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Stockfotografie-​News 2012-08-03

Nach einem ruhi­gen Juli mit Urlaub und sogar ein paar war­men Sonnentagen kom­men heu­te wie­der eini­ge Nachrichten aus der bun­ten Welt der Bilder.

  • Lee Torrens ver­öf­fent­lich­te in sei­nem Blog einen inter­es­san­ten „Microstock Royalty Calculator“, der die tat­säch­li­chen Fotografenkommissionen berech­net. Einige lie­gen unter den ver­spro­chen Prozenten, ande­re dar­über, die bewor­be­nen Werte sind also meist nur eine Art Mischkalkulation.
  • Die Bildagentur Clipdealer führt jetzt auch Abo-​Modelle ein. Löblich ist hin­ge­gen, dass die­se Funktion stan­dard­mä­ßig deak­ti­viert ist und erst auf Wunsch des Fotografen akti­viert wird.
  • Der Kampf mit­tels Abos wird auch an ande­ren Stellen aus­ge­foch­ten: Dreamstime erlaubt deut­lich mehr Downloads für das glei­che Geld wie vor­her, was logi­scher­wei­se dazu führt, dass die Fotografen weni­ger Geld pro Download bekom­men. In der Praxis betrifft das die Bilder der Rankingstufen 3–5, die frü­her mit 0,70 bis 1,05 Dollar ver­gü­tet wur­den. Jetzt gibt es dafür nur noch 0,35 Dollar pro Abo-Download.
  • Picworkflow hat jetzt nach dem Bildervertrieb und der Verschlagwortung einen wei­te­ren Service im Angebot auf dem Weg zum „One-​Stop-​Service“ für Stockfotografen: Die Bildbearbeitung. Ab 90 US-​Cent soll es stock­taug­li­che Retuschen geben mit Geld-​zurück-​Garantie. Bisher wer­den lei­der kei­ne RAW- oder TIFF-​Dateien unter­stützt, aber die Vorher-​Nachher-​Beispielbilder* sehen sehr über­zeu­gend aus. Für einen Aufpreis von eini­gen Cent sol­len sogar die bes­ten Bilder aus einer Serie raus­ge­sucht wer­den. Ich woll­te den Service jedoch gleich tes­ten und habe fest­ge­stellt, dass eine bei mir übli­che Retusche inklu­si­ve Hintergrundaufhellung, Zähne und Augen wei­ßen, Hautkorrektur und einer klei­nen Logoentfernung auch schnell über 8 Euro kostet.
  • Fotolia hat jetzt auch loka­li­sier­te Webseiten für Argentinien, Chile, Mexiko, Kolumbien und Australien und ver­stärkt damit die Präsenz in Lateinamerika und Australien. Insgesamt deckt Fotolia jetzt 20 Länder mit 12 Sprachen ab.
  • Die Seite istockcharts.de geht ja lei­der seit eini­gen Monaten nicht mehr. Nun gibt es hier bei Microstocktime.com einen voll­wer­ti­gen Ersatz, nicht ganz so schön aber mit mehr Infos als zuletzt bei istock­charts, vor allem, weil jetzt wie­der alle Fotografen erkenn­bar sind.
  • Die Video-​Agentur Pond5 ver­kauft seit einer Weile auch Fotos. Bisher kamen die Bilder von 123rf, wenn die Fotografen dort ihre Fotos für Partnerprogramme frei­ge­ge­ben hat­ten. Jetzt sind auch direk­te Uploads zu Pond5 erlaubt.
  • iStockphoto akzep­tiert jetzt end­lich auch digi­ta­le Modelverträge, wel­che mit der „Easy Release“-App erstellt wur­den. Außerdem will iStockphoto mehr Bilder in die „1‑Dollar-​Ramschkiste“ packen und die­se stär­ker bewerben.
  • Außerdem hat Pond5 ein Plugin für Adobe Première Pro CS6 (und höher) vor­ge­stellt, mit dem Videos direkt aus dem Schnittprogramm gesucht und ein­ge­bun­den wer­den kön­nen, ohne das Programm zu verlassen.
  • Was Getty mit Flickr gemacht hat, hat nun auch die Bildagentur Westend61 mit der Fotocommunity gemacht. Eine hand­ver­le­se­ne Kollektion mit bis­her ca. 130 Bildern von Fotografen aus der Fotocommunity, die über das Vertriebsnetzwerk von Westend61 zum Verkauf ange­bo­ten werden.
  • Nachdem Shutterstock sei­ne iphone-​App für Fotografen vor­ge­stellt hat­te, gibt es jetzt mit PHOTOanalytics auch eine kos­ten­lo­se iPad-​App für Fotolia-Fotografen. Interessant ist vor allem die Anzeige, wie viel Prozent der Bildbetrachter ein Foto auch gekauft haben und es gibt einen net­ten Präsentationsmodus.
  • Die Bildagentur Snapixel wird zum 31. August 2012 ihren Dienst ein­stel­len, damit sie vor­her erfolg­los ver­sucht hat­ten, die Agentur via Online-​Auktion zu verkaufen.
  • Von der Bildagentur Alamy gibt es jetzt ein lesens­wer­tes White Paper über die aktu­el­le Lage und die Zukunft von ver­schie­de­nen Lizenzmodellen in der Bilderbranche.

Habe ich was ver­passt? Dann rein in die Kommentare damit.

