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Pimp My Stock: Bildbesprechungen von Stockfotos 61

Nach eini­gen Monaten Abstinenz bin ich end­lich wie­der dazu gekom­men, eine neue Folge von „Pimp My Stock!“ zu schrei­ben, bei der ich Leserfotos auf ihre Verkäuflichkeit hin beurteile.

Die fol­gen­de Mail schrieb mir Tom zu sei­nen Bildern:

Hallo Robert,

ich bin auf dei­nen Blog auf­merk­sam gewor­den, den ich sehr inter­es­sant fin­de. Gerne wür­de ich an dei­ner „Pimp my Stock“ Serie teil­neh­men.
Du kannst, wenn Du magst dar­aus auch einen ent­spre­chen­den Blog-​Beitrag entwerfen.

Ein paar Infos zu mir: Als Amateur-​Fotograf habe ich mir kürz­lich eine Vollformat Kamera (Nikon D600) mit den Objektiven Tamron AF ASPHERICAL 28–200mm 1:3.8–5.6, Nikon AF Nikor 50mm 1:1.8 und SIGMA 70–300mm 1:4–5.6 D aus­ge­lie­hen.
Ich foto­gra­fie­re seit 2013 und bin durch mein Studium der Medientechnik zur Fotografie gekom­men. Zunächst mit einer Sony Alpha 77 Kamera und einer 35mm Festbrennweite.

Nach ein paar Tagen hat­te ich eini­ge Ideen mit der Kamera ein­ge­fan­gen. Natürlich wür­de mich inter­es­sie­ren, inwie­weit die­se Bilder Stockfoto taug­lich oder noch ver­bes­se­rungs­wür­dig sind.

Danke für das Lesen.

Viele Grüße,
Tom“

Schauen wir uns mal sei­ne Bilder an:

Das ers­te Bild zeigt eine Schale mit Kaffeebohnen. Da Kaffee eine Droge ist, nach der vie­le Menschen süch­tig sind und auch vie­le Cafés, Restaurants, Coffeeshops, Tankstellen, Supermärkte und so wei­ter mit einem schnell gebrüh­ten Kaffee Geld ver­die­nen wol­len, bie­tet sich das Motiv als Stockfoto an.

An der Umsetzung lässt sich jedoch noch arbei­ten. Zuerst hat das Bild einen merk­li­chen Gelbstich. Auch ist unklar, war­um die Bohnen in die­ser eher unfo­to­ge­nen Schale prä­sen­tiert wer­den. Ein rus­ti­ka­ler Holz-​Untergrund oder ein Vintage Kaffeesack oder etwas ähn­li­ches wäre pas­sen­der gewe­sen. Generell wäre hier auch der Einsatz eines Makro-​Objektivs ver­mut­lich hilfreicher.

Laut Bildtitel soll die­ses Vorhängeschloss auf einem Laptop das Konzept „Cyber-​Security“ visua­li­sie­ren. Die Idee ist natür­lich pas­send, wenn auch nicht ganz neu. Bei der Umsetzung fällt als ers­tes auf, dass Kamera und Laptop nicht par­al­lel zuein­an­der aus­ge­rich­tet sind, weil das Monitorscharnier oben nicht par­al­lel zum Bildrand läuft. Auch ver­al­tet das Bild so schnell wie das Laptop-​Modell, wes­halb es sich nicht lan­ge am Markt hal­ten wird. Vermutlich wäre das Schloss ste­hend mit wenig Tiefenschärfe auch bes­ser ins Bild gesetzt gewesen.

Verschiedene Küchenmesser lie­gen neben­ein­an­der hier. Profis wer­den sofort erken­nen, dass die Klingen der Messer lei­der nicht so sau­ber sind, wie sie hät­ten sein sol­len. Auch die Reflexion auf dem Untergrund ist nicht opti­mal. Etwas unklar ist auch der Verwendungszweck: Soll das Motiv für ein Horrorfilm oder ‑buch sein oder Einsatzmöglichkeiten in der Küche bewer­ben? Beides passt hier nicht ganz. Für ers­tes hät­te z.B. etwas Kunstblut gehol­fen und dra­ma­ti­sche­res Licht, bei letz­te­rem stö­ren die Klingenflecken sowie das „Schwarz in Schwarz“.

Das nächs­te Bild zeigt eine Schale mit Müsli. Meine Kritikpunkte rei­hen sich lei­der in die schon erwähn­ten Mängel ein. Der Weißabgleich ist etwas zu gelb­lich, die Schale sowie der Löffel sind mit den stö­ren­den Mustern nicht stock-​tauglich genug und das Müsli ist nicht deko­ra­tiv genug angerichtet.

Wer sich die­se Bestseller-​Müsli-​Bilder anschaut, wird mer­ken, dass hier ein kla­rer Bildaufbau mit eini­gen deko­ra­tiv ange­ord­ne­ten Früchten sehr posi­tiv auf das Ergebnis aus­wir­ken. Es gibt im Internet auch etli­che Tutorials, die zei­gen, dass bei sol­chen Fotos meist ein Dummy-​Untergrund ein­ge­setzt wird, damit die Haferflocken und ande­re Zutaten trotz Milch oder Joghurt nicht absinken.

Das letz­te Bild zeigt vie­le hal­bier­te Orangen. Von allen heu­te gezeig­ten Bildern wür­de ich die­sem noch am ehes­ten Verkaufschancen ein­räu­men. Noch bes­ser wären die­se, wenn die Orange (vor allem unten rechts) gera­der aus­ge­rich­tet wären. Außerdem hät­te ich das Bild mit mehr Helligkeit, Sättigung und Kontrast bear­bei­tet, damit es nicht so flau wirkt.

Was sagt ihr? Würdet ihr mei­ner Meinung zustim­men oder was wür­det ihr Tom raten?

Falls ihr wis­sen wollt, wie sich eure Fotos schla­gen, könnt ihr ger­ne eben­falls kos­ten­los in einer „Pimp My Stock“-Folge mit­ma­chen. Alle Details fin­det ihr hier.