Es gibt wieder eine neue Folge von „Pimp My Stock“, in der Leser ihre (Stock)fotos einreichen können und ich diese in Bezug auf ihre Verkäuflichkeit hin bespreche. Wer ebenfalls kostenlos mitmachen will, findet hier alle weiteren Infos.
Hier erst mal die Mai von XY, der eine andere Muttersprache als Deutsch hat, lest also über einige holprige Formulierungen hinweg:
„Hallo Robert,
für den Fall, dass meine Bilder analysiert und veröffentlicht werden, möchte ich um Anonymität bitten und namentlich nicht genannt werden. Danke für das Verständnis, auch bei der Leserschaft.
Vor einiger Zeit bin ich auf deinen Podcast durch Recherche über Stockfotografie gestoßen und danach gelang ich zu deiner Seite und „Pimp my Stock“, was ich für eine absolut tolle Sache halte. Danke für deine Bemühungen in der Serie, danke, dass ich meine Bilder dir zur Analyse zusenden durfte.
Zu mir:
Ich bin hauptberuflich psychologischer Psychotherapeut, arbeite in einer Klinik und fotografiere nebenbei als Hobby. Vor 5–6 Jahren fing ich mit der Handyfotografie an. Zunächst wild los fotografiert, im Verlauf dann mein Umfeld etwas mehr wahrgenommen.
Da ich sehr viele Fotos auf der Festplatte hatte, wollte ich mich messen lassen und vor zwei Jahren bewarb ich mich bei iStock und habe dort nun etwa 1800 Bilder (Essential), wobei das Ganze eher eine quantitative Natur hat. Die Annahmequote liegt bei etwa 80 %, wobei die Ablehnungsgründe eher mit Property Release oder mit Mehrfacheinreichungen zu tun haben, was mir vollkommen schlüssig erscheint. Ein richtiges Konzept oder Portfolio habe ich nicht wirklich, wobei ich mich bei den einzelnen Bildern beim Auslösen oder Nachbearbeiten (Lightroom) dennoch um Qualität bemühe.
Mir ist aufgefallen, dass je mehr ich mich in der psychotherapeutischen Arbeit vertiefe, desto mehr benötige ich eine Abwechslung, wo ich wenig/kaum Bezug zu Menschen habe. Ein spannender Nebeneffekt ist für mich, mein Werkzeug, genauer hinzuschauen, auch in der Amateurfotografie versuche zunehmend anzuwenden. Dadurch bekomme ich immer mehr das Gefühl, wie unfassbar komplex das Fotografieren ist, wobei ich erst jetzt das Licht als Medium anfange ansatzweise zu verstehen. Ein spannender Prozess.
Im ersten Jahr passierte bei iStock nichts. Dann als ich Ende 2018 mein erstes Foto und dann noch fünf weitere verkaufte, wollte ich es nicht glauben. Es fühlte sich für mich an, wie wenn ich im Lotto gewonnen hätte. Vor dem Hintergrund, da ich zwar einen Wunsch habe, (auch gewissen finanziellen) Erfolg zu erzielen, aber unter den Abermillionen Fotos mit stets wachsendem Angebot und weltweiten Profis in der Reihe, ernsthaft glaubte ich nie an den Verkauf.Nun habe ich dieses Jahr 80 weitere Fotos verkauft, ein Bild verkaufte sich vier Mal (ein Konzerthaus vom Innen). Über die Verkäufe kann ich mir nicht wirklich ein Konzept ableiten, es ist auf jeden Fall ein aufregendes Gefühl, bei der Anbieterseite von Getty Images (ESP) die Statistiken anzuschauen und zu sehen, dass in unterschiedlichen Ländern der Welt meine Bilder gegen Geld gekauft werden. Wobei ich hier natürlich sagen muss, dass es kleinere Beträge sind, aber das Prinzip dahinter stärkt mich dennoch.
Die ersten Verkäufe haben mir einen gewissen Aufschub gegeben und ich kaufte mir – auch auf Anraten eines professionellen Fotografen – meine erste DSLR Kamera, eine Canon EOS 80D. Vor einigen Monaten rüstete ich dann mit einem Canon EF 70–300 mm/4–5,6 L IS USM Objektiv auf. Das Fotografieren ist weiterhin ein Hobby für mich, aber ich nehme es ernst und es macht mir total viel Spaß, einen qualitativen Sprung bei den Bildern wahrnehmen zu können. Subjektiv betrachtet, versteht sich.
Mein Ziel mit der Stockfotografie:
Weitere Verkäufe zu generieren und vor allem, meine Sichtweise, Kenntnisse und technischen Fähigkeiten immer weiter auszubauen.
Danke für deine Aufmerksamkeit viele Grüße,
XY“
Werfen wir einen Blick auf seine Bilder:

