Welche Fotografen verkaufen bei der Microstock-Bildagentur istockphoto am meisten Bilder? Diese Frage ist nicht so leicht zu beantworten. Während Fotolia hier und Dreamstime hier eine übersichtliche Tabelle zeigen, gibt es bei istockphoto nichts dergleichen. Zwar gibt es eine Statistik bei istockcharts.de, aber die Hälfte der Fotografen sind dort nur in anonymisierter Form zu finden.
Deshalb ich ich per Hand (und Google) die 20 istock-Fotografen rausgesucht, die insgesamt am meisten Dateien verkauft haben:
- Yuri Arcurs (über 1,2 Millionen Downloads)
- Lise Gagne* (über 1,1 Millionen Downloads)
- DNY59* (über 0,9 Millionen Downloads)
- Sean Locke* (über 760.000 Downloads)
- hidesy* (über 600.000 Downloads)
- jhorrocks* (über 480.000 Downloads)
- alexsl* (über 420.000 Downloads)
- urbancow* (über 340.000 Downloads)
- duncan1890* (über 320.000 Downloads)
- Nikida* (über 320.000 Downloads)
- nico_blue* (über 320.000 Downloads)
- spxChrome* (über 320.000 Downloads)
- Liliboas* (über 310.000 Downloads)
- blackred* (über 310.000 Downloads)
- monkeybusinessimages (über 300.000 Downloads)
- sodafish* (über 300.000 Downloads)
- dra_schwartz* (über 290.000 Downloads)
- caracterdesign* (über 280.000 Downloads)
- track5* (über 270.000 Downloads)
- webphotographeer* (über 270.000 Downloads)
Das Sternchen bedeutet, dass diese Fotografen exklusiv bei istockphoto sind. Wir sehen, dass 18 Fotografen oder 90% der Top-Fotografen bei istock exklusiv sind. Sind die hier genannten Download-Zahlen identisch, erfolgte die Sortierung der Liste nach Portfoliogröße.
Die Liste ist übrigens ein Nebenergebnis meiner Recherche für eine interessante Frage, die in den Kommentaren meines Artikels „Die sechs Nachteile von Exklusivität für Fotografen in Bildagenturen“ aufkam, und die ich in Kürze hier beantworten will: Für wie viele Bilder in Microstock-Agenturen sind Profis verantwortlich? Meine Vermutung, die auch von Walter in den Kommentaren geäußert wird, ist, dass die Pareto-Regel auch in der Stockfotografie Anwendung findet, die besagt, dass 80% des Inhalts von 20% der Fotografen geliefert wird. Ich bin am Auszählen, das Ergebnis kommt bald.
Interessant, dass ausgerechnet der Top-Anbieter Yuri nicht exklusiv ist.
mich grauts vor dem Tag, wo die Exklusiven entscheiden inexklusiv zu gehen.
Ich find, wie Robert, es viel interessanter, wie extrem hoch die Exklusivrate unter den Top 10 ist.
Entweder die Konditionen sind einfach zu gut. Oder aber die Exklusiven werden mehr gepusht.
Danke für die Übersicht!! Jetzt bin ich neugierig: Welchen Listenplatz belegst du?
Und ich dachte immer das Gegenteil von exklusiv ist inklusiv.
Ich bin auch mal auf das Ergebnis gespannt.Da ich ja der Meinung bin, das Mikrostock ohne die Amateure nicht überleben kann. Bei den Top 20 komme ich gerade mal auf einen Bildbestand von 120.000 Bildern.
Das andere Thema Exklusivität, wo macht es Sinn?
Bei einem Durchschnittlichen Fotografen, also keiner der Top 200, bringt es scheinbar wenig.
