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Pimp My Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos 16

Nach paar Monaten Pause geht es dies­mal wei­ter mit einer neu­en Folge von „Pimp My Stock!“. Wer nicht weiß, was das ist, bekommt hier die Erklärung. Heute bat mich der Hobby-​Fotograf Horst Eisele, sei­ne Fotos zu kom­men­tie­ren. Hier sei­ne Mail:

Hallo Robert,

vie­len Dank für dei­nen tol­len Blog.

Trotz Studiums ver­schie­dens­ter Lektüre bin ich erst hier in dei­nem Blog auf die ent­schei­den­den Informationen gesto­ßen, war­um mei­ne Ausschußquote so hoch ist. (hof­fe ich doch 😉

Ich selbst foto­gra­fie­re seit gut 10 Jahren digi­tal (mehr schlecht als recht…), aber erst seit 2009 woll­te ich das ver­tie­fen, nicht ganz ohne Grund, im Januar 2009 kam mein Sohn auf die Welt.

Das mach­te dann rich­tig Spaß und über diver­se Literatur und den Bedarf an Fotos bei mei­nem Arbeitgeber bin auf die Stockagenturen auf­merk­sam geworden.

Also schnell bei Fotolia ange­mel­det und den Fotobestand durch­fors­tet und hoch­ge­la­den. In 2010 dann noch Bildmaschine, Panthermedia, DigitalStock, Bildunion, Pitopia.

Mit mäßi­gem Erfolg. Bei Fotolia habe ich aktu­ell von 180 Uploads 32 ange­nom­men Bilder, davon 13 Verkäufe. Bei den ande­ren Agenturen, trotz rela­tiv hoher Annahmequote (Bildunion hat 118 von ca. 200 Bildern ange­nom­men), hat­te ich nichts ver­kauft. Zwischendurch hat­te ich alle Agenturen außer Fotolia wie­der gelöscht bzw. die Bilder run­ter genom­men (wegen der Exklusivität bei Fotolia).

Nun möch­te ich das etwas aus­bau­en und wür­de ger­ne dei­ne Meinung hören zu mei­nen bei­gefüg­ten Beispielen. Gerade von den Bildern mei­nes Jungen erhof­fe ich mir ein paar Erlöse.

2 Bilder sind jeweils 4x ver­kauft wor­den: 10_​00775 [Eichhörnchen, sie­he unten] und 09_​04929 [Hochsitz, sie­he unten]. Ich hat­te mir gera­de bei den bei­den Bildern kei­ne all­zu guten Chancen ver­spro­chen. Das Eichhörnchen ver­ste­he ich ja, Tiere in frei­er Natur sind wohl begehrt, was man so liest.

Aber war­um läuft der Hochsitz eben­falls gut?

Die ande­ren Bilder sind neu bzw. über­ar­bei­tet und gera­de in der Upload-Phase.

Zur Technik: Ich habe begon­nen mit der Canon 450D, seit März 2011 die Canon 60D. Als Objektive set­ze ich das Sigma 70–200mm f2.8 ein, Canon 18–200mm f3.5–5.6 (Wunsch wäre hier mal das 24–105L), als Portrait hat­te ich ange­fan­gen mit einem Canon 50mm f1.4, jedoch wohl ein mie­ses Exemplar erwischt, nun bin ich bei der Günstig-​Fraktion Tamron 60mm f2.0.

Ich ten­die­re gefühls­mäs­sig zu Tieren in der Natur, wer­de mir dann 2012 noch ein Canon 100–400 mm bzw. Sigma 120–400 mm beschaffen.

Seit 2 Wochen baue ich Panthermedia, DigitalStock und Pitopia wie­der auf, auf Anregen dei­nes Blogs.

Ich wür­de mich freu­en auf eini­ge Anregungen und wün­sche dir schon mal fro­he Weihnachten.

Viele Grüße, Horst Eisele“

Also Ärmel hoch­ge­krem­pelt, Brille auf­ge­setzt und los geht es mit dem ers­ten Foto.


