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Vier Mädchen auf einem Haufen beim Shooting

Beim letz­ten Model-​Casting hat­te ich wie­der so eine Idee. Nachdem sich nach­ein­an­der eine Asiatin, eine Afrikanerin und eine Europäerin bei mir vor­ge­stellt hat­ten, dach­te ich mir, war­um machs­te nicht mal wie­der ein Gruppen-Shooting?

Vier Frauen halten ihre Daumen hoch

Bei der Kombination bot sich das wie von selbst an: Mit die­ser Mädchengruppe hat­te ich ver­schie­de­ne Ethnien und die drei wich­tigs­ten Haarfarben abge­deckt. Die Herausforderung war jedoch, die Model-​Anweisungen zu geben. Während ich mit dem Auge am Sucher hing und die Models von links nach rechts durch­ging und ihre Posen und Mimik leicht kor­ri­gier­te, ver­än­der­te sich oft bei der ers­ten schon was, wenn ich bei der letz­ten ange­langt war. Aber hey, das ist der Preis für ver­käuf­li­che Fotos. Auch die Kleidung muss­te farb­lich abge­stimmt wer­den, wes­halb ich mich in die­sem Fall oft für ein neu­tra­les Schwarz/​Weiß/​Grau-​Gemisch ent­schie­den habe.

Vier lachende Frauen feiern

Aber wenn man schon vier Frauen im Studio hat, kann man auch mal bei Stilfragen um Rat fra­gen und außer­dem konn­te die Kleidung auch gut getauscht wer­den, wenn eine nichts Passendes dabei hat­te, um das Outfit der ande­ren zu ergän­zen. Ein klei­ner Wermutstropfen war jedoch, dass am Ende zwei Kleidungsstücke fehlten.

Frauen trösten weinende Freundin

Bei den Motiven woll­te ich dies­mal auch eini­ge „moder­ne­re“ Themen ver­bild­li­chen. Die Trennung von der Freundin per SMS (oder machen das jetzt alle nur noch über Facebook?) und sozia­le Netzwerke zum Beispiel.

Vier Frauen laden Fotos ins Internet

Sehr erfreu­lich fin­de ich, dass die Bilder bei drei Microstock-​Agenturen noch am glei­chen Tag, an dem sie frei­ge­schal­tet wur­den, Verkäufe erzie­len konn­ten. Da kann man glatt in die Luft sprin­gen vor Freude… 🙂

Gemeinsamer Sprung im Park

Geplant war übri­gens auch eine Art gestaf­fel­tes Shooting, bei dem die Models zeit­ver­setzt kom­men und gehen, damit ich auch Einzelfotos machen kann, aber das hat nicht so funk­tio­niert wie gedacht. Trotzdem bin ich sehr zufrie­den mit dem Shooting und bin mir sicher, dass ich mit eini­gen der Models noch mal arbei­ten werde.

Der Fotolia-​Fußball-​Workshop im Rückblick

Olé, olé, olé! Deutschland ist im Fußball-​Fieber. Das spie­gelt sich auch im Bildermarkt wie­der. 34 der 50 meist­ver­kauf­tes­ten Bilder bei der Microstock-​Agentur Fotolia haben die­sen Monat die Fußball-​Weltmeisterschaft zum Thema, sei­en es Motive von Bällen, Fans oder der süd­afri­ka­ni­schen Flagge.

Fußballer macht Kopfball

Dieser Bedarf ist ein guter Anlass, den zwei­ten Fotolia-​Workshop unter dem Motto „K(l)ick it like a pro“ zu ver­an­stal­ten. Der ers­te Workshop im Dezember 2009 lief in einem gro­ßen Berliner Fotostudio unter der Leitung des Top-​Microstock-​Fotografen Yuri Arcurs. Am 29.5.2010 war es soweit und Fotolia gab 34 Fotografen die Möglichkeit, in einem Fußball-​Stadion Bilder zum Thema zu machen.

