Als Kommentar zu meinem Artikel über die beliebtesten Smartphone-Fotos schrieb einer meiner Leser folgendes:
„Hallo Robert,
erst einmal danke für die interessante Analyse. Einen Punkt kann ich allerdings nicht so ganz nachvollziehen bzw. vielleicht missverstehe ich das Argument auch nur. Du äußerst die Vermutung, dass eine Beschränkung der Keywords auf wenige treffende Wörter den Bildern einen Verkaufsvorteil verschafft (weil unter den ersten zehn Fotos sechs mit sehr wenigen Keywords sind). Das würde ja bedeuten, dass der Such/Anzeige-Algorithmus von Fotolia solche Bilder ganz gezielt nach vorne spült, weißt du dazu genaueres? Ich bin eigentlich immer davon ausgegangen, dass mehr (zutreffende) Keywords eigentlich immer besser sind (oder zumindest nicht schaden können), da das Bild so von mehr Menschen und für unterschiedliche Konzepte gefunden werden kann. Ich könnte mir eher vorstellen, dass insgesamt viele Bilder der Instant-Kollektion weniger Keywords haben, da es doch etwas nerviger ist auf dem Smartphone zu verschlagworten. Dass nun unter den zehn am besten verkauften auch sechs mit wenigen Keywords sind, wäre dann einfach Zufall bzw. eine normale Stichprobe der Instant-Kollektion. Sie sind dann nicht wegen der wenigen Keywords so oft verkauft worden, sondern trotz dieser geringen Anzahl (und aufgrund des guten Bildinhaltes natürlich).
Beste Grüße,
Franz“
Da diese Frage vermutlich mehr Leute interessiert, möchte ich versuchen, sie öffentlich zu beantworten.
Ein Hinweis vorweg: Über die Funktionsweise des Suchalgorithmus von Fotolia* stelle ich hier nur begründete Vermutungen basierend auf meiner Erfahrung an, ich keiner leider nicht garantieren, dass er erstens wirklich so funktioniert und zweitens so bleiben wird.
In einem Punkt hat Franz auf jeden Fall Recht: Die Verschlagwortung auf einem Smartphone ist nervig und mühsam, was sehr wahrscheinlich der Grund dafür ist, dass die Bilder aus der Instant-Kollektion im Durchschnitt weniger Keywords enthalten als ein „normales“ Stockfoto.
Aber: Weniger Keywords können trotzdem einen Verkaufsvorteil bedeuten. Lassen wir erst mal außer Acht, dass Fotolia die ersten sieben Keywords stärker gewichtet, dazu kommen wir später.
Machen wir ein Rechenbeispiel: Wir nehmen zwei identische Bilder. Das erste bekommt von uns zehn Suchbegriffe, das andere fünfzig Wörter, aktuell das maximale Limit bei Fotolia. Wenn jetzt ein Kunde nach einem Wort sucht, was in den zehn Suchbegriffen enthalten ist, hat dieses Wort beim ersten Bild ein Gewicht von „10%“, weil das Wort zehn Prozent der gesamten Verschlagwortung ausmacht. Beim zweiten Bild wiegt das Wort nur „2%“. Es ist also ca. fünf Mal so wahrscheinlich, dass das Bild mit den weniger Suchbegriffen besser oder weiter vorne angezeigt wird und damit mehr Verkäufe erzielen kann.
Wer mitgedacht hat, mag jetzt einwenden, dass das andere Bild durch die 40 weiteren Wörter, die beim ersten Bild nicht enthalten sind, dadurch jedoch insgesamt die gleichen Chancen hätte, weil jedes Wort zwar nur ein Fünftel Gewicht hat, dafür aber 5x so viele Wörter enthalten sind.
Dazu sage ich: Ja, aber.
Denn nicht jedes Wort wird gleich häufig gesucht. Wenn wir die klassische 80/20-Regel anwenden, könnten wir vermuten, dass das Bild mit weniger Keywords 60% mehr Verkaufskraft hat als das Bild mit vielen Kewords. Zumindest im Idealfall, wenn der Fotograf es schafft, wirklich die 10 meistgesuchten Wörter aus dem Pool der 50 Wörter zu fischen.