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Vier Jahre Microstock – Meine Zahlen und Erfahrungen

Zähle ich schon als „alter Hase“? Seit sechs Jahren ver­kau­fe ich Fotos über Bildagenturen, seit vier Jahren auch im Microstock-​Bereich, seit ca. drei Jahren haupt­säch­lich dort.

Nach mei­nem ers­ten, zwei­ten und drit­ten Jahr bei Microstock-​Agenturen habe ich jeweils eine Zusammenfassung mit mei­nen Einnahmen und ande­ren Daten geschrie­ben. Jetzt ist schon wie­der ein Jahr rum und ich will vor­stel­len, wie sich die Bilderverkäufe in den fünf größ­ten Microstock-​Agenturen – also iStockphoto*, Fotolia*, Shutterstock*, Dreamstime* und 123rf* – bei mir ent­wi­ckelt haben.

Ausdrücklich nicht berück­sich­tigt sind die ande­ren Agenturen, wel­che ich eben­falls belie­fe­re, die aber auch ehr­lich gesagt meist deut­lich hin­ter den Top-​5-​Agenturen zurück­blei­ben. gezählt habe ich für die­sen Artikel die letz­ten zwölf Monate von Mai 2011 bis Juni 2012. Die Auswertung erfolg­te sehr bequem mit Stock Performer.

Portfolio-​Größe

Wie ihr sehen könnt, hat mein Portfolio seit Mitte 2009, wo ich begon­nen habe, Microstock-​Agenturen regel­mä­ßig zu belie­fern, kon­ti­nu­ier­lich zuge­nom­men. Bei iStockphoto hat­te ich wegen der zu nied­ri­gen Fotografen-​Honorare vor knapp zwei Jahren die Belieferung ein­ge­stellt, bei Fotolia habe ich ca. 20% exklu­si­ve Fotos, weil ich dort am meis­ten ver­die­ne und das des­halb für mich momen­tan die bes­te Wahl ist. Im Durchschnitt habe ich jetzt bei jeder der fünf Agenturen 5175 Fotos online.

Verkäufe

Bei der abso­lu­ten Anzahl der Verkäufe lie­fern sich Shutterstock und Fotolia seit Jahren ein Kopf-​an-​Kopf-​Rennen, bei der sich der Sieger stän­dig abwech­selt. Im Jahresdurchschnitt hat­te ich pro Monat ca. 3489 Verkäufe bei Fotolia und 3460 bei Shutterstock. Dreamstime und 123rf lie­gen bei ca. 420 Verkäufen im Monatsdurchschnitt, iStockphoto ca. die Hälfte davon.

Umsätze

Da Shutterstock durch deren Abo-​Downloads gerin­ge Beträge als Fotolia erwirt­schaf­tet, liegt Fotolia bei den Einnahmen trotz­dem deut­lich vor­ne. Dort habe ich im letz­ten Jahr pro Monat durch­schnitt­lich 4800 Euro ver­dient (auf der Grafik sieht es etwas anders aus, weil dort die Werte in US-​Dollar ange­zeigt wer­den. Bei Shutterstock waren es ca. 2400 USD, den drit­ten Platz nimmt Dreamstime mit monat­lich 540 USD ein, gefolgt von 275 USD bei 123rf und 211 USD bei iStockphoto. Damit ist der Umsatz bei iStockphoto im Vergleich zum Vorjahr fast iden­tisch geblie­ben, wäh­rend alle ande­ren Agenturen deut­lich zuge­legt haben. Das ist natür­lich auch eine Folge des Lieferstopps, wobei ich erstaunt bin, dass kein lang­sa­mes Absinken zu beob­ach­ten ist.

Meinen Gesamtumsatz bei den fünf Agenturen konn­te ich um ca. 50% stei­gern im letz­ten Jahr im Vergleich zum Vorjahr. Das ist ein wahn­sin­nig guter Wert und ich habe wenig Illusionen, dass ich das auf Dauer hal­ten kann.

Ziele und Aussichten

Wie jedes Jahr set­ze ich mir eini­ge Ziele und über­prü­fe, ob ich die­se erreicht habe. Letztes Jahr woll­te ich bei allen Agenturen min­des­tens 5500 Bilder, bei Fotolia 7000 online haben. Das habe ich (abge­se­hen von iStockphoto) knapp geschafft. Die 60.000 Ranking-​Punke bei Fotolia hin­ge­gen habe ich lei­der knapp ver­fehlt. Die anvi­sier­ten 5000 Euro Einnahmen pro Monat habe ich jedoch deut­lich überschritten.

Meine Ziele für das nächs­te Jahr sind 8000 Bilder pro Agentur und 11.000 Fotos bei Fotolia. Als Umsatzmarke set­ze ich mir ein Ziel von 10.000 Euro im Monat und den Saphir-​Status bei Fotolia will ich eben­falls end­lich erreichen.

Mitmachen
Wer jetzt Lust bekom­men hat, sein eige­nes Experiment zu wagen, kann sich über fol­gen­de Affiliate-​Links bei den Bildagenturen anmelden:

Übrigens: Wer selbst aus­rech­nen will, wie viel er im nächs­ten Jahr mit sei­nen Fotos ver­die­nen kann, kann mei­nen kos­ten­lo­sen „Stock Photography Income Calculator“ benut­zen.

