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Neue Küche für Fotoshooting mit Models einrichten

Vor einer Weile bekam ich das Angebot, in einem nie­gel­na­gel­neu­en Einfamilienhaus in der neu­en Küche zu fotografieren.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Mit der Zeit haben Küchen die Angewohnheit, sich wie von Zauberhand voll­zu­rüm­peln, über­all sta­peln sich halb­of­fe­ne Verpackungen von Tee, Kaffee, Müsli, Marmelade, Reis, Nudeln, Gewürzen und so wei­ter. Das sieht meist weder beson­ders foto­gen aus noch mögen die Bildagenturen die Flut von Logos und Markennamen.


Der Nachteil einer neu­en Küche ist das genaue Gegenteil: Damit sie nicht zu leer wirkt, muss sie mit pas­sen­den, unau­fäl­li­gen Gegenständen deko­riert wer­den, wel­che die Küche bewohnt und gemüt­lich erschei­nen las­sen. Glücklicherweise wohn­ten mei­ne Eltern nur weni­ge Straßen ent­fernt von dem Haus und ich ließ mir meh­re­re Kisten voll mit Requisiten und Geschirr ankar­ren. Am Tag des Shootings kauf­te ich noch Brötchen, Brezeln, Obst, Gemüse, Kräuter und eine Tageszeitung. Das dra­pier­te ich halb­wegs so, dass hof­fent­lich ein har­mo­ni­scher Effekt entstand.


Damit sich der Aufwand auch lohnt, plan­te ich zwei Shootings in der Küche. Einmal mit einem jün­ge­ren Paar und dann noch mit einem Senioren-​Paar (dazu spä­ter mehr im Blog). Mit den bei­den jün­ge­ren Models hat­te ich schon zusam­men­ge­ar­bei­tet, ich wuss­te also, dass bei­de zuver­läs­sig waren und optisch gut zusam­men pas­sen wür­den. Blöderweise herrsch­te an die­sem Tag tota­les Verkehrschaos wegen eines Unwetters, sodaß bei­de etwas spä­ter kamen. Die Zeit nutz­te ich, um eini­ge Stilleben zu foto­gra­fie­ren, mit denen ich gleich­zei­tig die Belichtung und Lichtsetzung tes­ten konnte.


Als Kamera kam wie­der mei­ne Canon 5D Mark II* zum Einsatz, als Objektiv das 24–70mm f2.8*. Leider hat­te ich damit gro­ße Fokus-​Probleme, wes­halb ich irgend­wann auf das 85mm f1.2‑Objektiv* wech­sel­te und das Zoomobjektiv zur Nachjustierung an den Canon Professional Service schick­te. Belichtet habe ich mit einem extern aus­ge­lös­ten Speedlite 580 EX II* durch die klei­ne Lastolite Ezybox*. Zusätzlich hat ein Sunbounce-​Mini-​Reflektor* das Tageslicht etwas aufgehellt.


Obwohl ich mit den Ergebnissen ganz zufrie­den war, muss ich geste­hen, dass ich beim Umsatz mehr erwar­tet hät­te. Zwar habe ich mei­ne Kosten schnell wie­der drin gehabt, aber die Investition war nicht so loh­nend wie bei ande­ren Shooting mit ver­gleich­ba­rem Aufwand. Vielleicht liegt es dar­an, dass Küchen doch eine ver­gleichs­wei­se leicht zugäng­li­che Location sind? Oder pass­ten die Accessoires nicht ganz? Ich glau­be nicht, dass es an den Models lag, denn auch das zwei­te Shooting mit ganz ande­ren Model-​Typen brach­te ähn­li­che Ergebnisse.

Wie schon manch­mal bei ande­ren Shootings haben mich iro­ni­scher­wei­se die Fotos finan­zi­ell geret­tet, die nur aus der Not her­aus ent­stan­den sind: In die­sem Fall eini­ge der Stillleben, die sich vor allem bei Shutterstock sehr gut ver­kau­fen. Das zeigt mal wie­der, dass die Bildkäufer doch oft ganz anders ticken, als ich trotz viel Recherche ver­mu­ten würde.