Es gab jedoch vie­le Unterschiede zum ers­ten Shooting. Das fing bei der Teilnahme an. Beim ers­ten Workshop wur­den die 15 Plätze noch im Rahmen eines Gewinnspiels ver­lost, dies­mal gab es mehr als dop­pelt so vie­le Plätze, die für 150 Euro gebucht wer­den konn­ten. Das klingt erst mal viel, ist aber – dazu kom­me ich spä­ter noch – ein Spottpreis. Geleitet wur­de der Fußball-​Workshop vom Berliner Profi-​Fotografen Marc Brinkmeier. Da Brinkmeier vor allem Auftragsarbeiten macht und nur neben­bei für Corbis foto­gra­fiert, war die Herangehensweise ganz anders als bei Arcurs, der ja nur Shootings macht, die ganz genau auf die Bedürfnisse von Bildagenturen zuge­schnit­ten sind.

Marc Brinkmeier vor Moodboard
Marc Brinkmeier vor Moodboard

So erklär­te Brinkmeier am Anfang vor einem Moodboard – eine Wand mit vie­len Bildern zum glei­chen Thema, wel­che zei­gen sol­len, in wel­che Richtung die eige­nen Fotos gehen sol­len – detail­liert an einem fer­ti­gen Foto, wie es ent­stan­den sein könn­te, sowohl bei der Beleuchtung als auch der Umsetzung des Motivs. Im Stadion wur­den drei ver­schie­de­ne Licht-​Setups auf­ge­baut. Einmal ein klas­si­sches Freisteller-​Set vor wei­ßem Hintergrund, ein Set an einem Holztor mit zwei Blitzen als Aufhelllicht und ein Set auf dem Rasen mit einem star­ken 1500-​Watt-​Blitz an einer gro­ßen Octobox, mit dem bei Belieben selbst das Sonnenlicht „weg­ge­blitzt“ wer­den kann. Ausführlich wur­de der Umgang mit Belichtungsmesser und Sinn und Zweck der ver­schie­de­nen Blitze bzw. Reflektoren und Abschatter erklärt.

Ein Model wird als Fan gestylt
Ein Model wird als Fan gestylt

Während es beim ers­ten Workshop vier klar vor­ge­ge­be­ne Motiv-​Sets gab (Freisteller, Küchenszene, Party, Chillout), wur­de dies­mal den Teilnehmern freie Hand gelas­sen. Es waren 20 Models anwe­send, Kinder, Männer, Frauen und Senioren gut gemischt, die alle­samt jedoch Amateur-​Models waren, im Gegensatz zu den Profi-​Models beim ers­ten Workshop. Dazu gab es eine Visagistin und einen Friseur, wel­che die Models auf­hübsch­ten und zwei Stylistinnen, wel­che mit einem Fundus an Fußballkleidung, Fan-​Artikeln und Unmengen an Accessoires bereit­stan­den, um die Models nach den Wünschen der Fotografen zu verwandeln.

Diese Kombination ermög­lich­te den Teilnehmern zum einen eine gro­ße Freiheit bei der Wahl der Motive und es gab kei­nen Mangel an Funkauslösern wie beim ers­ten Workshop. Der Nachteil jedoch war, dass die uner­fah­re­ne­ren Fotografen an vie­len Fronten gleich­zei­tig ler­nen muss­ten: Sie muss­ten ent­schei­den, wel­che Models wie gestylt was dar­stel­len soll­ten, sie muss­ten die­se Anweisungen den unge­üb­te­ren Model ver­ständ­lich machen, sich für einen Lichtaufbau ent­schei­den und die­sen auch beherr­schen und dar­auf ach­ten, dass im Hintergrund kei­ne ande­ren Fotografen ins Bild lau­fen. Frau Doktor beschreibt das anschau­lich in ihrem Blog.

Weiblicher Fußballfan im Stadion

Dass sich der Aufwand lohnt, zeigt jedoch ein Blick in die Galerie der Ergebnisse. Einige Bilder haben sich bereits nach knapp zwei Wochen über 10x ver­kauft. Da die­se Fotos exklu­siv über Fotolia ange­bo­ten wer­den, kann der Startpreis von 1 auf 2 Credits ange­ho­ben wer­den. So haben eini­ge der Teilnehmer schon locker ein Fünftel der Teilnahmegebühr wie­der ein­ge­spielt und Deutschland ist bei der dies­jäh­ri­gen Fußball-​WM noch im Rennen. Und Themen wie Mannschaftsgeist, „rote Karte“ oder juben­de Fans ohne Fußball-​Bezug las­sen sich auch wei­ter­hin gut ver­kau­fen. Ich selbst habe in der ers­ten Woche, nach­dem 25 Bilder von mir – nur ein Teil mei­ner Ausbeute – online waren, über 12 Euro verdient.

