Es begann mit einem dämlichen Internet-Bild.
Dieses Bild hier wurde am 8. Mai 2018 in der Facebook-Gruppe „kreativ[ge]recht“ des Medienanwalts Sebastian Deubelli gepostet.
Den allermeisten Teilnehmern dort war klar, dass das unnützer Blödsinn ist und in den Kommentaren darunter wurde sich etwas über das Bild lustig gemacht. Der Anwalt schrieb dann sinngemäß sowas wie „fehlt nur noch das ‚teile das in Deinem Profil, um einer Abmahnung zu entgehen‘ „.
Fand ich lustig, also entwarf ich in einer Minute dieses Bild (siehe oben, nur ohne den Fake-Stempel) und veröffentlichte es am 9. Mai 2018 um 9:15 Uhr auf meiner Facebook-Seite, um zu sehen, was passiert.
Einige meiner fotoaffinen und urheberrechtlich versierten Facebook-Freunde teilten das Bild, weil sie den Insider-Witz verstanden und es ebenso lustig fanden wie ich. Doch bald entwickelte der Witz seine eigene Dynamik.
Einen Tag später wurde das Bild schon 100x geteilt.
Am 13.5.2018 abends waren es schon 700 Leute, die das Bild geteilt hatten. Am 14.5.2018 ging das Ding dann durch die Decke.
Um 18 Uhr hatten es schon über 2700 Leute geteilt und auf der Fakten-Check-Seite mimikama wurde vor meinem „Fake“ gewarnt.
Aktueller Stand (16.5.2018 um 18:08): Das Bild wurde 5385x geteilt und eine knappe Drittel Million Leute wurden damit „erreicht“. (Update 18.05.2018 um 13:40: 6002x geteilt, 380.686 Leute erreicht, 25.05.2018 um 17:00: 7761x geteilt, 527.603 Leute erreicht)
Auch auf Twitter dreht das Bild seine Runden, bei Instagram ging es in meinem Account nicht so ab.
Angesicht des doch etwas überraschenden Zuspruchs meines ungeplanten viralen Hits hier die Klarstellung:
Inhaltlich ist mein Bild falsch! Vollkommener Blödsinn.
Man kann nicht einfach willkürlich Verordnungen oder Gesetzen widersprechen, damit sie für einen nicht gelten.
Im Facebook-Post zum Bild hatte ich sogar geschrieben:
„Mein Anwalt hat mich auf eine lustige Idee gebracht.
Das klappt ganz sicher…Teile auch Du unbedingt, um vor der DSGVO geschützt zu sein.
Hinweis: Das gilt hier nur für Facebook, Du musst es auch bei Instagram und Whatsapp teilen, damit es dort gelten soll.“
Durch das „lustig“ bin ich davon ausgegangen, dass der fehlende Ernst eventuell erkennbar ist, aber vielleicht haben andere nur „Anwalt“ gelesen und daraus eine rechtliche Relevanz abgeleitet.
Ich schäme mich nun etwas, meinen Teil dazu beigetragen zu haben, Unwahrheiten und Unsicherheit in die Welt zu tragen.
Andererseits habe ich eine wichtige Lektion gelernt:
Wenn ich selbst es innerhalb einer Minute ohne viel Nachdenken schaffe, Fake-News zu produzieren, die von einer knappen Drittel Million Leuten gesehen werden, was erreichen dann wohl Leute, die mit Absicht und Planung Lügen und Propaganda verbreiten wollen, um Menschen zu beeinflussen, zu lenken oder Wahlen zu manipulieren?
Eine aktuelle Studie kam zu dem Schluss, dass sich Falschmeldungen bei Twitter viel schneller verbreiten als die Wahrheit. Das konnte ich nun am eigenen Leib erfahren.
Deshalb meine Bitte an euch: Checkt die Fakten, glaubt nicht jeden Scheiß und teilt Informationen wirklich nur, wenn ihr der Quelle trauen könnt. Lest vor dem Teilen vielleicht auch mal auf mimikama.at, dort werden viele virale Falschmeldungen entlarvt.
ich werde gleich diesen Artikel gleich im Original-Post als Update hinzufügen und hoffe, dass einige Leute, die es nicht als Witz, sondern ernst aufgefasst haben, ebenfalls etwas lernen können.
Ich amüsiere mich mit Dir, eine schöne Idee war das!
Ich fands großartig und habe befürchtet das es so abgehen wird.
Merk ich mir für die Zukunft 🙂
LG Julian
Du kannst nicht feststellen, wer das Bild als Ironie geteilt hat und wer es ernst genommen hat. Beide Fraktionen dürften gut vertreten sein.
Die zweite Gruppe braucht allerdings kein Mitleid. Wer damit neuen Facebook AGB widersprochen hat, die Verwendung seiner Daten eingeschränkt oder sonst etwas rechtlich bindendes erklären wollte – der kann sich auch ruhig auf so ein Bild bei der – für Privatpersonen ohnehin irrelevanten – DSGVO berufen.
PS: Durch das Lesen dieses Kommentares hat sich auf Deinem Computer ein Virus installiert, der in jedes gespeicherte Bild rote Pixel setzt. Sorry 🙂
Schon Albert Einstein hat festgestellt, dass es zwei Dinge gibt, die unendlich sind: das Universum und die Dummheit der Menschen. Beim Universum war er sich allerdings nicht ganz sicher…
Ich fand es witzig und wollte schon andere Schilder entwerfen. Wie etwa: „Ich widerspreche hiermit, daß Falschparken eine strafbare Handlung ist.“ und das dann hinter meine Windschutzscheibe lege. Aber ich denke mal, daß es zu viele Leute gibt, die das dann ernst nehmen.
