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Rezension: Portraiture (Retusche-​Plugin für Photoshop, Lightroom und Aperture)

Bei der Bildbearbeitung für die Stockfotografie geht es vor allem um Schnelligkeit. Während Leute wie Calvin Hollywood oder DOCMA-​Abonnenten ger­ne 3–4 Stunden an einem Bild sit­zen und stolz dar­auf sind*, ist das kei­ne Option bei den nied­ri­gen Preisen, die im Microstock-​Bereich erzielt werden.

Deshalb wur­de ich schnell hell­hö­rig, als ich in einer Facebook-​Gruppe für Stockfotografen von einem Retusche-​Plugin für Photoshop gele­sen habe. Das nennt sich Portraiture von der Firma Imagenomic und ist als Plugin für Lightroom, Photoshop oder Aperture erhältlich.

Wenn wir uns die mög­li­chen Einstellungen anschau­en, sehen wir vie­le Regler:


Im Vorschau-​Fenster in der Mitte sind mit einem Rechtsklick noch mehr Auswahlmöglichkeiten vor­han­den, zum Beispiel ob man im Split-​Screen lie­ber das vor­läu­fi­ge Ergebnis sehen will oder lie­ber die aktu­ell selek­tier­ten Hauttöne. Die auto­ma­ti­sche Hauterkennung funk­tio­niert zuver­läs­sig und wer will, kann in den bei­den Farbfeldern links leicht den Farbraum etwas ver­schie­ben, der dann wahl­wei­se auch für die gesam­te Fotoserie bei­be­hal­ten wird.

Oben links gibt es eini­ge Presets zur Auswahl, die mir aus zwei Gründen voll­kom­men aus­rei­chen: Die Presets hei­ßen Default, Normal, Medium und High und sind im Grunde ähn­lich mit immer stär­ker anstei­gen­der Hautglättung. Dazu kom­men zusätz­li­che Einstellungen fütr Glamour, Lowkey und Highkey, die mir aber nicht zusa­gen. Wer will, kann ger­ne an allen Reglern dre­hen und eige­ne Presets abspei­chern, aber da es mir bei der Bildbearbeitung vor allem um Schnelligkeit geht, reicht mir meist das Default- oder Normal-​Preset. Hier ein Vergleich der Presets (Normal habe ich weggelassen):

Sehr kom­for­ta­bel fin­de ich auch, dass die Möglichkeit besteht, die Ergebnisse als neue Ebene, wahl­wei­se mit oder ohne Transparenzmaske abzu­spei­chern. Ich wäh­le immer „neue Ebene mit Transparenzmaske“, denn so kann ich durch eine Änderung der Ebenentransparenz in Photoshop in Sekundenbruchteilen die Stärke des Filters nach­träg­lich reduzieren.

Portraiture ist nicht das ein­zi­ge Werkzeug, wel­ches eine beque­me Hautretusche ver­spricht. Vom System her gut fin­de ich bei­spiels­wei­se auch Portrait Professional, was aber drei gewich­ti­ge Nachteile hat. Vor der Nutzung müs­sen die Koordinaten von Mundwinkeln, Augen, Nase etc. ange­ge­ben wer­den, weil das Programm auch die Kopfform nach gän­gi­gen Schönheitsidealen ver­än­dern kann. Das geht zwar sehr intui­tiv, dau­ert aber trotz­dem ca. eine Minute. Außerdem ist das Programm nicht als Plugin erhält­lich, was den Workflow umständ­li­cher macht und – sehr ner­vend – die Testversion stürz­te bei mir gele­gent­lich ab.

Genau die­se drei Punkte sind im Umkehrschluss die Dinge, die mich bei Portraiture über­zeugt haben.

Es geht super­schnell, also im bes­ten Falle bin ich mit drei Klicks (Filter/​Portraiture/​OK) fer­tig, da die auto­ma­ti­sche Hauterkennung und das Default-​Preset gute Dienste leis­ten. Das Ergebnis kann ich not­falls nach­träg­lich eben­so schnell durch eine Veränderung der Ebenentransparenz redu­zie­ren und das Programm läuft sta­bil. Genau das Richtige für Stockfotografen, die schnell vie­le Bilder einer Serie mit Models retu­schie­ren müssen.

