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Stockfotografie-​Interview: Elisabeth Cölfen (Fotografin)

Seit ca. zehn Monaten schrei­be ich schon in die­sem Blog über Stockfotografie. Nun wird es Zeit, ab und zu auch mal ande­re Personen aus der Branche zu Wort kom­men zu las­sen: Kollegen, Bildagenturen, Firmen, Kunden etc.

Elisabeth Cölfen

Den Anfang macht die Stockfotografin Elisabeth Cölfen aus Duisburg. Sie beweist, dass „typi­sche“ Stockfotografen eben meist kei­ne gelern­ten Fotografen sind, son­dern oft Quereinsteiger. Ihre Bilder sind mir auf mei­nen Internet-​Streifzügen oft ins Auge gefal­len, weil sie, hm, irgend­wie nied­lich sind.

Den Beweis erbringt sie auf ihrer Webseite und in ihrem Blog. Für ihre lecke­ren Food-​Fotos hat sie ein eige­nens Portfolio.

Elisabeth Cölfen Food

Vorhang auf, Kassettenrekorder an und los geht’s:

Seit wann foto­gra­fierst Du schon?

Seit 2004.

Warum woll­test Du Fotografin werden?

Oh, da muss ich etwas aus­ho­len. Meist wird ja hier eine Geschichte nach dem Motto „Meine ers­te Kamera bekam ich im Alter von 8 Jahren von mei­nem Opa geschenkt, der auf eine Leica umstieg und mir sei­ne Spiegelrefex-​Kamera über­ließ …“ erzählt.

Bei mir ist das ganz anders. Ich habe mich nie für Fotografie inter­es­siert und auch nicht gern foto­gra­fiert. Die übli­chen Schnappschüsse von mei­ner Tochter im Zoo etc., aber ich wür­de nicht sagen, dass es mir viel Spaß gemacht hat.

Auch beruf­lich hat­te ich als stu­dier­te Gemanistin/​Anglistin kei­nen Bezug zur Fotografie. Ich bin eher „anders­her­um“, näm­lich über die Bildbearbeitung, an die Fotografie gekommen.

Mitte der 90er ent­deck­te ich die Software „Bryce“, mit der man am Computer Landschaften gene­rie­ren kann. Ich kauf­te mir ein eng­lisch­spra­chi­ges Buch dazu, und die Autorin Susan Kitchens gab an, dass man ihr in einem AOL-​Channel live Fragen stel­len kön­ne. Wegen der Zeitverschiebung setz­te ich mich dann nachts um drei an den Rechner und logg­te mich bei AOL ein. Die Autorin war nicht da, aber jemand sprach mich auf deutsch an „He, du kommst ja aus mei­ner alten Ecke“. Und damit hat­te ich Kai Krause ken­nen­ge­lernt, den Schöpfer der Programme Kai‘s Power Tools, Soap, Convolver, Goo und vie­ler ande­rer. Er war mit 19 Jahren aus Essen in die USA aus­ge­wan­dert, um dort in vie­len Bereichen (z.B. Musikvisualisierung) sehr erfolg­reich zu sein. Über ihn lern­te ich Bildbearbeitung und Interface-​Design ken­nen und war begeis­tert von den Möglichkeiten. Zunächst ein­mal waren Fotos für mich also in ers­ter Linie „Material“ zur Bildbearbeitung.

Später hat­te ich auch beruf­lich mehr mit visu­el­len Dingen zu tun. Zunächst als Webmaster der Uni Essen (heu­te Duisburg-​Essen), und dann im Rahmen einer Stelle in einem Multimedia-​Projekt, wo ich an der Erstellung von Lernsoftware für Studierende der Linguistik mit­ge­ar­bei­tet habe. Da habe ich oft Bilder mit einer kom­pak­ten Digitalkamera auf­ge­nom­men und bear­bei­tet. Und mit der Zeit mach­te mir der Umgang mit Bildern mehr Spaß als mein „eigent­li­cher“ Beruf.

