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Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 28

In der heu­ti­gen Folge von „Pimp My Stock“ kommt Johannes an die Reihe. Angesichts sei­ner 19 Jahre und im Vergleich zu eini­gen ande­ren ein­ge­reich­ten Fotos in die­ser Serie den­ke ich, dass er gutes Potential in der Stockfotografie hat.

Aber las­sen wir ihn sich erst mal selbst vorstellen:

Guten Tag Herr Kneschke,

erst­mal vor­weg: Tollen Blog, den Sie da haben… Ich habe nach zwei Stunden Artikel lesen schon den Eindruck, dass mir das alles sehr wei­ter­hel­fen wird!
Mein Name ist Johannes, bin 19 Jahre alt und Schüler. Ich habe mich erst vor ein paar Tagen dazu ent­schlos­sen mal zu ver­su­chen Fotos bei Fotolia/​Shutterstock zu verkaufen.

Ich habe seit 3 Jahren eine Nikon D60 mit dem AF‑S DX 18–55mm VR und dem Tamron 70–300mm ohne VC. Seither foto­gra­fie­re ich öfter, aber nur hob­by­mä­ßig. Habe auch kei­ne Blitze oder ähn­li­che Studioausrüstung.
Da ich mir dem­nächst die D5100 und ein bes­se­res Tele kau­fen möch­te, dach­te ich mir, dass es doch ganz schön wäre, ein biss­chen Geld mit Stock zu verdienen.
Deshalb habe ich vor­ges­tern jeweils schon­mal 10 Bilder bei foto­lia und Shutterstock hoch­ge­la­den. Nach dem Lesen eini­ger Artikel ist mir auf­ge­fal­len, dass die Bilder viel­leicht gar nicht so schlecht sind, aber mei­ne Keywords wahr­schein­lich nicht so toll sind. Daher habe ich die Bilder bei Fotolia erst­mal wie­der gelöscht (waren noch im Bestätigungsprozess, bei Shutterstock kann ich da glau­be ich nichts mehr rück­gän­gig machen). Ich schi­cke dir mal mei­ne bis­he­ri­gen Keywords mit und even­tu­ell kannst du mir dazu noch was sagen. Ich beschrei­be halt irgend­wie nur, was auf dem Bild zu sehen ist.

Es wäre ganz toll, wenn du mir zu den Bildern und Keywords was schrei­ben könn­test, sei es in dei­nem Blog oder hier. 🙂

Schonmal vie­len Dank für dei­ne Mühe!“

Das ers­te Bild ist eine unschar­fe Blumenwiese mit einer blau­en Blume im Vordergrund. Das Foto eig­net sich ganz gut für Bildagenturen, weil viel Platz für Text gelas­sen wur­de. Entfernen wür­de ich jedoch den dunk­len Fleck am Stängel der blau­en Blume, den Marienkäfer an der Blüte, weil er im Thumbnail zu sehr nach einem Fleck aus­sieht und den Ansatz einer Blume in der unte­ren, rech­ten Ecke. Außerdem wür­de ich bei der RAW-​Entwicklung die Helligkeit und Sättigung etwas anheben.
Ich bin eine Niete beim Blumen erken­nen, aber der kor­rek­te latei­ni­sche und umgangs­sprach­li­che Name der Blume im Vordergrund ist trotz­dem ein Muss beim Verschlagworten.

Jackpot! Das zwei­te Bild zeigt die Schwanzflosse eines Buckelwals beim Abtauchen ins Wasser. Es pas­siert ganz sel­ten, dass ich sowas in der „Pimp My Stock“-Serie sage, aber hier gilt: Nichts ändern! Das Bild ist per­fekt. Dynamischer Moment ein­ge­fan­gen, har­mo­ni­sche Farbgebung, guter Bildschnitt und das obe­re und unte­re Drittel ide­al für Text. Nur die Schlagworte könn­ten ver­bes­sert wer­den. Johannes schlug die­se vor: „Buckelwal, Wal, zeigt, Schwanzflosse, Fluke, Megaptera, novae­an­gliae, Furchenwal, Bartenwal, Wale, Buckelwale, Ozean, Kanada, Tadoussac, Quebec, Meer, Meeressäuger, Flosse, Meerestier, Ozeanriese
Die Mehrzahl bei den Tieren ist falsch, weil nur ein Wal zu sehen ist. Ozeanriese und Meeressäuger als Synonyme sind unnö­tig, da die Bildkäufer sowie­so nach „Wal“ suchen wer­den. Das Verb „zeigt“ soll­te in unge­beug­ter Form genutzt wer­den. Es feh­len auch noch wich­ti­ge Begriffe wie „Wasser“ und „tau­chen“.

Das zwei­te Bild mit dem Wal ist nicht mehr ganz so dyna­misch, fügt dem Foto aber eine ganz neue Ebene hin­zu. Neben dem Tier an sich steht hier als Aussage „Tourismus, foto­gra­fie­ren, Walbeobachtung, Meeresforschung“ und so wei­ter im Vordergrund. Wenn für die Person ein Model Release vor­han­den ist, wür­de ich das Bild noch zum 2:3‑Format beschnei­den und eben­falls hoch­la­den. Verkäufe kann ich mir da gut vorstellen.

