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Unfaire vs. faire Fotowettbewerbe

Die Tücke steckt im Kleingedruckten: So man­cher tol­le Preis beim Fotowettbewerb muss in Relation zu den Bedingungen gesetzt wer­den, zu denen ein Foto ein­ge­sandt wird. Wer von der Fotografie lebt, kann es sich nicht leis­ten, Bildrechte will­kür­lich zu verschenken.

Umso lobens­wer­ter ist die Sammlung unfai­rer Wettbewerbsbedingungen hier auf fotowettbewerbe.de. Nach der Lektüre ver­geht einem oft die Lust am Teilnehmen. Zu Recht.

Immerhin wer­den auch posi­ti­ve Gegenbeispiele genannt. Eine Pflichtlektüre für Teilnehmer von Fotowettbewerben.

Betrug an Fotografen und Models

Spam ist eine ver­vi­ge Sache. Einige Emails kön­nen jedoch ins Geld gehen. Eins mei­ner Models hat­te vor eini­gen Tagen eine Mail bekom­men mit der Einladung zu einer Fashion Show in den USA. Klingt toll? Ja, ist aber wahr­schein­lich ein Betrugsversuch.

Auch Fotografen oder ande­re Künstler erhal­ten ab und zu sol­che Mails. Damit nie­mand unnö­tig abge­zockt wird, stel­le ich mal eini­ge Methoden vor, mit denen ver­sucht wird, den Leuten Geld aus der Tasche zu lei­ern. Hier die (anony­mi­sier­te) Email.

Hello,

Bringing to your noti­ce on the upco­ming Star Now Fashion Show orga­ni­zed by XXXX XXX Agency Miami, Florida. And XXXX XXX Agency Miami, Florida, which this is their first Expo, is in search of MODELS, DANCERS, ACTORS, ACTRESSES, Voice Overs, Voice Actors. We have pro­per­ly inspec­ted your profile/​portfolio and feel you are good enough to be in the XXXX XXX Fashion Show. This EXPO starts from JUNE 10th – 15th 2008 in Miami, Florida, USA.

This EXPO is orga­ni­zed as an Indoor Show and not announ­ced to the public and not also publi­ci­zed online becau­se this is one of the first and we don’t want too much awa­re­ness to the public for now, so its strict­ly for invi­ted Guest. Italian desi­gner Giorgio Armani would be pre­sent and so many other designers.

MODELS, DANCERS, ACTORS, ACTRESSES, Voice Overs, Voice Actors are pre­sent­ly nee­ded in this EXPO and this would give you oppor­tu­ni­ties to show your talents and equal­ly expo­se you to Big Modeling Firms and Agencies that would be present.

It also crea­tes forum for exch­an­ge of ide­as, lucra­ti­ve offers and cont­acts among all the invi­ted MODELS, DANCERS, ACTORS, ACTRESSES, Voice Overs, Voice Actors from dif­fe­rent part of the world (becau­se we are also hiring few International Models).

Selected MODELS, DANCERS, ACTORS, ACTRESSES would be paid a total sum of $5,200 USD for this 5 days Show. If pas­sed our online sel­ec­tion pro­cess, Models would be taking part in 15,30, and 60 second TV Commercials, Runways and Billboards. And Actor and Actress would be need for some Sponsors Film Advert and Casting. All Travel Expenses, Food and Accommodations/​Hotel to Star Now Fashion Show would be cover­ed by XXXX XXX Agency.

MODELS, DANCERS, ACTORS, ACTRESSES, Voice Overs, Voice Actors are requi­red to pay a com­pul­so­ry “Expo Reimbursed Fee” of $600 USD (Note this is not and upfront pay­ment but a Fee made com­pul­so­ry for this Expo to make it Tax Free and no addi­tio­nal Charges would be requi­red of any sort and also reimbursed).

Also plea­se note that the “Expo Reimbursed Fee” of $600 USD is refun­ded upon your arri­val, this fee ser­ves as a gua­ran­tee of you show­ing up for the Fashion Show.

