Der Altersdurchschnitt auf meinen Bildern steigt gerade rapide. Nach dem erfolgreichen Shooting im Fitnesscenter vor einigen Wochen (okay, mittlerweile schon Monaten) wollte ich das wiederholen.
Wobei das Shooting geplant war, bevor ich wusste, dass die Ergebnisse des ersten Shootings gut verkäuflich waren. Diesmal sollte das Shooting in einem anderen Studio und in Berlin statt Köln stattfinden.
Eigentlich hatte ich das Shooting schon abgesagt, weil ich von Köln aus nicht genug geeignete Models gefunden hatte. Dann half mir der Inhaber des Fitnesscenters jedoch aus, machte einen Aushang im Fitnessstudio und rief einige treue Kunden persönlich an, ob sie Lust auf Fotos hätten.
Ziel war diesmal wieder, eine Seniorengruppe zusammenzustellen. So kam es, dass am Tag des Shootings 15 aufgeregte Senioren auf Bänken hockten, um sich einen Kurzvortrag zum Thema „Was sind Stockfotos?“ anzuhören. Danach bat ich jeden nacheinander vor die Kamera und machte ein ernstes Foto und eines, auf dem die Leute lächeln sollten.
Innerhalb von wenigen Minuten musste ich mich dann für vier von den 15 Senioren entscheiden (eine Frau hatte ich im Vorfeld schon ausgesucht). Das war schwierig, da zwar viele alte Menschen dabei waren, die ein sehr fotogenes Gesicht hatten, aber von der Kamera so eingeschüchtert waren, dass sie kein natürliches Lachen zeigen konnten. Meine Wahl fiel auf die fünf Personen oben.
Ideal war, dass die Freundin, welche mir schon die erste Fitness-Location vermittelt hatte, in diesem Studio selbst lange als Fitnesstrainerin gearbeitet hatte. Sie flog extra aus der Schweiz nach Berlin ein, damit sie korrekte Übungsanweisungen geben konnte. Weil sie die abgebildeten Models oft im Kurs hatte, konnte sie gleich darauf achten, dass sich niemand überlastete und die Turnübungen seinen „Wehwehchen“ entsprechend ausführt.
Um die Gruppe noch größer aussehen zu lassen als sie mit fünf Menschen ist, wirkt ein Foto in Richtung Spiegel Wunder. Auch wenn das Licht nicht optimal war, ist dieses Motiv mit am gefragtesten aus der Serie.
Die Fitnesstrainerin hatte noch einen weiteren Vorteil: Sie hatte damals nebenbei auch die Bilder für die Flyer und Webseite des Studios bei Bildagenturen eingekauft und wusste deshalb gut, welche Motive sie benötigen würde. Frauen beim Gespräch in der Umkleide gebe es beispielsweise sehr wenig, weshalb es für mich auf der Hand lag, hier Abhilfe zu schaffen.
Die verwendete Technik war die gleiche wie beim ganz oben verlinkten ersten Shooting. Insgesamt war die Situation jedoch schwieriger, weil das Studio selbst zwar groß, aber viel kleinzelliger unterteilt war, sodaß sich weniger fotogene Hintergründe fanden. Und auch wenn es auf dem Foto oben nicht so aussieht, war insgesamt weniger Tageslicht vorhanden, was die Blende/Belichtungszeit/ISO-Kombinationen einschränkte.
Vielleicht ist das auch der Grund, warum diese zweite Serie nicht mal halb so viel Absatz findet wie die erste. Oder ob es an den Models, der Kleidung, den Motiven liegt? So genau weiß ich es nicht. Leider. Interessant ist es aber, einen anderen Effekt beim Verkauf zu beobachten: Den Mitnahmeeffekt. Viele der Fotos dieser Fotosession verkaufen sich nur in Kombination mit den Bildern der ersten Fitness-Session. So gesehen bringt mir diese einen doppelten Nutzen.
Was sagt ihr zu den Bildern?
Hallo Robert!
Also wenn ich die Fotos von diesem und dem letzten Shooting vergleiche kann ich mir schon erklären warum sich die 1. Serie besser verkaufen lässt.
* Schöneres Licht, heller, optimistischer
* Schöneres natürlicheres lächeln der Models
* Irgendwie glaubwürdiger
LG
Daniel
Hallo,
ich find deine Erzählungen immer sehr interessant, weil sie einen Blick hinter die Kulissen und zur Entstehung vieler Stockphoto-Sujets geben. Bei den vielen Bildern, die schon in den diversen Datenbanken gibt, ist es schön, mal genauer etwas über die Hintergründe zu erfahren, und welcher Aufwand für einzelne Motive betrieben werden muss wenn man sie zielgerichtet produzieren will.
