Wirestock und die fehlenden Datendeals-​Auszahlungen: Reaktion von Wirestock

Vor eini­gen Wochen mel­de­te sich ein Fotograf bei mir, wel­cher über die Distributionsplattform Wirestock sei­ne Bilder bei ver­schie­de­nen Bildagenturen anbie­tet, dar­un­ter auch Shutterstock und Pond5.

Er wies mich dar­auf hin, dass die Einnahmen, wel­che Wirestock im Rahmen von „Dataset Earnings“ erhal­ten wür­de, bis­her nicht an die Fotografen aus­ge­zahlt habe.

Dataset Earnings“ sind Erlöse aus den Fotografen-​Portfolios, wenn die­se Bilder oder Videos zum Beispiel für KI-​Trainings benutzt wer­den. Mehr dazu fin­det ihr in die­sem Artikel von mir.

Bisher gab es drei Auszahlungsrunden für die­se Arten von Erlösen:

  • Shutterstock: Auszahlung Dezember 2022
  • Pond5: Auszahlung April 2023
  • Shutterstock: Auszahlung Anfang Mai 2023

Von die­sen drei Auszahlungen haben die Wirestock-​Fotografen bis­her kein Geld gesehen.

Da der Fotograf bei Wirestock nur sehr aus­wei­chen­de Antworten auf sei­ne Nachfragen erhal­ten hat, wand­te er sich an mich. Ich habe das mit ande­ren Wirestock-​Fotografen veri­fi­ziert und eben­falls eine Anfrage an Wirestock gestellt.

Wirestock ändert die AGB

Vorher noch änder­te Wirestock aber ein­sei­tig die Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB): Statt der bis­her gül­ti­gen Aufteilung der Erlöse 85% an die Fotografen und 15% an Wirestock wur­de am 26. Mai 2023 von Wirestock beschlos­sen, dass für „Dataset Deals“ nur 50% aus­ge­zahlt wür­den. Fotografen kön­nen die­se Deals per Opt-​Out ver­wei­gern laut Wirestock:

Antwort von Wirestock

Auf mei­ne Nachfrage kam dann am 3.8.2023 von Wirestock end­lich eine Stellungnahme, die ich hier über­setzt wiedergebe:

Wir freu­en uns, Ihnen mit­tei­len zu kön­nen, dass wir die Einnahmen aus den Dataset-​Deals so bald wie mög­lich an unse­re Fotografen aus­schüt­ten wer­den. Wirestock ist der­zeit dabei, die Einnahmen aus allen Dataset-​Deals zu akku­mu­lie­ren und beab­sich­tigt, sie vor Ende des drit­ten Quartals 2023 auf die Konten der Fotografen zu über­tra­gen. Bezüglich des Provisionssatzes soll­te ich klar­stel­len, dass der in Ihrer E‑Mail genann­te Provisionssatz von 15 % für Foto‑, Video- und Vektorlizenzen gilt. Bis Anfang die­ses Jahres gab es bei Wirestock kein Dataset-​Deals-​Programm, und daher wur­de auch kein Provisionssatz für Dataset-​Deals festgelegt.

Mit der Einführung des Dataset Deals-​Programms haben wir einen Provisionssatz von 50 % für die­se spe­zi­el­len Geschäfte ein­ge­führt. Wir sind uns der Bedeutung von Transparenz und Fairness bewusst und glau­ben, dass der Provisionssatz von 50 % ein aus­ge­wo­ge­nes Verhältnis zwi­schen dem Nutzen für unse­re Teilnehmer und der Deckung der mit Dataset-​Transaktionen ver­bun­de­nen höhe­ren Bearbeitungskosten darstellt.“

Wenn wir den gan­zen Marketing-​Fluff weg­las­sen, ist die ein­zig kon­kre­te Aussage: Ja, bis­her wur­den die Datendeals-​Honorare nicht aus­ge­zahlt, wir wer­den das bis Ende September 2023 nach­ho­len. Mal sehen, ob das stimmt.

Ich bezweif­le auch, dass Wirestock „höhe­re Bearbeitungskosten“ hat, die mehr als das drei­fa­che des bis­he­ri­gen Honorars recht­fer­ti­gen. Die Argumentation, dass die 15% Kommission nur für Lizenzen gel­ten, hal­te ich für stark an den Haaren her­bei­ge­zo­gen, da auch beim oben gezeig­ten Screenshot davon die Rede ist, dass beim „Daten Deal“ Bilder lizen­ziert werden.

Weitere Änderungen bei Wirestock

Einen Tag vor Erhalt der Email von Wirestock gab es noch eine wei­te­re Nachricht. Wirestock kün­dig­te an, dass ab sofort min­des­tens ein kos­ten­pflich­ti­ger „Premium-​Account“ Pflicht sei für die Möglichkeit, sei­ne Bilder mit­tels Wirestock bei ver­schie­de­nen Bildagenturen anzu­bie­ten. Zusätzlich wird die monat­li­che Uploadmenge beschränkt. Kostenpunkt: Aktuell 12,99 USD pro Monat für den Upload von 100 Bildern im Monat. Die 15% Kommissionen (bzw. 50% bei Dataset Deals) will Wirestock aber natür­lich wei­ter­hin von den Honoraren abziehen.

Als Begründung wird die stark wach­sen­de Anzahl an Bildeinreichungen genannt, wel­che zu Verzögerungen bei der Überprüfung und Verarbeitung von Inhalten, zu stei­gen­den Kosten für deren Kennzeichnung, Überprüfung, Verarbeitung und Speicherung und zu
Schwierigkeiten bei der Aufdeckung von Urheberrechtsverletzungen und betrü­ge­ri­schen Aktivitäten führt.

Diese Änderung reiht sich damit ein in die län­ger wer­den­de Liste frag­wür­di­ger Business-​Entscheidungen wie die Einführung des „Instant Pay“-Programms in Zusammenarbeit mit Freepik.

Was sagt ihr zu die­sen Änderungen?