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iStockphoto ändert Preisstruktur

Vor paar Tagen hat die Microstock-​Bildagentur iStockphoto ange­kün­digt, ihre Preisstruktur kom­plett neu zu überarbeiten.

Bisher gab es vie­le ver­schie­de­ne Kollektionen (grob auf­stei­gend sor­tiert nach Preis):

  • Value Collection“ (ehe­mals „Dollar Bin“), Bilder, die sich lan­ge nicht ver­kauft haben und für nur einen sehr gerin­gen Preis ange­bo­ten werden
  • Main Collection“, in der die „nor­ma­len“, nicht­ex­klu­si­ven Bilder waren
  • Exklusiv“, also exklu­si­ve Fotos, die teu­rer als nor­ma­le Bilder waren
  • Photo+“, das waren Bilder nicht­ex­klu­si­ver Fotografen mit vie­len Verkäufen, die eben­falls etwas teu­rer ver­kauft wurden
  • E+“, bei der exklu­si­ve Fotografen einen Teil ihrer Bilder ein­rei­chen konn­ten zu einem noch etwas höhe­ren Preispunkt
  • Vetta“, Bilder mit einer beson­de­ren Bildsprache und außer­ge­wöhn­li­che­ren Motiven zu einem noch höhe­ren Preis
  • The Agency Collection“ mit Bildern ande­rer (Macrostock-)Bildagenturen, fast zu Macrostock-Preisen

Das führ­te einer­seits oft zu Verwirrung der Bildkäufer, weil die­se nicht auf Anhieb erken­nen konn­ten, wie teu­er ein Bild war und auch die Bildqualität ent­sprach oft nicht immer dem genann­ten Preis (vor allem bei E+ und The Agency Collection). Außerdem beschwer­ten sich manch­mal die exklu­si­ven Fotografen, weil iStockphoto einen Preisfilter hat­te, bei dem in den unte­ren Preisstufen logi­scher­wei­se kei­nen exklu­si­ven Fotos ange­zeigt wur­den, weil die­se durch die Bank weg teu­rer waren.

Deshalb hat iStockphoto nun ent­schie­den, die­se Preisstruktur zu ver­ein­fa­chen. Im Grunde ist das ein begrü­ßens­wer­ter Ansatz. Die geplan­te Struktur sieht so aus:

  • Main“, die nor­ma­len nicht­ex­klu­si­ven Bilder sowie exklu­si­ve Fotos ohne Downloads
  • Signature“, die nor­ma­len exklu­si­ven Dateien sowie gut lau­fen­de nicht­ex­klu­si­ve Bilder und E+-Dateien ohne Downloads
  • Signature+“, beson­de­re exklu­si­ve Files (E+) sowie sich sehr gut ver­kau­fen­de nicht­ex­klu­si­ve Bilder und Vetta-​Bilder ohne Downloads
  • Vetta“, die bis­he­ri­gen Bilder aus der Vetta- und der Agency-​Kollektion und aus E+, wenn letz­te­re sehr vie­le Verkäufe und eine pas­sen­de Bildsprache haben
  • Value Collection“, wird nicht mehr aktiv bewor­ben, scheint vor­erst aber erhal­ten zu bleiben

Was bedeu­tet das?

Die größ­te Änderung ist, dass die Preisgrenze zwi­schen exklu­si­ven und nicht­ex­klu­si­ven Bildern auf­ge­ho­ben wird. Damit kön­nen nicht­ex­klu­si­ve Bilder im Einzelfall teu­rer wer­den, aber ver­mut­lich öfter exklu­si­ve Dateien bil­li­ger wer­den, wenn sie nicht oft genug ver­kauft wer­den. Angesichts der Aufhebung des Upload-​Limits bei iStockphoto und der damit ein­her gehen­den Flut neu­er Bilder eine rea­lis­ti­sche Option. Außerdem kön­nen exklu­si­ve Fotografen kei­ne Bilder mehr für E+ einreichen.

Neben der Vereinfachung der Preisstruktur ist das Ziel von iStockphoto, die Preise stär­ker an die Bildqualität zu bin­den. Beide Ziele hal­te ich mit die­sen Mitteln nur teil­wei­se für umsetz­bar. Fangen wir mit der Vereinfachung an. 5 statt 7? Selbst wenn wir die aus­lau­fen­de Value Collection igno­rie­ren, haben wir 4 Preispunkte, genau so viel wie Fotolia übri­gens. Viel wich­ti­ger ist aber der Zusammenhang zwi­schen Preis und Qualität. Exklusive Bilder mit iden­ti­schen Downloadzahlen blei­ben im Vergleich zu nicht­ex­klu­si­ven Bildern trotz­dem teu­rer. Das hat für mich eine Berechtigung eben wegen der Exklusivität, aber mit Bildqualität hat das nichts zu tun, denn exklu­si­ve Fotografen machen nicht auto­ma­tisch bes­se­re Bilder.

