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Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 60

Wow, schon sech­zig Folgen mei­ner seit über neun Jahren belieb­ten Serie „Pimp My Stock!“ Falls jemand trotz­dem noch nicht wis­sen soll­te, wor­um es in die­ser Serie geht: Bei „Pimp My Stock!“ kön­nen mir Leserinnen und Leser ihre Fotos schi­cken, wel­che ich dann auf ihre Verkäuflichkeit hin bespre­che. Es geht also nicht (nur) um Schönheit, son­dern um die ehr­li­che Antwort auf die Frage, wie gut sich die­se Motive bei Bildagenturen ver­kau­fen würden.

In die­ser Folge bat mich Petra, einen Blick auf ihre Bilder zu werfen:

Hallo Herr Kneschke, ich hat­te Sie im Oktober ange­schrie­ben zu PIMP MY STOCK. Hier nun eine Auswahl mei­ner Fotos zur Durchsicht für Sie. Mir ist völ­lig klar, Sie kön­nen nicht zu jedem etwas sagen. Suchen Sie sich etwas aus. Ich bin für jeden Input dank­bar. Ich freu mich, ich könn­te sol­che Fotos an eine Stockagentur geben, um neben­bei etwas Taschengeld zu gene­rie­ren. Vielen Dank für Ihre Hilfe, Petra aus HH“

Hier sind die zehn Fotos, die Petra geschickt hat:

Das ers­te Bild zei­gen ver­mut­lich Blüten (?) an einem Baum. Rein vom Motiv her wird sich das garan­tiert nicht ver­kau­fen, weil die­se Bilder abseits ganz spe­zi­el­ler Botanik-​Bücher sich kaum eig­nen, wei­ter gefass­te Konzepte zu illus­trie­ren. Bei der Komposition hät­te ich dar­auf geach­tet, dass oben links und in den bei­den unte­ren Ecken kei­ne stö­ren­den Elemente zu sehen sind, das kann man aber not­falls auch nach­träg­lich per Bildbearbeitung entfernen.

Solche Wolkenbilder bie­ten sich schon eher zum Verkauf an: Neben den all­ge­mei­nen Themen Wetter und Natur kann man mit ihnen auch „Freiheit, sau­be­re Luft, Unendlichkeit, Religion“ und vie­les wei­te­re assoziieren.

Störend ist mei­ner Ansicht nach lei­der der Strand als dunk­ler Streifen im unte­ren Bildrand. Ich hät­te mich hier bei der Aufnahme mehr auf den Himmel kon­zen­triert, also das Bild knapp ober­halb des Strands abge­schnit­ten oder das Bild nach­träg­lich dort beschnit­ten. Letzteres hät­te zusätz­lich den Vorteil, dass ich zudem ein brei­te­res Format erhal­te, dazu jedoch spä­ter mehr.

Ich ver­mu­te, die­ses Foto zeigt die Spiegelung einer Treppe im Glasgeländer der­sel­ben. Langjährige Leser die­ser Serie wis­sen, dass ich gebets­müh­len­ar­tig dar­auf hin­wei­se, dass es in der Regel ein schlech­tes Zeichen ist, wenn ich den Bildinhalt erra­ten muss.

So auch hier: Solche abs­trak­ten Motiven wer­den sich lei­der kaum bei Bildagenturen ver­kau­fen, weil sie wie­der kon­kret noch kon­zep­tio­nell genug Bedeutungsebenen enthalten.

Ich mag die­sen Blickwinkel sehr: Bäume im Wald von unten nach oben foto­gra­fiert. Abseits mei­ner per­sön­li­chen Vorliebe ist es auch ein gutes Stockfotografie-​Motiv, weil es hier zum einen die Bäume und den Wald als Thema hat und als Konzeptbild für Nachhaltigkeit, Umweltschutz, Wachstum und so wei­ter ste­hen kann.

Ich hät­te sicher auch noch an der hells­ten Stelle im Bild ein künst­li­ches „Lens Flare“ ein­ge­fügt, um die Sonne stär­ker zu beto­nen.
Die schon bestehen­de Konkurrenz bei die­sen leicht nach­zu­ah­men­den Motiven ist jedoch sehr groß, sodaß für die­ses Bild die Verkaufschancen trotz­dem gering sind.

Hier sehen wir abge­platz­te blaue Farbe. Wenn wir die­ses Motiv stell­ver­tre­tend für Grunge-​Texturen all­ge­mein neh­men, sage ich, dass es sich ganz gut ver­kau­fen kann.

