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Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 35

Es ist wie­der soweit. Eine wei­te­re Folge „Pimp My Stock!“, um zu sehen, wie ver­käuf­lich die ein­ge­sand­ten Bilder sein kön­nen. Wer das eben­falls von sei­nen eige­nen Bildern sehen will, fin­det ihr alle Details. Diesmal bit­tet Sepp um eine Beurteilung sei­ner Fotos.

Hallo Robert,

mei­ne Name ist Josef Lindhuber, genannt Sepp. Ich bin 63 Jahre alt und wer­de dem­nächst in Rente gehen. Da foto­gra­fie­ren ein Hobby seit mei­ner frü­hes­ten Jugend ist möch­te ich ger­ne etwas Zeit in die Stockfotografie ver­wen­den und even­tu­ell mei­ne Rente etwas aufbessern.

Meine ers­te Spiegelreflex war eine Praktika Super TL im Jahre 1965. In den 80zigern habe ich mit einer Mamya 645 foto­gra­fiert bevor ich dann in das EOS System (damals noch Analog) ein­ge­stie­gen bin. Zur Zeit ent­ste­hen mei­ne Fotos haupt­säch­lich mit einer Canon EOS 7D und diver­sen Objektiven vom Weitwinkel bis hin zum 100–400 mm Zoom. Im Keller habe ich mir ein klei­nes Studio ein­ge­rich­tet und schon die ers­ten Probeaufnahmen gemacht. Allerdings sind mir die Bilder noch nicht gut genug für eine Veröffentlichung.

Ich bit­te um eine scho­nungs­lo­se Kritik, da ich ger­ne wis­sen wür­de ob ich mit mei­nen Bildern Chancen bei einer Agentur habe.

Mit der Bewerbung für die Serie “Pimp My Stock!” erklä­re ich mich damit ein­ver­stan­den, dass mei­ne Fotos im Blog in der Rubrik “Pimp My Stock!” ver­öf­fent­licht werden.

Viele Grüße aus dem son­ni­gen München,
Sepp (Josef Lindhuber)“

Schauen wir uns sei­ne Bilder an:

Alte Zahnräder mit Tautropfen
Das ers­te Foto heißt „Alte Zahnräder mit Tautropfen“, aber die­se sind hier nur sehr klein und unscharf zu sehen. Ein Minuspunkt. Abgesehen davon suchen Kunden, wel­che mit einem Bild von Zahnrädern „Dynamik, Effizenz und Organisationstalent“ aus­drü­cken wol­len, kei­ne alten, ein­ge­ros­te­ten Zahnräder, die eher Rückstand bis Stilstand sym­bo­li­sie­ren. Und das Kaufinteresse für letz­te­re Konzepte ist deut­lich geringer.

Berge und Palmen in Nordthailand
Hm, das hier ist nix Halbes und nix Ganzes. Wir haben Palmen mit einer Basthütte im Vordergrund, die idyl­li­sche Natur und erd­ver­bun­de­nes Leben sym­bo­li­sie­ren. Dahinter aber noch gut zu erken­nen ste­hen moder­ne­re Bauten, die nicht nur häß­lich aus­se­hen, son­dern auch das Symbol zer­stö­ren. Als Stockfoto des­halb weni­ger geeignet.

Hochgbirge mit Alm
Dieses Foto von einem Gebirge fin­de ich sehr gelun­gen. Schönes Licht, düs­te­re, geheim­nis­vol­le Stimmung, guter Bildaufbau durch den sich dia­go­nal durchs Bild zie­hen­den Bach. Tendenziell ist das aber eher ein Foto für Macrostock-​Agenturen, weil es eben eher dun­kel ist. Eine genaue Orts- und Bergangabe erhöht noch die Verkaufschancen.

geländer reparatur
Dieses Foto zeigt die Reparatur einer Holzbrücke. Für mich ist das ein gutes Stockfoto. Es ist nicht son­der­lich spek­ta­ku­lär, aber hat eine kla­re Aussage, die gebraucht wird, um Themen wie Bau, Infrastruktur, Handwerk etc. zu bebil­dern. Mir gefällt auch die Perspektive, obwohl ich so tief in der People-​Fotografie drin ste­cke, dass ich wahr­schein­lich eher den Fokus auf den Arbeiter rechts gelegt hät­te und alles für einen Model Release gege­ben hät­te (oder gleich ein Model dahin gestellt hät­te). Vom Weißabgleich scheint mir das Bild etwas zu kühl, ansons­ten ist es sehr gelungen.

