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Frag den Fotograf: Welche Bilder an welche Agenturen?

In mei­nem Postfach gab es wie­der eine Frage:

Bevor ich wirk­lich anfan­ge, mei­ne Bilder ins Internet zu stel­len (zag­haf­te Versuche gab es bereits), habe ich mir über­legt eine ABC-​Analyse zu machen. Da kommt wohl der Wirtschaftswissenschaftler in mir durch. Das bedeu­tet, dass ich mei­ne Bilder in exzel­len­te (A), gute (B) und mit­tel­mä­ßi­ge © Fotos bei der Auswahl klas­si­fi­zie­ren möch­te. Meine Strategie soll so aus­se­hen, dass ich natür­lich mit den weni­gen sehr guten Aufnahmen, hohe Preise erzie­len möch­te. Also wür­de ich die ger­ne Makrostockagenturen anbie­ten, wo der Preis höher ist. Welche Agenturen kannst du emp­feh­len? Welche Erfahrungen hast du mit (her­kömm­li­chen) Makrostockagenturen sam­meln kön­nen? Die B‑Fotos wür­de ich dann bei Mikrostockagenturen hoch­la­den. Die mit­tel­mä­ßi­gen Fotos hin­ge­gen wür­de ich einer Agentur anbie­ten, die fast alle Fotos akzep­tiert. Welche Agentur könn­test du mir da emp­feh­len? Oder fin­dest du die­se Vorgehensweise nicht geeig­net? Wenn ja, war­um nicht? Meine Bedenken sind näm­lich, dass ich sehr hoch­wer­ti­ge Fotos mache, die in Makroagenturen ggf. mehr Geld abwer­fen könn­ten. Was meinst du?“

Grundsätzlich fin­de ich die Entscheidung rich­tig, zu über­le­gen, wel­che Fotos am bes­ten zu wel­cher Agentur pas­sen wür­den. Schwierig ist nur die Überlegung, wel­che Fotos genau das sein soll­ten. Denn oft sind „exzel­len­te“ Fotos nicht unbe­dingt die, wel­che sich bei Makrostock-​Agenturen am bes­ten ver­kau­fen. Darüber hin­aus gibt es ver­schie­de­ne Aspekte, zu berück­sich­tigt wer­den müs­sen. Für mich sind das Fotosession, Aufwand, Motiv und Ertrag.

Fotosession
Wenn ich mit einem Model arbei­te und eine Serie von Bildern mache, erüb­rigt sich die Frage meist, ob sich die Fotos für ver­schie­de­ne Preisklassen eig­nen wür­den, da es vor allem die teu­re­ren Agenturen nicht ger­ne sehen, wenn ähn­li­che Bilder bei bil­li­ge­ren Agenturen zu sehen sind. Dann bleibt noch die Überlegung, wel­ches Model ins­ge­samt für wel­che Bildagentur geeig­net wäre. Hier nei­ge ich dazu, „sen­si­ble“ Themen oder Kinder- und Familienfotos eher den Makrostock-​Agenturen zu geben, da die Kontrolle über die Bildnutzung in der Regel grö­ßer ist.

Aufwand und Motiv
Man könn­te mei­nen, je grö­ßer der Aufwand, des­to eher soll­ten die Fotos zu den teu­re­ren Agenturen. Aber so ein­fach ist es lei­der nicht. Denn wich­ti­ger ist das Motiv, wel­ches durch den Aufwand ent­stan­den ist. Eine glück­li­che Familie mit zwei Kindern am Strand oder eine gro­ße Gruppe Menschen ver­schie­de­nen Geschlechts, Alters und Berufs sind zwei Motive, die sehr auf­wän­dig in der Produktion sind, aber sich wegen ihres gene­ri­schen Charakters bes­ser bei Microstock-​Agenturen ver­kau­fen las­sen. Ein eher simp­les Motiv wie Schimmel im Bad oder eine sel­te­ne Obstsorte kön­nen bei Macrostock-​Agenturen grö­ße­re Chancen haben, weil die Nachfrage zwar gerin­ger ist, aber dafür der Kunde auch mehr zah­len wür­de und sol­che Bilder bei Microstock-​Agenturen schwie­ri­ger findet.