Kleine Einschränkungen

Es gibt zwei klei­ne Einschränkungen von Portraiture, die man ken­nen soll­te, die aber wenig an der Nützlichkeit des Programms ändern. Erstens hat das Tool kei­ne „Gesichtserkennung“, son­dern die Hauterkennung funk­tio­niert über einen Farbbereich. Das bedeu­tet, dass Motivteile im Bild wie Wände oder Kleidung, die ähn­li­che Farbbereiche wie die Haut auf­wei­sen, eben­falls von Portraiture bear­bei­tet wer­den. Hier kommt wie­der der Vorteil der neu­en Ebene mit Transparenzmaske zum Tragen, denn mit dem Radiergummi-​Werkzeug kann ich schnell Bildbereiche ent­fer­nen. Bei unschar­fen Dingen im Hintergrund habe ich jedoch den Eindruck, dass Portraiture durch die Weichzeichnung wie eine Art Rauschreduzierung wirkt, wes­halb ich den Effekt manch­mal sogar ganz hilf­reich finde.

Die zwei­te Einschränkung ist, dass Portraiture kei­ne gro­ßen Pickel, Muttermale, Leberflecke oder ins Gesicht hän­gen­de Haare ent­fernt, wie man im zwei­ten Beispielbild gut sehen kann. Deshalb ent­fer­ne ich die­se „gro­ben Makel“ vor der Anwendung von Portraiture.

Unterm Strich

Portraiture ist auch trotz des hap­pi­gen Preises von ca. 200 Dollar eine gute Empfehlung für Stockfotografen. Auch wer Auftragsportraits, Hochzeiten oder Akt foto­gra­fiert, wird das Plugin zu schät­zen ler­nen, da es im Gegensatz zu eini­gen ande­ren Hautglättungswerkzeugen sehr schnell und leicht ein trotz­dem rea­lis­ti­sches Ergebnis liefert.

Wie retu­schiert ihr die Haut bei Stockfotos und wel­che Hilfsmittel nehmt ihr dafür?

(* Die Ergebnisse sehen dann oft auch sehr beein­dru­ckend aus, aber für Stock dau­ert es eben zu lange.)

Zeit sparen bei Bildauswahl durch Cachegenerierung mit Adobe Bridge

Jeder Fotograf kennt das: Nach einem erfolg­rei­chen Shooting wer­den die Bilder von der Kamera in den Computer gela­den. Danach muss aus den hun­der­ten oder gar tau­sen­den Bildern eine Auswahl getrof­fen wer­den. Was sind die bes­ten Motive? Welche Fotos sind wirk­lich scharf?

Vor allem Bildagenturen sind sehr streng, was die Schärfe angeht und jeder Fotograf muss sich das Foto min­des­tens in der 100%-Ansicht anschau­en, um wirk­lich sehen zu kön­nen, ob wich­ti­ge Bilddetails scharf genug sind. Bei Stockfotografen kommt hin­zu, dass Zeit Geld ist und jede Hilfe will­kom­men ist, die­se Zeit für die Bildauswahl zu minimieren.

Deshalb möch­te ich heu­te einen klei­nen Kniff vor­stel­len, der sich in den Tiefen von Adobe Bridge ver­birgt und mir oft min­des­tens eini­ge Minuten pro Fotoshooting spart.

Einige fra­gen sich viel­leicht? Bridge? Nie gehört. Dabei ist Bridge ein sehr kom­for­ta­bles Fotoverwaltungsprogramm (ver­gleich­bar mit Lightroom ohne Bearbeitungsfunktionen), was sogar kos­ten­los ist – na ja, fast: Bridge ist Teil des sünd­haft teu­ren Adobe Photoshop*. Bridge kann ent­we­der direkt über die Bridge.exe auf­ge­ru­fen wer­den oder indem ihr in Photoshop auf „Datei/​In Bridge suchen…“ klickt.

In Bridge gibt es unter­schied­li­che Möglichkeiten, sich Bilder anzei­gen zu las­sen, ich nut­ze meist den Filmstreifen-​Look. Wenn ihr mit der Maus auf ein Detail des Bildes klickt, wird die­ser Bereich als Ausschnitt in einer 200%-Ansicht ange­zeigt. Sehr nütz­lich, um eben schnell ent­schei­den zu kön­nen, ob das Bild scharf ist oder nicht. Schnell ist jedoch rela­tiv. Das Programm lädt die vol­le Bilddatei im Hintergrund, was bei den gro­ßen RAW-​Dateien mei­ner Canon 5D Mark III* selbst mit mei­nem schnel­len Rechner 5–10 Sekunden dau­ern kann.

