Um meinen Rückstand aufzuarbeiten, gibt es nach kurzer Wartepause eine weitere Folge „Pimp My Stock!“ zu lesen. Wer daran arbeiten will, diese wieder zu verlängern, findet hier alle Infos. Wer die Serie noch nicht kennt: Bei „Pimp My Stock!“ können Leserinnen und Leser mit Fotos einschicken für eine Bildbesprechung. Ich sage jedoch nicht, ob ein Bild „hübsch“ oder „interessant“ ist, sondern lege meinen Fokus darauf, ob und warum es sich als Stockfoto verkaufen könnte bzw. warum eben nicht. Wenn es passt, gebe ich auch Tipps zur Verbesserung der Bilder.
Nach Michael und Michaela ist heute ist Mischa an der Reihe. Ich verspreche, danach kommt mal ein anderer Vorname.
„Hallo Robert,
ich bin 27 Jahre alt, ich habe vor etwa 5 Jahren angefangen mit der Fotografie und mir damals eine 450D gekauft. Zwischendurch hatte ich dann komplett wegen Krankheit mit dem Fotografieren aufgehört, bis Februar 2013 als ich mir eine Canon 7D zulegte und 2 Objektive. Ich weiß, es gibt viele, die von den Tamronobjektiven nichts halten, jedoch habe ich mich nach längerem Durchlesen von Foren und Testberichten dazu entscheiden, mir diese zu kaufen.
Meine Ausrüstung besteht aus:
Canon 7D
Tamron 90mm f/2.8 DI VC
Tamron 70–200 f/2.8 DI VC
Canon Speedlight 430 EX IIVor ein paar Wochen bin ich durch Zufall auf Stockfoto-Seiten und auf deine Seite gestoßen, was mich nach Lesen und Informieren dazu brachte, mir dein Buch zu kaufen. Ich habe auch damit angefangen, bei 1–2 Agenturen Bilder hochzuladen und diese sind auch angenommen worden.
Doch ich frage mich, warum ich z.B. bei Fotolia so wenige Views habe, habe ich beschissen verschlagwortet oder einfach nur schlechte Motive?
Deswegen wollte ich dir für deinen Blog zur Bewertung einige Fotos zukommen lassen, um von deinen Lesern und natürlich auch Dir mal kritisiert zu werden.
Nachtrag:
Ich habe eben gesehen, dass ich bei Fotolia ein Bild verkauft habe und bei 123rf gleich 4 🙂Ich würde mich sehr freuen, wenn du mich bei Pimp my Stock aufnehmen würdest, damit ich bewertet werde und auch Kritik bekomme, die ich natürlich positiv verwerten werde.
Die Bilder die ich dir zukommen lasse sind alle bei den Agenturen aktiv.
Bei Fotolia wurde das Bild „folder 10“ einmal verkauft, bei 123rf wurde „folder 17“ 2 mal verkauft, „ahorn“ 1 mal und „raindrops_leaf“ 1 mal.
Würde mich über eine positive Rückmeldung freuen.
Mit freundlichen Grüßen,
Mischa“
Dann legen wir los:Das erste Bild zeigt einen Bonsai-Ahorn. Perfekt freigestellt gibt es sicher einige Designer, welche damit etwas anfangen können. Ich bin kein Experte auf dem Gebiet, das können andere Leute besser, aber auf den ersten Blick wirkt für mich der Wachstum der Pflanze nicht harmonisch und das Gefäß gefällt mir nicht. Das Bild wird somit kein Bestseller werden, aber es ist solide genug, um die Chance auf einige Verkäufe zu haben.
Dieses Foto zeigt bunte Fruchtgummis. Jedoch sind diese weder liebevoll arrangiert noch spannend beleuchtet. Auch bei der Auswahl selbst hätte sorgfältiger gearbeitet werden müssen: Rechts unten ist am grünen Fruchtgummi zu erkennen, wie die Oberfläche aussehen sollte, bei den anderen grünen rechts ist das aber nicht der Fall. So wirkt das Foto mehr wie ein Schnappschuss als ein gutes Stockfoto. Liebevoll arrangierte Süßigkeiten sehen so oder so aus.
Die Ecke eines blauen Aktenordners: Kann man mal machen, ist technisch okay, aber was sich hier eindeutig besser verkaufen würde, wäre eine Serie, wo statt „Ordner“ verschiedene Konzepte wie „Finanzen“, „Versicherung“, „Vorsorge“ oder „Kredit“ auf den Ordnerrücken geschrieben worden wären. Warum das Foto eher „so lala“ ist, erkläre ich am Ende des Artikels.
Ein gutes Symbolfoto zum Thema Chaos, Bürokratie und Überarbeitung: Viele volle Aktenordner auf einem Haufen. Kann sich verkaufen, die Einschränkung wie schon erwähnt kommt gleich.
Drei Knoblauchknollen vor einem grauen Hintergrund. Alle Fotos wurden mir von Mischa sehr komprimiert geliefert, deswegen gehe ich davon aus, dass die Treppcheneffekte im Originalbild nicht vorhanden sind. Denn insgesamt gefällt mir der Bildaufbau und das Licht. Für ein gutes Stockfoto jedoch hat das Bild vielleicht schon etwas zuviel vom Vanitas-Gedanken, sprich: Man sieht dem Knoblauch seine irdische Vergänglichkeit an. Üblicher bei solchen Fotos ist es, zusätzlich eine einzelne Knoblauchzehe aus der Knolle zu lösen, weil es den Aufbau der Gewürzpflanze besser illustriert.