Gratis-​Ebook: Aktuelle Modelhonorare für Stockfotos

Vor paar Monaten erhielt ich das Buch „Honorare und Recht für Models“*. Ich staun­te nicht schlecht, dass dort als Tagesgage für ein Stockmodel 800 Euro oder mehr auf­ge­führt wur­den. Zwar weiß ich, dass das die Preise sind, die klas­si­sche Model-​Agenturen ver­lan­gen, aber genau das ist einer der Gründe, war­um ich nicht mit die­sen Model-​Agenturen arbei­ten kann. Weil das Buch den Anschein erweckt oder die Hoffnung hat, ana­log zur MFM-​Liste für Bildhonorare ein Standard-​Nachschlagewerk zu sein und behaup­tet, nur die tat­säch­li­chen Marktpreise wie­der­zu­ge­ben, woll­te ich es genau­er wissen.

Ich schrieb 50 Fotografinnen und Fotografen an, die ich kann­te und von denen ich wuss­te, dass sie des öfte­ren Models für Bildagenturen foto­gra­fie­ren. Davon haben 30 geant­wor­tet. Basierend auf die­ser Umfrage habe ich ein klei­nes Ebook als PDF mit dem Titel „Analyse: Modelhonorare für Stockfotos – Aktuelle Marktwerte für Deutschland“ ver­fasst, was ich hier als kos­ten­lo­ser Download anbie­te:

(auf das Bild kli­cken zum Downloaden oder auf dem Bild rech­te Maustaste und „Ziel spei­chern unter…“ wählen)

In die­ser PDF fin­det ihr alle mei­ne Fragen zu Model-​Honoraren und die jewei­li­gen Antworten der Kollegen dar­auf. Neben einer gra­fi­schen Übersicht habe ich ver­sucht, die Antworten zu ana­ly­sie­ren und zum Beispiel geschaut, wel­che Kriterien die Höhe des Modelhonorars beein­flu­ßen. Wie erwar­tet lie­gen die tat­säch­li­chen Honorare für Stockmodels deut­lich unter den zitier­ten Summen des Buches.

Da in Deutschland nicht so gern über Geld gere­det wird, bevor­zug­ten es die meis­ten Fotografen, anonym zu blei­ben. Da ich jedoch die Arbeiten aller ange­schrie­be­nen Fotografen ken­ne, kann ich mir zumin­dest sicher sein, dass alle Teilnehmer genug Model-​Erfahrung hat­ten, um die Umfrage fun­diert zu beantworten.

Ein klei­nes Manko bis­her ist, dass die meis­ten Fotografen nur im Microstock-​Bereich ihre Bilder anbie­ten. Hier wäre es lang­fris­tig inter­es­sant zu sehen, ob im Macrostock-​Bereich höhe­re Model-​Honorare gezahlt wer­den und in wel­chen Bereichen sich die­se bewegen.

Deswegen bin ich auch auf Eure Kommentare gespannt. Ist das Ebook hilf­reich für Euch? Wie viel zahlt ihr Euren Stockmodels?

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Rezension: „Modelfotograf werden“ von Jamari Lior

Oft bekom­me ich Anfragen von jun­gen Fotografen: „Wie machst du das mit den Models?“, „Woher bekommst du dei­ne Models“, „Wie gehst du mit denen um?“ Mich irrie­ren die­se Fragen oft, weil es mitt­ler­wei­le so selbst­ver­ständ­lich gewor­den ist, Menschen zu foto­gra­fie­ren, dass ich es, glau­be ich, schwie­ri­ger fän­de, ein Auto gut abzu­lich­ten als eine Familie mit drei Kindern und einem Hund.

Deswegen ist es ganz gut, dass jetzt das Buch „Modelfotograf wer­den“* von Jamari Lior erschie­nen ist. Jamari war selbst jah­re­lang Model, bevor sie die Seiten gewech­selt hat und jetzt knall­bun­te, oft mär­chen­haf­te, bezau­bern­de Fotos erstellt. Genau mein Geschmack. Einen lesens­wer­ten Blog hat sie übri­gens auch.

Das Buch hat nur sechs Kapitel, die sich ins­ge­samt jedoch über 220 Seiten erstre­cken. In den ers­ten bei­den Kapiteln wird der Einstieg abge­han­delt. Was für Arten von Modelfotografie (Beauty, Lifestyle, Akt, etc.) gibt es, was soll­te ein Modelfotograf schon kön­nen und wel­che Vor- und Nachteile hat die­se Art der Fotografie. Welchen Künsternamen und was für ein Logo soll­te ich mir suchen? Sehr aus­führ­lich wird auch das ers­te Shooting durch­ge­gan­gen, was beson­ders für Anfänger inter­es­sant ist. Gut beschreibt sie auch die Verantwortung, wel­che auf einem Fotografen lastet:

Sie als Fotograf haben in man­cher Hinsicht eine undank­ba­re Rolle beim Shooting. Wenn ein Bild gut wird, erhält in den Communites oft das Model das größ­te Lob. Dann heißt es ‚Wow, was bist du für ein schö­nes Modell!‘ Wenn Ihnen jedoch ein Bild nicht so gelingt, ern­ten Sie die größ­te Kritik.“

Im drit­ten Kapitel geht Jamari Lior auf die Vor- und Nachteile ver­schie­de­ner Requisiten und Accessoires ein, beschreibt mög­li­che Shooting-Locations und ihre Merkmale und erklärt im fol­gen­den Kapitel, wie bei­des für wel­che Themenbereiche opti­mal genutzt wer­den kann und was für Posen oder Anweisungen an Models hilf­reich sind oder nicht.

Die letz­ten bei­den Kapitel behan­deln eher die Business-Seite. Wie gehe ich mit Absagen um? Wie viel zah­le ich einem Model? Was muss ich recht­lich beach­ten? Sie gibt Tipps für die Geschäftsausstattung und wie Fotografen mit Kritik oder Kundenwünschen umge­hen sollten.

Wie die meis­ten Bücher rich­tet es sich an Anfänger, die noch nie ein Model foto­gra­fiert haben oder bis­her nur paar Mal ihre Freundin oder Freunde abge­lich­tet haben. Diese Fotografen wer­den sehr vie­le Informationen aus dem Buch zie­hen kön­nen und für die ist es auf jeden Fall eine Empfehlung!

Jedoch darf ein Leser nicht erwar­ten, dass er nach dem Buch sofort in der Lage ist, die­se wun­der­hüb­schen Beispielbilder aus dem Buch nach­ma­chen zu kön­nen. Da gehört auch viel Zeit und Photoshopping dazu, was im Buch nur kurz auf ca. fünf Seiten behan­delt wird. Außerdem zei­gen sowohl die Beispielfotos als auch die Erklärungen im Buch, dass Jamari Lior häu­fig Subkulturen wie Gothics, Lolitas oder Cosplayer foto­gra­fiert und sehr fan­ta­sie­be­ton­te Bilder macht. In die­sen Bereichen kann sie des­halb aus­führ­li­che Tipps geben.

Klassische Lifestyle-​Themen, wie sie vor allem in der Stockfotografie bevor­zugt wer­den, kom­men im Buch etwas kür­zer weg und auch eini­ge ihrer Business-​Tipps las­sen mich eher schmun­zeln. Zum Beispiel glau­be ich nicht, dass einem ein Friseur, denn man beim Klau der eige­nen Bilder erwischt hat, in Zukunft kos­ten­los die Haare der Models sty­len wird, wie auf Seite 57 vor­ge­schla­gen. Auch die für Fotoaufnahmen erfor­der­li­chen Eigentumsfreigaben bei Locations in Privatbesitz wie Friedhöfen oder Lagerhallen wer­den eher als optio­nal denn als obli­ga­to­risch verstanden.

Von die­sen Details abge­se­hen ist das Buch aber ein guter Einstieg in die People-Fotografie.


* Affiliate-​Link (Ich erhal­te eine klei­ne Provision beim Kauf, ihr habt kei­ne Nachteile dadurch)

Rezension: „Picture Me – Tagebuch eines Topmodels“ von Sara Ziff und Ole Schell

Ein Leben auf Laufstegen, vor Scheinwerfern und im Blitzlichtgewitter, unter­wegs in Flugzeugen, jeder Tag in einer ande­ren Stadt: Paris, Rom, Mailand, New York. Hört sich traum­haft an? Für Top-​Models ist das Alltag, der aber schnell lang­wei­lig wird und ner­ven­auf­rei­bend ist.

Das ehe­ma­li­ge Top-​Model Sara Ziff hat die­sen Alltag zusam­men mit ihrem Freund, dem Filmschulabsolventen Ole Schell, auf Video fest­ge­hal­ten. Herausgekommen ist die Dokumentation „Picture Me – Tagebuch eines Topmodels“* auf DVD. Sara Ziff wur­de 1982 in New York City gebo­ren und begann im Alter von 14 Jahren mit der Arbeit als Model. Schnell wur­de sie für gro­ße Kampagnengebucht, unter ande­rem von Dolce & Gabbana, Tommy Hilfiger, Calvin Klein, Stella McCartney, GAP, Ralph Lauren und so weiter.


