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Stockfotografie-​News 2009-02-18

Es sam­meln sich immer klei­ne Info-​Happen an, die nicht lang genug für einen Blog-​Eintrag sind, aber wich­tig genug für Stockfotografen. Deshalb nun in unre­gel­mä­ßi­gen Abständen die „Stockfotografie-​News“, ähn­lich der Browser-​Fruits von Martin oder dem Wochenrückblick von Steffen.

  • Istockphoto bie­tet nun auch Audio an und star­tet mit über 10.000 Sound-Clips.
  • Fotolia bie­tet sei­nen Fotografen jetzt an, Fotos, die sich seit 24 Monaten nie ver­kauft haben, für 0,5 Credits (50 Cent) in eine neue „kos­ten­lo­se“ Sektion zu über­neh­men. Außerdem wird Fotolia ab März den Preis für die M‑Lizenzen auf 4 Credits anhe­ben und die Kommissionen für Fotografen um 3% redu­zie­ren. Zusätzlich wer­den die Exklusivitäts-​Regeln geändert.
  • Im Markt und Technik-​Blog gibt es ein Interview mit der Stockfotografin Helma Spona als Podcast zu hören (Folge 100).
  • Es gibt zwei neue PocketWizards! MiniTT1 und FlexTT5. Endlich wird das E‑TTL-​System von Canon-​Blitzen unter­stützt und der Kabelsalat durch einen inte­grier­ten Blitzschuh verringert.
  • ImagePoint ver­zich­tet auf die Beschränkung von Suchwörtern und führt einen neu­en Bilderstatus ein: Die tech­ni­sche Bildqualität und die Korrektheit der Suchbegriffe wer­den nun getrennt kontrolliert.
  • Facebook ver­sucht, heim­lich die Nutzungsbedingungen zu ändern und greift sich weit­rei­chen­de Nutzungsrechte für Fotos. Nach Protesten knickt Facebook ein.
  • Die Handyfirmen eini­gen sich auf einen neu­en Standard für Handy-​Akkus. Wann zieht Canon nach?
  • Die neu­en Canon 5D Mark II-​Kameras schei­nen alle vom Markt gefegt zu sein.

Kurze Antwort wegen falscher Urhebernennung

Ich hat­te im Januar hier berich­tet, dass im Nachrichtenmagazin FOCUS ein Foto von der Microstock-​Agentur istock­pho­to abge­druckt wur­de, als Fotocredit jedoch Getty Images genannt wur­de. Vor eini­gen Tagen erhielt ich nun eine Antwort von einer „Client Relation Specialist“ von istock­pho­to Germany. Darin wur­de mir mit­ge­teilt, dass die Zeitschrift kon­tak­tiert wur­de, aber „die Tragweite des Inhalts für eine Gegendarstellung“ nicht aus­rei­che. In Zukunft sol­le das nicht mehr vor­kom­men. Mal sehen, ob es stimmt.

Was wäre wenn: Flickr Fotos verkaufen würde?

Wahrscheinlich ist zur Zeit das Bildportal Alamy die Quelle mit den meis­ten käuf­li­chen Bildern welt­weit: 14,59 Millionen Fotos! Korrigiert mich, wenn ich mich irre.

Aber was wäre, wenn die Online-​Fotoplattform Flickr mit ihren mehr als 3,1 Milliarden Fotos (das sind über 3.100.000.000 Fotos!) sei­nen Nutzern anbie­ten wür­de, ihre Fotos eben­falls ver­kau­fen zu kön­nen? Sozusagen ein Flickr Stock? Dass das kein Hirngespinst ist, son­dern Anfang 2008 fast genau so pas­siert wäre, beweist die­se Meldung hier im Techcrunch-Blog.

Keine Ahnung
Wahrscheinlich wäre fol­gen­des passiert:

  • Alamy wäre inner­halb weni­ger Wochen oder höchs­tens Monate nicht mehr die Quelle mit den meis­ten Fotos
  • Die welt­weit größ­te Bildagentur Getty Images hät­te bei ihrer Microstock-​Tochter istock­pho­to schlag­ar­tig gro­ße Umsatzeinbußen
  • Urheberrechtsanwälte auf der gan­zen Welt hät­ten sich die Hände gerie­ben (Warum? Dazu gleich mehr…)

Vor allem der zwei­te Punk miss­fiel Getty Images so sehr, dass sie in die Offensive gin­gen: Sie boten Mitte 2008 Flickr einen Deal an, durch den aus­ge­wähl­te Fotos von Flickr-​Fotografen über Getty Images ver­kauft wer­den könnten.