Deswegen benut­ze ich fast immer die Möglichkeit, den Cache eines Bildordners im Voraus gene­rie­ren zu las­sen, wäh­rend ich mit ande­ren Tätigkeiten beschäf­tigt bin. Dazu klickt man in Adobe Bridge auf „Werkzeuge/​Cache/​Cache gene­rie­ren und expor­tie­ren…“.

Dann erscheint das Dialogfeld „Cache anle­gen“ mit zwei wich­ti­gen Optionen. Das Häkchen bei „Vollbildvorschauen erstel­len“ bewirkt, dass Bridge die 200%-Ansichten alle vor­ab in den Speicher lädt und „Cache in Ordner expor­tie­ren“ sorgt dafür, dass der Cache im Ordner bleibt und auch bei einer Leerung des Arbeitsspeichers oder einem Verschieben oder Kopieren des Ordners der Cache erhal­ten bleibt.

Wer spä­ter den – teil­wei­se 500 MB gro­ßen  – Cache löschen will, kann ein­fach ent­we­der im betref­fen­den Ordner die bei­den Dateien „.BridgeCache“ und „.BridgeCacheT“ löschen, oder in Bridge unter „Werkzeuge/​Cache“ die Option „Cache für Ordner lee­ren“ wäh­len.

Wenn der Cache ange­legt wird, soll­te man Bridge im Hintergrund vor sich hin wer­keln las­sen. Das dau­ert je nach Anzahl der Bilder und Geschwindigkeit des Computers unter­schied­lich lan­ge.  Bei mir dau­ert die Bearbeitung von ca. 1000 Bildern (je 500 RAW und 500 JPG) in Adobe Bridge CS6 mit einem i5-​Prozessor mit 3,1 Ghz, Win7 (64 Bit) und 16 GB Arbeitsspeicher ca. eine Stunde.

Danach geht es deut­lich schnel­ler, sich aus 500 Fotos die bes­ten 100 raus­zu­su­chen, weil nicht jeweils eini­ge Sekunden Ladevorgang beim Reinzoomen ins Bild anfal­len. Warum die Detailansicht wich­tig ist, seht ihr in die­sem Vergleich, bei dem der Unterschied nur beim Reinzoomen erkenn­bar ist:

Wer sich lie­ber Tutorial-​Videos anschaut, kann sich die­se kur­ze Video-​Anleitung bei Adobe TV zur Gemüte führen.

Ob es die­se Funktion auch in Lightroom gibt, weiß ich nicht, viel­leicht kann ja jemand von euch nach­schau­en und das in den Kommentaren ergänzen.

Wie ist euer Workflow zur Bildauswahl und Schärfebegutachtung?

* Affiliate

Indische Retusche-​Firmen für Stockfotos im Praxistest

In mei­nem Artikel über mei­ne Microstock Expo-​Erfahrungen habt ihr mich in den Kommentaren mehr­fach um mehr Informationen über die indi­schen Firmen gebe­ten, wel­che Photoshop-​Retusche-​Arbeiten oder Verschlagwortung-​Dienste anbie­ten. Deshalb habe ich mal die vier bekann­tes­ten indi­schen Firmen auf die­sem Gebiet ange­schrie­ben und einen Praxistest gemacht, um her­aus­zu­fin­den, wie deren Ergebnisse aus­se­hen. Doch einen Schritt zurück.

Nach wel­chen Kriterien habe ich die Firmen ausgewählt?

Die Bildagentur Alamy hat schon lan­ge eine Liste mit emp­feh­lens­wer­ten Firmen ver­öf­fent­licht, wel­che Scandienste oder Keywording anbie­ten. Die dort gelis­te­ten Firmen aus Indien, wel­che auch Fotos retu­schie­ren, wur­den aus­ge­wählt, das sind JaincoTech, Reality Information Systems (im Folgenden nur Reality genannt) und KeyIndia Graphics. Außerdem habe ich Differential aus­ge­wählt, da ich mit denen schon mal zusam­men­ge­ar­bei­tet hatte.

Wie lief der Test ab?