Die Dokumentation ist im Stil eines Video-​Tagesbuchs gehal­ten, gefilmt wur­de mit einer klei­nen Kompaktkamera. Die Bildqualität ist ent­spre­chend, eini­ge Szenen sind ver­wa­ckelt, aber das unter­streicht gut das Normale, Ungeschminkte. Denn vie­le der gezeig­ten Top-​Models haben hin­ter den Kulissen unge­kämm­te Haare, schlech­te Haut, Augenringe, rau­chen viel, essen unge­sund und leben gestresst. Kein Wunder bei den Anforderungen, die der Job als Top-​Model mit sich bringt.

In der Hochsaison, wenn auf den „Fashion Weeks“ die gro­ßen Modeschauen der Top-​Designer lau­fen, bedeu­tet das für die teil­neh­men­den Models ca. vier Wochen mit höchs­tens 4–5 Stunden Schlaf pro Nacht, kaum Zeit zum Essen, stän­di­ge Flugreisen, Hektik und Stress. Das ist ein Knochenjob, der dann auch ent­spre­chend gut bezahlt wird. An man­chen Tagen hat Sara sechs­stel­li­ge Summen ver­dient, mit 20 Jahren hat sie sich ein Haus in New York gekauft, weil sie nicht wuss­te, wohin mit ihrem Geld.

Überhaupt wird im Film viel über Geld gere­det: Oft ist es die ein­zi­ge Motivation, so jung so lan­ge von der Familie weg zu sein, die Strapazen und die stän­di­gen Anmachen und sexu­el­len Übergriffe auf sich zu neh­men. Sara erzählt von sexu­el­ler Belästigung mit 16 Jahren, auch eini­ge ande­re berich­ten das ers­te Mal vor der Kamera von ihren demü­ti­gen­den Erlebnissen. Die Dunkelziffer ist weit höher, da sich die wenigs­ten akti­ven Models trau­en, öffent­lich von sexu­el­ler Nötigung zu spre­chen, wenn alte Männer mit einem gro­ßen Budget im Rücken sich Gefügigkeit erkau­fen, damit das Model eine Chance auf den Auftrag hat. So kann der Film nur zag­haft an der Oberfläche krat­zen und auch Themen wie Drogenmissbrauch und finan­zi­el­le Abhängigkeit der Models von ihrer Model-​Agentur wer­den im Film nur – aber immer­hin – angedeutet.

Zum Thema, ob Models dumm sei­en, wird eine nach­voll­zieh­ba­re Erklärung gelie­fert: Viele Models wer­den schon mit 14–15 Jahren ent­deckt und haben dann schlicht kei­ne Zeit für Schule mehr, wenn sie im Model-​Business ganz weit oben mit­spie­len wol­len. Auch Sara hat ihre Schulausbildung abge­bro­chen und sich erst mit Ende 20 an der Universität eingeschrieben.

In Deutschland gibt es die DVD mit deut­schen Untertiteln und einer deut­schen Synchronisation. Beides habe ich jedoch schnell aus­ge­schal­tet und den Film in eng­lisch gese­hen, weil die Synchronstimmen deut­lich zu alt und abge­klärt für die jun­gen Models im Film klingen.

Wer Model-​Ambitionen hat, kann im emp­feh­lens­wer­ten Film „Picture Me“* für ca. 14 Euro hin­ter die Kulissen der Branche schau­en. Wer aber danach denkt, die Models wür­den ja nur gera­de­aus lau­fen müs­sen, kann sich noch die­ses beein­dru­cken­de Video anschau­en, in der ein Model Fotografenanweisungen minu­ti­ös umzu­set­zen versteht.

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Gruppenfotos in einer Apotheke (mit Making-Of-Fotos)

Vor ca. zwei Jahren hat­te ich mal in einer Apotheke foto­gra­fiert. Die Fotos lie­fen gut, hat­ten aber zwei „Haken“. Zum einen war die Apotheke knall­oran­ge, was eini­ge Kunden anschei­nend zu wür­di­gen wuss­ten, weil es sich farb­lich von den übli­chen „hel­len, wei­ßen“ Apothekenfotos unter­schied. Außerdem war ich nur mit einem Model vor Ort, was den Nachteil hat­te, dass ich nur eine Apothekerin oder Kundin allein zei­gen konn­te, aber nicht die Interaktion zwi­schen Kollegen oder die Beratung eines Kunden durch Apotheker.

Bei einem wei­te­ren Apotheken-​Shooting woll­te ich das ändern.