Rote Äpfel im Morgentau
Diese „Äpfel im Morgentau“ sehen zwar gra­fisch ganz inter­es­sant aus, sind aber aus Stockfotosicht zu „schmut­zig“, haben zu vie­le fau­li­ge, dunk­le Stellen und vor­ne und hin­ten franst die „Unendlichkeit“ der Äpfel lei­der etwas aus. Die Frage bei sol­chen Fotos lau­tet doch immer: „Möchte ich in die­sen Apfel beißen?“

Schuhe für Touristen
Innenansichten von Einzelhandelsgeschäften ver­kau­fen sich immer sehr gut. Das Motiv ist also rich­tig gewählt. Leider gibt es eini­ge wich­ti­ge Kleinigkeiten, wel­che die Verkaufschancen zusam­men stark schmä­lern. Erstens stimmt der Weißabgleich nicht rich­tig, links ist zuviel Neonlicht, hier wür­de es hel­fen, das RAW-​Foto mit zwei ver­schie­de­nen Weißabgleichen (jeweils für den lin­ken und rech­ten Rand) zu ent­wi­ckeln und dann mit einer Verlaufsmaske zu über­blen­den. Außerdem stö­ren die Schilder mit deut­scher Sprache hin der Mitte, weil das die regio­na­le Zuordnung erleich­tert und die Verkäuflichkeit in allen ande­ren Sprachregionen behin­dert. Drittens gibt es eini­ge mar­ken­recht­li­che Probleme zu beden­ken. So könn­ten sich Agenturen an den erkenn­ba­ren Buchstaben links hin­ter dem Regal stö­ren und ich kann nicht erken­nen, ob i der 100%-Ansicht auf den Schildern an eini­gen Schuhen noch Markennamen o.ä. les­bar sind. Zuletzt hät­te ich nicht die unte­re Schuhreihe mit­ten durch die Schuhe hin­durch abge­schnit­ten. Idee gut, Umsatz lei­der man­gel­haft hier.

See mit Strand und Wiese
Dises Bild erin­nert mich stark an „Rhein II“ von Andreas Gursky, momen­tan das teu­ers­te Foto der Welt. Das ist schon mal kei­ne schlech­te Voraussetzung. Leider ver­kauft Gursky über Galerien, nicht über Bildagenturen, wo ganz ande­re Regeln gel­ten. Für die Agenturen könn­te das „Gras grü­ner“ und das „Wasser blau­er“ gefärbt wer­den und ich wür­de den Baumstamm neben dem Fahrrad retu­schie­ren. Aus klas­si­scher Stock-​Perspektive hat die Frau rechts im Bild auch nicht die rich­ti­ge Strand-Kleidung.

Sommerwiese mit Fliege
Für das letz­te Bild mit der „Sommerwiese mit Fliege“ gilt wie­der das Gleiche wie für das ers­te Bild. Was angeb­lich das Hauptmotiv – die Fliege – sein soll, ist hier kaum zu erken­nen. Zudem sind Fliegen gene­rell nicht der Renner bei Bildagenturen, egal ob es um Insekten, Schädlingsbekämpfung oder Haustiere geht.

Was sagt ihr zu den Bildern? Welchen räumt ihr die meis­ten Chancen ein?

Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 34

Um mei­nen Rückstand auf­zu­ar­bei­ten, gibt es nach kur­zer Wartepause eine wei­te­re Folge „Pimp My Stock!“ zu lesen. Wer dar­an arbei­ten will, die­se wie­der zu ver­län­gern, fin­det hier alle Infos. Wer die Serie noch nicht kennt: Bei „Pimp My Stock!“ kön­nen Leserinnen und Leser mit Fotos ein­schi­cken für eine Bildbesprechung. Ich sage jedoch nicht, ob ein Bild „hübsch“ oder „inter­es­sant“ ist, son­dern lege mei­nen Fokus dar­auf, ob und war­um es sich als Stockfoto ver­kau­fen könn­te bzw. war­um eben nicht. Wenn es passt, gebe ich auch Tipps zur Verbesserung der Bilder.

Nach Michael und Michaela ist heu­te ist Mischa an der Reihe. Ich ver­spre­che, danach kommt mal ein ande­rer Vorname.

