Weiter geht es mit einer weiteren Folge von „Pimp My Stock!“, bei der ich Fotos bespreche mit dem Fokus, ob sich diese gut über Bildagenturen verkaufen lassen würden.
Michael schrieb mir:
„Sehr geehrter Herr Kneschke,
mit großen Interesse habe ich auf Ihrer Homepage die Beiträge zur Stockfotografie verfolgt.
Ich bin seit kurzer Zeit selbst bei Fotolia tätig und wundere mich über die Vielzahl an abgelehnten Fotos. Leider sind die Begründungen (meist „technische Probleme“) nicht genau genug definiert, um daraus den exakten Grund heraus lesen zu können.
Es wäre toll, wenn Sie einen Blick auf die angehängten Fotos werfen könnten, die alle abgelehnt wurden, obwohl ich nach wie vor von deren Qualität überzeugt bin. Vielleicht können Sie mir ja in Bezug auf diese Fotos mitteilen, was ich besser machen kann/muss, um eine höhere Trefferquote zu erreichen. Die Schlagworte habe ich bislang in der deutschen Sprache eingegeben. Wäre es Ihrer Erfahrung nach von Vorteil, dies auf englisch zu tun?
Die Auflösung der Fotos habe ich reduziert, um die Größe des Mail-Anhangs reduzieren zu können.
Ich würde mich sehr über eine Antwort von Ihnen freuen!
Beste Grüße
Michael“
Dann sehen wir uns die Fotos mal an:
Eine glückliche Ein-Kind-Familie auf einer Parkbank? Dieses Foto wurde abgelehnt? Dem verantwortlichen Bildredakteur gebührt dafür ein Klaps auf den Hinterkopf, denn das sind die Motive, mit denen prima Geld verdient wird. Okay, in der Vollansicht ist es etwas matschig, da müsste bei der RAW-Konvertierung etwas sorgfältiger vorgegangen werden. Außerdem stören mich die Insekten über dem Kopf der Frau und paar Rostflecken rechts an der Bank, aber das alles könnte behoben werden.
Das nächste Foto einer Burg oder von einem Schloss zeugt jedoch deutliche Artefakte („Halos“) am Übergang von den Turmspitzen zum Himmel. Sieht mir auf den ersten Blick nach Überschärfung aus, ansonsten finde ich die Komposition ganz ansprechend.
Oh, wie niedlich! Küken sind zwar zuhauf in Bildagenturen vorhanden, aber weil sie so unglaublich niedlich sind, sind die immer für einige Verkäufe gut. Hier jedoch ist in der 100%-Ansicht wieder zu erkennen, dass das Bild matschig ist und chromatische Aberrationen vorhanden sind. Außerdem würde ich das Foto enger beschneiden, damit der unruhige Rand oben nicht vom flauschigen Knudeltier ablenken kann.
Beim Pinguin brauche ich nicht mal die 100%-Ansicht zu bemühen, um den technischen Fehler zu erkennen. Das Schwarz säuft ab, das Weiß am Kopf ist überstrahlt und dazu gesellt sich wieder die chromatische Aberration. Außerdem ist am Wasser zu sehen, dass es in einem Zoo aufgenommen wurde. Pinguine in freier Natur würden sich besser verkaufen.
Die Ablehnung des Sonnenuntergangs hat sicher einen anderen Grund. Das ist eins der Motive, die – mit Abstand – am häufigsten bei Bildagenturen eingereicht werden und da muss die Sonne schon an einem besonders spektakulären Ort untergehen, damit so ein Motiv überhaupt eine Chance hat, angenommen zu werden. Das ist hier nicht der Fall und mir fällt auch nichts ein, wie das bei diesem Motiv geändert werden könnte.
Was ist eure Meinung? Wie verhindert ihre matschige Motive und chromatische Aberration bei euren Fotos?
Wer ebenfalls eine ehrliche Meinung und Tipps zur Verbesserung seiner Stockfotos haben will, kann hier nachlesen, wie man bei der “Pimp My Stock!”-Serie mitmachen kann.
Zumindest der Pinguin scheint mir auch nachträglich geschärft zu sein. Das bringt meist Probleme und würde ich bei Stockfotos nicht machen. Nachschärfen kann der Kunde immer noch.
Warum die Familie abgelehnt wurde, kann wohl niemand nachvollziehen 😀 Existiert ein MR dazu? Vielleicht fehte das?
