Vor paar Monaten erhielt ich das Buch „Honorare und Recht für Models“*. Ich staunte nicht schlecht, dass dort als Tagesgage für ein Stockmodel 800 Euro oder mehr aufgeführt wurden. Zwar weiß ich, dass das die Preise sind, die klassische Model-Agenturen verlangen, aber genau das ist einer der Gründe, warum ich nicht mit diesen Model-Agenturen arbeiten kann. Weil das Buch den Anschein erweckt oder die Hoffnung hat, analog zur MFM-Liste für Bildhonorare ein Standard-Nachschlagewerk zu sein und behauptet, nur die tatsächlichen Marktpreise wiederzugeben, wollte ich es genauer wissen.
Ich schrieb 50 Fotografinnen und Fotografen an, die ich kannte und von denen ich wusste, dass sie des öfteren Models für Bildagenturen fotografieren. Davon haben 30 geantwortet. Basierend auf dieser Umfrage habe ich ein kleines Ebook als PDF mit dem Titel „Analyse: Modelhonorare für Stockfotos – Aktuelle Marktwerte für Deutschland“ verfasst, was ich hier als kostenloser Download anbiete:
(auf das Bild klicken zum Downloaden oder auf dem Bild rechte Maustaste und „Ziel speichern unter…“ wählen)
In dieser PDF findet ihr alle meine Fragen zu Model-Honoraren und die jeweiligen Antworten der Kollegen darauf. Neben einer grafischen Übersicht habe ich versucht, die Antworten zu analysieren und zum Beispiel geschaut, welche Kriterien die Höhe des Modelhonorars beeinflußen. Wie erwartet liegen die tatsächlichen Honorare für Stockmodels deutlich unter den zitierten Summen des Buches.
Da in Deutschland nicht so gern über Geld geredet wird, bevorzugten es die meisten Fotografen, anonym zu bleiben. Da ich jedoch die Arbeiten aller angeschriebenen Fotografen kenne, kann ich mir zumindest sicher sein, dass alle Teilnehmer genug Model-Erfahrung hatten, um die Umfrage fundiert zu beantworten.
Ein kleines Manko bisher ist, dass die meisten Fotografen nur im Microstock-Bereich ihre Bilder anbieten. Hier wäre es langfristig interessant zu sehen, ob im Macrostock-Bereich höhere Model-Honorare gezahlt werden und in welchen Bereichen sich diese bewegen.
Deswegen bin ich auch auf Eure Kommentare gespannt. Ist das Ebook hilfreich für Euch? Wie viel zahlt ihr Euren Stockmodels?
* Affiliate-Link
Danke für Deine Mühe, Robert!
Meine Models werden gekauft und sind dann Leibeigene, die mir immer zur Verfügung stehen – die letzten 45 waren ein Schnäppchen, die habe ich für 2€ bekommen. 😉 (wer meine Models noch nicht kennt:http://mellimage.blogspot.com/search/label/Playful%20Concepts)
Ok, nach diesem unqualifizierten Kommentar meinerseits, erstmal vielen Dank für das Erstellen des E‑Books, das war sehr interessant zu lesen (ok, ich hab’s erstmal bloß überflogen).
Was mich interessieren würde, wieviel weibliche Fotografen gab es in deinem Sample und konntest du unterschiede in der Bezahlpraxis zwischen Männlein und Weiblein fesstellen? (Ich weiß, ich hätte die info auch nicht mit ins E‑Book genommen, mich interessiert die Frage als Sozialwissenschaftler…).
Vielen Dank nochmal.
@Melli: Ich habe ca. 5 Frauen gefragt, aber deren Antworten nicht getrennt untersucht. Ich glaube auch nicht, dass es da signifikante Unterschiede gäbe…
Ich könnte mir da Unterschiede vorstellen, aber ist ja nur ne Hypothese. Und von 5 Frauen ausgehend Schlußfolgerungen zu ziehen wäre da fatal. Auf jeden Fall danke für die schnelle Antwort. 🙂
Macht keinen Sinn – Honorare hängen von der Qualität des Models ab, ist genauso wie bei bei der Fotovermarktung.