Not only will this be a well paid and fun job, but hired and sel­ec­ted MODELS, DANCERS, ACTORS, ACTRESSES, Voice Overs, Voice Actors will be in con­side­ra­ti­on for a nati­on­wi­de mode­ling tour will be in con­side­ra­ti­on for a nati­on­wi­de mode­ling tour. If you want to come as MODELS, DANCERS, ACTORS, ACTRESSES, Voice Overs, Voice Actors in the XXXX XXX Fashion Show INDICATE YOUR TALENT

Submit the lis­ted information’s below:

Reply back with com­ple­te stats and pho­tos, inclu­ding head shot and swim­su­it pho­tos in your next e‑mail. Please list any trai­ning or expe­ri­ence, (none is OK).

FULL NAME:
Street Address:
City/​state/​zip code:
Country:
HOME
MOBILE PHONE:
NEAREST AIRPORT:
HEALTH INFORMATION:
Occupation:
Age:
Sex:
Stats
Height:
Weight:

Hair:
Bust:
Waist:
Hips:
Dress:
Shoe: 

Please sub­mit your resu­me. Include a link to all your online port­fo­li­os and any you know. (Compulsory). We wel­co­me all novice and aspi­ring models, actor and actres­ses. If you have a fri­end you think would be qua­li­fied to be sel­ec­ted for this EXPO plea­se let him cont­act us and send requi­res information’s.

We will be con­duc­ting an online scree­ning with your pro­vi­ded Information’s. If sel­ec­ted you’ll hear back from us through Phone or email with what next thing to do. Feel Free to glan­ce through or regis­ter through our website:
http://www.xxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxxx

Please call us on +1(414) xxxx xxxx or call our con­sul­tancy office on +44xxxxxxxxxxxxxxx

Warmest regards,
Model Agent/​Organizer

Einige Details, die abge­se­hen von der Schreibweise („with what next thing to do“) stut­zig machen:

  • kein per­sön­li­cher Name als Absender in der Mail. Der Name des Absenders taucht bei Google nicht auf, obwohl ein Agent oder Organisator das Medium Internet meist aus­gie­big nut­zen würde.
  • Die Show soll nicht öffent­lich ange­kün­digt wer­den, wahr­schein­lich um das erfolg­lo­se Googlen plau­si­bel wir­ken zu lassen.
  • Hohes Honorar wird ver­spro­chen, aber eine Vorauszahlung von 600 US-​Dollar ver­langt, wel­che angeb­lich erstat­tet werden.

Wer das Geld zahlt, wird es höchst­wahr­schein­lich nicht wie­der­se­hen und am Flughafen dumm daste­hen. Das Model hat dann von der Sache die Finger gelas­sen, weil auf jede Nachfrage nur vor­ge­fer­tig­te Standardmails geschickt wurden.

Dieser Trick wird in abge­wan­del­ter Form auch bei Fotografen benutzt.

Eine Version ist, dass Fotos o.ä. vom Fotografen gekauft wer­den per Scheck oder Money Order und zuviel bezahlt wird. Die Differenz soll auf ein Konto über­wie­sen wer­den und spä­ter platzt dann der Scheck. Dieser Trick funk­tio­niert vor allem in den USA, da in Europa sel­ten mit Schecks bezahlt wird.

Eine zwei­te Version ist, dass für den obi­gen Verkauf eine Provision ver­langt wird.

Eine wei­te­re Version ist ähn­lich der oben geschil­der­ten Model-​Abzocke. Dabei wird der Fotograf mit einem gro­ßen Shooting-​Auftrag in exo­ti­schen Locations (Jamaika, Karibik, Florida, …) gelockt. Es wird eine gro­ße Summe ver­spro­chen bzw. es wird nach dem Preis des Fotografen gefragt und die­sem zugestimmt.

Vorher soll der Fotograf jedoch eine Gebühr zah­len, die ver­schie­den genannt wird, meist mit der Begründung, damit sol­le sicher­ge­stellt wer­den, dass der Fotograf auch erschei­ne. Die Summe wür­de spä­ter zurück­ge­zahlt, was natür­lich nie der Fall ist.

