Gestern erhielt ich folgende Mail:
„Hallo Robert,
Erst einmal Kompliment für deine Seite! Es macht echt Spaß immer wieder reinzuschauen und deine Artikel zu lesen! Und wahrscheinlich ist es auch angebracht dir dafür zu danken, dass du dir überhaupt die Mühe machst. Aber jetzt zu dem eigentlichen Grund weswegen ich dir schreibe. Über die Bildsuche bei Google habe ich herausgefunden, dass einige meiner Bilder auf der Seite pixers.de als Fototapete, Bilder und Poster oder auch als Sticker angeboten werden. Die Tatsache, dass fast sämtliche Vorschaubilder Wasserzeichen von Fotolia enthalten machte mich stutzig und ich schrieb die Betreiber direkt an, warum dies so ist. Als Antwort erhielt ich, dass die Bilder bei Fotolia gekauft würden und die Wasserzeichen bei der Ware nicht mehr zu sehen sei. Nach kurzer Recherche stellte ich fest, dass dort mehrere Bilder zum Verkauf angeboten werden, die:
a) bei Fotolia nur als Standard Lizenz verkauft wurden (welche ja für das angebotene Produkt nicht ausreichen würde!?)
b) überhaupt noch nicht verkauft wurden
Ich nehme an, dass die Betreiber der Seite die Vorschaubilder von Fotolia anbieten und dann im Bedarfsfall die Bilder schnell in entsprechender Auflösung gekauft werden. Allerdings scheinbar ohne darauf zu achten, ob sie wirklich als erweiterte Lizenz angeboten werden.
Insgesamt macht das alles auf mich einen eher unseriösen Eindruck und ich weiß auch nicht so recht, inwiefern es rechtlich ok ist die Vorschaubilder von Fotolia zu zeigen, nur um dann das „richtige“ Bild bei Bedarf zu kaufen, bzw. Bilder anzubieten, die definitiv nicht in der richtigen Lizenz zu haben sind.
Die Seite rühmt sich damit 10 Millionen Bilder im Angebot zu haben, wobei ein absoluter Großteil von Fotolia stammt. Das sind Größenordnungen, die wahrscheinlich nicht unerheblich sind.
Ich habe die Betreiber der Seite bereits angeschrieben und ihnen mitgeteilt, dass sie Bilder anbieten, die nicht korrekt lizenziert sein können und ich nicht glaube, dass ich da ein Einzelfall bin. Eine Antwort habe ich darauf bisher noch nicht erhalten und weiß nicht so richtig, wie ich mit der Geschichte weiter umgehen soll. Ich dachte, dass dich diese Geschichte vielleicht interessieren könnte, da bei der großen Menge angebotener Bilder auch viele deiner Bilder betroffen sein könnte.
Ich wünsche dir noch ein schönes Wochenende!
Mit freundlichen Grüßen.
Malte“
Malte ist nicht die einzige, welche sich wundert, wieso jemand kommerziell Bilder auf T‑Shirts, Poster oder Wandtapeten drucken darf, ohne dafür eine erweiterte Lizenz zu kaufen.
Dabei ist die Sache ganz einfach:
Darf ein Endkunde bei Fotolia ein Foto mit einer Standardlizenz kaufen und es sich selbst auf ein Poster drucken? Ja, darf er.
Darf dieser Endkunde das Poster weiterverkaufen? Nein, mit einer Standardlizenz darf er das nicht. Mit einer Erweiterten Lizenz darf er das.
Wie Malte richtig festgestellt hat, kauft Pixers jedoch keine Bilder mit Erweiterten Lizenzen und bietet sogar Bilder an, die keine Erweiterte Lizenz haben. Ist das rechtens? Ja.
Denn Pixers oder auch andere Fotolia-Partner wie Bilderking nutzen die Business-API von Fotolia und agieren nicht als „Bildkäufer“, sondern als eine Art „Vertriebspartner“.
Das heißt: Wer bei Pixers eine Fototapete oder Poster mit einem Fotolia-Bild bestellt, der würde dafür eine normale Standardlizenz benötigen. Diese kauft Pixers über die API im Namen des Kunden.