Die vier teil­neh­men­den Firmen beka­men jeweils drei Fotos von mir, wel­che ich schon vom RAW-​Format in unkom­pri­mier­te JPG-​Dateien ent­wi­ckelt hat­te. Zusätzlich beka­men die Firmen alle die glei­chen Anweisungen zur Bildbearbeitung in einer Textdatei. Die aus­ge­wähl­ten Fotos sind Bilder, wel­che ich selbst als Stockfotos bei Bildagenturen anbie­te und die ich alle eben­falls bear­bei­tet hat­te. Die Firmen beka­men natür­lich die unbe­ar­bei­te­te Version, aber durch mei­ne eige­ne Bearbeitung konn­te ich für mich gut ver­glei­chen, ob die exter­nen Dienstleister gleich gut oder viel­leicht sogar bes­ser als ich retuschieren.

Ich habe lan­ge über­legt, wie ich die Testbilder und die Ergebnisse am bes­ten im Blog zei­ge, da die Originalgrößen bei 21 Megapixel die Ladezeiten der Webseite ins Unerträgliche stei­gern wür­den. Ich habe mich ent­schie­den, hier klei­ne Vorschau-​Größen zu zei­gen. Beim Klick auf ein Bild erscheint eine grö­ße­re Version in Bildschirmgröße. Die Wasserzeichen habe ich nach­träg­lich ein­ge­fügt, die waren beim Test nicht im Bild.

Service: Ich habe von jedem Bild alle Versionen als ein­zel­ne Ebene in eine TIFF-​Datei gepackt. Wer will, kann sich dann detail­liert die Unterschiede der jewei­li­gen Varianten genau anschau­en. Die drei TIFF-​Dateien könnt ihr hier als Zip-​Datei run­ter­la­den (Achtung, ca. 25 MB!). Damit ihr die Ebenen sehen und ein­zeln aus­wäh­len könnt, muss das Grafikprogramm Ebenen unter­stüt­zen, also z.B. Photoshop oder GIMP. Es ver­steht sich von selbst, aber sicher­heits­hal­ber noch mal der Hinweis: Die Bilder dür­fen nur pri­vat genutzt wer­den und nicht ohne mei­ne Zustimmung ver­öf­fent­licht werden.

Hier sind die drei Ausgangsbilder (Klicken zum Vergrößern):

Meine Retusche-​Vorgaben für die Bilder waren:

_MG_1586_2_be_done.jpg
– iso­la­ting per­son (back­ground com­ple­te­ly white)
– basic retou­ch­ing (skin and imperfections)
– whi­ten eyes
– whi­ten teeth
– ligh­ten rims under eyes (not com­ple­te­ly removing)
– logo removal
– remo­ve yel­low color cast on hair
_MG_4307_2_be_done.jpg
– basic retou­ch­ing (skin and imperfections)
– whi­ten eyes
– whi­ten teeth
– ligh­ten rims under eyes (not com­ple­te­ly removing)
– logo removal
_MG_5054_2_be_done.jpg
– basic retou­ch­ing (skin and imperfections)
– whi­ten eyes
– whi­ten teeth
– ligh­ten rims under eyes (not com­ple­te­ly removing)
– remo­ve dust and par­tic­les from jackets

 Was haben die vier teil­neh­men­den Firmen dar­aus gemacht?

Erst mal mei­ne Retusche-​Version, wie ich sie auch zu den Bildagenturen hoch­ge­la­den hat­te (Klicken zum Vergrößern):

Nun die Ergebebnisse von Reality (Klicken zum Vergrößern):

Die bear­bei­te­ten Bilder von KeyIndia Graphics sehen so aus (Klicken zum Vergrößern):

Differential hat die Fotos so retu­schiert (Klicken zum Vergrößern):

Als Ergebnis lie­fer­te JaincoTech die­se Varianten (Klicken zum Vergrößern):

Details und Preise der Firmen-Retusche:

JaincoTech und KeyIndia Graphics lie­fer­ten TIFF-Dateien ohne Ebenen zurück, Reality schick­te eine unkom­pri­mier­te JPG-Datei und Differential schick­te eine Photoshop-​Datei ohne Ebenen. KeyIndia Graphics lie­fer­te zu jedem Bild auch eine zwei­te Variante, bei der die Schattentöne leicht auf­ge­hellt waren. Differential lie­fer­te zusätz­lich auch eine zwei­te Version bei einem Bild mit einer sehr star­ken Beauty-​Hautretusche, die für Stockfotos jedoch zu künst­lich wirkte.

