Mein erster Artikel darüber, wie genau ich ein Shooting plane, in dem Fall in einer Bibliothek, kam ganz gut an.
Deshalb heute eine Art Making-Of einiger Frühlingsbilder im Freien, von denen ich eins hier schon kurz vorgestellt hatte.
1. Das Model
Mit dem Model, einer jungen blonden Frau, habe ich vor einigen Wochen schon ein Shooting gehabt, was über eine Anfrage von mir über die Model-Kartei zustande kam. Wir kannten uns deshalb beim zweiten Shooting schon. Die meisten Bilder waren als Studio-Aufnahmen geplant, aber da das Wetter herrlich war, wollten wir es uns nicht nehmen lassen, zusätzlich einige Fotos im Freien zu machen.
2. Die Vorbereitung
Ich könnte jetzt behaupten, dass ich akribisch den Wetterbericht und den Stand der Kirschblüten verfolgt hätte, um den richtigen Termin zu finden. Ist aber Quatsch. Die Outdoor-Fotos waren nur „Bonus“, deshalb reichte ein Blick aus dem Fenster und die Erinnerung an meinen Spaziergang einen Tag vorher im gleichen Park.
Ich ließ das Model ein weißes Oberteil anziehen, weil das neutral, zeitlos und frisch wirkt. Im Studio nutze ich weiße Kleidung nicht so gern, da weißes Shirt auf weißem Hintergrund oft konturlos wirkt und schwierig auszuleuchten ist. Hier passte es jedoch.
Um Bewegung ins Bild zu bringen, hielt das Model die linke Hand am Ast des Kirschbaums, rüttelte paar Mal und dann drückte ich auf den Auslöser.
3. Die Ausrüstung
Fotografiert habe ich mit meiner Canon EOS 5D Mark II* und dem Canon 85mm IS USM L 1.2‑Objektiv*. Neben dem vorhandenen Licht nutzte ich einen Speedlite 580EX II*-Blitz mit einem draufgesteckten Rayflash-Ringblitz-Adapter*. Ich hatte noch mein 50mm‑1.8‑Objektiv mit, was aber nicht zum Einsatz kam.
4. Die Technik
Das obige Bild wurde bei ISO 100 mit Blende 2.8 und 1/500 Sekunde Belichtungszeit aufgenommen. Die Tiefenschärfe sollte möglichst gering sein, um mehr räumliche Tiefe ins Bild zu bringen. Ich hätte zwar bis Blende 1.2 gehen können, aber das hätte mir einen Bereich von ca. 4 mm gegeben, der scharf geblieben wäre, das ist bei so einem bewegten Motiv (Model und Fotograf bewegen sich minimal vor und zurück) zuwenig. Mit Blende 2.8 hatte ich mit ca 9 mm über das Doppelte an Schärfe.
Weil die Blitzsynchronzeit nur bis 1/200 reicht, musste ich den High-Speed-Modus aktivieren. Das kostet Strom, deshalb hatte ich mehrere Packen Ersatz-Batterien bei, von denen ich auch zwei einwechseln musste. Der Ringblitz-Adapter vor dem Blitz sorgt dafür, dass das Licht auch auf der Kamera nicht flach wirkt, sondern die natürlich vorhandenen Schatten sanft und gleichmäßig reduziert. Da der Adapter etwas Licht schluckt, habe ich die Blitzleistung auf +1 erhöht, was ebenfalls mehr Batteriepower frisst.
5. Die Variationen
Während das erste Foto fast eine Art Wimmelbild ist, sollte das zweite gezeigte Bild einen schlichten, meditativen, reinen Charakter haben. Deshalb habe ich die geringere Blende 2 risikiert und die Belichtung manuell um eine 1/3 Blende erhöht, um das Bild ganz leicht überzubelichten. Auch sind viel weniger Details im Bild, fast nur der Kopf und die Blüten.
Insgesamt habe ich von den Kirschblüten 13 verschiedene Fotos ausgesucht, die ich über die Bildagenturen anbiete. Mit dabei sind Varianten mit blauem Himmel, mit springendem Model, horizontal, vertikal, gekippter Horizont, Draufsicht, leichte Froschperspektive, Blick in die Kamera, Blick weg von der Kamera und so weiter.
6. Die Fehler
Ja, ich mache immer noch welche. In diesem Fall war es Bequemlichkeit. Obwohl ich mein 50mm-Objektiv dabei hatte, wollte ich nicht ständig die Objektive wechseln, was dazu führte, dass die Ausschnitte relativ ähnlich sind und wie beim unteren Bild etwas zu oft die Arme angeschnitten sind. Außerdem habe ich anfangs erst spät gemerkt, dass die Batterien schlapp machen, weshalb ich einige schöne Motive habe, auf denen der Aufhellblitz fehlt und dadurch die Schatten zu stark sind.
Kein richtiger Fehler, aber nicht optimal war der Blütezeitraum der Kirschen. Ein oder zwei Tage früher hätten die Kirschbäume noch romantischer ausgesehen.
7. Die Nachbearbeitung
Bei diesen Outdoor-Bildern habe ich deutlich die Farbsättigung nach oben gedreht, den Kontrast und die Helligkeit leicht angehoben, die chromatische Abberation rausrechnen lassen und die rosa/lila-Töne etwas abgedunkelt, damit auch diese Farben satter wirken. Beim Model gab es kaum etwas zu retuschieren. Nur auf einigen Bildern blitzten schwarze BH-Träger unter dem Oberteil hervor, was unpassend aussah und ich entfernen musste.
8. Die Verschlagwortung
Das obige Bild habe ich dann mit folgenden Suchbegriffen versehen:
„Frau; Frühling; Spaß; Kirschbaum; rosa; fliegen; Bewegung; Frische; Blüte; lachen; Kirschblüte; Natur; frisch; Baum; werfen; Blütenblätter; Heiterkeit; blühen; Park; schütteln; Zweig; Ast; Japanische Blütenkirsche; Portrait; Blütenblatt; Umwelt; Freude; Freiheit; Kirschblüten; glücklich; grün; Freizeit; Garten; Landschaft; Lebensfreude; Schönheit; schön; lächeln; jung; Mensch; Kopf; Gesicht; blond; 20–30; Jahre; Europäer; Außenaufnahme; draußen; Tag“
Das zweite Foto enthält die Keywords:
„Frau; Blüte; Baum; Frühling; Duft; riechen; Kirschblüte; Garten; Kirsche; Natur; Gesicht; glücklich; Genuss; Entspannung; Schönheit; Park; frisch; Zweig; Portrait; rosa; duften; Kirschblüten; Blüten; Ast; Geruch; grün; Reinheit; Harmonie; Sommer; Romantik; Umwelt; Wellness; schön; Saison; attraktiv; jung; weiblich; Mensch; Person; Kopf; blond; 20–30; Jahre; Europäer; Außenaufnahme; sonnig; im Freien; draußen; Tag“
Bei der Baumsorte habe ich im Internet recherchiert, welche Sorte wahrscheinlich die richtige ist (Japanische Blütenkirsche). Ganz sicher bin ich mir jedoch immer noch nicht. Da fehlt halt das Botanik-Studium. Es sind jeweils ca. 50 Begriffe, je nach Bildagentur lösche ich jedoch auch die Hälfte. Jetzt nur noch hochladen und die Bilder verkaufen.
Mehr Informationen für gelungene Stockfotos findet ihr übrigens in meinem Buch „Stockfotografie. Geld verdienen mit eigenen Fotos“*.
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