Dann fiel mir irgend­wann das Buch von Lee FrostMit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen“ in die Hände. Und obwohl das Buch zu dem Zeitpunkt schon etwas ver­al­tet war, gab es mir den ers­ten Anstoß zur beruf­li­chen Neuorientierung. Ich kauf­te mir eine ana­lo­ge Minolta und leg­te los. Ich war mäch­tig stolz auf mei­ne ers­ten Bilder, bei deren Anblick es mich heu­te gru­selt. Die Bilder woll­te ich dann ein­scan­nen und an die Agenturen schi­cken, aber die Qualität der Scans gefiel mir nicht. Und erst die­ser gan­ze müh­sa­me Prozess mit­samt Entwicklung etc.! So inves­tier­te ich kur­ze Zeit spä­ter in mei­ne ers­te digi­ta­le Spiegelreflexkamera, eine Canon EOS 10D.

Die Bildqualität/​Größe der Bilder genüg­te den Ansprüchen der Agenturen bald nicht mehr, und ich kauf­te mir eine Canon 1Ds MarkII, die nun schon in vier­ten Jahr tadel­los funktioniert.

Seit wann foto­gra­fierst Du pro­fes­sio­nell und seit wann bie­test Du Stockfotografie an?

Seit 2005.

Gibt es Themen oder Motive, auf die Du Dich spe­zia­li­siert hast?

Ich habe mit Food und Stills ange­fan­gen. Dann bekam ich immer mehr Anfragen für Shootings und habe dann mehr und mehr People-​Fotografie gemacht.

Wie wür­dest Du Deinen Stil beschreiben?

Ich mag hel­le Szenen und Motive. Besonders bei Food foto­gra­fie­re ich gern mit offe­ner Blende und viel Licht – auch gern Tages- und Blitzlicht gemischt.

Im Bereich People mache ich bei jedem Shooting zwar auch ein paar klas­si­sche Portraits, die meis­ten Bilder sol­len aber Situationen des täg­li­chen Lebens dar­stel­len – und das mög­lichst glaub­haft. „Stock pho­tos with a mes­sa­ge“ sage ich gern dazu. Wirklich über­zeu­gend gelingt das aber nur, wenn die Atmosphäre zwi­schen dem Model und mir stimmt. Man sieht auf den Fotos, ob die Models einen schö­nen Tag mit mir ver­lebt oder sich etwas unwohl gefühlt haben.

Ich habe außer­dem die Erfahrung gemacht, dass sich „erfah­re­ne Modelle“ nicht so gut für sol­che Aufnahmen eig­nen, weil sie so viel posie­ren, dass die Szenen unna­tür­lich wir­ken. Auch beim Make Up bin ich für den natür­li­chen Look.

Elisabeth Cölfen People

Was macht Dir bei der Fotografie am meis­ten Spaß?

Alles außer der Schlepperei (lacht). Aber dabei habe ich ja zum Glück meist Hilfe. Ich mag, dass ich alles selbst pla­nen, vor­be­rei­ten, durch­füh­ren und nach­be­ar­bei­ten kann. Vor dem Shooting samm­le ich Ideen in einer MindMap. Dann kau­fe ich noch feh­len­des Equipment ein. Bei People-​Shootings mache ich das Make-​Up selbst, bei Food-​Shootings das Food-​Styling. Und zum Schluß natür­lich die Bearbeitung und je nach Agentur lei­der auch die Verschlagwortung. Die macht mir am wenigs­ten Spaß, aber auch das gehört dazu.

Wenn ich höre, wie man­che (Stock)fotografen arbei­ten… Da plant der Editor das Shooting, am Set sind Visagistin und Stylistin und Assistent … Der Fotograf kommt, foto­gra­fiert und über­lässt die Bearbeitung auch sei­nen Assistenten. Daran hät­te ich kei­ne Freude.

Wie unter­schei­den sich für Dich Auftragsfotografie und Stockfotografie?

Ich mache kei­ne Auftragsfotografie. Oder nur sehr sel­ten. Weil ich eben gern alles selbst mache und weil sich die Stockfotografie so naht­los in den Alltag inte­grie­ren lässt. Ich kann tun, was ich will und wann ich es will.

Wie vie­le Bildagenturen belie­ferst Du regelmäßig?

Exklusiv im Moment Masterfile, Stockfood, Imagesource und age­fo­to­stock. Dann ein gan­ze Reihe auf nicht exklu­si­ver Basis.

Wieviel Prozent Deines Einkommens macht die Stockfotografie unge­fähr aus?

