Die neuen Shutterstock-​Quartalszahlen sind da: Welche Auswirkungen hat die Honoraränderung?

Vor weni­gen Tagen hat die Bildagentur Shutterstock ihre Quartalszahlen für das zwei­te Quartal 2020 vorgelegt.

Wie schon im letz­ten Bericht ist die Stagnation durch­aus erkenn­bar:
Die bezahl­ten Downloads san­ken um 6% auf 44 Mio. Downloads.
Der Erlös pro Download wuchs um 0,17 USD auf 3,61 USD.
Der Umsatz sank um 2% auf 159,2 Mio. USD.

Eine wei­te­re inter­es­san­te Zahl ist, dass der durch­schnitt­li­che Shutterstock-​Kunde ca. 326 USD aus­gibt, ca. 0,2% mehr als im Vorjahreszeitraum. Das ist auch grob der Preis des kleins­ten Bilder-​Abos mit 10 Bildern im Monat.

Zwar brüs­tet sich Shutterstock mit einem 21%-Wachstum im Bilder-​Bereich und einem 27%-Wachstum bei den Videos, aber die Proteste der Shutterstock-​Lieferanten wegen der geän­der­ten Honorarstruktur haben trotz­dem ihre Wirkung gezeigt:
Das abso­lu­te Wachstum des Portfolios betrug nur ca. 10 Mio. Bilder, das ist der schlech­tes­te Wert seit dem ers­ten Quartal 2016:

Dem Börsenkurs schei­nen sol­che Details egal zu sein, die Shutterstock-​Aktie stieg in der letz­ten Woche um beacht­li­che 30%.

Das mag dar­an lie­gen, dass Shutterstock seit eini­gen Monaten eine Dividende zahlt und dass die Einkünfte aus dem ope­ra­ti­ven Geschäft von Shutterstock um beacht­li­che 19,5 Mio. USD auf 22,5 Mio USD gestie­gen sind. Grund für die­sen star­ken Anstieg sind laut Shutterstock deren „Initiativen zur Margenausweitung“, die die im zwei­ten Quartal 2020 zu „nied­ri­ge­ren Betriebsausgaben“ geführt haben. Oder salopp über­setzt: „Wir müs­sen den Fotografen jetzt weni­ger zah­len“? Da die­se Änderungen erst im Juni 2020 begon­nen haben, ist eine wei­te­re Steigerung im nächs­ten Quartal nicht abwegig.

Der Investment-​Vertreter der Deutschen Bank sprach das Thema der Honoraränderungen auch expli­zit beim „Earnings Call“ an, erhielt aber nur eine sehr aus­wei­chen­de Antwort vom Shutterstock-CEO:

Lloyd Walmsley (Deutsche Bank):

Thanks. I have a cou­ple. I guess, first­ly, can you talk about chan­ges to the royal­ty pay­outs to con­tri­bu­tors? And did you have a full quar­ter bene­fit from that in gross mar­gin? Or should we expect gross mar­gins to increase in the second half around that? And I guess rela­ted to that, are the­re going to be sea­so­nal vari­ances in gross mar­gin to account for kind of rising pay­outs over the cour­se of the year to con­tri­bu­tors? And then the second one on the Enterprise side. I know you guys have been doing some go-​to-​market chan­ges on how you kind of source new cus­to­mers. Can you talk about how that’s going and how cri­ti­cal is that to kind of get­ting the broa­der Enterprise seg­ment back to growth? Thanks.“

Stan Pavlovsky (CEO Shutterstock)

Yes, abso­lut­e­ly. So first on the gross mar­gins and the con­tri­bu­tor royal­ty chan­ge – one of the things that I real­ly want to make sure is clear is that the­re are seve­ral things that are impac­ting gross mar­gins inclu­ding hos­ting cos­ts of our data cen­ters, con­tent injec­tion cos­ts, cre­dit card fees, royal­ties. A big part of a bene­fit that we expe­ri­en­ced this quar­ter is actual­ly due to lower down­load acti­vi­ty as well as the auto­ma­ti­on of the con­tent inges­ti­on pro­cess as com­pared to sort of doing it manu­al­ly. So when we look at – the­re are seve­ral varia­bles that are impac­ting gross mar­gins some of which we expect will con­ti­nue and others will vary based on what’s hap­pe­ning in the busi­ness the pro­duct mix et cete­ra. I’ll let Jarrod talk about kind of – I’ll let Jarrod talk about, sort of, the longer-​term and the rest of the year and then I’ll take the Enterprise question.“