Ertrag
Kommen wir zu einem ernüch­tern­den Punkt: Die Annahme, dass man bei einer Agentur, die Fotos teu­rer ver­kauft, auto­ma­tisch mehr ver­die­ne, stimmt nicht immer. Klar, der Verdienst pro Verkauf ist immer höher und drei­stel­li­ge Verkaufssummen habe ich bis­her nur bei Macrostock-​Agenturen erlebt. Aber: Diese hohen Verkäufe sind viel sel­te­ner. Für den Fotograf ist letzt­end­lich ent­schei­dend, was er unter dem Strich pro Bild ver­dient. Und da gab es vor drei Monaten eine sehr auf­schluss­rei­che Statistik des Fotografen Luis Alvarez, der zeig­te, dass sein RPI (Gewinn pro Bild) bei der Microstock-​Agentur istock­pho­to mitt­ler­wei­le genau­so hoch ist wie bei der füh­ren­den Macrostock-​Agentur Getty Images. Meine eige­nen Zahlen sehen ähn­lich aus. Die Umsätze bei Macrostock-​Agenturen sin­ken, nicht zuletzt des­halb, weil vie­le ihre Preise der Microstock-​Konkurrenz ange­passt haben.

Im Endeffekt ist mei­ne Antwort lei­der schwam­mig, aber ich hof­fe, dass die Aspekte hilf­reich für die eige­ne Entscheidung sind, die ich kei­nem abneh­men kann.

Aber viel­leicht tei­len ja eini­ge Fotografen in den Kommentaren eben­falls ihre Gründe, wann sie ein Foto als Microstock- oder als Macrostock-​Bild verkaufen?

Meine Bestseller-​Fotos 2009

Letzte Woche hat­te ich einen Artikel über die meist­ver­kauf­tes­ten Fotos ver­schie­de­ner Bildagenturen 2009. In den Kommentaren tauch­te mehr­mals die Frage auf, wel­che mei­ner Fotos sich 2009 am bes­ten ver­käuft hät­ten. Ja, war­um nicht mal nachschauen?

Die Mitarbeiter von Fotolia und iStockphoto haben sich die Mühe gemacht (Danke Murat und Sven Ole), mal zu fil­tern, wel­che mei­ner Fotos in deren Microstock-​Agenturen am gefrag­tes­ten waren.

Meine Topseller 2009 bei Fotolia

Nachdenklicher Mann
Mann mit Gedankenblase

2009 wur­de das Foto 280x runtergeladen.

Mann trägt Frau huckepack
Huckepack tragen

Dieses Foto wur­de im letz­ten Jahr 86x verkauft.

Frau mit Klemmbrett
Lachende Frau mit Klemmbrett

Den drit­ten Platz erziel­te die­ses Foto 2009 mit 64 Downloads.

Interessanterweise sind von mei­nen zehn best­ver­kauf­tes­ten Fotolia-​Fotos 7, die im Dezember 2008 wäh­rend eines Workshops mit Yuri Arcurs ent­stan­den sind. Das kann zwei­er­lei bedeu­ten. Entweder ist die Bedeutung rich­tig gewähl­ter, pro­fes­sio­nel­ler Models mit dazu pas­sen­der Visagistin und Stylistin sehr wich­tig für die Verkäuflichkeit von Bildern oder – da alle die­se Fotos exklu­siv über Fotolia ange­bo­ten wer­den – es gibt eine Bevorzugung exklu­si­ver Fotos in den Suchergebnissen. Wahrscheinlich wird es eine Kombination aus bei­dem sein.

Meine Topseller 2009 bei iStockphoto

Schaufensterpuppen
Schaufensterpuppen

Mit 71 Downloads liegt die­ses Bild 2009 vorn. Ironischerweise muss­te die­ser Laden, der im August 2008 geöff­net wur­de, vor eini­gen Wochen wie­der schlie­ßen. Schade drum, ich hat­te geplant, dort noch eini­ge Fotos zu machen.

Frau mit Fieberthermometer
Mit Grippe im Bett

Lag es an der Schweinegrippe? Das Fototo wur­de 2009 45x runtergeladen.

Lachende Frau mit Klemmbrett
Grinsen und notieren

Ebenfalls 45 Downloads konn­te das Foto ver­bu­chen, bei Fotolia in der ver­ti­ka­len Variante beliebt, bei iStockphoto in der horizontalen.

Obwohl ich bei iStockphoto kei­ne exklu­si­ven Bilder habe, ver­kau­fen sich dort oft ganz ande­re Motive gut als bei ande­ren Agenturen. Ich ver­mu­te, dass das am Kontrollierten Vokabular liegt, wel­ches die Suchanfragen der Käufer ganz anders fil­tert als ein offe­nes System.

