Jeder, der selbständig oder Freiberufler ist und nicht gerade Arzt oder Rechtsanwalt, wird diese Frage schon mal gehört haben: „Kannst du von deiner Arbeit leben?“ Ich höre das ständig. Deshalb fand ich es gut, dass sich Gisela Enders dieser Frage angenommen hat und heute erklärt, was dahinter steckt.
Gisela ist nicht irgendjemand. Doch dafür muss ich kurz ausholen. Vor meiner Selbständigkeit habe ich trotzdem unzählige Jobs gehabt, Zeitungsausträger, Nachhilfelehrer, Pressesprecher, in einer Wäscherei, im Baumarkt, in einer Drogerie und so weiter. Dabei hatte ich ebenso viele Chefs. Gisela war für fast zwei Jahre meine Chefin bei der BUNDjugend, wo ich zusammen mit einem Haufen junger, idealistischer und lernfähiger Leute meinen Zivildienst geleistet habe.
Gisela war – bei allem Respekt vor den anderen Chefs – meine beeindruckendste Chefin, weil sie es geschafft hat, uns jungen Leuten das Gefühl zu geben, dass wir etwas können. Sie legte viel Wert darauf, sich und uns weiterzubilden, auf selbständige Arbeit und konnte einen so motivieren, dass selbst der Küchendienst eine Freude war.
Deshalb wundert es mich nicht, dass sie sich mittlerweile als Beraterin für Existenzgründungen und Veränderungen in Berlin selbständig gemacht hat. Wer wissen will, was sie macht, findet hier ihre Webseite.
Los geht:
—–ab hier schreibt Gisela Enders —-

In meiner Arbeit mit Gründern wird mir immer wieder berichtet, dass sie mit der Frage „Und, können Sie denn davon leben?“ konfrontiert werden, die sie als sehr abschätzig bewerten.
Ich kann mich selbst noch an den Beginn meiner Selbständigkeit gut erinnern und daran, wie die Frage mich zu Beginn getroffen hat. Damit dies möglichst wenigen passiert, will ich meine Gedanken zu dieser Frage gerne ein wenig ausführen.
Wann wird die Frage überhaupt gestellt? Ja, meist nicht, wenn man nur seine Berufsbezeichnung gesagt hat, sondern wenn man auch etwas darüber erzählt hat, dass man sich selbständig gemacht hat und sein eigener Chef ist. Dass man seine Aufträge selbst akquiriert und ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung anbietet. Je früher man im Status der Selbständigkeit ist, umso mehr schwingen eher Pläne als Realitäten mit. Ein tolles Einfallstor – um mit der Frage „Und davon kannst Du leben?“ alle eigenen Zweifel hochzubringen. Aber auch in späteren Phasen der eigenen Unternehmung wird die Frage immer wieder gestellt. In meiner Wahrnehmung passiert das häufiger denen, die eine Dienstleistung anbieten als jenen, die wenigstens ein handfestes Produkt vorweisen können. Da hatte ich neulich eine Fotografin, die mit ihren Fotos deutlich mehr verdient, als sie dies als Angestellte je realisiert hat. Und sie war empört über die Frage, weil sie es – nach einem anregenden Gespräch über ihre verschiedene Angebote – als eine Entwertung ihrer Arbeit, ja als Unverschämtheit, verstanden hat.
Wir reden in Deutschland wenig über Gehälter und wenn jemand angestellt arbeitet, wird selten in Frage gestellt, dass diese Person davon (irgendwie) leben kann. Derweil sind es oft gerade die Angestelltenverhältnisse, die mit niedrigen Gehältern und einem hohen zeitlichen Einsatz daherkommen. Dennoch würden wir es als grenzüberschreitend und indiskret verstehen, wenn wir nicht nur nach der Gehaltshöhe fragen würden, sondern auch gleich in Frage stellen würden, dass man davon leben könne.
Warum wird Selbständigen also diese Frage so oft gestellt? Leider ist man als Betroffene/r in dieser Situation oft so baff, dass man sich nicht traut zurückzufragen, was die Motivation für diese Frage ist. Und ich bin sicher, dass diese Motivation vielschichtig und auf den ersten Blick selbst dem Fragenden nicht unbedingt zugänglich ist. Ich habe mir schon viele Gedanken auch mit Klienten dazu gemacht, einfach um zu sehen, welche Bedeutungsgebung man dieser Frage jeweils geben mag.
Sachorientiert könnte der Anlass der Frage ein Interesse am wirtschaftlichen Konzept hinter der Unternehmung darstellen. Also bei einem Fotografen möglicherweise die Frage, wie und an welcher Stelle man mit Fotos Geld verdienen kann, was ja für Außenstehende eine möglicherweise berechtigte Frage ist. Bleibt allerdings offen, warum gleich in Frage gestellt wird, dass man davon leben könne. Dennoch gibt es sicherlich einige Gründergeschichten, bei denen sich das wirtschaftliche Konzept dahinter nicht erschließt – von daher kann diese Neugierde durchaus seine Berechtigung haben. Diese Neugierde wird sicherlich auch noch durch wenige Informationen zu Gründern und den Start in die Selbständigkeit gespeist. Wir kennen uns relativ gut aus, was Tarifgehälter angeht, wir haben grobe Einschätzungen, wie viel man in welchem Berufszweig angestellt verdient. Entsprechend meinen wir, nicht nachfragen zu müssen (zumal die Frage nach der Gehaltshöhe in Deutschland eher verpönt ist). Obwohl sich auch im Angestelltenbereich viel verändert und es mittlerweile durchaus zu prekären Gehältern kommt, die jenseits der minimalen Lebenshaltungskosten so gut wie keine Sprünge mehr erlauben. Bei Selbständigen wissen viele nicht, wie viel üblicherweise verdient wird und wie viel übrig bleibt, nach Abzug aller Kosten. Und zugegeben, nicht viele Selbständige lassen sich hier in die Karten schauen. Allerdings ist möglicherweise die Frage „Können Sie davon leben“ nicht die geeignete Form, um vertrauensvoll Informationen zur wirtschaftlichen Situation des Gesprächspartners zu erhalten.