Dieses Foto eines Hochsitzes ist – wie in der Mail erwähnt – eines der best­ver­kauf­ten Bilder in sei­nem Portfolio. Horst fragt, war­um? Ohne groß zu recher­chie­ren ahn­te ich schon die Antwort, wel­che sich schnell bestä­tig­te. Es liegt am Angebot und der Verschlagwortung. Damit mei­ne ich nicht nur, dass das Wort „Hochsitz“ bei den Suchbegriffen vor­kommt, son­dern auch, dass die Übersetzung der Begriffe – zumin­dest bei Fotolia – zu wün­schen übrig lässt. Suche ich auf der deut­sche Seite nach „Hochsitz“, erhal­te ich ca. 450 Bilder, die meis­ten davon pas­send, wenn auch vie­le zusätz­lich mit Jägern. Wenn ich das Wort „Jäger“ aus­schlie­ße, blei­ben nur noch ca. 170 Bilder übrig. Viele der Hochsitze sind jedoch nicht erkenn­bar im Wald, son­dern ste­hen auf Feldern, sind ein­ge­schneit oder ähn­li­ches. So bleibt das Foto von Horst eins der weni­gen, wie sich Kunden einen Hochsitz vor­stel­len. Außerdem folgt die Bildaufteilung der Drittel-​Rgel und lässt oben viel Platz für Text.

Suche ich auf der eng­li­schen Fotolia-​Seite hin­ge­gen nach „High Seat“, „Raised blind“, „Raised hide“ oder „Hunting tower“ (alles Begriffe für „Hochsitz“), erhal­te ich meist weni­ger als 100 Treffer und vie­le davon voll­kom­men unpassend.

Etwas stö­rend an dem Bild ist mei­nes Erachtens der tote Baumstamm rechts vom Hochsitz, da auf Werbefotos der Eindruck eines gesun­den Waldes erweckt wer­den soll. Hier wür­de eine ande­re Perspektive helfen.


Bei die­sem Eichhörnchen-​Foto gibt es kei­ne Übersetzungsprobleme, dafür ist das Eichhörnchen durch den unschar­fen, hel­len Hintergrund gut her­vor­ge­ho­ben Ein etwas enge­rer Bildausschnitt hät­te dem Foto gut getan. Ich wäre sogar so weit gegan­gen, die bei­den Stellen oben am Stamm zu retu­schie­ren. Leicht stö­rend ist auch der schrä­ge Ast unten rechts. Insgesamt ist es ein gelun­ge­nes Foto, was jedoch ange­sichts der Konkurrenz von über 10.000 ande­ren Eichhörnchen-​Bildern wenig Chancen hat, sich zu einem Bestseller zu entwickeln.


Grundsätzlich ist das Motiv vom Jungen beim Drachensteigen sehr ver­käuf­lich. Es gibt hier lei­der jedoch kon­kret vier Punkte, wel­che die Verkäuflichkeit trü­ben: Junge, Drachen, Himmel und Landschaft. Der Reihe nach: Der Junge ist lei­der nur von hin­ten zu sehen, noch dazu in so dunk­ler Kleidung, dass er fast nur als Silhouette zu sehen ist. Es kann gute Gründe für so eine Herangehensweise geben, hier fehlt jedoch die Offenheit und damit die Möglichkeit, zu sehen, dass der Junge kind­li­che Freude an sei­nem Spiel hat. Der Drachen ist viel zu klein und einen Tick zu modern für die­ses eher nost­al­gi­sche Freizeitvergnügen. Der Himmel ist immer­hin blau, aber für die gro­ße Fläche zu „ein­fach“, hier wür­den eini­ge fluf­fi­ge wei­ße Wölkchen dem Bild gut tun. Die Landschaft wirkt lei­der farb­los und außer­dem kippt der Horizont. Wie wür­de ein Bild gut ver­käuf­li­ches Bild vom glei­chen Motiv aus­se­hen, bei dem alle kri­ti­sier­ten Punkte umge­setzt wur­den? So!*