Mit einer befreun­de­ten Inhaberin von zwei Apotheken mach­te ich einen Deal: Sie bekam schö­ne Portrait- und eini­ge Gruppenfotos ihrer Mitarbeiterinnen für die geplan­te neue Webseite und ich durf­te im Gegenzug am Wochenende in einer der Apotheken mit Models foto­gra­fie­ren. Es stand eine nie­gel­na­gel­neu gebau­te Apotheke zur Auswahl in glän­zen­den Brauntönen, die mir jedoch zu dun­kel wirk­te. Die ande­re Apotheke war aber per­fekt: Ein strah­len­des Grün und viel Platz.


Schwieriger als gedacht gestal­te­te sich die Model-​Suche. Das lag zum einen dar­an, dass die Apotheke tief in Brandenburg ver­steckt lag und ich nur zwei Models mit dem Auto von Berlin mit­neh­men konn­te, zum ande­ren aber auch am Alter. Ich bekam auf mei­ne Job-​Ausschreibung hau­fen­wei­se Bewerbungen von vie­len jun­gen Mädchen (16–25 Jahre) und eini­gen jun­gen Männern (18–25 Jahre). Aber die Ausbildung zur PTA (Pharmazeutisch-​technischer Assistentin) oder gar zur Apothekerin dau­ert lan­ge und die Eröffnung einer Apotheke ist mit einem finan­zi­el­len Risiko ver­bun­den, wes­halb zu jun­ge Menschen auf den Fotos unpas­send wir­ken würden.

Ich ent­schied mich des­halb für die drei oben gezeig­ten Frauen, die Ende 20 bis Mitte 30 waren. Außerdem gab es einen guten Mix an Haarfarben (blond, brü­nett, schwarz) und anhand der Sedcards war klar, dass die Models etwas Erfahrung hat­ten. Mir fehl­te jedoch noch ein Mann, weil ich kei­ne rei­ne Frauengruppe foto­gra­fie­ren woll­te und eine älte­re Person als „Chef“ gut ins Bild pas­sen wür­de. Die Bewerber waren jedoch vom Typ her alle unpas­send, ent­we­der zu jung, mit mega­lan­ger Rockermähne oder voll täto­wiert. So such­te ich mir selbst eini­ge Sedcards raus und schrieb den oben gezeig­ten Frank Kobuhs direkt an. Er hat­te zwar wenig Model-​Erfahrung und ist eher als Hobby-​Fotograf aktiv, pass­te aber vom Typ, vom Alter und war ein­ver­stan­den. Außerdem mach­te er paar Making-​Of-​Fotos, die ich unten noch zeige.


Wie immer bei Apotheken ist die größ­te Herausforderung, die Unmengen an Markennamen und geschütz­ten Logos zu ver­mei­den. Ich ver­such­te das zu lösen, indem ich stark mit offe­ner Blende (von 1.8 bis 2.8) foto­gra­fier­te, was aber die Wahrscheinlichkeit von Unschärfen im Bild erhöh­te, vor allem, wenn bei Gruppenaufnahmen nicht alle Personen auf glei­cher Höhe ste­hen. Eine wei­te­re Schwierigkeit war, dass die Verkaufstheke im Boden ver­schraubt war und wir sie des­halb nicht nach vor­ne schie­ben konn­ten, um den Abstand zum Regal im Hintergrund zu erhö­hen. Wir hät­ten natür­lich die gan­zen Pillenpackungen weg­räu­men kön­nen, aber dann wäre es nur eine grü­ne Wand und das Foto nicht mehr als Apothekenfoto zu erken­nen gewesen.


Manchmal, wie bei die­sem Foto am lin­ken Rand, muss­te ich dann digi­tal mehr Unschärfe hin­zu­fü­gen, um die Markenprobleme zu umge­hen. Das lachen­de Model hat mich übri­gens so über­zeugt, dass ich sie eini­ge Wochen spä­ter gleich für ein ande­res Shooting gebucht habe. Die Kittel waren übri­gens eine wei­te­re Aufgabe, die ich schnell meis­tern muss­te. In mei­nem Requisitenfundus habe ich zwar eini­ge wei­ße Schlupfkasacks, aber in Apotheken wer­den fast nur lan­ge wei­ße Kittel getra­gen. Von einem Freund der Freundin eines Freundes (ihr seht, gute Kontakte sind wich­tig), der in einem Krankenhaus arbei­tet, konn­te ich mir zwei wei­ße Kittel lei­hen. Drei wei­te­re Kittel kauf­te ich schnell bei Ebay. Leider gab es nicht das glei­che Modell in ver­schie­de­nen Größen, aber dafür waren die Kittel deut­lich güns­ti­ger. Eins der Models brach­te auch einen eige­nen Kittel mit. So hat­te ich vor Ort genü­gend Auswahl, um die Kittel ent­spre­chend der Kleidergrößen ver­tei­len zu können.