Meine Macrostock-​Besteller

Mutter liest vor
Den Kindern vorlesen

Dieses Foto wur­de 2009 ins­ge­samt 10x verkauft.

Frau mit Tabletten
Durchblick bei vielen Medikamenten

2009 wur­de auch das Foto 10x runtergeladen.

Frau hört Musik
Wohnen und hören

Das Foto auf dem drit­ten Platz schaff­te 2009 noch 5 Downloads.

Hier zeigt sich auch der Unterschied zwi­schen Microstock und Macrostock. Die Verkaufszahlen sind deut­lich gerin­ger. Ungefähr 1/​10 der Microstock-​Verkäufe. Die Umsätze mit den Bildern kön­nen jedoch mit denen der Microstock-​Bestseller mit­hal­ten bzw. über­tref­fen sie sogar. Außerdem gibt es im Macrostock-​Bereich bei mir Fotos, die sich nur 3x oder 4x ver­kauft haben, jedoch mehr Einnahmen als das Foto mit 10x Verkäufen gene­riert haben. Die Schwankungen sind viel stär­ker. Wenn ich jedoch die Entwicklung von 2008 zu 2009 ver­glei­che, sind die Einnahmen pro Macrostock-​Verkauf deut­lich zurückgegangen.

Neid und Konkurrenz zwischen den drei Bildermärkten RM, RF und Microstock

Vor eini­gen Tagen bekam ich wie­der eine Mail eines Berufsfotografen. Ohne sich vor­zu­stel­len, frag­te er mich direkt, wie­so ich mei­ne Bilder als Microstock anbie­ten wür­de. Damit wür­de ich das Einkommen vie­ler Fotografen zer­stö­ren. Ich ant­wor­te­te höf­lich und er erwi­der­te mit Zahlen, wie viel ich pro Bild und Jahr bei Macrostock-Agenturen und Verkäufen nach der MfM-​Tabelle machen kön­ne. Ich rech­ne­te kurz nach und merk­te, dass ich bei sei­nen Umsätzen auch im Microstock-​Bereich mit­hal­ten konnte.

Zwei Fäuste

Das ließ mich ver­mu­ten, dass der betref­fen­de Fotograf den Vorwurf erhob, ohne selbst kon­kre­te Zahlen zum Microstock-​Geschäft zu haben. Genau das war auch der Grund, war­um ich vor über einem Jahr selbst begon­nen hat­te, eini­ge Fotosessions über Microstock-​Bildagenturen zu ver­kau­fen. Da ich auch genug RM und Macro-​RF-​Bilder anbie­te, hat­te ich nach einer Weile gute Vergleichszahlen. Einen Teil davon habe ich im Blog auch schon ver­öf­fent­licht. Dort kamen in den Kommentaren übri­gens auch gleich wie­der obi­ge Vorwürfe auf. Für mich und mei­ne Art der Fotografie jedoch lohnt sich Microstock.

Macro vs. Micro

Vor einer Weile bekrieg­ten sich Fotografen über das bestehen­de RM-​Lizenzmodell und die damals neu ent­ste­hen­den RF-​Bildangebote. Jetzt ist die Verbitterung zwi­schen „tra­di­tio­nel­len“ Fotografen und Microstock-​Produzenten noch stär­ker, da der ein­zi­ge Unterschied im Geschäftsmodell mitt­ler­wei­le nur der Preis ist. Macro-​Fotografen mer­ken Umsatzrückgänge und beschul­di­gen die Microstocker, statt sich in das neue Geschäftsmodell ein­zu­ar­bei­ten und es ver­ste­hen zu lernen.

Microstock-​Agenturen haben mitt­ler­wei­le so vie­le Kunden, dass sie ein akti­ver und wei­ter­hin wach­sen­der Bereich der Stockfotografie sind. Microstock wird nicht so schnell wie­der ver­schwin­den, wie es vie­le am Anfang gehofft haben. Die Territorialkämpfe sind sinn­los gewor­den, der Markt ist abge­steckt und gesi­chert. Wer nicht über den Zaun kommt, bleibt auf der ande­ren Seite ste­hen und schimpft. Die ande­ren neh­men teil und ver­die­nen mit.

