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Rezension: Fotobücher über New York City

Auch – oder weil – mei­ne Fotos weit davon ent­fernt sind, gro­ße Kunst zu sein, schaue ihr mir ger­ne Bilder ande­rer Fotografen an, von denen ich hier oder hier schon mehr­mals wel­che vor­ge­stellt habe.

Heute soll es jedoch um die Metropole New York gehen, die mit ihren Wolkenkratzern und der Halbinsel-​Lage einen ganz eige­nen Charme hat, dem ich regel­mä­ßig, auch foto­gra­fisch, erliege.

Eines der ers­ten Fotobücher über New York, was mich wirk­lich in den Bann gezo­gen hat, war „Above New York“* von Robert Cameron, wel­ches 1988 erschien und die Großstadt in beein­dru­cken­den Luftaufnahmen zeig­te. Selbst wenn heut­zu­ta­ge Dronen zu einer Inflation der Draufsicht-​Perspektive geführt haben, sind die New Yorker Aufnahmen immer noch beein­dru­ckend, weil sie jetzt eine Art archi­va­ri­schen Charakter haben. Breitformatig lie­fern sie als Wimmelbilder mit his­to­ri­schem Bezug stun­den­lan­ge Suchspiele und geben aus der Ferne einen Blick auf die Stadt frei, den man als Tourist höchs­tens annä­hernd im Landeanflug erhält.Nahezu das Gegenteil der opu­len­ten Luftaufnahmen ist im Bildband „Drive-​By Shootings“* von David Bradford zu sehen. Hier hat der Taxifahrer Bradford – oft wäh­rend der Fahrt – Street-​Aufnahmen der Stadt in schwarz-​weiß und von unten gemacht. Diese sind oft düs­ter, zei­gen Menschen, die sich meist unbe­ob­ach­tet füh­len, weil ein Taxi in New York kaum Aufsehen erregt und dadurch sind die Bilder auch dicht am Geschehen und füh­ren uns in Ecken, die ich zu Fuß als Tourist nicht immer betre­ten wol­len würde.

Den gro­ßen Rundumschlag lie­fert jedoch das opu­len­te Buch „New York. Portrait of a City“* (TASCHEN) des Herausgebers Reuel Golden, wel­cher unter ande­rem Chefredakteur beim British Journal of Photography war. Auf knapp 600 Seiten lie­fert es die geball­te Kompetenz von über 150 berühm­ten Fotografen, die New York von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis 2009 doku­men­tiert haben. So lässt sich in ein­drucks­voll groß­for­ma­ti­gen Aufnahmen die Architektur, Mode, Arbeit und Kultur der Stadt zeit­lich nach­ver­fol­gen. Genau wie beim ers­ten ech­ten Besuch der Großstadt erleb­te ich beim Blättern durch das Buch immer wie­der Déjà-​vus, weil vie­le der Bilder längst zu Ikonen gewor­den sind, die mir schon mehr­fach in Museen, Fotoausstellungen oder in Zeitschriften begeg­net sind.

Einer der Fotografen aus dem obi­gen Buch erhielt kürz­lich erst sei­ne ers­te gro­ße Monografie im Verlag TASCHEN: „Marvin E. Newman“*. Reuen Golden ist hier eben­falls Herausgeber und kura­tiert ca. 170 Bilder des gebür­ti­gen New Yorkers Marvin E. Newman, der als einer der Ersten einen Master of Science in Fotografie vom Institute of Design in Chicago erhielt. Vor allem in den 1950er bis 1970er Jahren fing Newman des Leben in New York City ein und mach­te dabei als einer der ers­ten groß­zü­gig von den Möglichkeiten des damals noch neu­en Farbfilms Gebrauch. Neben der Großstadt sind im Buch auch noch eini­ge sei­ner Sportfotos und Aufnahmen aus ande­ren Teilen der USA zu sehen. Die „Collector’s Edition“ ist gera­de in limi­tier­ter und signier­ter Auflage erschie­nen, die unli­mi­tier­te Auflage wird nächs­tes Jahr erscheinen.

Coney Island, 1953 (aus dem Buch „Martin E. Newman“)

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