Hallo Robert,

ich bin 27 Jahre alt, ich habe vor etwa 5 Jahren ange­fan­gen mit der Fotografie und mir damals eine 450D gekauft. Zwischendurch hat­te ich dann kom­plett wegen Krankheit mit dem Fotografieren auf­ge­hört, bis Februar 2013 als ich mir eine Canon 7D zuleg­te und 2 Objektive. Ich weiß, es gibt vie­le, die von den Tamronobjektiven nichts hal­ten, jedoch habe ich mich nach län­ge­rem Durchlesen von Foren und Testberichten dazu ent­schei­den, mir die­se zu kaufen.

Meine Ausrüstung besteht aus:
Canon 7D
Tamron 90mm f/2.8 DI VC
Tamron 70–200 f/2.8 DI VC
Canon Speedlight 430 EX II

Vor ein paar Wochen bin ich durch Zufall auf Stockfoto-​Seiten und auf dei­ne Seite gesto­ßen, was mich nach Lesen und Informieren dazu brach­te, mir dein Buch zu kau­fen.  Ich habe auch damit ange­fan­gen, bei 1–2 Agenturen Bilder hoch­zu­la­den und die­se sind auch ange­nom­men worden.

Doch ich fra­ge mich, war­um ich z.B. bei Fotolia so weni­ge Views habe, habe ich beschis­sen ver­schlag­wor­tet oder ein­fach nur schlech­te Motive?

Deswegen woll­te ich dir für dei­nen Blog zur Bewertung eini­ge Fotos zukom­men las­sen, um von dei­nen Lesern und natür­lich auch Dir mal kri­ti­siert zu werden.

Nachtrag:
Ich habe eben gese­hen, dass ich bei Fotolia ein Bild ver­kauft habe und bei 123rf gleich 4 🙂

Ich wür­de mich sehr freu­en, wenn du mich bei Pimp my Stock auf­neh­men wür­dest, damit ich bewer­tet wer­de und auch Kritik bekom­me, die ich natür­lich posi­tiv ver­wer­ten werde.

Die Bilder die ich dir zukom­men las­se sind alle bei den Agenturen aktiv.

Bei Fotolia wur­de das Bild „fol­der 10“ ein­mal ver­kauft, bei 123rf wur­de „fol­der 17“ 2 mal ver­kauft, „ahorn“ 1 mal und „raindrops_​leaf“ 1 mal.

Würde mich über eine posi­ti­ve Rückmeldung freuen.

Mit freund­li­chen Grüßen,
Mischa“

Dann legen wir los:ahornDas ers­te Bild zeigt einen Bonsai-​Ahorn. Perfekt frei­ge­stellt gibt es sicher eini­ge Designer, wel­che damit etwas anfan­gen kön­nen. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, das kön­nen ande­re Leute bes­ser, aber auf den ers­ten Blick wirkt für mich der Wachstum der Pflanze nicht har­mo­nisch und das Gefäß gefällt mir nicht. Das Bild wird somit kein Bestseller wer­den, aber es ist soli­de genug, um die Chance auf eini­ge Verkäufe zu haben.

Candy
Dieses Foto zeigt bun­te Fruchtgummis. Jedoch sind die­se weder lie­be­voll arran­giert noch span­nend beleuch­tet. Auch bei der Auswahl selbst hät­te sorg­fäl­ti­ger gear­bei­tet wer­den müs­sen: Rechts unten ist am grü­nen Fruchtgummi zu erken­nen, wie die Oberfläche aus­se­hen soll­te, bei den ande­ren grü­nen rechts ist das aber nicht der Fall. So wirkt das Foto mehr wie ein Schnappschuss als ein gutes Stockfoto. Liebevoll arran­gier­te Süßigkeiten sehen so oder so aus.

folder10
Die Ecke eines blau­en Aktenordners: Kann man mal machen, ist tech­nisch okay, aber was sich hier ein­deu­tig bes­ser ver­kau­fen wür­de, wäre eine Serie, wo statt „Ordner“ ver­schie­de­ne Konzepte wie „Finanzen“, „Versicherung“, „Vorsorge“ oder „Kredit“ auf den Ordnerrücken geschrie­ben wor­den wären. Warum das Foto eher „so lala“ ist, erklä­re ich am Ende des Artikels.