Im Detail müss­te dafür jedoch eini­ges opti­miert wer­den. Der lin­ke Teil ist lei­der unpas­send. Er hät­te so aus­ge­rich­tet wer­den müs­sen, dass er min­des­tens par­al­lel zum Bildrand ver­läuft oder noch bes­ser gar nicht zu sehen ist, die abge­platz­te Farbe also for­mat­fül­lend ist. Außerdem wäre etwas mehr Weitwinkel sinn­voll gewe­sen, um mehr Motiv zu haben, aus dem sich Designer im Zweifelsfall selbst den pas­sen­den Ausschnitt wäh­len können.

Für die­se Blüten gilt ähn­li­ches wie für das ers­te Foto: Zu spe­zi­ell, um damit Geld zu ver­die­nen. Davon abge­se­hen ist es kopf­über und lei­der auch ein typi­sches „Mache ich neben­bei bei einem Spaziergang“-Motiv von Hobby-​Fotografen, also schon mas­sen­haft vorhanden.

Auch die­ses Bild ist etwas schwer zu erken­nen, ich ver­mu­te, es ist ein Baum im Regen. Trotzdem trans­por­tiert das Bild eine Stimmung, die sich gut zur Illustration eini­ger Themen eig­net. Es wird sicher kein Bestseller, aber mit sorg­fäl­ti­ger kon­zep­tio­nel­ler Verschlagwortung könn­ten eini­ge Verkäufe abfallen.

Diese Seile mit Knoten sind gra­fisch ganz inter­es­sant und auch the­ma­tisch sicher ab und zu ein­setz­bar. Die bei­den Dellen oben in der Mitte wür­de ich noch weg­re­tu­schie­ren und dann ist es ein ganz pas­sa­bles Stockfoto.

Bei die­ser impo­san­ten Baumwurzel ist offen­sicht­lich der Weißabgleich ziem­lich kühl gera­ten, da wür­de ich zu einem deut­lich wär­me­ren Ton raten. Wie schon beim obi­gen Wald-​Bild ist hier die Konkurrenz aber auch sehr groß, wes­halb ich wenig Verkäufe erwar­ten würde.

Zum Schluss sehen wir alte Bahnschienen. Hier hat die Komposition lei­der weder Hand noch Fuß, wes­halb ich das Bild als untaug­lich erach­ten würde.

Insgesamt ist auf­fäl­lig, dass alle Bilder das Format 4:3 haben, wahr­schein­lich ist das an der Kompaktkamera vor­ein­ge­stellt gewe­sen. Dieses Seitenverhältnis ist jedoch sehr ungüns­tig, weil es qua­si stan­dard­mä­ßig „bil­lig“ wirkt, da die teu­re­ren Kameras alle im 3:2‑Format auf­neh­men. Auch die Bildagenturen benach­tei­li­gen sol­che Formate in der Suchanzeige, sie­he mein aus­führ­li­cher Artikel hier. Noch belieb­ter sind aktu­ell sogar noch wei­te­re Formate wie 16:9 oder Panoramen.

Auch die Motivwahl scheint sehr „Spaziergang“-lastig zu sein. Wenn das Ziel sein soll, mit Stockfotos ein Taschengeld zu ver­die­nen, müs­sen die Motive für Designer nütz­li­cher und schwe­rer zugäng­lich sein. Diese Motive wie oben gibt es lei­der auf Gratis-​Plattformen schon zuhauf.

Wer eben­falls kos­ten­los mit­ma­chen und mir sei­ne Bilder zur Besprechung schi­cken will, fin­det hier alle not­wen­di­gen Informationen.

Stockfoto-​Schelte von STRG_​F und WALULIS: Eine Erwiderung

In den letz­ten Tagen sind zwei YouTube-​Videos der öffentlich-​rechtlichen Kanäle WALULIS sowie STRG_​F erschie­nen, die sich mit dem Thema Stockfotografie auseinandersetzen.

Leider ist die Berichterstattung sehr ein­sei­tig.
In die­sem WALULIS-​Video geht es erst dar­um, was pas­siert, wenn Stockmodels zu Memes wer­den und dann um die Verlierer und Gewinner des Stockfotografie-Geschäfts.

Als ers­ter Verlierer wer­den die Models genannt, wel­che kei­ner­lei Kontrolle mehr hät­ten, wo ihre Bilder erschei­nen wür­den, dazu unten mehr, weil ein Beispiel aus dem zwei­ten Video ver­wen­det wird.

Als zwei­ter Verlierer sind die Fotografen genannt, wel­che sehr wenig Geld mit der Bildlizenzierung ver­die­nen wür­den. Das ist zwar kor­rekt, aber heuch­le­risch, wenn man bedenkt, dass auch der öffentlich-​rechtliche Rundfunk ger­ne auf das Angebot der Bildagenturen zurück­greift und sich dabei nicht über zu gerin­ge Preise beschwert.