Wie zu erwar­ten sind bei den Käufern die belieb­tes­ten Motive jene, wel­che am auf­wän­digs­ten zu rea­li­sie­ren sind. Für die Bilder juben­der Deutschland-​Fans wur­den zum Abschluss des Workshops alle Models noch mal in die Maske geschickt und dann auf der Tribüne pos­tiert. Zwanzig Models zu cas­ten, zu schmin­ken und zu pos­tie­ren ist ein Aufwand, den kaum ein Fotograf betreibt, wes­halb sol­che Bilder mit Model-​Release (!) sehr sel­ten sind. Das zeigt sich in den Verkäufen.

Das obere Model in Aktion
Das obe­re Model in Aktion

In der oben ver­link­ten Galerie zeigt sich auch, dass bei glei­chen Models und ähn­li­chen Settings tech­nisch ganz ver­schie­de­ne Bilder ent­ste­hen. Damit mei­ne ich den Umgang mit Weißabgleich, Tonwertkurven, Kontrast und Sättigung. Während des Workshops bot Fotolia hier die Hilfe von erfah­re­nen Photoshop-​Experten an, die mit kom­plet­ten Workstations bereit stan­den, um RAWs zu kon­ver­tie­ren und Fotos zu retu­schie­ren. Angesichts der Verlockung frei­lau­fen­der Models wur­de die­ser Service jedoch kaum genutzt.

Einen guten Eindruck über die Atmosphäre beim Workshop ver­schafft die­ses YouTube-​Video, bei dem ihr mir ab Minute 7:20 auch kurz bei der Arbeit zuschau­en könnt:


Erste Impressionen vom Fotolia-​Workshop zur Fussball-WM

Genauso erschöpft wie mei­ne Kamera-​Akkus kom­me ich eben nach Hause vom zwei­ten Fotolia-​Workshop, dafür aber auch mit vol­ler Speicherkarte und vie­len schö­nen Fotos.

Vielen Dank an alle, die das auf­wän­di­ge Shooting mit orga­ni­siert haben und auch an die ande­ren Teilnehmer, mit denen der Tag viel Spaß gemacht hat.

Ohne vie­le Worte hier ers­te Eindrücke vom Workshop, den Settings, den Models und Motiven. Alle Bilder kom­men unbe­ar­bei­tet aus der Kamera und wur­den nur verkleinert.

Fotolia-Shooting Fussball 01

Fotolia-Shooting Fussball 02

Fotolia-Shooting Fussball 03

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Fotolia-Shooting Fussball 07

Fotolia-Shooting Fussball 08

Fotolia-Shooting Fussball 09

Mehr gibt es dann in zwei Wochen, nach­dem ich mich ohne Internetzugang in den fran­zö­si­schen Alpen rum­ge­trie­ben haben wer­de. Wenn mir mei­ne Trekking-​Kumpanen nicht noch aus­re­den, mei­ne Kamera (Viel zuviel Gewicht!) zu schlep­pen, kann ich auch davon dann Fotos zeigen.

Wie plane ich ein Foto-​Shooting? Ein Praxisbeispiel

Ein Studioshooting mit einem Model ist ein­fach. Habe ich hun­dert­fach gemacht. Ein Shooting vor Ort mit fünf Models ist anders. Deswegen möch­te ich beschrei­ben, wie ich ein sol­ches Shooting geplant habe.

Heitere Lerngruppe

1. Location
Am Anfang stand die Idee, Fotos zum Thema Bildung zu machen. In einer Universität oder einer Bibliothek viel­leicht. Oder in einer Uni-​Bibliothek? Da ich wäh­rend mei­nes Studiums an der FU Berlin in der Uni-​Bibliothek eine Ausstellung zum Thema „Berlin“ hat­te, kann­te ich eine ers­te Ansprechpartnerin. Diese arbei­te­te zwar nicht mehr dort, emp­fahl mich jedoch ihrer Nachfolgerin. Ich erklär­te ihr kurz per Email mein Anliegen und ver­ein­bar­te ein Treffen, bei dem ich ihr mei­ne bis­he­ri­gen Fotos und Veröffentlichungen zeig­te, den „Property Release“ erklär­te und einen Termin absprach. Es pass­te gut, dass bald die Semesterferien waren, denn dort ist die Bibliothek deut­lich weni­ger besucht. Die Bibliotheksmitarbeiterin muss­te den Vertrag noch mit ihren Chef abspre­chen und gab dann grü­nes Licht. Hilfreich war auch, dass ich eine Berufshaftpflicht hat­te, die even­tu­el­le Schäden abde­cken würde.

