Die Macrostock-Bildagentur Westend61 bietet ihren Fotografen unter anderem die Westend61-E-Learning Academy, wo de Fotografen hilfreiche Tipps für bessere Shootings und Briefings zu besonders gefragten Themen erhalten.
Aus dieser Reihe stellt heute – mit freundlicher Genehmigung von Westend61 – Michael, Art Director bei Westend61 zehn Tipps für ein gelungenes Shooting vor. Michael hat mich auch bei meinem Supermarkt-Shooting tatkräftig unterstützt, ich weiß also, dass er weiß, wovon er redet. Los geht’s:
10 Tipps für ein gelungenes Shooting
1. Das Briefing
“Make a difference”! Die kreative Idee eines Shootings und die Einzigartigkeit des Themas oder Details der Umsetzung machen den Großteil des Erfolges aus. Daher sollte vor jedem Shooting ein detailliertes Briefing erstellt werden, welches das Shooting beschreibt und die Ziele für den Tag festhält. Das Briefing (oder auch Shootingplan) kann entweder nur dem Fotografen und seinen Mitarbeitern am Set helfen sich zu fokussieren oder auch als Hilfestellung für die Models genutzt werden. Das Briefing sollte mindestens 5–10 “Must Have – Motive” beinhalten, also die Topmotive, die man auf jeden Fall beim Shooting realisieren möchte. Neben der Motivauflistung ist es auch ratsam, eine konzeptuelle Keywordliste einzubauen, mit der man am Set spontan improvisieren kann. Diese Keywords sind genau die Suchbegriffe, unter denen die Endkunden später die Bilder in den Suchmaschinen finden sollen.
2. Gutes Styling
Grundsätzlich raten wir bei professionellen People-Shootings immer dazu, auch einen Stylisten zu buchen. Oft genug ist es das Styling der Models, das den Erfolg der Bilder zu großen Teilen ausmacht. Unbedingt vor dem Shooting mit den Maßen der Models und den Größen der Garderobe auseinandersetzen. Zu große oder zu kleine, nicht perfekt passende Kleidung wirkt schnell billig und mindert den vielleicht sonst guten Eindruck eines Fotos. Lassen Sie die Models ruhig auch ihre Lieblingsoutfits zum Shooting mitbringen. Zudem ist eine mobile Bügelmöglichkeit ist am Set äußerst ratsam. Das Styling sollte je Shootingthema geschmackvoll, passend und zeitgemäß sein. Weniger ist oft mehr, daher sind “Basics” oft eine gute Wahl für die Ausstattung der Models. Diese ansprechend zu kombinieren und mit Accessoires zu garnieren will gekonnt sein! Grundsätzlich muss man sich gerade beim Styling vor Augen halten, dass Westend61 Stockbilder fast ein Jahrzehnt auf die weltweite Reise schickt und die Bilder auch noch in ein paar Jahren als Aushängeschild für Fotograf und Agentur dienen.
3. Haare und Make-Up
Ohne Make-Up (in welcher Form und Variante auch immer) funktioniert eigentlich kaum ein People-Shooting. Ausser, man möchte ein Model in der Situation “der morgendliche Blick in den Spiegel” fotografieren. Und auch das Styling der Haare darf nicht unterschätzt werden. Die Frage nach aktueller Haarlänge und ‑farbe der Models sollte also nie vergessen werden. Während der Aufnahmen muss immer wieder ein kritischer Blick auf Haare (auch Strähnen!) und Make-Up geworfen werden. Das nachträgliche Retuschieren von Haaren kann sehr zeitaufwendig sein. Das Make-Up erfüllt in den meisten Fällen unter anderem die Funktion, die Haut der Models matt und nicht zu glänzend erscheinen zu lassen, Vorsicht also vor zu starkem Make-Up, das nicht zur Situation und Stimmung passt.
4. Die Technik
Hierzu gäbe es viel zu schreiben, aber aufgrund der fast unüberschaubaren Fülle an professioneller Kamera‑, Licht und Objektivtechnik würde dies den Rahmen an dieser Stelle sprengen. So banal es auch klingt: Bitte vor jedem Shooting die Technik von A bis Z prüfen, säubern, Akkus laden, Ersatzgeräte und ‑akkus bereithalten und wenn möglich verschiedenen Optiken zum Set mitbringen. Natürlich ist es oft praktisch mit Zoomobjektiven zu arbeiten, aber manchmal lassen ein paar Aufnahmen mit Festbrennweiten hunderte anderer Bilder im Schatten stehen. “Make a difference” gilt auch beim Einsatz der Technik!
