Oh, ich freue mich.
Zur 31. Folge von „Pimp My Stock!“ habe ich einige besonders schöne Bilder für euch. Kurze Einführung für alle, die das Format noch nicht kennen: Bei „Pimp My Stock!“ können Leser mir kostenlos bis zu zehn Fotos einschicken (die genauen Teilnahme-Details findet ihr hier) und ich bespreche diese Fotos öffentlich auf ihre Stockfoto-Tauglichkeit. Es geht nicht darum, wie „schön“ ich ein Foto finde, sondern wie hoch aus meiner Erfahrung die Chancen sind, dass sich die Motive verkaufen würden.
Diesmal ist Andreas an der Reihe. Er schrieb mir:
„Hallo Robert.
Ich verfolge deinen Blog schon etwas länger. Zum ersten mal hab ich von dir in der Happy Shooting Folge gehört, in der du über Stockfotografie ein Interview gegeben hast. Nun hab ich mein Gefallen an der „Produktfotografie“ gefunden und da ist mir „Pimp my Stock!“ eingefallen.
Anbei schicke ich dir mal ein paar meiner derzeitigen Favoriten. Über dein „Urteil“ über die Lego Bilder sowie das Nadel Bild bin ich besonders gespannt.
Warum mache ich das?
Letztendlich macht es mir Spaß, die Produktfotografie, nur kann ich es nicht einschätzen, wie sich meine Arbeiten „verkaufen“ lassen könnten bzw. ob sie überhaupt einen Zielgruppe haben… und wie sie technisch sind bzw. was deine Augen noch so alles sehen.
Mein Zeugs:
Canon EOS 40DObjektive:
Canon EF 50mm f/1.8 II
Canon EF‑S 18–55mm f3.5–5.6 IS
Canon EF 28–135mm f/3.5–5.6 IS USM
Canon EF 70–300mm f/4–5.6 IS USMMit freundlichen Grüßen,
Andreas“
Schauen wir uns seine Fotos an:
Die beiden Fotos mit den Lego-Figuren finde ich herrlich. Sie sind witzig, sauber ausgeführt und haben eine klare Aussage. Eine sehr gute Arbeit. Aus der Stockfotografie-Sicht hingegen stellt sich als größtes Problem das Markenrecht: Die Herstellerfirma ist eindeutig erkennbar und viele Bildagenturen würden die Fotos allein deshalb ablehnen. Eine redaktionelle Nutzung wäre sicher unter Umständen möglich, finde ich bei dieser Serie aber nicht ganz passend. Mehr Bilder aus der Serie findet ihr übrigens hier.
Logischer erschiene mir die Verwertung als „Kunst“, was auch das Markenrecht-Problem etwas entschärfen würde, weil Kunst „mehr darf“ als kommerzielle Gebrauchsfotografie. Ich kann und darf hier aber sowieso keine verbindliche Rechtsberatung geben, deshalb empfehle ich im Zweifel ein Gespräch mit einem Fachanwalt. Die Lego-Serie als Ausstellung, mit Vermarktung von Prints, Postkarten und so weiter kann ich mir besser vorstellen als den Verkauf über Bildagenturen. Vielleicht wäre sogar eine Kooperation mit der Firma Lego selbst möglich, was auch das Problem mit dem Markenrecht lösen würde.
Der Rest der Fotos sind fast alles Freisteller, also Bilder vor weißem Hintergrund aufgenommen. Diese Kategorie verkauft sich weiterhin gut bei Bildagenturen, auch wenn die Konkurrenz da deutlich größer geworden ist im Laufe der Jahre. Andreas scheint hier technisch aber sehr fit zu sein, die Bilder sehen alle makellos freigestellt aus und beleuchtet aus. Technisch gesehen wäre er also in der Lage, sehr gute Freisteller zu fotografieren. Aber was ist mit den Motiven?
Ein Ei: Simpel, aber wird sich gut verkaufen. Bin ich mir sicher. Hier fallen mir spontan auch viele Varianten ein, zum Beispiel ein helles und dunkles Ei nebeneinander, oder Eier verschiedener Tiere (Wachtel, Huhn, Gans, Strauß) nebeneinander, um die Größenverhältnisse besser darzustellen, gefärbt als Osterei und so weiter. Weitermachen.
Auch die Nadel mit Faden ist ein sehr gutes Stockfoto. Simpel aussehend, aber mit klarer Botschaft (Nadelöhr) und doch nicht so einfach zu fotografieren, wie es den Anschein hat.
Bei den restlichen Motiven bin ich nicht so überzeugt: Der Reibekuchen wirkt unförmig und hätte auch einen dekorativen Klecks Apfelmus vertragen können. Außerdem ist der Schatten ziemlich hart.
Die Birne ist von der Form her nicht so typisch, da hätte eine „klischeehaftere“ Birne her gemusst. Auch hier wirkt der Schatten unten zu dunkel.
Die beiden Tassen sind okay, aber zu banal, um damit sehenswerte Verkäufe erzielen zu können. Das liegt eben auch daran, dass jeder Fotograf schnell mal eine Tasse parat hat, um so ein Foto zu machen, falls es gewünscht sein sollte.
Ähnliches gilt für das Glas Orangensaft, wobei ich diesem etwas mehr Verkaufschancen geben würde, weil das Motiv generell häufiger nachgefragt wird. Die Lichtsetzung hätte hier aber noch verbessert werden können, um auf beiden Seiten des Glases ein stärkeres „Rim Light“ zu erzeugen. Kleine Details wie ein Orangenschnitz oder eine Orangenscheibe am Glasrand hätten die Bildaussage besser abgerundet.
Da Andreas die Freisteller-Technik anscheinend gut beherrscht, würde ich raten, fotogenere Objekte zu wählen, die nicht unbedingt in jedem Haushalt zu finden sind und für die trotzdem Bedarf besteht. Eine Serie mit exotischen Früchten fällt mir da spontan ein, gerne kombiniert mit dem dazu passenden Saftglas, aber auch ein Gang über einen Flohmarkt bringt bestimmt passende Inspirationen.
Was sagt ihr zu den Fotos? Welche Vermarktungstipps würdet ihr zu den Lego-Fotos geben?