100 Prozent im Moment.

Was macht für Dich eine gute Bildagentur aus?

Ich unter­schei­de zwi­schen „Vermarktern“, bei denen man die Bilder hoch­lädt und die­se dann geprüft oder unge­prüft in den Verkauf gehen (wie z.B. Alamy oder auch dem Imagebroker) und Agenturen. Von einer Agentur, die ich exklu­siv belie­fe­re, erwar­te ich, dass ich als Partner fair behan­delt wer­de. Ich erwar­te auch, dass die Agentur gute und ori­gi­nel­le Werbekampagnen macht.

Eine gute Übersicht über die Bilderlöse gehört auch dazu. Und ich erwar­te, dass auch Similars genom­men wer­den. Wenn von einem Shooting nur zwei Motive aus­ge­wählt wer­den, rech­net sich das für mich nicht.

Wie hat sich aus Deiner Sicht der Stockfotografie-​Markt in den letz­ten Jahren entwickelt?

Alles ist tech­nisch viel ein­fa­cher gewor­den. Man kann digi­ta­le Daten ver­schi­cken – und zwar per Internet und nicht mit der Post.

Der Zugang zur Stockfotografie ist auf allen Ebenen ein­fa­cher gewor­den. Durch die güns­ti­ge­ren Preise für Hardware und Studioausstattung kann heu­te jeder Stockfotograf werden.

Dadurch ist natür­lich auch die Konkurrenz grö­ßer gewor­den und die Menge an Stockbildern ins­ge­samt. Es wird z.T. weni­ger für das ein­zel­ne Stockbild bezahlt (Microstock), dafür wird weni­ger für Auftragsfotografie und ins­ge­samt mehr für Stock ausgegeben.

Wie glaubst Du, wird sich der Stockfotografie-​Markt entwickeln?

Ich habe kei­ne Ahnung. Ganz ehr­lich: Das ist das ein­zi­ge, was ich mit Sicherheit sagen kann. Auch ich bin sehr ver­un­si­chert durch die aktu­el­le Lage. Aber ich bin ziem­lich sicher, dass es nicht irgend­wann nur noch eine ein­zi­ge Bildagentur geben wird.

Und ich den­ke auch, dass es für gute und ori­gi­nel­le Bilder immer einen Käufer geben wird.

Welches war Dein größ­ter foto­gra­fi­scher Fehler?

Da gab es vie­le. Am Anfang habe ich Bilder mit nicht kali­brier­tem Monitor bear­bei­tet und ein­ge­reicht. Bei einem Shooting in der Wohnung eines Models funk­tio­nier­te der Elinchrom-​Blitzauslöser nicht. Ich war voll­kom­men ver­zwei­felt, und das Model hat­te sich und die Wohnung vor­be­rei­tet. Ich war mit einem Auto vol­ler Equipment ange­reist, und das Shooting nun abzu­sa­gen hät­te eine mitt­le­re Katastrophe bedeu­tet. Dabei hat­te der Auslöser immer tadel­los funk­tio­niert. Nach einer Ewigkeit kam ich end­lich dar­auf, dass das Gerät nicht von der Kamera, son­dern von einer klei­nen Batterie mit Strom gespeist wur­de. Zum Glück hat­te der nahe­ge­le­ge­ne Saturn-​Markt eine Batterie vorrätig…

Irgendwelche Tipps für ange­hen­de Stockfotografen?

Oh ja. Ich wür­de kei­nes­falls alle mei­ne Bilder zu einer Agentur geben oder mich auf ein Lizenzmodell fest­le­gen. In einer so unsi­che­ren Zeit hal­te ich es für sehr wich­tig, vie­le Eisen im Feuer zu haben.

Und dann wür­de ich direkt gutes Equipment kau­fen und dafür lie­ber weni­ger. Besonders im Bereich Studiolicht habe ich so man­che ver­meint­lich „güns­ti­ge“ Anschaffung bereut.

Vielen Dank für das Interview!

Okay, wer mir Vorschläge für wei­te­re Interview-​Partner machen will, kann mir ger­ne eine Mail schrei­ben. Wer Elisabeth noch etwas fra­gen möch­te, kann die Frage ger­ne als Kommentar stel­len. Sie liest die­sen Blog eben­falls und wer weiß, viel­leicht ant­wor­tet sie ja.