In der Frage kann aber auch eine Ich-Botschaft stecken, besonders bei denen, die sich schon immer gerne einmal selbständig gemacht hätten, sich aber nicht trauen, diesen Schritt zu gehen. Da ist eine vage Antwort oder das Eingeständnis von wirtschaftlichen Schwierigkeiten doch eine willkommene Rückversicherung. Die eigene ängstliche Seite kann sich bestätigt zurücklehnen und weiter darauf beharren, schön brav angestellt weiterzuarbeiten. Kein Anlass, die eigene Situation zu hinterfragen oder neidisch zu werden.
Neid kann sich auch aus dem bisherigen Gespräch ergeben. Da wurde berichtet von vielen neuen Herausforderungen und von der Leidenschaft, sich mit etwas selbständig zu machen, wofür man brennt. Von aufregenden neuen Kontakten und der Freiheit eigene Entscheidungen zu treffen und die eigene Zeit frei einzuteilen. Und und und… Da ist doch aus der Sicht des Angestellten – davon sind immerhin 85% mit ihrem Job unzufrieden – doch mal eine kleine Frage nach dem Haken an der Sache erlaubt.
Dann gibt es da auch die Du-Botschaft, die tendenziell am ehesten gehört wird. Hier steckt Zweifel an der neuen Unternehmung des Gesprächspartners drin. Es wird in Frage gestellt, dass der andere von seinem Geschäft leben könne. Damit wird auch das ganze Konzept in Frage gestellt, denn kein Selbständiger macht sich selbständig ohne die Absicht, davon leben zu können. Alles andere ist ein Hobby.
Auf diesem Fuß erwischt, entfaltet die Frage ihre ganze verunsichernde Kraft. Und es kann im schlimmsten Fall so verunsichernd sein, dass man tatsächlich an seinem Plan zu zweifeln beginnt und darüber nachdenkt, sich doch möglichst bald wieder eine Stelle zu suchen. Oder es kann einem wenigstens den Tag versauen. Aber es könnte auch wütend machen. Über eine unverschämte Frage.
Um demotivierende Wirkungen abzuschwächen, halte ich es für die Befragten sehr sinnvoll, die möglichen vielfältigen Motivationen der Frage in den Blick zu rücken, möglicherweise nachzufragen oder sogar deutlich zu machen, dass man sich auf die Bedeutung der Herabwürdigung nicht einlassen will. Oder kurz und pauschal zu antworten und sich nur mit den eigenen Gedanken zur eigenen Bedeutungsgebung zu beschäftigen – denn das bestimmen immer noch wir selber, wie wir darüber nachdenken. Meine Lieblingsantwort habe ich von einer befreundeten Fotografin gehört. Sie sagt, wenn die Frage kommt, schaue sie neugierig und kritisch an sich runter und stelle fest: „Ich glaub, ich bin nicht tot!“
Ich würde mich freuen, wenn meine Gedanken auch dazu führen, dass der eine oder die andere Fragende über seine ganz eigenen Motivationen bei dieser Frage nachdenkt. Verbunden mit neuen Möglichkeiten, diese spezifische Motivation in eine klare Frage zu packen oder vielleicht auch einfach zu schweigen?
Gisela Enders
Nach fast 30-jähriger Selbständikeit – früher Studio für Portraits und Reportagen, dann in der Stockfotografie (unter der sich ja niemand etwas vorstellen kann) – bekam ich diese Frage xxxmal gestellt. Am Anfang nervt es, dann habe ich begonnen mit einem süffisanten Lächeln „in meinem Alter sind die Ansprüche nicht mehr so hoch“ zu antworten.
Viel mehr hat mich aber gestresst als ich, kurz nachdem ich mein Studio eröffnet hatte, an einem Nachmittag unter der Woche ins Schwimmbad ging und prombt gesehen wurde. „Natürlich jetzt als Selbständiger kann er unter der Woche baden gehen“! Das ich jedes Wochenende mit Hochzeiten, Erstkommuinonen, Weihnachtsbildern verbracht habe, hat ja niemand gesehen. Aber auch darauf habe ich meine Standardantwort gefunden: „Selber schuld wenn Du das nicht kannst. Hättest Du was besseres gelernt!“. Dann ist schnell Ruhe.
Die Frage ist der ultimative Test für die eigene Eignung zu einer Selbständigkeit. Reagiert der Befragte innerlich zu emotional, sollte er an sich selbst arbeiten und seine Eignung überdenken. So eine Frage muss einfach ignoriert werden. Adiós, fremdgenährte Selbstzweifel.
Ansonsten denke ich, die Ich-Botschaft überwiegt deutlich. Viele Leute wären gerne Ihr eigener Chef, fühlen aber, dass ihnen das notwendige fachübergreifende Talent fehlt, welches die Selbständigkeit erfordert. Zudem wird der Frager auch nicht gerade mit Informationen über Einnahmen von Selbständigen überhäuft. Die greifbaren Medien berichten allzu gerne eher über das Scheitern als über die Erfolge; und natürlich scheitern auch viele Neugründungen in den ersten Jahren.
Speziell im Bereich Fotografie – sowie in anderen kreativen Bereichen – fehlt aber auch die Wertschätzung an den Arbeiten. Wie der Strom aus der Steckdose kommt, stehen die Bilder einfach in der Zeitung. Berechtigt zu fragen: Wer zahlt für sowas?