Was Michaels Frage zu den Keywords betrifft, ich würde immer in englisch verschlagworten. Die Übersetzungssoftware kriegt oft nichts sinnvolles hin.
zusätzlich fällt mir noch ein, dass Zootiere als Stockfotos ein heikles Thema sind. Viele Zoos erlauben keine kommerzielle Verwendung. Das sollte man im Vorfeld sondieren, da viele Tiere (Pinguine vielleicht nicht…) von ihren Pflegern identifiziert werden könnten.
Burgen wären z.B. bei iStock nicht mehr hochladbar als normale Kollektion, sondern nur noch als Editorial.
das Sonnenuntergangsbild geht in der Bildermasse eher unter – das ist kein spektakuläres Motiv. Die Landschaft ist auch zu langweilig – es fehlt noch das gewisse Etwas.
Gruß randy
Meiner Meinung nach hat nur das erste Bild Verkaufschancen, wenn Model-Releases erteilt wurden. Mit Architektur, Landschaften und Tierbilder lässt sich nur noch bei außergewöhnlichen Motiven Geld verdienen. Wenn man für ein solches Bild innerhalb eines Jahres lediglich einen Verkauf zu 0,23 € bei Fotolia erzielt, hat sich der Aufwand nicht wirklich gelohnt. Oder anders ausgedrückt:
Bei durchschnittlichen und mehr als reichlich vorhandenen Freizeitmotiven ist auch bei höchster Bildqualität nichts mehr zu holen.
das ist so nicht ganz richtig. Es verkauft sich das, was im Suchalgorithmus nach vorn gespült wird. Das sind nicht unbedingt die besten Bilder. Ich erlebe es oft, dass eher mittelmäßige Fotos zu Supersellern werden, weil sie zufällig zu rechten Zeit das erste Mal gekauft wurden.
Stockfotografie ist nicht gleichbedeutend mit „super Motive verkaufen sich am besten“ 😀
Aber natürlich gilt nach wie vor die Regel, was sehr gut ist, hat die HÖHEREN Chancen. Auch wenn sich die Chancen nicht allein daraus errechnen.
Unscharfe Motive vermeide ich mit guter Ausrüstung und vernünftiger (nicht übertriebener) Eingangsschärfung (also grad so viel, dass es die Unschärfe eines Bayer-Sensors ausgleicht).
Oft sind es aber auch einfach die billigen Objektive, die dann doch erstaunlich matschige Bilder liefern wenn man ins Detail guckt :/
@Sam: Was sind „Unscharfe Motive“ ? :-))
Ja, ich bin auch der Meinung das das Portfolio Ranking und damit die Plazierung der Bilder eine immer größere Rolle spielt. Gekauft wird was in der Suche vorne ist. Kunden wollen nicht 20 oder nochmehr Seiten nach dem einen passenden Bild durchwühlen. Dardurch haben es natürlich auch die Agenturen in der Hand welche Fotografen sie pushen möchten und welche nicht.
Beim Portfolio Ranking habe ich so eine Theorie, dass diese Ranking mehr von Kunden, als von der Agentur beeinflusst werden könnte. Ein Teil der Kunden wird die bevorzugten Fotografen wahrscheinlich in „Schubladen“ kategorisieren. Zum Beispiel Fotograf A – Spezialisiert auf People Fotos mit meist mehreren Models on Location.
Wenn der Kunden nun Bilder zu eine Thema sucht, wird er zuerst in seinen „Schubladen“ suche. Also innerhalb des Portfolio der Fotografen bei Fotolia.
Das spart ihm Zeit, weil er so wahrscheinlich schneller das findet was er sucht.
Dazu erhält das Portfolio einen Schub und die neueren Bilder haben schnell viele Verkäufe, was sich weiter positiv auf das Ranking auswirkt.
Der Kunde kann so den neuen Bildern eines Fotografen und damit auch dem Portfolio insgesamt einen Schub geben. Da die Durchverkaufsrate steigt und viele neue Bilder schneller verkauft werden. Was wahrscheinlich irgendwie in das Ranking einfliest.
Ich finde auch das erste Bild ziemlich gut. Frage: Ab wann braucht man eigentlich ein Model-Releases? Sobald die Person erkennbar ist, oder schon dann, wenn ich Körperteile (Fuß, Hand, Silhouette) abbilde?
@Philipp: Das kommt auf verschiedene Faktoren an, zum Beispiel, ob die Person sich selbst erkennen würde oder wie streng die Bildagentur ist. Im Zweifel also immer einen Model Release besorgen.