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Neue Google-​Bildersuche führt zu Umsatzeinbruch bei Bildagenturen

Ursprünglich soll­te die­ser Artikel nach ein Fragezeichen am Ende des Titels tra­gen. Aber nach eini­gen Wochen auf mei­nem Schreibtisch wur­de klar, dass aus mei­ner Vermutung mitt­ler­wei­le eine Realität gewor­den ist. Die neue Google Bildersuche bringt den Bildagenturen weni­ger Geld.

Aber wie immer ein kur­zer Blick zurück: Was für eine neue Bildersuche?

Im Januar 2013 führ­te Google eine Änderung bei deren Dienst Google Images ein. Google Images erlaubt Nutzern, statt nach Webseiten direkt nach Bildern zu suchen. Wenn ich bei­spiels­wei­se nach „Tulpen“ suche, erhal­te ich als Ergebnis kei­ne Webseiten, wel­che über Tulpen schrei­ben, son­dern mir wer­den Fotos von Tulpen ange­zeigt. Neu ist jedoch jetzt, dass nicht mehr nur klei­ne Versionen der Bilder („Thumbnails“ genannt) ange­zeigt wer­den und man auf die Webseite gehen muss, von der das Bild ursprüng­lich stammt, um die gro­ße Version zu sehen. Stattdessen wer­den bei Google Images jetzt die gro­ßen Originalbilder gezeigt und die Webseite, von der das Bild kommt, tritt in den Hintergrund. Das ist bequem für den Suchenden, aber von Nachteil für die Webseiten, wel­che die Bilder zeigen.

Hier ein gra­fi­scher Vergleich zwi­schen der alten und der neu­en Ansicht ab Ende Januar 2013:

Aus der Übersichtsansicht ver­schwin­det die Adresse der Quellen-​Webseite voll­stän­dig und wird jetzt nur sicht­bar, wenn man mit der Maus über ein Bild fährt. Außerdem gibt es kei­ne Textvorschau mehr, um erken­nen zu kön­nen, in wel­chem Kontext ein Bild ein­ge­bet­tet ist. Noch sicht­ba­rer wird der Unterschied, wenn man auf ein Bild klickt, um mehr zu erfahren:

Die ursprüng­li­che Webseite muss man fast schon suchen, wäh­rend sie frü­her schon im Hintergrund ein­ge­blen­det wurde.

Eine Analyse von vie­len ver­schie­de­nen Webseiten ergab, dass die­se Umstellung zu einem Traffic-​Rückgang von über 50% führ­te, teil­wei­se sogar deut­lich mehr.

Was vie­le nicht wis­sen: Bildagenturen geben viel Geld für Suchmaschinenoptimierung aus, weil immer noch vie­le Bildsucher kei­ne Ahnung von Bildagenturen haben und ein­fach bei Google nach Bildern suchen statt direkt zu Agenturen zu gehen. Deshalb bekom­men Bildagenturen viel Traffic und damit auch Kunden von Google Images. Durch die Umstellung der Bildersuche wer­den jedoch mehr Leute die Bilder direkt von Google kopie­ren anstatt sie bei Bildagenturen legal zu lizenzieren.

Erst war das nur eine Vermutung von mir, aber mitt­ler­wei­le hat es sich bestä­tigt. Dreamstime-CEO Serban Enache schrieb schon im Februar in einem Blogbeitrag, dass die Umstellung Bildagenturen vor Probleme stel­len wür­de. Graphic Leftovers war vor paar Tagen die ers­te Agentur, die laut Microstockgroup in einem Newsletter die Umstellung bei Google Images als Grund für einen Umsatzeinbruch angab:

[…] In January 2013, Google announ­ced their new image search func­tion­a­li­ty. This new for­mat has signi­fi­cant­ly hin­de­red our traf­fic and sales.
As a fair trade con­tri­bu­tor site, it is very important to us to main­tain the cur­rent contributor’s com­mis­si­on rate of 52%, so we will have to make adjus­t­ments in other areas. […]“

Oft wird als Ausweg die tech­ni­sche Lösung ange­bo­ten, sei­ne Bilder nicht bei Google Images anzei­gen zu las­sen. Ich glau­be jedoch nicht, dass das für Bildagenturen sinn­voll ist, weil es eben zu vie­le Kunden gibt, die erst über die­sen Umweg auf Bildagenturen auf­merk­sam wer­den. Ein ande­res Vorgehen ver­folgt der Fotografenverband Freelens. Dieser reich­te Ende April eine Klage gegen die neue Google Bildersuche ein, weil sie gegen das Urheberrecht ver­sto­ße. Das könn­te Erfolg haben: Nur paar Monate vor­her erwirk­te Freelens eine Unterlassungserklärung gegen den Suchmaschinenbetreiber Yahoo, der eine ähn­li­che Neuerung ein­ge­führt hatte.

Das Beispiel der Google Bildersuche zeigt, dass wir in der Stockfotografie-​Branche auf­pas­sen müs­sen, weil klei­ne Änderungen ganz ande­rer Branchen schnell und direkt finan­zi­el­le Auswirkungen auf uns haben können.

Wie fin­det ihr die Änderungen bei Google Images?