Bei die­sem Foto sehen wir einen sehr nied­li­chen Jungen beim Spielen sehr herz­lich lächeln. Das kommt bei Stockfotos immer sehr gut an, zumal die Ausleuchtung hier per­fekt gelun­gen ist. Sehr schön auch die Baustelle im Hintergrund. Stockfotografie-​Profis erken­nen jedoch sofort, was bei die­sem Bild falsch ist: Die deut­sche Schrift auf dem Karton schränkt die mög­li­chen Verwendungsländer sehr stark ein, da Werbekunden oft wol­len, dass die Betrachter das Gefühl von Nähe haben, wäh­rend frem­de Sprachen genau das Gegenteil erzeugen.

Das läßt sich aber am Computer ziem­lich schnell retu­schie­ren und wür­de die Verkäuflichkeit erhö­hen. Bei der Gelegenheit könn­te oben rechts noch die Wandvertäfelung auf­ge­hellt wer­den, das wür­de das Bild noch freund­li­cher machen. Auch das glän­zen­de Kügelchen im Mund könn­te noch ent­fernt werden.


Das Foto ist schon bes­ser. Ein schö­nes Lachen und das Blau der Mütze und des Schals pas­sen gut zum Schnee. Ich hät­te eini­ge, viel­leicht sogar alle, der Fußspuren im Schnee weg­re­tu­schiert. Außerdem ist nicht ganz klar, was das Braune sein soll: Schneeanzug, Kinderwagen?


Bei die­sem Foto muss ich lei­der ganz klar sagen: Das wird sich nicht gut ver­kau­fen. Ich erken­ne kaum, was es dar­stel­len soll: Regenrinne, Bach, Waserrutsche? Da fehlt ein­fach die kla­re Aussage, das ver­käuf­li­che Motiv. Außerdem sind die wei­ßen Stellen aus­ge­fres­sen und ich ver­mu­te, dass bei einer 100%-Ansicht dort in der Nähe auch chro­ma­ti­sche Abberation zu erken­nen sein wird.


Das Foto vom Jungen auf der Wippe ist schon bes­ser. Die Komposition mit dem Blick durch den Griff ist unge­wöhn­lich und zieht einen förm­lich in das Bild rein. Der stau­nen­de Gesichtsausdruck passt auch, obwohl ein strah­len­des Lachen wie beim Winterbild sich bestimmt bes­ser ver­kau­fen wür­de. Ich hät­te auch noch die paar „Flecken“ auf der Wippe retu­schiert, aber ins­ge­samt ist das ein gutes Stockfoto.

Was meint ihr? Teilt ihr mei­ne Einschätzung oder wür­det ihr etwas anders sehen?

Wer sei­ne Bilder eben­falls in einer „Pimp My Stock!“-Folge sehen will, kann hier die Teilnahmebedingungen lesen.

* Affiliate

Rezension: „Erfolg als Fotograf“ von Dr. Martina Mettner

Soviel Kontroverse ist sel­ten: Das ers­te Buch „Wie man ein groß­ar­ti­ger Fotograf wird“ pro­vo­zier­te sowohl Lobeshymnen als auch nie­der­schmet­tern­de Verrisse. Dort beschrieb sie, wie Fotos inhalt­lich und gedank­lich struk­tu­riert sein soll­ten, um als guter Fotograf aner­kannt zu werden.

Das zwei­te Buch der Fotografie-​Beraterin beschäf­tigt sich mit dem gan­zen Kram, der nach dem Fotografieren kommt, aber in der Regel sogar mehr Zeit frisst als das Bedienen der Kamera. Warum das so wich­tig ist, erklärt sie gleich am Anfang des Buches: „Ob man als Fotograf erfolg­reich wird oder ist, hängt nicht pri­mär davon ab, wie gut man im Moment ist. Es hängt davon ab, wie geschickt man sei­ne Fähigkeiten ein­setzt, wie klug man sich prä­sen­tiert und wie man sein Talent aus­baut.