Micro vs. Macro

Doch auch anders­rum gibt es Gezetter am Preisgrenzenzzaun. Microstock-​Fotografen waren anfangs meist Amateure, deren Wissen und Technik mit der Zeit bes­ser wur­de. Jetzt kom­men aber die offe­ne­ren und expe­ri­men­tier­freu­di­gen Profi-​Fotografen aus der Macro-​RF-​Liga und begin­nen, ihr Können im Microstock-​Bereich zu zei­gen. Durch eige­ne Studios, bes­se­ren Zugang zu Models und viel Ausrüstung wach­sen deren Portfolios oft schnel­ler und mit durch­schnitt­lich bes­ser ver­käuf­li­chen Bildern an. Das ängs­tigt die Hobby-​Fotografen, die sich eben­falls bedroht füh­len durch das Anheben der Messlatte.

Macro + Micro

Ich bin jedoch sicher, dass alle drei Modelle neben­ein­an­der exis­tie­ren kön­nen. Die Prozentanteile wer­den sich bestimmt ver­schie­ben. Aber wenn Fotografen ler­nen, ihren RF, RM und Microstock-​Bereich nicht als in sich geschlos­se­nen Markt, son­dern als Teil eines gro­ßen Bildermarktes zu sehen, an dem alle teil­neh­men kön­nen, kön­nen wir unse­re Energie bestimmt dar­auf ver­wen­den, den Markt zu stär­ken und nicht uns selbst zu schwächen.

Vor paar Wochen hat­te der Fotograf Jonathan Ross im Blog „Microstock Diaries“ einen sehr ähn­li­chen Artikel geschrie­ben, der mir aus dem Herzen spricht und den ich zum Lesen empfehle.

Welche Erfahrungen habt ihr beim Umgang von Macro- und Microstock-​Fotografen mit­ein­an­der gemacht? Seht ihr das ähn­lich wie ich oder nicht?

Mehr Unterschiede zwischen Microstock- und Macrostock-Agenturen

Vor knapp zwei Wochen habe ich mich in einem Blogbeitrag damit beschäf­tigt, „Was Macrostock-​Bildagenturen von Microstock unter­schei­det“.

Auswahl treffen
Der Kieler Fotograf Olaf Bathke hat in sei­nem Blog eine sehr lesens­wer­te Antwort geschrie­ben mit „13 Gründen, war­um Macrostock-​Agenturen nicht aus­ster­ben“. Sein Text ist des­halb inter­es­sant, weil er im Gegensatz zu mei­nem Artikel, der eher die Kundenseite betont, die Sicht der Fotografen for­ciert. Seine 13 Punkte las­sen sich grob zu drei Punkten zusammenfassen.

1. Service
Fotografen haben bei Macrostock-​Agenturen Gesprächspartner, die sie anru­fen kön­nen und von denen sie nicht per Mail vor­ge­fer­tig­te Textbausteine oder gar kei­ne Antwort bekom­men. Außerdem lie­fern Macrostock-​Bildagenturen Ideen für gut ver­käuf­li­che Stockfotos. Zitat Olaf Bahtke: „Ich bevor­zu­ge eine ange­neh­me Gesprächskultur und möch­te nicht nur ein Rädchen in einem unüber­sicht­li­chen Getriebe sein.

2. Themenauswahl
Bei Macrostock-​Agenturen wird mehr in „Bildstrecken“ gedacht. Außerdem tra­gen Macrostock-​Fotografen weni­ger dazu bei, dass die Bilderflut uner­träg­lich wird. Zusätzlich wer­den Themen und Stile ange­nom­men, die bei Microstock-​Agenturen als zu abs­trakt, avant­gar­dis­tisch oder expe­ri­men­tell abge­lehnt wer­den. Zitat Olaf Bathke: „Kreativität und Individualität las­sen sich schwer Verschlagworten, sie gehen mit Größe eines Fotostocks unter.

3. Preis
Bei den teu­ren Bildagenturen ver­dient ein Fotograf mehr. Für die Microstock-​Preise will ich mei­ne Fotos nicht anbie­ten. Zitat Olaf Bathke: „Meine Erlöse in Makroagenturen sind höher, als in ande­ren Agenturen.

Wer auf­ge­passt hat, merkt, dass zwei der drei Punkte auch aus Kundensicht aus­schlag­ge­bend für die Wahl einer Macrostock-​Bildagentur sind: Themen und Service. In bei­den Punkten stim­me ich Olaf zu.