(Mein Rechenweg: 80 Prozent der Pareto-Regel * 10 Bilder * 10 Prozent Gewicht macht 8000 im Vergleich zu 80 Prozent der Pareto-Regel * 10 Bilder * 2 Prozent Gewicht plus 20 Prozent der Pareto-Regel * 40 Bilder * 2 Prozent Gewicht ergibt 3200.)
Zusätzlich belohnt Fotolia sogar die ersten sieben Wörter und sie erhalten vermutlich etwas mehr Gewicht als der Rest. Damit würde sich die Waage noch stärker zu Vorteil der Bilder mit wenigen Keywords neigen.
Noch stärker neigt sich die Waage, wenn wir noch das Verhältnis von Klicks und Verkäufen berücksichtigen würden. Ich vermute, dass Bilder, die mehr Verkäufe bei der gleichen Anzahl von Klicks erzielen, besser bewertet werden als Bilder mit weniger Verkäufen pro Klick. Es liegt auf der Hand, dass Bilder mit 10 passenden Keywords leichter einen guten Ratio in dieser Hinsicht erzielen können. Hier dazu ein Praxisbeispiel von mir.
Warum verwenden dann die meisten Fotografen doch mehr als zehn Suchbegriffe?
Wenn jeder Fotograf nur das Minimum an Suchbegriffen verwenden würde, wäre das für den Käufer zwar schön, weil die Treffer sehr genau wären, aber der „Long Tail“ würde verloren gehen. Die guten Suchtreffer würden sich auf die Top-Suchbegriffe konzentrieren und exotischere Suchbegriffe würden kaum zu Treffern führen.
Deswegen können sich einige Fotografen gut in „Nischen“ einrichten, wenn sie – am besten zusätzlich zu den Top-10-Suchbegriffen – noch einige Wörter verwenden, welche zwar nicht so häufig gesucht werden, dafür aber auch viel weniger Konkurrenz haben.
Meine Empfehlung ist deshalb genau die, welche jede Bildagentur ihren Fotografen mitgibt: Verschlagworte so genau wie es geht mit so viel Suchbegriffen wie nötig, aber so wenig Keywords wie möglich.
Bei meinen People-Gruppenaufnahmen pendelt sich das aktuell zwischen 40–50 Begriffen ein, bei Paaraufnahmen bei ca. 30–40, bei Einzelaufnahmen bei ca. 20–30 und bei Freistellern von Food oder Objekten können es auch mal nur 10–20 Begriffe sein.
Etliche nützliche Tools und Links zur besseren Verschlagwortung findet ihr auch hier in dieser Artikel-Aufwahl von mir.
Wie verschlagwortet ihr? Nutzt ihr viele oder wenige Begriffe und warum?
* Affiliate
Hallo Robert,
ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass wenige Keywords effektiver sind, als viele. Zum Einen spart man sich einiges an Aufwand, wirklich jedes auch nur halbwegs passende Keyword zu suchen und einzubinden, zum Anderen habe ich festgestellt, dass die Suchalgorithmen der Agenturen doch intelligenter sind, als man vielleicht auf den ersten Blick vermuten würde. Einige Beispiele:
Einzahl/Mehrzahl: z.B. Auto/Autos. Im Wort „Autos“ ist das Wort „Auto“ bereits enthalten. Trägt man bloß „Auto“ als Keyword ein und jemand sucht nach „Autos“, auch wenn er/sie vielleicht nur ein Foto von einem einzelnen Auto sucht, wird das Foto möglicherweise gar nicht angezeigt, weil das Mehrzahl-„s“ im Keyword fehlt. In diesem Fall würde ich also nur mit „Autos“ verschlagworten, auch wenn nur ein einzelnes Auto abgebildet ist. Ich ordne das Foto damit in die allgemeine Kategorie „Autos“ ein. Von Keyword-Spamming kann also nicht die Rede sein. Ergänzend könnte man allerdings noch „einzeln“, „ein“ oder „allein“ hinzufügen.
Anders sieht es allerdings bei Mehrzahl-Formen aus, die das Stammwort verändern: Haus/Häuser, Baum/Bäume etc. Hier würde ich in der Tat vermutlich beide Formen verwenden.