Die Häufigkeit dieser Frage nimmt auch proportional zur Verbreitung der Digicams zu. Heute ist jeder „ambitionierter Amateur“, wenn er auch nur eine Kompakte besitzt. Fotografieren ist schön einfach geworden: Nur aufs Knöpfchen drücken. 😉
Bei mir wird oft gesagt: „Du hast es gut, Du arbeitest ja als Fotograf fest angestellt beim Bund! Da verdient man ja genug.“ Mitnichten kann ich da nur antworten. Ich habe früher als Selbstständiger brutto mindestens drei Mal so viel verdient.
Und während die Kollegen (Soldaten und Beamte) zumindest die Möglichkeit haben, mal eine Stufe höher zu steigen, muss man als ziviler Mitarbeiter nur neidisch zuschauen.
„Kann man davon leben?“ Diese Frage habe ich noch nie gehört, seit ich angestellt bin. Wohl aber als selbstständiger. Ich würde darauf antworten „Nein, kann man nicht. Darum arbeitet meine Frau ja auch noch mit.“
Und darum habe ich mir jetzt mit zwei Kollegen zusammen ein Gemeinschaftsstudio eingerichtet. Wetten, dass jetzt die Frage „Kann man denn davon leben?“ wieder häufiger gestellt wird? 😉
Wenn jemandem so eine Frage gestellt wird, heisst das ja wohl, dass er wie ein Penner auftritt.
Ich kann auch garnicht nachvollziehen wieso diese Frage ein Problem für den Befragten ist.
Ergänzung:
Mein Denken ist bestimmt dem fremden Kulturkreis zu verdanken. Ich lebe in Spanien
Man kann aus einer Mücke auch einen Elefanten machen…
Mindestens ein Teil des Problems liegt ja immer auch beim „Empfangenden“, d.h. wie interpretiere ich eine Frage? Wer eine positive Einstellung hat, wird stolz antworten können „Ja sicher“ und nur wer selber das Haar in der Suppe sucht, sieht in der Frage einen negativen Aspekt.
Wenn ich erzähle,dass ich schon wieder Fotos verkauft habe,dann ernte ich immer wieder erstaunte Gesichter 🙂 Wenn ich jetzt noch davon leben würde, wäre der Schock wohl groß. Wie so oft kommt es aber auf den Ton an,wie jemand fragt.
Meine Antwort wäre übrigens „Wenn man gut ist,ja!“
Meine Standardantwort auf diese immer wiederkehrende Frage ist: „Nein, ich mach das nur als Hobby“. Schon die Frage an sich lässt auf darauf schließen, dass der Fragende eigentlich gar nicht wirklich an einer sachlichen Antwort interessiert ist, sondern eher eine Abgrenzung vollzieht. Ander wäre es, wenn jemand fragt: Und wie kann man davon leben, wie funktioniert das, etc?“
Über den Grund dieser Frage habe ich mir bisher noch nie so wirklich Gedanken gemacht. Ich finde sie immer nur ziemlich daneben, weil ich dabei das Gefühl habe, mich für meine Arbeit rechtfertigen zu müssen! Als ob es etwas Verwerfliches sei, seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. Nur, weil jemand anderes sich das nicht traut.
Interessant ist es aber schon, dass diese Frage überhaupt gestellt wird. Kennt jemand den Spruch: „Wo ein Arzt ist, ist auch ein Kranker“? Wenn auf einer Party ein Arzt anwesend ist – privat, nicht im Dienst – kommt garantiert irgendwann jemand in die „Sprechstunde“ und hätte gerne einen fachlichen Rat. Obwohl heutzutage vor allem bei Hausärzten die Frage „kannst du davon leben?“ durchaus auch berechtigt wäre… Zu mir ist jedenfalls noch nie jemand gekommen und hat mich nach Tipps für bessere Fotos gefragt! Und der Bedarf wäre enorm! Vielleicht sollte man mit einer Gegenfrage antworten?
Ich weiß nicht, ob sich die Fragenden selber immer darüber im Klaren sind, wie abwertend diese Frage eigentlich verstanden werden kann. Viele halten das vielleicht nur für ganz normalen Smalltalk. Am Ende denken einige sogar noch, es sei höflich, zu fragen. Ich weiß es nicht.
Da diese Frage sicher immer wieder auftauchen wird, sind ein paar gute Antworten im Hinterkopf auf jeden Fall sehr viel Wert! Und davon habe ich jetzt noch ein paar mehr. Danke für die Anregung!
Wie sagte es treffend Bokelberg: Die Fotografie ist in der Hand von Amateuren, leider ist es unumkehrbar.
Besser kann man es nicht sagen, man sieht es deutlich!
@ Max Wuterich
Deine Aussage erschliesst sich mir genausowenig wie die blöde Frage, ob man davon leben kann.
„Amateur“ heißt auf Deutsch nichts anderes als „Liebhaber“. Das ist ja per se nichts schlechtes, oder? Ich liebe auch, was ich mache, ansonsten würde ich das ganze Drum und Dran mit Buchführung und Steuererklärungen etc. kaum ertragen.
Wenn man sich die Internetseiten mancher Profifotografen anschaut, kann man auch gewaltig die Hände über dem Kopf zusammenschlagen. Dagegen sind manche Fotos ambitionierter Hobbyfotografen um Längen besser!
Klar sind Hobbyfotografen, die nebenbei mal ein paar ihrer Werke in Bildagenturen zum Verkauf anbieten, eine echte Bedrohung für die, die davon leben wollen oder müssen. Jedes von einem „Hobbyisten“ verkaufte Foto schmälert schließlich den Gewinn derer, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Andererseits, wenn diese Hobbyfotos wirklich so schlecht wären, würde sie ja niemand kaufen, oder?
