Fotobücher, die einem „besseres Fotografieren“ beibringen wollen, gibt es haufenweise, auch Bücher zur Retusche gibt es mehr als genug. Schwieriger wird es dann hinten beim Auswahlprozess.
Hier beginnt Sebastian H. Schroeder mit seinem Buch „Eins reicht. Fotos gezielt auswählen und präsentieren“* (dpunkt.verlag, ISBN 978–3‑86490–682‑4).
Auf gut 200 übersichtlich layouteten Seiten reicht der Fotograf und Kurator Sebastian H. Schroeder seine langjährigen Erfahrungen bei der Bildauswahl, Fotografenberatung und Fotobucherstellung anschaulich und gut lesbar weiter.
Ich habe Sebastian schon viele Male bei seinen „OpenTable“-Veranstaltungen in Köln live bei der Arbeit sehen können (weshalb ich auch kurz im Buch zitiert werde) und war oft erstaunt, wie er es schaffte, aus einem Wulst unübersichtlicher Foto-Haufen verschiedener Fotografen durch gezielte Fragen und sinnvolle Auswahlprozesse eine sehenswerte Fotoserie zu legen.
Wer nicht die Möglichkeit hat, daran teilzunehmen, kann mithilfe seines Buchs nun selbst versuchen, bessere Bildauswahlen zu erstellen. Dazu ist das Buch in drei Abschnitte gegliedert: Aufbruch, Neue Welt und Rückkehr.
Im ersten Teil geht es um die Theorie, also wie mit Bildern kommuniziert werden kann, den Unterschied zwischen schönen und guten Bildern sowie deren Wirkung auf die Betrachter:
„Die Frage, die wir uns stellen müssen, lautet also nicht: Welches ist das beste Bild? Sie sollte lauten: Welches Bild passt am besten zum konkreten Zweck?“ (S. 38)
Im zweiten Teil kommt das praktische Handwerkszeug für gute Bildauswahlen. Hauptsächlich benutzt Sebastian hier zwei Mittel: Die Lasswell-Formel („Wer? Sagt Was? In welchem Kanal? Zu wem? Mit welcher Wirkung?“) sowie die „Reise des Helden“ (entwickelt von Campbell und Vogler), die auch in fast allen Hollywood-Filmen zum Einsatz kommt, weil sich damit sehr gut Geschichten erzählen lassen, egal ob als Blockbuster oder Fotoserie.
Im dritten und letzten Teil geht es um mögliche Hängungen bei Ausstellungen und digitale Präsentationsformen auf Webseiten sowie erprobte Workflow-Vorschläge, um sich durch tausende Bilder eines Shootings zu sortieren.
Der Buchaufbau selbst orientiert sich an der Heldenreise und beweist durch seine flüssige Lesbarkeit seine Nützlichkeit, die Bildbeispiele sind zurückhaltend eingestreut und ergänzen sinnvoll die geschriebenen Hinweise.
Für wen ist dieses Buch?
Stockfotografen werden bei ihrer Arbeit wenig von den Lehren des Buches profitieren können, weil viele Faktoren der Lasswell-Formel wie der Absender, der Kommunikationskanal, die Zielgruppe sowie der Zweck unbekannt sind.
Wer jedoch eine Ausstellung mit seinen Bildern plant oder ein Fotobuch erstellen will oder seine Portfolio-Webseite neu aufsetzen will, wird garantiert viele nützliche, leicht umsetzbare Denkanstöße und Hinweise in dem Buch finden.
Auch bei der Shooting-Planung ist es hilfreich, sich genau vorzustellen, was später mit den Bildern passieren soll, um zielgerichteter fotografieren zu können. Letztendlich helfen die Buch-Methoden selbst bei der Kommunikation mit Auftraggebern, um dem Kunden das geeignetere Bild zu empfehlen.
- Schroeder, Sebastian H. (Autor)
Letzte Aktualisierung am 23.07.2021 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API