Noch kras­ser fällt der Unterschied bei Fotos aus der Agency Collection aus. Salopp gespro­chen benut­zen eini­ge (nicht alle) Macrostock-​Agenturen das als „Abfalleimer“ für ihre alten Bilder, die sie selbst nicht mehr ver­kauft bekom­men und die nun ohne Qualitäts- oder Keyword-​Filter zu iStockphoto kom­men. Damit ver­stop­fen sie die Suchergebnisse mit hohen Preisen, aber eben­falls deut­lich schwan­ken­der Qualität und teil­wei­se einem hohen Bildalter, was bei People-​Bildern eben­falls einen Qualitätsunterschied durch einen ver­al­te­ten Look (Kleidung, Frisur, Requisiten) bedeu­tet. Ich weiß, sol­che Vergleiche sind immer bil­lig, aber trotz­dem: Rechtfertigt die Bildqualität die­ser bei­den Fotos hier und hier einen 15fachen Preisaufschlag? Auch die Zusammenführung von der Agency-​Kollektion mit Vetta führt zur Verwässerung, weil die letz­te­re eine streng kura­tier­te Kollektion war und sie ers­te nicht.

Ebenfalls ver­gleich­bar ist es, wenn wir an Motive den­ken, die im Überfluss vor­han­den sind: Nehmen wir den berüch­tig­ten „Apfel auf wei­ßem Hintergrund“. Ein Foto die­ses Apfel star­tet ganz unten in der Preiskette. Nach eini­gen Verkäufen wird das Bild hoch­ge­stuft und damit teu­rer. Die Kunden kau­fen dann eben eins der fast iden­tisch aus­se­hen­den, bil­li­ge­ren Apfel-​Bilder. Damit fällt nach einer Weile wie­der das teu­re­re Apfel-​Bild im Preis, das ande­re steigt auf und so wei­ter. Mit Qualität hat die­ser Mechanismus wenig zu tun, eher mit (Über)-Angebot und Nachfrage. Andererseits ist es eben auch sinn­voll, weil ein grü­ner Apfel nicht bes­ser wird, nur weil er exklu­siv ange­bo­ten wird und damit allein des­halb in der Vergangenheit teu­rer war.

Außerdem wird es für Fotografen schwe­rer, wel­che sehr künst­le­ri­sche Fotos mit außer­ge­wöhn­li­chen Motiven machen, die zwar optisch sehr ansehn­lich sind, aber wegen ihrer Extravaganz oder Seltenheit kei­ne Mainstream-​Ware sind und nur weni­ge Verkäufe erzie­len. Wenn jetzt Verkäufe der ein­zi­ge Faktor für die Preiseinstufung sind, loh­nen sich sol­che Motive noch weni­ger bei iStockphoto.

Was bedeu­tet das für exklu­si­ve iStock-Fotografen?

Wie vie­le ande­re Fotografen ver­mu­tet auch Michael Jay in sei­nem Blogartikel über die Änderung, dass haupt­säch­lich exklu­si­ve Fotografen die Risiken zu tra­gen haben wer­den. Im Grunde blei­ben nach die­ser Änderung nur zwei Vorteile für Exklusivfotografen: Die höhe­ren Prozentanteile und die Möglichkeit, den Vertrieb über das Partnerprogramm (Thinkstock, Photos.com etc.) zu unter­sa­gen. Ich bin mir nicht sicher, ob das Anreiz genug ist.

Früher dach­te ich immer, dass exklu­si­ve Bilder sehr wich­tig für eine Agentur wären, weil sie sich damit von ande­ren abhe­ben kann, aber es scheint, als bevor­zu­ge iStockphoto statt­des­sen die Strategie, lie­ber den Fotografen mög­lichst wenig aus­zu­be­zah­len. Da haben nicht­ex­klu­si­ve Fotografen mit ihren höchs­tens 20% den Vorteil gegen­über Exklusivfotografen, die 25–45% bekom­men Doch dazu bald mehr in einem ande­ren Blog-Artikel.

Was meint ihr? Was sind die Vor- und Nachteile der neu­en Preisstruktur bei iStockphoto?