Wer die “Einleitung: Fotos von Bildagenturen in Zeitschriften” schon gelesen hat, kann nach dem Foto weiterlesen, ansonsten empfehle ich, sich dort einen Überblick zu verschaffen.

Zeitschrift: BRAVO
Untertitel: (keiner)
Ausgabe: 8/2011
Erscheinungsweise: wöchentlich
Preis: 1,40 Euro
Zeitschriftenthema: Musik, Celebrity, Stars
Größe der Bildredaktion: Vier Personen (Photo Director: Christina Bigl)
Verlag: Bauer Verlag
Trotz stetig sinkender Auflagenzahlen ist die BRAVO weiterhin das auflagenstärkste Jugendmagazin in Deutschland (wenn die Gratis-Zeitung Spiesser nicht gezählt wird). Wenn ich das Heft heute so durchblättere, kann ich selbst nicht mehr verstehen, warum ich früher andächtig Artikel ausgeschnitten und abheftet habe. Aber wenden wir uns vom Inhalt den Fotos zu. Im Heft finden sich 142 Fotos von 26 Bildagenturen. Da sich die Zeitschrift vor allem mit Stars (bzw. solchen, die sich dafür halten) beschäftigt, sind die meisten Bildagenturen im Celebrity- und News-Bereich tätig. Die Fotolia-Käufe waren meist Illustrationen für Hintergründe.
Hier die Liste der Agenturen, sortiert nach Häufigkeit der Fotos:
Getty Images: 33
Wireimage: 27
FilmMagic.com: 12
Action Press: 9
Splash News: 8
AP: 5
Bulls Press: 5
dpa: 5
fotolia: 5
InterTopics: 4
Reflex: 4
Corbis: 3
DDP: 3
Sipa Press: 3
Wenn: 3
Mauritius: 2
NPG.com: 2
Abaca: 1
Bildmaschine: 1
Brauer Photos: 1
Face To Face: 1
Fotex: 1
Insight Celebtrity: 1
Planet Photos: 1
Public Address Presse AG: 1
Bemerkungen:
Eine schlechte Sitte, die leider immer weiter zunimmt, ist die ungenaue Angabe von Bildcredits. Wenn zum Beispiel sieben Fotos auf einer Seite sind und einfach am Seitenrand drei Agenturen genannt werden, ist es leider unklar, welche Agentur wie viele Fotos beigesteuert hat, ganz abgesehen davon, welche Agentur welches Foto geliefert hat. Bei einigen Agenturen wie Getty und Wireimage werden auch die Fotografennamen genannt, vermutlich weil die sonst schnell abmahnen würden. Die Bravo nutzt auch viele eigene Fotos. Die Poster in der Heftmitte waren jedoch ausschließlich Werbefotos von Unterhaltungsfirmen (z.B. Universal oder Warner). Die Bildcredits „AP“, „AP Images“ und „AP Photo“ habe ich bei meiner Zählung unter „AP“ zusammengefasst.
Zeitschrift: baby & co
Untertitel: Die Elternzeitschrift
Ausgabe: 3/2011
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: 1,95 Euro
Zeitschriftenthema: Kinder, Familie
Größe der Bildredaktion: Vier Personen (Leitung: Christoph von Herrath)
Verlag: Family Media GmbH & Co. KG
Erstaunlich, dass bei nur 30 Fotos von 9 Bildagenturen im Heft die Bildredaktion genauso stark besetzt ist wie bei der BRAVO. Dafür gibt es auch viele eigene Fotos, für die gerne mal der Nachwuchs der Mitarbeiter herhalten muss. Die Mehrzahl der benutzten Agenturen sind die bekanntesten Macrostock-Agenturen, die meisten Fotos lieferten jedoch zwei Microstock-Agenturen.
Hier die Liste der Agenturen, sortiert nach Häufigkeit der Fotos:
istockphoto: 10
fotolia: 4
F1 Online: 4
Getty Images: 3
Mauritius: 3
Jupiterimages: 3
Corbis: 1
fancy: 1
Masterfile: 1
Bemerkungen:
Eine genaue Zuordnung, welches Bild aus welcher Agentur kommt, ist auch hier nicht möglich, dafür sind immerhin die Mengenangaben besser nachvollziehbar, im Format „Fotos: Agentur A, Agentur B (4), Agentur C (2)“.
Zeitschrift: TV direkt
Untertitel: 14 Tage volles Programm
Ausgabe: 5/2011
Erscheinungsweise: zweiwöchentlich
Preis: 1,00 Euro
Zeitschriftenthema: Fernsehen, Celebrity
Größe der Bildredaktion: Zwei Personen (Leitung: Anna Reuter)
Verlag: Gong Verlag GmbH
Die Fernsehzeitschrift TV Direkt ist (neben der TV 14) einer der wenigen TV-Magazine mit einer positiven Auflagenentwicklung. Bei den billigen Heften wird unter anderem an den „Zusatzstories“ gespart, die um den Programmteil herum verteilt sind. Deswegen sind auch nur 40 Fotos von 19 Bildagenturen im Heft verteilt. Die ganzen Screenshots der erwähnten aktuellen Filme wurden nicht mitgezählt. Bis auf Fotolia liest sich die Liste der Bildagenturen sehr „klassisch“ und wäre vor zehn Jahren kaum anders gewesen.