Das hat eini­ge gro­ße Vorteile für Getty Images:

  • der Marktführer der Bildbranche behält wei­ter­hin die Kontrolle, wel­che Fotos von Flickr zum Verkauf stehen
  • Getty kas­siert gleich einen Anteil der Verkaufserlöse, den sich sonst nur Flickr und die Fotografen tei­len würden
  • der gesam­te Bildermarkt wird nicht in der Flickr-​Fotos-​Flut ertränkt

Gleichzeitig sind aber auch Nachteile für Stockfotografen zu vermuten:

  • Das Oligopol auf dem Bildermarkt mit Getty Images an der Spitze wäre durch Flickr Stock ins Wanken gera­ten und bleibt nun zum Nachteil von Bildkäufern und Fotografen stabil
  • Getty kas­siert gleich einen Anteil der Verkaufserlöse, den sich sonst nur Flickr und die Fotografen tei­len würden
  • Flickr Stock wäre eine groß­ar­ti­ge Gelegenheit gewe­sen, vie­len Millionen Hobbyfotografen welt­welt klar zu machen, dass auch Digitalfotos einen Wert haben

Vor allem der letz­te Punk ist spannend:
Es gibt mitt­ler­wei­le genug Designer, Werbeagenturen, Zeitungen und ande­re Bildnutzer, die ver­su­chen, kei­ne Fotos von teu­ren Bildagenturen oder bil­li­gen Microstock-​Agenturen kau­fen zu müs­sen, son­dern sie umsonst bei Flickr zu bekom­men. Das ist auch gut mög­lich, da vie­le Fotos mit einer „Creative Commons“-Lizenz aus­ge­stat­tet sind, auch wenn das recht­lich sehr unsi­cher ist. Auch wenn die­se Lizenz fehlt, fra­gen die Nutzer ger­ne die Flickr-​Fotografen, ob sie Fotos nicht kos­ten­los bekom­men kön­nen. Der Hobbyfotograf, der noch nie ein Foto auf dem Titelbild einer Zeitschrift gese­hen hat, freut sich und sagt oft ja.

Wenn es „Flickr Stock“ gege­ben hät­te, wür­den die glei­chen Fotografen das Foto eher zum Verkauf anbie­ten, wenn es tech­nisch mit nur weni­gen Klicks umsetz­bar ist und sie mer­ken, dass die Nachfrage da ist. Nun kom­men wir zu dem Punkt, an dem sich die Anwälte die Hände rei­ben. Beim Verkauf von Fotos gibt es so vie­le Rechte und Gesetze zu beach­ten, dass Anfänger damit oft über­for­dert sind. Model Releases, Property Releases, rights mana­ged, lizenz­frei, fair use, Copyright, Nutzungsrecht, Urheberrecht, Panoramafreiheit, Designschutz, Markenrecht, Privatsphäre, Geschmacksmusterschutz etc. Klingt kom­pli­ziert? Ist es auch. Die Chancen sind groß, dass bei „Flickr Stock“ dann Unmengen an Fotos trotz vie­ler Hilfestellungen sei­tens Flickr ange­bo­ten wür­den, die recht­lich eben nicht ein­wand­frei sind.

Eine ande­re Überlegung ist, dass die Hobbyfotografen mer­ken wür­den, dass ein Foto zum Verkauf nur so viel wert ist wie die Beschreibung und Suchwörter, die mit­ge­lie­fert wer­den. Wer sich an die Suchergebnisse von Getty Images gewöhnt hat, wird beim Versuch, mit den glei­chen Begriffen ein pas­sen­des Foto bei Flickr zu fin­den, Kopfschmerzen bekom­men. Hier mal als Beispiel die Foto-​Ergebnisse mit den Suchbegriffen „Familie“ und „Frühstück“ bei Getty Images und bei Flickr. Seht ihr, was ich mei­ne? (Tipp: Bei der Getty-​Webseite muss als Sprache oben rechts „deutsch“ ein­ge­stellt werden).

Das Experiment „Flickr Stock“ wäre sehr span­nend gewe­sen, aber die Ergebnisse hät­ten den Bildermarkt so stark ver­än­dern kön­nen, dass der Branchenprimus recht­zei­tig eingriff.

Nun seid ihr dran. Was hät­te noch pas­sie­ren kön­nen, wenn Flicks die Möglichkeit gebo­ten hät­te, Fotos zu verkaufen?

Schöne Statistik: Getty Images, istockphoto und der FOCUS

Da wer­te ich mona­te­lang die Bildcredits von zig Zeitschriften aus, um einen Überblick über den Bildermarkt zu bekom­men und nun mer­ke ich, dass die Zeitschriften es nicht so genau nehmen.