Als gro­ßer Gewinner wer­den die Bildagenturen selbst dar­ge­stellt, wel­che den Löwenanteil des Umsatzes ein­strei­chen und dabei recht­li­che Verantwortung in den Nutzungsbedingungen von sich weisen.

Als Beispiel wird bei Minute 7:14 eine AfD-​Werbung gezeigt, die aus zwei Stockfotos zusam­men­mon­tiert wur­de. Dagegen lässt sich jedoch ein­fach recht­lich vor­ge­hen, was ich selbst mehr­mals erfolg­reich gegen die AfD und ande­re Parteien gemacht habe, weil es eben nicht erlaubt ist. In meh­re­ren Fällen stan­den mir dabei auch die Mitarbeiter von Shutterstock und Adobe Stock hilf­reich zur Seite. Im Video wird es jedoch so dar­ge­stellt, als sei Machtlosigkeit gegen­über unmo­ra­li­schen Nutzungen ein übli­cher Teil der Stockfotografie.

Das ist so, als wür­de jemand behaup­ten, Autos sei­en schlimm, weil sie als Mordwaffe ver­wen­det wer­den kön­nen. Natürlich kann man Autos und auch die Stockfotografie in vie­len Punkten kri­ti­sie­ren, soll­te dabei aber die recht­li­chen Ausgangsbedingungen berücksichtigen.

In die­sem Video von STRG_​F wird näher recher­chiert und selbst aus­pro­biert, was Stockmodels pas­sie­ren kann, deren Bilder zum Verkauf stehen:

Der Redakteur lässt ein Foto von sich machen und lädt es auf der kos­ten­lo­sen Bildplattform Pixabay hoch (mehr zu Pixabay hier). Bei Minute 6:00 heißt es „Was man damit machen darf? Fast alles!“ und wun­dert sich spä­ter, dass das Bild mit fal­schen Namen ver­se­hen wird, auf Socken zu fin­den ist oder er sogar als „char­man­ter Pädophiler“ dar­ge­stellt wird.

Vereinfachte Pixabay-​Nutzungsbedingungen mit Verboten im YouTube-​Video von STRG_F

Eins wird hin­ge­gen nicht erwähnt: In den Pixabay-Nutzungsbedingungen, die im Screenshot bei Minute 6 sogar in ver­ein­fach­ter Form les­bar sind, wer­den aus­drück­lich Verbote for­mu­liert, unter anderem:

Die Pixabay-​Lizenz gestat­tet nicht:
[…]
3. die Darstellung von iden­ti­fi­zier­ba­ren Personen auf belei­di­gen­de, por­no­gra­fi­sche, obs­zö­ne, unmo­ra­li­sche, dif­fa­mie­ren­de oder ver­leum­de­ri­sche Weise; oder
4. die Suggestion, dass abge­bil­de­te Personen, Marken, Organisationen, etc. bestimm­te Produkte oder Dienstleistungen befür­wor­ten oder bil­li­gen, es sei denn es wur­de eine Genehmigung dazu erteilt.

Beachte bit­te, dass alle Inhalte auf Pixabay zwar für kom­mer­zi­el­le und nicht-​kommerzielle Zwecke frei ver­wend­bar sind, gezeig­te Elemente in den Bildern und Videos, wie iden­ti­fi­zier­ba­re Personen, Logos und Marken, jedoch zusätz­li­chen Urheberrechten, Eigentumsrechten, Personenrechten, Markenrechten usw. unter­lie­gen kön­nen. Die Zustimmung eines Dritten oder die Lizenz die­ser Rechte kön­nen ins­be­son­de­re für kom­mer­zi­el­le Anwendungen erfor­der­lich sein. Pixabay garan­tiert nicht, dass sol­che Zustimmungen oder Lizenzen ein­ge­holt wur­den, und lehnt aus­drück­lich jeg­li­che Haftung in die­ser Hinsicht ab.“

Auch alle ande­ren gro­ßen Bildagenturen haben sol­che Verbote in den Nutzungsbedingungen ver­an­kert, mehr dazu sie­he hier.

Das heißt, vie­le der Beispiele, die in bei­den Videos gezeigt wer­den, illus­trie­ren Verstöße gegen die Lizenzbedingungen der Bilddatenbanken und zei­gen eben NICHT das nor­ma­le Geschäftsmodell die­ser Agenturen.