Dem Preis-​Aspekt sehe ich dif­fe­ren­zier­ter. Auch ich habe mich lan­ge gewei­gert, mei­ne Fotos zu Microstock-​Preisen zu ver­kau­fen. Aber ich woll­te mich nicht mehr auf die Verkaufszahlen in diver­sen Microstock-​Blogs ver­las­sen, um ein­schät­zen zu kön­nen, ob die­se Sparte lukra­tiv wäre oder nicht. So habe ich zwei nor­ma­le Fotosessions genom­men, die ich sonst den teu­ren Bildagenturen ange­bo­ten hät­te und ver­kauf­te sie über Microstock-​Bildagenturen. Nach ca. acht Monaten habe ich nun genug Zahlen, um mei­ne Einkünfte aus teu­ren mit denen aus Microstock-​Bildagenturen ver­glei­chen zu kön­nen. Das Ergebnis: Der RPI, also der Umsatz pro Bild ist fast gleich. Zu berück­sich­ti­gen ist, dass die Lebenszeit von Fotos bei tra­di­tio­nel­len Stock-​Agenturen durch­schnitt­lich bei fünf Jahren liegt, wäh­rend sie der Microstock-​Experte Yuri Arcurs bei Microstock-​Bildagenturen auf zwei Jahre schätzt.

Ein Grund, war­um vie­le pro­fes­sio­nel­le Fotografen kei­nen Erfolg in Microstock-​Agenturen haben, wird hier gut zusam­men­ge­fasst. Man beach­te vor allem Punkt 9 und 10. Da eta­blier­te Fotografen Microstock skep­tisch gegen­über ste­hen, tes­ten sie die Verkäufe mit ihren Bildern „zwei­ter Wahl“ und freu­en sich dann, dass ihre ver­mu­ten zutref­fen: Die ver­kau­fen ja nicht so gut. Auch ande­re pro­fes­sio­nel­le Macrostock-​Fotografen machen gute Erfahrungen mit Microstock-Agenturen.

Aber zurück zum Thema.

In den Kommentaren zu mei­nem ers­ten Artikel hieß es auch, dass die Qualität unter­schied­lich sei. Das stimmt mitt­ler­wei­le jedoch nur noch in Bezug auf ori­gi­nel­le, unge­wöhn­li­che Motive und Bildsprachen. Mangelnde tech­ni­sche Qualität war bei Microstock-​Bildagenturen vor allem ein Anfangsproblem, aus dem die Agenturen schnell raus­ge­wach­sen sind. Während es bei Microstocks aber oft heißt „abge­lehnt wegen gerin­ger Verkaufschancen“ mein­te vor eini­gen Monaten eine Bildredakteurin zu mir „Das Foto von Dir fin­de ich sehr span­nend, aber lei­der wüß­te ich nicht, wer das kau­fen könn­te. Ich neh­me es trotz­dem mal, weil es sel­ten ist“. Bisher hat es sich noch nicht ver­kauft, aber wenn ein Kunde so ein Motiv sucht, wird er es nur in der Macrostock-​Agentur finden.

Olaf hat des­we­gen auch einen Denkfehler in sei­nen Argumenten. Er schreibt:

10. Ich möch­te auf Dauer nicht in den Bilderfluten unter­ge­hen, die wie unkon­trol­lier­ba­re Krebsgeschwüre anwach­sen.

Angenommen, jeder Fotograf schickt jedes Foto, was er bis­her einer Microstock-​Bildagentur geschickt hat, an eine teu­re Macrostock-​Bildagentur. Was wür­de passieren?

1. Die Kapazitäten der Agentur wür­den für die­sen Ansturm nicht aus­rei­chen. sie wäre voll­kom­men überfordert.

2. Die Agentur bräuch­te nicht so vie­le Fotos, weil sie nicht so viel ver­kau­fen muss, um Gewinn zu machen.

Das erklärt auch den Erfolg der Microstock-​Agenturen. Sie haben den Bildermarkt einer Käuferschicht eröff­net, die es sich bis­her nicht leis­ten konn­te, Fotos zu kau­fen. Wer als Fotograf nun sagt, „Tja, ihr armen Schlucker, habt ihr Pech gehabt, mei­ne Fotos sind mehr wert“, der denkt mei­nes Erachtens zu eli­tär. Das Problem ist eher, dass jetzt auch die zah­lungs­kräf­ti­gen Kunden in der Lage sind, Geld zu spa­ren, mit dem sie vor­her die krea­ti­ven Fotografen sub­ven­tio­niert haben.