Wie war euer letz­tes Jahr im Microstock? Habt ihr eure Ziele und Vorsätze errei­chen können?

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Frisches Kapital für einige Bildagenturen – Risiko oder Chance?

In den letz­ten Wochen wur­den eini­ge lan­ge wabern­de Gerüchte bestä­tigt: Mehrere Bildagenturen beka­men neu­es Geld bzw. pla­nen einen Börsengang oder Verkauf, der eben­falls Geld in die Kassen spü­len würde.

Aber der Reihe nach, erst die Fakten: Fotolia mel­de­te, dass die Investitionskapitalfirma KKR 150 Millionen US-​Dollar für 50% der Anteile an der Bildagentur in die Firma steckt. Zum Vergleich: Getty Images kauf­te im Februar 2006 iStockphoto für 50 Millionen US-​Dollar.

Shutterstock mel­de­te im Mai 2012, dass sie einen Börsengang pla­nen, in die­sem Fall, um min­des­tens 115 Millionen US-​Dollar Investitionskapitel einzusammeln.

Die Kapitalbeteiligungsgesellschaft Hellmann & Friedman, die 2008 Getty Images für 2,4 Millarden US-​Dollar von der Börse genom­men hat, über­legt jetzt eben­falls, ob sie die Bildagentur wie­der an die Börse brin­gen will oder sie gleich ganz verkauft.

Was wol­len die Agenturen mit so viel Geld?

Als ers­tes ist auf­fäl­lig, dass die­se Meldungen so gut wie alle Stockfotografen betref­fen, da sowohl Getty Images im Macrostockbereich als auch Shutterstock, Fotolia und iStockphoto im Microstockbereich die­je­ni­gen Bildagenturen sind, die am meis­ten Umsätze für die Fotografen erwirt­schaf­ten. Das bedeu­tet auch, dass es die Agenturen sind, die im Bildermarkt am stärks­ten auf­ge­stellt sind. Hier im Blog wur­de – vor allem von einem Leser – ja behaup­tet, die Agenturen müss­ten ja fast auf dem Zahnfleisch gehen, wenn sie so hän­de­rin­gend Kapital brau­chen, aber das hal­te ich für Quatsch. Auch in ande­ren Branchen ist es durch­aus üblich, dass Firmen, die soli­de arbei­ten und Gewinn erwirt­schaf­ten, Kredite auf­neh­men oder ande­re Finanzspritzen akzep­tie­ren, um grö­ße­re Investitionen täti­gen zu kön­nen, die mit dem nor­ma­len Gewinn nicht mög­lich wären, ande­rer­seits aber die Chancen erhö­hen, wei­ter­hin zur Spitze der Branche zu gehören.

Ähnliches wird den drei Bildagenturen durch den Kopf gegan­gen sein: Der Bildermarkt ist sehr hart umkämpft und trotz aller Schwierigkeiten tau­chen bestän­dig neue Bildagenturen aus dem Nichts auf, die ver­su­chen, den Playern ein Stück vom Kuchen weg­zu­schnap­pen, der jedoch kaum grö­ßer wird.

Deswegen ist es an sich eine klu­ge Entscheidung, eine grö­ße­re Summe Geld in die Hand zu neh­men, um wett­be­werbs­fä­hig zu blei­ben. Das kann zum Beispiel ent­we­der dadurch gesche­hen, indem die Bildagenturen klei­ne­re kon­kur­rie­ren­de Bildagenturen ein­fach schlu­cken und damit den Konkurrenzdruck wie­der etwas mil­dern. Das haben ja sowohl iStockphoto schon bei StockXpert gemacht und Shutterstock bei Bigstock. 123Rf, Canstock oder Depositphotos wären aus mei­ner Sicht poten­ti­el­le Kandidaten für eine Übernahme.

Eine ande­re Möglichkeit wäre, die Geschäftsbereiche brei­ter zu fächern, um unab­hän­gi­ger von den Schwankungen auf dem Bildermarkt zu sein. Fotolia tat sich in der Vergangenheit zum Beispiel durch Aufkäufe in ergän­zen­den Geschäftsbereichen wie kürz­lich der Logo-​Plattform Wilogo und der Video-​Seite Flixtime her­vor. Auch feh­len Fotolia und Shutterstock umfang­rei­che Audio-​Angebote, wie sie iStockphoto anbie­tet (auch wenn Fotolia schon etwas in AudioMicro inves­tiert hat), Fotolia hinkt im Video-​Bereich eher Shutterstock und iStockphoto hin­ter­her und könn­te viel­leicht eine Video-​Agentur schlu­cken, um in die­sem Bereich zu erstar­ken. Alle drei Bildagenturen bie­ten zur Zeit noch kei­ne After-​Effects- oder ande­re Templates an. Wer jetzt denkt: „Was sol­len Bildagenturen mit sol­chem Kram?“ ver­kennt, dass die meis­ten Agenturen sich nicht pri­mär als Fotolieferanten sehen, son­dern als Technologiefirmen, mit deren Technologie alles ver­kauft wer­den könn­te. Paul Melcher hat dazu einen lesens­wer­ten Kommentar verfasst.