Eine Schleifmaschine bei der Arbeit: Das Motiv ist ein gutes Stockfoto, weil es für Handwerk und Industrie steht, aber die Umsetzung hier kann noch verbessert werden. Zum einen wäre es nicht nötig gewesen, die Hand abzuschneiden und zweitens ist leider auch nicht so gut erkennbar, was genau geschliffen wird. Außerdem bin ich mir auch nicht sicher, ob der Arbeitsschutz hier keine Handschuhe verlangt hätte. Am linken Rand hätte ich die Maschine digital vom Schmutz befreit, aber bei einer redaktionellen Nutzung kann dieser sogar erwünscht sein, weil das Bild dann „echter“ aussieht. Im kommerziellen Bereich wird der saubere Look bevorzugt.
Wassertropfen auf einem grünen Blatt: Ganz nett, aber weder spektakulär noch gut verkäuflich. Solche ähnlichen Motive gibt es bei kostenlosen Bilddatenbanken wie Flickr oder Pixelio zuhauf, weil sich gerne Hobbyfotografen daran versuchen.
Rose mit Wassertropfen? Bitte nicht. Und wenn, dann bitte wenigstens die braunen Stellen an den Blüten retuschieren.
Das Wort „Tools“ aus Werkzeugen auf einer USA-Fahne: Das Bild gefällt mir ausgesprochen gut, es kann sicher zu Themen wie „Made in the USA“, „Do It Yourself“ und so weiter eingesetzt werden. Von diesem Motiv bieten sich auch verschiedene Varianten an, wo die Werkzeuge andere Wörter wie „USA“, „DIY“, „Work“ etc. bilden. Mich stört im Detail nur, dass beim zweiten „O“ oben und unten die Schraubenschlüssel so klein sind, dass der Buchstabe nicht so gut erkennbar ist.
Bis auf dieses Bild und das mit der Hand wirken alle Bilder auf mich so, als hätte jemand nur in seiner unmittelbaren Umgebung paar Schnappschüsse gemacht, um seine neue Kamera zu testen. Das ist ein sehr übliches Vorgehen, führt aber logischerweise dazu, dass genau diese Motive, die viele Leute in greifbarer Reichweite haben (Ordner, Rose, Süßigkeiten, Gewürze) im Überfluss vorhanden sind, meist auch in sehr guter Qualität.
Um sich davon abzugrenzen, muss sich ein Stockfotograf etwas mehr Mühe geben, zum Beispiel, indem – wie schon erwähnt – bei dem Ordner die Konzepte auf den Rücken geschrieben werden oder die Süßigkeiten aufwändiger und sorgfältiger zusammengestellt werden.
Wie findet ihr die Fotos? Welche Tipps könnt ihr Mischa geben?
Schleifmaschine ohne Handschuhe ist so schon richtig, ansonsten besteht die Gefahr, dass sich die Handschuhe in der rotierenden Maschine verfangen.
Andererseits ist die Handhaltung eher ungewöhnlich (einhänig und eher nach unten gerichtet).
Bei der Schleifmaschine habe ich auch sofort gestutzt. Da ich selbst an solchen Maschinen gearbeitet habe, weiß ich, das diese Handhaltung zwar gute Funken bringt, aber nicht an Arbeit erinnert 🙂 Sooo schleift man nicht. Wäre das ein echtes Werkstück oder Werkzeug, würde es einem das aus der Hand reißen bei der Haltung. Also – bitte dran denken, dass Profis sehen, ob etwas echt ist oder nicht.
Handschuhe gehören da nicht hin, das stimmt so.
Der Bonsai scheint mir künstlich zu sein, das schränkt die Verwendbarkeit ein. Wenn, dann möchte man „echte“ kaufen.
Den restlichen Bewertungen von Robert stimme ich zu.
Aber – ein Blick für verkäufliche Fotos ist schon vorhanden, darauf lässt sich auf jeden Fall aufbauen 🙂
Einige Bildideen finde ich ganz gut. Die Schleifmaschine und die Tools sind sicherlich verkäufliche Motive. An der Umsetzung kann man allerdings noch feilen.
Die Lichtführung beim Knoblauch gefällt mir überhaupt nicht. Mag aber auch persönlicher Geschmack sein. Wenn Food für Microstock, dann richtig freigestellt oder in einem natürlich wirkenden Umfeld.
Aber Übung wird auch hier den Meister machen.
Meine ersten Stockfotos waren zu Beginn zum Teil nicht so gut wie die von Mischa 😉
Schönen Gruß
Bernd
Danke für deine Stock-Bewertung Robert.
Bzgl. Serien (z.B. beim Ordner) tue ich mich schwer… Bei fotolia wurden so Serien bei mir bisher angenommen (Tablet leer, Tablet mit schrift Ausbildung, Tablet mit Schrift Handwerk, usw.) Bei Dreamstime nicht… dort wurde die Serie abgelehnt.
Gibt es da bzgl. der Agenturen bestimmte Anforderungen? Oder ist das Zufall je nachdem welchen Reviewer man bekommt?
Ich hab nun eine neue Serie mit einem Taschenrechner + Model aufgenommen und verschiedene Inhalte eingefügt… bin mal gespannt ob es auch wieder bei Fotolia angenommen wird.
Thema Bestseller.… mein persönlicher Bestseller ist klar… Ab wie vielen Käufen spricht man denn allgemein von einem Bestseller? Wenn ich in der Suche bei Fotolia zwei keywords von meinen Fotos angebe, habe ich beim entsprechenden Thema ein Foto auf Platz eins der Anzeige. Wieviel das nun wirklich zu bedeutet? Es wird pro Monat so 3x gekauft…
Gruß
Ben
Gruß
Ben