Angenommen
Portfoliogröße 2800 Bilder
RPI – 3,27 bei 30%
Downloads im Jahr etwa 4000
Damit ist er mit den RCs etwa bei 40.000 also knapp an den 35%
Bei 30 % würde er etwa 9150 Euro Umsatz im Jahr machen RPI 3,27
Bei 35 % würde er etwa 10676 Euro Umsatz im Jahr machen RPI 3,81
Bei 40 % würde er etwa 12201 Euro Umsatz im Jahr machen RPI 4,36
Bei 16 % würde er etwa 4880 Euro Umsatz im Jahr machen RPI 1,74
Beim Streuen würde er warscheinlich auf einen RPI von über 5 kommen, eher sogar 7–8.
Beim Vergleich nach 6 Jahren und einem durchschnittlichen Portfoliowachstum von 100 Bildern im Monat, bei gelichbleibenden RPI sieht es ungefähr so aus.
Beim Krönchen mit einem RPI von 3,81 wäre der gesammt Umsatz etwa 147447.
Beim Streuen mit einem RPI von 5 wäre der gesammt Umsatz etwa 193500.
Beim Streuen mit einem RPI von 7 wäre der gesammt Umsatz etwa 270900.
@Max: ich versteh deine Zahlen irgendwie nicht. Sind das alles angenommene Werte und Zahlenspiele?
@Dan: Ich glaub jeder weiß was ich meinte. Inklusiv passt nicht, also Eigentor. Nicht-Exklusiv ist doch hoffentlich genehm? Andere Vorschläge?
@max und FoG. Mich würde das auch interessieren, auf welchen Annahmen vor allem die RPIs beruhen…
Noch ein interessantes Nebenprodukt der Diskussion: Yuri hat vor kurzem in einem TV-Interview seine jährlichen Verkaufszahlen angegeben.
http://www.welt.de/videos/deutsche-welle/article13385124/Yuri-Arcurs-ist-der-Star-der-Microstock-Fotografen.html
Da verkauft Yuri ca. 4 Millionen Bilder im Jahr (alle 8 Sekunden)- aber wo?
Istock: 1,2 Mio verkaufte Bilder. Am 1.12.2009 waren es 740.000. Also in 18 Monaten 460.000 Bilder. Ergibt auf 12 Monate gerechnet 306.000 Bilder bei Istock.
Dreamstime: Heute 297.000, am 1.12.2009: 162.000. Ergibt in 18 Mon. 137.000 Bilder, in 12 Mon. 91.000 Bilder.
Bei Fotolia kann es auch nicht sein, da er ja in all den jahren noch keine Million erreicht hat.
Dann bei Shutter?
Mit all den anderen Agenturen schätze ich 1,5 Mio Verkäufe. Damit ist er natürlich immer noch der Größte. Aber alle Zahlen muss man auch nicht glauben…
@Walter: Die Verkaufszahlen bei Shutterstock solltest Du nicht unterschätzen. Über eine halbe Million Verkäufe allein da schätze ich schon als realistisch ein. Und Yuris Bilder werden ja über zig Agenturen verkauft. Aber nachprüfen können werden wir es nicht.
@ Robert: Ja, das werden wir (wollen wir) sicher nie genau wissen. 😉
Ich denke so: DT und IS 400.000, dann Shutter 500.000, FT sagen wir mal 400.000 (sonst wäre er ja schon in der nächsten Stufe) sind zusammen 1,3 Mio. Und welche Agenturen machen wirklich noch starke Verkäufe. Auch wenn es in Summe viele Agenturen sind. Nehmen wir doch wieder 80/20. Die großen 4 sind 1,3 Mio, die 20% nochmals 320.000. Dann kommen wir auf gut 1,6 Mio.
Hätte ich aber auch gerne :-).
Zu den Zahlen.
Bei den Top 20 habe ich über http://istockcharts.multimedia.de/ einfach die Bilder der Top 20 zusammengerechnet.