Kleinkinder sind niedlich

Ja, Kleinkinder sind nied­lich, aber sor­gen auch schnell für ver­schramm­te Knie. Immerhin ist es am bes­ten, auf Augenhöhe zu foto­gra­fie­ren und da muss man sich nun mal auf den Boden schmeißen.

Auch der Umgang mit exter­nen Blitzgeräten ist schwie­rig, selbst mit zwei Eltern, die stän­dig ver­su­chen, die Aufmerksamkeit des Kindes auch sich zu len­ken und nicht auf den teu­ren Speedlight mit Stativ und Schirm. Tipp: Essen, bun­te und geräusch­vol­le Dinge hel­fen am besten.

Kleine Kinder wer­den auch schnell müde und so rich­tet sich die Dauer der Fotosession stark nach der Laune des Kindes. Aber vor­her wird auch von der Müdigkeit noch ein Foto gemacht.

Was sind Eure Erlebnisse bei der Fotografie von Kindern und Babys?

Rezension: „Wie sie mit eigenen Fotos Geld verdienen“ von Helma Spona

Es geht mit den Rezensionen von Büchern, die für die Stockfotografie inter­es­sant sind. Diesmal ist das Buch einer Kollegin an der Reihe, die für ähn­li­che Agenturen wie ich arbei­tet, sich aber nicht auf Menschen, son­dern auf Food- und Makro-​Aufnahmen spe­zia­li­siert hat.

Der Buchtitel „Wie sie mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen“ ist Programm und klingt nicht zufäl­lig fast genau so wie das Buch von Lee Frost (sie­he bis­he­ri­ge Rezensionen). Die bei­den größ­ten Unterschiede sind, dass sich das Buch von Helma Spona auf Bildagenturen kon­zen­triert, wäh­rend Lee Frost auch ande­re Wege der Fotovermarktung erklärt. Das fin­de ich jedoch nicht schlimm, da so der mir wich­ti­ge Agenturbereich aus­führ­li­cher behan­delt wer­den kann.

Der zwei­te Unterschied ist die Aktualität. Hier ist nichts mehr von Film, Dias oder Postversand zu lesen. Der Vertrieb über das Internet wird wie selbst­ver­ständ­lich betrach­tet und nicht wie eine exo­ti­sche Kuriosität. In einem schnell­le­bi­gen Markt wie der Stockfotografie ist das sehr bedeut­sam. Die Autorin plant auch wei­te­re Erneuerungen und ver­öf­fent­licht auf ihrer Webseite stän­dig den Buchinhalt betref­fen­de Änderungen.

Dem foto­gra­fi­schen Profil der Autorin ent­spre­chend gibt es im Buch haupt­säch­lich Tipps für gelun­ge­ne Food-​Fotos und Makroaufnahmen. Die sind stel­len­wei­se sehr detail­liert und für Stockfotografie-​Anfänger auch des­halb gut hilf­reich, weil der Einstieg leich­ter fällt als bei der People-Fotografie.

Diesen sehr lukra­ti­ven Bereich erläu­tert Helma Spona lei­der nur auf vier Seiten. Komplett feh­len Informationen über die rich­ti­ge Vermarktung der Fotos. Auch die Verschlagwortung der Bilder kommt etwas zu kurz. Diese beschränkt sich in dem Buch auf die tech­ni­schen Details wie das Massen-​Zuweisen von IPTC-​Daten. Die inhalt­li­che und für den Verkauf lebens­not­wen­di­ge Seite wird kom­plett ausgespart.

Für den Einstieg ist das Buch den­noch geeig­net. Fortgeschrittene Fotografen wer­den aber kaum Neues entdecken.

Bisherige Rezensionen:
Fotos sehen, ver­ste­hen, gestal­ten“ von Martin Schuster
Mit eige­nen Fotos Geld ver­die­nen” von Lee Frost

Bezahlung der Models

Wie läuft das? Oft bekom­me ich Mails von ande­ren Fotografen, wie ich mei­ne Models bezah­le. Um eini­ge der Fragen zu bean­wor­ten, stel­le ich in die­sem Beitrag eini­ge Wege vor, wie Models bezahlt wer­den. Ich ver­su­che, den Beitrag all­ge­mei­ner zu hal­ten und auch die Honorierungen ande­rer Fotografen mit ein­flie­ßen zu lassen.