Die Bildermassen aus dem Beispiel wür­den eine Macrostock-​Agentur aber schon des­halb nicht errei­chen, weil sie Fotografen oft nur sehr selek­tiv auf­neh­men. Dabei ist es dem Kunden meist egal, ob der Fotograf, der die­ses coo­le Fotos gemacht hat, was auf den Titel soll, noch 10 ande­re oder 1000 ande­re bei der Agentur hat. Die Agenturen leh­nen nicht nur wegen man­geln­der Qualität Fotografen ab, son­dern auch wegen des hohen Arbeitsaufwands, den Fotografen ver­ur­sa­chen, die nur weni­ge Fotos im Jahr liefern.

Hier kön­nen bei­de Seiten von­ein­an­der ler­nen.

Wie mein obi­ges Beispiel andeu­tet, man­gelt es vie­len Macrostock-​Agenturen an einer star­ken tech­ni­schen Grundlage. Viele Microstock-​Agenturen sind von Leuten gegrün­det wor­den, für die Computer ihr  Lebensinhalt sind. Die Macrostock-​Agenturen haben den Wandel von der Analogfotografie zur Digitalfotografie eher schlep­pend und mür­risch voll­zo­gen. So sehen die Webseiten und Fotografen-​Bereiche der Agenturen auch aus: Altmodisch und funk­ti­ons­los. Viele Microstock-​Seiten hin­ge­gen bie­ten umfang­rei­che Stapelverarbeitungs-​Möglichkeiten und Statistik-​Funktionen an. Kein Wunder, leben sie bei den nied­ri­gen Preisen doch von der Masse.

Hier will ich mehr! Ich will auch bei mei­nen teu­ren Agenturen auf einen Blick sehen kön­nen, wie viel ich pro Verkauf durch­schnitt­lich ver­die­ne, wie mei­ne Ablehnungsquoten sind und vie­les mehr. Außerdem ver­setzt eine gut struk­tu­rier­te Technik die Bildagenturen in die Lage, Arbeitsabläufe effek­ti­ver zu gestal­ten. Dann bräuch­ten Fotografen nicht mehr aus ver­wal­tungs­tech­ni­schen Überlegungen abge­wie­sen werden.

Doch auch anders­rum gibt es Verbesserungsmöglichkeiten. Wenn Microstock-​Bildagenturen von der Masse leben, kann es nicht scha­den, exo­ti­sche­re Fotos ins Programm zu neh­men, Fotos mit tech­ni­schen Fehlern, die absicht­lich da sind, um die Bildaussage zu stei­gern. Das stur­re Beharren auf tech­ni­sche Perfektion führt zu die­ser ste­ri­len Kälte, die Bildkäufer abschreckt.

Auch die Kommunikation ist oft ver­bes­se­rungs­wür­dig. Ich ver­ste­he, dass eine Agentur mit zehn­tau­sen­den Fotografen kei­ne Hotline ein­rich­ten kann. Aber eine Massenmail vor wich­ti­gen Änderungen in der Bildagentur erwar­te ich schon.

Der Markt ist für Bildagenturen in allen Preissegmenten groß genug. Die Herausforderung ist nur, die rich­ti­gen Bildkäufer in das rich­ti­ge Segment zu schi­cken und Abwanderungen in Richtung „bil­lig“ zu vermeiden.

Ich gebe den Ball wie­der ab. Was sagt ihr zu Olafs und mei­nen Ansichten?

Was Macrostock-​Bildagenturen von Microstock unterscheidet

Ein rie­si­ger Berg mit Millionen von Fotos für je weni­ge Euro? Warum soll­te es dann wei­ter­hin Macrostock-Bildagenturen geben, also Firmen, die Fotos für viel Geld ver­kau­fen? Obwohl die Microstock-Anbieter mit ihren nied­ri­gen Preisen in den letz­ten Jahren den tra­di­tio­nel­len Bildverkäufern stark zuge­setzt haben, gibt es wei­ter­hin vie­le Gründe, war­um sie nicht aus­ster­ben werden.