Beim Istock Vergleich 30%, 35%, 40% habe ich eine Tabelle von „Dawn Liljenquist verwendet. Ich könnte aber nicht mehr sagen, wo ich die heruntergeladen habe. Im Prinzip basiert die Tabelle auf dem Durchschnittspreis eines Credits und dem durchschnittlichen Preis eines Downloads im Bereich von XS bis L.
Die Tabelle ist aber noch auf dem Stand von 2010.
Ein Credit kostete 2010 noch durchschnittlich $1,268
Creditstruktur XS‑L, 2–5‑10–15 , 2+5+10+15/4 = durchschnittlich werden 8 Credits pro DL ausgegeben.
Dadurch werden durchschnittlich pro DL ca. 8 X $1,268 = $10,14 ausgegeben. in den ursprünglichen Zahlen habe ich 2 Fehler gefunden. Erstens habe ich den Credit mit $1 gerechnet, dadurch wären 4000 DL für 40.000 RCs nötig gewesen. Richtigerweise sind es durchschnittlich ca. 5000 DL um bei den Exklusiven 40.000 RCs und damit 35% zu erreichen. Zweitens haben die non Exklusiven eine andere Creditstruktur und damit durchschnittlich 5 Credits pro Download. Somit bräuchten die non Exklusiven ca. 8000 DL um 40000 RCs zu erreichen.
Ich habe natürlich keine Ahnung, was der durchschnittliche Bildbestand eines durchschnittlichen Fotografen ist,aber nach den Istockcharts.de hat die Nr 500 (nach Files gelistet) 2422 Bilder. Da ist 2800 als Durchschnitt eher nicht zu viel.
Der Rest ist Rechnerei. Um auf 35% zu kommen braucht man ca 5000 DL als exklusiver.
Bei einem durchschnittlichen Umsatz pro DL von 10,14 sind das $50700 für Istock.
Bei 30% = ca $15210 für den Fotografen – € 10441 derzeit – RPI 3,73 geschätzte 2800 Bilder
Bei 35% = ca $17745 für den Fotografen – € 12181 derzeit – RPI 4,35 geschätzte 2800 Bilder
Bei geschätzten 2800 durchschnittlichen Bildern kann man einen durchschnittlichen RPI nur „raten“
Ein non Exklusiver hat eine andere Preisstruktur und dürfte bei der selben Bilderzahl einen RPI von 1,24 bei 16% haben.
Wenn man nun die Profis von den Amateuren trennen will, könnte man annehmen, das man etwa 4000 € Brutto im Monat zum Leben braucht.Das wären etwa 48000 € oder ca 18.000 DL im Jahr,als „durchschnittlicher“ Fotograf.Da würde ein „durchschnittlicher“ Fotograf bei einem durchschnittlichen RPI von etwa 4 ein Portfolio von 10000 Bildern brauchen. Derzeit haben nur 15 Fotografen bei Istock über 10000 Bilder. Das heißt man muss bei Istock ein sehr hochwertiges Portfolio haben. Mit einem entsprechenden überdurchschnittlich hohen RPI, um von Istock leben zu können, oder ein sehr großes Portfolio.
Was ich noch schreiben wollte. Bei istockcharts hat es mal eine Tabelle mit durchschnittlichen DL/Tag gegeben (Durchschnitt der letzten 90Tage, oder so). Wenn man alle Fotografen nimmt, welche über 50 Downloads pro Tag haben. Dann könnte man etwa die Masse an potentiel „professionellen“ Fotografen und die Zahl der Bilder schätzen. Sofern man „professionell“ mit einem Umsatz von etwa 4000 pro Monat ansetzt. Natürlich verzehrt die 80/20 Regel und Vetta/Getty das Bild ein wenig, aber es wäre ein Ansatz. Freiwillig wird Istock wohl keine Zahlen raus rücken.