Hilfe am Computer

2. Recherche
Mir war außer­dem klar, dass ich eine Gruppe von Models haben woll­te. So wür­de ich viel mehr Varianten foto­gra­fie­ren kön­nen und die kur­ze Zeit in der Bibliothek bes­ser nut­zen kön­nen. Außerdem habe ich die Mitarbeiterin gefragt, wel­che Fotos sie sich wün­schen wür­de. Sie klär­te mich auf, dass die Bibliotheken im Zeitalter des Internets ihre Rolle weg vom „Buchlieferanten“ hin zu einer dienst­leis­tungs­ori­en­tier­te­ren „Recherche-​Quelle mit Lernmöglichkeiten“ defi­nie­ren wür­den. Sie woll­te ger­ne Fotos von Lerngruppen am Tisch haben, von Studenten an der Info-​Theke und bei der Suche im Internet haben. Damit hat­te ich auch gleich mei­ne Trend-Recherche.

Außerdem habe ich die Begriffe „Student Universität“ bei eini­gen Bildagenturen ein­ge­ge­ben und geschaut, was für Bilder schon im Angebot waren und wel­che Motive sich davon am bes­ten ver­kauf­ten. ich erstell­te mei­ne Themenliste und ein Moodboard, das ist ein Blatt mit Beispielbildern, damit sich die Models (und in mei­nem Fall auch die Bibliotheksmitarbeiter) vor­stel­len kön­nen, was ich vorhabe.

Jubel in der Bibliothek

3. Models
Ich schrieb bei der Model-​Kartei eine Shooting-​Anfrage aus. Leider weiß ich den genau­en Wortlaut nicht mehr, aber ich defi­nier­te auf jeden Fall die Model-​Kriterien (Alter 18–28 Jahre, männ­lich und weib­lich, ger­ne auch asia­ti­sche oder afri­ka­ni­sche Models, schö­nes Lachen), erklär­te die geplan­te Nutzung der Fotos, ver­link­te mei­nen Vertrag und erwähn­te die Bezahlung. Für ca. 3–4 Stunden habe ich 60 Euro pro Model plus die fer­ti­gen Bilder auf CD gezahlt, bei fünf Leuten ins­ge­samt 300 Euro.

Es mel­de­ten sich knapp 30 Models, nur weni­ge Männer, fast nur Frauen, teil­wei­se deut­lich über 35, wo ich mich gefragt habe, ob sie auch gele­sen haben, dass sie als „Studierende“ durch­ge­hen soll­ten. Im Zuge des Bologna-​Prozesses wer­den die Studienzeiten ja eher kür­zer als län­ger. Ich rich­te­te in mei­nem Email-​Account einen eige­nen Ordner für die Bewerbungen ein. Die bei­den Männer waren schnell aus­ge­sucht, bei den Frauen war es schwie­ri­ger. Ich woll­te sowohl eine gute Mischung an Haarfarben (blond, brü­nett, schwarz­haa­rig) als auch inter­kul­tu­rell. Im Zuge des „Castings“ stell­te sich her­aus, dass eine Frau die Partnerin von einem der männ­li­chen Models war. Das war ein guter Vorteil, weil ich mir sicher sein konn­te, dass zumin­dest bei einem Teil der Models „die Chemie stim­men“ würde.

Ich ent­schied mich für fünf statt wie anfangs geplant für vier Models, da die Absage-​Quote der Model-​Kartei rela­tiv hoch ist und ich einen Ausfall von ein bis zwei Models ein­pla­nen müss­te. Bei vier Models hät­te es dadurch pas­sie­ren kön­nen, dass nur zwei erschei­nen wür­den. Das wäre für eine Gruppe zu wenig. Außerdem ach­te­te ich bei den Models dar­auf, dass sie eini­ge Referenzen vor­wei­sen konn­ten und schon vie­le Shootings und gute Shootingbewertungen hat­ten. Das alles ist kei­ne Garantie für gute Models, zeugt aber von Ehrgeiz und zum Teil auch von Zuverlässigkeit. Ich leg­te einen Tag fest, an dem alle Models Zeit hat­ten und schick­te den Models vor­ab eine Liste mit gewünsch­ter Kleidung, die Motivliste, das Moodboard, den Model-​Vertrag und unse­ren Treffpunkt.