Hast du hier mit Available Light gearbeitet?
ciao Markus
http://www.MWorx.at Vienna photography
@Markus: Nein, ich hatte eine kleine Softbox und einen Reflektor dabei.
Hallo Robert.
Wie Daniel schon sagte, ist die 1. Serie irgendwie optimistischer.
Das liegt aber auch an dem warmen orangen Hintergrund, wie ich denke…
Nichtsdestotrotz sind es wieder schöne Bilder, die zeigen, dass mit wenigen Mitteln (Softbox+Reflektor) viel bewegt werden kann.
Vielleicht hätte ein Filter oder Steuerung der EBV den Bildern einen wärmeren Touch gegeben…?
LG
Heiko
Der Dame im blauen Shirt sieht man halt schon an, daß Sie wirklich kein „Best-Ager“ mehr ist, sondern schlicht alt ist. Ich würde kein Bild von ihr zeigen wollen.
Das Bild mit dem Herrn an den Gewichten – ich hoffe, Du hast das noch ohne die Dame ? Jenes gefällt mir pers. am besten, vor allem durch den positiven Gesichtsausdruck.
Die Bilder finde ich überaus gelungen. Sprechen mich persönlich sogar eher an, als das erste Fitness Shooting. Bin immer wieder erstaunt, was alles unter Seniorenfotos bei den Agenturen eingestellt wird. Ist wirklich alt verpönt, was bedeutet “Best-Ager”?
mfg
Birgit Reitz-Hofmann
@Birgit: Eine Definition von „Best Ager“ findest Du hier: http://de.wikipedia.org/wiki/Best_Ager
Ups, der Artikel ist schon älter, aber ich will doch noch etwas dazu sagen!
Ich kann mir vorstellen, warum sich die Bilder nicht so gut verkaufen. Denn wie man mittlerweile weiß, verkauft Yuri Arcus (und andere Topfotografen) weil:
– seine Bilder immer sehr hell/weiß sind und dadurch die Grafiker/Designer einen positiven Eindruck beim Betrachter mit den Fotos hinterlassen und kaum freigestellt werden müssen bzw. sich super nahtlos in Broschüren und Webseiten als Textbebilderung eingliedern => Deine Bilder hier sind vorwiegend dunkel
– seine Bilder weisen kaum Farben in der Kleidung auf, die Hintergründe sind ebenfalls immer hell/weiß, damit passen sie zu allen Layouts und man muß sie nicht mit anderen Bildern bzw. abgleichen (uniform) => Deine Hintergründe und die Kleidung ist sehr farbig
– seine Bilder laufen seitlich immer hell aus, was die Bilder seitlich von nichts abgrenzen => Deine Bilder lassen sich nur schwer beschneiden ohne damit die Bildaussage zu beschneiden
– seine Modelle sucht er danach aus, daß sie eben keine „Charaktergesichter“ sind, sondern eher ebenfalls „uniform“ und man damit als Betrachter ihnen alle möglichen Rollen und damit den Verwendungszweck abnimmt => Deine Modelle haben „Charaktergesichter“
@ Michael & B R‑Hofmann: „Oldie-Bilder“ sind sehr begehrt! Denn gerade dieses Alter wird immer mehr als kaufkräftige Zielgruppe entdeckt, die gerade bei Gesundheit, Wellness und Fitness noch mal richtig aufdrehen! Deswegen ist Roberts Idee mit dem Alter schon richtig gut, denn „Jugend-Fitnessbilder“ gibt es schon in Hülle und Fülle und man kann bei Fotolia & Co. nur noch mit Nischenbildern punkten. (alles andere greifen Yuri & Co. bereits ab)
Und noch ein Punkt kann Grund sein warum die erste Session sich besser verkauft: diese ist schon länger hochgeladen und deswegen auch schon weiter nach vorn gerutscht und wird deswegen bei der Suche auf den vorderen Rängen gezeigt! 😉
viele Grüße, Sebastian
@Sebastian:
Der erste Teil deiner Analyse kann schon stimmen (Farbe, Gesichter, etc.) Mit dem Zeitpunkt des Hochladens hat das wenig zu tun, weil der Unterschied auch deutlich wird, wenn ich jeweils nur den ersten Monat nach dem Upload beider Sessions vergleichen würde.