Wie teu­er wäre die Bearbeitung ähn­li­cher Bilder bei den Firmen? Differential ver­langt ca. 3,50 US-​Dollar für ähn­li­che Motive, Reality berech­net ca. 8 Dollar pro Stunde und hat ca. 30–45 Minuten an einem der Testbilder geses­sen. Bei nor­ma­len Jobs wür­den für sol­che Retusche-​Arbeiten ca. 4 Dollar pro Bild anfal­len. KeyIndia Graphics berech­net für die Retusche 3,75 Dollar (bzw. ein Dollar weni­ger bei Vorkasse), dazu kom­men 7,5% Bearbeitungsgebühr bei PayPal-​Zahlung, bei mehr als 2500 Bildern Auftragsvolumen gibt es Rabatt. Als Durchschnittspreis für die Bearbeitung ähn­li­cher Bilder hat JaincoTech 10 Dollar pro Bild ver­an­schlagt, was vor allem an dem auf­wän­di­gen Apothekenbild lag.

Ein Hinweis am Rande: In die­ser Branche kommt es manch­mal vor, dass die Bildbearbeitung an ein Subunternehmen wei­ter­ge­reicht wird. Ob das bei den teil­neh­men­den Firmen der Fall war, kann ich nicht kon­trol­lie­ren, aber ich fin­de, es spielt auch kei­ne Rolle, da es dar­auf ankommt, wie die Ergebnisse zu wel­chem Preis aussehen.

Subjektive Bewertung der Ergebnisse:

Eine Bildbearbeitung ist immer Geschmackssache. Trotzdem haben Bildagenturen und Bildkäufer bestimm­te Vorlieben, wie ein gutes Stockfoto aus­se­hen soll­te. Das betrifft zum Beispiel das Aufhellen von Zähnen, die Hautretusche, die Eleminierung stö­ren­der Elemente und – ganz wich­tig – die voll­stän­di­ge und gute Entfernung von Logos und Markennamen aus dem Bild. Deshalb habe ich auch das Apothekenbild aus­ge­sucht, was sehr vie­le Logos und geschüt­ze Marken ent­hält und das Bild der Maklerin vor wei­ßem Hintergrund, um beur­tei­len zu kön­nen, wie gut die Firmen frei­stel­len können.

In der klei­nen Vorschauansicht sind die Unterschiede schwer zu erken­nen, des­we­gen ver­wei­se ich noch mal auf die gezipp­ten TIFF-​Ebenen als Download zum „sel­ber Vergleichen“ und möch­te auf eini­ge Punkte eingehen.

Das ein­fachs­te Bild war das Paarfoto im Herbst. Dort haben sich alle Firmen wacker geschla­gen. Die meis­ten Firmen bis auf Differential haben sogar die hel­len Flecken an den Bäumen im Hintergrund ent­fernt, ohne dass ich sie extra dar­auf hin­wei­sen muss­te. Dafür hat Differential als ein­zi­ge Firma das Muster auf dem Jackenknopf ent­fernt. Beim Zähne auf­hel­len war Reality etwas zu über­mü­tig, da sehen die zu künst­lich aus. JaincoTech war die ein­zi­ge Firma, die auch eine Farbkorrektur vor­ge­nom­men hat, die das Bild noch fri­scher und far­ben­fro­her aus­se­hen lässt.

Beim Foto der Frau mit Haus und Schlüssel wei­chen die Ergebnisse schon wei­ter von­ein­an­der ab. Das Freistellen haben alle Firmen gemeis­tert, aber bei Reality und Differential sind har­te Kanten an den unschar­fen Händen zu erken­nen. Das sieht etwas unna­tür­lich aus. Auch der Umgang mit den fei­nen Haaren zeigt deut­li­che Differenzen. Während JaincoTech gleich vie­le stö­ren­de Haarfransen (vor allem links am Kinn) ent­fernt hat, igno­rier­ten das die ande­ren Firmen, Differential lich­te­te die Haare rechts unten sogar etwas. Die Hautretusche sieht bei Reality wie­der etwas zu über­mü­tig aus. Die gewünsch­te Korrektur des Gelbstichs beka­men alle Firmen bis auf Differential gut hin.Das Logo links auf dem Schlüssel wur­de von drei Firmen ent­fernt, nur Differential hat es über­se­hen. JaincoTech hat außer­dem zusätz­lich die Einkerbungen links im Schlüssel ent­fernt, den abste­hen­den Daumen rechts und den umge­schla­ge­nen Hemdärmel rechts kor­ri­giert. Das zeugt von einem guten Verständnis, was Bildagenturen wollen.

