Solche Geschichten höre selbst ich nicht alle Tage.
Der Fotograf Andreas P. (voller Name bekannt), seines Zeichens hauptberuflich Bildjournalist, verfolgt regelmäßig meinen Blog. Nach meinem Bericht über Browser-Plugins zum Finden der eigenen Bilder probierte er diese aus und bekam viele Treffer angezeigt. Was ihn wunderte: Einige davon wurden anscheinend von einer tschechischen Bildagentur namens Profimedia an Bildnutzer verkauft. Das Kuriose daran: Der Fotograf hat keine Geschäftsbeziehung mit dieser Agentur.
Nach etwas Recherche fand der Fotograf heraus, dass diese Bilder von der deutschen Agentur Face To Face kommen, mit der Andreas P. einen Autorenvertrag abgeschlossen hatte, um ca. 200 seiner Fotos zu vertreiben. In seinem Vertrag stand jedoch nirgends, dass eine Sub-Lizenzierung erlaubt sei. Dem deutschen Urheberrechtsgesetz nach (§35 UrhG) kann jedoch auch der Inhaber von ausschließlichen Nutzungsrechten „weitere Nutzungsrechte nur mit Zustimmung des Urhebers einräumen“.
Der Fotograf bat um eine Erklärung und eine Überweisung des ihm zustehenden Honorars. Immerhin liegen die Fälle teilweise schon über drei Jahre zurück.

Der Geschäftsführer von Face To Face erklärte daraufhin dem verdutzten Fotografen, dass die Agentur für die Bildnutzung von der Partneragentur 0,58 Euro erhalten habe, was beim vereinbarten Honorarsplit von 50:50 einem Fotografenanteil von 29 Cent beträgt (Nachweis liegt vor). Ja, richtig gelesen: 29 Cent! Wohlgemerkt, es geht hier nicht Abo-Modelle einer Microstock-Agentur, sondern um ein RF-Bild bei einer angesehenen Macrostock-Agentur. Mindestens fünf Bilder waren betroffen, was zu einer Summe von 1,45 Euro führt.
Und es kommt noch besser: Der Betrag wurde nicht überwiesen, da die Bankgebühren den Betrag wieder auffressen würden (Nachweis liegt ebenfalls vor).
Auf jeden Fall – ich formuliere es mal vorsichtig – sehr unorthodox ist auch die Methode, den Fotografen über die erzielten Erlöse erstens nicht zu informieren und diese zweitens nicht nach dem Verkauf mit ihm zur Auszahlung zu bringen, obwohl vertraglich eine monatliche Auszahlung vereinbart ist (Nachweis liegt vor).
Der Fotograf hat ca. 200 Bilder bei der Agentur online und bei der ersten Stichprobe 12 Nutzungen von 10 Bildern gefunden, für die er bis heute kein Honorar überwiesen bekommenhat. Ob weitere Bilder betroffen sind, weiß er nicht. Raum für wilde Spekulationen ist daher vorhanden.
Unklar ist weiterhin auch, wie bei einer Macrostock-Bildagentur Honorare im Cent-Bereich anfallen konnten. Darauf hat der Fotograf noch keine Antwort erhalten.
Als ich den Geschäftsführer der Agentur um eine Stellungnahme bat, verbot dieser mir, ihn zu zitieren oder namentlich zu nennen, andernfalls müsse er den Rechtsweg wählen.
Insgesamt zeichnen sich diese Vorfälle durch ein Geschäftsgebaren aus, was mehr als geeignet ist, das Vertrauen von Fotografen in eine Agentur nachhaltig zu zerstören. Wer weiß schon, wie viele Bilder da draußen kursieren, die zwar verkauft und vom Bildkäufer ordentlich bezahlt wurden, aber im undurchsichtigen Netz der Partneragenturen und Vertriebskanäle versickert sind, sodaß die Fotografen kein Honorar dafür sehen?