Grundsätzlich las­sen sich in der Stockfotografie drei Arten der Bezahlung unterscheiden:

1. Kommerzielles TfP (Bezahlung durch Fotos)
2. Gemeinsames Risiko (Prozentuale Beteiligung)
3. Cash auf die Kralle (Stundenlohn oder Pauschale)

1. Kommerzielles TfP (Bezahlung durch Fotos)
TfP bedeu­tet „Time for Prints“ oder frei erklärt: Der Fotograf und das Model brin­gen ihre Zeit für das Fotoshooting ein und bei­de bekom­men danach als Bezahlung die fer­ti­gen Fotos. Mittlerweile gibt es auch „TfCD“ oder „TfDVD“, wo das Model die Fotos nicht mehr als Abzug, son­dern nur noch als CD oder DVD bekommt.

In der Regel sind die­se Vereinbarungen nicht­kom­mer­zi­ell. Es gibt aber Stockfotografen, die sich im Modelvertrag alle kom­mer­zi­el­len Nutzungsrechte für die Fotos sichern. Das Model darf die Fotos nur unkom­mer­zi­ell nut­zen. Wenige – ich behaup­te mal, nur die uner­fah­re­nen – Fotografen haben in ihren Verträgen ste­hen, dass sowohl Fotograf als auch Model die Fotos kom­mer­zi­ell nut­zen kön­nen. Für die Nutzung in Bildagenturen sind sol­che Verträge jedoch schwie­rig, da der Fotograf dann nicht sicher sein kann, dass sei­ne Fotos „frei von Rechten Dritter“ sind.

Ich selbst nut­ze die­se Zahlungsvariante eher sel­ten und auch nur, falls das Model auf mich zukommt und um Fotos bit­tet. Auch ande­re Kriterien spie­len eine Rolle, die ich unten erläutere.

2. Gemeinsames Risiko (Prozentuale Beteiligung)
Bei die­ser Zahlungsvariante wer­den die Models an den Verkaufserlösen der Fotos beteiligt.
Im Model-​Vertrag wird hier fest­ge­hal­ten, wie­viel Prozent das Model von dem Gewinn erhält. Das beginnt bei 10%, aber es gibt auch Models, die 80% for­dern – meist aber nicht erhal­ten. Üblich sind 25% bis 50%. Der genaue Satz rich­tet sich unter ande­rem nach den schon erwähn­ten Kriterien.

Bei meh­re­ren Models auf einem Foto ist emp­feh­lens­wert, den Prozentsatz zu redu­zie­ren. Sonst kann es pas­sie­ren, dass der Fotograf drei Models je 40% zah­len muß und im Grund mehr aus­gibt als einnimmt.
Der Vorteil die­ser Methode ist, dass der Fotograf kein Risiko ein­geht, wenn sich die Fotos nicht so gut ver­kau­fen wie erhofft. Das ist beson­ders bei „ver­rück­te­ren“ Shooting-​Ideen sinn­voll, für die der Fotograf kei­ne Erfahrungen im Verkauf hat. Für mich ist ein net­ter Nebenaspekt auch, dass ich öfter mit den Models in Kontakt stehe.

Das kann aber auch ein Nachteil sein. Der Verwaltungsaufwand ist viel grö­ßer, da jeder Verkauf gut nach­ge­wie­sen wer­den muss und die Models dann Rechnungen stel­len müs­sen bzw. Gutschriften erhal­ten. Vor allem für die Microstock-​Fotografie ist das sehr unhand­lich, bei Mid- und Macrostock-​Agenturen aber gut mach­bar. Viele Fotografen nut­zen für die Verwaltung Datenbanken wie Access oder ein­fach eine gut sor­tier­te Excel-​Tabelle. Meine Excel-​Tabelle lis­tet z.B. die Dateinamen der Fotos, Verkaufsdatum, die Agentur, den Kunden (wenn bekannt), den Preis der Agentur, mei­nen Anteil und den Anteil der Models. Mit Visual Basic-​Skripten las­sen sich die Prozente auto­ma­tisch per Knopfdruck aus­rech­nen. Damit nicht an zig Models monat­lich eini­ge Euro über­wie­sen wer­den müs­sen, bie­ten sich gesam­mel­te Auszahlungen pro Quartal an.

