Nach einigen Monaten Abstinenz bin ich endlich wieder dazu gekommen, eine neue Folge von „Pimp My Stock!“ zu schreiben, bei der ich Leserfotos auf ihre Verkäuflichkeit hin beurteile.
Die folgende Mail schrieb mir Tom zu seinen Bildern:
„Hallo Robert,
ich bin auf deinen Blog aufmerksam geworden, den ich sehr interessant finde. Gerne würde ich an deiner „Pimp my Stock“ Serie teilnehmen.
Du kannst, wenn Du magst daraus auch einen entsprechenden Blog-Beitrag entwerfen.Ein paar Infos zu mir: Als Amateur-Fotograf habe ich mir kürzlich eine Vollformat Kamera (Nikon D600) mit den Objektiven Tamron AF ASPHERICAL 28–200mm 1:3.8–5.6, Nikon AF Nikor 50mm 1:1.8 und SIGMA 70–300mm 1:4–5.6 D ausgeliehen.
Ich fotografiere seit 2013 und bin durch mein Studium der Medientechnik zur Fotografie gekommen. Zunächst mit einer Sony Alpha 77 Kamera und einer 35mm Festbrennweite.Nach ein paar Tagen hatte ich einige Ideen mit der Kamera eingefangen. Natürlich würde mich interessieren, inwieweit diese Bilder Stockfoto tauglich oder noch verbesserungswürdig sind.
Danke für das Lesen.
Viele Grüße,
Tom“
Schauen wir uns mal seine Bilder an:

Das erste Bild zeigt eine Schale mit Kaffeebohnen. Da Kaffee eine Droge ist, nach der viele Menschen süchtig sind und auch viele Cafés, Restaurants, Coffeeshops, Tankstellen, Supermärkte und so weiter mit einem schnell gebrühten Kaffee Geld verdienen wollen, bietet sich das Motiv als Stockfoto an.
An der Umsetzung lässt sich jedoch noch arbeiten. Zuerst hat das Bild einen merklichen Gelbstich. Auch ist unklar, warum die Bohnen in dieser eher unfotogenen Schale präsentiert werden. Ein rustikaler Holz-Untergrund oder ein Vintage Kaffeesack oder etwas ähnliches wäre passender gewesen. Generell wäre hier auch der Einsatz eines Makro-Objektivs vermutlich hilfreicher.

Laut Bildtitel soll dieses Vorhängeschloss auf einem Laptop das Konzept „Cyber-Security“ visualisieren. Die Idee ist natürlich passend, wenn auch nicht ganz neu. Bei der Umsetzung fällt als erstes auf, dass Kamera und Laptop nicht parallel zueinander ausgerichtet sind, weil das Monitorscharnier oben nicht parallel zum Bildrand läuft. Auch veraltet das Bild so schnell wie das Laptop-Modell, weshalb es sich nicht lange am Markt halten wird. Vermutlich wäre das Schloss stehend mit wenig Tiefenschärfe auch besser ins Bild gesetzt gewesen.

Verschiedene Küchenmesser liegen nebeneinander hier. Profis werden sofort erkennen, dass die Klingen der Messer leider nicht so sauber sind, wie sie hätten sein sollen. Auch die Reflexion auf dem Untergrund ist nicht optimal. Etwas unklar ist auch der Verwendungszweck: Soll das Motiv für ein Horrorfilm oder ‑buch sein oder Einsatzmöglichkeiten in der Küche bewerben? Beides passt hier nicht ganz. Für erstes hätte z.B. etwas Kunstblut geholfen und dramatischeres Licht, bei letzterem stören die Klingenflecken sowie das „Schwarz in Schwarz“.

Das nächste Bild zeigt eine Schale mit Müsli. Meine Kritikpunkte reihen sich leider in die schon erwähnten Mängel ein. Der Weißabgleich ist etwas zu gelblich, die Schale sowie der Löffel sind mit den störenden Mustern nicht stock-tauglich genug und das Müsli ist nicht dekorativ genug angerichtet.
Wer sich diese Bestseller-Müsli-Bilder anschaut, wird merken, dass hier ein klarer Bildaufbau mit einigen dekorativ angeordneten Früchten sehr positiv auf das Ergebnis auswirken. Es gibt im Internet auch etliche Tutorials, die zeigen, dass bei solchen Fotos meist ein Dummy-Untergrund eingesetzt wird, damit die Haferflocken und andere Zutaten trotz Milch oder Joghurt nicht absinken.

Das letzte Bild zeigt viele halbierte Orangen. Von allen heute gezeigten Bildern würde ich diesem noch am ehesten Verkaufschancen einräumen. Noch besser wären diese, wenn die Orange (vor allem unten rechts) gerader ausgerichtet wären. Außerdem hätte ich das Bild mit mehr Helligkeit, Sättigung und Kontrast bearbeitet, damit es nicht so flau wirkt.
Was sagt ihr? Würdet ihr meiner Meinung zustimmen oder was würdet ihr Tom raten?
Falls ihr wissen wollt, wie sich eure Fotos schlagen, könnt ihr gerne ebenfalls kostenlos in einer „Pimp My Stock“-Folge mitmachen. Alle Details findet ihr hier.