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Ein gutes Symbolfoto zum Thema Chaos, Bürokratie und Überarbeitung: Viele vol­le Aktenordner auf einem Haufen. Kann sich ver­kau­fen, die Einschränkung wie schon erwähnt kommt gleich.

garlic
Drei Knoblauchknollen vor einem grau­en Hintergrund. Alle Fotos wur­den mir von Mischa sehr kom­pri­miert gelie­fert, des­we­gen gehe ich davon aus, dass die Treppcheneffekte im Originalbild nicht vor­han­den sind. Denn ins­ge­samt gefällt mir der Bildaufbau und das Licht. Für ein gutes Stockfoto jedoch hat das Bild viel­leicht schon etwas zuviel vom Vanitas-​Gedanken, sprich: Man sieht dem Knoblauch sei­ne irdi­sche Vergänglichkeit an. Üblicher bei sol­chen Fotos ist es, zusätz­lich eine ein­zel­ne Knoblauchzehe aus der Knolle zu lösen, weil es den Aufbau der Gewürzpflanze bes­ser illustriert.

grinderEine Schleifmaschine bei der Arbeit: Das Motiv ist ein gutes Stockfoto, weil es für Handwerk und Industrie steht, aber die Umsetzung hier kann noch ver­bes­sert wer­den. Zum einen wäre es nicht nötig gewe­sen, die Hand abzu­schnei­den und zwei­tens ist lei­der auch nicht so gut erkenn­bar, was genau geschlif­fen wird. Außerdem bin ich mir auch nicht sicher, ob der Arbeitsschutz hier kei­ne Handschuhe ver­langt hät­te. Am lin­ken Rand hät­te ich die Maschine digi­tal vom Schmutz befreit, aber bei einer redak­tio­nel­len Nutzung kann die­ser sogar erwünscht sein, weil das Bild dann „ech­ter“ aus­sieht. Im kom­mer­zi­el­len Bereich wird der sau­be­re Look bevorzugt.

raindrops_leaf
Wassertropfen auf einem grü­nen Blatt: Ganz nett, aber weder spek­ta­ku­lär noch gut ver­käuf­lich. Solche ähn­li­chen Motive gibt es bei kos­ten­lo­sen Bilddatenbanken wie Flickr oder Pixelio zuhauf, weil sich ger­ne Hobbyfotografen dar­an versuchen.

roses
Rose mit Wassertropfen? Bitte nicht. Und wenn, dann bit­te wenigs­tens die brau­nen Stellen an den Blüten retuschieren.

tools
Das Wort „Tools“ aus Werkzeugen auf einer USA-​Fahne: Das Bild gefällt mir aus­ge­spro­chen gut, es kann sicher zu Themen wie „Made in the USA“, „Do It Yourself“ und so wei­ter ein­ge­setzt wer­den. Von die­sem Motiv bie­ten sich auch ver­schie­de­ne Varianten an, wo die Werkzeuge ande­re Wörter wie „USA“, „DIY“, „Work“ etc. bil­den. Mich stört im Detail nur, dass beim zwei­ten „O“ oben und unten die Schraubenschlüssel so klein sind, dass der Buchstabe nicht so gut erkenn­bar ist.

Bis auf die­ses Bild und das mit der Hand wir­ken alle Bilder auf mich so, als hät­te jemand nur in sei­ner unmit­tel­ba­ren Umgebung paar Schnappschüsse gemacht, um sei­ne neue Kamera zu tes­ten. Das ist ein sehr übli­ches Vorgehen, führt aber logi­scher­wei­se dazu, dass genau die­se Motive, die vie­le Leute in greif­ba­rer Reichweite haben (Ordner, Rose, Süßigkeiten, Gewürze) im Überfluss vor­han­den sind, meist auch in sehr guter Qualität.

Um sich davon abzu­gren­zen, muss sich ein Stockfotograf etwas mehr Mühe geben, zum Beispiel, indem – wie schon erwähnt – bei dem Ordner die Konzepte auf den Rücken geschrie­ben wer­den oder die Süßigkeiten auf­wän­di­ger und sorg­fäl­ti­ger zusam­men­ge­stellt werden.

Wie fin­det ihr die Fotos? Welche Tipps könnt ihr Mischa geben?

Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 33

Schnapszahl! Nie hät­te ich gedacht, dass wir auf so vie­le Folgen kom­men wür­den, als ich vor sechs Jahren die ers­te „Pimp My Stock!“-Folge geschrie­ben habe.

Dieses Mal ist Michaela an der Reihe und sie hat sogar – viel­leicht zur Feier des Tages – eini­ge sehr schö­ne Fotos mit­ge­bracht. Sie schreibt:

Hallo Robert,

mein Name ist Michaela Brandl. Ich foto­gra­fie­re seit 8 Jahren und seid gerau­mer Zeit stel­le ich mei­ne Bilder bei diver­sen Microstockagenturen ein (iStock, Fotolia, Shutterstock, usw.). Ich ver­wen­de eine Canon EOS 60D. Ich wür­de ger­ne ein­mal eine Fachmeinung zu mei­nen Bildern hören und wür­de mich freu­en, wenn du sie in dei­ne Pimp my Stock Serie auf­neh­men würdest.