@Olaf Pokorny: „mancher Profifotografen“ – die können aber davon leben…
@Max Wuterich: Können sie das wirklich? Das steht auf den Seiten selten drauf. Manch einer macht das ja vielleicht auch nur nebenberuflich, weil er/sie eben nicht davon leben kann. Oder jemand, der gerade erst anfängt, kann meist auch noch nicht gleich davon leben.
Um bei den Übersetzungen zu bleiben: „Profi“ kommt von „Profession“ und das bedeutet ja nichts anderes als „Beruf“. Also jeder, der die Fotografie zu seinem Beruf gemacht hat, kann sich Profi nennen. Aber genauso, wie es gute und schleche Bäcker gibt, gibt es auch gute und schlechte Berufsfotografen. Über „Qualität“ sagt das ja gar nichts aus. Das wollte ich damit zum Ausdruck bringen. Das Zitat, dass Du aufgeschrieben hast, impliziert irgendwie, dass „Amateur“ gleichbedeutend ist mit „schlecht“ und „Profi“ mit „gut“. Das kann man so pauschal aber nicht sagen. Insofern finde ich das Zitat etwas merkwürdig und frage mich, was Herr Bokelberg damit zum Ausdruck bringen will? Wenn man selber gute Arbeiten abliefert – und das würde ich Herrn Bokelberg schon unterstellen – braucht man sich doch von „Amateuren“ nicht bedroht zu fühlen. Neid und Missgunst kommen doch nur auf, wenn man an sich selbst und seiner eigenen Arbeit zweifelt, oder sehe ich das falsch? Das heißt nicht, dass man über jede Kritik erhaben sein sollte, aber ein gesundes Maß an Selbstvertrauen sollte man schon mitbringen, wenn man in der Selbstständigkeit überleben will. Sich über die böse Welt zu beklagen bringt einen jedenfalls nicht weiter und ändert an der Situation auch nichts.
@Olaf Pokorny: Leider spielt der Preis eine entschiedenere Rolle als die Qualtität eines Bildes. Heute kann jeder, der in der Lange ist eine Kamera eingigermaßen gerade zu halten, ein brauchbares Foto produzieren.
Amateure machen soetwas in der Regel. Profis arbeiten zielgerichtet auf Kundenwunsch. Die großen Profiteure des neuen Bildermarktes sind derzeit die Programmierer – nicht die Fotografen.
Um hier mal auf die Fragestellung „kannst Du davon leben“ zu kommen – die Frage kommt ja wohl nur auf wenn jemand davon lebt, kein Mensch kommt doch auf die Idee einen Bäcker zu fragen, daher kann das nur als eine rein rhetorische Frage sehen.
Im allgemeinen versteht man unter Profi einen der davon lebt, so wurden früher z.B. Profis bei Olympia ausgeschlossen.…
Amateure sind die jenigen, die sind freuen wenn die Kamera davon finanziert wird oder der nächste Urlaub. Profis zahlen Steuern, die Krankenversicherung, die Altersvorsoge, die Steuern und beschäftigen Angestellte.….…und so weiter.…
@Max: Immer wieder erstaunlich, wie Du es bei jedem Beitrag egal zu welchem Thema schaffst, Deinen Frust über Amateure, die Fotos verkaufen, auszulassen. Ich nehme an, Du wärst für eine Wiedereinführung einer verpflichtenden Handwerkskammerprüfung, bevor sich jemand Fotograf nennen darf?
@R. Kneschke: Nein – es gab immer schlechte Fotografen und gute Quereinsteiger. Aber etwas mehr gestalterisches Know How wäre sicher gut, Technik ist bestenfalls die „halbe Miete“.
Frust ist das falsche Wort – ist eher ein Feststellung.
Klar bekommt man diese Frage das ein oder andere mal gestellt. Zumeist aus unterschiedlicher Intension, aber gestört oder gar „getroffen“ hat es mich nie. Einige Meschen haben auh einfach einen sehr begrenzten Horizont und können sich in vieles nicht hinein versetzen. D. h. doch nicht zwangsläufig das diese böse oder abwertetnd gemeint ist. Ist doch eine völlig normale Frage wenn man sich etwa nicht vorstellen kann oder weiss, so habe ich gelernt, darf man auch nachfragen/nachschlagen. Verstehe nicht was an dieser Frage so abwertend sein soll. Zumal, wenn mich eine solche, schon fast polemische Frage irretiert, bzw mich in Selbstweifel stürzt, ist man wohlmöglich nicht für die Selbständigkeit gemacht. Also ganz ehrlich gesagt kann ich das so nicht nachempfinde, aber so sind die Menschen unterschiedlich und ich habe wieder etws dazu gelernt.
@ Robert : ja das ist doch eine tolle Idee . Zumindestens einen Basislehrgang einzuführen .
Wie arbeitet eine Kamera , was ist Blende , Tiefenschärfe , Belichtungstechniken etc. was muss ich tuen wenn dies und das usw.
70 Prozent würden durchfallen .
Heutzutage ist Fotografie nur noch geballere , auf den Moni schauen und den Rest am Rechner gemacht . Fette Ausrüstung kaufen und denken yeah ich bin Fotograf .
@Max: Marktwirtschaft funktioniert normalerweise so, dass Angebot und Nachfrage den Preis bestimmen. Der Begriff „Qualität“ taucht da gar nicht auf. Die Frage ist, bei welchem Preis treffen sich Anbieter und Käufer? Zu welchem Preis biete ich an und finde ich jemanden, der bereit ist, das zu bezahlen? Wenn ich von der hohen Qualität meiner Fotos überzeugt bin, muss ich sie ja nicht über Microstock „verschenken“. Niemand wird dazu gezwungen, also muss man sich auch nicht über die Preise beschweren.
