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Welche Bildgrößen kaufen Abo-​Kunden, wenn es keine Abos gibt?

Ich gebe zu, es ist eine hypo­the­ti­sche Frage. Welche Bildgrößen wür­den Bildkäufer neh­men, wenn sie kein Abonnement  hät­ten, mit dem sie auto­ma­tisch die vol­le Bildgröße run­ter­la­den können?

Ich habe mal ver­sucht, es trotz­dem zu testen.

Nachdem die Bildagentur Fotolia Anfang Juli ange­kün­digt hat­te, dass statt der übli­chen L‑Größe gegen einen Aufpreis Abo-​Kunden auch die XL-​Versionen eines Fotos run­ter­la­den dür­fen, habe ich alle mei­ne exklu­si­ven Fotos für das Abonnement deak­ti­viert. Nun habe ich mal per Hand bei einer Fotosession mit 50 Fotos gezählt, wel­che Bildgrößen wie oft in den drei Monaten vor und nach der Deaktivierung gekauft wurden.

Hier ist das gra­fisch auf­be­rei­te­te Ergebnis:

dl-vergleich-fotolia

Gezeigt wer­den die Downloads pro Tag einer ein­zi­gen Fotosession mit 50 Bildern, die ich exklu­siv bei Fotolia anbie­te, sor­tiert nach Bildgröße. Rot ist der Zeitraum vom 10.04.2009 bis 06.07.2009, da sind die Fotos im Abonnement ver­füg­bar gewe­sen. Blau ist der Zeitraum danach, vom 07.07.2009 bis 18.09.2009, wo das Abo-​Modell deak­ti­viert war. Ich habe nicht die abso­lu­ten Downloadzahlen benutzt, son­dern die Downloads pro Tag, da bei­de Zeiträume nicht iden­tisch lang waren und das Ergebnis sonst ver­zehrt wor­den wäre. Ein ande­rer Faktor, der das Ergebnis trotz­dem ver­zeh­ren kann ist die Urlaubszeit im gemes­se­nen Zeitraum. Das betrifft jedoch nur den Vergleich des roten und blau­en Zeitraums, aber nicht das Verhältnis der Balken einer Farbe untereinander.

Da der Balken der Abo-​Downloads selbst unge­fähr zehn Mal so hoch war wie der rote XS-​Balken, habe ich das mal außen vor gelas­sen, da sonst die Unterschiede der ande­ren Balken kaum noch zu erken­nen gewe­sen wären. Zur Information: Im gemes­se­nen Abo-​Zeitraum waren von der Foto-​Session 76% Abo-​Downloads, der Rest nor­ma­le Downloads, die sich wie oben verteilen.

Oben kann ich nun deut­lich sehen, was die Bildkäufer gekauft haben, als die Fotos plötz­lich nicht mehr im Abo erhält­lich waren. Sie haben vor allem mehr L‑Lizenzen gekauft und etwas mehr S‑Lizenzen. Wer jetzt aber denkt, dass ich nun mehr ver­dient hät­te, täuscht sich. Denn die 76% Abo-​Downloads fal­len ja kom­plett weg und kön­nen nicht durch die im Vergleich gering gestie­ge­nen L‑Lizenzen kom­pen­siert wer­den. Aber ande­re Faktoren kön­nen eine Rollen spie­len. Zum Beispiel habe ich im gemes­se­nen Zeitraum ohne die Abos mehr Bilder hoch­ge­la­den und die Kunden könn­ten ande­re Motive bevor­zugt haben. Viel wahr­schein­li­cher ist jedoch, dass Leute mit einem Abo dann eben ande­re Bilder neh­men, die wei­ter­hin im Abo ver­füg­bar sind. Ich habe das gemerkt, da ich nach der Deaktivierung der exklu­si­ven Fotos mehr Abo-​Downloads bei mei­nen nicht­ex­klu­si­ven Fotos ver­zeich­nen konnte.

Genau gemes­sen habe ich das aber nicht. Deshalb habe ich nun mei­ne exklu­si­ven Dateien wie­der für das Abo-​Modell frei­ge­ge­ben. In ca. drei Monaten wer­de ich noch mal zäh­len und sehen, ob mei­ne Vermutung rich­tig war.

Wozu die­ser Aufwand? Wer lang­fris­tig in der Stockfotografie erfolg­reich sein will, muss dar­auf ach­ten, pro­fi­ta­bel zu sein. Dazu gehört nicht nur, die bes­ten Bilder zu machen, son­dern sie auch auf den bes­ten Wegen anzu­bie­ten. Soll ich mei­ne Bilder als Abo-​Downloads anbie­ten? Oder ver­die­ne ich mehr, wenn ich dar­auf ver­zich­te? Solche Fragen kann ich – zumin­dest ver­suchs­wei­se – mit obi­gen Tests beantworten.

Leider bin ich kein Statistiker und in Mathe nie die gro­ße Leuchte gewe­sen, sonst wür­de ich bestimmt noch viel tol­le­re und zuver­läs­si­ge­re Modelle bas­teln kön­nen. Falls unter mei­nen Lesern ein Mathematiker ist, dem Statistik leich­ter fällt als mir und der Lust auf eini­ge Rechenspiele hat, der kann sich ger­ne bei mir mel­den.

Was mich noch wun­dert, ist die Tatsache, dass im Abo-​Zeitraum fast dop­pelt so vie­le XS-​Lizenzen gekauft wur­den als im „ohne Abo“-Zeitraum. Woran könn­te das lie­gen? Das muss ja nicht unbe­dingt mit dem Abonnements zu tun haben, aber dafür fin­de ich es zu auf­fäl­lig. Wer eine Idee hat, kann sie ger­ne als Kommentar posten.