Vielen Dank schon­mal vor­ab und mit freund­li­chen Grüßen,
Michaela Brandl“

Fangen wir mit dem ers­ten Bild an:

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Einige Tulpen mit gezack­tem Rand: Generell sind Blümchenbilder ein schwie­ri­ges Stockmotiv, weil das Angebot die Nachfrage deut­lich über­wiegt, aber durch den Kniff mit der klei­nen Tafel im Bild erleich­tert das Foto den Designern das Einfügen von Text und somit räu­me ich dem Foto trotz­dem eini­ge Verkaufschancen ein.

Die Tafel hät­te im Bild sogar noch grö­ßer sein kön­nen und ande­re Fotografen haben auch finan­zi­el­len Erfolg damit, den Designern auf den Tafeln gleich Textvorschläge mit­zu­lie­fern wie „Am 11. Mai ist Muttertag“, „Frohe Ostern“ oder „Alles Liebe!“. Damit ver­grö­ßert man das Portfolio und erreicht auch Kunden, wel­che den Text nicht selbst ein­fü­gen kön­nen oder aus Zeitgründen nicht wollen.

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Die leuch­ten­de Straßenlaterne ist ein schwie­ri­ge­res Motiv. Der Bildaufbau passt und links ist genug Textfreiraum. Irgendwie wer­de ich aber den Eindruck nicht los, dass das Foto leicht nach rechts kippt. Der Hintergrund ist mir auch schon etwas zu dun­kel und durch den star­ken Kontrast zwi­schen der strah­len­den Lampe und dem dunk­len Hintergrund kann es leicht zu Bildfehlern kom­men, wel­che die Bildredakteure ger­ne als Vorwand neh­men, um so ein Foto abzulehnen.

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Dieser Waldbeeren-​Joghurt ergibt ein sehr schö­nes Stockfoto. In mei­nen Augen ist er fast per­fekt: Spannender Bildaufbau, dezen­tes Licht und moder­ne Food-​Bildsprache. Spontan sehe ich nur zwei klei­ne Details, die ver­bes­sert wer­den könn­ten. Die Gabel links unten in der Ecke ist als sol­che nicht zu erken­nen und lenkt dadurch etwas ab und das Metall ist sowie­so über­strahlt. Auch bei der Auswahl des Minzblattes hät­te Manuela etwas mehr Vorsicht wal­ten las­sen kön­nen, weil sich das lin­ke Blatt unschön rollt.

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Der Flammkuchen mit Lachs hat eben­falls gute Verkaufschancen. Auch hier sind Licht, Bildkomposition und Dekoration so, wie es in den aktu­el­len Food-​Zeitschriften der Trend ist. Links stört mich wie­der das über­strahl­te Licht im Wasserglas, da hät­te das Licht bzw. der Aufbau viel­leicht etwas ver­rückt wer­den können.

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Die bei­den Weingläser auf der Küchenzeile fal­len wie­der etwas ab. Das Bild ist – bis auf einen leich­ten Rotstich – tech­nisch okay, was vor allem bei dem spie­geln­den Glas nicht so ein­fach ist. Aber es fehlt die ein­deu­ti­ge Bildaussage, weil es weder für Catering, den gemüt­li­chen Abend zu zweit, Alkoholismus oder den Abwasch rich­tig passt.

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Für den Erdbeer-​Himbeer-​Joghurt gilt das glei­che wie oben: Sehr zeit­ge­nös­sisch foto­gra­fiert und damit sehr verkäuflich.

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Bei der Forelle mit Zitrone und Zwiebeln bin ich nicht ganz so enthu­si­as­tisch. Vom Bildaufbau gefällt es mir und sieht nach einem anspre­chen­den Food-​Foto aus, aber irgend­wie will mir das Licht nicht zusa­gen. Es ist weder die­ses hel­le, son­nen­durch­flu­te­te Bild, noch das dunk­le, rus­ti­ka­le Licht, was bei die­sen klas­si­schen Gerichten gut pas­sen würde.