Gute Modele = teurer
Gute Fotos = teurer
Ich zahle 20 Euro pro Stunde und 10 Euro Anfahrtskosten.
Vielen Dank, Robert.
Da hast Du Dir wieder einmal viel Mühe gemacht und wieder einmal etwas Licht in eine unnötig dunkle Ecke gebracht. Klasse!
Hallo Robert,
ich lese immer wieder gerne deinen Blog! Wirklich toll, wieviel Zeit und Professionalität Du hierfür investiert. Ich denke, es gibt nur wenige Menschen, die ihr Wissen kostenlos für anderen zur Verfügung stellen. Ich habe viel von dir gelernt 🙂
Ach ja, ich zahle den Modells 50 Euro, wenngleich ich noch eine Anfängerin bin und bis vor einem 3/4 Jahr noch nichts von Microstock oder den „(Schärfen)Tiefen“ der Fotografie 😉 wusste, aber ich denke das ist fair.
Liebe Grüße
Christina
Christina, ob 50 Euro fair sind, hängt von der Dauer ab. Stundenlohn oder Tagesgage?
LG Andreas
Da war ja mal was 😀 Die Umfrage hatte ich schon fast vergessen 😀
@Christina: kauf doch sein Buch und geb etwas an ihn zurück 😀 50€ sind für Laien-Models bei 2–4 Stunden Shootingdauer ok. Die meisten sind ja mit 50€ + Bilder mehr als einverstanden. Und meist ist das ein gutes gegenseitiges Geschäft: wenn man beispielsweise Tänzer und andere Selbständige im jeweiligen Berufskontext fotografiert, haben die was für Bewerbungen, eigene Webseiten etc. Solche Fotos muss man sonst teuer bezahlen.
@Robert: vielen Dank für diese ausführliche Auswertung 🙂
@Christina:
Fair ist eine angemessene Beteilung des Models – ich weiß von einer Bildagentur, dass zwei Fotografen mit einem Model 3 Tage geshoot haben, bisheriger Umsatz (1 Jahr) € 50.000
Welche Modelkosten sind wohl angemessen?
@Fotoprofi: Das Foto eines Cowboys von Richard Prince wurde im November 2007 für 3,4 Millionen Dollar verkauft. Wieviel bekam der abgebildete Cowboy? Nichts.
@Robert
Gilt das für Deutschland – wohl nicht! Hierzu gibt es auch gerichtliche Entscheidungen. Hier sollte differenzierter auf die einzelnen rechtlichen Unterschiede eingegangen werden.
Vielen Dank für diesen Download. Ich habe noch nie mit Models gearbeitet, würde es aber in Zukunft mal gerne versuchen. Dieser Artikel gibt mir dafür viele nützliche Informationen!
Danke für die Analyse. Spannend finde ich deinen e‑Book-Link über die vgwort.de. Wird das vergütet?
@Max: Nur, wenn genügend Leute das Ebook lesen…
Hallo Robert,
vielen Dank für die Zusammenstellung des eBooks.
Ich war jetzt doch überrascht, dass insgesamt sehr geringe Modelhonorare gezahlt werden. Gut die Hälfe der befragten Fotografen zahlen 25 bis 50 Euro für 2 Stunden Shooting schreibst du.
Ich selber produziere keine Stockfotos und fotografiere nur so als Hobby. Wenn es sich ergibt setze ich meine Projekte auf TfP-Basis um, es kommt aber doch vor das ich schonmal auf Paybasis Modelle gesucht habe und hier kriege ich eigentlich nur noch Stundensätze von 50 bis 100 Euro angeboten und das bei nichtkommerzieller Bildnutzung. Fotografen und Studios in meinem Bekanntenkreis kriegen ähnlich Angebote.
Ich bin bisher davon ausgegangen, dass die Modelhonorae für Stockfotos nochmal höher sind.
LG Marco
@Fotoprofi: die Models von Christina sind ja nun sehr wahrscheinlich Laienmodelle. Wenn es nun darum geht *vor* einem möglichen kommerziellen Erfolg eine Aufwandsvergütung zu zahlen, kann man nicht von Umsätzen ausgehen, die erst in der Zukunft liegen.