Ihr seht auf den Bildern, dass nicht alle Models immer im Vordergrund sein müs­sen. Oft reicht es aus, eini­ge der ande­ren Models im Hintergrund agie­ren zu las­sen, um den Eindruck einer beleb­ten, gut besuch­ten Apotheke mit vie­len Mitarbeitern zu erwecken.


Das obi­ge Foto gehört mit zu mei­nen Favoriten der Serie durch die unge­wöhn­li­che­re Perspektive. Fast unnö­tig zu sagen, dass sich das Foto der lachen­den Apothekerin mit ver­schränk­ten Armen deut­lich bes­ser ver­kauft. Wo wir beim Thema wären: Alle Fotos die­ser Serie sind hier exklu­siv bei Fotolia* erhält­lich. Das gezeig­te Foto illus­triert noch einen ande­ren Punkt sehr gut. Die Beleuchtung. Wie ange­kün­digt gibt es paar Making-​Of-​Fotos von Frank und eins davon zeigt, wie das „Rezept-​Foto“ entstand.


Ihr seht: Viel Tageslicht (pral­le Mittagssonne) rechts vom Fenster her, über die Decke reflek­tier­tes Licht einer trans­por­ta­blen Lastolite Ezybox* und eben­falls gegen die Decke gerich­tet etwas „nor­ma­les“ Blitzlicht auf der Kameraachse. Nicht im Bild sicht­bar ist der California Sunbounce Mini*, der links vom Model steht, um auch die Schattenseite bes­ser auf­hel­len zu kön­nen. Ausgelöst habe ich mit den neu­en PocketWizard MiniTT1-Funkauslösern*, um die TTL-​Funktionen der Canon Speedlites nut­zen zu können.


Auf dem zwei­ten Making-​Of-​Bild sind noch zwei wei­te­re Details zu erken­nen. Ich habe aus den Fehlern des Bibliothek-​Shootings gelernt und wie­der mein Manfrotto Monopod* mit­ge­nom­men, um auch bei Belichtungszeiten von 1/​30 oder 1/​50 die Bilder nicht zu ver­wa­ckeln. Außerdem ist erkenn­bar, wie viel Helligkeit der Sunbounce-Reflektor aus­ma­chen kann, der das Licht vom Fenster auf die Schattenseite der Models reflek­tiert. Der Blitz schaut übri­gens in die fal­sche Richtung, weil ich Sekunden zuvor noch ein ver­ti­ka­les Foto gemacht und dafür gegen die Decke geblitzt hatte.


Eine Schwierigkeit, die ich bei die­sem Shooting noch nicht zufrie­den­stel­lend gelöst habe, ist der Farbtemperatur-​Unterschied zwi­schen dem Tageslicht, Blitzlicht und der Innenbeleuchtung. Tageslicht und Blitzlicht hat­ten ca. eine Farbtemperatur von 5500–600 Kelvin. Die Innenbeleuchtung bestand jedoch aus vie­len win­zi­gen Halogenstrahlern, die mit ihren ca. 3500°C (wie bei mei­nem Grinse-​Portrait zu sehen) für ein Gelbstich sor­gen. Ich hät­te ent­we­der Farbfolien vor den Blitz machen kön­nen, aber dann hät­te ich ohne das hel­le Tageslicht aus­kom­men müs­sen (soviel Folie, damit es für die gesam­te Fensterfront gereicht hät­te, hat­te ich nicht mit). Die zwei­te Möglichkeit wäre gewe­sen, jeden ein­zel­nen der Halogenstrahler mit einer Blaufolie zu bekle­ben, aber das wäre sehr auf­wän­dig gewe­sen, da es vie­le Strahler waren, die ohne Leiter nicht erreich­bar und teil­wei­se auch hin­ter Wandverblendungen ver­baut waren.

Insgesamt war es wie­der eines mei­ner logis­tisch auf­wän­di­ge­ren Shootings, was sich – wenn ich mir die Verkaufszahlen anschaue – jedoch gelohnt hat.

Wie löst ihr das Problem unter­schied­li­cher Farbtemperaturen? Was sagt ihr zu den Fotos?

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