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Die bei­den Freundinnen im Café über­zeu­gen mich nicht, aber da bin ich auch beson­ders kri­tisch durch mei­ne eige­nen Erfahrungen in der People-​Fotografie. Zuerst fällt auch, dass das Lächeln der bei­den Frauen geküns­telt wirkt, wie die­ses „Schaut mal her, ich will ein Foto machen“. Hier ist es Aufgabe der Fotografin, Witze zu erzäh­len, sich selbst zum Affen zu machen oder ein­fach eine so hei­te­re Stimmung zu erzeu­gen, dass das Lachen echt wirkt.

Bei der Kleidung len­ken die Schals zu sehr vom Gesicht ab und die Verteilung passt nicht: Die blon­de Person hät­te das dunk­le­re Oberteil und anders­rum anha­ben sol­len, damit es nicht so ein star­kes Hell-​Dunkel-​Gefälle im Bild gibt. Bei der blon­den Frau lenkt auch der Schmuck im Haar, Ohr und am Hals ab. Die Haare sind eben­falls nicht opti­mal: Bei der Brünetten fal­len sie ungüns­tig auf die Schulter, bei der Blondine sind unschö­ne dunk­le Ansätze am Ende zu erken­nen. Hier ein Beispiel* von einer mei­ner Fotoshootings.

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Bei die­sem Glamour-​Foto einer Brünetten wirkt das Lachen auf jeden Fall bes­ser. Aber weil es eben Glamour sein soll, stimmt dann doch eini­ges nicht: Der Hintergrund wirkt zu platt und unprä­ten­ti­ös, ist aber auch nicht hell genug für einen Freisteller mit den sicht­ba­ren Schatten Für ein Lifestyle-​Foto hin­ge­gen stört der gezack­te Schmuck zu sehr und schwarz passt das nicht so gut, weil das zu viel Licht und Konturen schluckt. Also weder Fisch noch Fleisch.

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Das letz­te Mädchen hat eben­falls ein leicht gezwun­ge­nes Lächeln auf dem Gesicht. Hände und Haare gefal­len mir ganz gut, aber ich hät­te die Kamera 1–2 Zentimeter nach unten bewegt, um die Ellenbogen kom­plett aufs Bild zu bekom­men. Auch fehlt mir etwas die Aussage. Im Hintergrund scheint ein Küche zu sein, aber weder das Thema „Essen“ noch „Essen zube­rei­ten“, „Einkauf aus­pa­cken“ oder ähn­li­ches wer­den angeschnitten.

An die­ser Stelle kurz Werbung in eige­ner Sache: Viele Tipps zur Arbeit mit Models, damit die Fotos authen­ti­scher und über­zeu­gen­der wir­ken, fin­den sich in mei­nem gleich­na­mi­gen Buch „Die Arbeit mit Models“*.

Vor allem die Food-​Bilder gefal­len mir schon aus­ge­spro­chen gut und kann mir die­se auch gut in einer spe­zia­li­sier­ten Macrostock-​Agentur wie Stockfood vorstellen.

Was sagt ihr zu den Fotos?

* Affiliate

Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 32

In den letz­ten Monaten habe ich vie­le Einsendungen für die „Pimp My Stock!“-Serie erhal­ten, wes­halb ich ver­su­chen möch­te, die Bilder etwas öfter zu bespre­chen, um den Rückstand auf­zu­ho­len. Wer eben­falls kos­ten­los teil­neh­men will, fin­det hier alle Details. Diesmal ist Michael an der Reihe, er schreibt:

Hallo Herr Kneschke, bit­te kri­ti­sie­ren Sie scho­nungs­los mei­ne bei­gefüg­ten Fotos. Ich habe alle bei Fotolia ein­ge­reicht und alle wur­den wegen tech­ni­scher Probleme abge­lehnt. Ich foto­gra­fie­re seit etwa einem hal­ben Jahr und erhof­fe mir von ihrer Kritik wei­te­re Fortschritte. Meine Bilder wer­den zwar von Freunden und Bekannten sehr gelobt, ich sel­ber bin da aber skep­ti­scher. Meine Ausrüstung: Canon EOS 600 D EFS 15–55 mm EFS 55–250 mm Bisher wur­de nur eins mei­ner Bilder von Fotolia ange­nom­men, was aber bis­her noch nicht ver­kauft wur­de. Vielen Dank und vie­le Grüße, Michael M.“

Kutter am Strand von Usedom
Ein Kutter am Sandstrand: Dieses Foto wird von den Bildagenturen wahr­schein­lich allein des­halb abge­lehnt wer­den, weil der Bootsname noch zu lesen ist. Außerdem kippt das Wasser leicht und den Menschen rechts am Boot hät­te ich weg­re­tu­schiert. Aber sei­en wir ehr­lich: Dieses Foto ist weder sel­ten noch schwer zu machen. Es ist tech­nisch ganz pas­sa­bel, aber von der Lichtstimmung, dem Himmel und so wei­ter nicht sehr beein­dru­ckend. Nicht schlecht, aber auch nicht umwer­fend. Verkäufe stel­len sich da sicher schwer ein.