Im April 2019 hat­te mich einer der betei­lig­ten Redakteure des STRG_​F-​Videos ange­fragt zur Mitarbeit an die­sem Video, was ich aber dan­kend abge­lehnt habe, weil expli­zit nur danach gefragt wur­de, ob ich Models nen­nen kön­ne, wel­che „Opfer“ der Stockfotografie gewor­den sei­en. Die Zielrichtung des Videos stand also im Vorherein fest, mein tele­fo­ni­scher Hinweis auf ein­schrän­ken­de Klauseln der Bildagentur fand dann im fer­ti­gen Bericht kei­ne Berücksichtigung.

Im Video wird auch die Nutzung von Stockmaterial im Rahmen von Wahlwerbung gezeigt, ohne wie­der zu erwäh­nen, dass es mög­lich ist, dage­gen erfolg­reich vor­zu­ge­hen, wie von mir eben­falls schon durch­ge­zo­gen (sie­he Bericht hier).

Danach kommt zwar sogar ein Anwalt zu Wort, der gegen die Verwendung eines Personenfotos durch die AfD vor­ge­hen will, aber unwi­der­spro­chen wird der Bundesverband der AfD zitiert, dass „wenn für ein Stockfoto die voll­um­fäng­li­chen Rechte erwor­ben wor­den sind, dann dür­fe es auch ver­wen­det wer­den“. Das ist aber schlicht sach­lich falsch und inso­fern wun­dert es schon, dass an die­ser Stelle im ansons­ten sehr kri­ti­schen Beitrag mal kein Widerspruch kommt. 

Dabei heißt es in den Landespressegesetzen zur Sorgfaltspflicht:

Die Presse hat alle Nachrichten vor ihrer Verbreitung mit der nach den Umständen gebo­te­nen Sorgfalt auf Wahrheit, Inhalt und Herkunft zu prüfen.“

Es wäre schön gewe­sen, wenn sich sowohl WALULIS als auch STRG_​F als öffentlich-​rechtliche Formate in ihren Youtube-​Videos mehr dar­an ori­en­tiert hätten.

Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 55

Nach lan­ger Pause gibt es heu­te eine neue Folge von „Pimp My Stock“. Sascha möch­te ein fun­dier­tes Feedback zur Verkäuflichkeit sei­ner Motive erhal­ten. Er schreibt über sich und sei­ne Fotografie in sei­ner Mail:

Moin Robert, mit den bei­gefüg­ten Bildern stel­le ich mich Deiner ein­ge­hen­den Bildanalyse in der Kategorie „Pimp my Stock“. Gerne kannst Du wenn Du magst dar­aus auch einen ent­spre­chen­den Blog-​Beitrag entwerfen. 🙂

Folgendes vor­ab: Als lei­den­schaft­li­cher Amateurfotograf habe ich mich im Dezember 2017 unter dem Pseudonym EMOZION bei Shutterstock ange­mel­det und stel­le mich seit­dem mei­ner eige­nen Challenge zur Bildkritik.
Seitdem habe ich vie­les über die Anforderungen von Bildsuchenden und Marketing von Stockfotos gelernt: Konkret sind dies vie­le Erkenntnisse über alter­na­ti­ve Blickwinkel und Perspektiven und vor allem the­ma­ti­sche Fotografie.
Parallel zu der von mir initi­ier­ten Foto-​Community „Fotowalk – Discovery Hamburg“ gene­rie­re ich das über­wie­gen­de Bildmaterial mit dem Smartphone, wobei sich aktu­ell aber wei­ter­hin fest­stel­len lässt, dass das Bildmaterial im Vollformat deut­lich gefrag­ter ist. Warum eigentlich?

Ein klei­nes Favorit mei­ner eige­nen Bilder-​Challenge sind die zahl­rei­chen Hintergrundmotive in den zwei Sets Textures & Backgrounds und Simple Pattern. 

Beim Verschlagworten der Bilder gebe ich mir ent­spre­chend Mühe, die mobi­le App und die algo­rith­men­ba­sier­te Intelligenz der Bilderkennungssoftware von Shutterstock ist hier­bei lau­fend bes­ser gewor­den.
Insgesamt muss ich fest­hal­ten: Es ist ein abso­lut anspruchs­vol­les Métier um mit Stockfotos wirk­lich Geld zu ver­die­nen, aber dar­um geht es mir auch gar nicht. Wenn ich den Aufwand und den Kostenanteil sowie den steu­er­li­chen Anteil abrech­ne, dann brau­chen wir über die Wirtschaftlichkeit die­ser Challenge kei­ne ein­zi­ge Sekunde nach­zu­den­ken… Es macht mir aber ein­fach Spaß den Erfolg der eige­nen Bilder zu ver­fol­gen und dabei für mich zu ent­de­cken wel­che Art von Bildmaterial und Motiven ver­mark­tungs­ge­recht sind. Dementsprechend ent­wick­le ich mich foto­gra­fisch wei­ter und stel­le mir mei­ne eige­nen Foto-​Aufgaben. Trotzdem ist es ein­fach unver­schämt wie Shutterstock und alle ande­ren Stock-​Agenturen Fotografen ent­loh­nen und sich selbst berei­chern. Hier wächst die Kluft zwi­schen Bildanbietern und Plattformbetreibern wei­ter auseinander. 