Erfolg als Fotograf“* trägt den Untertitel „Wie man sein Können opti­mal prä­sen­tiert“ und erklärt genau das: Wozu brau­che ich einen Business-​Plan? Was soll­te in mei­ne Portfolio-​Mappe? Wie schär­fe ich mein foto­gra­fi­sches Profil? Wie sieht eine gute Webseite von Fotografen aus? Wie soll­ten mei­ne Werbe-​Materialien aus­se­hen? Diese und viel mehr Fragen beant­wor­tet Frau Dr. Mettner sehr aus­führ­lich und kon­kret im Buch.

Dabei scheut sie sich auch nicht, unan­ge­neh­me Wahrheiten poin­tiert aus­zu­spre­chen, die eini­gen Lesern bes­ten­falls ein „Mist, erwischt!“ ent­lo­cken wer­den, schlimms­ten­falls aber wie eine har­te Faust in der Magengrube wir­ken kön­nen. Das sind Sätze wie:

Fotografen, die mei­nen, das Abbilden unver­stell­ter Realität rei­che heu­te noch aus, um damit den eige­nen Lebensunterhalt zu ver­die­nen, haben aller­dings ein Problem. Schon bei der gerings­ten kom­mer­zi­el­len Anforderung erle­ben sie ihr Waterloo. Die Zeiten des Flaneurs mit der Kamera sind lan­ge vor­bei.“ (S. 26)

Oder eine mei­ner Lieblingsstellen über die Auswahl der Fotos für die eige­ne Mappe:

In die Mappe gehö­ren nur Fotos, an denen nichts aus­zu­set­zen ist. Prüfen sie das, indem sie die Fotos jeman­dem zei­gen, den sie für kri­tisch hal­ten. Wie reagie­ren sie, wenn die­ser Jemand län­ger auf ein Foto guckt, ohne etwas zu sagen? Falls sie dann den Impuls ver­spü­ren oder ihm sogar nach­ge­ben und sagen:
‚Ja, das Licht, da woll­te ich mal was ande­res aus­pro­bie­ren…‘ oder:
‚Das Model hat­te lei­der kei­ne pas­sen­den Schuhe“ oder:
‚Also die Farben sind Absicht‘ oder:
‚Gut, da hat­te ich nicht die pas­sen­de Brennweite dabei, das ist hier etwas zu sehr ange­schnit­ten‘ oder:
‚Bei dem Foto hat­te ich noch kei­ne Zeit, die end­gül­ti­ge Bildbearbeitung zu machen‘.
Alles raus! Nichts, wobei sie irgend­was recht­fer­ti­gen oder erklä­ren müss­ten, gehört in die Mappe. Machen sie’s neu. Das ist ihr Beruf!“

Sehr gelun­gen und wirk­lich prak­tisch hilf­reich fin­de ich die Beispiele, wie Fotrografen ihr Webseiten-​Profil schär­fen kön­nen, indem sie von 6, 8 oder mehr foto­gra­fi­schen Kategorien wie People, Landschaft, Makro, Event, Editorial, Stills usw. kon­re­quent die weg­strei­chen, die sie nicht bedie­nen können.

Dr. Mettner wählt oft har­te, aber ehr­li­che Worte und das ist genau das, was auch Foto-​Profis brau­chen, um sich wei­ter ent­wi­ckeln zu kön­nen. Es hilft nicht, die Schuld für feh­len­de Aufträge bei ande­ren zu suchen, sei­en es Hobby-​Fotografen, böse Art Buyer, preis­gei­le Kunden oder aggres­si­ve Mitbewerber. Wer sich mal rich­tig den Kopf waschen las­sen will und neben­bei vie­le prak­ti­sche Tipps bekom­men will, wie er sich als Fotograf bes­ser prä­sen­tie­ren kann, dem emp­feh­le ich aus­drück­lich die­ses Buch. Und das sage ich nicht nur, weil sie mich auf Seite 144 lobend (und in einem Atemzug mit Yuri Arcurs) erwähnt… 🙂

Wer sich noch unsi­cher ist, fin­det hier eine Leseprobe und das Inhaltsverzeichnis.

