Vorgestern war ich wieder im Theater. Genauer: In einem Tanztheater. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Theaterszene Europa – En kroatisch-serbisch-deutsches Festival“ im Juni 2011 gab es in der Studiobühne eine Aufführung von „Glazba“. Produziert wurde das Stück von „ekscene“, einer unabhängiger Organisation mit dem Schwerpunkt zeitgenössischer Tanz, die Choreografin war Isabelle Schad aus Berlin.
Was auf dem Foto oben so wild aussieht, ist der Versuch von Tänzern, „Tanz zu schreiben, indem der Körper als Instrument begriffen wird“ (Zitat Veranstaltungsheft). Müsste ich das Stück beschreiben, würde ich sagen, dass neun Frauen und vier Männer entweder einzeln, in kleinen Gruppen oder gemeinsam sich mal schnell und mal langsam elegant durch den Raum bewegt haben. Es sah gut aus und ich glaube, es gab keine Geschichte dahinter, die ich übersehen hätte.
Tänze zu fotografieren, ist aus Fotografensicht meist sehr lohnend und ergiebig, weil die Tänzer gute Körperspannung haben und meist automatisch beim Tanzen fotogene Posen einnehmen. Wie ihr an diesem Foto sehen könnt, war es jedoch etwas schwieriger als sonst, weil es keine symmetrische Choreographie, sondern das Ensemble mehr wie ein Ameisenhaufen wirkte: Sieht aus wie Chaos, hat aber System.
Durch die scheinbar fehlende Struktur des Stücks gab es viele fotogene Momente, die zu unerwartet kamen oder an anderer Stelle auf der Bühne als dort, wohin ich gerade mein Objektiv gerichtet hatte.
Irgendwann dachte ich mir, dass sich Tanz ja durch die Bewegung definiert. Da lag es nahe, zum bewährten Hilfsmittel zu greifen, um Bewegung festzuhalten: Der Langzeitbelichtung. Die verwischten Bilder habe ich mit Belichtungszeiten zwischen 1/6 und 1 Sekunde aufgenommen. Die Kamera habe während des gesamten Shootings mit einem Einbeinstativ stabilisiert, weshalb die Personen im Hintergrund auch trotzdem scharf abgebildet werden.
Da mir das Ergebnis gut gefiel, probierte ich noch einige Einzelaufnahmen von verschwommenen Tänzerinnen. Leider waren diese „Solodarbietungen“ oft ohne Musikbegleitung. Mit anderen Worten: Es herrschte Stille im Saal. Ich wollte das zahlende Publikum nicht zu sehr mit lauten Auslösegeräuschen nerven, weshalb mir nichts anderes übrig blieb als manchmal gute Chancen ungenutzt verstreichen zu lassen.
Ein anderer Fotograf neben mir hatte seine Kamera klugerweise in eine Art Stoffbeutel gepackt, um den Auslöser zu dämpfen. Da sollte ich mich das nächste Mal besser vorbereiten. Die Canon 1D Mark III hat auch einen „Silent Mode“, die 5D Mark II leider nicht.
Das Fotografieren des Stücks zerriß mich übrigens fast innerlich. Zum einen dachte ich ständig: „Wow, die machen tolle fotogene Bewegungen, die hätte ich gerne mal im Studio“, aber gleichzeitig immer auch: „Mist, das sah toll aus, aber jetzt haben sie sich schon wieder bewegt, können die nicht mal still halten?“.
Welches Foto findet ihr am besten? Und habt ihr einen Tipp für eine Geräuschdämmung an meiner Canon 5D Mark II?