Es steht natürlich jedem frei eine Umsatzbeteiligung einzuräumen. Das hab ich teilweise auch gemacht, meine Freundin bekommt 50% aller Umsätze ihrer Bilder, dafür aber eben nichts fürs Shooting … auch nicht gerade fair, weil mein Arbeitsaufwand weit höher ist.
Ausserdem: wenn man ein Shooting zu 50€ macht und das erfolgreich läuft, dann kann man beim nächsten mal aus dank etwas von dem Umsatz als höhere Gage abgeben. Aber so ist nun mal das Microstockbusiness, man weiß vorher nicht was abgeht wie ne Rakete und was nicht …
Hallo Robert,
vielen Dank für das aufschlußreiche pdf. Ich würde mich freuen, wenn es da eine Fortsetzung gibt.
Liebe Grüße,
Gerd
Fotografieren ist bei mir noch Hobby. Bisher waren meine Shootings deshalb meist TFP.
Da aber selbst die „Models“ aus der Model-kartei.de teilweise echte Honorarwünsche haben, habe ich mir auch meine Gedanken gemacht.
Viele, grade junge Mädels, gehen einerseits für 5,-/h bei McDonalds jobben oder wenn sie es gut treffen, woanders für 8–9,- Euro. Wenn sie jedoch „modeln“, denken viele, 50,-/h sei der Minimalsatz für Portrait und 100,-/h für Akt, dann aber auch mind. 4h Buchung!
Desweiteren wollen sie Anreisekosten.
Nun habe ich aber noch nicht davon gehört, dass McDonalds seinen Mitarbeitern das Taxigeld spendiert. Warum sollte ich das also tun? Und warum sollte ich soviel mehr zahlen, als die Mädels woanders verdienen können? Bloss weil die Bilder hinterher ggf. auf meiner Webseite sind? Oder weil ich hoffe, damit im Microstock etwas Geld zu verdienen?
Das volle Unternehmer-Risiko läge dabei auf mir! Ausserdem muss ich das Model bekaspern, damit es gute Laune kriegt, und die Fotos was werden. Ich muss jede winzige Geste solange korrigieren, bis es gut aussieht.
Der Fotograf steckt tausende Euro in seine Ausrüstung, bevor er gute Bilder produziert. Das Model steht dann nur da und sagt: „Ich hab mir aber bei Kik ne neue Bluse kaufen müssen!“ (überspitzt formuliert)
Es ist schlimm, was die Leute immer denken, was ihre Fotos wert seien! Schon wenn ich nur mal locker in der Stadt unterwegs bin, gibts Leute, die mir ins Bild laufen und mich dann blöd anquatschen, ich solle ihr Bild löschen oder gefälligst dafür zahlen!! *staun*
Woher kommen nur solche Gedanken??? Tendenziell derselbe Menschenschlag kommt aber dann sehr oft aus dem Urlaub zurück und zeigt stolz Schnappschüsse von Eingeborenen in Stammestrachten u.ähnl. welche sich für auf Trinkgeldbasis von Touristen ablichten lassen wollen, und erzählt dann stolz, wie sie völlig umsonst fotografieren konnten, weil sie ja so clever waren.
Ich versuche es deshalb in Zukunft mal so:
Fotoshooting vereinbaren, und danach wird entschieden:
Modell will die Bilder, ich aber nicht: Model soll zahlen (oder Modell will Bilder und alleinige Rechte)
Ich will die Bilder, Model aber nicht: Ich zahle
Modell will die Bilder, ich auch: Keiner zahlt
Modell will keine Bilder, ich auch nicht: Keiner zahlt. 🙂
Wobei ich folgende Kalkulation zugrunde lege: Zeitlohn Model 10,-/h da „ungelernte Tätigkeit“ (Akt 20,-)
Zeitlohn Fotograf 20,-/h da „Fachkompetenz“ erworben sein muss. Hinzu kommen 20,-/h für Materialverbrauch (Hintergrundkarton wird dreckig, AfA bzw. Mietgebühren Kamera und Equipment, Strom, Location, Verpflegung)
DAS finde ich FAIR. Nicht nur aus meiner Sicht als Fotograf, sondern nüchtern und sachlich betrachtet.