@Max: Wenn ich die Erklärung deines Rechenvorgangs richtig verstanden habe, ist der RPI das Ergebnis deiner Kalkulation, basierend auf verschiedenen Downloadmengen? Außerdem scheint mir, Du Dein RPI ist pro jahr gerechnet? Üblicherweise wird der RPI pro Monat angegeben. Wie Du anhand er Umsatzzahlen in meinem Buch, oder hier http://www.istockphoto.com/forum_messages.php?threadid=140301 oder hier http://fstop57.com/2010-stock-photo-sales-review/ sehen kannst, sind 1–1,5 $ RPI pro Monat für durchschnittliche Fotografen keine Seltenheit. Profis wie Yuri oder Andres Rodruigez geben einen monatlichen RPI von 3–5$ an.
Anders formuliert: Man kann, bei entsprechend guten Bildern, auch mit 3000 Bildern gut von der Stockfotografie leben.
Der RPI ist pro Jahr und Euro gerechnet. Die Tabelle war ursprünglich dafür gedacht, abzuschätzen wie viele Downloads man für die einzelnen Prozentstufen braucht.
Bzw, wie hoch der zu erwartende umsatz für X Downloads pro jahr ist.
Wobei durchschnittlich 8 RCs pro Download gerechnet werden.
Wenn man eine durchschnittliche Portfoliogröße „schätzt“ kann man über den Umsatz auch den RPI „schätzen“.
Ein paar Schätzungen RPI/ Jahr,Euro
Für 30% – 12500 bis 39999 RCs braucht man durchschnittlich 1500 – 4999 DL/Jahr
Bei 1000 Bilder Portfoliogröße RPI ca 3,13 – 10,4 bei 30%
Bei 2000 Bilder Portfoliogröße RPI ca 1,57 – 5,2 bei 30%
Bei 3000 Bilder Portfoliogröße RPI ca 1,04 – 3,4 bei 30%
Für 35% – 40000 – 150000 RCs braucht man durchschnittlich 5000 bis 17500 DL/Jahr
Bei 2000 Bilder Portfoliogröße RPI ca 6,1 – 21,3 bei 35%
Bei 3000 Bilder Portfoliogröße RPI ca 4,05 – 14,2 bei 35%
Bei 4000 Bilder Portfoliogröße RPI ca 3,05 – 10,6 bei 35%
Die Profis haben sicher einen höheren RPI. Aber da greift eher die 80/20 Regel.
Der „durchschnittliche“ exklusive Istocker, also die restlichen 80% der exklusiven haben warscheinlich einen RPI zwischen 3–6 €/Jahr und sind bei einer Quote zwischen 30% bis 35%.
Aber irgendwie wollte ich mit meiner ganzen Rechnerei eigentlich herausfinden wie viele Profis bzw Bilder von Profis es unter den Istockfotografen gibt. Und da habe ich noch immer keinen blassen Schimmer.
Ist eine unsinnige Diskussion über einen RIP – davon leben wird wohl kaum einer können – allenfalls macht Ihr die Preise kaputt, und das speigelt sich eben auch in sinkenden Verkaufszahlen wieder, hierzu eine spannender Link:
http://www.foto-talk.relota.com/fotolia/3131-einbruch-bildverkauf-ab-2011-seit-umstellung-mir.html
@Fotoprofi: Es können einige Leute gut davon leben. Unsere Diskussion dreht sich ja darum, wie viele genau das sein könnten. Und üblicherweise führen sinkende Preise zu steigenden Verkaufszahlen, deswegen verstehe ich diese Argumentation nicht ganz.
die Preise sinken weil die Verkaufszahlen zurück gehen – nicht umgekehrt Robert!
@fotoprofi:
Ich lebe davon und das nicht schlecht. 🙂
Und ich bin seit mehr als 20 Jahren ausschliesslich Stockfotograf. Als die Makros Verkaufseinbussen hatten habe ich gewechselt. Meine Bilder laufen dort zwar noch immer, aber immer zäher. Gut ich spiele auch seit 3 Jahren dort nicht mehr ein.
