Die Zeiten sind hart, die Finanzkrise sickert durch alle Bereiche der Wirtschaft und jeder muss leiden. Warum sollten Fotografen davon ausgenommen sein, dachten sich einige der größten Bildagenturen der Welt und beschlossen, die Fotografenhonorare zu kürzen.
Meist geschieht das nebenbei und dass viele Agenturen es fast zur gleichen Zeit machen, ist vielleicht Zufall. Aber um etwas Licht ins Dunkel zu bringen, hier eine Übersicht der aktuellen Kürzungen:
Corbis:
Die zweitgrößte Agentur der Welt gehört dem Milliardär Bill Gates und hat seit der Gründung noch nie einen Gewinn erwirtschaftet. Vielleicht auch deshalb verkündete der Corbis-Geschäftsführer Gary Shenk auf der „Photo Expo“ Ende Oktober 2008 in New York, den Fotografenanteil auf 40% zu senken. Das gelte aber nur für RM-Bilder, nicht für RF-Bilder und andere Ausnahmen wie Celebrity-Fotos gelten ebenfalls.
Mauritius:
Die größte deutsche Bildagentur Mauritius Images dachte sich ca. einen Monat später das Gleiche und schickte ihren Fotografen neue Verträge, in denen statt der bisherigen 50:50-Verteilung eine 60:40-Verteilung der Einnahmen zugunsten der Agentur gefordert wird.
Jupiter Images:
Die drittgrößte Bildagentur der Welt wurde vor kurzem von der größten, Getty Images, aufgekauft. Jupiter hatte die Idee, die Honorarkürzung nicht als solche zu bezeichnen, sondern einfach eine „technische Gebühr“ zu berechnen. Von der bisherigen 50:50-Aufteilung ergibt sich so nun ebenfalls eine 60:40-Verteilung zugunsten von Jupiter. (Quelle: VISUELL 06/2008, S. 50–51)
Alamy:
Mit über 14 Millionen Bildern im Archiv gehört Alamy mittlerweile auch zu den ganz Großen im Bildermarkt. Deren Fotografen erhielten Ende September 2008 per Mail und Blog-Eintrag den Hinweis, dass die Verteilung von 65:35 (zugunsten der Fotografen) um fünf Prozentpunkte auf 60:40 (zugunsten der Fotografen) ab Januar 2009 gesenkt werde. Damit hat Alamy zwar immer noch einen der höchsten Prozentsätze für Fotografen im Business, aber sie nähern sich langsam nach unten an.
Getty Images:
Die dominierende Bildagentur machte es etwas anders. Sie senkte Anfang 2008 einfach die Preise für die Webnutzung ihrer Fotos auf 49$ (und damit um bis zu 96% des vorigen Preises). Proteste halfen nicht. Dadurch bekamen einige Fotografen so wenig Geld pro verkauftem Foto ausgezahlt, dass vor einigen Tagen 84 Fotografen gegen Getty Images eine Klage eingereicht haben.
Gibt es Honorarkürzungen von Bildagenturen, die ich vergessen habe? Gab es vielleicht auch Bildagenturen, die eine Erhöhung des Fotografenanteils angekündigt haben?
Tendenziell wird sich das Fotografenhonorar noch weiter nach unten bewegen. Gründe sind die Bilderflut und die sehr hohen Distributions- und Marketingkosten auf der Agenturseite. Seit über 5 Jahren gibt es den 60:40 (Agentur/Fotograf) Splitt bereits bei DPA und Ullstein. iStockphoto zahlt nur 20% Share, Getty zahlt aber auch nur 20% der Honorare an die Agenturen auf der internationalen Getty Plattform. Die sinkenden Honorare sind wie in jedem anderen Geschäft die Reaktion auf ein immer noch wachsendes Überangebot von Bildern.….
Andere Agenturen tarnen das mit einer 30% Regelung für Bilder die billiger bei anderen Agenturen angeboten werden! 😉
LG Alexander
leute, das ist erst der anfang.
bald kommt das große aussieben.…übrig bleibt der professionelle fotograf und das ist auch gut so.
sinkende honorare erlebe ich seit ich dabei bin ( 25 jahre )
horst
Kann da Horst nur beipflichten.
Wir brauchen keine Bildagenturen.
Schon gar nicht solche wie Getty Images, die reihenweise Privatleute abmahnt und horrende Rechnungen für 50px-Grafiken verschickt.
Siehe http://www.abmahnwelle.info/
Unglaublich … das hätte ich von einer einst professionellen Firma wie Getty Images nicht erwartet.
die sehr hohen distributionskosten? aaah ja…
@ Theo: Unberechtigte Abmahnungen sind die eine Seite, Leute, die Bilder veröffentlichen, ohne die Nutzungsrechte zu kaufen, sind die andere. Ich finde es ehrlich gesagt auch nicht schön, wenn jemand meine Fotos ungefragt nutzt.