Worüber ich mich immer wie­der wun­de­re ist auf­grund wel­cher absur­den Kriterien Bilder von den Algorithmen und ver­mut­lich zahl­reichs­ten „Off-Shore“-Mitarbeiten im Upload-​Prozess abge­lehnt wer­den. Das Interview mit Alex Lauer bestä­tigt mei­ne Erfahrungen. Sehr viel von dem, was er sagt, kann ich bestä­ti­gen, aller­dings gehe ich anders mit der Situation um… Wer etwas tut, macht das immer im eige­nen Interesse. Allerdings – und das ist unum­strit­ten – fin­det im Stockbereich ein immer weit­rei­chen­der Machtmissbrauch durch Quasi-​Monopolisten statt. 

Aktuell sind es rund 1500 Bilder in 66 ver­öf­fent­li­chen Sets. Nachdem ich – ana­log zu Deinen Empfehlungen die Top3 der Stockagenturen ange­tas­tet habe – begren­ze ich mich inzwi­schen aus­schließ­lich auf Shutterstock.
Das Bildmaterial gene­rie­re ich inzwi­schen sowohl mit einem iPhone X und einer Canon EOS 5D Mark III.

Mit bes­ten Grüßen aus Hamburg
Sascha“

Schauen wir uns sei­ne Bilder an:

Das ers­te Bild zeigt ein Mädchen auf einem Segelboot. Der wei­ße Rahmen ist etwas, was bei jeder Bildagenturen uner­wünscht ist und so gut wie immer zu einer Ablehnung führt, denn der Kunde soll nicht für unnö­ti­ge wei­ße Flächen bezah­len, die er leicht selbst hin­zu­fü­gen könn­te. Abgesehen davon ist das Bild durch­aus brauch­bar. Der Horizont ist gera­de, der Himmel fast wol­ken­los blau. Einzig die gro­ße dunk­le Fläche rechts unten im Bild wirkt etwas stö­rend, aber nicht so sehr, dass das Foto nicht trotz­dem zum Thema „Reisen“ und „Urlaub“ ver­wen­det wer­den könn­te. Noch bes­ser als die anony­me Rückenansicht wäre sicher eine seit­li­che Ansicht der Person gewe­sen, wo sie ver­träumt in die Weite schaut, aber ich ver­ste­he, wenn das aus per­sön­li­chen Gründen even­tu­ell uner­wünscht ist.

Beim Foto des brau­nen Labradors wird es schwie­ri­ger. Haustiere sind auf­grund der leich­ten Verfügbarkeit ein sehr oft umge­setz­tes Motiv und ent­spre­chend hoch ist die qua­li­ta­tiv star­ke Konkurrenz auf die­sem Gebiet. Ich mag das Licht in die­sem Bild, befürch­te aber, dass die Haltung der Pfoten und vom Schwanz ungüns­tig ist, weil der Hund so auf klei­ne­ren Formaten weni­ger gut erkenn­bar ist. Außerdem wirkt der Hintergrund mit sei­nem har­ten Schatten unru­hig und trägt wenig zur Bildstimmung bei. Insofern sehe ich hier lei­der nur gerin­ge Verkaufschancen.

Dieses Herz aus Laub bedient sich eines Konzepts, was immer sehr gefragt ist: Liebe. Die Umsetzung lässt aller­dings noch eini­ge Verbesserungen zu. Am auf­fäl­ligs­ten ist der Baumstamm in der obe­ren lin­ken Ecke, der pro­blem­los hät­te retu­schiert wer­den kön­nen. Ähnliches gilt für das Laub und Gras unten links. Etwas ungüns­tig ist auch, dass das Herz links sehr eng beschnit­ten ist und Designern so kei­nen Spielraum für eige­ne Formate lie­fert. Insgesamt hät­te ich mir auch eine Perspektive direk­ter von oben gewünscht, was je nach Begebenheiten vor Ort viel­leicht schwie­rig war. Deshalb: Idee gut, Ausführung verbesserungswürdig.