5. Gutes Auge
Ein gutes fotografisches Auge ist unheimlich wichtig für das Bildergebnis. Der Bildaufbau sollte eine eigene Dynamik haben, einen “Drive”, den Blick des Betrachters führen. Auch ein passendes, unterstützendes Schärfe/Unschärfe-Verhältnis und möglicherweise Textfreiraum (Copyspace) sind wichtig für Stockbilder. Hier hilft es, immer wieder Magazine und Zeitschriften zu wälzen und sich ganzseitige und doppelseitige Bildnutzungen anzuschauen. Wie werden Bilder eingesetzt, wann wirkt das Verhältnis von Text und Bild ausgewogen? Was genau macht ein gutes Bild aus, das einem sofort ins Auge springt und einen begeistert?
6. Assistenz und Unterstützung
Ein (kräftiger?), fleissiger Assistent ist eine wesentliche Erleichterung und Unterstützung beim Shooting. Es gibt am Set ständig so viele Dinge zu beachten und zu prüfen (Licht, Schärfe, Details, Überblick über die Dateien selbst, etc.) dass sich ansonsten schnell Fehler einschleichen oder die Kreativität augrund dieser Arbeiten leidet. Verlässt man das Shooting, sollte schon an dieser Stelle ein Backup der fertigen Aufnahmen gemacht werden.
7. Stay cool!
Locker und cool zu bleiben ist für das Endergebnis äußerst wichtig. Man sieht Bildern einfach an, ob sie mit Spaß und Freude entstanden sind oder unter Zeitdruck und Stress. Sollte einmal nicht alles wie ursprünglich geplant ablaufen, ist Mut zum kreativen Improvisieren gefragt! Oft entstehen die schönsten und auch brauchbarsten Bilder zwischen den eigentlichen geplanten Motiven. Die moderne Bildsprache lebt von Echtheit, Authentizität und “unbeobachtetem” Fotografieren. So komisch es auch klingen mag: Anspruchsvolle Stockbilder dürfen nicht zu “stockig” aussehen. Natürlich gibt es Ausnahmen und gerade sehr konzeptionelle Shootings sind und bleiben Stock-Shootings.
8. Technische Prüfung und Überblick
Am besten direkt mit Funk- oder Kabelverbindung mit dem Laptop/Tablet verbinden. Nur so kann man alles genau beurteilen und bekommt ein Gefühl fürs Format, die Technik und Details. Ein Shooting nur auf dem Kameradisplay zu beurteilen ist sehr riskant und man verliert schnell den Überblick.
9. Die Models
Das A und O eines jeden People-Shootings. Wirklich. Es sind die Gesichter und Körper der Models, die Endkunden zur Lizenzierung eines Fotos bewegen.
10. Wetter
Gerade in unseren Breitengraden immer ein Risiko, daher am besten eine “Schlechtwetteroption” einplanen bzw. 1–2 Tage Puffer für das Shootingdatum ermöglichen. Nichts ist frustrierender, als im Regen zu stehen wenn man für ein Shooting Sonne pur gebraucht hätte. Hier gilt also: Wetterberichte beobachten, genau vorplanen und notfalls ein Shooting lieber verschieben als es unter ungünstigen Bedingungen “durchzuziehen”. Übrigens: Auch bei vielen Indoor-Shootings ist tolles Wetter draußen wichtig für das Endergebnis. Zusätzlich aber immer genug Licht dabei haben!
Fazit
Ein gutes Shooting erfordert sehr viel Vorbereitung, eine gute Portion Selbstvertrauen, eine gewisse technische Sicherheit, einen Spritzer Mut und gute Stimmung im Team den ganzen Tag lang. Et voilà!
Viel mehr Tipps gibt es für Westend61-Fotografen hier in der Westend61 Academy.
Klasse Bericht
Tolle Tips!!
Man sollte diese Stichpunkte echt vor jedem Shooting durchführen. Habe selbst schon oft geneug den Unterschied bemerkt!
Sehr guter Artikel.
Als Punkt 11 würde ich vielleicht noch – “ weniger ist mehr “ – anführen.
Sehe gerade auf istock die Bilder eines Fotografen an. Die letzten 6 Monate über 4000 Bilder hochgeladen. Sieht irgendwie aus, als hätte da jemand eine Preset Sammlung für LR geschenkt bekommen und gleich alle ausprobiert.
Ein gutes Bild sollte wenig Bearbeitung brauchen, dass soll beim Fotografieren schon OK sein.
Dazu sollte man die Bilder auch etwas strenger auswählen. Und nicht alles was irgendwie gerade noch stocktauglich ist hochladen.