Zu erwäh­nen bleibt noch, dass der ehe­ma­li­ge Shutterstock-​CEO und Firmengründer Jonathan Oringer wenig Vertrauen in die Zukunft sei­nes auf­ge­bau­ten Unternehmens zu haben scheint. Seit dem 1. Juni 2020, also dem Tag, an dem die Honoaränderungen in Kraft tra­ten, hat Jon Oringer Aktienanteile im Wert von über 4,2 Mio. USD ver­kauft:

8 Gedanken zu „Die neuen Shutterstock-​Quartalszahlen sind da: Welche Auswirkungen hat die Honoraränderung?“

  1. Hallo zusam­men …
    Ja sowas?
    [[Der Erlös pro Download wuchs um 0,17 USD auf 3,61 USD.]]

    .…merkwürdig?…ich kom­me auf 0.23€ pro Foto.…
    obwohl ich schon aus mei­nem „15 % royal­ty earnings“
    Degradierung-​Level auf­ge­stie­gen bin.….auch mit 40% errei­che ich kei­ne 3,61 USD.…weil es 0.10€ hagelt…

  2. @P.Barz: Der Erlös pro Download gilt ja auch für das, was Shutterstock bekommt, nicht, was sie dem Fotografen geben. Je weni­ger sie abge­ben, des­to höher ihr Erlös, wür­de ich vermuten.

  3. Hab mein Account bei Shutterstock gelöscht. Lass mich nicht mit 0,10 cent abspei­sen wäh­rend die mega gewin­ne ein­fah­ren. so nicht!!

  4. Erinnert irgend­wie an istock mit der Reduzierung der Vergütung dammals.
    Wobei der Verdienst von istock an den Bildlieferanten schon enorm ist. Wird bei Shutterstock nicht viel anders sein.
    Bei der Statistik auf Todayis20 ist es so dass ich von der Stockfotografie sogar leben könn­te wenn die Situation umge­kehrt wäre – 15% für die Agentur der Rest für die Bild Lieferanten.
    Ich ver­ste­he daher nicht dass die Agenturen die Vergütungen wei­ter redu­zie­ren müs­sen. Die ver­die­nen doch schon mehr als genug an jedem Bild Lieferanten.

  5. @max: wenn die ver­gü­tung anders­rum wäre, könn­te ich eben­falls sehr gut von der foto­gra­fie leben – aus­schließ­lich. eine gute alters­vor­sor­ge wäre eben­falls drin. 15% aus­schüt­tung an den bild­lie­fe­ran­ten ist ein­fach nur unverschämt!

  6. Wer sich sol­chen Ausbeutern anschließt ist doch sel­ber Schuld. Und die­se Agenturen zer­stö­ren zudem den Fotografenmarkt mit ihren Dumping Preisen. Da sagen doch die Verlage, dann neh­me ich doch Motive von Shutterstock.

  7. Ich fra­ge mich, war­um las­sen sich so vie­le „Fotografen“ dar­auf ein? Eigentlich müss­ten alle dort aus­stei­gen. Und nicht nur dort, son­dern bei allen die­ser Unternehmen, die sol­che Preise kas­sie­ren und qua­si nichts davon abge­ben. Eine fai­re Vergütung ist 50/​50 und das auch nur bei ange­mes­se­nen Preisen, die die Redaktionen, Verlage und ande­re Verwerter zu zah­len haben.

  8. @ Michael Schultes
    Ich den­ke Microstock kom­pen­siert die gerin­gen Honorare durch die hohe Zahl an Verkäufen. Dadurch las­sen sich vie­le dar­auf ein.
    Im Endeffekt muss jeder für sich die pas­sen­de Agentur finden.

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