Das nächs­te Foto zeigt Sarnico Paratico in Italien. Für ein Tourismusfoto hat es alles, was es braucht: Blauer Himmel mit wei­ßen Wolkentupfern, schö­ne Farben und Reflexionen im Wasser und mit dem roten Gebäude rechts einen pas­sen­den Farbtupfer. Ich wür­de das Bild etwas wei­ter nach links kip­pen, um die Strandpromenade hori­zon­ta­ler aus­zu­rich­ten, aber ansons­ten ist es ein gutes Stockfoto. Ob die Gegend selbst häu­fig genug nach­ge­fragt wird, um das Bild lukra­tiv zu machen, kann ich spon­tan lei­der nicht beurteilen.

Diese grü­nen Wände einer Hamburger U‑Bahn-​Station eig­nen sich gut als Hintergrund. Ich hät­te viel­leicht ver­sucht, zumin­dest eine der Linien am Bildrand aus­zu­rich­ten, ver­mut­lich am ehes­ten die unte­re, aber trotz­dem hat das Bild eine Dynamik, die gefragt sein könn­te. Ich wür­de das Bild noch blau ein­fär­ben, um es moder­ner und tech­ni­scher wir­ken zu lassen.

Dieses Hollandrad in Hamburg sorgt für eine gute Tiefenwirkung im Bild, was es sehr gut für Reiseführer oder Webseiten geeig­net macht. Mit der rich­ti­gen Verschlagwortung funk­tio­niert das Foto auf jeden Fall.

Das Gleiche kann ich bei die­sen Spaziergängern am Strand lei­der nicht sagen. Der Mann im Vordergrund ist zu sehr im Schatten, die Frau rechts wirkt durch den Wind in der Jacke zu unför­mig und die Frau hin­ter dem vor­de­ren Mann sorgt dafür, dass die Konturen von bei­den qua­si inein­an­der­lau­fen und nicht gut erkenn­bar sind. Dazu kommt, dass der Mann nicht bar­fuß läuft, was für das Sommer-​Sonne-​Strand-​Feeling deut­lich hilf­rei­cher wäre. Im Kontrast zu die­sem Strand-​Bestseller* wird deut­lich, was ich meine.

Ein wei­te­rer Hintergrund aus Linien in ver­schie­de­nen Grüntönen. Schlicht, aber wir­kungs­voll. Einzig die win­zi­ge hel­le Ecke rechts unten hät­te noch retu­schiert wer­den kön­nen. Außerdem hät­te das Motiv ver­mut­lich sehr leicht auf die dop­pel­te Breite gestreckt wer­den kön­nen, um es als Panorama anbie­ten zu kön­nen. Kann als Stockfoto funk­tio­nie­ren, aber das Angebot ist hier eben­falls schon sehr groß.

An die­sem Nachtpanorama der Porta Westfalica bei Minden habe ich nichts aus­zu­set­zen. Das Licht wirkt fan­tas­tisch und das Kaiser-​Wilhelm-​Denkmal fällt durch die Beleuchtung gut auf, was ange­sichts sei­ner tou­ris­ti­schen Bedeutung sehr hilf­reich für das Stockfoto ist. Die Bäume links und rechts unten sor­gen für Tiefenwirkung. Ein sehr gutes Foto, was sicher sei­ne Abnehmer fin­den wird.

Als letz­tes Foto haben wir eini­ge Häuser im Hamburger Stadtteil Eppendorf. Aus archi­tek­tur­fo­to­gra­fi­scher Sicht lei­der eher ein Schnappschuss, obwohl der blaue Himmel und das seit­li­che Licht den wei­ßen Häusern sehr schmei­cheln. Ungünstig sind aber die Verzerrungen durch die seit­li­che und nied­ri­ge Perspektive. Auch der Baum oben rechts wirkt zu dun­kel. Trotzdem mag es eini­ge Käufer geben, die mit dem Bild Immobilienthemen, stei­gen­de Mieten oder Eigentumswohnungen illus­trie­ren wür­den, ich wür­de es also nicht ganz abschreiben.

Insgesamt haben mir die Landschaft- und Städtaufnahmen am meis­ten zuge­sagt und ich wür­de in die­ser Richtung weitermachen.

Falls ihr eben­falls an einer kos­ten­lo­sen Bewertung eurer Fotos inter­es­siert seid, fin­det ihr auf die­ser Seite alle not­wen­di­gen Informationen.

* Affiliate

Neues Fotografie-​Start-​Up Lemon One wirbt mit gekauften Stock-3D-Renderings

Heute wur­de ich über die­sen Artikel in der ProfiFoto auf das Fotografie-​Start-​Up Lemon One auf­merk­sam, wel­ches Fotografen zu Dumpingpreisen vermittelt.