@ Horst: Nun, vor allem die Profis sind doch auf die Honorare angewiesen, die Amateure fotorafieren doch oft neben ihrem Job als Hobby, die stört eine Honorarkürzung doch am wenigsten. Warum sollten dann nur Profis übrig bleiben?
meine fotos bekommt mittlerweile nur noch eine große agentur, wenn überhaupt !
ich arbeite um geld zu verdienen nur noch aktuell, das andere ist mehr oder minder ein zubrot.
http://pressefoto.blogspot.com/2008/11/bauer-killt-sau-mit-der-mistgabel.html
ich verkaufe lieber ein foto für 300 euro als über diese oben genannte agenturen 300 fotos für 1 euro !
Amateure fotorafieren doch oft neben ihrem Job als Hobby.…..und glaubst du das sie ihre honorare versteuern ??
das wichtigste in meinem job ist das meine handy nr. bei den richtigen leuten gespeichert ist.
Lieber Theo, ich verstehe deine Kritik an den Getty Abmahnungen überhaupt nicht, denn dies hat gar nichts mit dem Honorarsplitting zu tuen. Bei den Abmahnungen vertritt Getty auch die Interessen der Bildautoren, die natürlich an den zu Recht eingetriebenen Ihren Share erhalten. Wie bitte will man sich sonst gegen den Missbrauch seiner Bilder wehren. Die Zeiten, dass das Internet eine kostenlose Ressource für alle ist, sind längst vorbei. Für alle dies es wissen wollen hier der technische Hintergrund: Getty schützt seine Bilder mit dem DRM (Digital Rights Management) von picscout. Picscout recherchiert im globalen Internet nach den digitalen Wasserzeichen der Gettybilder. Bei einem Treffer erhält Getty eine Nachricht. Daraufhin prüft die Lizenzabteilung ob die Verwendung des Bildes lizensiert ist. Ist dem nicht der Fall erfolgt eine Rechnung, reagiert der User nicht, eine Abmahnung. Ich finde ein ganz normaler Geschäftsverlauf! DRM kann sich der einzelne Autor leider noch nicht leisten.
Getty Images sollte erst einmal an der eigenen Systemsicherung arbeiten, bevor sie sich beschweren, dass Leute die Bilder einfach klauen… Wenn ich sehe das 10 Accounts im Umlauf sind, von denen Privatleute dann das ganze Getty Images Archiv in HQ/UHQ runterladen kann wird mir ganz übel. Das sollte aber nicht nur Getty machen, auch andere Agenturen sparen bei der Sicherheit!
Pflichte da Horst und Theo bei. Für mich sind Bildagenturen ein „Zubrot“. Ich vertreibe meine Bilderdienste über den Mecom-Bildkanal. Das ist aktuelles oder semi-aktuelles Material. Und das läuft. Und mein dortiger Archiv-Pool ist in APIS (i‑picturemaxx) eingebunden. Und das läuft auch. Mit den beiden Plattformen und mehr als 30.000 Bildern erreiche ich europaweit alle Verlagshäuser, Redaktionen von Zeitungen und Zeitschriften, ernsehsender und die großen Werbeagenturen (an den kleinen, die nix zahlen wollen und/oder können, habe ich kein Interesse, die sollen ruhig bei Fotolia und Co. „kaufen“). Auch ich verkaufe lieber ein Foto für 300,– Euro als 300 für einen Euro.
hallo Leute
kennt jemand von euch die API in München?
Hallo,
kann mir jemand die funktionsweise vom mecom bildkanal erklären? man kommt nur schwer an informationen. sind dort die redaktionen direkt bereits eingebunden oder musst der kontakt vorab hergestellt werden?
momentan scheint mir die branche auf einem absteigendem ast zu sitzen.
@Peter: Mehr Infos und einen Kontakt zu mecom findest Du hier: http://mecom-news.de/geschaftsfelder/ubermittlungsdienstleistungen-nachrichtenagenturen/
Mecom lohnt nur mehr wenn sehr schnell ein aktuelles Bild an viele Redaktionen muss und man keine FTP-Zugänge von den Redaktionen hat. Vor 8–9 Jahren habe ich noch „Wetterbilder“ Mädchen mit Schleckeis, Mädchen mit Regenschirm, Kind beim Weihnachtsplätzchen backen, darüber versendet. Das ist leider Geschichte…
Interessant ist dieser Beitrag, der jetzt 5 Jahre alt ist. Wie sehr hat sich doch alles geändert. Interessant wäre auch, ob einige von den Autoren die Sache heute auch noch so cool wie damals sehen…
Der mecom-bildkanal kann auch ohne FTP-Zugänge interessant sein, wenn es um aktuelles Material geht, weil Bildredakteure (soweit noch vorhanden) kaum die Bilderwüsten auf ihren oder anderen Servern durchsuchen, die Bilder direkt in den Redaktionssystemen landen, ein Versand pro Bild nur ein paar Cent kostet.