Erst wenige Monate ist es her, dass Fotografen dank der neuen Bildersuche von Google Images systematischer nach der Verwendung von ihren Fotos fahnden können. Die Anzahl der Abmahnungen ist dadurch deutlich gestiegen, das merke ich bei mir selbst und auch von einigen Bildagenturen habe ich das gehört. Wie sieht es wohl bei den Büchern aus, die der Fotograf nicht so einfach durchsuchen lassen kann? Transparenz ist hier endlich mal nötig.
Wie seht ihr das? Was für Erfahrungen habt ihr mit Euren Honorarabrechnungen gemacht?
Update 13.12.2011: Die Bildagentur Face To Face wies den Fotografen jetzt auf einen „Royalty Free Zusatzvertrag“ hin, in dem steht, dass die Distribution über Partneragenturen erlaubt sei und Auszahlungen erst gesammelt ab einer Summe von 100 Euro ausgezahlt würden.
Microstock hat den Weg für ein solches Verhalten der Macro Bildagenturen geebnet, da kämpft jede nur noch ums Überleben, auch andere renomierte RM Macroagenturen verkaufen inzwischen die Bilder für einen solchen Kurs, das ist momentan die Marktendenz.
Aber gegen eine deutsche Agentur die unerlaubt Bilder weitergib hat man als Fotograf ja eine sehr gute Handhabe (Abmahnung, Schadenersatz, etc..)
Dabke für die Transparenz in diesem Artikel – es sollte öfter so offen gesprochen werden.
ich verkaufe zwischen 50 und 100 Bilder pro Tag und finde relativ wenige Bilder über die Google suche, wenn man das als Masstab nimmt, müsste seine „Dunkelziffer“ bei 12 Gefundenen Bildern ja extrem hoch sein.
Ich selbst hatte erst einmal eine nicht lizenzierte Nutzung meiner Bilder in grösserem Stil. Aber kann den Nutzer eher schlecht kontaktieren, da ich nicht sicher sein kann ob nicht aus versehen eine Bildagentur dies nicht korrekt abgerechnet hat.
Aber die Handhabe dieser Bildagentur ist schon extrem Unverschämt.
Bei diesen ganzen Hin- und Hertauschereien wundert es mich nicht, das so etwas passiert. Selbst die RM Agenturen haben doch längst keinen Überblick mehr, wer gerade welches Bildmaterial vertreibt. Wie unter diesen Umständen je eine Exklusivität gewährleistet werden könnte, ist mir ein Rätsel. Bei mir haben sich inzwischen auch einige Fotos angesammelt, wo ich noch auf die Abrechnung warte. Teilweise ließen sich die Vertriebswege rekonstruieren, aber halt nicht immer.
Dieses Problem liegt meiner Meinung nach an einem generellen „Fehler im System“. Alle versuchen sich mit möglichst viele Partner zu retten und damit auch das eigene unternehmerische Risiko etwas an die Partner „weiterzureichen“, ohne das eine wirkliche Identifizierung von Bildmaterial und Vertriebswegen möglich ist.
Vor 4 Jahren habe ich mein Portfloio bei einer Makroagentur gelöscht. Bei der Agentur sind die Bilder weg. Irgendwelche Partneragenturen haben scheinbar ein Problem mit dem Löschen.
Fast jedes Quartal bekomme ich Verkaufsbenachrichtigungen, recht gute Verkäufe sogar. Auf Anfrage beim Innhaber der Agentur bekamm ich vor einem halben Jahr die Antwort, die Bilder müßten bei den Partneragenturen nun aus der Datenbank sein. Seither habe ich schon wieder Verkaufbenachrichtigungen um insgesammt 800 Euro bekommen.
Eigentlich habe ich das Portfolio aus dem Verkauf genommen, da ein paar rechtlich
problematische Bilder dabei waren.Eine Einzellöschung war nicht möglich. Trotz RM wollte ich auf der sicheren Seite sein und habe mein Portfolio gekündigt. Seither mache ich mit meinen gelöschten Bildern jedes Quartal weiter Umsatz.Ich glaube die Agenturen haben selbst keine Kontrolle mehr, was bei den Partneragenturen passiert.