Möwe auf Seebrücke
Ganz kurz und ehr­lich: Diese Möwe auf einer Seebrücke ist kein gutes Stockfoto. Zum einen gibt es kaum Nachfrage nach sol­chen Motiven, zuviel Angebot und spe­zi­ell die­ses Foto ist eher unge­nü­gend. Das Hauptmotiv, die Möwe, wird vom Pfahl umrahmt und fällt dadurch kaum auf, der Horizont kippt wie­der, das Licht ist lang­wei­lig und so wei­ter. Sorry.

Möwen am Strand
Für die­se Möwen am Strand gilt das glei­che: Langweilig und unin­spi­riert umge­setzt. Den Himmel und das Meer fin­de ich hier sogar ganz sehens­wert, aber da hät­te der Fotograf dann den Fokus drauf legen müs­sen, anstand einen Haufen Möwenärsche festzuhalten.

Schienenstrang
Leere Schienen
? Ähm, nein. Kein Stockfoto. Ausgelutscht, gibt es tau­send­fach bes­ser. Der Himmel ist hier wie­der kon­tur­los, die Landschaft nicht beein­dru­ckend genug, die Konkurrenz rie­sig. So sehen die per­fek­ten Fotos von die­sem Motiv aus…

Strand Usedom

Dieser Strand in Usedom hat für mich kei­ne Aussage, was immer eine schlech­te Voraussetzung für ein Stockfoto ist. Fragt euch: Würde eine Tourismuszentrale oder ein Reiseveranstalter die­ses Foto für einen Katalog nut­zen wol­len? Nein. Der Rettungsturm, kom­bi­niert mit dem dra­ma­ti­schen Himmel hät­te gute Fotos erge­ben kön­nen, wenn die Kamera so weit nach rechts geschwenkt wor­den wäre, dass der Turm links ins Bild rein­schaut und der Fotograf auch dich­ter ran­ge­gan­gen wäre, damit die­ser das Bild bes­ser ausfüllt.

Insgesamt wir­ken die Fotos auf mich wie Schnappschüsse aus dem Urlaub auf Rügen. Es spricht prin­zi­pi­ell nichts dage­gen, Urlaubsfotos an Bildagenturen zu ver­kau­fen, aber dann muss schon vor der Aufnahme an poten­ti­el­le Kunden gedacht wer­den. Als gro­be Orientierung soll­ten die Motive min­des­tens genau­so gut wie die Postkarten im ört­li­chen Souvenierladen sein. Das war heu­te lei­der eine depri­mie­ren­de Folge, aber Michael bat um scho­nungs­lo­se Kritik und wenn sei­ne Freunde nicht ehr­lich sein kön­nen, tue ich im den Gefallen.

Noch ein kur­zes Wort zur Technik: Mit sei­nen bei­den Objektiven deckt Michael eine Spannbreite von 15 bis 250 mm ab. Das ist mehr dop­pelt so viel Brennweite wie die 24 bis 105mm, die ich übli­cher­wei­se mit einer Kombination aus ver­schie­de­nen Objektiven ein­set­ze. Meine Empfehlung, Michael: Kaufe dir eine güns­ti­ge 50mm-​Festbrennweite* und ler­ne, durch die Beschränkung auf den fes­ten Bildausschnitt sorg­fäl­ti­ger an Komposition und Bildaussage zu arbei­ten. Außerdem las­sen sich bei den moder­nen DSLRs Hilfslinien im Display ein­blen­den, um Horizonte garan­tiert gera­de aus­rich­ten zu kön­nen. Alternativ soll­te das spä­tes­tens in Photoshop gesche­hen, wenn es nicht absicht­lich der Bildaussage die­nen soll.

Was sagt ihr? Welche Tipps könnt ihr Michael geben?

* Affiliate

Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 30

Weiter geht es mit einer wei­te­ren Folge von „Pimp My Stock!“, bei der ich Fotos bespre­che mit dem Fokus, ob sich die­se gut über Bildagenturen ver­kau­fen las­sen würden.