Das Foto mit den Gewürzen ist hand­werk­lich soli­de, aber beim Bildaufbau fehlt etwas die Spannung. Als redak­tio­nel­les Foto mit genau­em Ortsbezug könn­te es ver­käuf­lich sein, ansons­ten sehe ich nicht so vie­le Chancen, weil es gera­de bei Gewürzfotos sehr viel per­fekt arran­gier­te Varianten aus dem Studio gibt, wie die­se Beispiele hier zei­gen.

Als Suchbegriffe ver­wen­det Johannes „Gewürz, Gewürze, Marktstand, Markt, ori­en­ta­lisch, ori­en­ta­li­sches, ori­en­ta­li­sche, Kräuter, Gewürzmischung, Schalen, Gewürzsorten, Geruch, Essen, Würze, wür­zig“. Das ist okay, aber der geo­gra­fi­sche Bezug fehlt noch völ­lig. Außerdem feh­len wich­ti­ge Begriffe wie „ver­kau­fen, Einzelhandel, Auswahl, Vielfalt“.

Beim Foto vom Maiskolben gefällt mir die Perspektive und wie das Sonnenlicht auf dem Mais reflek­tiert. Bei sol­chen Fotos ist es jedoch im Vorfeld beson­ders wich­tig, auf win­zi­ge Details zu ach­ten. Ich hät­te ver­sucht, einen Maiskolben zu fin­den, der mög­lichst wenig „Schimmel“ an den Blättern hat und hät­te auch das „Gestrüpp“ vom Mais ent­fernt, um ihn attrak­ti­ver aus­se­hen zu lassen.

Ein Möwenbild. Na sowas. Diese Motive gibt es – ver­zeiht mir das Wortspiel – wie Sand am. Hier kommt als beson­de­res Element jedoch der Fisch im Schnabel hin­zu, wes­halb ich dem Vogel eine Chance geben wür­de. Sehr stö­rend jedoch ist das dunk­le Netz im Hintergrund, was wür­de ich ent­we­der retu­schie­ren oder das Bild gleich radi­kal qua­dra­tisch mit der Möwe im Mittelpunkt beschnei­den, sofern es die Auflösung der Kamera zulässt.

Auch bei die­sem Bild einer Platine sage ich: Perfekt, so las­sen, hoch­la­den. Die Keywords sind mit „Platine, Leiterplatte, grü­ne, Elektronik, Elektrik, Schaltung, Textur, Elektrotechnik, Platinen, ätzen, Lötzinn, Schaltplan, Leiterbahnen, Elektroniker, löten, Glasfaser, altes, Radio, elek­tri­sches, Gerät“ schon gut aus­ge­sucht, es feh­len nur noch eini­ge wich­ti­ge „Meta“-Begriffe wie „Hintergrund, Textur, von oben, Verbindung

Das Foto der Radieschen ist fast per­fekt, hier stö­ren nur die ein­zel­nen wel­ken Blätter. Dieses Versäumnis muss sich der Fotograf ankrei­den, dass er vor dem Auslösen einen wich­ti­gen Arbeitsschritt ver­ges­sen hat: Zu schau­en, ob alle Details in Ordnung sind. Das Wegzupfen der drei Blätter hät­te weni­ge Sekunden gedau­ert, aber das Bild deut­lich ver­käuf­li­cher gemacht.

Beim letz­ten Bild der Schildkröte stim­men eben­falls vie­le Faktoren. Der Bildausschnitt passt, die gerin­ge Schärfentiefe lenkt den Blick auf den Schildkrötenkopf, der einen sehr lus­ti­gen Gesichtsausdruck zeigt. Es wirkt ein biß­chen, als wäre der Kopf ins­ge­samt nicht scharf genug, das ist in die­ser Größe lei­der nicht zu erken­nen. Außerdem fin­de ich es etwas flau und farb­los, da wür­de ich bei der RAW-​Entwicklung stär­ker an Kontrast und Sättigung dre­hen. Den gro­ßen wei­ßen Fleck auf dem Panzer und den ver­trock­ne­ten Grashalm rechts am Panzer wür­de ich weg­re­tu­schie­ren, dann wäre das ein sehr gutes Stockfoto.

Ingesamt bin ich beein­druckt von der stock­taug­li­chen Komposition der Bilder in Kombination mit pas­sen­den Motiven. Mit etwas Übung und Recherche kann es Johannes im Stockmarkt sicher zu etwas bringen.

Wer selbst Bilder für eine „Pimp My Stock!“-Folge ein­rei­chen will, damit ich sie auf Verkäuflichkeit hin beur­tei­len kann, fin­det hier alle Details zur kos­ten­lo­sen Teilnahme.

Was meint ihr zu den Bildern? Wie schätzt ihr die ein?