Auch sind Investitionen in gänz­lich neue Funktionen auf der Webseite oder drum­her­um denk­bar. Hier haben sich Fotolia z.B. mit Plugins für Adobe-​Produkte oder Microsoft-​Office und Kooperationen mit DeviantArt und Associated Press her­vor­ge­tan und Shutterstock mit vie­len span­nen­den Tools wie der neu­en iPad-​App oder bes­se­ren Analyse-​Werkzeugen, wobei all die­se Dinge sicher kei­ne drei­stel­li­gen Millionenbeträge kos­ten würden.

Die span­nen­de Frage ist: Was für Auswirkungen hat das für die Fotografen?

Stärkung der Bildagentur durch wei­te­re Geschäftsbereiche, Gewinnung von Neukunden, Eliminierung von ner­ven­den Konkurrenzagenturen, all die­se Dinge müss­ten in den Ohren von Fotografen posi­tiv klin­gen. Das was haben wir wirk­lich davon?

Die Firmen, wel­che viel Geld in die Bildagenturen ste­cken, tun das ja nicht aus altru­is­ti­schen Gründen, son­dern wol­len einen Gewinn sehen. Vor Jahren kur­sier­te in Deutschland ja die Debatte über die soge­nann­ten „Heuschrecken“, wel­che gesun­de Firmen auf die­se Weise aus­sau­gen wür­den und – mit ihrem Gewinn in der Tasche – die gebeu­tel­ten Firmen maro­die­rend am Boden lie­gen las­sen. So dra­ma­tisch wür­de ich die Lage nicht sehen.

Trotzdem steigt die Wahrscheinlichkeit, dass Entscheidungen ver­mehrt von Finanzcontrollern getrof­fen wer­den, denen das Wohl der Bildlieferanten und selbst der Bildkäufer herz­lich egal ist, solan­ge sie mit­tel­fris­tig eine sat­te Rendite auf ihr ein­ge­setz­tes Kapital erhal­ten. Für alle Beteiligten gut wäre der Weg, die Firmen mit dem zusätz­li­chen Geld orga­nisch wach­sen und erstar­ken zu las­sen und damit so vie­le Zusatzeinnahmen zu gene­rie­ren, dass einer­seits genug Profit für die Investoren übrig bleibt und durch die gestie­ge­nen Verkäufe auf die Kontributoren etwas davon haben. Das Horrorszenario wäre, dass die Investoren bei gleich­blei­ben­den Einnahmen die Geldverteilung – wie schon so oft gesche­hen – zu unguns­ten der Fotografen ändern, um davon ihren Gewinn abzu­schöp­fen. Ob die Fotografen dann mit­tel­fris­tig davon noch leben kön­nen, inter­es­siert die Investitionskapitalgesellschaften ja nicht, denn deren Engagement ist nach der Überweisung der Rendite meist beendet.

Spannend ist, dass Ähnliches gera­de bei Hellmann & Friedmann zu beob­ach­ten ist. 2008 wur­de Getty Images auf­ge­kauft. Üblich sind Investitionszeitspannen von fünf Jahren, also wird jetzt, 2012 über einen Verkauf oder Börsengang nach­ge­dacht, der dann 2013 so viel Geld in die Kasse brin­gen könn­te, dass sich die Anfangsinvestition für die Firma auf jeden Fall gelohnt hat. Die sehr dras­ti­sche Honorarkürzung für die iStock-​Fotografen kann eben­falls in die­sem Zusammenhang gese­hen wer­den, eben­so wie die Kündigung von 30 iStock-​Mitarbeitern im Januar.

Was meint ihr? Wohin geht die Reise?

Stockfotografie-​News 2012-06-15

Nach eini­ger Zeit haben sich wie­der eine Menge Neuigkeiten aus der Bilderbranche ange­sam­melt. Das hat für uns immer­hin den klei­nen Vorteil, dass wir die­se sor­tie­ren kön­nen und viel­leicht sogar eini­ge Trends erken­nen. Los geht’s:

  • Dreamstime hat sich des mitt­ler­wei­le alten Tricks bedient und eine Kommissionskürzung mit einer Preiserhöhung kom­bi­niert. Dadurch ist es viel schwe­rer zu erken­nen, ob es für den Fotografen vor­teil­haft ist oder nicht. Kurz gefasst kann man sagen: Fotografen, die vie­le alte Bilder ohne Verkäufe und/​oder vie­le Bilder in der Level-​5-​Kategorie hat­ten, wer­den benach­tei­ligt, für alle dazwi­schen glei­chen sich Preiserhöhung und Kommissionskürzung unge­fähr aus.
  • Auch Fotolia hat still und lei­se eine teil­wei­se Preiserhöhung vor­ge­nom­men: Ab Fotografenstatus Smaragd wur­den die Preise ab Bildgröße M um ca. 20% erhöht.
  • Die Bildagentur Aboutpixel ver­teilt jetzt weni­ger kos­ten­lo­se Credits und wird damit indi­rekt eben­falls etwas teurer.
  • Es gibt jetzt eine neue Bildagentur namens Timeline Images, die expli­zit Fotos für die Verwendung in Facebook-​Timelines anbie­tet. Dahinter steckt die Microstock-​Agentur Dreamstime.
  • Einer der bekann­tes­ten Stockfotografen welt­weit, Yuri Arcurs, hat jetzt sei­ne eige­ne Bildagentur People Images auf­ge­macht. Interessante neue Features sind zum Beispiel die zeit­lich begrenz­te Exklusvität, etwas pein­lich fin­de ich hin­ge­gen den „99% Buyout“, der den Microstock-​Agenturen wegen der zusätz­li­chen Arbeit nicht gefal­len wird.
  • Eines von Yuri Arcurs‘ Models hat jetzt einen eige­nen Videoclip bekom­men, der sehr lus­tig ist: „The Worlds Most Downloaded Man“.
  • Kommen wir zum Börsenteil: Shutterstock plant einen Börsengang, um ca. 115 Millionen US-​Dollar für Investitionen ein­zu­sam­meln. Dafür muss die Agentur span­nen­de Umsatzzahlen veröffentlichen.
  • Fotolia hat vor eini­gen Tagen eben­falls eine Finanzspritze von 150 Millionen US-​Dollar von der Investmentfirma KKR für 50% der Unternehmensanteile bekom­men. Zum Vergleich: Getty Images hat­te istock­pho­to 2006 für 50 Millionen gekauft.
  • Auch die Investmentfirma Hellmann & Friedmann, die 2008 Getty Images für 2,4 Milliarden US-​Dollar gekauft hat­ten, über­le­gen, ob sie die Agentur ver­kau­fen oder an die Börse brin­gen sol­len. Schätzungen zufol­ge könn­te das 4 Milliarden Dollar einbringen.
  • Die Bildagentur Snapixel hin­ge­gen gibt auf und ver­stei­gert ihre Agentur, der Kaufpreis liegt zur Zeit bei ca. 3000 US-​Dollar, bei einem Umsatz 2011 von ca. 1200 Dollar.
  • Der Zoo der Stadt Leipzig hat noch mal dar­auf hin­ge­wie­sen, dass Motive aus deren Zoo nicht ohne Erlaubnis kom­mer­zi­ell genutzt oder über Bildagenturen ver­kauft wer­den dürfen.
  • Für die PicNiche Contributor Toolbar gibt es jetzt end­lich das Update auf Version 1.1.17, die end­lich eini­ge Fehler behebt.
  • Gar kei­ne schlech­te Idee, solan­ge die Rechte der Bilder wirk­lich alle geklärt sind: Es gibt jetzt eine iphone-​App namens foap, mit der man direkt die Handybilder ver­kau­fen kann.
  • Die Bildagentur MyLoupe und deren Partneragentur Ad Stock Image haben beschlos­sen, zum 12.07.2012 kei­ne Bilder mehr zu ver­kau­fen. Betroffene Fotografen kön­nen ihr Portfolio dann über Universal Images Group anbieten.
  • Eine tol­le Neuigkeit für Fotografen: Fotolia bie­tet jetzt end­lich eine Batch-​Bearbeitung von neu hoch­ge­la­de­nen Bildern an. Die Funktion fin­det ihr im Upload-​Bereich unter dem Tab „Indexierung“.
  • Auch Shutterstock haut die Innovationen nur so raus: Frisch aus deren Labor kommt Shutterstock Instant, eine Bildersuche für Leute, die noch nicht genau wis­sen, was sie fin­den wollen.
  • Getty Images hat ein neu­es, schö­nes Wasserzeichen ein­ge­führt. Besonders löb­lich fin­de ich, dass der Fotografenname und die Bildnummer mit genannt wer­den. Angeblich soll es aber auch das Auffinden unli­zen­zier­ter Kopien erleichtern.
  • istock­pho­to hat die Richtlinien für redak­tio­nel­le Fotos erneu­ert und eini­ge recht­li­che Hürden genau­er erklärt.
  • Jetzt noch etwas Lesestoff: Es gibt einen neu­en Blog über Macrostock, betrie­ben von Westend61, der bis­her für alle Stockfotografen sehr lesens­wer­te Beiträge enthält.
  • Was hin­ge­gen mit einem Kürbissuppenfoto im Microstock-​Markt pas­sie­ren kann, beschreibt Elisabeth Coelfen in ihrem Blog Foodphotolove. Lest auch die Fortsetzung.
  • Richtig dreist fin­de ich es, wenn Webseiten über­le­gen, ob sie für DMCA-​Takedown-​Notices Geld ver­lan­gen sol­len. Erst Urheberrechtsverletzungen ermög­li­chen und dann die Urheber zur Kasse bitten?
  • Noch mal zum lei­di­gen Thema Piratenpartei und Urheberrecht: Laut dem Kommentar von HaSi wis­sen eini­ge in der AG Urheberrecht nicht mal, dass man mit Fotos wirk­lich Geld ver­die­nen kann.

Puh, das war eine Menge und die News deu­ten an, dass sich auch in nächs­ter Zeit viel ändern wird. Bleiben wir gespannt.

Habe ich etwas ver­ges­sen? Dann bit­te in den Kommentaren nachtragen.

Warum Fotos kaufen? Abgrenzung von Microstock- zu Gratis-Angeboten

Was ist Stockfotografie und Microstock?

Stockfotografie bedeu­tet, dass ein Fotograf Fotos macht, ohne dass er einen Auftrag von einer Werbeagentur oder ande­ren Kunden hat. Er macht Fotos von Motiven, von denen er glaubt, dass es genug Kunden geben wird, die ihm dafür Geld geben wol­len. Diese Fotos kom­men dann online in Archive, ver­gleich­bar mit Wikimedia-​Commons, Flickr oder Youtube, nur dass die­se Inhalte über die Agenturen gekauft wer­den müs­sen, wenn Kunden die­se benut­zen wollen.