Du sagst: „Profis arbeiten zielgerichtet auf Kundenwunsch.“ Frag mal Yuri Arcurs, oder einfacher Robert, wie oft sie auf Kundenwunsch arbeiten? So einfach ist das, denke ich, nicht. Dieser Definition nach wären diese beiden Fotografen ja auch nur Amateure…
Ein Fotograf, der nur auf Kundenwunsch arbeitet, kann mit Sicherheit auch davon leben, denn schließlich wird dieser nicht nur für das fertige Produkt bezahlt, sondern verlangt und bekommt auch schon ein angemessenes Honorar für die bloße Erstellung der Fotos, für die Arbeitszeit im Studio bzw. „on location“ und die anschließende Bearbeitung der Bilder. Streng genommen sollte er für seine Ideen, seine Kreativität und seine technischen Fähigkeiten bezahlt werden.
Den Satz hier verstehe ich überhaupt nicht: „Um hier mal auf die Fragestellung “kannst Du davon leben” zu kommen – die Frage kommt ja wohl nur auf wenn jemand davon lebt, kein Mensch kommt doch auf die Idee einen Bäcker zu fragen, daher kann das nur als eine rein rhetorische Frage sehen.“
Die Fragestellung kommt vor allem auf, wenn jemand keine Vorstellung davon hat, dass, und wie man mit Fotos Geld verdienen kann. Wie im Beitrag von Frau Enders schon steht, schwingt gelegentlich auch ein wenig Neid mit, wenn jemand selbst einen ungeliebten Job hat und insgeheim davon träumt, sich auch mit so etwas selbstständig zu machen, es sich aber nicht traut. Derjenige hofft dann vielleicht, dass Du sagst: „Nee! Es ist zum Leben zu wenig, aber zum Sterben zu viel!“ oder etwas ähnliches. Damit wird der Fragende in seinen Vorurteilen bestätigt und hat einen Grund, in seiner Unzufriedenheit zu verharren, sich weiter über seinen blöden Job zu beklagen und bemitleidet zu werden. Bleiben wo man ist, ist eben einfacher, als sich zu bewegen.
Und um noch einmal auf den Vergleich mit dem Bäcker zurückzukommen: Erstens ist niemand neidisch auf einen Bäcker, weil niemand gerne jede Nacht um 3 Uhr aufsteht, und zweitens zahlt jeder ohne zu murren und ohne den Prozess zu hinterfragen den verlangten Preis für ein Brot. Jeder, der selber schon mal gebacken hat weiß nämlich, welche Zutaten man braucht, welche Arbeitsschritte nötig sind und wie lange es dauert, bis ein Brot fertig ist.
Jeder hat aber auch schon mal ein Foto gemacht und weiß, wie einfach das dagegen ist. Denken die meisten zumindest. Vor allem die, die nur mit Kompaktkameras oder Smartphones unterwegs sind und damit auf Partys oder im Urlaub „knipsen“ ohne sich dabei große Gedanken über Kamera- und Aufnahmetechnik, die Bildgestaltung, geschweige denn über die Wahl, den „Aufbau“ und die Ausleuchtung der Motive zu machen.
Käme so eine Frage von einem „abitionierten Hobbyfotografen“, würde ich ihm/ihr allerdings eher ein echtes Interesse an der Antwort unterstellen. Meist kommt die Frage aber von anderen Leuten und da lohnt es sich vielleicht doch, mit einer Gegenfrage nach dem Grund der Frage zu antworten.
@reka: Da gibt es auch so einen schönen Spruch: „Wer ein äußeres Zeichen braucht, um Seinesgleichen zu erkennen, gehört nicht wirklich dazu.“
Es stimmt schon, dass viele glauben, eine teuere Ausrüstung produziere auch automatisch hohe (Bild-)Qualität. Trifft auch auf andere Bereiche zu, nicht nur auf die Fotografie. Leider steht in den Handbüchern der Kameras nie drin, dass letzten Endes der Mensch am Auslöser das Foto macht und nicht die Kamera oder das Objektiv! Bricht man die Technik auf den kleinsten gemeinsamen Nenner herunter, sind es nur noch eine Handvoll Parameter, die das Foto ausmachen: Blende, Belichtungszeit, ISO-Empfindlichkeit, Brennweite und vielleicht noch der Weißabgleich, wobei dieser zumindest bei RAW-Fotos in der Bildbearbeitung noch verlustfrei angepasst werden kann. Mehr ist nicht! Alles andere entspringt der Kreativität und den Fähigkeiten des Fotografen, diese Technik so einzusetzen, dass das herauskommt, was er/sie sich vorgestellt hat. Wenn es natürlich schon an der Vorstellungskraft hapert… Daher ist es auch nicht weiter verwunderlich, dass ein „Könner“, um mal den begriff „Profi“ zu vermeiden, auch mit einer „einfachen“ und „billgen“ Kamera hervorragende Fotos machen kann, während ein „Nicht-Könner“ auch mit der teuersten Profiausrüstung nur nichtssagende 08/15 Allerweltsfotos zustande bringt – die dann aber wenigstens „richtig“ belichtet und scharf sind. Das kann ja auch ein Zeichen für Qualität sein.
@Olaf Pokorny: Also mir hat die Frage noch niemand gestellt, aber manchmal sieht man ja auch, ob jemand davon Lebt (an seinem Konsumverhalten?) – Du würdest natürlich unterstellen das dann jemand im Lotto gewonnen hat.….
Schon mal was von Yuri gelesen? von wegen Kundenorientiert? Solltest Du tun!!!!