Kommen wir zur Königsklasse: Die Apothekerinnen in der Apotheke. Neben dem star­ken Orangeton bestand die Schwierigkeit vor allem in den unzäh­li­gen Verpackungen im Hintergrund, die Logos und Text auf­wie­sen. Das Orange wur­de von KeyIndia Graphics und Reality gefühlt fast noch ver­stärkt, wäh­rend JaincoTech es behut­sam abmil­der­te. An den Logos haben sich die meis­ten Firmen die Zähne aus­ge­bis­sen und ich muss zuge­ben, dass ich auch lan­ge dafür gebraucht habe, um alle Logos halb­wegs zu ent­fer­nen und selbst jetzt bin ich mit mei­nem Ergebnis noch nicht rich­tig zufrie­den. Differential hat es sich ein­fach gemacht und den kom­plet­ten Hintergrund weich­ge­zeich­net. Das führt lei­der zu einem unschö­nen Übergang an den Haaren der Models, vor allem bei den Locken der Frau links. Reality ging nach dem Zufallsprinzip vor und retu­schier­te anschei­nend nur die Häfte der Logos. KeyIndia Graphics igno­rier­te mei­nen Wunsch nach Logo-​Entfernung kom­plett. Auf Nachfrage hieß es, dass das bei einem kos­ten­lo­sen Test zu auf­wän­dig sei. Was mich ehr­lich beein­druckt hat, war die Variante von JaincoTech. Hier wur­den wirk­lich alle Logos und Markennamen ent­fernt und trotz­dem der Farbcharakter der ein­zel­nen Packungen bei­be­hal­ten. Dadurch sieht der Hintergrund zwar auch etwas unrea­lis­tisch aus, aber ich bin sicher, dass ich bei einer genaue­ren Anweisung („ver­schwim­men las­sen statt ent­fer­nen“) eben­so gute Ergebnisse bekom­men hät­te. Ich den­ke, die Logo-​Entfernung kann hier als „Machbarkeitsstudie“ gese­hen werden.

Fazit:

Mir per­sön­lich haben die Resultate von JaincoTech mit Abstand am bes­ten gefal­len. Reality und Differential haben sich lei­der eini­ge gro­be Schnitzer erlaubt, die eine Korrektur der Bilder erfor­der­lich machen wür­den, bevor sie an Bildagenturen geschickt wer­den. Fairerweise muss ich dazu sagen, dass die ver­an­schlag­ten Preise bei JaincoTech auch mehr als dop­pelt so hoch waren wie bei den ande­ren Firmen. Bei den Preisen wur­de die Lieferzeit nicht berück­sich­tigt, das heißt, je schnel­ler ein Kunde die Ergebnisse braucht, des­to teu­rer wird es.

Nicht berück­sich­tigt bei dem Preisen sind auch Mengenrabatte und die Tatsache, dass es bei ähn­li­chen Bildern einer Serie meist güns­ti­ger wird. Außerdem ler­nen die meis­ten Retusche-​Firmen die Kundenwünsche im Laufe einer Zusammenarbeit immer bes­ser ken­nen, sodaß nach eini­ger Zeit kaum noch kon­kre­te Anweisungen des Fotografen an die Bildbearbeiter gege­ben wer­den müs­sen. Nachdem ich die Testergebnisse gese­hen habe, habe ich mich ent­schlos­sen, zwei gan­ze Bildserien von JaincoTech gegen Bezahlung retu­schie­ren zu las­sen. Da hat sich auch gezeigt, dass die FTP-​Transferrate ein klei­nes Nadelöhr sein kann. Ich hat­te ca. 4 GB Daten zu ver­schi­cken, was mit mei­ner 50-​Mbit-​Leitung fast einen Tag gedau­ert hatte.

Im nächs­ten Teil des Tests wer­de ich dann die Verschlagwortung vergleichen.

Wie sind Eure Eindrücke der Retusche? Habt ihr schon mal Bildbearbeitung aus­ge­la­gert? Wie teu­er war das und wie zufrie­den wart ihr mit den Ergebnissen?