Gemeinsam lernen

4. Requisiten
Am Tag vor dem Shooting galt es für mich noch Vorbereitungen zu tref­fen. Ich traf mich mit einem Bibliotheks-​Mitarbeiter, bei dem ich schon einen Teil mei­ner Ausrüstung lager­te (nicht die teu­ren, aber die sper­ri­gen Sachen). Er stell­te mich den Angestellten vor, die am nächs­ten Tag im Lesesaal Dienst haben wür­den und ich erklär­te noch mal mein Vorhaben und ver­sprach, so lei­se und so wenig stö­rend wie mög­lich zu sein. Außerdem ging ich mit der Kamera umher, um Plätze inner­halb des Lesesaals und Archivs zu fin­den, die am foto­gens­ten sind. Diese Stunde war eine loh­nen­de Investition, da ich eini­ge Blickwinkel ent­deck­te, die mir am hek­ti­schen Shooting-​Tag viel­leicht ent­gan­gen wären.

Außerdem nahm ich mir die Zeit, die ande­ren Besucher der Bibliothek zu beob­ach­ten, vor allem jene, die dort lern­ten. Was hat­ten sie bei sich? Laptop, Schreibblock, eini­ge Stifte, paar Bücher dane­ben gesta­pelt. Also pack­te ich mir Schreibblöcke, Stifte und mein Laptop ein, Bücher gab es ja genug vor Ort. Eins der Models bat ich auch, ihr neu­es Netbook mit­zu­brin­gen. Das wäre etwas, was auf älte­ren Bibliotheksfotos fehlt und mei­ne Fotos davon abhe­ben wür­de. Am Computer druck­te ich alle benö­ti­gen Model-​Verträge noch mal aus (wie erwar­tet hat­ten eini­ge Models ihren Vertrag ver­ges­sen) und einen gro­ßen Zettel mit der Aufschrift „Aufgrund eines Fotoshootings kann es heu­te in der Bibliothek vor­über­ge­hend zu eini­gen Beeinträchtigungen kom­men. Wir bit­ten um ihr Verständnis. Vielen Dank.“). Den kleb­te ich vor dem Shooting an den Eingang der Bibliothek.

Warteschlange

5. Shooting
Der gro­ße Tag war da. Ein Shooting in die­ser Größenordnung – neue Location mit Publikumsverkehr und fünf mir unbe­kann­ten Models – hat­te ich noch nie umge­setzt. Rekord war bis­her fünf Models im Studio oder drei Models in neu­er Location. Als ich zur ver­ein­bar­ten Zeit am Treffpunkt vor der Bibliothek ankam, waren schon zwei der fünf Models anwe­send. Die Uhrzeit war 8:30 Uhr, eine hal­be Stunde vor Öffnung des Lesesaals. Kurz dar­auf kamen zwei wei­te­re Models. Während wir auf das letz­te Model war­te­ten, ließ ich mir die mit­ge­brach­te Kleidung zei­gen und wähl­te für jede Person etwas aus, was halb­wegs mit der Kleidung der ande­ren har­mo­nie­ren wür­de. Dazu bestimm­te ich ein zwei­tes Outfit, in das die Models wäh­rend einer Pause wech­seln soll­ten. Die Models schmink­ten sich in der Toilette und schlos­sen ihre Sachen in die Schließfächer.

Ich schraub­te einen Aufsteckblitz auf ein Stativ (ähn­lich wie hier beschrie­ben, nur mit Durchlichtschirm statt Mini-​Softbox) und ver­band das Ganze mit Pocket Wizards mit mei­ner Kamera. Der Blitz kam in die Nähe der Models, auf die ande­re Seite stell­te ich einen California Sunbounce Pro als Diffusor auf. Wem der zu teu­er ist, fin­det hier übri­gens einen güns­ti­ge Bastel-​Anleitung. Nach kur­zer Licht-​Einstellung foto­gra­fier­te ich die geplan­ten Motive der Shooting-​Liste zügig ab. Als Objektiv nutz­te ich abwech­selnd das 85mm f1.2 und das 50mm f1.8 bei ca. Blende 2.2 bis 2.8. Das war schon sehr gering von der Schärfentiefe, ging aber nicht anders, da ich die gan­ze Halle nicht mit Blitzen aus­ge­leuch­tet bekom­men hät­te und sie nicht im Dunkeln ver­schwin­den las­sen wollte.