@ Olaf
Deine Ansichten zur Markwirtschaft teile ich 100% tig
Ich denke der wichtigste Punkt, der einen Profi vom Amateur unterscheidet ist das Werkzeug.
Wenn zum Beispiel jemand in der Produktfotografie tätig ist sollte vorausgesetzt werden, das er ein richtiges Studio mit entsprechendem Licht hat und eine Kamera die hochaufgelöste Bilder liefert. Zudem sollte er auch über eine Fachkamera verfügen.
Einfache, kleine, freigestellte Produktfotos für die Bucht oder den Internetauftritt kann heute jeder selbst in einem 15 Euro Lichtzelt fotografieren. Zudem muss der Fotograf in der Lage sein etwas neues zu erzählen.
Klar ist der Konkurrenzkampf grösser geworden aber es werden auch mehr Bilder gebraucht. Ich habe ja schon oft die Ansicht vertreten und wiederhole es gerne nochmal: Wer seine Sache gut macht, braucht sich um Geld keine Sorgen zu machen.
Da ich in einer Druckerei in der Daten- und Qualitätskontrolle sowie Aufbereitung arbeite und auch als freiberuflicher Grafiker kann ich hier aus Erfahrung sagen, das viele „Profis“ Grundansprüche nicht erfüllen. Sei es, dass Bilder 1 ‑2 Blenden unterbelichtet dem Kunden zur Weitergabe überlassen werden oder dass die Gestaltung zu wünschen übrig lässt.
Dann darf man sich natürlich nicht wundern wenn ein versierter und cleverer „Amateur“ in diesen Markt prischt und die selbe Leistung billiger anbietet. Auf der anderen Seite gibt es aber wirklich gute Profis, die aufgrund ihrer Erfahrung, Kreativität und einem Top Equipment keine Angst vor „Amateuren haben müssen, da diese dieselbe Leistung nicht erbringen können.
Ich sags mal ganz offen: Wenn jemand den ganzen Tag mit Fotograie zu tun hat und nicht über die Runden kommt macht er etwas falsch.
Viele Menschen, die beruflich nicht davon leben, sehen in der Fotografie keinen wirklich ernsthaften Beruf. Die Vorstellung das Fotografieren sehr einfach ist, haben wir unter anderem der Kodak zu verdanken, die einst den Werbespruch kreierte: „You press the button, we do the rest.“ Nicht weniger gering dürfte der Einfluss des Films „Blow up“ sein, in dem sich ein erfolgreicher Modefotograf aus Langeweile(!)der Straßenfotografie hingibt. Auch dass das Arbeitsamt jedem Vollpfosten, der nicht weiß, was er werden soll, immer noch rät, den total überlaufenen Berufsweg des Fotografen einzuschlagen, dürfte der Berufsfotografie eher abträglich sein. Einen Teil zum mittelprächtigen Ansehen der Berufsfotografie haben Fotografen selbst beigetragen: Bilder, die weder technische noch gestalterische Qualität zeigen, gehören nicht in die Öffentlichkeit, sondern gut verschlossen in die berühmte Zigarrenkiste. In sofern finde ich die Frage „Kannst Du davon leben?“ zumindest verständlich.
@Gunnar: Die Frage kommt in der Regel von Leuten, die selber nur „Knipsen“ und keinen Plan haben, wie man „mit sowas“ Geld verdienen kann. Meist geht dieser Frage noch eine andere voraus, nämlich die, was man denn so fotografiere? Auch deshalb, weil die Fragenden keine Vorstellung von verkäuflichen Motiven haben. Sie gehen von sich aus und fragen sich eben, wie man mit Fotos, die sie für gewöhnlich aufnehmen, Geld verdienen und davon leben kann. Abwertend wird das Ganze dann, wenn der Fragesteller davon ausgeht, du würdest genauso miese Fotos machen wie er. Mit denen würde man allerdings nichts verdienen, geschweige dann davon leben können. Ein ehrliches Interesse an der Antwort ist selten.
@Max: Wie kommst du darauf, ich würde unterstellen, jemand hätte im Lotto gewonnen, wenn er von der Fotografie leben kann? Dieser Schluss ist für mich nicht nachvollziehbar. Dass gute Fotografen gut von ihrer Arbeit leben können, ist ja wohl kein Geheimnis. So ist es überall in sämtlichen kreativen Bereichen (Musik, Mode, Film…). Die mit den guten Ideen und einem Fünkchen Gespür für die Vermarktung der eigenen Werke, kommen immer gut über die Runden. Manch einer sogar so gut, dass er es eigentlich gar nicht mehr nötig hätte, weiter zu machen. Dass es die meisten dennoch tun, liegt wohl daran, dass sie echte Amateure sind. Eben Liebhaber!
Am Konsumverhalten kann man übrigens schon lange nichts mehr ablesen. Nicht umsonst steigt die Zahl der Privatinsolvenzen jedes Jahr an. Von nichts kommt nichts…
Kundenorientiert arbeiten und auf Kundenwunsch arbeiten sind für mich zwei Paar Schuhe. Wenn ich auf einen Kundenwunsch hin arbeite, sagt mir eben dieser Kunde genau, was er haben will und beauftragt mich, ein bestimmtes Foto aufzunehmen. Wenn ich kundenorientiert arbeite – z.B. für Bildagenturen – mache ich mir vorher selber Gedanken und recherchiere, was potentielle – also keine konkreten – Kunden brauchen könnten oder besser noch brauchen werden, und setze diese Ideen komplett in Eigenregie um, ohne weitere fremde Vorgaben.
Allerdings sollte man natürlich auch wenn man auf Kundenwunsch arbeitet, kundenorientiert arbeiten, also zuhören, was der Kunde will und dessen Vorgaben so gut wie möglich umsetzen. Das ist allerdings nicht immer so einfach, wie es sich anhört. Vor allem dann nicht, wenn der Kunde selber gar nicht so recht weiß, was er überhaupt will.