Beispiele zu die­sen Betrugsversuchen und eini­ge ande­re Versionen wer­den hier, hier, hier und hier erläutert.

Habt ihr schon ähn­li­che Mails bekommen?

Hilfe bei der Bildersuche. Oder: Bilderdiebe aufgepasst!

Wo bleibt mein Geld? In Zeiten von gerin­ge­ren Umsätzen pro Bild im Bildermarkt, der von vie­len durch mehr Bilder ver­sucht wird aus­zu­glei­chen, ist es schwer, einen Überblick zu behal­ten, wo Fotos von einem ver­wen­det wer­den. Zum einen, um es den Models zu zei­gen, zum ande­ren, um Referenzen zu bekommen.

Eine drit­te Möglichkeit ist es, zu über­prü­fen, ob Fotos nicht sogar unrecht­mä­ßig oder ent­ge­gen den Lizenzbestimmungen genutzt wur­den. Einige Firmen wie Attributor oder Idée Inc. bie­ten des­halb den Service an, das Internet und Printmedien auto­ma­ti­siert nach Fotos (oder ande­ren Medieninhalten) zu durch­su­chen. Selbst Beschnitt, Textzugabe, Spiegelung oder Farbveränderungen an Fotos wird dabei erkannt.

Bisher waren die­se Services nur für gro­ße Industriekunden wie Nachrichtenagenturen ver­füg­bar. Beide Firmen arbei­ten jedoch an Systemen für Privatkunden oder Kleinunternehmen. Idée Inc. bie­tet nun den Service „TinEye“ in der Beta-​Phase zum Testen an. Damit kön­nen eige­ne Fotos im Internet gesucht werden.

Ich habe mal einen Test mit ca. 40 mei­ner meist­ver­kauf­ten Fotos gemacht. Bei einem der Fotos habe ich auf einer unga­ri­schen Webseite eine uner­laub­te Nutzung gefun­den. Vom Agenturfoto mit Wasserzeichen wur­de der Beschnitt so gewählt, dass das Wasserzeichen nicht zu sehen ist.

Danach habe ich mal einen Test mit popu­lä­ren Microstock-​Bestseller-​Fotos gemacht (z.B. dem hier) und 58 Webseiten gefun­den, die das Foto nut­zen. Darunter auch Blogs, bei denen das istockphoto-​Wasserzeichen noch zu sehen ist.

Angesichts des­sen, dass bis­her nur ein Bruchteil der Fotos im Internet vom Service erfasst wer­den, eine ganz gute Trefferquote, die es Fotografen in Zukunft hof­fent­lich ermög­licht, Bilderdieben leich­ter auf die Spur zu kommen.

Royalty-​Free heißt nicht kostenlos, oder doch?

Auch wenn das Wort „free“ in „royalty-​free Fotos“ drin steckt, bedeu­tet das nicht, dass die­se Fotos auch kos­ten­los sind. Der Begriff bedeu­tet viel­mehr, dass im Gegensatz zur klas­si­schen Foto-​Lizenzierung („lizenz­pflich­ti­ge Fotos“) bei die­sem Modell kei­ne Lizenzanteile pro Nutzung fäl­lig wer­den, son­dern die Nutzungsrechte (mehr oder weni­ger) pau­schal ver­kauft werden.

Der Markführer für Bildbearbeitungsprogramme Adobe („Adobe Photoshop“) hat das schein­bar miss­ver­stan­den. In den Nutzungsbedingungen sei­ner neu­en kos­ten­lo­sen Online-​Version des sonst über 1.000 Euro teu­ren Grafikprogramms Photoshop hat Adobe ein klei­nes, aber bit­te­res Schmankerl ver­steckt. Kostenlos möch­te Adobe Foto nut­zen und damit Geld ver­die­nen kön­nen, die mit Adobe Express ver­öf­fent­licht werden.