Es ist traurig, dass man in unserer heutigen Zeit keinen Humor mehr haben kann und sich noch dann rechtfertigen muss. Oder auch gesagt; wie dumm sind so manche Menschen. Man kann keinem Gesetz widersprechen. Wir wären ja sonst wie die Identitären. Ich als Unternehmer verstehe Deinen Sarkasmus. Ich fand es einfach so gut, dass ich dein Posting geteilt habe.
Manchmal stelle ich mir vor, wie die brüsseler Abgeordneten in ihrer Arbeitsgruppe zusammensitzen und Gesetze ausbrüten und total Weltfremd ihren Lobbyisten hörig sind.
Dann kommen solche genialen oft im Alltag kaum machbare Dinge heraus. Zum Glück kommt es, dann doch, manchmal etwas später eine Gesetzänerung – Anpassung. Aber Hauptsache das Volk wird unnötig belastet und verärgert
By the Way – DSGVO
Hier werden mal locker mindestens 40 personenbezogene Daten abgegriffen beim Besuch der Seite, da würde ich lieber darüber nachdenken ob der Blog hier noch rechtlich haltbar ist.……
Nach der großen Aufregung über die DS-GVO habe ich endlich einen Beitrag gefunden, in dem mit fundierten Argumenten Entwarnung gegeben wird. Der Vorstand des DVF teilte am 14.05.18 mit, dass sich für Fotografen in Deutschland nichts Wesentliches ändert. Das Kunsturhebergesetz wird durch die DS-GVO nicht verdrängt.
Hier der Link zur Mitteilung: http://www.dvf-fotografie.de/news/2018–05-17/1000061/ds-gvo-entwarnung-fuer-fotografen.html?back=index.html
Ich halte den Autor Wolfgang Rau bei Fragen zum Fotografenrecht für sehr fachkundig und erfahren.
Aus meiner Sicht zeigt der Hype zur DS-GVO wieder, dass bei der rastlosen Hektik im Social Media die Qualität der Informationen auf der Strecke bleibt. Fast hätte ich mich mit meinem Blog auch an der allgemeinen Hysterie zur DS-GVO beteiligt. Im Nachhinein kann ich schlau daherreden, dass ich in meinen Beiträgen vorwiegend Themen behandle, in denen ich aus eigener Erfahrung berichte ( http://www.w‑fotografie.de/blog/ ).
@Max Mara
Wenn Du nur halb soviel Zeit in produktive Dinge stecken würdest als hier ständig ausnahmslos voller Neid rumzustänkern, wäre allen mehr geholfen.
@Martin
Nun, bei der Menge an personenbezogenen Daten, die hier abgegriffen wird, ist meine Anmerkung ja durchaus berechtigt.
Es geht hier auch nicht um Neid…worauf auch? Die kleinen und mittelmäßigen Verdienste hier? Die Freude über ein veröffentlichtes Foto, auch das Honorar noch so lächerlich ist?
Mit diesem Blog wurde nachhaltig die Einkommenssituation der Fotografie und deren Stellenwert geschädigt. Und wirklich nicht über die Bildkunst, das Verlage bis zu 68% der Ausschüttungen für sich vereinnahmt haben? Urheber damit ihre wohlverdienten Tantiemen gebracht wurden? Und das von dem „Vorkämpfer“ für die Fotografen – Robert? Sorry, man kann sich auch in Unnichtigkeiten ergötzen und den Bildagenturen Fotografen als arbeitswillige Trottel zuspielen.
hier wird doch ständig über Umsätze und Bilverkäufe gesprochen, Märkte die sich mehr oder minder in die eine oder andere Richtung bewegen.
Und jetzt erdreistet sich jemand den Finger in Wunde zu legen und ist gleich von Neid zerfressen – logisch!
Ich kann dir versichern, die letzten Jahre waren ausreichend gut für mich, aber dennoch sehe ich seit Jahren hier eine unheilvolle Tendenz, auch der Rückzug von Robert über „seine“ Umsätze zu berichten ist seltsam. Aber zumindest hätte ich erwartet, dass das erstrittene Urteil von Dr. Martin Vogel für die Fotografen und gegen die Bildagenturen hier positiv aufgenommen wird – wird es aber nicht, warum?
110 Millionen an Nachausschüttung sollte man nicht ignorieren! es kommt direkt den Fotografen zu Gute! Sie haben es (sich) auch verdient!
Schönes Beispiel dafür, wie oberflächlich Menschen Beiträge lesen und teilen. Das ist der Nachteil der „Teilen“-Funktion in sozialen Medien.
Ansonsten: wenn du ein gefahrloses public-domain-Bild zum Datenschutzirrsinn verwenden willst (auch ohne Quellenangabe), dann habe ich hier etwas für dich. Kopier dir das Bild aus folgendem Artikel und verwende es, du brauchst auch keine Quellenangabe. Ich habe es auf der Basis einer da-Vinci-Zeichnung gemacht, die natürlich ebenfalls public domain ist:
https://www.regensburger-tagebuch.de/2018/05/wegen-eu-regulierungswahnsinn-ein.html