Beim Blick auf deren Webseite kamen mir eini­ge Bilder jedoch bekannt vor.

Startseite von Lemon One

Schon das Aufmacherbild ist kein Foto, also auch kei­ne „pro­fes­sio­nel­le Fotografie“, wie sie im Text wer­ben, son­dern ein 3D-​Rendering des Stock-​Anbieters „Photographee.eu“, wel­ches zum Beispiel hier bei Adobe Stock erwor­ben wer­den kann.

Gleiches gilt für das ers­te Bild in deren „Bildergalerie“, wel­che unten dann wohl­weis­lich nur noch „Inspiration“ heißt:

Auch das „Bild“ ist ein 3D-​Rendering von Photographee.eu, sie­he das Original hier bei Shutterstock.

Das bedeu­tet für poten­ti­el­le Kunden von Lemon One zwei­er­lei: Sie wer­den dop­pelt ver­arscht. Zum einen, weil nicht alle gezeig­ten Beispielbilder von Fotografen auf­ge­nom­men wur­den, wel­che die Firma auch ver­mit­teln kann und zum ande­ren, weil 3D-​Renderings natür­lich eine Sauberkeit und Perfektion dar­stel­len kön­nen, die mit Fotos nur sehr schwer zu errei­chen ist. Deshalb ren­dert das Möbelhaus Ikea auch schon län­ger vie­le Inhalte sei­nes Katalogs digi­tal. Aber die ver­kau­fen Möbel, nicht die Fotos selbst.

Für mich ist das ein­deu­tig Kundentäuschung.

Update 26.7.2019:
Laut der Eigenaussage auf der Webseite von photographee.eu sind die hier gezeig­ten Bilder doch kei­ne 3D-​Renderings, son­dern tat­säch­lich Fotos. Das Problem von Lemon One, dass es nicht die eigene­nen sind, bleibt jedoch.

Rückblick auf den Adobe Stock Workshop „Frauen/​Bilder“ in Berlin

Am ver­gan­ge­nen Wochenende lud das Team von Adobe Stock 20 jun­ge Fotografinnen und Fotografen ein, um am Workshop „Frauen/​Bilder“ teil­zu­neh­men.

Die Teilnehmer soll­ten von Planung, Shooting bis zum Hochladen zu Adobe Stock den kom­plet­ten Workflow eines Stockfotografen ken­nen­ler­nen, wes­halb bewusst jun­ge Nachwuchsfotografen aus­ge­wählt wur­den, die bis­her noch nicht in der Stockfotografie aktiv waren.

Im Sinne der „Body Positivity“-Bewegung wur­den drei Plus-​Size-​Models sowie Alina Schessler und Felix Rachor als Fotografie-​Trainer gebucht, um fri­schen Stockcontent zu den Themen Lifestyle, Fashion und Beauty zu pro­du­zie­ren, der nicht den übli­chen Stock-​Stereotypen entspricht.

Am Freitag gab es eine Vorstellungsrunde der Teilnehmer, von denen auf­fäl­lig vie­le Medien- oder Kommunikationsdesign stu­die­ren. Für den Start einer Fotografiekarriere schei­nen die­se Studiengänge sehr hilf­reich zu sein, wenn ich mir die Ergebnisse des Workshops anschaue. Doch dazu spä­ter mehr.

Murat Erimel, Head of Marketing (DACH) bei Adobe Stock, mode­rier­te als Gastgeber den Tag und gab eine inter­es­san­te Einführung in Adobes Vision und Adobe Stock als krea­ti­ven Marktplatz, an die sich eine Diskussionsrunde mit den Trainern und Teilnehmern unter der Moderation von Sven Doelle anschloss. Vorgestellt wur­de auch das „Contributor Relations Team“ unter der Leitung von Kirsten Harris. Hier beka­men die Menschen, wel­che eure Support-​Tickets beant­wor­ten, in Foren Frage und Antwort ste­hen und auch eure Bilder frei­schal­ten oder ableh­nen, mal ein kon­kre­tes Gesicht.

© Mat Hayward/​Adobe Stock

Samstag ging es früh los. Der hip­pe Kreuzberger Loft „Friends Space“ wur­de in 4 Sets abge­teilt, auf die sich die 20 Teilnehmer in 5er-​Gruppen ver­teil­ten. Im Rotationsverfahren durch­lief dann jede Gruppe eine Station.