Hier der Auszug:

8. Use of Your Content.

  1. Adobe does not cla­im owner­ship of Your Content. However, with respect to Your Content that you sub­mit or make available for inclu­si­on on publicly acces­si­ble are­as of the Services, you grant Adobe a world­wi­de, royalty-​free, non­ex­clu­si­ve, per­pe­tu­al, irre­vo­ca­ble, and ful­ly sub­li­censable licen­se to use, dis­tri­bu­te, deri­ve reve­nue or other remu­ne­ra­ti­on from, repro­du­ce, modi­fy, adapt, publish, trans­la­te, publicly per­form and publicly dis­play such Content (in who­le or in part) and to incor­po­ra­te such Content into other Materials or works in any for­mat or medi­um now known or later developed.“

Für Nutzer, die mit ihren Fotos Geld ver­die­nen wol­len, wür­de sich damit die Nutzung der Web-​Version von selbst verbieten.

Schnell ruder­te Adobe aber weni­ge Tage nach Aufdeckung des Passus zurück: Nie hät­te man dar­an gedacht, die Bilder so zu nut­zen. Die haus­ei­ge­nen Rechtsanwälte arbei­ten nun an einer neu­en Version der Nutzungsrechte.

Man kann es ja mal ver­su­chen, oder? Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…

Stockfotografie vs. Fotowettbewerbe

Seitdem ich mei­ne Fotos ver­kau­fe, ach­te ich viel genau­er dar­auf, wie mei­ne Fotos benutzt wer­den. Immerhin sind sie mein „Kapital“. Auch die Bedingungen von Fotowettbewerben lese ich sehr auf­merk­sam. Das führ­te dazu, dass ich bei fast kei­nen Fotowettbewerben mehr mitmache.

Ein aktu­el­les Beispiel:Die Webseite www.wetter.com ver­an­stal­tet einen Fotowettbewerb für Winterbilder. In den Teilnahmebedingungen steht u.a.:

Mit der Einsendung eines oder meh­re­rer Fotos […] räumt der Teilnehmer der wetter.com AG die fol­gen­den nicht-​ausschließlichen, über­trag­ba­ren, räum­lich und zeit­lich unbe­schränk­ten Rechte – ein­schließ­lich des Rechts zur Unterlizenzierung – an dem Bildmaterial ein:

* das Vervielfältigungs- und Verbreitungsrecht, d. h. das Recht, das Bildmaterial im Rahmen der hier ein­ge­räum­ten Rechte belie­big zu ver­viel­fäl­ti­gen und zu verbreiten;

* das Recht der öffent­li­chen Wiedergabe, ins­be­son­de­re das Aufführungs- und Vorführungsrecht, das Recht der öffent­li­chen Zugänglichmachung […], das Senderecht (d. h. […] über den Fernsehsender „Deutsches Wetter Fernsehen“ zugäng­lich zu machen), das Recht der Wiedergabe durch Bild- oder Tonträger […].

Das bedeu­tet unge­fähr: Eingesandte Fotos – auch wenn sie nicht gewon­nen haben – dür­fen vom Veranstalter kos­ten­los für deren Webseite und Fernsehsender benutzt wer­den. Außerdem dürf­ten die­se Rechte auch an belie­big vie­le ande­re – der Formulierung „Unterlizenzierung“ sei Dank – wei­ter­ge­ge­ben werden.

Und wofür das alles? Einmal pro Woche wer­den 50 € für das bes­te Bild bezahlt. Zur Erinnerung: Genutzt wer­den dür­fen aber alle Einsendungen, auch die der „Verlierer“. Genutzt wer­den bei­spiels­wei­se über 130 Fotos auf der Webseite für den kos­ten­lo­sen „Download als Wallpaper“. Allein für sol­che Rechte wür­den beim Kauf der Bilder bei Bildagenturen meist meh­re­re tau­send Euro fällig.

Wer sich vor sol­chen Klauseln in Wettbewerben schüt­zen will, fin­det hier mehr Informationen:
http://www.fotowettbewerbe.de/ratgeber/#more‑1
http://www.fotorecht.de/publikationen/fotowettbewerb.html