Ein wei­te­rer Nachteil ist, dass die Zahlungen theo­re­tisch end­los lau­fen und so mit immer mehr Models der Verwaltungs- und Zeitaufwand expo­nen­ti­al steigt. Einige Fotografen lösen das, indem sie die Zahlungen zeit­lich begren­zen (z.B. auf ein oder zwei Jahre), ande­re Fotografen set­zen eine Obergrenze, bis zu wel­chem Betrag sie die Beteiligung auszahlen.

Ein Vertrauen sei­tens des Models in den Fotografen und Geduld muss natür­lich vor­han­den sein. So kommt es in der Praxis vor, dass ein Foto in einer Zeitschrift gedruckt – und vom Model gese­hen wird – und der Fotograf die Abrechnung der Agentur aber erst danach erhält und das Model infor­mie­ren kann.

Diese Zahlungsweise habe ich am Anfang sehr häu­fig genutzt, da ich mei­ne Investitionen damit gering hal­ten konn­te. Die Nachteile sind in der Praxis aber schnell bewußt gewor­den, sodaß ich nun öfter einen Stundenlohn ver­ein­ba­re. Für „Testshootings“ mit neu­en Models oder unge­wöhn­li­chen Typen fin­de ich die­se oder die ers­te Variante aber immer noch praktisch.

3. Cash auf die Kralle (Stundenlohn oder Pauschale)
Wie der Name schon sagt, gibt es hier Bargeld. Entweder wird mit dem Model ein Stundenlohn ver­ein­bart oder eine Pauschale, z.B. für einen hal­ben Tag (4 Stunden) oder eine Tagesgage (8 Stunden). Die Werte kön­nen hier stark schwan­ken und rei­chen von 10 bis 80 Euro die Stunde oder 100 bis 500 Euro Tagesgage. Was ver­ein­bart wird, hängt wie­der von ver­schie­de­nen Kriterien ab.
Wichtig ist, dass im Vertrag fest­ge­hal­ten wird, für was der Betrag gezahlt wird (in der Regel für „Fotos vom [DATUM]“) und eine Quittung geschrie­ben wird, um es in der Buchhaltung rich­tig abzurechnen.

Wie machen es die Profis?
Yuri Arcurs, ein Microstock-​Fotograf, wel­cher sich rühmt, der Fotograf mit den meist­ver­kauf­ten Bildern der Welt zu sein, zahlt sei­nen Models 50 bis 100 US-​Dollar pro Stunde. Vorher ver­langt er jedoch von neu­en Models, dass sie drei Fotoshootings kos­ten­los machen, da die Einarbeitung Zeit kostet.

Der eben­falls sehr erfolg­rei­che Microstock-​Fotograf Andres Rodriguez arbeit auf TfP-​Basis und zahlt sei­ne Models mit 10 aus­ge­druck­ten Fotos bzw. einem Fotobuch mit 20 Fotos aus und den bear­bei­te­ten Fotos auf CD.

Der Fotograf und Inhaber der Bildagentur Adpic, Martin Baumann, zahlt sei­nen Models “ je nach Thema, Verwertbarkeit sowie Zeitaufwand der Aufnahmen“ 30 bis 100 Euro.

Der Stockfotograf Ron Chapple bezahlt sei­ne Models aus buch­hal­te­ri­schen Gründen per Scheck. Die Höhe des Honorars hängt vom Alter und der Erfahrung der Models und dem Budget für das ent­spre­chen­de Shooting ab.

Einige Werbefotografen las­sen für Aufträge auch die Kunden das Model bezah­len, sichern sich aber das Recht zu, zusätz­li­che Aufnahmen (soge­nann­te „Outtakes“) für Bildagenturen nut­zen zu dürfen.

Kriterien für die Bezahlung
Wieviel ein Model ver­lan­gen kann, hängt von meh­re­ren Faktoren ab. Dazu zählt vor allem, wie viel Erfahrung das Model vor der Kamera hat. Auch nach­weis­ba­res Schauspieltalent kann hono­riert wer­den. Je gefrag­ter der Look des Models ist, sowohl vom Fotografen als auch von Bildagentur-​Kunden, des­to mehr ist der Fotograf bereit zu zahlen.