Das mit den verwendeten Bildern in Büchern wird sich dann überprüfen lassen, wenn Google alle Werke digitalisiert & indiziert. Für Autoren natürlich schlecht, wegen der Eigentumsrechte am Text, für Bildproduzenten aber ein klarer Vorteil.
Grundsätzlich empfinde ich die Intransparenz bei der Lizenzierung auch als großes Problem. Ich kann ja nicht alle Bücher in der Bibliothek nach meinen Werken durchforsten. Ebenfalls problematisch ist das bei Zeitschriften. Nicht jeder hat Zugang und Muße die Lesezirkel zu durchblättern.
Wenn ich das lese wie auch andere Beiträge u.v.a. vor dem Hintergrund anderer Meldungen von bestreiktem Nahverkehr und ähnlichem, frage ich mich ob es denn eigentlich
keine Interessengemeinschaft, Lobbyverband o.ä gibt, die sich für diese Themen einsetzen?
@Ulrich: Intressenverbände gibt es, z.B. der BVPA in dem die Bildagenturen vertreten sind (Macro), die haben auch ein Standardwerk zur Honorierung von Fotos
etabliert – die MFM Honorarrichtlinien, die auch die Gerichte bei Urheberrechtsstreitigkeiten als Honorarbemessungsgrundlage heranziehen (NOCH!!!).
Auch gibt es Fotografenverbände, wie z.B. Freelens, vertreten hauptsächlich Fotografen aus dem Bereich Bildjournalismus und sind auch Mitglied im BVPA.
Andere verbände der Fotografen sind u.a. der BFF (Photodesigner) oder der AWI (handwerkliche Fotografen)
Aber in den letzten Jahren hat sich der Bildermarkt grundlegend geändert, inzwischen darf sich jeder Fotograf nennen (Gewerbeschein ist ausreichend), außerdem
haben viele Amateure die ihre Bilder über ausländische Bildagenturen im Microstockbereich vermarkten, die gewachsenen Strukturen ausgehöhlt.
Wie unterschiedlich die Meinungen und Ziele der einzelnen Bildlieferanten der Bildagenturen sind, kann man gut in Blogs wie diesem erkennen, oft stehen die wirtschaftlichen Interssen nicht
im Vordergrund, manche Suchen nur nach Möglichkeiten die gelungenen Urlaubsbilder (zweit) zu verwerten, andere arbeiten zur Finanzierung ihres Hobbys in den Microstockmarkt hinein, dritte glauben
mit der Vermarktung im Microstock (die Macros nehmen/nahmen keine Fotoamateure mit wenigen Bildern) sich so eine Existenz aufzubauen (was ich für fatal und unrealistisch halte, spätestens wenn
für die Fotografen die bisher nur Macro machen die Märkte wegbrechen und diese in Microstock gehen ist es für die ambitioniertesten Amateure das Aus), es gibt sogar einen Profi, Fotografenmeister
mit Namen Heinz, der in diesem Blog sagte, er sei nur im Microstock um die Kollegen zu ärgern…
Aus den vorgenannten Gründen wird es schwierig eine schlagkräftige Interessengemeinschaft der Stockfotografen zu etablieren – und so können die Bildagenturen auch weiterhin die Fotografen
ausbeuten.…
Alternativ bleibt noch die eigene Bildagentur (die habe ich für mich), hier erzielt man 100% Ertrag, und die Redaktionen wissen warum sie wo kaufen – aber wie schwer es ist an das nötige Know How zu
kommen hat Robert Kneschke ja mit seiner eignen Bildagentur gesehen – oder wie läuft es da(in Zahlen € dann bitte).…
@Ulrich, es gibt sowas in der Art, zum Beispiel den BVPA, der jedoch eher die Agenturseite vertritt sowie in den USA die SAA und ASMP. In Deutschland gibt es noch den BFF oder Freelens. Aber eine wirkliche „Schlagkraft“ für die Belange der Fotografen haben die alle nur begrenzt.