Und ja, ich habe schon mal was von Yuri gelesen.
@Algecireño
Ich würde dir gerne zustimmen, weil du die richtigen Unterscheidungen machst.
Allerdings muss ich sagen, dass überdimensionale Technik in bestimmten Bereichen einfach nicht notwendig ist. Sicherlich, wenn man Großformate mit Mode fotografiert oder sich einen Ruf mit einer Hasselblad erarbeiten muss, schadet Technik nicht nur aus technischen Gründen sondern auch aus Marketinggründen nie. Über die Qualität eines Bildes sagt Technik aber erst einmal gar nichts aus, wie Olaf das schon sagt.
Letztens durfe ich bspw eine nette Hochzeitsfotografin beobachten und die hat durchschnittlich gute bis sehr gute Fotos geliefert. Locations interessant, Kameraführung gut, Motive ansprechend, handwerklich einwandfrei und immer motiviert und nett dabei. Von der Technik her konnte sie aber mit den Kameras meiner fotoaffinen Familienmitglieder kaum mithalten, da standen wohl ein einige Tausender, aber auch einige hundert Fotos in Differenz. Für mich das klasssische Beispiel, dass Technik eben nicht alles ist. (Von den unsäglichen Kompakt‑, Bridge- und System-Kameras mal abgesehen).
Zu deinem letzten Satz: Die o.g. Dame hätte nur 3 Termine im Monat machen müssen, um ein adäquates Einkommen zu erzeugen. Insofern stimme ich voll zu.
Na ja, die Antwort auf diese Frage wird wahrscheinlich lauten: „Ich kann davon besser leben als du!“ Sei es in finanzieller Hinsicht, oder vielleicht in Bezug auf die Lebensqualität.
Andererseits: Warum bekommt man diese Frage oft in die falsche Kehle? Eine gewisse Naivität in verschiedenen Dingen des Lebens mit den der „Normalangestellte“ nichts anfangen kann, muss man doch allen Menschen zugestehen. Ich würde mich da weniger kränken, sondern mir meiner Stärken bewußt sein und über den dingen stehen.
Wem stellt man denn solche Frage:„Kannst du davon leben?“ Etwa dem Notar? Dem Zahnarzt? Dem Elektriker? Sicherlich nicht. Und warum nicht? Klare Antwort: Weil diese zum einen geschützte Berufe sind. Zum anderen, weil niemand von diesen seine Arbeitsleistung verschleudern würde. Weil die meisten Berufe in Verbänden zusammen geschlossen sind, weil sie ihre Interessenvertreter und Lobbisten in Bonn sitzen haben.
Und was machen die Fotografen? Hier kämpfen Hobbisten gegen Profis, selbsternannte Künstler gegen
Knipser, sind viele stolz, wenn sie Bilder für 1.-€ verkaufen, oder auch umsonst.
Warum kapieren die Leute, nennen wir sie mal Fotografen, eigentlich nicht, dass eine Arbeitsleistung einen Wert haben muss. Dass- wenn der Respekt vor mir selber und dem, was ich tue,-gleich Null ist, man sich nicht wundern darf, dass die anderen solche Fragen stellen.
Und das Qualitätsbewußtsein der Kunden sinkt mit der Veröffentlichung immer schlechterer Fotos. Man gewöhnt sich daran. Dies ist ein weiteres Problem.
Millionen von Fotos, größtenteils austauschbar, überfluten den Markt. Da mußt du schon verdammt gut und sehr kreativ sein, um in diesem Markt noch bestehen zu können. Viel harte Arbeit steckt dahinter.
Natürlich gibt es mittelmäßige Profifotografen, genauso wie hervorragende engagierte Hobbyfotografen. Doch der mittelmäßige Zahnarzt verdient immer noch gutes Geld, trotz schlechter Leistung.
Warum kapieren nur die blöden Fotografen nicht, dass sie über kurz oder lang ohne Zusammenhalt und einem Fair Play letztlich nur die Dummen sein werden. Die Verlierer, die ausgenutzt werden und dadurch weniger respektiert werden.
Wer sich selber und seine Arbeit nicht achtet, der kann nicht erwarten von anderen geachtet und respektiert zu werden.
Bevor ich meine Arbeiten so verschleudern würde, würde ich lieber putzen gehen.
Wünsche allen Frohe Weihnacht und einen guten Rutsch ins Neue Jahr
für uns alle,
für mehr Fairness untereinander und Respekt, statt Aufeinander Einzuklopfen.
Hannes
@Hannes: Da sprichst Du sicher wahre Worte. Das Problem ist nur, dass mittlerweile sogar einige Stockagenturen extra Rubriken für Smartphone-Bilder eingerichtet haben und eben auch immer mehr „Laien“ ihre Fotos auf diese Art zum Kauf anbieten. Daran wird sich auf absehbaren Zeit nichts ändern. Die wenigsten dieser Bildermacher (um hier mal bewusst den Begriff „Fotograf“ zu vermeiden) wollen oder müssen davon leben. Für die ist es eben ein Spaß. Über einen etwaigen Preisverfall macht sich da natürlich niemand Gedanken, weil es niemanden interessiert. Und für die Stockagenturen, die da mitspielen, ist es auch noch eine zusätzliche Einnahmequelle. Wer diese Fotos dann wofür kauft, ist denen ja auch so ziemlich egal. Hauptsache es klingelt in ihrer Kasse und das tut es auf jeden Fall (noch…).