Microstock ist eine Teilbereich der Stockfotografie. Wie der Name anklin­gen lässt, sind die Preise „micro“, also nied­rig. Dort kos­tet ein Bild ab ein Euro bis durch­schnitt­lich 50 Euro, wäh­rend es im Macrostock-​Bereich üblich ist, Fotos für 50 Euro bis zu vier­stel­li­gen Summen zu ver­kau­fen. Neben Fotos wer­den auch Illustrationen, Vektorgrafiken, Videos, Audiodaten oder 3D-​Bilder ange­bo­ten. Die bekann­tes­ten Anbieter in die­sem Bereich sind bei­spiels­wei­se Fotolia*, Shutterstock* oder iStockphoto.

Die Vorteile von Bezahlangeboten gegen­über kos­ten­lo­sen Inhalten

Kostenlose Angebote sind nicht nur freie Lizenzen wie sie bei Wikipedia oder Wikimedia ver­füg­bar sind, son­dern zum Beispiel auch bei Flickr, wo eben­falls zum Teil Creative-​Commons-​Bilder zu fin­den sind, oder bei ande­ren Datenbanken wie bei­spiels­wei­se Pixelio oder AboutPixel, wo auch Fotos kos­ten­frei lizen­ziert wer­den kön­nen. Die Lizenzen den Creative-​Commons-​Lizenzen ähn­lich, meist aber nicht identisch.

Vorteil 1: Mehr Motive

Stellen sie sich gedank­lich ein Bild von einer Frau vor. Sie haben einen Artikel und brau­chen dafür ein Bild einer jun­gen, hüb­schen Frau zur Illustration. Sie kön­nen nun in ver­schie­den Datenbanken danach suchen. Wenn ich bei der kos­ten­lo­sen Agentur Pixelio suche, erhal­te ich zir­ka 5.100 Treffer. Wenn ich auf eng­lisch bei Wikimedia nach „woman“ suche, erhal­te ich knapp 16.000 Treffer. Dort gibt es sogar noch mehr pas­sen­de Inhalte, aber die­se sind so unzu­rei­chend ver­schlag­wor­tet, dass sie nicht mit die­sem Begriff gefun­den werden.

Bei Flickr unter der Creative-​Commons-​BY-​Lizenz fin­de ich 0,75 Millionen Frauenfotos. Davon sind 200.000 aus­drück­lich kom­mer­zi­ell nutz­bar. Bei der kom­mer­zi­el­len Microstock-​Agentur iStockphoto erhal­te ich jedoch schon 1,2 Millionen Treffer, bei Fotolia 1,9 Millionen und bei Shutterstock 2,2, Millionen.

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Brauche ich so viel Auswahl? Ja. Sie suchen ja meist nicht irgend­ei­ne Frau, son­dern sie wol­len ent­we­der eine blon­de, eine alte oder eine Frau, die gera­de Mangos isst. Durch die­se zusätz­li­chen Einschränkungen wer­den aus den meh­re­ren Millionen Treffern auf ein­mal nur ein paar hun­dert. Wenn man zu Beginn nur ein paar tau­send hat, bleibt am Ende viel­leicht gar kein pas­sen­des Bild übrig.

Bei allen Bildern, für die Erlaubnisse in irgend­ei­ner Art benö­tigt wer­den, emp­fiehlt es sich, bei den kom­mer­zi­el­len Bildagenturen zu suchen, da dort die Rechte im Vorfeld geklärt wurden.

Bei Personenfotos bei­spiels­wei­se haben sowohl der Fotograf als auch die abge­bil­de­te Person Rechte an der Aufnahme. Wenn der Fotograf das Bild unter eine „freie Lizenz“ stellt, erklärt er sich damit ein­ver­stan­den, auf sei­ne Rechte an dem Bild zu ver­zich­ten. Das heißt aber nicht, dass die gezeig­te Person damit eben­falls ein­ver­stan­den ist. Das betrifft vor allem Gruppenfotos, wo vie­le Personen dar­auf sind oder Kinder, weil dann noch der Schutz Minderjähriger dazu kommt. Das heißt: Wenn sie Gruppen- oder Kinderfotos brau­chen, ist es ein­fa­cher und durch die Zeitersparnis güns­ti­ger, die­se Motive bei kom­mer­zi­el­len Anbietern zu suchen.

Andere Beispiele sind Aufnahmen von einem Privatgelände, wie Innenaufnahmen einer Fabrik, auf dem Golfplatz, Freizeitpark und so wei­ter. Da kön­nen noch Rechte (Markenrecht, Designschutz, etc.) in einem Bild ste­cken, die nicht ohne wei­te­res erkenn­bar sind.

Außerdem ist bei den kom­mer­zi­el­len Anbietern immer eine bestimm­te tech­ni­sche Qualität gege­ben, die vor­her geprüft wur­de. Sie kön­nen sich sicher sein, dass ein Bild in Postergröße XXL gedruckt wer­den kann, wenn die Bildagentur das anzeigt, wäh­rend bei den frei­en Lizenzen die Bildgröße oft klei­ner, schlech­ter oder das Foto ver­rausch­ter und unschär­fer ist.