Das ist wohl der Preis der Freiheit. Das ihr beide Verbände aufzählt, die v.a. Agenturen vertreten … Aber vielleicht denke ich hier zu tratitionell gewerkschaftlich.
Lächerlich, den Namen des Geschäftsführers von face to face bekommt man ruckzuck über eine Suchmaschine raus. Was soll so ein Verbot? Das ist kein Geheimwiesen … äh ‑wissen. Muahaha.
Nun, das hier riecht nach Schadensersatz, denn die Bilder hätte der Fotograf auch für mehr Geld an die Tschechen verkaufen können.
Jedenfalls sollte er die Geschäftsbeziehungen zu face to face abbrechen. Jede seriöse Agentur achtet die Rechte ihrer Zulieferer. So ein fauxpas kann schnell das Ansehen und damit Partner und letztendlich Kunden kosten.
Ein Einzelfall ist das aber nicht.
Bei der Suche nach Aufträgen bin ich neulich auf eine „Fotoagentur“ mit Sitz in Spanien gestoßen, die hohe Honorare für VIP-Fotos verspricht. Man soll sie einfach einschicken. Diese „Agentur“ wirbt auf der laienhaft erstellten Website in ihrer Galerie mit lauter bekannten Fotos, die alle von namhaften Agenturen stammen, inklusive Getty Images. Alles geklaut.
Also Obacht, bevor man mit jemandem scheinbar einen Vertrag eingeht!
Schwer, schwer. Natürlich klingt das nach einem ärgerlichen Vorfall. Auch ich habe die Erfahrung aus verschiedenen Bereichen, dass hinter einer handvoll Treffern bei Stichproben der Fehler wohl Methode hat.
Anderseits ging es ja wohl um 200 Fotos – keine Ahnung, welches Verkaufspotential die hatten. Du hast jetzt 1,45 Euro gesicherte Meinungsdifferenz erwähnt – lassen wir das aber mal die Spitze eines Eisbergs sein und rechnen willkürlich mal mit 100 unterschlagenen Euro.
Schon eine Fahrt zu einem Anwalt, ein Gespräch, eine Heimfahrt etc. und ein ähnlicher Geld-/Zeitwert ist auch verpufft. Meine Handwerker kommen für eine Anfahrt jedenfalls immer auf solche Summen. Wenn es bei den 1,45 Euro bleibt, ist der Schaden wie einmal eine zu teure Dönerbude besucht (3,50 statt 2,00 Euro …). Das kommt vor.
Kurzum: Das Prinzip an sich ist ärgerlich. Gerade weil im Stockbereich das Einkommen ja nunmal Cent-weise zusammenkleckert, ist Unsauberkeit hier eigentlich schon wieder Pferdediebstahl. Klar.
Hier lohnt sich aber wohl keine Maßnahme. Außer für uns alle: Finger weg. Die Agenturen müssen hier 110%ig für Transparenz sorgen. Auf solche Anfragen mit Drohgebärden zu beantworten spricht für sich („Herr Trittin – das ist justiziabel“ versuchte auch Herr von Guttenberg)!
Darum sei abschließend unbedingt auch gesagt: danke für die Warnung, danke für solche Berichte.
Tja, dahaben ich auch meine Erfahrungen gemacht, seit Monaten kein Zugang zu meinem Account, mir wird kein Passwort genannt. Centbeträge summieren sich auch, Praxis ist da nach wie vor.… Das wird nicht ausgezahlt, da es ja kaum erwähnenswerte Minibeiträge sind. Wie sieht es eigentlich aus mit den Fotos, wenn ich auf einer Löschung meiner Fotos bestehe?