Man muss nicht für Micro sein – aber man sollte einfach auch mal fairerweise zur Kenntnis nehmen, das es funktioniert. Zumindest für Leute die bald genug damit angefangen haben und das auch als 40-Stunden Job sehen. Ich habe einen mtl. RPI von $ 1.82 (über alle Agenturen) und viele, viele Bilder online. 😉
Der Beitrag den du erwähnst: Richtig. Seit FT die Suchmaschine umgestellt hat, verkaufen sich andere Bilder. Meine Bestseller (früher z.B. 2 Bilder zum Thema Wasser auf der ersten Seite) verkaufen sich nach der neuen Sortierung jetzt schlechter. Sind eben jetzt einige Seiten weiter hinten.
Neue Bilder werden auch nicht mehr wie früher zumindest am Anfang weiter vorne gelistet, sondern sind jetzt eher weiter hinten. Aber es verkaufen sich andere Bilder, die früher nicht so gingen, plötzlich sehr gut. In Summe habe ich auf den Mai im Vorjahr 15%+ bei DLs und 21%+ beim Umsatz. Trotz steigender Abos.
@ walter
Alles sehr vage walter – was bedeutet „Ich lebe davon und das nicht schlecht“? Es soll ja Fotografen geben die sehr anspruchslos sind – und warum hast Du vom Macro auf den Micro gewechselt, kann ja nicht grundlos gewesen sein?
Für mich hört sich das eher wie das traurige Beispiel eines Fotografen an, der sich offenbar an einen Strohalm klammert.….
Na dann deutlicher: Meinen RPI kennst Du und ich habe knapp 6.000 Bilder bei den meisten Agenturen online. Also mir ist der Strohhalm dick genug! 🙂
Und wenn Du es nicht glaubst, kann Dir Robert gerne meine e‑Mail Adresse zukommen lassen. Du schickst mir dann eine Mail, und ich Dir meine Steuererklärung – und natürlich auch die Abrechnungen von ein paar Agenturen.
Ich habe ja gesagt, dass die Makros immer weniger verkauft haben. Und da habe ich eben den neuen Weg versucht da er mir langfristig erfolgreicher schien, bin zur richtigen Zeit eingestiegen und habe Glück gehabt.
Neue Sachen zu versuchen ist aber offenbar nicht jedermanns Sache, wenn ich mir Deine Postings so durchlese. DU jammerst ja, dass WIR Dir die Preise ruinieren. Und DU willst einfach nicht akzeptieren/glauben, dass es erfolgreiche Microstocker gibt.
Wenn Du es nicht glaubst, biete Dir aber gerne (siehe oben) an, es Dir zu beweisen.
@walter
Deine Finanzamtbescheid interessiert bestimmt alle hier, solltest Du unbedingt veröffentlichen, dann glaube ich vielleicht Deine Umsätze.
Aber es sollte uns doch wohl klar sein, dass durch ein verbillgtes und ein vergrössertes Bildangebot keine grössere Bildnachfrage erzielt wird, und ein Bild das für ein paar Euro verkauft wird, verdrängt nur ein Bild mit reellen Preisen. Diese Abwärtstendenz schein jetzt auch FL zu treffen, daher mein Verweis auf den Link.
Letztendlich kämpfen wir alle um den selben Markt, und Microstock u.A. stellt ein ganzes System in Frage, schließlich ist irgendwann einmal ein Urheberrecht zu recht entstanden, und auch die Bildkunst wird mit Microstock überflüssig (wie kann man schließlich eine Meldung machen, wenn mann nicht mehr weiss in welchem Medium und Land verkauft wurde?)