Vorteil 2: Bessere Verschlagwortung und Suchmöglichkeiten

Weil sie oft Millionen von Suchergebnissen bei einer Bildagentur haben, bekom­men sie bei kom­mer­zi­el­len Agenturen viel mehr Suchmöglichkeiten an die Hand, um trotz­dem ein geeig­ne­tes Bild zu finden.

Bleiben wir bei dem Beispiel Frau. Das sind die Ergebnisse der Webseite von Pixelio, sor­tiert nach Relevanz. Sie sehen ganz oben die drei Bilder. Das sind schon Frauenbilder, wie man sie sich vor­stel­len wür­de, aber es sind auch Hochzeitsringe, Aktaufnahmen, Wolkenfotos oder ein­fach Nahaufnahmen von einem Auge zu sehen, die weni­ger passen.

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Das ist ein Screenshot von Wikimedia-​Commons, wo ich nach „woman“ gesucht habe. Da gibt es kei­ne Sortierfunktion, was die Suche schwie­ri­ger macht, wenn man etwas Spezielles sucht. Bei den Beispielen sehen sie Frauen, aber auch Gemälde, wie­der Nahaufnahmen von Augen oder ganz unten irgend­ei­nen Text, den eine Frau geschrie­ben hat oder eine Kleidung, die von einer Frau getra­gen wur­de, was sie aber als Ergebniss nicht unbe­dingt erwar­ten, wenn sie nach Frau suchen (Nachtrag: Der Text ent­stand im November 2011, im Februar 2012 wur­de die Bildanzeige bei Wikimedia etwas ver­bes­sert, der Screenshot unten ist vom Mai 2012).

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Das ist jetzt die Seite bei Flickr. Angezeigt wer­den nur offi­zi­ell kom­mer­zi­ell nutz­ba­re Bilder unter einer CC-​Lizenz. Sie sehen, vor allem sind das Urlaubsfotos, Reisefotos, pri­va­te Familienfotos und so wei­ter, wo nicht immer auto­ma­tisch klar ist, ob sie die­se Fotos wirk­lich kom­mer­zi­ell nut­zen dürfen.

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Das hin­ge­gen ist der Screenshot bei Fotolia, wenn sie nach dem Suchbegriff Frau suchen. Sie sehen, die Bildqualität ist deut­lich pro­fes­sio­nel­ler mit einer gro­ßen Vielfalt. Sie erhal­ten klas­si­sche Frauenportraits, Bilder von jun­gen Frauen, alten Frauen, Gruppenaufnahmen, Innenaufnahmen, Außenaufnahmen und so weiter.

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Das sind die Suchergebnisse der Bildagentur Shutterstock. Auch hier sehen sie vie­le klas­si­sche Frauenportraits, wie man sie sich bei der Suche nach einem Frauenbild vor­stel­len wür­de. Es gibt dazu vie­le Beauty-​Aufnahmen und auch wie­der sehr pro­fes­sio­nel­le Qualität.

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Um in die­sem Wust aus Bildern nicht erschla­gen zu wer­den, gibt es Sortier- und Filtermöglichkeiten. Die üblichs­ten sind nach Ausrichtung (hori­zon­tal, ver­ti­kal, qua­dra­tisch) , Farbe und nach der Bildgröße, was zum Beispiel wich­tig ist, wenn sie gro­ße Poster dru­cken wollen.

Weitere Filtermöglichkeiten: Nach Bildart (Foto, Vektorgrafik, Illustration), mit oder ohne Personen, die genaue Anzahl der Personen, das Alter der Person, das Geschlecht der Person und man kann danach suchen, ob auf dem Bild irgend­wo Textfreiraum sein soll, wo Text oder ein Logo plat­ziert wer­den kann.

Es gibt auch Sortierungsmöglichkeiten nach dem Alter der Bilder, nach der Anzahl der Verkäufe, nach dem Preis oder nach der Relevanz, was meis­tens eine Kombination aus ver­schie­de­nen Faktoren ist. Das wer­den sie bei vie­len nicht-​kommerziellen Anbietern nicht fin­den. Manchmal lohnt es sich des­halb schon, bei Microstock-​Agenturen zu kau­fen, weil die gespar­te Zeit das aus­ge­ge­be­ne Geld mehr als kompensiert.

Erweiterte Suchfunktionen bei Fotolia, Shutterstock und istockphoto

Zwischendurch ein Einwurf: Es kommt immer auf die Motive an. Wenn sie was ganz Historisches suchen, zum Beispiel Fotos vom zwei­ten Weltkrieg oder von Albert Einstein, wie er die Zunge raus­streckt, dann ist es mög­lich, in Bildarchiven von Museen oder bei Wikimedia Commons zu suchen. Aber wenn sie eher kom­mer­zi­ell ori­en­tier­te Bilder brau­chen, weil sie zum Beispiel eine Vereinbroschüre gestal­ten wol­len, dann loh­nen sich eher die kom­mer­zi­el­len Anbieter.

Vorteil 3: Rechtliche Absicherung

Hobbyfotografen oder Amateurfotografen, die bei Flickr oder einer ande­ren kos­ten­frei­en Bilddatenbank Fotos unter eine CC-​Lizenz stel­len, sind sich oft gar nicht bewusst, was bei die­ser Vielfalt an Lizenzen alles erlaubt ist oder nicht. Deshalb sind oft Bilder unter einer kos­ten­frei­en CC-​Lizenz zu fin­den, bei der nicht alle Rechte geklärt sind. Als Beispiel drei Fotos bei Flickr.