Ein Blick auf das herbstliche Frankfurt am Main. Ich finde die Farbstimmung sehr gelungen und passend für den Herbst. Das Thema „Frankfurt“ wollen viele Käufer natürlich mit den vielen Wolkenkratzern im Stadtzentrum bebildern, aber da hier neben Frankfurt als Stadt auch das Thema Herbst eine Rolle spielt, halte ich es für gelungen als Stockfoto, zumal mindestens ein Hochhaus sichtbar ist.

Ohne die Bildbeschriftung hätte ich nicht erkannt, dass das ein Kohlekraftwerk sein soll. Aber die Käufer solcher Bilder werden das einzuordnen wissen. Die Themen Energieerzeugung und Industrie allgemein sind generell sehr gefragt und mit dem blauen Himmel und dem Freileitungsmast dazu wird das Kohlekraftwerk als tolles Symbolfoto bestimmt Käufer finden.

Der Regenbogen hat satte Farben, aber das Motiv muss sich leider mit den Varianten messen lassen, die heutzutage digital in Photoshop erstellt werden können. Deshalb finde ich hier den Himmel zu grau und auch das Gebäude links zu dunkel und unwirtlich. Kann für einige Kunden funktionieren, aber eine etwas weitere Ansicht, welche die Biegung des Regenbogens besser erkennbar werden lässt, könnte besser wirken.

Hier sehen wir Reste von angespitzten Buntstiften. Ich mag diese Fotos mit satten Farben und vielen Details und generell eignet sich dieser Look auf für Stock. Wichtig für Verkäufe ist hier, beim Verschlagworten konzeptionell zu denken und Themen wie „Chaos, Grundschule, Bildung, Kreativität“ mit zu berücksichtigen.

Ein ziemlich naher Blick auf den Stuttgarter Fernsehturm. Es gibt etliche Motive, die etwas mehr vom Turm zeigen, aber weil dieses Motiv dichter und damit auch abstrakter ist, hebt es sich zumindest gut von den anderen ab. Ob die Käufer damit etwas anfangen können, vermag ich nicht anzuschätzen, was meint ihr?

Nahaufnahme einer Straße: Als generelles Konzept sind leere Straßenbilder sehr gefragt zum Thema Orientierung, Richtungswechsel, Zukunft und so weiter. Hier finde ich die Straße als solche aber zu schwer erkennbar, um als Konzeptfoto nützlich zu sein. Ich kann mir stattdessen aber vorstellen, dass Bildbearbeiter dieses Motiv suchen, um es als Hintergrund oder Unterlage für eine Fotomontage zu verwenden.

Eine alte Fernsehweisheit besagt: „Tiere und Kinder gehen immer“. Deshalb räume ich diesem Hundewelpen auch gute Chancen auf Verkäufe ein. Ich hätte den Boden digital noch etwas mehr gesäubert und das Bild insgesamt etwas heller und kontrastreicher entwickelt. Wenn dann noch die korrekte Hunderasse als Schlagwort mit aufgenommen wird, ist es auf jeden Fall ein geeignetes Stockfoto.

Ein Blick auf die ungarische Stadt Pécs bei Sonnenuntergang. Da brauche ich gar nicht viel zu sagen, es ist ein super Stockfoto, weil es die für Reisefotos so gesuchte Stimmung „Da will ich hin!“ erzeigt und es genau so in jedem Reiseführer über die Region abgebildet werden könnte, weil auch die vielen Kirchtürme als Wahrzeichen der Stadt im Bild sind.

Hier sehen wir eine Möwe im Flug. Für ein Stockfoto ist es leider viel zu düster. Die Möwe schneidet den Horizont und ist auch nur von hinten sichtbar. Deswegen gibt es leider viele bessere Möwenfotos.

Ähnlich geht es mir mit diesem Flugzeug-Foto. Der größte Teil des Bildes besteht aus dunklem Grau, das Flugzeug hebt sich kaum ab und kann auch deutlich schwieriger maskiert werden als vor einem hellen, blauen Himmel. Insofern sehe ich die Verkaufschancen als sehr gering an.
Neugierig geworden, wie eure Fotos bei einer Beurteilung abschneiden würden? Bewerbt euch kostenlos hier für eine Teilnahme an „Pimp My Stock!“.