Frag den Fotograf: Fotos „rights managed“ (RM) oder „royalty free“ (RF) anbieten?

Vor eini­gen Tagen habe ich fol­gen­de Mail einer ande­ren Berufsfotografin bekom­men.

Hallo Herr Kneschke,

ich bin heu­te auf Ihrer Webseite gelan­det und muss Ihnen ein ganz dickes Lob auspre­chen! […] Gestatten Sie mir unbe­kann­ter­wei­se die Bitte um eine Auskunft:

Ich bin als Tierfotografin seit Jahren eta­bliert, bie­te mein Bilder bis­lang nur bei F1online als RM-​Material an.  Ein Kollege (renom­mier­ter Architekturfotograf) sowie F1online selbst rie­ten  hierzu.
Nach Studieren der Trends bin ich aber der Meinung, es ist sinn­vol­ler, zukünf­tig die Fotos als RF-​Material gleich­zei­tig bei meh­re­ren Bildagenturen anzubieten.

Da ich aktu­ell von einer wei­te­ren Agentur ange­spro­chen wur­de, wür­de mich Ihre Meinung hier­zu sehr interessieren.

Ich ver­mark­te haupt­säch­lich Fotos von
– Hunden
– Pferden
– Babies (eige­nes)
– Kinder (eige­ne)

Vielen Dank und ich wür­de mich freu­en, von Ihnen zu hören.

Ich habe mir gedacht, bevor ich ihr aus­führ­lich per Mail ant­wor­te, mache ich die Antwort gleich anony­mi­siert öffent­lich, damit auch die ande­ren Fotografen etwas davon haben.

Rottweiler
In der Mail wird von Trends gespro­chen. Es stimmt, dass im letz­ten Jahrzehnt RF (Royalty Free) gegen­über RM-​Material an Bedeutung gewon­nen hat. Heutzutage ändert sich die­ser Trend jedoch schon wie­der eher in die Richtung, dass RF-​Bilder durch die noch bil­li­ge­ren Microstock-​Fotos abge­löst wer­den, die ja im Grunde nur bil­li­ge­re RF-​Fotos sind. Damit sin­ken die Einnahmen mit tra­di­tio­nel­len RF-​Fotos stark. Im RM-​Bereich sin­ken die Umsätze zwar eben­so, jedoch wesent­lich gerin­ger, weil die Käuferschicht eine ande­re ist und Motive als RM ange­bo­ten wer­den kön­nen, die nicht die recht­li­chen Rahmenbedingungen für RF-​Fotos erfül­len. PictureTom unter­füt­tert die­se Aussagen hier in sei­nem Blog mit aktu­el­len Zahlen.

Die Annahme, dass ein RF-​Foto auto­ma­tisch an meh­re­re Bildagenturen gelie­fert wer­den dür­fe, ist auch falsch! Hier kommt es im Einzelfall nur an den Vertrag mit der Bildagentur an. Ich ken­ne genug Bildagenturen, die auch für RF-​Fotos Exklusivität ver­lan­gen. Andersrum ist es mit Einschränkungen auch mög­lich, RM-​Fotos an meh­re­re Agenturen zu lie­fern, wenn z.B. kei­ne Exklusivlizenzen ver­kauft werden.

Die Hundefotos der Fotografin sind häu­fig tech­nisch ein­wand­freie, schar­fe Portraits von bestimm­ten Hunderassen (meist in Bewegung). Für die­se Bilder und die Pferdefotos wür­de ich eine Nischenagentur emp­feh­len, wel­che sich auf Tierfotos spe­zia­li­siert hat, z.B. Juniors, Okapia, oder Animals Animals. Als RF-​Fotos wür­den die Bilder nur dann Sinn machen, wenn neben der Darstellung der Hunderasse über­ge­ord­ne­te Konzepte wie „Erfolg“, „Freiheit“ oder „Spaß“ visua­li­siert würden.

Bei den Baby- und Kinderfotos fällt die Entscheidung schwe­rer. Einige sagen, dass man wegen der Persönlichkeitsrechte beson­ders vor­sich­tig sein müs­se, aber da es hier um den eige­nen Nachwuchs geht, ist der Vertrag kein Problem. Außerdem wird spä­ter im Berufsleben oder schon an der Uni nie­mand mehr die Personen auf ihrer frü­he­ren Kinderfotos anspre­chen, da sich das Aussehen der Menschen bis dahin stark ändert.

Je nach Motiv wür­de ich raten, auch mal Microstock-Agenturen aus­zu­pro­bie­ren, um z.B. nach einem Jahr anhand der Zahlen selbst ent­schei­den zu kön­nen, ob die­ser Markt für einen lukra­tiv ist oder nicht. Dafür bie­ten sich wie­der ein­fa­che, sym­bol­träch­ti­ge Fotos an. Bilder, auf denen die Kinder eher in ihrer „natür­li­chen Umgebung“, im Alltag, gezeigt wer­den, soll­ten wei­ter­hin als RM-​Material ver­kauft werden.

Was wür­det ihr der Fotografin ant­wor­ten? Oder wel­che Informationen bräuch­tet ihr noch, um hilf­rei­che Aussagen zu treffen?

Hinweis: Das abge­bil­de­te Foto ist nicht von der Fotografin, son­dern aus mei­nem Archiv.