Vor einem halben Jahr hat die Softwarefirma Adobe die Microstock-Bildagentur Fotolia für 800 Mio. US-Dollar gekauft.
Schon damals war klar, dass sehr wahrscheinlich eine Einbindung der Fotolia-Bilder in die „Creative Cloud“ (CC) von Adobe erfolgen würde. Heute bestätigte Adobe diese Voraussage auf ihrem „Creative Cloud 2015″-Event in Berlin, wo die neuen Funktionen der CC 2015 vorgestellt wurden.
Fast genau zehn Jahre nach dem Start von „Adobe Stock Photos“ (einem Dienst, der 2008 wieder eingestellt wurde), präsentiert Adobe nun „Adobe Stock“, mit über 40 Millionen Bildern aus der Datenbank von Fotolia. Ich halte den Namen für etwas unglücklich gewählt, weil die Aktien der Firma den gleichen Namen haben (probiert es bei Google aus), aber das soll hier keine Rolle spielen.

Gewiss sind in der Creative Cloud 2015 einige Schmankerl für Fotografen und Designer versteckt, aber dazu komme ich vielleicht ein andernmal. Heute soll sich alles um die Vorstellung von „Adobe Stock“ drehen.
Was genau ist „Adobe Stock“?
Ein Ziel von Adobe ist es, den kompletten Gestaltungsprozess von Design in die „Creative Cloud“ zu verlagern. Bisher können CC-Kunden in den Cloud-Bibliotheken bisher schon Pinsel (Brush CC), Farbpaletten (Color CC), Vektorformen (Shape CC), aber auch Textstile und Ebenenstile plattform- und programmübergreifend erstellen und darauf zugreifen.
Ich kann zum Beispiel mit der App „Adobe Color CC“ die Farben eines selbst gemachten Fotos analysieren und als Farbpalette in der Cloud abspeichern. Danach habe ich auf diese Farbpalette Zugriff über Photoshop, Illustrator und so weiter, um diese Farben bei meiner Arbeit verwenden zu können.
Mit Adobe Stock ist es ähnlich, nur eben mit Bildern:
Kunden können über die Bibliotheken im Bilderbestand „Adobe Stock“ (der wiederum von Fotolia kommt) suchen und sich kostenlos Vorschaubilder mit Wasserzeichen versehen in ihre CC-Bibliotheken legen und in ihrer Arbeit nutzen. Diese Vorschaubilder sollen eine deutlich bessere Qualität als bisher haben.

Um „Adobe Stock“ nutzen zu können, müssen Creative Cloud-Kunden ihre Programme wie Photoshop oder Illustrator auf „CC 2015“ aktualisieren über den „Creative Cloud Manager“.
Wie viel kostet die Nutzung von „Adobe Stock“?
Das Runterladen und die Nutzung der Vorschaubilder mit Wasserzeichen ist kostenlos. Um das Wasserzeichen zu entfernen und die Bilder legal nutzen zu dürfen, müssen sie gekauft werden. Das funktioniert über die Kreditkarte, welche bei Adobe für die Bezahlung des „Creative Cloud“-Abos hinterlegt ist.
Möglich ist ein „normales“ Jahres-Abonnement von 750 Bildern im Monat für 159 USD pro Monat (bzw. 199 USD für nur einen Monat Laufzeit), der Einzel-Download eines Bildes für 9,99 US-Dollar (bzw. in Europa vermutlich 9,99 Euro netto) sowie ein Bilderpaket von 10 Bildern für 50 US-Dollar. Andere Zahlungsmöglichkeiten oder Bilderpakete sind aktuell nicht möglich.
Welche Lizenz haben die Bilder von Adobe Stock?
Soweit mir bekannt ist, werden die Bilder mit einer „Standardlizenz“ wie der bei Fotolia angeboten. Eine „Erweiterte Lizenz“ gibt es aktuell nicht.
Vektorgrafiken werden als Vektor geliefert ohne die dazugehörige JPG-Datei. Das Angebot umfasst auch die Instant-Collection, aber nicht die Premium-Collection „Infinite“. Videos werden zum Start noch nicht angeboten, die Einführung ist aber geplant.

Wie viel verdienen die Fotografen an einem Verkauf?
Haltet euch fest, jetzt kommen die guten Nachrichten!
Generell gilt: 33%. Das ist der Anteil, den die Fotografen von einem Verkauf erhalten sollen. Wird demnach ein Einzelbild für 10 USD/Euro verkauft, erhält der Fotograf 3,33 Credits.