Welche Bücher lest ihr, um euch foto­gra­fisch weiterzuentwickeln?


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Rezension – DVD-​Training-​Serie mit Lichtsetups von Krolop & Gerst

Vor einer Weile hat­te ich den bei­den Fotografen Martin Krolop und Marc Gerst bei der Erstellung eines Video-​Tutorials über die Schulter geschaut.

Heute will ich die dazu­ge­hö­ri­gen DVDs bespre­chen, was bei einer vor­lie­gen­den Gesamtlaufzeit von über 11 Stunden logi­scher­wei­se etwas gedau­ert hat.


Ich habe mir die­se drei Teile (mit ins­ge­samt vier DVDs) ange­schaut, ins­ge­samt haben die bei­den mitt­ler­wei­le aber schon acht ver­schie­de­ne DVD-​Trainings im Angebot und sie arbei­ten hart dar­an, dass es noch mehr wer­den. Es liegt auf der Hand, dass jedes DVD-​Training ein ande­res Thema abhan­delt, aber eini­ges ist auch identisch.

Die meis­ten DVDs rich­ten sich an Fotografie-​Anfänger, Profis wer­den viel­leicht wenig Neues ler­nen, dafür aber ihre Neugier befrie­di­gen kön­nen, wie ande­re Fotografen arbei­ten und was für Ergebnisse sie erzie­len. Doch dazu gleich mehr. Die Aufnahmetechnik ist auf den ers­ten DVDs etwas – na ja – beschei­den, die Musik eher nur für Techno-​Fans und Martins Kommentare kön­nen schnell mal lang­at­mig wer­den oder er ver­has­pelt sich und muss dann die Models fra­gen, was er eigent­lich sagen woll­te. Da dach­te ich mir des öfte­ren schon: „Ja, Martin, ich hab’s ver­stan­den, bit­te wei­ter im Text“.

Blöd ist auch, dass sich die DVDs von den meis­ten DVD-​Spielern nicht abspie­len las­sen, da die Videos ent­we­der im FLV-​Format oder MP4/​MOV-​Format vor­lie­gen. Dafür sind auf jeder DVD die Videos auch in klei­ner Auflösung dabei, sodaß sie sehr bequem auf dem iPhone oder ande­ren Smartphones ange­schaut wer­den kön­nen. Die Länge der ein­zel­nen Videos ist mit ca. 5–15 Minuten auch sehr pas­send, um sie häpp­chen­wei­se auf dem Weg zur Arbeit oder Uni zu sehen.

Was die DVDs aus­zeich­net, sind ande­re Dinge: Zum einen sind die meis­ten DVD-​Trainings zu ein­ge­rich­tet, dass nur wenig Material gebraucht wird und der Anfänger nicht fürch­ten muss, sich die benö­tig­ten Geräte nicht leis­ten zu kön­nen. Zum Beispiel gibt es die „One Light“-Serie, bei der ein­drucks­voll gezeigt wird, wie mit einer ein­zi­gen Lichtquelle sehr unter­schied­li­che Setups umge­setzt wer­den kön­nen oder die „Let’s Bounce“-Serie, wel­che nur mit Reflektoren der Firma California Sunbounce arbei­tet. Das „Special Light“-Training zeigt, wie mit Dauerlicht, Neonröhren, Ringlicht und ande­ren Lichtquellen gear­bei­tet wer­den kann.

Desweiteren gibt es noch die Trainings “ Wie man Menschen foto­gra­fiert oder es bes­ser nicht tun soll­te“, „Action & Sport“ oder „Mobiles Blitzen“, die ich jedoch noch nicht gese­hen habe.