Die einzigen Gewinner sind neben Microstock die Verlage, hierzu ein interessanter Link:
http://www.piag.de/index.php?id=223&tx_ttnews%5Btt_news%5D=1505&cHash=8c9df7ae9cf8e37a7fd3080b8bb5c08a
@Fotoprofi: Bestimmt wären wir alle glücklicher, wenn Bildkäufer weiterhin mindestens dreistellige Summen pro Bild ausgeben würden. Aber seien wir realistisch: Diese Zeit ist vorbei und das können wir genauso wenig ändern wie Plattenfirmen MP3s oder Kinos DVDs rückgängig machen können. Der Einwand mit der VG Bild-Kunst ist in der Tat berechtigt, das ärgert mich auch oft. Dass die Verlage die Gewinner sind, habe ich hier auch schon geschrieben: http://www.alltageinesfotoproduzenten.de/2010/01/28/kein-jammern-uber-gespartes-geld-in-printmedien/
„90% der Top-Fotografen bei istock exklusiv sind“
Hallo Robert,
danke für die Aufstellung. Diese belegt meine Vermutung aus der Diskussion Deines Blogeintrags „Gründe gegen Exklusivität“, dass auch zukünftig immer mehr der guten Leute exklusiv sein werden.
Gruß
Light
90% der Topfotografen sind exklusiv, aber für 90% der Krönchenträger bringt die Exklusivität warscheinlich nichts. Sogar bei den Topfotografen hat Sean Locke hat im Frühjahr zum Teil 20% weniger Umsatz gemacht als vor einem Jahr. Und das, obwohl er im Vergleich zum Vorjahr 2000 Bilder mehr hat.
Zudem jammern viele das es schwerer wird Vettas unterzubringen. Bei der Agency Collection scheinen für Bilder von Getty Fotografen geringer Qualitätsansprüche zu gelten.
Gettyimages hat mit istock die Verluste durch Mikrostock kompensiert. Gettyfotografen scheinen die Verluste im Mikrostockbereich ein wenig durch Agency und Editorial zu kompensieren. Bei dem Geschäftsmodel kann es für die Krönchenträger nicht uinbedingt besser werden.
@Fotoprofi:
» Aber es sollte uns doch wohl klar sein, dass durch ein verbillgtes und
» ein vergrössertes Bildangebot keine grössere Bildnachfrage erzielt wird,
» und ein Bild das für ein paar Euro verkauft wird, verdrängt nur ein Bild
» mit reellen Preisen.
Sehe ich anders.
Der Effekt, dass eine Massenproduktion Dinge so günstig macht, dass ganze Märkte und Branchen erst entstehen, ist doch wirklich nicht neu sondern schlichtweg allgegenwärtig. Seit Henry Ford und dem Fließband.
Ein hand-montierte und designte Waschmaschine kostet bei einem Massenhersteller intern jenseits von 5000 Euro (macht man z.B. für Messen mit Blinkekram). Müsste man – um Gewinn zu machen – also für rund 8000 – 10000 Euro verkaufen. Meinst Du, wir hätten alle auch nur Waschmaschinen, wenn der Durchschnittshaushalt sie 5 Jahre abbezahlen müsste (vom Rest der Küchenzeile ganz abgesehen)? Erst die günstigen Lieferanten – hier Fabriken der Hersteller mit Massenoutput – *schaffen* den Markt, für den sich dann wieder Saturns, Mediamärkte etc. lohnen (was hier eben Fotolia, iStock etc. sind). Das geht quer durch sämtliche Konsumgüter. Der günstige Preis schafft zunächst den neuen (Massen-) Markt. Auch bei Dienstleistungen – siehe z.B. Entwicklung des Flugverkehrs, seit es sog. Billig-Airlines gibt. Fliegen an sich gab es auch schon 50 Jahre vorher – aber das nicht-superreiche Menschen täglich von Berlin nach Frankfurt pendeln? Und das Ganze ist eben auch bei digitalen Güter so – nicht nur bei Fotos, auch bei Musik, Video, Logos, Codes, Designs, Templates … so what?