Kauft der Kunde 10 Bilder im Paket, wären es demnach 33% von 5 (50 Dollar durch 10 Bilder), also 1,65 Credits. Das sind mehr als die 20% (1 Credits) bzw. 25% (1,25 Credits) mit DPC-Opt-In, welche Fotografen bisher beim Verkauf der ähnlichen Bildpakete bei Fotolia erhalten. Der „Bonus“ für das Anbieten der Fotolia-Bilder im „Dollar Photo Club“ (DPC) entfällt somit.
Die gute Nachricht: Die 33% werden in Zukunft auch bei Verkäufen von Bildpaketen über Fotolia und dem DPC ausgezahlt, also eine Kommissionserhöhung von 37,5%.
Benutzt der Kunde das „normale“ Bilder-Abo, erhält der Fotograf die Kommission gemäß seinem aktuellen Ranking-Wert, also von 0,20 bis 0,40 Credits pro Download.
Ist ein Opt-Out bei Adobe Stock möglich?
Nein, Im Gegensatz zum Dollar Photo Club von Fotolia ist bei Adobe Stock kein Opt-Out möglich.
Welchen Einfluss haben Verkäufe über „Adobe Stock“ auf das Fotografen-Ranking bei Fotolia?
Hier kommt noch eine gute Nachricht: Die normalen Verkäufe zählen wie bisher 1:1. Aber: Auch die Abo-Downloads zählen jetzt 1:1, nicht wie bisher 4 Abo-Downloads als 1 Ranking-Download. Das gilt sowohl für die verkauften Abos über Adobe Stock als auch über Fotolia sowie dem DPC.
Im Klartext: Wer bisher ca. 50% Abo-Downloads hatte, sollte jetzt das nächste Ranking-Level doppelt so schnell erreichen als bisher (4*0,5 = Faktor 2). Wer wie einige ausländische Anbieter eine Abo-Quote von 75% hat, erreicht das nächste Level und damit auch die höheren Kommissionen sogar dreimal so schnell!
Nicht berücksichtigt sind hier eventuell höhere Gesamtverkäufe, wenn Adobe es schafft, Creative Cloud-Kunden, die bisher nicht bei Fotolia gekauft haben, für das Angebot zu begeistern.
Wie werden die „Adobe Stock“-Verkäufe für Fotografen abgerechnet?
Die Abrechnung der Verkäufe über Adobe Stock sehen die Fotografen bei den normalen Umsatzmeldungen im Anbieter-Dashboard von Fotolia.
„Adobe Stock“-Verkäufe werden dort nicht anders gekennzeichnet sein, vermutlich, um der Konkurrenz mittels „Reverse Engineering“ keine Anhaltspunkte über den Erfolg von Adobe Stock zu liefern.
Ich bin gespannt, wie viele der Creative Cloud Kunden das Angebot in ihren Workflow aufnehmen werden.
Was sagt ihr zu den Änderungen?
Seit der Übernahme durch Adobe hatte ich generell das Gefühl, dass es wesentlich besser läuft. Mehr Verkäufe uund beschleunigte Auszahlungen sind mir hier positiv aufgefallen.
Kleiner Rechenfehler: Bisher zählten 100 Downloads ungefähr 62.5 „Punkte“ für das Ranking (50 * 1 plus 50 * 1/4), neu zählen sie 100, also 37.5 mehr oder 60%. Also etwas weniger als „doppelt so schnell“. Sorry, bin halt Zahlenfetischist. 😉
Ansonsten klingt es alles nach tollen News. Vielleicht hilft es ja wirklich, dass für Adobe Stockfotografie nicht das Kerngeschäft ist, sie also dort nicht jeden Cent optimieren müssen und schliesslich auch auf der Anbieterseite Kunden haben.
Hört sich nach weiteren Verkaufschancen an 😉
Unklar ist mir noch ein Punkt bei den Abo-Downloads?
1 Abo-Download = 1 Ranking-Download ist soweit klar.
Gilt das ab jetzt, mit Einführung von Adobe Stock oder auch für bereits verkaufte Downloads?
LG
Bernd
Hallo Robert,
ich habe mich noch nicht wirklich mit dem Thema Adobe Stock beschäftigt, habe aber auch Bilder bei Fotolia online. Heißt das jetzt für mich, meine Bilder werden auch über Adobe Stock verkauft? Oder muss ich dafür was tun? Wenn ja, was?
Danke für deine Antwort.