Beim Fotografieren ach­te­te ich dar­auf, dass ich abwech­selnd ver­schie­de­ne Konstellationen der Models hat­te (ein­zeln, Paare, Dreier-​Gruppen, alle). Nach ca. zwei Stunde ließ ich zwei Models eine Pause machen, foto­gra­fier­te die ande­ren und so wei­ter, bis alle eine Pause hat­ten. Während der Pause soll­ten die Models auch in das zwei­te vor­her bestimm­te Outfit wech­seln, damit sie nicht auf allen Bildern die glei­che Kleidung tra­gen. Am Ende des Shootings unter­schrie­ben wir die Verträge, ich mach­te je ein Foto von den Models mit ihrem Personalausweis und zahl­te das Geld gegen eine Quittung aus. Außerdem hat­te ich spon­tan die Idee, auf dem Rückweg zur U‑Bahn im dane­ben gele­ge­nen Park eini­ge Gruppen-​Fotos im Park zu machen. Alle Models stimm­ten zu und es sind zusätz­lich zu den Bildungsfotos eini­ge net­te Fun-​Fotos entstanden.

Gemeinsame Umarmung

6. Nachbearbeitung
Das größ­te Problem bei der Retusche waren trotz gerin­ger Tiefenschärfe eini­ge Buchrücken, die ich in Fleißarbeit weg­stem­peln muss­te. Aufgrund der ähn­li­chen Motive konn­te ich einen gro­ßen Grundwortschatz für alle Bilder über­neh­men und muss­te vor allem bei den Personenbeschreibungen je nach Anzahl, Geschlecht etc. Anpassungen vor­neh­men. Inklusive Pausen und Vertragsunterzeichnung (immer­hin ins­ge­samt 20 Blatt Papier: 2x Vertrag und 2x Quittung x 5 Models) haben wir ca. vier Stunden foto­gra­fiert und ich habe an dem Tag 100 Fotos erhal­ten. Die fer­ti­gen Fotos schick­te ich jedem Model auf CD mit 1–2 Abzügen in einer schö­nen Präsentationsmappe. Auch die Universitätsmitarbeiterin bekam eine sol­che CD und ein Dankesschreiben per Mail.

Die Annahmequote bei den Microstock-​Bildagenturen betrug zwi­schen 83% und 100%, durch­schnitt­lich ca. 94%. Mir war klar, bei wel­chen 5–10 Fotos die meis­ten Ablehnungen erfol­gen wür­den. Da wer­de ich nächs­tes Mal stren­ger bei der Auswahl sein müs­sen. Bei über der Hälfte der Bildagenturen waren die Bilder noch nicht online, da haben die ande­ren Bildagenturen inner­halb der ers­ten Woche min­des­tens die Kosten für ein Model wie­der ein­ge­spielt. Ich bin zuver­sicht­lich, dass sich das Shooting bald ren­tiert haben wird.

Hände fassen sich an

7. Aus Fehlern lernen
Einige groß­ar­ti­ge Motive konn­te ich nicht gebrau­chen, weil sie schlicht zu ver­wa­ckelt waren. Bei Belichtungszeiten zwi­schen 1/​30 und 1/​80 hät­te ich auf jeden Fall mein Einbeinstativ mit­neh­men müs­sen. Das hat­te ich in Köln gelas­sen, weil es mir neben der Kameraausrüstung, zwei Lichtstativen und dem rie­si­gen Reflektor zu viel war. Ein deut­li­cher Fehler. Ein wei­te­rer Fehler war, dass ich die gan­ze Zeit mit ISO 100 foto­gra­fier­te. Einige der ver­wa­ckel­ten Bilder wären sicher zu ret­ten gewe­sen, wenn ich auf ISO 200 gegan­gen wäre. Selbst wenn mei­ne Belichtungszeiten kurz genug gewe­sen wären, hät­te ich etwas mehr Tiefenschärfe erhal­ten und eini­ge Ablehnungen wegen zu gerin­ger Schärfe vermieden.

Lerngruppe im Archiv

Was war Euer auf­wän­digs­tes Shooting bis­her? Und was habt ihr dar­aus ler­nen können?