Hier die Liste der Agenturen, sortiert nach Häufigkeit der Fotos:
Getty Images: 5
fotolia: 4
Imago: 4
Stockfood: 4
Action Press: 3
InterTopics: 3
DDP: 3
Corbis: 2
Cinetext: 2
Mauritius: 1
Splash News: 1
AP: 1
dpa: 1
Insight Celebtrity: 1
Bildagentur Huber: 1
Biosphoto: 1
Icon International: 1
Interfoto: 1
Schapowalow: 1
Bemerkungen:
Im Heft gab es kein einziges eigenes Foto, die genutzten Fotos zeigen fast ausschließlich Prominente. Eine genaue Zuordnung der Fotocredits zu den Bildern ist leider auch hier nicht möglich.
Zeitschrift: mein EigenHeim
Untertitel: Bauen Wohnen Leben
Ausgabe: 1/2011
Erscheinungsweise: vierteljährlich
Preis: 0,95 Euro
Zeitschriftenthema: Wohnen, Lifestyle, Ratgeber
Größe der Bildredaktion: Zwei Personen
Verlag: J. Fink Verlag GmbH & Co. KG
Zwar kann diese Zeitschrift auch abonniert werden, aber die hohe Auflage von über 1,6 Millionen ergibt sich vor allem daraus, dass die Zeitschrift als Kundenzeitschrift von drei verschiedenen Bausparkassen benutzt wird, allem voran der Wüstenrot Bausparkasse. Der Mantelteil ist identisch, nur ca. 20 Seiten in der Heftmitte sind bei jeder Bausparkasse unterschiedlich. Insgesamt habe ich 33 Fotos von 11 Bildagenturen im Heft gezählt. Fast ausnahmslos wurden Microstock-Agenturen genutzt, was sich mit anderen Kundenmagazinen deckt.
Hier die Liste der Agenturen, sortiert nach Häufigkeit der Fotos:
fotolia: 16
Panthermedia: 6
Dreamstime: 3
Getty Images: 1
istockphoto: 1
Jupiterimages: 1
Picture Press: 1
Shutterstock: 1
123rf: 1
Zoonar: 1
Botanikfoto: 1
Bemerkungen:
In der heutigen Folge meiner Zeitschriftenanalyse gewinnt „mein EigenHeim“ ganz klar den Preis für die korrektesten Fotocredits. Die Fotocredits sind meist direkt neben dem jeweiligen Foto und fast immer mit Fotografen- und Agenturname. Sehr löblich! Eine eigene Bildredaktion scheint es dem Impressum nach nicht zu geben, vermutlich erledigen die beiden Grafiker diese Aufgabe gleich mit.
Zeitschrift: Das Beste für die Frau
Untertitel: (keiner)
Ausgabe: 3/2011
Erscheinungsweise: monatlich
Preis: 0,70 Euro
Zeitschriftenthema: Prominente, Beauty, Mode, Ratgeber
Größe der Bildredaktion: unbekannt
Verlag: ConPart Verlag GmbH & Co. Zeitschriften KG
Was täten diese ganzen Billig-Frauenzeitschriften nur ohne die günstigen bis kostenlosen Bilderquellen? Vermutlich gäbe es sie nicht. Im Heft zählte ich 73 Fotos von 6 Bildagenturen. Ca. 34% der Fotos wurden aus der kostenlosen Bilderdatenbank Pixelio verwendet, 26% aus der Microstock-Agentur Fotolia. Die etwas teureren Bilder der dpa zeigen vor allem die unvermeidlichen Prominenten. Auf dem Titel (siehe Bild oben) ist übrigens auch eins meiner Fotos zu sehen.
Hier die Liste der Agenturen, sortiert nach Häufigkeit der Fotos:
Pixelio: 25
dpa: 24
fotolia: 20
djd: 2
MEV: 1
Wedopress: 1
Bemerkungen:
Ärgerlich ist die Tatsache, dass die Zeitschrift es zwar schafft, bei den kostenlosen Fotos von Pixelio immer den Fotografennamen anzugeben, bei Fotolia hingeben nicht, obwohl das in deren Nutzungsbedingungen ebenfalls ausdrücklich vorgeschrieben ist: „Bei Verwendungen von Bildern im redaktionellen Kontext und in Formaten, die über ein Impressum verfügen (Zeitungen, Magazine, Bücher, Websites etc.), muss die Urhebernennung und Quellenangabe erfolgen.“ Vermutlich liegt es daran, dass Pixelio-Nutzer als viel klagefreudiger bekannt sind, wenn sie für ihre Fotos schon kein Geld bekommen.
Für den Verbraucher schwer erkenntlich ist auch der Einfluss von Firmen auf den Inhalt. Zum Beispiel waren die Rezept-Strecken in Frauenzeitschriften früher eine Domäne der Agentur Stockfood, hier werden fast nur Food-Fotos von Firmen wie Rama, Pfanni oder Melitta genommen und – wer hätte es gedacht – wie zufällig tauchen die Produkte dieser Firmen dann in den Rezepten auf. Noch schwerer zu erkennen ist der Einfluss von djd. Diese Firma hat sich darauf spezialisiert, Themen im redaktionellen Bereich der Medien so zu platzieren, dass die Verbraucher nicht ahnen, dass eigentlich ein Firmeninteresse dahinter steckt, zum Beispiel, indem über günstigen Zahnersatz geschrieben wird und bestimmte Hersteller als Bezugsquellen genannt werden.
Kurze Zusammenfassung:
Der Trend zu billigeren Fotos ist weiterhin deutlich zu erkennen. Mittlerweile findet sich fast keine Zeitschrift mehr, welche nicht wenigstens ein paar Fotos von Microstock-Agenturen nutzt – wenn sie nicht gleich auf kostenloses Bildmaterial oder Gratis-Fotos von PR-Firmen zurückgreifen. Der Verbraucher profitiert durch niedrige Zeitschriftenpreise, zahlt aber durch eine Vermischung von Werbung und redaktionellem Inhalt.