Die ers­te Station war das Set von Felix Rachor, der mit sei­nen Highclass-​Beauty und Fashion Shots Bekanntheit erlang­te. Felix erklär­te aus­führ­lich sei­nen Blitzaufbau mit Hauptlicht, Fülllicht und einem Ergänzungslicht für den Mitteltonkontrast. Danach zeig­te er den Teilnehmern, wie er sei­ne Bilder mit­tels Thethered Shooting am Rechner kom­po­niert und dabei teil­wei­se schon Layout-​Überlagerungen in Lightroom ein­blen­det, um Platz für Copy Space oder Magazintitel zu berück­sich­ti­gen, bevor die­se alle selbst ihre Ideen mit der Kamera umset­zen durften.

Am zwei­ten Set war­te­te die Fotografin Alina Schessler, die natür­lich wir­ken­de Lifestyle-​Bilder für Modemarken und ande­re Kunden umsetzt. In der Loft-​Küche zeig­te sie, wie sie zwei Models anweist, in die Szene inte­griert und die rich­ti­gen Momente abpasst, um authen­ti­sches Lachen oder ande­re Situationen festzuhalten.

Der drit­te Anlaufpunkt war die „Stock Schule“, in der Verena Heinrich und David Pena vom Adobe Stock Contributor Team die Neulinge schul­ten, wor­auf sie beim Hochladen ach­ten müs­sen. Es wur­den Beispielfotos gezeigt, die auf den ers­ten Blick kaum sicht­ba­re Bildfehler ent­hiel­ten, die aber zu Ablehnungen füh­ren wür­den und es gab eine tol­le Übung, bei der die Teilnehmer ent­schei­den muss­ten, ob für bestimm­te Bilder ein Model-​Release oder Property Release not­wen­dig wäre oder nicht. Ich fand die­se Station sehr span­nend, weil hier Leute Unterricht gaben, wel­che die Entscheidungen tref­fen, ob ein Bild durch die Selektion kommt oder nicht. Dichter an der Praxis geht es kaum.

Am vier­ten Set war­te­te Sven Doelle, Principal Business Development Manager bei Adobe, auf die Teilnehmer, um ihnen die neus­ten Funktionen von Lightroom und Photoshop vor­zu­stel­len und zu zei­gen, wie sie direkt aus Lightroom ihre Fotos zu Adobe Stock hoch­la­den kön­nen. Zusätzlich gab es noch ein klei­nes Still-​Life-​Set, an dem sich die Fotografen pro­bie­ren konnten.

Nach einer Mittagspause stand der Nachmittag ganz im Zeichen der Postproduktion. Alle Teilnehmer pack­ten ihre Laptops und ggf. Grafiktabletts aus, luden ihre Bilder auf die Rechner und konn­ten dann Felix und Alina zuschau­en, wie die­se je ein Beispielbild retu­schier­ten. Felix erklär­te zum Beispiel die „Dodge & Burn“-Technik für rei­ne­re Haut und sei­nen „Handcreme-​Trick“ für mehr Schärfe.

Danach erhiel­ten alle Zeit, 2–3 Bilder selbst zu bear­bei­ten, wäh­rend die Trainer und Adobe Stock Mitarbeiter den Teilnehmern dabei hilf­reich zur Seite stan­den. Gleich dar­auf wur­den die ers­ten fer­ti­gen Bilder zu Adobe Stock hoch­ge­la­den, die auto­ma­tisch ver­ge­be­nen Schlagworte etwas jus­tiert, mit den aus­ge­füll­ten Model Releases ver­se­hen und dann vom Content Team freigeschaltet.

Bei der anschlie­ßen­den Bildkritik war das Ergebnis beein­dru­ckend. Obwohl alle die glei­chen Models und Locations zur Verfügung hat­ten, gab es sehr unter­schied­li­che Looks und Motive zu sehen, die so hoch­wer­tig aus­sa­hen, als wür­den sie direkt aus einer Premium Kollektion kom­men und die ich mir sofort in gro­ßen Werbekampagnen vor­stel­len könnte:

Eins der fer­ti­gen Bilder (Foto: Fabio/​Adobe Stock)

Noch bevor der Workshop um 19 Uhr offi­zi­ell zu Ende war, durf­ten sich die eini­ge Teilnehmer schon über die ers­ten ein­tru­deln­den Verkaufsmails freuen.

Somit wur­de fast jeder Aspekt des Stockfotografie-​Workflows in dem zwei­tä­gi­gen Bootcamp behan­delt und neben­bei das Portfolio bei Adobe Stock um etli­che gefrag­te Frauenbilder ergänzt. Eine Auswahl der ers­ten Ergebnisse gibt es in die­ser Lightbox zu sehen.

#AdobeStockBerlin