Zu Fotos: Heute kaufen zig-tausende Designer für Visitenkarten, Webauftritte, Flyer etc. ihrer Kunden Bild- und anderes Material. Das klappt nicht, wenn ein Bild mehr kostet, als die Kampagne heute im Etat hat. Selbst die Kaninchenzüchter-Postille kann dank günstigen Bildmaterials nun mit einer Illustrierten mithalten. Das klappt eben, wenn Bilder ein- oder zweistellige Euro-Beträge kosten. Bei den drei-stelligen alten Getty-Preisen werden ganze Käufer-Schichten überhaupt nicht erreicht. Da hätte ich mir als Käufer (der ich im Falle von Webdesigns für Kunden auch manchmal bin) noch nicht mal einen Account zugelegt, weil meine Kunden für diese Preise die ganze Präsenz samt Bilden erwarten. Auch da kommt übrigens ein Zustrom her: früher haben auch diese Webdesigner der zweiten und dritten Generation mit kleinen Tabletops semi-professionell selbst geknipst.
Da geht heute Zukaufen für die Kollegen schlichtweg schneller und effizienter. Für die Zeit, bis Du Olivenöl abgefüllt und den Behälter staubfrei gefriemelt hast, kannst Du bei Fotolia in kleinen Auflösungen 10 Bilder für den Kunden kaufen. Bei diesen Preisen diskutiert auch kein Kunde über Spesen. Darum klappt das Modell.
Nichtsdestotrotz: Dir muss das nicht gefallen. Einem Haufen Bastler und Ingenieure gefällt die Fabrikfertigung bis heute nicht. Und es gibt ja auch wieder Manufakturen – als Premiumservices für Kunden, die Handarbeit auch zahlen. Wenn Du Dich in diesem Teil des Marktes festsetzen kannst, ist das doch auch gut. Persönliche Bilder wie Bewerbungs- und Hochzeitsbilder wird man doch wohl nie in einem Stock kaufen – dann ist das eben Dein Markt. Was aber aus meiner Sicht keinen Sinn macht: Als Bastel-Liebhaber morgens Fabriken anzuheulen – ebensowenig wie als Fabrikarbeiter eine Ingenieursgesellschaft zu beschimpfen. Die Segmente haben – aus meiner Sicht – kaum etwas miteinander zu tun. Ebensowenig wie Stockfotografie und explizite Auftrags-Fotografie.
@Dr. Michael Gellner:
Da kann man unterschiedlicher Meinung sein, aber – das Geld wird nunmal als Fotograf im Stockbereich redaktionell oder werblich verdient – und hier gibt es ein Budget das ausgegeben werden kann, billige Bilder drücken dort bestenfalls die Preise nach unten.
Wenn Du einen Bilick in die MFM Honorarempfehlungen der letzten Jahre wirfts, dann siehst Du einen deutlichen Abwärtstrend, aber Du wirst nicht gleichzeitig eine größere Bildanzahl in den einzelnen Illustrierten oder auf werbl. Anzeigen sehen.
Die Illustrierten und Magazine mögen Nutzniesser sein, auch mögen die sinkenden Preise dort willkommen sein, aufgrund der sinkenden Budgets im Medienbereich wg Einbruch bei den Anzeigenumsätzen etc. Der Markt ist aber für den (Micro-)Stockbereich relativ klein im Gegensatz zu „Jedermann“ da draussen. Eben weil jede kleine Butze sich die Bilder leisten kann. Wenn man mit offenen Augen durch die Stadt läuft und Schaufenster ansieht, oder Prospekte in Läden, sieht man immer mehr Bilder die man aus dem Microstock kennt. Und diese Millionen von Läden WELTWEIT – DAS ist die neue Zielgruppe. Die würde niemals auf die Idee kommen, bei Getty zu kaufen bzw dass Budget dafür bereitzustellen (Leisten könnten es sich einige wohl, aber nur weil Geld da ist, muss es ja nicht ausgegeben werden).