Michael schrieb mir:

Sehr geehr­ter Herr Kneschke,

mit gro­ßen Interesse habe ich auf Ihrer Homepage die Beiträge zur Stockfotografie verfolgt.

Ich bin seit kur­zer Zeit selbst bei Fotolia tätig und wun­de­re mich über die Vielzahl an abge­lehn­ten Fotos. Leider sind die Begründungen (meist „tech­ni­sche Probleme“) nicht genau genug defi­niert, um dar­aus den exak­ten Grund her­aus lesen zu können.

Es wäre toll, wenn Sie einen Blick auf die ange­häng­ten Fotos wer­fen könn­ten, die alle abge­lehnt wur­den, obwohl ich nach wie vor von deren Qualität über­zeugt bin. Vielleicht kön­nen Sie mir ja in Bezug auf die­se Fotos mit­tei­len, was ich bes­ser machen kann/​muss, um eine höhe­re Trefferquote zu errei­chen. Die Schlagworte habe ich bis­lang in der deut­schen Sprache ein­ge­ge­ben. Wäre es Ihrer Erfahrung nach von Vorteil, dies auf eng­lisch zu tun?

Die Auflösung der Fotos habe ich redu­ziert, um die Größe des Mail-​Anhangs redu­zie­ren zu können.

Ich wür­de mich sehr über eine Antwort von Ihnen freuen!

Beste Grüße
Michael“

Dann sehen wir uns die Fotos mal an:


Eine glück­li­che Ein-​Kind-​Familie auf einer Parkbank? Dieses Foto wur­de abge­lehnt? Dem ver­ant­wort­li­chen Bildredakteur gebührt dafür ein Klaps auf den Hinterkopf, denn das sind die Motive, mit denen pri­ma Geld ver­dient wird. Okay, in der Vollansicht ist es etwas mat­schig, da müss­te bei der RAW-​Konvertierung etwas sorg­fäl­ti­ger vor­ge­gan­gen wer­den. Außerdem stö­ren mich die Insekten über dem Kopf der Frau und paar Rostflecken rechts an der Bank, aber das alles könn­te beho­ben werden.


Das nächs­te Foto einer Burg oder von einem Schloss zeugt jedoch deut­li­che Artefakte („Halos“) am Übergang von den Turmspitzen zum Himmel. Sieht mir auf den ers­ten Blick nach Überschärfung aus, ansons­ten fin­de ich die Komposition ganz ansprechend.


Oh, wie nied­lich! Küken sind zwar zuhauf in Bildagenturen vor­han­den, aber weil sie so unglaub­lich nied­lich sind, sind die immer für eini­ge Verkäufe gut. Hier jedoch ist in der 100%-Ansicht wie­der zu erken­nen, dass das Bild mat­schig ist und chro­ma­ti­sche Aberrationen vor­han­den sind. Außerdem wür­de ich das Foto enger beschnei­den, damit der unru­hi­ge Rand oben nicht vom flau­schi­gen Knudeltier ablen­ken kann.


Beim Pinguin brau­che ich nicht mal die 100%-Ansicht zu bemü­hen, um den tech­ni­schen Fehler zu erken­nen. Das Schwarz säuft ab, das Weiß am Kopf ist über­strahlt und dazu gesellt sich wie­der die chro­ma­ti­sche Aberration. Außerdem ist am Wasser zu sehen, dass es in einem Zoo auf­ge­nom­men wur­de. Pinguine in frei­er Natur wür­den sich bes­ser verkaufen.


Die Ablehnung des Sonnenuntergangs hat sicher einen ande­ren Grund. Das ist eins der Motive, die – mit Abstand – am häu­figs­ten bei Bildagenturen ein­ge­reicht wer­den und da muss die Sonne schon an einem beson­ders spek­ta­ku­lä­ren Ort unter­ge­hen, damit so ein Motiv über­haupt eine Chance hat, ange­nom­men zu wer­den. Das ist hier nicht der Fall und mir fällt auch nichts ein, wie das bei die­sem Motiv geän­dert wer­den könnte.

Was ist eure Meinung? Wie ver­hin­dert ihre mat­schi­ge Motive und chro­ma­ti­sche Aberration bei euren Fotos?

Wer eben­falls eine ehr­li­che Meinung und Tipps zur Verbesserung sei­ner Stockfotos haben will, kann hier nach­le­sen, wie man bei der “Pimp My Stock!”-Serie mit­ma­chen kann.