Je mehr Models bei einer Fotosession mit­ma­chen, des­to gerin­ger ist oft die Gage pro Model. Zum einen sind die Models dann nicht stän­dig Hauptbestandteil der Fotos und zum ande­ren gibt es mehr Wartezeiten, wenn Einzelaufnahmen der ande­ren Models anste­hen. Viele Fotografen han­deln auch Halbtages- oder Tagesgagen aus, bei denen der Stundensatz in der Regel nied­ri­ger ist als bei einer Buchung von z.B. zwei Stunden.
Wenn das Model eini­ge oder sogar alle bear­bei­te­ten Fotos eines Shootings erhält, fällt die Bezahlung meist gerin­ger aus (sie­he 1.). Dazu kom­men noch vie­le ande­re Faktoren wie bei­spiels­wei­se Anfahrtsweg oder Übernachtungskosten.

Unterm Strich
Letztendlich ist alles Verhandlungssache zwi­schen dem Fotograf und dem Model. Wenn ein Fotograf unbe­dingt mit einem Model arbei­ten will, wird er hohe Gagen akzep­tie­ren, umge­kehrt geben sich Newcomer-​Models ger­ne mit Fotos zufrie­den, wenn die Bilder des Fotografen die Sedcard oder das Portfolio des Models auf­bes­sern. Dazwischen ist – mit den jewei­li­gen Vor- und Nachteilen – alles möglich.

Wie hand­habt ihr als Fotografen die Bezahlung Eurer Models? Worauf ach­tet ihr? Was sind Eure Erfahrungen als Model?

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Pimp Your Stock! Bildbesprechungen von Stockfotos

Ob ich denn nicht mal…? Ab und zu fra­gen mich ande­re Fotografen, ob ich Ihnen nicht eini­ge Tipps zur Stockfotografie geben kön­ne.

Auch der Fotograf und Leser mei­nes Blogs Christian Rohweder bat mich per Mail, ob ich mal sei­ne Webseite anschau­en und ihm viel­leicht eini­ge Tipps geben könn­te, ob sei­ne Fotos als Stockfotos geeig­net sei­en und was er ver­bes­sern könn­te. Klar kann ich. Aber damit gleich meh­re­re Fotografen etwas davon haben, habe ich beschlos­sen, je nach Nachfrage öffent­li­che Bildbesprechungen anzubieten.

Und so läuft’s:
– Schickt mir eine kur­ze Mail, in der ihr Euch vor­stellt, z. B. wie lan­ge ihr Fotos macht, mit wel­cher Ausrüstung, ob und wo ihr schon Fotos ver­kauft und was ihr in Zukunft in der Stockfotografie-​Branche vorhabt.
– Wenn ich aus­rei­chend Zeit habe für Bildbesprechungen, bit­te ich Euch, mir 5–10 Bilder in klei­ner Auflösung zu schicken.
– Diese wer­de ich dann in einem Blogbeitrag wie die­sem ver­öf­fent­li­chen (auf Wunsch auch anonym) und mei­ne Kommentare abge­ben aus Business-​Sicht. Also eher nicht, ob eine Blume schön ist oder nicht, son­dern wie ver­käuf­lich das Foto sein könn­te oder wie es ver­käuf­li­cher gemacht wer­den könnte.
Kritisch, ehr­lich, subjektiv.

Los geht’s mit der ers­ten Folge von „Pimp My Stock!

Uhren sind gute Symbole in der Stockfotografie. Hier könn­te der Bildaufbau jedoch durch­dach­ter sein. Die har­te Lichtquelle lässt Stellen am Glas weiß aus­lau­fen und sorgt für einen zu har­ten Schatten. Ein recht­li­ches Problem kann das Design der Uhr sein, hier gilt es auf­zu­pas­sen und im Zweifelsfall beim Hersteller nach­fra­gen oder recher­chie­ren (z.B. beim Deutschen Patent- und Markenamt)

Auch Pinnnadeln sind ein belieb­tes Stockmotiv. Um sol­che Fotos zu ver­kau­fen, sol­len auch die pas­sen­den Konzept-​Suchwörter wie Chaos, Unordnung, Vielfalt etc. benutzt wer­den. Das Foto selbst ist jedoch zu hell, hier soll­ten die Mitte in der Tonwertkorrektur nach rechts ver­scho­ben (dunk­ler) wer­den. Bei sol­chen Makroaufnahmen ist wich­tig, dass die Objekte sehr sau­ber sind, was hier nicht ganz der Fall ist.

