Vor einer Weile errichte mich diese Anfrage, welche ich heute in einer neuen Folge von „Frag den Fotograf“ beantworten will:
„Als Bildredakteur einer Tageszeitung suche ich manchmal Fotos, die sich als Symbol-Bebilderung für schwierige Themen eignen. Beispiele sind Depression, Armut, Alkoholexzesse bei Jugendlichen oderauch virtuelle Themen wie Überwachung, Missbrauch, Sicherheit usw.
Es geht dabei vor allem um Fotos, die eine bedrohliche, problemorientierte Gestaltung aufweisen. Ich arbeite mich bei der Suche in den großen Stockagenturen oft lange und genervt durch Massen an fröhlich-gestellten Bildern mit gesunden Menschen, die sich meist sehr ähneln und die ich komplett nicht gebrauchen kann.
Haben Sie einen Tipp, wo ich „düstere“ anspruchsvolle Symbolbilder finden kann?“

Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten, denn eine Agentur, die sich auf genau solche Bilder spezialisiert hat, gibt es nicht.
Einige Gründe dafür habe ich z.B. in diesem Blog-Artikel hier geschildert. Generell wird es so sein, dass sie solche Fotos eher bei den teureren oder den Gratis-Bildagenturen finden können, weil sich diese Themen für Microstock-Agenturen nicht oft genug verkaufen.
Bei teuren Agenturen wie Getty Images kann sich so ein Motiv auch durch wenige Verkäufe rentieren, bei den Gratis-Agenturen wie Unsplash oder freeimages.com geht es den Fotografen nicht darum, mit den Motiven Produktionskosten wieder einzuspielen.
Auch bei Webseiten wie DeviantArt finden sich etliche Künstlerinnen und Künstler, die sich „düsteren“ Themen verschrieben haben, aber das sind meist Illustrationen statt Fotos.
Aber auch auf der Medienseite selbst zu zu düstere, unangenehme Fotos selten erwünscht, im werblichen Bereich noch weniger. Die Leserinnen und Leser sollen ja ihr Frühstück noch verdauen können, wenn sie die Titelseite ihrer Tageszeitung in der Hand haben und viele Medien können nicht kontrollieren, von welchen Altersgruppen die Bilder gesehen werden, weshalb sie da lieber vorsichtig Bilder auswählen, die möglichst wenig Leuten verschrecken, auch bei negativen Themen.
Prominentestes Beispiel der letzten Jahre war, als BILD und andere Medien im September 2015 das Foto des toten Flüchtlingsjungen Aylan Kurdi am Strand liegend veröffentlicht hatten. Das zog unzählige Diskussionen und Beschwerden beim Presserat nach sich.
Deshalb: Negative, dunkle Stockfotos werden auch weiterhin eine sehr kleine Nische auf dem Bildermarkt sein, da man gezielt mit entsprechendem Zeitaufwand suchen muss.