Ich denke für „ernsthafte“ Fotografen wird gerade das Modell „Microstock“ über kurz oder lang komplett unattraktiv werden. Die Agenturen wollen im Prinzip zwar auch hochwertige und teuer produzierte Fotos haben, aber wenn die dann trotzdem hinterher in der Masse untergehen, rechnet sich der Aufwand für die Fotografen eben irgendwann einfach nicht mehr.
Richtig gute und aufwändig produzierte Fotos werden mit Sicherheit auch weiterhin gebraucht und auch gekauft werden, nur dann vielleicht eher im Bereich der Auftragsarbeiten oder in konkreten Kooperation mit Werbeagenturen, Zeitschriftenredaktionen usw. Vielleicht auch noch etwas eher im Macrostock-Bereich, aber auch da nimmt die Zahl der Bilder ja stetig zu und die Konkurrenz wächst.
Wie letztlich überall im kreativen Umfeld wird man sicher nicht darum herumkommen, sich auf einem besonderen Gebiet eine gewisse Expertise und Einzigartigkeit zu erarbeiten, wie immer die auch im Einzelfall aussehen mag. Dass das nicht einfach ist, ist klar, aber einfach gibt es eben schon genug!
Ich arbeite seit über 30 Jahren selbständig (überwiegend als Freiberufler), aber eine Frage wie „Kann man denn davon leben?“ habe ich nur selten und dann nur von Leuten gehört, die aufgrund irgendwelcher genaueren Kenntnisse oder Vorstellungen ernsthaftes Interesse daran hatten – weil sie z.B. über die schlechte wirtschaftliche Situation vieler Freiberufler im Medienbereich wissen.
Viel häufiger wurde und werde ich mit zwei seit jeher völlig weltfremden Vorstellungen konfrontiert:
1. „Du bist Freiberufler? TOLL! Da hat man doch ganz viel Zeit, und kann sich seine Arbeit selbst einteilen, wie man das gern möchte!“
Konfiguriere eine beliebige Gruppe aus 10 Berufstätigen, sagen wir: 3 Lehrer, 2 Angestellte/Beamte im Öffentlichen Dienst, 4 normale Angestellte in der freien Wirtschaft (weder Führungskräfte noch Putzkräfte), plus 1 Freiberufler.
In 99,5 Prozent aller Fälle kann man sagen: der Freiberufler hat von den 10 die bei weitem längste Wochen-Arbeitszeit. Wo die anderen irgendwo zwischen ~35 und 40 Stunden operieren, und mal vielleicht mit 44 wg. Überstunden, da arbeitet der Freiberufler 50, 55, 60 Stunden in der Woche. Egal ob er Arzt ist, oder Anwalt, Ingenieur, oder freiberuflicher Fotograf.
Nun lasse diese 10 Leute eine Party am Wochenende veranstalten. Für diese Party müssen Getränke, Biergarten-Bänke und ein Zelt abgeholt werden.
9 von diesen 10 Leuten gucken den Freiberufler an und sagen: „Machst Du das?!“ Weil: der Freiberufler hat ja SOOOO viel Zeit, und kann sie sich ja SOOOO frei einteilen…
2. Gelegentlich liest man, daß die Statistik sagt, daß Selbständige ein erheblich höheres Durchschnittseinkommen haben als Angestellte.
Das ist ja auch nicht falsch. Von einer zahlenmäßig kleinen Gruppe hochbezahlter Angestellter sind 80 oder 90 Prozent aller Leute, die mehr als ~200.000 Euro im Jahr verdienen – Selbständige. Nicht unbedingt alles Freiberufler, aber eben Selbständige.
Leider wird dabei vom oberflächlich informierten Betrachter übersehen, daß die Spreizung bei den Selbständigen viel höher ist als bei den Angestellten. Und daß eben auch sehr viel Selbständige viel weniger verdienen als das Durchschnitts-Einkommen der Angestellten, und dafür obendrein auch noch länger arbeiten müssen.
Das resultiert dann gern einmal in der irrigen Vorstellung: „Ach, Du bis selbständig? Na, da verdienst Du ja bestimmt sehr gut!“
Okay – die ganzen „Ich-AGs“ und aus der Arbeitslosigkeit flüchtenden Existenzgründer sorgen langsam, ganz langsam dafür, daß sich zumindest in diesem Punkt die Vorstellungen in der breiten Öffentlichkei langsam etwas wandeln.
Mal ehrlich: wer sich so über diese Frage aufregt ist sich a) entweder seiner Sache nicht sicher oder b) will aber kann er davon aus irgendwelchen Gründen nicht leben.
Die meisten die diese Frage stellen sind Außenstehende die es schlicht nicht verstehen das man mit kreativer Kunst Geld verdienen kann.
Was die „Amateur“- und „Profifotografen“ angeht sehe ich das ganze weniger Wild wie einige hier. Wenn meine Bilder gut sind und den Geschmack der Kunden trifft muss ich auch keine Angst vor irgendwelchen „Knipsern“ haben.
Wenn sich meine Bilder nicht verkaufen muss ich den Grund in erster Linie bei mir selbst suchen und nicht bei irgendwelchen Amateurfotografen die ja ach so „billig“ sind.
Dieses ständige rumgejammer über diese schlimmen Amateure kann ich echt langsam nicht mehr hören! Jeder der Angst vor der Konkurenz hat sollte sich fragen ob er richtig in der Selbstständigkeit ist. Und ehrlich gesagt vermarkten sich viele Amateure wesentlich besser als mancher Profi…
Ich kann auch überhaupt nicht verstehen, wie einem so eine Frage überhaupt aufwühlen kann.
Diese Frage gestellt zu bekommen ist doch nur legitim, der Fragende ist schlicht und einfach neugierig, das soll schlimm sein?
Wer sich so leicht in seiner Basis verunsichern lässt, sollte das Ganze am besten lassen.