Das Gute an den Videos von Krolop & Gerst ist, dass sie trotz ihrer manch­mal holp­ri­gen Art sehr gut das Wesentliche ver­mit­teln: Die Arbeit mit Licht! Es geht dar­um, gute Fotos zu erhal­ten, mit so wenig Mitteln wie mög­lich. Die Erklärungen sind gut ver­ständ­lich und nach dem Betrachten der Videos blei­ben kei­ne Fragen offen. Die Kameraeinstellungen und Blitzeinstellungen wer­den genau erläu­tert, der Set-​Aufbau wird aus­führ­lich gezeigt, die Kommunikation zwi­schen Model und Fotograf ist zu sehen und sogar nach dem Shooting hören die Trainings nicht auf. Auf den DVDs sind – und das ist sehr sel­ten – die Rohdaten der Fotografen aus der Kamera dabei sowie deren bear­bei­te­te Versionen und eini­ge Videos, in wel­chen die Bildbearbeitungsschritte in Lightroom und Photoshop gemein­sam durch­ge­gan­gen wer­den. Wer sich also ein Model schnappt und einen Blitz besitzt, soll­te sehr ein­fach und schnell ähn­li­che Ergebnisse wie auf den DVDs erzielen.

Im Blog von Krolop & Gerst gibt es auch unzäh­li­ge Videos zum kos­ten­lo­sen Anschauen. Ihr wisst also vor­her genau, wel­cher Stil euch erwar­tet, wenn ihr eine der DVDs kauft. Ich emp­feh­le für den Anfang vor allem die Doppel-​DVD „One Light Setups“ (Basics/​Teil1).

Manchmal wer­de ich gefragt, ob man mir bei einem Fotoshooting zuschau­en dürf­te. Das ist mög­lich, aber zeit­lich oder ört­lich nicht immer mach­bar. Das Ansehen die­ser DVDs hat jedoch fast den glei­chen, wenn nicht sogar einen grö­ße­ren Lerneffekt.

Wie lernt ihr am liebs­ten? Mit Büchern, DVDs, Workshops?

Rezension: „Modelfotograf werden“ von Jamari Lior

Oft bekom­me ich Anfragen von jun­gen Fotografen: „Wie machst du das mit den Models?“, „Woher bekommst du dei­ne Models“, „Wie gehst du mit denen um?“ Mich irrie­ren die­se Fragen oft, weil es mitt­ler­wei­le so selbst­ver­ständ­lich gewor­den ist, Menschen zu foto­gra­fie­ren, dass ich es, glau­be ich, schwie­ri­ger fän­de, ein Auto gut abzu­lich­ten als eine Familie mit drei Kindern und einem Hund.

Deswegen ist es ganz gut, dass jetzt das Buch „Modelfotograf wer­den“* von Jamari Lior erschie­nen ist. Jamari war selbst jah­re­lang Model, bevor sie die Seiten gewech­selt hat und jetzt knall­bun­te, oft mär­chen­haf­te, bezau­bern­de Fotos erstellt. Genau mein Geschmack. Einen lesens­wer­ten Blog hat sie übri­gens auch.

Das Buch hat nur sechs Kapitel, die sich ins­ge­samt jedoch über 220 Seiten erstre­cken. In den ers­ten bei­den Kapiteln wird der Einstieg abge­han­delt. Was für Arten von Modelfotografie (Beauty, Lifestyle, Akt, etc.) gibt es, was soll­te ein Modelfotograf schon kön­nen und wel­che Vor- und Nachteile hat die­se Art der Fotografie. Welchen Künsternamen und was für ein Logo soll­te ich mir suchen? Sehr aus­führ­lich wird auch das ers­te Shooting durch­ge­gan­gen, was beson­ders für Anfänger inter­es­sant ist. Gut beschreibt sie auch die Verantwortung, wel­che auf einem Fotografen lastet:

Sie als Fotograf haben in man­cher Hinsicht eine undank­ba­re Rolle beim Shooting. Wenn ein Bild gut wird, erhält in den Communites oft das Model das größ­te Lob. Dann heißt es ‚Wow, was bist du für ein schö­nes Modell!‘ Wenn Ihnen jedoch ein Bild nicht so gelingt, ern­ten Sie die größ­te Kritik.“

Im drit­ten Kapitel geht Jamari Lior auf die Vor- und Nachteile ver­schie­de­ner Requisiten und Accessoires ein, beschreibt mög­li­che Shooting-Locations und ihre Merkmale und erklärt im fol­gen­den Kapitel, wie bei­des für wel­che Themenbereiche opti­mal genutzt wer­den kann und was für Posen oder Anweisungen an Models hilf­reich sind oder nicht.

Die letz­ten bei­den Kapitel behan­deln eher die Business-Seite. Wie gehe ich mit Absagen um? Wie viel zah­le ich einem Model? Was muss ich recht­lich beach­ten? Sie gibt Tipps für die Geschäftsausstattung und wie Fotografen mit Kritik oder Kundenwünschen umge­hen sollten.

Wie die meis­ten Bücher rich­tet es sich an Anfänger, die noch nie ein Model foto­gra­fiert haben oder bis­her nur paar Mal ihre Freundin oder Freunde abge­lich­tet haben. Diese Fotografen wer­den sehr vie­le Informationen aus dem Buch zie­hen kön­nen und für die ist es auf jeden Fall eine Empfehlung!

Jedoch darf ein Leser nicht erwar­ten, dass er nach dem Buch sofort in der Lage ist, die­se wun­der­hüb­schen Beispielbilder aus dem Buch nach­ma­chen zu kön­nen. Da gehört auch viel Zeit und Photoshopping dazu, was im Buch nur kurz auf ca. fünf Seiten behan­delt wird. Außerdem zei­gen sowohl die Beispielfotos als auch die Erklärungen im Buch, dass Jamari Lior häu­fig Subkulturen wie Gothics, Lolitas oder Cosplayer foto­gra­fiert und sehr fan­ta­sie­be­ton­te Bilder macht. In die­sen Bereichen kann sie des­halb aus­führ­li­che Tipps geben.

Klassische Lifestyle-​Themen, wie sie vor allem in der Stockfotografie bevor­zugt wer­den, kom­men im Buch etwas kür­zer weg und auch eini­ge ihrer Business-​Tipps las­sen mich eher schmun­zeln. Zum Beispiel glau­be ich nicht, dass einem ein Friseur, denn man beim Klau der eige­nen Bilder erwischt hat, in Zukunft kos­ten­los die Haare der Models sty­len wird, wie auf Seite 57 vor­ge­schla­gen. Auch die für Fotoaufnahmen erfor­der­li­chen Eigentumsfreigaben bei Locations in Privatbesitz wie Friedhöfen oder Lagerhallen wer­den eher als optio­nal denn als obli­ga­to­risch verstanden.

Von die­sen Details abge­se­hen ist das Buch aber ein guter Einstieg in die People-Fotografie.


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Rezension: „Picture Me – Tagebuch eines Topmodels“ von Sara Ziff und Ole Schell

Ein Leben auf Laufstegen, vor Scheinwerfern und im Blitzlichtgewitter, unter­wegs in Flugzeugen, jeder Tag in einer ande­ren Stadt: Paris, Rom, Mailand, New York. Hört sich traum­haft an? Für Top-​Models ist das Alltag, der aber schnell lang­wei­lig wird und ner­ven­auf­rei­bend ist.

Das ehe­ma­li­ge Top-​Model Sara Ziff hat die­sen Alltag zusam­men mit ihrem Freund, dem Filmschulabsolventen Ole Schell, auf Video fest­ge­hal­ten. Herausgekommen ist die Dokumentation „Picture Me – Tagebuch eines Topmodels“* auf DVD. Sara Ziff wur­de 1982 in New York City gebo­ren und begann im Alter von 14 Jahren mit der Arbeit als Model. Schnell wur­de sie für gro­ße Kampagnengebucht, unter ande­rem von Dolce & Gabbana, Tommy Hilfiger, Calvin Klein, Stella McCartney, GAP, Ralph Lauren und so weiter.