Hier ist der Name einer Maschinenbaufirma zu sehen, die Teil des Werfenverbundes von ThyssenKrupp Marinesystems AG ist. Die ver­ste­hen da kei­nen Spaß. Ein Fall für den Retuschestempel. Insgesamt ist das Bild aber zu unkom­po­niert und zu dun­kel, rechts sau­fen Bereiche ins Schwarz ab. Besser wäre gewe­sen, mit einem stär­ke­ren Teleobjektiv eine ver­ti­ka­le Aufnahme nur des lin­ken Bereichs zu machen und den Firmennamen wegzustempeln.

Aaaah, Raps! Der Dauerbrenner unter den Landschaftsaufnahmen, gleich nach Sonnenuntergängen und Bergpanoramen. Die Konkurrenz auf die­sem Gebiet ist schwer. Ich fin­de das Foto aber sehr gelun­gen. Hellblauer Himmel mit viel PLatz für Designer, ihren Text unter­zu­brin­gen. Klarer detail­rei­cher Vordergrund mit pas­sen­dem ruhi­gen Hintergrund und Reduzierung auf zwei sehr kom­ple­men­tä­re Farben. Ich den­ke, dass Verkaufschancen da sind, vor allem mit Suchbegriffen wie „Sommer“ oder „Textfreiraum“ bzw. „Copy Space“.

Schwarz-​Weiß-​Fotos sind bei Stockagenturen nicht so beliebt. Und ein Propeller als Symbol soll eher „Abenteuer“, „Bewegung“ und „Geschwindigkeit“ ver­mit­teln als Ruhe und Stillstand. Das Foto fin­de ich nicht schlecht, sehe aber nicht vie­le Verkaufschancen.

Eine schlich­te Makroaufnahme, viel­leicht etwas grob­kör­nig bzw. rau­schig, aber mit pas­sen­der Verschlagwortung (Auswahl, Kommunikation, …) sicher ver­käuf­lich. Die „Alt“-Schrift und das Symbol dane­ben könn­ten even­tu­ell retu­schiert wer­den, um den Fokus bes­ser auf die „Option“ zu lenken.

Ähnlich wie die Uhr oben: Der Markenname und die Logos sind bei die­sem Taschenmesser ein gro­ßes „No-​Go“! Auch die Komposition ist mei­ner Meinung nach nicht gut durch­dacht. Der Rahmen ist im Original schon ent­fernt worden.D

Die durch Asphalt bre­chen­de Pflanzentrieb ist in der Stockfotografie ein belieb­tes Symbol für Aufbruch, Wachstum, Stärke, Herausfordung und Freiheit. Sprich: Ein uni­ver­sell ein­setz­ba­res Motiv, hier auch gut umge­setzt. Gefällt mir nach dem Rapsfoto am bes­ten. Kleiner Verbesserungsvorschlag: Das Grün sät­ti­gen und beim nächs­ten Mal den Winkel so wäh­len, dass die Triebe sich auf dem Foto nicht über­la­gern, also mehr nach rechts oder links gehen. Die weni­gen losen Steine könn­ten noch retu­schiert wer­den. Trotzdem ein belieb­tes Stockfoto.

Bei dem Füller mit Tintenfass ist im Original die Gravur schon retu­schiert. Das Motiv ist gefragt in der Stockfotografie, aber es gibt bes­se­re Umsetzungen. Die Schatten sind zu hart und der Untergrund nicht hell genug. Verbessern lie­ße sich es auch, wenn der Füller etwas schreibt: Einen Lottoschein ankreuzt, einen Stimmzettel aus­füllt, Termine in einen Kalender schreibt oder schlicht das Wort „Danke“.

Damit bedan­ke ich mich auch beim muti­gen Debütant Christian in der ers­ten Folge von „Pimp My Stock!“ Ich war­te auch Eure Anfragen. Falls ihr wei­te­re kon­struk­ti­ve Anregungen zu obi­gen Fotos habt, freue ich mich auf Eure Kommentare.