Erstes Szenario: Ein Fotograf lädt bei Flickr Bilder hoch unter einer CC-​BY-​Lizenz, das heißt, ein kom­mer­zi­el­le Nutzung ist erlaubt, Namensnennung erfor­der­lich. Sie sehen hier drei Frauen. Links eine Frau von den Philippinen, in der Mitte aus Madagaskar, rechts aus Indien. Die Fotografen sit­zen meist in den USA oder Großbritannien, was nahe legt, dass das Reisefotos oder Urlaubsfotos sind. Bei dem Foto in der Mitte stand als Kommentar bei Flickr sogar sinn­ge­mäß: „Unser Fahrer hielt kurz an, damit wir ein Foto der Familie auf dem Ochsenkarren machen konn­ten.“ Deshalb ver­mu­te ich, dass die Person nicht um Erlaubnis gefragt wur­de, ob sie jetzt auf dem Foto sein will. Kann sein, muss nicht sein: Deswegen ist der Bildnutzer in der Pflicht, beim Urheber nach­zu­fra­gen, ob wirk­lich alle Rechte für die­ses Bild geklärt sind. Wer für ein Projekt risi­ko­frei Bilder nut­zen will, hat dadurch unter dem Strich mehr Aufwand und Kosten als ursprüng­lich gedacht, wenn es heißt: „Ich goog­le mal schnell paar kos­ten­lo­se Fotos“.

Ein ande­res Beispiel direkt von der Wikimedia-​Commons-​Seite. Sie sehen einen us-​amerikanischen Rapper. Unten bei der Lizenzierung steht aus­drück­lich: Das Foto darf für jeden Zweck und auch kom­mer­zi­ell benutzt wer­den. Cool! Ich kann das als Poster dru­cken und beim Konzert der Band ver­kau­fen und damit Geld ver­die­nen. Sicherheitshalber habe ich beim Management des Rappers nach­ge­fragt, der sofort mein­te, das sei nicht erlaubt. Hier sind wir wie­der beim Widerspruch zwi­schen den Rechten des Fotografen, der dar­auf ver­zich­tet und den Rechten der abge­bil­de­ten Person, der die Nutzung nicht erlaubt. Dieser Widerspruch kann bei frei­en Lizenzen schnell auf­tre­ten. Die ange­ge­be­ne freie Lizenz ist des­halb in der Praxis manch­mal wert­los (Nachtrag: Das Bild wur­de mitt­ler­wei­le bei Wikimedia entfernt).

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Drittes Beispiel: Das ist eine us-​amerikanische Band namens Birdeater. Die haben ihr Bandfoto sogar unter eine Public-​Domain-​Lizens gestellt und damit das Bild gemein­frei gemacht. Kurz gefasst heißt es, ihr dürft mit dem Bild machen, was ihr wollt. Ich bezweif­le auch hier stark, dass die Band einen Posterverkauf gut­hei­ßen wür­de. Deswegen habe ich wie­der per Email nach­ge­fragt. Seit sechs Wochen habe ich kei­ne Antwort erhal­ten. Wer einen engen Terminplan hat, könn­te die­ses Bild des­halb eben­falls nicht nut­zen, wenn er auf der recht­lich siche­ren Seite sein will.

Wie hand­ha­ben das im Gegensatz Microstock-​Agenturen? Jeder Fotograf muss zu jedem Foto schrift­lich die dazu­ge­hö­ri­gen Modelverträge und Eigentumsfreigaben hoch­la­den. Das führt bei mir teil­wei­se dazu, dass ich zu einem Gruppenfoto zehn Verträge mit zwölf Unterschriften habe, nur um nach­wei­sen zu kön­nen, dass ich alle Rechte an die­sem Foto habe. Als Bildkäufer kann man sich dann sicher sein, das die Rechtefreigabe vor­her durch mich geklärt wurde.

Einige Agenturen wie zum Beispiel Shutterstock, iStockphoto oder Vivozoom bie­ten sogar eine „Rechtegarantie“ an für recht­li­che Unbedenklichkeit und haf­ten selbst als Agentur bis zu 10.000 US-​Dollar, falls doch mal etwas schief gehen soll­te. Gegen Aufpreis kann die­se Summe auf bis zu 250.000 US-​Dollar erhöht wer­den. Falls man zum Beispiel eine Millionen Flyer druckt und die­se müs­sen ein­ge­stampft wer­den, weil irgend­wo ein uner­laub­tes Logo zu sehen ist, was weder vom Fotograf noch von der Agentur ent­deckt wur­de, dann bezahlt die Bildagentur das.

Deshalb: Bilder bei Bildagenturen kos­ten zwar etwas, dafür spart man Zeit und Nerven und bekommt für das Geld auch Rechtssicherheit und eine grö­ße­re Auswahl.

Hinweis: Dieser Artikel ist die ver­schrift­lich­te Form mei­nes Vortrags vom Mai 2011 auf der Frühjahrstagung “Mediale Werte” des Verein für Medieninformation und Mediendokumentation (vfm) in Dresden. Die Zahlen sind dem­nach ca. ein Jahr alt, die Screenshots wur­den teil­wei­se erneuert.