder anbie­tet, die etwas über den übli­chen Microstock-​Preisen lie­gen, wäh­rend bei StockXpert dann die Masse der ande­ren Bilder ver­kauft wird, wel­che vie­le der kon­kur­rie­ren­den Microstock-​Agenturen eben­falls vertreiben.

Habe ich was über­se­hen? Was sind Eure Vermutungen, wie es im Bildermarkt weitergeht?

Ergebnisse der Panthermedia-Kundenumfrage

Nach Photoshelter (wie hier berich­tet) hat auch die Bildagentur Panthermedia eine Kundenumfrage gestar­tet. Hier eine kur­ze Zusammenfassung der Ergebnisse:

  • Der Bedarf an Print-​Bildern, also Fotos mit hoher Auflösung, stei­ge (ent­ge­gen der Marktprognosen) an.
  • Die Kunden von Panthermedia sind vor allem Unternehmen, die einen kon­stan­ten Bildbedarf haben, wie Agenturen und Verlage. Trotzdem zählt bei die­sen Kunden eher Klasse statt Masse.
  • Die meis­ten Bildkäufer kau­fen bei nur ein bis vier Bildagenturen ein.
  • Unter den Kunden, die zusätz­lich bei ande­ren Bildagenturen ein­kau­fen, bevor­zugt der Großteil Microstock-Agenturen, wäh­rend klas­si­sche RF-​Lieferanten (Macrostock) ins Hintertreffen geraten.
  • Bilder aus Microstock-​Agenturen wer­den meist für eine häu­fi­ge und schnel­le Nutzung gekauft, vor allem für den Einsatz im Internet.
  • Die wich­tigs­ten Einkaufskriterien las­sen sich wie folgt anord­nen: Als ers­tes kommt die Qualität, dicht gefolgt von den Preisen. Es fol­gen die Suchfunktionen und die Lizenzbedingungen, gekop­pelt mit der recht­li­chen Sicherheit des Materials.