Hmm, das sind doch eigentlich fast alles banale Selbstverständlichkeiten. Insofern sicher für den einen oder andern hilfreich (obwohl ich das bei Leuten, die für Westend produzieren, schon zu bezwefeln wage, denn die kennen in der Regel die Knackpunkte!), aber jedenfalls kein guter „Artikel“.
roede-orm, das ist für mich ein Marketing-Artikel. Dazu wurde etwas geschrieben, dem alle zustimmen können und was eigentlich schon (fast)jeder weiß. So werden ein paar Allgemeinplätze und Plattitüden eingebaut und gut is. Viel kann man von solchen Artikeln häufig nicht erwarten. – Ziel der Agentur ist es, sich bekannt zu machen oder wieder in Erinnerung zu rufen.
Ansonsten cool und locker bleiben, da es in unseren Breitengraden gelegentlich regnet.
Leider keine neuen Erkenntnisse, just basics.
Ich würde mal sagen über 50% der Microstock Fotografen arbeiten nicht nach diesen Regeln.
Für viele mögen die Tipps ein alter Hut sein, trotzdem scheint es noch genug Leute zu geben, die vieles davon nicht umsetzen.
@Michael, Georg, roede-orm: Was wären denn eure Tipps für ein gelungenes Shooting, die noch nicht jeder kennt?
@Robert: Robert, ich weiß Deine Beiträge hier und anderer Stelle sehr zu schätzen. Deshalb lese ich ja auch mit Vergnügen und meistens auch Gewinn in deinem Blog. Aber das ein voll geladener Akku zum Shooting gehört, naja, das hättest Du selbst vermutlich hier nicht geschrieben, oder? 🙂
Eigentlich fehlt nur noch der Punkt, dass der Tag nicht nur aus gutem Fotolicht besteht, man aber auch um die Mittagszeit im Schatten gute People-Fotos machen kann:-)
Ansonsten, ich sehe das gelassen. Wie Georg schon schrieb, es regnet gelegentlich!
Robert, in Deinem Blog stehen viele gute und informative Beiträge. Aber bei diesem Beitrag habe ich mir die Frage gestellt, ob der Leser ernstgenommen wird. Es geht nicht darum, dass die Tipps falsch sind. Es geht auch nicht darum, dass einige diese Tipps schon kennen.
Die meisten vorgestellten Tipps sind für mich so eine Art Überschrift, bei denen der nachfolgende Inhaltstext fehlt. Der fortgeschrittene Fotograf weiß zwar, was gemeint ist, dem Anfänger ist mit eine paar plakativen Sätzen nicht wirklich geholfen. Auch ich davon aus, dass viele Fotografen diese Tipps nicht umsetzen, sei es, dass sie sie nicht kennen, sei es, dass sie andere Gründe haben. Und damit haben sie nicht den Erfolg, den sie in der Stockfotografie haben könnten. Das gesamte Thema Shooting-Durchführung lässt sich nicht in einem kurzen Beitrag abhandeln. Dazu ist es zu umfangreich. Einfach nur 10 kurze Tipps aufzuführen, führt nicht dazu, dass sich Fotografen verbessern können.
Zu Punkt 10 – Wetter
Das ist sicherlich ein guter Tipp für saudi-arabische Fotografen, die eine Fotoreise durch Mitteleuropa planen, aber für Menschen, die seit Jahrzehnten in dieser Region leben und täglich das Wetter hautnah mitbekommen, ist dieser Tipp einfach überflüssig. Jede Art von Outdoor-Tätigkeit ist nun mal vom Wetter abhänigig.
Punkt 9 – Die Models
Irgendwie eine Selbstverständlichkeit, dass man zum gewählten Thema das passende Model aussuchen sollte. Aber da sich hier viele Fotografen, vor allem die Autodidakten, schwertun, hätte ich erwartet, dass der Autor den Fotografen da abholt, wo er steht: Wie findet man das passende Model? Warum kann es sinnvoll sein, dem Model ein Honorar zu zahlen? Einige wissen nicht so recht, wie sie mit dem Model umgehen sollen. Wie und wo kann man das erlernen? usw.
Punkt 8 – Technische Prüfung und Überblick
Etwas für einen eigenen Beitrag: Welche Vor- und Nachteile haben die Geräte zwischen Smartphone und 27-Zoll-Schreibtisch-Monitor, welche Software, welche Apps, welche Betriebssysteme stehen zur Verfügung usw.?
