Damit in diesem Blog auch mal andere Sichtweisen zu Wort kommen, präsentiere ich von Zeit zu Zeit Interviews mit anderen Personen aus der Branche: Kollegen, Bildagenturen, Firmen, Kunden etc.
Diesmal ist Jenja Roman Doerig an der Reihe, der Leiter der Bildredaktion bei der Schweizer Bildagentur ImagePoint.

Foto: www.nikkolrot.com
Stelle Dich doch bitte mal kurz vor…
Jenja Doerig, Leiter der Bildredaktion bei ImagePoint. Jenja ist die russische Kurzform von Jewgenij, was sich meine Eltern dabei gedacht haben – keine Ahnung. Ich lebe ohne Haustiere in Zürich.
Wie sieht Dein Schreibtisch ungefähr aus? Was sind Deine wichtigsten Arbeitsgeräte/Werkzeuge?
Maus, Mausmatte, PC, Tastatur und Bildschirm. Bei ImagePoint funktioniert alles online.
Wieviele Bilder siehst Du auf der Arbeit täglich?
Zwischen 500 und 700 – je nach Qualität.
Und, macht’s noch Spaß?
Je nach Qualität…
Beschreibe bitte mal kurz den Ablauf, wenn Du entscheidest, ob ein Foto angenommen wird oder nicht?
Zuerst entscheide ich, ob sich das Motiv verkaufen lässt. Danach beurteile ich die technische Qualität in der 100-Prozent-Ansicht. Anschließend kontrolliere ich die Informationen bezüglich der Drittrechte.
Hörst Du Musik bei der Arbeit? Wenn ja, welche?
Diesbezüglich herrscht ein liebevoller Kleinkrieg im Büro. Aber meistens hören wir Radio.
Was sind die drei häufigsten Ablehnungsgründe?
Erstens: Motiv. Zweitens: Qualität – viel zu oft müssen wir leider motivisch gute Bilder aufgrund der schlechten Qualität ablehnen. Drittens: Siehe erstens.
Wieviel Prozent der Bilder werden durchschnittlich abgelehnt?
Knapp über 50 Prozent. Tendenz steigend aufgrund der sehr hohen Kundenansprüche und des hohen Konkurrenzdrucks.
Welche Motive bekommst Du am häufigsten zu sehen?
Sonnenuntergänge, Sonnenblumen, Rapsfelder und bald wieder aktuell: Tulpenbilder.
Welche Motive sind Dir am liebsten?
Naturalistisch inszenierte Lebenssituationen – Stichwort: Available Light – mit Charaktermenschen.
Erkennst Du einige Fotografen schon am Stil?
Oh ja. Die sehr guten Fotografen. Und die eher schlechten.
Gibt es noch Fotos von Sonnenuntergängen oder Blumen, die Dich begeistern können?
Nein. Außer vielleicht wirklich gut inszenierte Blumenbilder.
Hast Du einige Empfehlungen, welche Fotografen-Portfolios einen längeren Blick wert sind?
Spontan fallen mir da Tina Steinauer, Karsten Jipp, Ramesh Amruth, Nikkol Rot, Stefan Kubli, Sandra Kawohl und Andrea Diefenbach ein. Es gibt aber noch viele andere sehr gute Portfolios.
Fotografierst Du auch selbst?
Nein.
Was ist der angenehmste Teil Deiner Arbeit?
Neue Fotografen zu entdecken und im Rahmen der Möglichkeiten fördern zu können.
Was ist der unangenehmste?
Einer Fotografin, einem Fotografen zu künden.
Wie können Dir Fotografen den größten Gefallen tun?
Auch ich bin bestechlich. Im Ernst: Keine allzu großen Bildserien hochladen, technisch unzulängliche Bilder im Vorfeld verwerfen, abgelehnte Bilder kein zweites Mal hochladen – lieber anrufen und fragen: Weshalb bloß? – und, sollten Bilder abgelehnt werden: Nicht persönlich nehmen.
Vielen Dank für das Interview.
Weitere Interviews:
Elisabeth Cölfen (Fotografin)