Deklination: Auch hier verwende ich eher das längste Wort der Reihe: z.B.: rot/rote/roter/rotes => nur „roter“ und/oder „rotes“. Sucht jemand nach „Auto, rot“ sollte auch ein Foto gefunden werden, dass nur die Wörter „Autos“ und „rotes“ enthält. Genauso sollte es gefunden werden, wenn jemand „rotes Auto“ oder „rote Autos“ sucht. Wer mag, kann sich ja mal selbst davon überzeugen, wie ähnlich die Ergebnisse bei der Agentur der Wahl aussehen, wenn man die oben genannten Suchbegriffe eingibt. Interessant, nicht wahr?
Synonyme: Ich bin mir ziemlich sicher, dass die meisten Agenturen Synonymlisten in ihre Suchalgorithmen integriert haben. Das ist mir aufgefallen, als ich mal nach dem Wort „Bauwerk“ gesucht habe und mir auch Fotos angezeigt wurden, die dieses Wort überhaupt nicht in den Keywords führten. Statt dessen fanden sich aber Wörter wie „Gebäude“, „Haus“ und ähnliches. Der Grund ist einigermaßen verständlich: Sucht ein Kunde ein Foto von einem „Bauwerk“ und es würden tatsächlich nur die Bilder angezeigt werden, die dieses exakte Keyword enthalten, findet der Kunde vielleicht nicht das Gesuchte und schaut bei einer anderen Agentur. Werden aber auch alle Bilder angezeigt, auf denen ebenfalls Bauwerke (wie z.B. „Häuser“, „Kirchen“, „Burgen“ etc.) zu sehen sind, ist am Ende vielleicht doch das passende Foto dabei und der Kunde kauft bei dieser Agentur.
Während ich früher viel Zeit darauf verwendet habe, möglichst alle passenden Synonyme für ein Wort herauszufinden, beschränke ich mich jetzt tatsächlich nur noch auf die 2–3 gängigsten, die mir spontan einfallen. Ich gehe einfach davon aus, dass das auch diejenigen sind, die den Kunden bei der Suche zuerst einfallen.
Einen weiteren Vorteil hat es noch, weniger Keywords zu verwenden: Enthält ein Foto 50 oder bei manchen Agenturen auch noch mehr Keywords, kommt vielleicht eher mal der Verdacht des Keyword-Spammings auf. Wenn man sich manche Keyword-Listen so ansieht, ist dieser Verdacht sicher nicht unbegründet. Verwendet man nur wenige Keywords, kann man aber davon ausgehen, dass auch wirklich nur passende Begriffe enthalten sind.
Gruß
Olaf
Sich bei den Keywords derartig zu beschränken setzt aber voraus, dass man die Algorithmen der Agenturen sehr genau kennt. Selbst wenn dies der Fall wäre, bedeutet es aber, für jede Agentur eine andere Strategie zu verwenden. Und die Algorithmen können sich jederzeit ändern. – Ich finde das irgendwie eine aufwändige und auch etwas riskante Vorgehensweise.
Wenn man sich demgegenüber die Verschlagwortung von Makro-Agenturen ansieht, die von den Agenturen selbst durchgeführt wird, dann fällt doch eine sehr umfangreiche Verschlagwortung auf. Und die sollten ja wissen, was sie tun.
Hallo Robert, ich frage mich, inwieweit Deine Annahme einer Prüfung standhält, wenn die automatische Übersetzungsfunktion bei Fotolia eine weitaus größere Zahl von Übersetzungen generiert. Nehmen wir an, ein Bild hat 20 deutsche Suchworte – in der Übersetzung werden dann leicht 50 bis 60 oder ga rmehr draus (die 50er Grenze gilt ja nur für die selbst eingegebenen Worte). Hinzu kommt der bekannte Umstand, dass die Übersetzung ja durchaus sehr unpräzise erfolgt und eine Menge Keyword-Spam erzeugt. Am besten lässt sich das als deutscher Muttersprachlöer nachvollziehen, wenn man englisch verschlagwortete Fotos einpflegt und sich dann die generierten deutschen Suchworte anschaut. Letztlich scheint mir da der Vorteil von weniger Suchworten extrem geringer, als der Vorteil einer größeren Abdeckung durch mehr stimmige Suchworte zumindest in der Ursprungssprache zu sein.