Zitat: „Ein Shooting nur auf dem Kameradisplay zu beurteilen ist sehr riskant“ – Mit dieser Aussage tue ich mich schwer. Vor noch gar nicht langer Zeit gab nicht mal einen Kameramonitor, da wurde mit dem Mikroprismenring und dem Schnittbildindikator scharf gestellt, da konnte man während
des Shooting kaum etwas, außer mit der Sofortbildkamera, überprüfen. Da mußte man warten, bis die Bilder entwickelt waren. Und jetzt kommt das Erstaunliche, die Fotografen haben hervorragende Bilder gemacht. Vielleicht lag es ja daran, dass die Fotografen ein solides fotografisches Grundwissen hatten, dass heute bei vielen Autodidakten nicht mehr vorhanden ist. Zusatzmonitore dienen für mich in erster Linie der Bequemlichkeit, ersetzen aber nicht das fotografische Basiswissen und sind auch bei einem Shooting nicht unbedingt notwendig. (Anmerkung: Auch ich arbeite damit.)
Punkt 7 – Stay cool!
O.k., wenn es ruhig und locker zugeht, ist das Arbeiten angenehmer, als wenn Stress und Hektik herrschen. Und vermutlich sind die Arbeitsergebnisse auch besser.
Zitat: „Die moderne Bildsprache lebt von Echtheit, Authentizität und “unbeobachtetem” Fotografieren.“ Zwar ist mir klar, was damit gemeint ist, aber zur Verdeutlichung hätte ich mir Bildbespiele gewünscht, sonst verkommen solche Begriffe schnell zu hohlen Füllwörtern.
Punkt 6 – Assistenz und Unterstützung
Diesen Tipp gibt die Realität ganz alleine. Wer wirklich mal ein ernsthaftes Shooting durchführt, wird sehr schnell merken, dass man ohne Hilfe sehr viel mehr Zeit aufwenden und in viel Hilfsmaterial wie Reflektorhalter u.ä. investieren muss.
Punkt 5 – Gutes Auge
Lasse ich mal so stehen. Ist für mich in Ordnung.
Punkt 4 – Die Technik
Zitat: „Hierzu gäbe es viel zu schreiben,…“ – was nicht gemacht wurde. Daher sage ich mal, wenn man diesen Punkt weggelassen hätte, hätte das nicht geschadet.
Punkte 3 und 2 – H&M und Styling
Hier kommen viele autodidaktische Fotografen in Gewissenskonflikte. Das kostet ja Geld. So ganz viele (und gute) Outfit- und H&M‑Spezialisten, die auf TfP-Basis arbeiten, gibt es nun mal nicht. Dann macht es der Fotograf lieber selbst oder lässt die Models ran, was zu suboptimalen Ergebnissen führen kann. Die Bilder erzielen weniger Umsatz und das preisgünstige Shooting führt letztendlich zu weniger Gewinn als ein „teures“ Shooting, dessen Bilder sich gut verkaufen.
Hier hätte ich mir Beispielfotos gewünscht, die den Sinn des Einsatzes solcher Spezialisten unterstreichen und Fotografen überzeugen, ein paar Euros zu investieren.
Punkt 1 – Das Briefing
Wer ohne jedes Konzept ein Shooting durchführt, wird sehr schnell merken, dass man damit nicht weit kommt. Von daher stimmt das Geschriebene.
@GeorgWeise
Besonders Deine Ausführungen zu Punkt 8 (“Ein Shooting nur auf dem Kameradisplay zu beurteilen ist sehr riskant”) unterschreibe ich sofort!
Um mal die Gemüter zu beruhigen, ein paar Infos dazu, wie der Artikel hier gelandet ist. Robert hat mich vor ein paar Monaten gefragt, ob er diesen Artikel bei Gelegenheit in seinem Blog einmal veröffentlichen darf. Ich habe mich darüber gefreut, was soll ich dagegen haben? Natürlich ist das in gewisser Weise Marketing für uns und auch dagegen habe ich nichts, aber die Idee, den Artikel zu veröffentlichen, stammt nicht von uns, sondern vom Blogbetreiber selbst. Wir haben ihn auch nicht dafür bezahlt oder ihn dazu gedrängt.
Das andere ist, dass es sich hier um einen Artikel für Anfänger handelt, nicht für erfahrene Fotografen und davon soll es ja unter den Lesern hier auch einige geben. Für die einen mag das hilfreich sein, für die anderen nicht, da es für sie alte Hüte sind. Um so besser.
Deshalb: Cool und locker bleiben. Gelegentlich scheint in unseren Breitengraden auch die Sonne.
Klasse Bericht!