Robert
Als nicht Exklusiver bei FT mag das ja noch ganz in Ordnung sein, aber als Exklusiver (mit Startpreis 2 oder 3 CR) erfolgt eine radikale Kommissionskürzung ab Bildgröße M durch einen Adobe Stock Download gegenüber FT. Ist ja nicht so, das man nur als AbobeCC Abo Kunde aud Adobe Stock zugreifen kann… alle können dort Bilder kaufen. Eine Adobe ID reicht…
Ich habe mal die Preise vorhin gecheckt und mir ist etwas aufgefallen. Das Abo-Paket bei Adobe Stock für 750 Bilder im Monat kostet 199,99 Euro, bei Fotolia „nur“ 199 Euro. Also würde ich 0,99 Euro sparen, wenn ich über Fotolia kaufen würde. Und wenn ich ein Jahres-Abo mit täglich 25 Downloads kaufen würde, dann würde ich bei Fotolia 157,25 Euro im Monat zahlen und bei Adobe Stock müsste ich 159,99 Euro hinblättern. Da spare ich über Fotolia wieder 2,74 Euro. Auch nicht schlecht.
Andere Sache: Wie viel verdient eigentlich ein Fotograf bei den Verkäufen die Offline getätigt werden. Mein Kumpel hat eine „kleine“ Firma mit über 80 Leuten und muss da pro Foto ganz schön latzen, da er sie mehrfach verwendet und mit mehreren Accounts zugreifen kann etc. In einem Fotoblog bin ich über einen Artikel gestoßen, der mich als semi-professioneller Fotograf ziemlich verärgert hat. Da schrieb einer, dass man bei den Verkäufen die offline für gutes Geld laufen, nur Abo-Provisionen erhält und diese Verkäufe ja niemand genau nachverfolgen kann. Stimmt das?
LG
Yasef
Und das ist die Seite, wo man als Firma ein Angebot anfordern kann: https://de.fotolia.com/Info/CorporateServices/Overview
Interessiert mich einfach, denn die Preise werden nicht angezeigt und mein Kumpel muss richtig viel für ein Bild zahlen. Das ist nicht sehr transparent, wie ich finde.
LG
Yasef
Ist eine tolle Sache, gerade auch das Anrechnen der Abokäufe für ein Credit -> habe dann heute überraschenderweise den Gold Status erhalten und bin jetzt gespannt ob der Status in die Suchkriterien eingebaut ist und im Bilder Ranking nützt. Beim Switchen von bronce auf Silber war seinerzeit eine Verbesserung bei den Suchen klar zu merken.
Endlich macht Fotolia wieder Freude nachdem es bei mir unter ferner liefen gelaufen ist. Mit gleichen Portfolio (bis auf editorial) verkaufe ich bei Shutterstock 5 mal so viel wie bei Fotolia.
Damke Robert für deine schnelle Veröffentlichungen!
Grüße Jörg
Ja das könnte den exklusiven in kürzester Zeit zum Verhängnis werden. Statt für ein Bild 36 Credits, zahlt ein Kunde über Adobe Stock künftig 9,99 Euro. Der Vollexklusive erhält von diesem Betrag nur mehr 3,33 Kommission statt 19,45 (bei Smaragdstatus u. Startpreis 3).
…genau deswegen wurden so großzügig alle Abo Downloads rückwirkend auf 1 zu 1 umgerechnet…
Weil das Ranking bei Fotolia sehr bald keine Rolle mehr spielen wird, wenn Kunz und Kunz bei Adobe Stock einkauft…
@Christian und Marco: Ich war schon immer der Meinung, dass man sich mit einer Exklusivität zu sehr von einer Agentur abhängig macht, was sich wieder zu beweisen scheint. Ich weiß die Ankündigung jedoch trotzdem als gute Neuigkeit zu schätzen, weil es weitaus schlimmer hätte kommen können.
Robert, für jemanden wie Dich, der sowieso InEx ist, mit 1 CR Startpreis die Bilder ins Rennen schickt, sind das relativ gute Nachrichten. Bei anderen Agenturen zu streuen und hochzuladen ist natürlich mit viel zusätzlicher Arbeit und Risiko verbunden. keiner weiß, wie die Bilder dor laufen…(Du hattest dazu, glaube ich, sogar mal etwas geschrieben)…
Exklusive zu sein bei Fotolia wird also nun doppelt bestaft…Weniger Kommissionen und zusätzliche Arbeit beim Hochladen in andere Agenturen…
Das Angebot von Adobe ist wirklich nicht schlecht.
Photoshop + LR + 10 Bilder im Monat um 39,90. In der Basisversion. Die Alles wo gibt CC Version und 10 bildet / Monat um 79,90.
Jedes zusätzliche Bild um 2,99 Euro.
Ich denke das wird den Stockmarkt schon irgendwie beeinflussen.
Danke für den Beitrag. Auf jeden Fall motoviert der Artikel, mal wieder die Kamera in die Hand zu nehmen 🙂