Genauer gesagt: In der Ausgabe Nr. 2/​2009 des Nachrichtenmagazins FOCUS habe ich ein Bild des Microstock-​Anbieters istock­pho­to gefun­den. Bei den Fotocredits steht jedoch: „Foto: Getty Images“. Formal mag das kor­rekt sein, weil Getty Images die Firma istock­pho­to 2006 gekauft hat­te. Aber ein Anruf bei Getty Images ergab, dass Bilder der Microstock-​Tochter nicht direkt über Getty Images gekauft wer­den kön­nen, weil die Lizenzbedingungen ganz ande­re sein und die Buchhaltung in den USA sitze.

Ein Anruf bei der Bildredaktion des FOCUS ergab auch nicht viel mehr. Auf mei­ne Frage, war­um bei einem istock-​Foto „Getty“ als Credit ste­he, kam von der Dame am Apparat die Gegenfrage: „Warum wol­len sie das denn wis­sen?“. Ich ant­wor­te ehr­lich, dass mich das für die Statistik in mei­nem Blog inter­es­siert, aber die Dame blieb wort­karg: „Dazu kann ich Ihnen kei­ne Auskunft geben“. Hm. Wenn das die Bildredaktion nicht weiß, wer dann?

Aber ich ver­ste­he ja, dass es läs­si­ger wirkt, sich mit dem Namen einer Firma zu schmü­cken, die Fotos für hun­der­te von Euro ver­kauft, statt den Namen einer Firma zu zei­gen, die Fotos für weni­ge Euro ver­scher­belt. Wobei die FOCUS-​Tochter FOCUS Money da kei­ne Probleme hat. Die Microstock-​Agenturen Dreamstime und Fotolia wer­den dort gleich­be­rech­tigt als Bildcredit angegeben.

Doch was bedeu­tet das für die Auswertung der „Fotos von Bildagenturen in Zeitschriften?
Falls nur der FOCUS die­se Art der „Aufhübschung“ betreibt, heißt das nur, dass der FOCUS viel­leicht weni­ger Geld für Fotos aus­gibt als ver­mu­tet. Falls ande­re Zeitschriften die­sem Beispiel fol­gen, ist die unan­ge­foch­te­ne Stellung von Getty Images in der Statistik mit Vorsicht zu genie­ßen. Es wür­de bedeu­ten, dass zwar wei­ter­hin die meis­ten Fotos über Getty Images (bzw. der Tochter istock­pho­to) gekauft wer­den, aber dabei weni­ger Gewinn gemacht wird als die Statistik ver­mu­ten lässt.

Ebenfalls bedeut­sam kann auch die Klausel im Lizenzvertrag von istock­fo­to werden:

4. Standard License Prohibitions.
(a) Prohibited Uses. You may not do any­thing with the Content that is not express­ly per­mit­ted in the pre­ce­ding sec­tion or per­mit­ted by an Extended License. For grea­ter cer­tain­ty, the fol­lo­wing are “Prohibited Uses” and you may not: […]
14. use the Content for edi­to­ri­al pur­po­ses wit­hout inclu­ding the fol­lo­wing cre­dit adja­cent to the Content: “©iStockphoto.com/Artist’s Member Name]“

Grob über­setzt bedeu­tet das, dass es ver­bo­ten ist, Fotos von istock­pho­to für edi­to­ria­le Zwecke (was Zeitschriften in der Regel ein­schließt) zu nut­zen, ohne als Quelle „istockphoto/​Fotograf“ anzu­ge­ben. Mal sehen, was istock­pho­to dazu sagt.

Habt ihr auch in ande­ren Zeitschriften istock-​Fotos mit „Getty-​Credit“ gefunden?

Fotolia veranstaltet Gratis-​Workshop mit dem Stockfotografen Yuri Arcurs

Na gut, es ist viel­leicht unter­trie­ben, Yuri Arcurs nur „einen Stockfotografen“ zu nen­nen. Immerhin ist er nach eige­nen Angaben der Fotograf mit den meis­ten Fotoverkäufen welt­weit. Und wenn ich dar­an den­ke, dass ich beim Besuch in der Kölner Stadtbibliothek sofort zwei Buchtitel mit sei­nen Fotos erkannt habe, glau­be ich ihm das auch. Nur Andres Rodriguez ist viel­leicht ande­rer Meinung. 😉

Mit genau die­sem Yuri Arcurs ver­an­stal­tet die Microstock-​Bildagentur Fotolia einen Workshop am 06.12.2008 in Berlin zum Thema „Learn To Shoot What Sells“. Im Gegensatz zu den istocka­lyp­se-Events des Konkurrenten istock­pho­to kos­tet die Teilnahme nicht meh­re­re hun­dert Euro, son­dern ist gra­tis. Der klei­ne Haken: Die 15–20 Plätze wer­den bis zum 27.11.2008 verlost.

Mehr Infos und die Teilnahmebedingungen fin­den sich hier.