Die Dokumentation ist im Stil eines Video-​Tagesbuchs gehal­ten, gefilmt wur­de mit einer klei­nen Kompaktkamera. Die Bildqualität ist ent­spre­chend, eini­ge Szenen sind ver­wa­ckelt, aber das unter­streicht gut das Normale, Ungeschminkte. Denn vie­le der gezeig­ten Top-​Models haben hin­ter den Kulissen unge­kämm­te Haare, schlech­te Haut, Augenringe, rau­chen viel, essen unge­sund und leben gestresst. Kein Wunder bei den Anforderungen, die der Job als Top-​Model mit sich bringt.

In der Hochsaison, wenn auf den „Fashion Weeks“ die gro­ßen Modeschauen der Top-​Designer lau­fen, bedeu­tet das für die teil­neh­men­den Models ca. vier Wochen mit höchs­tens 4–5 Stunden Schlaf pro Nacht, kaum Zeit zum Essen, stän­di­ge Flugreisen, Hektik und Stress. Das ist ein Knochenjob, der dann auch ent­spre­chend gut bezahlt wird. An man­chen Tagen hat Sara sechs­stel­li­ge Summen ver­dient, mit 20 Jahren hat sie sich ein Haus in New York gekauft, weil sie nicht wuss­te, wohin mit ihrem Geld.

Überhaupt wird im Film viel über Geld gere­det: Oft ist es die ein­zi­ge Motivation, so jung so lan­ge von der Familie weg zu sein, die Strapazen und die stän­di­gen Anmachen und sexu­el­len Übergriffe auf sich zu neh­men. Sara erzählt von sexu­el­ler Belästigung mit 16 Jahren, auch eini­ge ande­re berich­ten das ers­te Mal vor der Kamera von ihren demü­ti­gen­den Erlebnissen. Die Dunkelziffer ist weit höher, da sich die wenigs­ten akti­ven Models trau­en, öffent­lich von sexu­el­ler Nötigung zu spre­chen, wenn alte Männer mit einem gro­ßen Budget im Rücken sich Gefügigkeit erkau­fen, damit das Model eine Chance auf den Auftrag hat. So kann der Film nur zag­haft an der Oberfläche krat­zen und auch Themen wie Drogenmissbrauch und finan­zi­el­le Abhängigkeit der Models von ihrer Model-​Agentur wer­den im Film nur – aber immer­hin – angedeutet.

Zum Thema, ob Models dumm sei­en, wird eine nach­voll­zieh­ba­re Erklärung gelie­fert: Viele Models wer­den schon mit 14–15 Jahren ent­deckt und haben dann schlicht kei­ne Zeit für Schule mehr, wenn sie im Model-​Business ganz weit oben mit­spie­len wol­len. Auch Sara hat ihre Schulausbildung abge­bro­chen und sich erst mit Ende 20 an der Universität eingeschrieben.

In Deutschland gibt es die DVD mit deut­schen Untertiteln und einer deut­schen Synchronisation. Beides habe ich jedoch schnell aus­ge­schal­tet und den Film in eng­lisch gese­hen, weil die Synchronstimmen deut­lich zu alt und abge­klärt für die jun­gen Models im Film klingen.

Wer Model-​Ambitionen hat, kann im emp­feh­lens­wer­ten Film „Picture Me“* für ca. 14 Euro hin­ter die Kulissen der Branche schau­en. Wer aber danach denkt, die Models wür­den ja nur gera­de­aus lau­fen müs­sen, kann sich noch die­ses beein­dru­cken­de Video anschau­en, in der ein Model Fotografenanweisungen minu­ti­ös umzu­set­zen versteht.

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