Aber warum kauft der Postershop keine Erweiterte Lizenz? Er könnte. Für den Endkunden käme das gleiche bei raus. Aber der Postershop müsste sich auf die beliebtesten Motive konzentrieren, weil es zu teuer wäre, für Millionen von Bildern eine Erweitere Lizenz zu kaufen. Außerdem könnte er keine Motive anbieten, die nicht mit einer Erweiterten Lizenz verfügbar sind.
Unter dem Strich ist für Fotografen das andere Modell lukrativer. Hier zeigt der Postershop dem Endkunden die vollständige Bildauswahl, die er nicht lizenziert, sondern nur über die API als Vorschau mit Wasserzeichen lädt. Wenn der Endkunde sich für ein Motiv entschieden hat, bestellt der Postershop das Motiv als Standardlizenz.
Ein Rechenbeispiel: Wenn der Fotograf das Bild als Erweiterte Lizenz verkaufen würde, bekäme der dafür (bei einem Credit-Preis von 100 Credits) je nach Ranking 20–46 Euro. Ich bekomme zur Zeit 37 Euro. Bei einer Standardlizenz in XL (ausreichend für einen Posterdruck) bekommt der Fotograf je nach Ranking 1,60 bis 3,68 Euro bei einem Startpreis von 1 Credit, bei 2 oder 3 Credits doppelt bzw. dreifach so viel. Ich bekäme bei einem 1‑Credit-Bild 2,96 Euro oder bei einem 2‑Credit-Bild 5,92 Euro. Das heißt, sobald der Postershop ein Foto 6x (2 Credits) oder 13x (1 Credit) verkauft hat, ist es für mich lukrativer, dass er tatsächlich die Standardlizenz nutzt und nicht die Erweiterte Lizenz. Außerdem können so Fotos verkauft werden, die nicht als Erweiterte Lizenz angeboten werden.
Fotolia ist übrigens nicht der einzige Anbieter, der solchen Vertriebspartner hat. Panthermedia zum Beispiel hat auch über 10 „Sonderprojekte“, die nach dem gleichen Muster funktionieren. Der Unterschied zu Fotolia ist jedoch, dass der Fotograf jedes Partnerprogramm deaktivieren kann, aber auch pro Verkauf meist weniger erhält als wenn der Kunde das Bild direkt bei Panthermedia kaufen würde. Bei Fotolia hingegen erhält der Fotograf die gleiche Kommission wie bei einem Direktverkauf. Auch bei istockphoto gibt es ähnliche Konstruktionen.
Soweit die Theorie. In der Praxis sind vor allem Motive betroffen, welche sich auch für den Druck auf Poster, Leinwände, Postkarten und so weiter eignen. Das sind zum Beispiel Blumen, Landschaften, Wolken, Städteansichten oder niedliche Tiere. Business-Motive oder People-Aufnahmen sind seltener betroffen.
Kann man als Fotograf verhindern, dass die eigenen Bilder über die API bei Vertriebspartnern angeboten werden? Nein. Es existiert leider keine Wahlmöglichkeit. Andererseits: Der Kunde dürfte sowieso das Foto normal bei Fotolia lizenzieren und dann selbst beim Postershop hochladen, um sich sein privates Plakat drucken zu lassen. Die API erleichtert diesen Vorgang nur.
Update 10.10.2011: Fotolia hat mich eben noch auf einige Details zur API hingewiesen. Alle Unternehmen, welche diese Business-API in Anspruch nehmen wollen, müssen vorher bei Fotolia einen Antrag stellen, werden überprüft und müssen dann freigeschaltet werden, damit das funktioniert. Es ist jedoch nicht erlaubt, ohne so eine API Fotolia-Vorschaubilder zu nutzen, um dann bei einer eventuellen Bestellung noch schnell eine Lizenz zu kaufen. Meist kann man sehen, dass eine API benutzt wird, wenn auf der Partner-Webseite zum Beispiel dynamisch im Bilderpool gesucht werden kann, da die Suchbegriffe mit von der API übergeben werden. Wer Webseiten findet, welche vermutlich keine API-Anbindung haben, aber Fotolia-Vorschaubilder zeigen, kann diese gerne an Fotolia melden, die sich dann darum kümmern.
Was sagt ihr dazu? Unübersichtlich oder sinnvolles Vertriebsmodell?