Geschenke vergleichenHier mal eine Übersicht:

1. Service
Wer ein ganz bestimm­tes Bild braucht, wird bei Microstock-​Anbietern erschla­gen. Wer genug Geld hat (oder des­sen Zeit so teu­er ist, dass sie nicht mit einer Bildersuche ver­geu­det wer­den soll­te), kann es sich leis­ten, ein­fach bei einer Bildagentur anzu­ru­fen, dem Bildredakteur zu erklä­ren, was gesucht ist und spä­tes­tens am nächs­ten Tag eine PDF mit Bildvorschlägen zuge­schickt bekom­men. Auch wer unsi­cher ist, wel­ches Foto am bes­ten pas­sen wür­de, fin­det bei einer tra­di­tio­nel­len Bildagentur noch Ansprechpartner, die weiterhelfen.

2. Exklusivität und Nutzungsverfolgung
Viele Macrostock-​Agenturen haben ein gro­ßes Archiv an Fotos, die sie exklu­siv ver­kau­fen kön­nen. Für bestimm­te Bildnutzer in Nischenbranchen, wo die Kunden alle Wettbewerber unter­ein­an­der ken­nen, z.B. bei Pharma-​Lieferanten, kann es sehr ruf­schä­di­gend sein, wenn zwei Firmen das glei­che Fotos nut­zen. Hier ver­su­chen die Microstock-​Anbieter aber, mit bevor­zug­ter Behandlung von exklu­si­ven Fotos oder gar Fotografen, aufzuholen.
Außerdem sind vie­le Macrostock-​Bildagenturen in der Lage, nach­zu­wei­sen, wie das Foto von wem in der Vergangenheit genutzt wurde.

3. Themenauswahl
Es gibt hau­fen­wei­se Themen, die wegen Logos, Markenrechten oder mora­li­schen Gründen etc. recht­lich schwie­rig sind und nur als RM-​Material ver­kauft wer­den können.Dazu gehö­ren z.B. sen­si­ble Themen wie Verhütung, Gewalt oder Verbrechen. Auch vie­le loka­le Motive neh­men Microstock-​Anbieter nicht, weil es nur einen klei­nen Markt dafür gibt – z.B. Reiseverlage. Auch Spezialagenturen, die sich nur einem Thema wid­men, dafür in aller Tiefe, wer­den Bestand haben. Zum Beispiel fin­den sich bei istock­pho­to über 1500 Bilder von Delfinen. Wird aber nach einer spe­zi­el­len Art gesucht, sagen wir, dem Weißstreifendelfin (Lagenorhynchus obli­qui­dens), gibt es nur zehn Treffer, fast alle in Aquarien auf­ge­nom­men und nie­mand garan­tiert, dass die Zuordnung rich­tig ist. Bei Fotolia gibt es ins­ge­samt nur knapp 290 Delfinbilder und kei­nes vom Weißstreifendelfin. Bei den Tierbildagenturen Red Circle Images, Okapia oder Animals Animals gibt es 10–37 Treffer, jedoch fast alle Fotos im offe­nen Meer ent­stan­den und teils mit meh­re­ren Delfinen bzw. gan­zen Familien.

Anderes Beispiel: In kei­ner Microstock-​Bildagentur gibt es ein Foto vom beleuch­te­ten Eiffelturm bei Nacht. Aus gutem Grund, denn die kom­mer­zi­el­le Nutzung des ange­strahl­ten Turms ist ver­bo­ten. Für redak­tio­nel­le Zwecke, z.B. einen Artikel über die Firma, wel­che die Beleuchtung instal­liert hat, wäre ein Foto zuläs­sig. Beim Macrostock-​Anbieter laif z.B. gibt es fast 90 Fotos davon.

Darüber hin­aus gibt es Bildagenturen, die sich auf aus­ge­fal­le­ne, unge­wöhn­li­che Bildsprachen spe­zia­li­siert haben (z.B. Sodapix oder Apply Pictures), die wegen „tech­ni­scher Fehler“ von den meis­ten Microstock-​Agenturen abge­lehnt würden.

4. Rechtssicherheit
Der drit­te Punkt zeigt, dass die Nutzung von Bildern vie­le Fallstricke ber­gen kann, die tückisch sind. Bei einer Macrostock-​Bildagentur kann der Kunde anru­fen und nach­fra­gen, ob die Verwendung eines bestimm­ten Bildes für einen genau defi­nier­ten Zweck zuläs­sig ist oder nicht. Das ist in vie­len Fällen ein­fa­cher, als sich durch sei­ten­lan­ge Vertragsbedingungen zu klicken.

Habe ich noch Gründe ver­ges­sen? Oder wer­den Macrostock-​Anbieter doch aus­ster­ben? Ich bin gespannt auf Deine Meinung.