Dennoch vielen Dank für deinen Blogbeitrag, den ich wieder mit großem Genuss gelesen habe!
@Kai: Die fehlerhaften Übersetzungen sind in der Tat ein Problem. Aber selbst hier müssten rein rechnerisch ja bei 20 Keywords weniger fehlerhafte Übersetzungen entstehen als bei einem Bild mit 50 Keywords…
Sehr interessant!
Weisst du, ob es sich bei shutterstock genauso verhält (also, dass weniger durchaus mehr sein kann)?
@Stefan: Eins zu eins lässt es sich nicht vergleichen, aber: Shutterstock benötigt nicht die Mehrzahl eines Begriffs, das kann man schon mal weglassen. Außerdem zeigt Shutterstock ja die Keywords an, die zu einem Download geführt haben und das zeigt auch wieder, dass es vor allem 3–6 Begriffe sind, die für den größten Teil der Downloads verantwortlich sind.
Vielen dank für diese ausführliche Antwort auf meine Frage!
Hallo Robert! Vielen Dank für den Hinweis, das shutterstock die keywords anzeigt, die zum download geführt haben. Ich habe dort nur Videos und kann die Information nicht finden. Gibt es die Funktion nur für Fotos? Die Info wäre nämlich Gold wert.
@Stefan: Ich habe gerade nachgeschaut, ja, es scheint wirklich, dass es die Infos aktuell nur für Fotos gibt, ich schreibe Shutterstock gleich mal eine Mail mit dem Hinweis, vielleicht wird es dann irgendwann verbessert.
@Robert: Danke für deine Mühe! Bei Dreamstime (oder 123rf?) gibt es die Funktion für Videos ja schon. Dort verkauft man allerdings so gut wie nichts-dementsprechend gering ist der Nutzwert.
Hallo,
das Bilder mit mehr Verkäufen mit allen Suchwörtern besser gerankt werden kann ich bestätigen.
Ist bei meinen gut verkauften zumindest so.
So entstehen dann manchmal Langläufer, welche sich je nach Wettbewerb einige Monate oder Jahre gut bis sehr gut verkaufen.
Ich denke der Algorithmus bei Fotolia ist inzwischen sehr komplex und von vielen Faktoren abhängig.
Die Übersetzungen in andere Sprachen halte ich weiterhin für stark verbesserungswürdig. Ich verschlagworte in Deutsch. So sind auch der Großteil der Verkäufe überwiegend zu europäischen Geschäftszeiten. Während ich bei englischsprachigen Bildagenturen auch oft in der Nacht, also an Verkäufer vom amerikanischen Kontinent verkaufe.
Schönen Gruß
Bernd
Hallo,
interesannter Blog, hut ab!
Der Verkauf hängt nicht nur von den Keywords ab, sondern auch von der Positionierung der Bilder. Denn ein Kunde schaut sich 1–2 Seiten an, ev. noch die dritte Seite, mehr aber nicht.
Wenn sich das Bild auf Seite 6 u. höher befindet, dann hat es schlechte Karten. Ich beobachte seit längerer Zeit, dass viele Bilder von „Lieblings-Künstler/Fotografen“ die ersten Seiten besetzen.
VG
Hallo Robert,
wie ist denn aus Deiner Sicht der aktuelle Stand, ob es ein Vorteil oder Nachteil ist in deutsch zu verschlagworten oder ob man genauso gut in englisch verschlagworten könnte?
Freue mich auf Deine Meinung hierzu.
Viele Grüße
Michael
@Michael: Ich verschlagworte ja in deutsch und englisch und entscheide dann je nach Agentur, wer in welcher Sprache beliefert wird.
Hallo Robert,
heißt das, dass du alle Bilder doppelt gespeichert hast? Einmal mit deutscher Verschlagwortung und einmal in englischer?
Grüße
Gabriele
@Gabriele: Korrekt, das habe ich an verschiedenen Stellen und in meinem Stockfotografie-Buch auch erwähnt.