Aktuell schönes Beispiel: Oktoberfest-Prospekte und Flyer. Die meisten, die diese Bilder kaufen, würden die Getty-Preise niemals bezahlen. Und dennoch machen wir gute Umsätze.
@Carsten:
Auch vor dem Microstockmarkt gab es Flyer etc. – hier wurde kein neuer Markt geschaffen. Nur war man vorher eher bereit Geld für Fotos auszugeben.
@Fotoprofi:
Entschuldigung – nein! Natürlich gab es Flyer etc. Da wurde dann aber auch alles eingesetzt, was auf den drei Corel-Bitmap-CDs bei war und Schluss. Das sehe ich schon wie Carsten. Habe ich ja auch so geschrieben. Und nochmal: eine ganze Generation Designer kauft für die Kunden heute dieses Stockmaterial – auch für Flyer. Da wäre für den Friseurladen um die Ecke oder das Gästezimmer auch damals kein Fotoauftrag bei rausgekommen. Diese (End-)Kundengruppe ist neu. Nimmst Du denn diese Professionalisierung Deines Siedlungsmagazins und weiteren Gedöns in Deinem Briefkasten gar nicht wahr? Das sah doch vor 10 Jahren anders aus – Kurzformel: keine Fotos oder wertigen Illustrationen.
Dasselbe gilt für das ganze Netzleben – Netlabels, Blogs etc. Das lebt von günstigem Stockmaterial und hat als Einkommen nie Etats von Verlagen gehabt. Aber diese Groschengeber, die sich über Affiates geringfügig refinanzieren sind eine neue und in der Summe umsatzstarke Kundengruppe. Auch dieser Blog hier macht das übrigens. Hast Du diesen Trend wahrgenommen? Es gab letztes Quartal alleine von WordPress die 50 millionste Stand-alone Installation – von den anderen Systemen und Online-Services mal abgesehen (bei WordPress kommt auf eine Stand-alone-Installation etwa ein Online-Blog – macht dann also 100 Millionen Systeme, von denen schon einige den Content ansehnlich ausgestalten wollen). Wie schätzt Du das quantitativ ein – alles Kleinkram, gab es vorher auch schon?
@Michael: Ich glaube, das Problem ist, was ich ja schon mal im Blog beschrieben hatte (http://www.alltageinesfotoproduzenten.de/2010/03/31/die-entwicklung-von-microstock/), ist folgendes: Zwar gibt es jetzt deutlich mehr Kunden, die Microstock einkaufen, aber das verloren gegangene Geld der Macrostock-Kunden, die jetzt ebenfalls Microstock einkaufen, kompensieren diese – wahrscheinlich/vielleicht/vermutlich – nicht.
Da hat Robert sicherlich Recht, dass die Macros hier nicht kompensiert werden, was wohl auch der Grund ist, warum sich einige aufregen. Das kann tot diskutiert werden bis zur Wiederauferstehung, der Micromarkt hat sich gebildet und ist Fakt.
Man kann jetzt weiter versuchen, im Macro oder RM Segment zu bleiben, was es sicherlich weiter geben wird, nur nicht mehr so einfach wie früher, denn auch hier muss man eine höhere Qualität mit mehr Einsatz abliefern. Wer von seinem Portfolio dennoch gut leben kann, soll sich einfach freuen, dass er so gute Arbeit geliefert hat, dass es immer noch Firmen/Personen gibt, die dies bezahlen bzw. benötigen.
Oder man entscheidet sich bewusst für Micro. Richtig aufgezogen lässt sich da auch heute noch Geld verdienen, in den nächsten Jahren besonders dann, wenn man im Video/Filmbereich fit ist (in dem Markt sehen wir in den nächsten Jahren auch das größte Wachstumspotenzial).
Oder man macht ganz was anderes. Märkte ändern sich, das haben sie schon immer getan. Auch das ist Fakt. Den alten Zeiten nachweinen bringt einen auch nicht weiter… 😉